| Titel: | E. Kiebitz's Rundkegelbahn. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 20 | 
| Download: | XML | 
                     
                        E. Kiebitz's Rundkegelbahn.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									3.
                        E. Kiebitz's Rundkegelbahn.
                        
                     
                        
                           Die Anlage gekrümmter Kegelbahnen, welche ganz wesentliche räumliche Vortheile
                              									bieten, war bisher insofern eine recht unvollkommene, weil die Bahn an sich wie eine
                              									gerade Bahn als wagerechte Ebene ausgeführt wurde. Die Kugel wurde demnach aus ihrer
                              									ursprünglichen geraden Richtung lediglich durch die Bandenbretter abgelenkt, und
                              									ihre Endrichtung hing mehr von Zufälligkeiten, als von dem berechnenden Willen des
                              									Kegelschiebers ab, wodurch der wesentlichste Reiz an dem Spiele verloren ging.
                              									Auſserdem war beim Vorhandensein zweier Berührungspunkte mit der Bahn die Kugel an
                              									einem derselben gleitender Reibung unterworfen, welche einen Kraftverlust zur Folge
                              									hatte. Die Deutsche Bauzeitung, 1885 S. 310
                              									veröffentlicht nun eine von E. Kiebitz in Berlin (vgl.
                              									auch * D. R. P. Kl. 77 Nr. 32655 vom 17. Januar 1885) entworfene Rundkegelbahn, bei
                              									welcher die bezeichneten Miſsstände vollständig vermieden sind. Der gekrümmte Theil
                              									der Lauffläche dieser Bahn bildet, wie die Fig. 11 und 12 Taf. 3
                              									erkennen lassen, keine wagerechte Ebene mehr, sondern dieselbe ist nach auſsen zu
                              									überhöht und zwar steigt sie um so mehr an, je kleiner der Krümmungshalbmesser der
                              									Bahn an der betreffenden Stelle ist. Die in die Bahnkrümmung eintretende Kugel wird
                              									durch ihr Beharrungsvermögen und die allmählich hinzutretende Fliehkraft nach
                              									auswärts gedrängt, gelangt aber hierbei auf eine ansteigende Fläche und dadurch wird
                              									wieder eine solche Gegenwirkung ausgeübt, daſs die Kugel nicht gänzlich aus der Bahn
                              									herausgedrängt werden kann, sondern daſs sie dieselbe in einem Bogen durchläuft,
                              									ohne je die Bahn gleichzeitig mit zwei Punkten zu berühren. Die Ueberhöhung der
                              									gekrümmten Bahnstrecke ist so bemessen, daſs die von der Mitte der Aufsetzbohle
                              									(Laden) mit einer mittleren Geschwindigkeit
                              									abgeschobene Kugel sich durchaus in der Mitte der Bahn bis ans Ziel bewegen muſs.
                              									Abweichungen von dieser Geschwindigkeit oder von der richtigen Anfangsrichtung haben
                              									ganz bestimmte Aenderungen der Endrichtung zur Folge, weshalb der Kegelschieber die Wirkung seines
                              									Schubes auf einer solchen Rundbahn ebenso voraus berechnen kann wie bei einer
                              									geraden Kegelbahn.
                           Was die Art und Weise der Herstellung anbelangt, so sei bemerkt, daſs die Kegelbahn
                              									vollständig aus Holz bestehtEine solche Rundkegelbahn ist auf der diesjährigen Gewerbeausstellung in
                                    											Görlitz zur öffentlichen Erprobung errichtet worden.; sie hat
                              									eine eichene, etwa 4m lange Aufsetzbohle,
                              									kiefernes Auftritt- und Kegelbrett. Die übrigen Laufflächen bestehen aus 5cm breiten kiefernen Latten mit je 1cm Zwischenraum, welche in den Curven entsprechend
                              									geschweift ausgehobelt werden. Die ganze Bahn ist zum Auseinandernehmen
                              									eingerichtet, hat zwei gerade Enden und besteht übrigens aus gekrümmten Stücken,
                              									welche an den Stöſsen a an einander befestigt werden.
                              									Die Eigenschaft der Auseinandernehmbarkeit macht die Bahn sehr geeignet, sie für
                              									Vergnügungslokale zu verwenden, welche auſser zu besonderen Zwecken wenig benutzt
                              									werden; dieselbe kann auch im Freien ohne groſsen Schaden angelegt werden, da die
                              									Lattenzwischenräume das Wasser ablaufen lassen und sich die Latten in sich nicht
                              									werfen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
