| Titel: | Ueber die Verwendung der Elektricität in der chemischen Industrie. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 526 | 
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                        Ueber die Verwendung der Elektricität in der
                           								chemischen Industrie.
                        (Patentklasse 40 und 48. Fortsetzung des Berichtes
                           								Bd. 254 S. 296.)
                        Mit Abbildung.
                        Ueber Verwendung der Elektricität in der chemischen
                           								Industrie.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung galvanischer Niederschläge auf Eisen
                              									wird nach A. Wagner und P.
                                    										Jobst in Berlin (D. R. P. Nr. 29 842 vom 24. Februar 1884) das auf bekannte
                              									Weise verzinkte, gut gereinigte und gerauhte Guſseisen 4 bis 5 Secunden lang in eine
                              									Auflösung von 3g salpetersaurem Quecksilberoxyd in
                              										8l Wasser und 7l Schwefelsäure getaucht, darin hin- und herbewegt, nach der Herausnahme
                              									wiederum mit viel Wasser gewaschen und dann in ein Messing-, Kupfer- oder
                              									anderweitiges Bad gehängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 526
                              
                           G. Wagener und C. Netto in
                              									Tokio (* D. R. P. Nr. 29844 vom 28. März 1884) wollen gröſsere Gegenstände, deren
                              									Oberfläche auf galvanischem Wege mit einem metallischen
                                 										Ueberzuge versehen werden soll, ohne den zu behandelnden Gegenstand in die
                              									zu zersetzende Flüssigkeit einzutauchen, mit dem einen Pole der Batterie verbinden,
                              									während der andere Pol zugleich mit der zu zersetzenden Flüssigkeit über die
                              									Oberfläche des Gegenstandes hinweggeführt werden kann. Soll z.B. eine gröſsere
                              									Eisenplatte mit metallischem Zink überzogen werden, so wird die Platte mit dem
                              									negativen Pole verbunden, während der bewegliche Pol aus einer Zinkplatte a besteht, welche auf einer Seite mit einem
                              									Flanellbausche b überzogen, auf der anderen Seite mit
                              									einer Handhabe c versehen und in geeigneter Weise mit
                              									dem positiven Pole der Batterie durch geschmeidige Leitungsdrähte d verbunden ist. Die Sättigung des Bausches mit der
                              									Zinklösung erfolgt entweder durch wiederholtes Eintauchen in frische Lösung, oder
                              									durch ununterbrochenen Zufluſs. In letzterem Falle ist die Zinkplatte a durchlocht und der Zufluſs erfolgt durch den hohlen
                              									Handgriff, welcher am freien Ende durch Kautschukschlauch e mit dem Behälter der Lösung in Verbindung steht. Als Lösung hat sich in
                              									diesem Falle eine möglichst neutrale, d.h. auch in der Wärme kein Zink mehr
                              									angreifende Chlorzinklösung bewährt. Der auf diese Weise erzeugte Niederschlag
                              									haftet so gut wie der auf trockenem Wege hervorgebrachte auf dem Eisen, während
                              									bekanntermaſsen der durch Eintauchen erzeugte galvanische Zinkniederschlag diese
                              									Eigenschaft nicht besitzt.
                           Statt der Anode die Form einer Platte zu geben, wird man in solchen Fällen, wo die
                              									Oberfläche des Gegenstandes groſse Unregelmäſsigkeiten bietet, besser einen Pol
                              									anwenden, welcher in der Form eines elastischen Pinsels angefertigt ist und den
                              									Strom durch geschmeidige Metalldrähte, die in dem Pinsel enthalten sind,
                              									zuleitet.
                           Das Verfahren soll verwendet werden zur Verzinkung von Panzerplatten, wobei die Erneuerungen der Verzinkung bequem vorgenommen
                              									werden könnten, während die Platten an Ort und Stelle sind. Ferner können groſse Maschinentheile, Geschütze, vielleicht ganze
                              									Eisenconstructionen mit einem Zinküberzuge versehen werden. Laternensäulen und sonstigen Eisenguſs könnte man verzinken bezieh. dann
                              									auch noch verkupfern, wobei man ebenfalls die Möglichkeit hat, den Ueberzug
                              									nachträglich an Ort und Stelle ausbessern zu können, in gleicher Weise, wie man
                              									einen Anstrich erneuert. Das Verfahren soll überhaupt Anwendung finden zum
                              									Ueberziehen von Gegenständen, deren Gröſsenverhältnisse oder Befestigungsweise das
                              									Eintauchen in Bäder miſslich erscheinen lassen, mit einer metallischen Schicht
                              									(Kupfer, Silber, Gold, Nickel, Zink u. dgl.), sei es als Schutz, sei es zur
                              									Verschönerung.
                           Nach Frölich (Elektrotechnische
                                 										Zeitschrift, 1884 S. 466) ist der elektrische
                                 										Strom namentlich zur Reinigung der Metalle von
                              									den letzten Spuren fremder Stoffe geeignet, welche dem Hüttenmanne verhaltniſsmäſsig
                              									die meiste Arbeit kostet, dem Elektriker aber die geringste; der Raffinirprozeſs ist
                              									daher derjenige, welcher sich am leichtesten und sichersten durch eine Elektrolyse
                              									ersetzen läſst.
                           Die wichtigsten Producte der Verhüttung des Kupfers
                              									sind: der Kupferstein mit 50 bis 60 Proc. Kupfergehalt, das Schwarzkupfer mit etwa
                              									80 bis 95 Proc. und das Raffinirkupfer mit 99 bis beinahe 100 Proc. Alle sind mehr
                              									oder weniger leitend, das Kupfererz dagegen nicht. Sämmtliche Producte, mit Ausnahme
                              									des Erzes, lassen sich daher der Elektrolyse unterwerfen und als Anoden benutzen;
                              									als Niederschlag erhält man stets reines oder beinahe reines Kupfer, wenn man
                              									genügend für Erneuerung der Lösung sorgt. Bezüglich der Spannungen, welche sich im
                              									Betriebe zeigen, wenn der Strom durch die Bäder geht, bilden diese verschiedenen Producte
                              									eine Skala, welche sich von 0,1 bis ungefähr 1 Volt erstreckt, Stellt man in dem
                              									Bade reines Kupfer auf einer Seite reinem Kupfer auf der anderen gegenüber, so
                              									erhält man keinen Spannungsunterschied zwischen beiden Platten ohne äuſseren Strom,
                              									und schickt man von auſsen Strom in die Zelle, so ist der Spannungsunterschied der
                              									Platten bloſs hervorgerufen durch den Widerstand, den die Flüssigkeit dem Strome
                              									entgegensetzt und zu dessen Ueberwindung eine gewisse Spannung gehört. Es hängt also
                              									dieser Spannungsunterschied von der Stärke des Stromes, vom specifischen Widerstände
                              									der Lösung und ihrer Temperatur und von der Entfernung der Platten ab.
                           Wird nun als Anode statt des reinen Kupfers unreines Kupfer verwendet, so tritt zu
                              									jenem durch den Strom hervorgerufenen Spannungsunterschied eine weitere Spannung
                              									hinzu, welche der Gröſse der Polarisation an der Anode, somit auch dem
                              									Einheitswerthe der dort geleisteten chemischen Arbeit und der Menge und Art der
                              									Unreinigkeiten in der Anode entspricht. Wenn also ferner die Erfahrung zeigt, daſs
                              									bei technisch richtig ausgeführten Anstalten für Kupfer-Elektrolyse bei Anwendung
                              									von beinahe reinem Kupfer als Anode eine Spannung von 0,1 bis 0,2 Volt am Bade
                              									auftritt, so erhalten wir die Gröſse der Polarisationsspannung bei Anwendung von
                              									unreinen Kupfersorten, indem wir von der alsdann auftretenden Spannung 0,1 bis 0,2
                              									Volt abziehen. Hierbei ist vorausgesetzt, daſs die Stromstärke, die Lösung,
                              									Temperatur und Entfernung der Platten dieselbe sei. Die gröſste Spannung am Bade
                              									zeigt natürlich die Elektrolyse von Kupferstein oder ähnlichen Schwefelverbindungen
                              									des Kupfers; es beträgt dieselbe nach den Angaben von Marchese in Genua bis 1 Volt.
                           In demselben Verhältnisse, in welchem die Spannung am Bade wächst, vermehrt sich auch
                              									das Bedürfniſs nach Erneuerung der Lösung oder, wenn dieses nicht genügend
                              									befriedigt wird, vermindert sich die Reinheit des niedergeschlagenen Kupfers.
                           Es gibt eine Menge Fälle in der chemischen und hüttenmännischen Industrie, in welchen
                              									natürliche und künstliche Producte in groſsen Massen vorhanden sind, ohne weiter
                              									verarbeitet werden zu können, hauptsächlich weil sie zu arm an Metall sind. Oft kann
                              									eine Lösung des Metalles hergestellt werden, indem man diese Producte durch Säuren
                              									oder Alkalien auslaugt. Um solche Lösungen zu zersetzen, müssen schwer zersetzbare
                              									Anoden angewendet werden. Spannung und chemische Arbeit sind groſs, entsprechend
                              									auch die Betriebskosten; und dennoch ist kein Zweifel, daſs dieser theure
                              									elektrische Prozeſs in wichtigen Fällen Anwendung finden wird, weil er das einzige
                              									Mittel bietet, um jene Producte überhaupt technisch zu verwerthen.
                           Bei der elektrolytischen Behandlung der Metallabfälle
                              									ist man ebenfalls genöthigt, entweder den Rohstoff als Anode zu benutzen, oder
                              									denselben aufzulösen und aus der Lösung niederzuschlagen.
                           
                           Die Bedürfnisse der Galvanoplastik sind in elektrischer
                              									Beziehung verhältniſsmäſsig leicht zu befriedigen. Es hat sich bald herausgestellt,
                              									daſs die verschiedenen Prozesse der Galvanoplastik sich wesentlich durch die am Bade
                              									verlangte Spannung unterscheiden und es ist daher zweckmäſsig, für diese
                              									verschiedenen Spannungen verschiedene Maschinen zu construiren. Allerdings besteht
                              									durchaus kein Hinderniſs, allen galvanoplastischen Maschinen dieselbe Spannung zu
                              									geben und zwar die höchste, welche bei diesen Prozessen vorkommt. Mit einer solchen
                              									Maschine lassen sich dann natürlich auch Bäder geringer Spannung betreiben, wenn man
                              									eine genügende Anzahl derselben hinter einander schaltet. Dieses
                              									Hintereinanderschalten geht natürlich nur an, wenn der Betrieb ein einigermaſsen
                              									gleichmäſsiger ist, d.h. die Fläche der in den Bädern hängenden Gegenstände nicht
                              									wesentlich wechselt, da sonst die Veränderung der Oberfläche in einem Bade auf den
                              									Niederschlag im anderen Bade einwirken würde. Obschon bei vielen gröſseren Anlagen
                              									dieser Art der Betrieb regelmäſsig genug ist, um Bäder hinter einander zu schalten
                              									und mit einer einzigen Maschine die verschiedensten Bäder zu betreiben, können sich
                              									doch die Galvanoplastiker nur sehr schwer zu Einrichtungen dieser Art entschlieſsen.
                              									Es ist dies bloſs die Macht der Gewohnheit und rührt offenbar davon her, daſs bei
                              									den unregelmäſsigen kleineren Betrieben die Parallelschaltung allerdings geboten
                              									ist.
                           Eine Neuerung auf dem Gebiete der Galvanoplastik besteht in der Anwendung von höheren
                              									Spannungen bei der dicken Verkupferung. Bei einer guten
                              									Verkupferung, welche alle Erhebungen und Senkungen der Oberfläche genau wiedergibt,
                              									sind ungefähr 30 Ampère auf 1qm erforderlich. Wird
                              									mittels dieses Stromes z.B. ein Bildstock von 5mm
                              									Dicke niedergeschlagen, so dauert diese Arbeit ungefähr 1500 Stunden. Diese Zeit
                              									kann sehr bedeutend abgekürzt werden, wenn man jene Stromstärke nur zu Anfang, wo es
                              									sich um genaue Abformung handelt, anwendet, später aber auf das 10- oder 20-fache
                              									verstärkt. Die hinteren Schichten des Kupferniederschlages werden dann allerdings
                              									etwas körnig und knollig, aber die Festigkeit und Drucksicherheit des Bildstockes
                              									wird dadurch nicht beeinträchtigt.
                           Die erste und groſsartigste Anlage zur elektrolytischen
                                 										Raffinirung des Kupfers mit Maschinen von Siemens
                                 										und Halske wurde im Herbste 1878 auf dem kgl. Kommunion-Hüttenwerke zu Oker
                              									im Harz hergestellt. Von der Firma wurden die Maschinen geliefert und die Anlage in
                              									Gang gebracht (vgl. 1881 240 * 38. 1884 251 420). Die weitere Ausbildung der Einrichtung ist
                              									namentlich dem Direktor des Hüttenwerkes, Bräuning, zu
                              									verdanken. Heute arbeiten daselbst 6 Maschinen: 5 Maschinen C1 und eine Maschine C18, von denen jede 250 bis 300k Kupfer
                              									täglich niederschlägt bei einem Arbeitsverbrauche von 7 bis 8°. Die jährliche
                              									Leistung beläuft sich daher jetzt auf 500 bis 600t
                              									Kupfer. Das zu raffinirende Kupfer hat bereits einen hüttenmännischen
                              									Raffinirprozeſs durchgemacht und enthält nur ⅓ bis ½ Proc. Unreinigkeiten; trotzdem ist der
                              									elektrolytische Prozeſs ökonomisch lohnend, weil die Entfernung der letzten
                              									Unreinigkeiten den Werth des Kupfers erheblich steigert.
                           Der groſse Vorzug des elektrolytischen Verfahrens vor der hüttenmännischen
                              									Raffinirung besteht darin, daſs die edlen Metalle, namentlich das Silber, nicht in
                              									Lösung gehen, sondern in den Schlamm fallen, d.h. sich einfach durch die allmähliche
                              									Zerstörung der Anode von derselben loslösen. Man hat daher, um sämmtliches im
                              									Rohmateriale enthaltene Silber zu bekommen, bloſs den allmählich am Boden der Bäder
                              									sich ansammelnden Schlamm von Zeit zu Zeit zu entfernen und das Silber daraus
                              									abzuscheiden. Der wichtigste Nachtheil des elektrolytischen Verfahrens liegt in dem
                              									Verhalten von Arsen und Antimon. Dieselben gehen in Lösung und, sobald der Gehalt
                              									der Lösung an diesen Stoffen ein gewisses Maſs überschritten hat, fangen dieselben
                              									an, auch in das niedergeschlagene Kupfer überzugehen, oder bewirken wenigstens, daſs
                              									dasselbe spröde und hart wird. Um diesem Uebelstande zu begegnen, bleibt nichts
                              									übrig, als die Lösung zu reinigen, oder durch neue zu ersetzen. Das Spröde werden
                              									des Niederschlages wird jedoch auch beobachtet, ohne daſs der Gehalt an Arsen und
                              									Antimon die Ursache sein kann, und man möchte beinahe zu der Vorstellung gelangen,
                              									als ob nach längerem Gebrauche die Lauge dem elektrolytischen Prozesse gegenüber
                              									eine gewisse Müdigkeit zeigt, deren Ursache noch nicht aufgeklärt ist.
                           In Oker stehen die beiden Systeme mit wenigen groſsen und mit vielen kleineren Bädern
                              									neben einander und bewähren sich gleich gut; nur ist bei letzterem Systeme das
                              									Anlagekapital geringer. Das Rohkupfer sowohl, wie das Reinkupfer werden in Form von
                              									Platten angewendet von etwa 1m Länge und 0m,5 Breite. Die Stärke der Rohkupferplatten, wenn
                              									sie der Elektrolyse ausgesetzt werden, beträgt etwa 15mm. Die Reinkupferplatten werden in etwas geringerer Stärke in den Handel
                              									gegeben. Die Maschine C1, welche mit wenig groſsen
                              									Bädern arbeitet (vgl. 1881 240 * 38), liefert bei einem
                              									Betriebe, welcher täglich 250 bis 300k Kupfer
                              									entspricht, etwa 3,5 Volt Klemmenspannung und 1000 Ampère Stromstärke. Die Maschine
                              									besitzt nur wenig Commutatorabtheilungen und ein System von Kupferbürsten, welche
                              									ohne jede Federkraft, die eigene ausgenommen, an den Commutator angedrückt werden.
                              									Wie gering unter dieser Voraussetzung die Abnutzung derselben ist, geht aus der
                              									Thatsache hervor, daſs heute noch der Commutator der ersten gelieferten Maschine
                              										C1 in Oker im Betriebe ist, obschon die Maschine
                              									nun seit 6 Jahren beinahe ohne Unterlaſs Tag und Nacht im Gange ist. Die zur
                              									Maschine C1 passenden Leitungen müssen besonders
                              									sorgfältig zusammengesetzt werden, weil ein nur wenig unvollkommener Contact
                              									zwischen zwei an einander stoſsenden Kupferleitungen den Betrieb sehr erheblich
                              									schädigen kann.
                           
                           Jede Maschine C1 betreibt in der Regel 12 hinter
                              									einander geschaltete Bäder- jede Anlage, welche von einer Maschine C1 betrieben wird., nimmt einen Raum von ungefähr
                              										80qm ein. Die Maschine C18 liefert sine Spannung von 30 Volt bei einer
                              									Stromstärke von 120 Ampere (in anderen Fällen 15 Volt und 240 Ampère). Dieselbe
                              									betreibt in Oker etwa 80 kleinere Bäder. Der Raum der Anlage, die Menge der Lauge,
                              									Betriebskraft, Kupferniederschlag sind bei dieser Maschine ganz ähnlich wie bei den
                              									Anlagen mit C1. Die Kosten der Anlagen sind jedoch
                              									verschieden und ein erheblicher Vortheil der Anlage mit C18 vor den übrigen Gesteht darin, daſs die Bäder in recht erhebliche
                              									Entfernung von der Maschine gebracht werden dürfen, was bei C1 nicht angeht.
                           Bei der ersten Anlage mit C1 wurde zum ersten Male
                              									das Prinzip des Messens mit schwachem Nebenschlüsse zur
                              									Anwendung gebracht. Nach verschiedenen Methoden wurden sowohl Stromstärke, als
                              									Spannungsmessung so ausgeführt, daſs der Betrieb nicht im Geringsten durch die
                              									Messung gestört wurde und kein nennenswerther Theil des Stromes durch die
                              									Meſsapparate ging. Die Messung der Stromstärke geschah stets durch Messung des
                              									Spannungsunterschiedes an den Enden eines Stückes der Leitung, dessen Widerstand
                              									sich messen oder berechnen lieſs. Im J. 1879 und später wurde diese Methode durch
                              									Anwendung des seither vielfach verwendeten Torsionsgalvanometers ersetzt, welchem
                              									verschiedene constante Widerstände vorgeschaltet wurden, je nach der Gröſse der zu
                              									messenden Spannung. Gleich von Anfang an wurde durch diese von Arbeitern fortlaufend
                              									angestellten Messungen bewirkt, daſs die Menge des Kupferniederschlages stets vorher
                              									bestimmt werden konnte, wodurch bald die Wägungen der Kathoden beinahe überflüssig
                              									wurden. Soeben ist man im Begriffe, für jede einzelne Maschine in Oker ein
                              									Galvanoskop einzuschalten, welches, weithin sichtbar, dem Arbeiter die Stärke des
                              									Stromes in Ampere zeigt.
                           Die Beschaffenheit des in Oker erzeugten Kupfers wird durch kein anderes Kupfer
                              									übertroffen, während namentlich von gewissen englischen Fabriken, welche nicht so
                              									sorgfältig arbeiten als in Oker, mangelhaftes elektrolytisches Kupfer in den Handel
                              									kommt. Eine nicht unbedeutende Verwendung findet dieses Kupfer in der Herstellung
                              									jener feinen und feinsten Kupferfasern (sogen. Lametta u.s.w.), welche, in Nürnberg
                              									erzeugt, unsere Weihnachtsbäume in so glänzenden Farben bedecken und zu deren
                              									Herstellung die gröſste Dehnbarkeit und Zähigkeit des Kupfers verlangt wird. Die
                              									wichtigste Verwendung des guten elektrolytischen Kupfers ist bisher diejenige zu den
                              									Leitern in Telegraphenkabeln und zur Bewickelung von
                              										elektrischen Maschinen.
                           Entgegen der Behauptung, daſs in Oker die Niederschlagsmenge im Verhältnisse zur
                              									aufgewendeten Arbeitskraft noch gesteigert werden könne, bemerkt Frölich, daſs bei jeder Aenderung der Verhältnisse
                              									jener Anlage zwar ein Vortheil in einer Richtung, aber stets auch ein Nachtheil in anderer Richtung
                              									entsteht und daſs die daselbst angewendeten Verhältnisse nach allen Richtungen wohl
                              									abgewogen sind. Will man z.B. den procentischen Arbeitsverlust in der Maschine
                              									verringern, so hat man nur bei derselben Construction der Maschine höhere
                              									Geschwindigkeiten und geringere Stromstärke anzuwenden, oder aber, wenn die Bäder
                              									und die Stromstärke dieselben bleiben sollen, eine gröſsere und mehr Stromstärke
                              									vertragende Maschine zu bauen, welche dann nur unvollständig ausgenutzt würde. Es
                              									würde aber alsdann entweder die Abnutzung der Maschine, oder ihre Gröſse und der
                              									Preis sich erhöhen. Nimmt man, ohne Stromstärke und Spannung an der Maschine zu
                              									verändern, die Bäder doppelt so groſs, so kann man deren eine doppelte Anzahl
                              									einschalten, wenn nicht etwa die Polarisation zu viel ausmacht, und also die
                              									doppelte Niederschlagsmenge erzielen. Es würde aber hierdurch das Anlagekapital und
                              									der Raum der Anlage beinahe auf das Doppelte erhöht. Sobald man bei derselben Gröſse
                              									des Bades den Strom erheblich stärker nimmt als in Oker, so besitzt der Niederschlag
                              									bei Weitem nicht* mehr die gute Beschaffenheit wie das Kupfer in Oker und das
                              									Verhältniſs von Arbeitskraft und Niederschlagsmenge verschlechtert sich
                              									erheblich.
                           Auſser den Anlagen in Oker sind noch ausgeführt worden: eine Anlage mit C1 bei Kayser und Comp.
                              									in Moabit bei Berlin, mit der Maschine C2
                              									(verkleinerte C1) bei Schreiber in Burbach bei Siegen; Anlagen mit C18 für die Königshütte in Schlesien und das
                              									k. k. Hüttenwerk in Wittkowitz (Mähren). Mehrere andere
                              									Anlagen sind in Vorbereitung. Zur Raffinirung von Schwarzkupfer, d.h. Rohkupfer von etwa 90 Proc. Kupfergehalt, ist von der
                              									Firma Siemens und Halske ein kleinerer Betrieb auf Stephanshütte in Ober-Ungarn eingerichtet worden.
                              									Dieselbe liefert gutes Kupfer; eine Vergröſserung ist in Aussicht genommen.
                           Mit dem Kupfersteine hat sich die Società anonima delle Miniere di Rame in Genua unter
                              									ihrem Direktor Marchese (vgl. 1884 251 420) beschäftigt. Es ist der Gesellschaft gelungen,
                              									diese schwierige Aufgabe in technisch verwendbarer Weise zu lösen und eine
                              									groſsartige Anlage ins Leben zu rufen; die messenden Vorversuche und die Entwürfe
                              									der ersten Anlagen wurden von Siemens und Halske
                              									ausgeführt. Es sind an diese Gesellschaft im Ganzen 30 Maschinen C18 geliefert. Wie viel gröſser die bei diesem
                              									Materiale zu leistende Arbeit ist als bei Raffinir- oder Schwarzkupfer, geht
                              									namentlich aus der Spannung an den Bädern hervor. Dieselbe beträgt bei Kupferstein
                              									bis zu 1 Volt, in obigen Fällen höchstens 0,2 bis 0,3 Volt. Der Kupferertrag für
                              										1e ist dem entsprechend auch geringer. Diese *
                              									S. 200 d. Bd. näher beschriebene Anlage ist durchaus einzig in ihrer Art (vgl. La Lumière electrique, 1884 Nr. 40 bis 42).
                           In Bezug auf Silber ist eine Anlage von Möbius in Mexiko zu erwähnen, bei welcher 2 Maschinen
                              									der Firma Siemens und Halske mit einer Arbeitskraft von
                              									etwa 14e arbeiten. In dieser Anlage wird das Silber elektrolytisch
                              									raffinirt. Das Silber ist jedoch bedeutend unreiner als die bei der elektrolytischen
                              									Raffinirung verwendeten Kupfersorten. Der Ertrag an reinem Silber beträgt täglich
                              									etwa 300k. Vermuthlich ist in diesem Falle die
                              									Maschine nur in geringem Grade ausgenutzt.
                           Für die Raffinirung des Bleies ist es erschwerend, daſs
                              									Blei, wie auch Silber, keinen festen blechartigen Niederschlag bilden, sondern sich
                              									in Form feiner Zweige ansetzen. Bezügliche Versuche, namentlich um Hartblei
                              									elektrolytisch zu Weichblei zu raffiniren, sind von Siemens
                                 										und Halske sowie von hüttenmännischer Seite mit kleineren Maschinen
                              									veranstaltet worden. Es stellte sich jedoch heraus, daſs der Preisunterschied
                              									zwischen Weichblei und Hartblei nicht genügend groſs ist, um der elektrolytischen
                              									Raffinirung Aussichten zu eröffnen (vgl. 1884 251
                              									421).
                           Eine fernere Anwendung bietet sich der Elektrolyse in der Gewinnung von Zinn aus Weiſsblechabfällen.
                           Das Zink zeigt eine merkwürdige Neigung, bei der
                              									Elektrolyse sich in schwammiger Form niederzuschlagen, und es scheint die
                              									Schwammbildung mit gleichzeitiger Entwickelung von Wasserstoff in Zusammenhang zu
                              									stehen. Das zu gewinnende Zink muſs ferner frei oder beinahe frei von Eisen sein und
                              									endlich ist es wünschenswerth, das Zink in fester Form, nicht als Pulver zu
                              									erhalten. Hierzu kommen noch die theils chemischen, theils elektrischen
                              									Schwierigkeiten, welche in der Einwirkung der Verunreinigungen auf Niederschlag und
                              									Lösung beruhen (vgl. 1884 251 31. 418).
                           Nach einer Angabe in der Berg- und Hüttenmännischen
                                 										Zeitung, 1884 S. 405 werden auf dem Balbach'schen Werke in Newark die bei der Entsilberung fallenden Krätzen auf
                              									Hartblei verschmolzen, dieses wird gesaigert und enthält dann 20 bis 25 Proc.
                              									Antimon. Die Kienstöcke Werden in einem kleinen Schachtofen auf Kupfer durchgesetzt,
                              									welches auf elektrolytischem Wege raffinirt wird. Man
                              									hat eine ziemlich mangelhafte Hochhausen'sche Maschine
                              									von 15e, welche täglich 350k liefert. Es sind 700 Elektroden vorhanden, jede
                              									von 0,5 zu 0m,5 Oberfläche, Welche theils hinter,
                              									theils neben einander geschaltet sind. Die schwefelsaure Lösung ist schwach sauer.
                              									Das Product 4er Fällung ist fest und zusammenhängend, müſste aber für den Handel
                              									noch gewalzt werden; jedoch wird das gesammte gewonnene Kupfer auf dem Werke selbst
                              									zur Silberfällung verbraucht und nur Vitriol verkauft.
                           Zur elektrolytischen Bestimmung des Kupfers in Arsen
                              									haltigen Erzen,. Schlacken u. dgl. bringt K. A.
                                 										Akerblom (Jernkontorets Annaler, 1884 S. 24)
                              									je nach dem erwarteten Metallgehalte 1 bis 5g in
                              									eine Porzellanschale- ist das Erz Schwefel haltig, so fügt man 0,3 bis 0g,5 chlorsaures Kalium hinzu. Man legt ein
                              									Deckglas auf, gieſst 10cc rauchende Salpetersäure
                              									hinein, erhitzt eine Stunde lang, verdünnt die Lösung mit etwas Wasser, läſst
                              									abkühlen, fügt 6cc Schwefelsäure hinzu und
                              									erhitzt, bis die Salpetersäure verdampft ist. Nun wird mit Wasser verdünnt, filtrirt
                              										und siedend mit
                              									Natriumhyposulfit das Kupfer als Cu2S gefällt. Der
                              									Niederschlag wird getrocknet, geglüht, in Salpetersäure gelöst und das Kupfer
                              									elektrolytisch gefällt.