| Titel: | Ueber die ungleichmässige Zusammensetzung gegossener Stahlblöcke. | 
| Autor: | E. M. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 21 | 
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                        Ueber die ungleichmäſsige Zusammensetzung
                           								gegossener Stahlblöcke.
                        Mit Abbildungen.
                        P. Zetzsche, über gegossener Stahlblöcke.
                        
                     
                        
                           Die durch den englischen Chemiker Stubbs aufgefundene
                              									Verschiedenheit in der Zusammensetzung eines Stahlblockes, besonders die Anhäufung
                              									der Grundstoffe Phosphor, Schwefel, Silicium und Kohlenstoff in dem Theile des
                              									Blockes, welcher am längsten flüssig bleibt, wurde zuerst an gröſseren Guſsstücken
                              									nachgewiesen. Snelus wiederholte dann den Versuch an
                              									einem gröſseren Blocke, welcher absichtlich durch Zusatz von Schlackeneisen stark
                              									mit Schwefel und Phosphor angereichert war; auch er fand diese Verschiedenheiten in
                              									der Zusammensetzung und wies deren Einfluſs auf die Festigkeitseigenschaften nach.
                              									Der Block wurde zerschnitten und einzelne Scheiben zu Zerreiſsproben ausgeschmiedet.
                              									Eine Probe am Boden ergab 54k/qmm bei 21,8 Proc. Dehnung, während die Probe am
                              									Kopfende 74,6k/qmm
                              									bei nur 8,8 Proc. Bruchdehnung zeigte.
                           Paul Zetzsche in Kulebaki (Ruſsland) hat nun sowohl die
                              									Verschiedenheiten der chemischen Zusammensetzung, als auch deren Einfluſs auf die
                              									mechanischen Eigenschaften bei gewöhnlichen zu Radreifen verwendeten Blöcken aus
                              									Martinstahl nachgewiesen. Den Ergebnissen seiner Untersuchung, welche in Stahl und Eisen, 1884 S. 646 mitgetheilt sind, ist
                              									Folgendes entnommen.
                           Ein beliebiger Guſsblock (Ingot) von 250k Gewicht
                              									wurde unter dem Hammer gelocht und nach dem Erkalten ein Stück herausgeschnitten,
                              										wie in nachstehender
                              										Figur 1 angedeutet. Der Stahl war dicht und
                              									besaſs feines gleichmäſsiges Korn im Bruche. Das schraffirte Stück wurde etwas
                              									ausgeschmiedet und dann in Richtung des mittleren Durchmessers auf 38mm rund ausgewalzt. Aus dem Rundstabe wurden nun 5
                              									Probestäbe herausgeschnitten, auf 18mm gedreht und
                              									bei einer Körnerlänge von 200mm zerrissen.
                              									Bezeichnet sind die Stäbe von Nr. 1 bis 5, so daſs Nr. 1 dem nach dem
                              									Blockmittelpunkte gelegenen Ende entspricht, während Nr. 5 das dem Rande zunächst
                              									gelegene Ende ist.
                           Fig. 1., Bd. 258, S. 22Die chemische Untersuchung lieferte folgende Procentwerthe:
                           
                              
                                 Stab
                                 Silicium
                                 Mangan
                                 Kohlenstoff
                                 Phosphor
                                 
                              
                                 1
                                 0,07
                                 0,37
                                 0,59
                                 0,11 (Blockinneres)
                                 
                              
                                 2
                                 0,06
                                 0,41
                                 0,58
                                 0,11
                                 
                              
                                 3
                                 0,04
                                 0,43
                                 0,56
                                 0,09
                                 
                              
                                 4
                                 0,03
                                 0,46
                                 0,53
                                 0,09
                                 
                              
                                 5
                                 0,02
                                 0,50
                                 0,52
                                 0,08 (Blockäuſseres)
                                 
                              
                           Wie man sieht, scheinen die Metalloide nach dem am längsten
                              									flüssigen Theile des Stahlblockes zu wandern, während die Metalle nach dem am
                              									frühesten erkaltenden Theile gehen, also an Reinheit gewinnen.
                           Textabbildung Bd. 258, S. 22Fig. 2 Bruchbelastung 53,4 k/qmm,
                                    											Contraction 49,9 Proc., Dehnung 21,6 Proc.Die Probestäbe sind auf einem selbstzeichnenden Zerreiſsapparate zum Bruche
                              									gebracht worden und die auf demselben erhaltenen Festigkeitsdiagramme a. a. O.
                              									abgedruckt; die Contraction wurde gleichzeitig mit eingetragen, so daſs die
                              									Diagramme den in Fig. 2 gezeigten Charakter haben. In
                              									der oben genannten Quelle ist nun als Bruchfestigkeit zwar der richtige höchste
                              									Werth der Spannung cb angegeben, aber als Bruchdehnung
                              									dann nicht der zugehörige Werth der Dehnung a c, sondern der Werth ad
                              									genommen, der offenbar die örtliche Dehnung an der
                              									Bruchstelle während des Bruches selbst mit enthält, welche von den mannichfaltigsten
                              									Zufälligkeiten abhängt. Der Linienzug afg der
                              									Contraction läſst dies besonders scharf erkennen; von dem Punkte f an wirft sich die Contraction nur auf die schwächste
                              									Stelle. Die geringsten Zufälligkeitenkönnen nun an dieser Stelle die verstärkte Contraction
                              									verhindern, so daſs sieh das betreffende Probestück nach den im J. 1879 vom Verein
                              									deutscher Eisenbahnverwaltungen angenommenen Abnahmebedingungen (Bruchbelastung +
                              									Contraction > n) als nicht genügend erweist, obgleich
                              									es im Uebrigen sich als vollkommen brauchbar gezeigt hat. Ein solcher Zwischenfall
                              									kam bei der Probe Nr. 4 vor, bei welcher das Stück plötzlich riſs; von dem Diagramme
                              									fiel nur das Stück bcde fort und man wird kaum
                              									behaupten können, daſs es deswegen weniger brauchbar als die anderen Proben gewesen
                              									ist.
                           Die den Diagrammen entommenen Werthe sind in der
                              									folgenden Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Stab
                                 Bruchfestig-keit cbk/qmm
                                 Bruch-dehnung acProc.
                                 Contraction
                                 
                              
                                 bei Beginn desRisses
                                 am Ende desRisses
                                 
                              
                                 1
                                 58,2
                                 16,5
                                 19
                                 43,7
                                 
                              
                                 2
                                 55,7
                                 15,5
                                    19,5
                                 47,8
                                 
                              
                                 3
                                 54,2
                                 18,0
                                 21
                                 45,8
                                 
                              
                                 4
                                 53,0
                                 18,0
                                 21
                                 21,0
                                 
                              
                                 5
                                 53,4
                                 18,5
                                    22,5
                                 49,9
                                 
                              
                           Die im Blockinnersten gelegene Probe Nr. 1 ergab die gröſste Bruchfestigkeit
                              									verbunden mit kleinerer Dehnung, während der dem Blockrande entnommene Probestab 5
                              									die kleinere Bruchfestigkeit mit gröſster Dehnung zeigte.
                           
                              
                                 E. M.