| Titel: | Ueber Neuerungen an Vorgarnspulen. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 65 | 
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                        Ueber Neuerungen an Vorgarnspulen.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Neuerungen an Vorgarnspulen.
                        
                     
                        
                           Die in der Streichgarnspinnerei zum Aufwickeln des auf den Flortheilern gebildeten
                              									losen Vorgarnes gebrauchten langen und mit Randscheiben versehenen Spulen bedürfen
                              									einer sorgfältigen Zusammensetzung, wenn sie nicht rasch unbrauchbar werden und sich
                              									nachtheilig erweisen sollen. Die aus einem Schafte aus weichem astfreiem Holze mit
                              									eingeschlagenen Zapfen und auf einem schwächeren Ansätze des Schaftes steckenden
                              									hölzernen, doppelt verleimten Randscheiben zusammengesetzten Vorgarnspulen haben den
                              									Uebelstand, daſs beim Falle oder Aufschlagen die Rand Scheiben leicht zerspringen.
                              									Man hat nun die Spulen etwas länger und ohne Randscheiben ausgeführt; doch
                              									befriedigt dies nicht, da bei dem Wachsen der Spule während des Aufwickelns die
                              									unteren Schichten der äuſseren Fadenabtheilungen nach auſsen gedrückt werden können,
                              									was dann Unzuträglichkeiten beim Abwickeln auf der Spinnmaschine ergibt, und die
                              									äuſseren Fadenabtheilungen auch seitlich nicht mehr geschützt sind. Die Rand
                              									Scheiben wurden nun aus Blech gefertigt und erfolgte ihre Verbindung mit dem
                              									Spulenschafte nach Fig. 1. Die mit einem schwachen
                              									Bunde versehenen Zapfen Z wurden in den Schaft H eingeschraubt und hielten zwischen dem Bunde und dem
                              									Schafte die Randscheibe S zwischen sich fest. Nicht
                              									nur, daſs hierbei die Scheiben S nicht genügend
                              									festgehalten sind, so werden auch beim Aufschlagen derselben die Zapfen Z, da sie dann allein den Schlag auszunehmen haben und
                              									das Gewinde in der Stirnseite des Holzes leicht ausreiſst, gelockert und schief, so daſs die Spule dann
                              									unrund läuft und ungleich aufwickelt. J. Kay in
                              									Rochdale hat bei seiner in England patentirten Spulenconstruction Fig. 2 diese Uebelstände vermieden, indem er eine die
                              									Spulenzapfen bildende, durch den durchbohrten Spulenschaft reichende Stange T anbringt und die Spulenschaftenden mit Metallhülsen
                              										L umschlieſst, auf welche die Blechscheiben S zu sitzen kommen. Die Stange T hat viereckige Ansätze, welche ihre Verdrehung in dem Spulenschafte
                              									hindern, und vor derselben ein Stück Gewinde, auf das die Hülse L geschraubt wird. Die Hülse L hat wieder einen viereckigen Absatz, auf welchem die Scheibe S steckt, die dadurch vor Verdrehung gesichert ist.
                              									Eine auf die Zapfen T gepreſste Scheibe I verhindert das Abfallen der Scheibe S. Die auf solche Weise hergestellten Vorgarnspulen
                              									sind sehr dauerhaft, die Hülsen L widerstehen beim
                              									Auffüllen der Spule und schützen noch die Schaftenden vor dem Absplittern, was bei
                              									den gewöhnlichen Spulen immer vorkommt; doch können Spulen mit Blechrandscheiben nie
                              									ganz genügen, da die letzteren immer leicht verbogen werden können und dann sehr oft
                              									die Spule an der leichten Beweglichkeit hindern. Aus demselben Grunde sind auch
                              									Vorgarnspulen ganz aus Blech hergestellt zu verwerfen.
                           Fig. 1., Bd. 258, S. 66Fig. 2., Bd. 258, S. 66Fig. 3., Bd. 258, S. 66Man sucht deshalb neuerdings in England wieder mehr die hölzernen
                              									Randscheiben vor dem leichten Zerspringen zu schützen, wie Engineering, 1885 Bd. 39 S. 322 berichtet. Bei einer Einrichtung zu diesem
                              									Zwecke wird rohe, ungegerbte Thierhaut in noch feuchtem Zustande in der bei A (Fig. 3) ersichtlichen
                              									Weise um den Scheibenrand geleimt und, wenn dieselbe trocken, noch mit einem
                              									glättenden Ueberzuge versehen. Bei B (Fig. 3) ist noch eine zweite Einrichtung zu ersehen,
                              									wo ein aus zuvor gedämpftem Eichenholz gebogener Ring die Scheibenränder umfaſst.
                              									Zur billigen Herstellung von auf diese beiden Arten vor dem Zerspringen geschützter
                              									Spulenscheiben sind besondere Einrichtungen und Maschinen nöthig. Der Vorschlag, die
                              									Spulenrandscheiben aus Gummi herzustellen, ist zu kostspielig, um allgemeiner zur
                              									Benutzung zu kommen, ungeachtet dessen, daſs durch dabei auftretende
                              									Elektricitätserscheinungen Unzuträglichkeiten entstünden.
                           Neuerdings sind Vorgarnspulen mit Randscheiben aus hartgepreſstem 
                              									Papierstoff angeboten worden, welche sich bei einem
                              									genügenden Schütze gegen die Einwirkung von Oel und Feuchtigkeit bewähren
                              									könnten.