| Titel: | Neuerungen in der Herstellung von Thonwaaren. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 504 | 
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                        Neuerungen in der Herstellung von
                           								Thonwaaren.
                        (Patentklasse 80. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								252 S. 230.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 36.
                        Neuerungen in der Herstellung von Thonwaaren.
                        
                     
                        
                           Die Falzziegelfresse von Gebrüder Schmerber (vgl. 1874 211 * 7) hat
                              									durch Boulet, Lacroix und Comp. in Paris verschiedene
                              									Verbesserungen erfahren, welche näher in den Annales
                                 										industrielles, 1884 Bd. 2 * S. 214 besprochen sind.
                           Im unteren Theile der beiden Böcke A der Maschine (Fig. 15 und
                              										16 Taf.
                              									36) ist ein 5seitiges Prisma B, welches mit den
                              									Unterformen zu versehen ist, um die Welle C drehbar
                              									gelagert. Die Drehung des Prisma wird, wie bei Schmerber durch einen über die Rollen D und
                              										E gelegten Riemen hervorgebracht, welcher durch den
                              									Buckel e der Rolle E
                              									angespannt wird, sobald die Drehung des Prismas eintreten soll. Ein Sperrrad L begrenzt die Drehung, indem ein Riegel M in Kerben desselben einfällt. Nach dem Emporziehen
                              									des Riegels M, welches der auf der Welle F befestigte Daumen N
                              									bewirkt, ist das Prisma der Einwirkung des erwähnten Treibriemens überlassen; bald
                              									aber fällt der Riegel wieder auf das Sperrrad L, so
                              									daſs dessen Drehung sofort gehemmt wird, wenn eine Kerbe desselben unter den Riegel
                              										M zu stehen kommt. Die Sperrung wird dadurch
                              									gesichert, daſs die Hinterwand jeder Kerbe über die Vorderwand hervorragt, also ein
                              									Ueberspringen der Kerbe seitens des Riegels, wie dies bei der Schmerber'schen Maschine möglich war, hier nicht
                              									vorkommen kann.
                           Der Schlitten S, unter welchen die Oberform geschraubt
                              									wird, erfährt die erforderliche genau senkrechte Führung einerseits durch
                              									Gleitbahnen der beiden Böcke A, andererseits in dem
                              									gebohrten Bogenstücke, welches die Böcke oben mit einander verbindet. Unten und oben
                              									ist der Schlitten S mit je einer Rolle versehen,
                              									zwischen denen der auf der Welle F befestigte Daumen
                              										J sich befindet; der Mitteltheil des Schlittens S ist angemessen durchbrochen, so daſs sowohl der
                              									Daumen J, als auch die Welle F genügenden Raum finden. Wie bei jeder Drehung der Welle F bezieh. des Daumens J
                              									ein einmaliges Niederdrücken und darauf folgendes Emporsteigen des Schlittens S und der an demselben hängenden Form hervorgebracht
                              									wird, ist ohne weiteres zu sehen. Die Antriebswelle H
                              									mit den beiden Riemenrollen P und dem Zahnrädchen G, welch letzteres vermöge des Rades G1 die Welle F dreht, ist niedrig gelegt, während Schmerber derselben einen Platz hoch oben im Gestelle
                              									anwies.
                           Die Formen sind aus Gyps gegossen und von eisernen Kasten in geeigneter Weise
                              									umschlossen.
                           Bei 2 Mann Bedienung, 55 bis 60 Drehungen der Riemenscheiben P und 1 Pferdestärke Arbeitsaufwand sollen stündlich 500 Falzziegel
                              									geformt werden.
                           In Betreff der Falzziegelpresse von L. Damaze in St. Julien (* D. R. P. Nr. 29254 vom 24.
                                 									April 1884) ist es dem Referenten nicht möglich geworden, im Vergleiche mit den
                              									bekannten derartigen Einrichtungen irgend welche Vortheile zu finden. Damaze verwendet ein Vierkant statt eines Fünfkantes
                              									zum Tragen der Unterformen, wodurch das Auflegen der Thonblätter und das Abnehmen
                              									der gepreſsten Ziegel erschwert wird, und benutzt im Uebrigen unvollkommenere
                              									Bewegungsmechanismen u. dgl.
                           P. Vincent in Privas, Frankreich (* D. R. P. Nr. 29 514
                                 									vom 29. Mai 1884) legt bei seiner Falzziegelpresse den
                              									Antrieb und die Daumenwelle zum Niederdrücken bezieh. Emporheben der oberen Form
                              									unter das die Unterformen tragende Prisma, dreht letzteres mittels eines Riemens,
                              									dessen Antriebsscheibe wie bei Schmerber bezieh. Boulet vermöge eines Buckels im geeigneten Augenblicke
                              									die Riemenspannung besorgt, und erreicht die richtige Ruhelage des Prismas durch
                              									einen Riegel. Bemerkenswerth ist, daſs Vincent das
                              									Auflegen der Thonplatten und Ablegen der fertigen Ziegel durch folgende Mittel
                              									fördern will: In Fig. 11 und 12 Taf. 36 ist P das Fünfkant, auf welches die Unterformen M dampfdicht befestigt sind; über demselben hängt die
                              									Oberform M1 an der
                              									senkrecht verschiebbaren Platte P1. Es soll nun die zu pressende Thonplatte G mittels des endlosen Tuches T auf die derzeit oben liegende Unterform geschoben werden, was aber mit
                              									der vorliegenden Einrichtung wohl kaum gelingen wird. Nach stattgefundener Pressung
                              									soll ein Rahmen A, welcher von den Haken C festgehalten wird, auf den Siegel gelegt werden,
                              									welcher denselben in seiner Lage festhält, bis die Haken C von den Knaggen V (Fig. 13) zurückgezogen
                              									werden. Der Nahmen A mit dem Ziegel fällt sodann auf
                              									das endlose Tuch T1,
                              									welches beide fortschafft.
                           Behufs leichteren Lösens des Ziegels von den Formen werden letztere mittels Dampfes
                              									geheizt. Die Röhre a (Fig. 12) leitet den Dampf
                              									in den mit Stopfbüchse versehenen Topf b und die in der
                              									Stopfbüchse verschiebbare Röhre D1 zu dem Hohlräume der Form M1. Von hier aus durchströmt der Dampf die in d verschiebbare Röhre D,
                              									ferner J und gelangt so in das Innere des Fünfkantes
                              										P, dessen Wandungen derart durchbrochen sind, daſs
                              									der Dampf die Unterformen M unmittelbar zu berühren
                              									vermag. Die Röhre t leitet das Niederschlagswasser
                              									ab.
                           Wenn auch manches Hübsche in der Anordnung gefunden wird, so können doch schwere
                              									Bedenken gegen die Art der Durchbildung nicht unterdrückt werden; patentirt ist
                              									natürlich nur das Festhalten und rechtzeitige Loslassen der gepreſsten Ziegel
                              									mittels des Rahmens A und der Haken C.
                           F. A. Magowan in Trenton, N. J., und R. M. Basselt in Birmingham, Conn. (* D. R. P. Nr.
                                 									28527 vom 19. December 1883) wollen das Ablösen aus Thon gepreſster Teller u.s.w.
                              									durch Erwärmen der Formen erleichtern, legen aber
                              									zwischen die Flächen der eigentlichen Form und das Arbeitstück dünne Platten aus Blech, Gummi o. dgl. Beispielsweise
                              									soll in die Unterform für einen Teller ein dünnwandiger Blechteller gesetzt werden,
                              									dessen obere Fläche der verlangten Unterfläche des zu pressenden Tellers genau
                              									entspricht, auch mit der Fabrikmarke o. dgl. versehen ist, zwischen Thon und
                              									Oberform aber eine dünne Gummiplatte gelegt werden. Nach vollzogener Pressung löst
                              									sich das Gummiblatt leicht ab; der Thonteller wird mittels des Blechtellers
                              									ausgehoben und von diesem nach weiterem Trocknen abgehoben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 506
                              
                           Zum rascheren genauen Auflegen der Thonblätter auf
                                 										Tellerformen u. dgl. empfehlen Gebrüder
                                    										Netzsch in Selb, Bayern (* D. R. P. Nr. 28651 vom 5. Februar 1884)
                              									folgendes anscheinend zweckmäſsige Verfahren: Die für das betreffende Gefäſs
                              									erforderliche Thonmenge wird auf eine völlig ebene, mit einem Leder bedeckte
                              									Töpferscheibe gelegt. Der umgebogene Rand der Lederscheibe a ist zwischen zwei Metallringe b geklemmt,
                              									welche genau auf die vorerwähnte Töpferscheibe passen, der Lederscheibe so ihren
                              									Halt gebend. Es wird der Thon nun in gebräuchlicher Weise mittels einer Lehre
                              									gleichmäſsig ausgebreitet und mit Hilfe eines Drahtes der die Lederscheibe
                              									überragende Thonrand abgeschnitten. Der Arbeiter hebt hierauf den Ring mit der
                              									Lederscheibe und dem Thonblatte ab, um einen anderen Ring mit Lederscheibe auf seine
                              									Töpferscheibe zu legen und ein neues Thonblatt in Arbeit zu nehmen.
                           Ein anderer Arbeiter, welcher die weitere Ausbildung des Tellers o. dgl. zu besorgen
                              									hat, hat neben seiner Töpferscheibe den Ständer D (Fig. 14 Taf.
                              									36), welcher folgendermaſsen eingerichtet ist: Eine Stange S, welche unten den Arm E mit der diesem
                              									gegenüber verstellbaren Scheibe G trägt, wird von zwei
                              									dem Ständer angegossenen Lagern senkrecht geführt; ein im Ständer sich bewegendes
                              									Gegengewicht M ist derart bemessen, daſs die Stange S so lange in höchster Lage sich befindet, bis dieselbe
                              									mit Hilfe der Schnur N, welche unten an einen Fuſshebel
                              									sich anschlieſst, nach unten gezogen wird. Auf die Scheibe G paſst nun der Ring der oben näher besprochenen Lederscheibe; sie wird
                              										gegenüber dem Arme
                              										E so eingestellt, daſs man durch Drehen um die
                              									Stange S ihre Mitte genau über die Fertig-Töpferseheibe
                              									bringen kann. Die Stange H wird gleichzeitig so
                              									eingestellt, daſs der Arm E dieselbe in dem Augenblicke
                              									berührt, in welchem die Scheibe G mitten über die
                              									Fertig-Töpferscheibe gelangt.
                           Nach stattgehabter Einstellung braucht man nur den die vorbereitete Thonplatte
                              									tragenden Ring auf die Scheibe G und mit dieser über
                              									die Fertig-Töpferseheibe zu schieben, G bis zu
                              									letzterer – während sie ruht – nieder zu senken und hierauf unter Zurücklassung des
                              									Ringes mit Lederscheibe wieder emporsteigen zu lassen, um das Thonblatt richtig auf die Töpferscheibe zu bringen. Nachdem sodann
                              									die letztere in Betrieb gesetzt ist, wird die Lederscheibe mittels Spatel abgelöst,
                              									das Thonblatt völlig niedergedrückt und hierauf die Ausbildung in gebräuchlicher Art
                              									vorgenommen.
                           Das beschriebene Uebertragungsverfahren dürfte namentlich insofern sich vortheilhaft
                              									erweisen, als es die Möglichkeit gewährt, besondere Arbeiter ausschlieſslich für die
                              									Vorbereitung und andere nur für die Fertigstellung der Thonwaaren zu benutzen. Beide
                              									Gruppen werden hierdurch leistungsfähiger.
                           W. L. Gregg in Philadelphia (* D. R. P. Nr. 29693 vom
                                 									20. Mai 1884) will mittels einer Maschine, welche mit wagrechter, ruckweise sich
                              									drehender Formplatte nicht allein die richtige Menge des für jeden Ziegel erforderlichen Thones genau abmessen, sondern
                              									auch zwei einander gegenüber liegende Flächen jedes Ziegels mit färbendem Thone oder einem Glasflusse
                              									überziehen. Aus der verworren abgefaſsten Beschreibung der Patentschrift möge das
                              									Wesentliche im folgenden wiedergegeben werden.
                           Die Formplatte ist mit 4 Formen versehen, deren verschiebbare Böden in bekannter
                              									Weise mittels Rollen und Leitschienen getragen werden. An drei je 90° von einander
                              									entfernten Orten befinden sich über der Formplatte mit dem Gestelle der Maschine
                              									fest verbundene Druckplatten.
                           Das Einfüllen des feuchten Thones erfolgt mit Hilfe eines Trichters bezieh. eines in
                              									diesem niedersinkenden Stöſsels; es soll hierbei auf eine kleine Ueberfüllung der
                              									Form gesehen werden. Nachdem die gefüllte Form unter die erste Druckplatte, welche 4
                              									Löcher enthält, angelangt ist, wird ihr Kolben durch eine Hubscheibe so kräftig nach
                              									oben gedrückt, daſs, unter Benutzung der erwähnten Löcher, nicht allein die
                              									eingeschlossene Luft., sondern auch der überflüssige Thon entweicht. Unter der
                              									zweiten Preſsplatte wird dann, unter Benutzung einer auf den Kolben wirkenden
                              									Hubscheibe, die Fertigpressung vollzogen. Nachdem die Form zwischen der zweiten und
                              									dritten Preſsplatte angelangt ist, schiebt sich ein mit durchlöchertem Boden
                              									versehener, mit dem färbenden Thone o. dgl. versehener Kasten über dieselbe, wobei
                              									die Oberfläche des Ziegels genügend dick und gleichartig mit Farbe oder Glasfluſs überzogen
                              									werden soll, was man angesichts der vorgeschlagenen Einrichtung bezweifeln darf.
                              									Nunmehr wird unter der dritten Preſsplatte das Aufgestreute befestigt. Jenseits der
                              									dritten Preſsplatte wird der Ziegel ausgehoben und hinweggenommen, aber auch ein
                              									zweiter, mit durchlöchertem Boden versehener Kasten über die jetzt in höchster Lage
                              									befindliche Kolbenfläche geschoben, um Farbe oder Glasfluſs für die untere Fläche
                              									des folgenden Ziegels auszubreiten.
                           Die Verkörperung des hier kurz wiedergegebenen Gedankenganges läſst recht viel zu
                              									wünschen übrig, so viel, daſs mindestens eine gründliche Durcharbeitung des Ganzen
                              									seitens eines erfahrenen Constructeurs erforderlich ist, um die Maschine brauchbar
                              									zu machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
