| Titel: | Zur Bestimmung von Harzölen in Mineralölen; von H. Demski und Th. Morawski. | 
| Autor: | H. Demski , Th. Morawski | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 82 | 
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                        Zur Bestimmung von Harzölen in Mineralölen; von
                           								H. Demski und Th. Morawski.
                        Demski und Morawski's Bestimmung von Harzölen in
                           								Mineralölen.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit gab E. Valenta (1884 253 418) Reactionen an, welche dazu dienen können,
                              									Harzöle in Mineralölen qualitativ nachzuweisen, und zwar: das starke
                              									Rechtsdrehungsvermögen, die höhere Jodzahl (nach Hübl)
                              									und die gröſsere Löslichkeit der Harzöle in Eisessig bei 50° gegenüber den
                              									Mineralölen. Wir prüften diese Reactionen theils an Harzölen des Handels, theils an
                              									solchen eigener Darstellung, ebenso an Mineralölen und deren Mischungen mit
                              									Harzölen, um uns zu überzeugen, ob auf Grund derselben eine annähernde quantitative
                              									Ermittelung beider
                              									Oelgattungen möglich wäre. Fünf verschiedene Harzöle im doppelten Volumen eines
                              									optisch indifferenten Lösungsmittels gelöst und im 100mm-Rohr unter Anwendung des Halbschattenapparates von Schmidt und Haensch polarisirt, gaben folgende
                              										RechtsdrehungenDie 2. und 3. Probe war im Laboratorium erzeugt und der vollkommensten
                                    											Reinigung unterworfen. Bei den von uns untersuchten käuflichen Harzölen war
                                    											die Polarisation nie so gering, sondern immer um 50° herum.:
                              									48,3°, 12,4°, 20,1°, 53,8° bezieh. 58,1°. Von den nach dieser Richtung von uns
                              									untersuchten Mineralölen zeigte nur eines eine geringe Rechtsdrehung von 1,2°,
                              									während alle anderen den polarisirten Lichtstrahl nicht ablenkten.
                           Die Unterschiede in den Hübl'schen Jodzahlen zeigten
                              									sich bei unserer Untersuchung ebenso wenig für eine auch nur annähernde quantitative
                              									Bestimmung geeignet. Nehmen wir z.B. an, ein Mineralöl, dessen Jodzahl 12 beträgt,
                              									sei mit 20 Procent eines Harzöles gemengt, dessen Jodzahl 45 ist, so berechnet sich
                              									für dieses Gemenge die Jodzahl mit 18,6, mit 30 Procent desselben Harzöles die
                              									Jodzahl 21,9. Nun fanden wir aber bei einem schwedischen Schieferöle, welches als
                              									Schmiermittel verkauft wurde und keine Rechtsdrehung zeigte, somit frei von Harzöl
                              									war, eine Jodzahl von 21,4. Andererseits zeigte z.B. ein kaukasisches Mineralöl eine
                              									Jodzahl von 4 und würde daher noch gröſsere Zusätze eines Harzöles vertragen, bis es
                              									auf die Jodzahl des Schieferöles gebracht würde. Die Jodadditionsmethode von Hübl können wir nach unseren Versuchen nicht einmal für
                              									eine sichere qualitative Reaction zur Erkennung von Harzölzusätzen anerkennen; denn
                              									nur sehr hohe Jodzahlen lassen einen sicheren Schluſs auf die Gegenwart von Harzölen
                              									zu. Die verschiedene Löslichkeit der genannten Oele in Eisessig bei 50° konnten wir
                              									bei unseren diesbezüglichen Versuchen für die Ausarbeitung einer quantitativen
                              									Methode ebenso wenig verwerthen.
                           Wir wollen nun im Nachfolgenden eine Methode beschreiben, welche, im Vereine mit dem
                              									verschiedenen Verhalten gegenüber polarisirtem Lichte angewendet (welche Reaction
                              									wir nach unseren Versuchen als die sicherste ansprechen müssen), eine annähernde
                              									quantitative Ermittelung des Harzölgehaltes in Mineralölen ermöglicht. Wir benutzen
                              									dazu das verschiedene Lösungsvermögen des Acetons gegenüber Harz- und Mineralölen.
                              									Wir fanden, daſs Harzöle sich in jedem Verhältnisse mit Aceton mischen, während sich
                              									Mineralöle erst im mehrfachen Volumen Aceton lösen. Wir versuchten sodann, ob die
                              									Löslichkeit von Harzöloder Mineralölmischungen in Aceton eine Gesetzmäſsigkeit
                              									erkennen lasse. Unsere vielfachen Versuche verneinten diese Frage, indem wir fanden,
                              									daſs die verschiedenen Mineralöle bei gleichen Harzölzusätzen verschiedene
                              									Löslichkeitsverhältnisse gegenüber Aceton zeigen. So z.B. löste sich ein Oelgemisch
                              									aus kaukasischem Ragosin-Cylinderöl und Harzöl im halben Volumen Aceton erst
                              									vollständig bei einem Harzölgehalte von 53 Proc., während amerikanisches
                              										„Lubricating-Oil“ und galizische Mineralöle bei 35 Proc. Harzölgehalt
                              									vollständig im halben Volumen Aceton gelöst wurden. Wir kamen endlich zu der
                              									Ueberzeugung, daſs das Verhalten der wichtigsten im Handel vorkommenden Mineralöle
                              									und ihrer Mischungen mit bekannten Mengen Harzöl gegen Aceton untersucht und
                              									tabellarisch geordnet werden müſste, um einen Schluſs auf die Natur eines zur
                              									Untersuchung vorliegenden Schmieröles auf Grund der Aceton-Methode ziehen zu können.
                              									Die Form, welche wir der Ausführung unsrer Methode gaben und auch bei Ermittelung
                              									der Werthe für die beigegebene Tabelle anwendeten, ist folgende.
                           In einem für 100cc getheilten trockenen
                              									Mischcylinder werden 50cc des zu prüfenden Oeles
                              									mit 25cc AcetonDas verwendete Aceton war von C. A. F. Kahlbaum
                                    											in Berlin bezogen, hatte einen Siedepunkt von 56 bis 58°.
                              									zusammengebracht, wiederholt geschüttelt und sodann der Mischcylinder längere Zeit
                              									ruhig hingestellt. Man beobachtet nun, ob sich das Oel hierbei vollständig gelöst
                              									hat oder nicht. Im letzteren Falle bemerkt man zwei scharf von einander getrennte
                              									Schichten. Von der oberen acetonischen Schicht werden hierauf 10cc vorsichtig abpipettirt und das darin gelöste
                              									Oel nach dem Verdunsten des Acetons gewogen. Auſserdem wird noch die Dichte dieses
                              									öligen Rückstandes bestimmt, indem durch Eintragen einiger Tropfen des Oeles in
                              									Wasser und Zusatz von Alkohol, bis die Tropfen in der Flüssigkeit schweben, eine
                              									Flüssigkeit von der Dichte des Oeles erzeugt und die Dichte dieser Flüssigkeit dann
                              									piknometrisch bestimmt wurde. Schlieſslich muſs nun noch diejenige procentische
                              									Menge an Harzöl bestimmt werden, welche der vorliegenden Oelprobe zugesetzt werden
                              									muſs, damit sich das dadurch erhaltene Oelgemisch in seinem halben Volumen Aceton
                              									vollständig löse. Dies geschieht durch allmähliche Zugabe von Harzöl zur Oelprobe.
                              									Man kann hierbei mit geringeren Mengen Oel als mit 50cc arbeiten auch genügt es vollständig, das Abwägen auf einer kleinen
                              									Handwage vorzunehmen. Die Anhaltspunkte, welche die Polarisation sowohl, als auch
                              									die bereits erfolgte Löslichkeitsbestimmung in Aceton gegeben haben, dabei
                              									benutzend, wird man durch 3 bis 4malige Wiederholung der Probe bald die Grenze
                              									finden, innerhalb welcher eine vollständige Löslichkeit eintritt. Hierbei soll noch
                              									bemerkt werden, daſs sich der Eintritt des vollständigen Lösens stets durch die
                              									Bildung eines ziemlich haltbaren Schaumes zu erkennen gibt, während bei noch
                              									ungelösten Oelmengen keine Schaumbildung eintritt. Schlieſslich müssen wir noch
                              									erwähnen, daſs alle Löslichkeitsbestimmungen bei mittlerer Zimmertemperatur
                              									ausgeführt werden müssen, da die Löslichkeitsverhältnisse bei höheren Temperaturen
                              									wesentlich andere sind. Unsere Versuche führten zu folgender Tabelle:
                           
                           
                              
                                 Nr. der Versuche
                                 Bezeichnung des Oeles
                                 Dichte des Oeles
                                 10cc
                                    											deracetonischenSchicht hinter-lieſsen g Oel
                                 Dichte des inAceton
                                    											gelöstenAntheiles
                                 
                                    
                                    
                                    Anmerkung
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 KaukasischesRagosin-Spindel-öl
                                 Unvermischtmit 10% Harzöl  „   20       „  „  
                                    											30       „  „   40       „  „   50       „
                                 0,8860,8960,9050,9150,925
                                   0,914  1,458  1,893  2,406  3,048
                                 0,9330,9530,9600,9690,971
                                 Das zum Mischen an-gewendete Harzöl
                                    											wardoppelt raffinirt u. hatteeine Dichte von 0,990
                                 
                              
                                 Löst sich vollständig im halben Volumen Aceton
                                 
                              
                                 2
                                 KaukasischesRagosin-Maschi-nenöl
                                    											II
                                 Unvermischtmit 10% Harzöl  „   20       „  „  
                                    											30       „  „   40       „  „   50       „
                                 0,8950,9040,9130,9220,931
                                   1,112  1,639  2,104  2,453  3,043
                                 0,9410,9480,9520,9600,960
                                 Das Harzöl war dunkelund hatte eine
                                    											Dichtevon 0,992.
                                 
                              
                                 Löst sich vollständig im halben Volumen Aceton
                                 
                              
                                 3
                                 KaukasischesRagosin-Cy-linderöl
                                 Unvermischtmit 10% Harzöl  „   20       „  „   30      
                                    											„  „   40       „
                                 0,9050,9130,9210,9290,937
                                   0,782  1,265  1,625  2,445  2,685
                                 0,9790,954–0,983–
                                 Harzöl wie in 1. Voll-ständige Löslichkeit
                                    											tratein bei 53% Harzöl-zusatz.
                                 
                              
                                 4
                                 WallachischesMaschinen-schmieröl
                                 Unvermischtmit 10% Harzöl  „   20       „  „  
                                    											30       „  „   40       „  „   50       „
                                 0,9080,9150,9230,9310,939
                                   0,976  1,505  1,961  2,528  3,048
                                 gröſser als
                                    											1,0ebensoebensoebensoebenso
                                 Harzöl wie in 1.
                                 
                              
                                 Löst sich vollständig im halben Volumen Aceton
                                 
                              
                                 5
                                 Amerikan.Extra-pale-oil
                                 Unvermischtmit 10% Harzöl  „   20       „  „  
                                    											30       „  „   35       „
                                 0,9070,9140,9220,930
                                 1,92  2,1762,57  2,526
                                 0,9780,9900,9850,997
                                 Harzöl wie in 1.
                                 
                              
                                 Löst sich vollständig im halben Volumen Aceton
                                 
                              
                                 6
                                 GalizischesMineralöl
                                 Unvermischtmit 10% Harzöl  „   20       „  „  
                                    											30       „  „   35       „
                                 0,9000,9080,9160,925
                                   1,856  2,2482,743,26
                                 0,9680,9840,9760,972
                                 Harzöl wie in 1.
                                 
                              
                                 Löst sich vollständig im halben Volumen Aceton
                                 
                              
                           Aus diesen Ergebnissen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 1) Bei amerikanischen
                              									und galizischen Oelen ist ein Harzölgehalt, welcher 35 Proc. übersteigt, sofort
                              									daran zu erkennen, daſs sich das Oel und das Aceton vollständig mischen. Dieselbe
                              									Erscheinung tritt bei wallachischen und kaukasischen Oelen bei einem Harzölgehalte
                              									von 50 Proc. ein- nur kaukasisches Cylinder-Ragosinöl macht hiervon eine Ausnahme,
                              									indem es ich erst bei einem Gehalte von 53 Proc. Harzöl vollständig löst. 2) Zeigen
                              									die Mineralöle keine Polarisation, sind sie also frei von Harzölen, so gestattet die
                              									Löslichkeit in Aceton einen Schluſs auf die Abstammung der Oele zu ziehen.
                              									Kaukasische und wallachische Oele lösen sich viel schwerer als amerikanische und
                              									galizische. Bei ersteren enthielten 10cc der
                              									acetonischen Schicht beiläufig 1g Oel- bei
                              									letzteren liegt die in 10cc gelöste Oelmenge näher
                              									an 2g. 3) Die durch das Aceton entnommenen Oelantheile zeigen sowohl
                              									bei den reinen Mineralölen, als auch bei den Mischungen eine gröſsere Dichte als die
                              									Oele, aus welchen sie stammen. Wir fügen dabei die von uns gemachte Beobachtung
                              									hinzu, daſs die genannten Oelantheile auch eine viel gröſsere Neigung zum Verharzen
                              									aufweisen. Das gröſste specifische Gewicht und gleichzeitig die gröſste Neigung zum
                              									Verharzen zeigten die aus wallachischen Mineralölen durch Aceton entnommenen
                              									Antheile. Dieselben hatten eine schmierige, nicht mehr ölartige Beschaffenheit.
                              									Diese Beobachtung könnte vielleicht praktische
                              									Verwerthung finden bei der Reinigung der Mineralöle von
                              									die Verharzung derselben verursachenden Bestandtheilen, in ähnlicher Weise, wie dies
                              									nach C. Roth (vgl. 1885 256
                              									95) mit Eisessig geschehen soll.
                           Um die Brauchbarkeit der beigegebenen Tabelle für unsere Methode klarzulegen, wollen
                              									wir von mehreren von uns an bekannten Harz- und Mineralölmischungen nach unserer
                              									Methode ausgeführten Beispielen eines im Folgenden anführen. Die Versuchsergebnisse
                              									waren folgende: Dichte des Oeles = 0,916, Polarisation des in seinem doppelten
                              									Volumen Benzin gelösten Oeles im 100mm-Rohr unter
                              									Anwendung des Halbschattenapparates von Schmidt und
                                 										Haensch = + 10°; die in 10cc der
                              									acetonischen Schicht gelöste Oelmenge betrug 2g,175, die Dichte des in das Aceton übergegangenen Oelantheiles 0,956.
                              									Vollständige Lösung im halben Volumen Aceton trat bei einem Harzölzusatze von 25
                              									Proc. ein.
                           Unter der Annahme, daſs das in dem zur Untersuchung vorgelegenen Oele enthaltene
                              									Harzöl das stärkste Rechtsdrehungsvermögen, welches wir überhaupt bei Harzölen
                              									fanden, nämlich 58,1 (bei 3 facher Verdünnung) habe, berechnet sich aus der
                              									gefundenen Drehung von +10° ein Gehalt an Harzöl von 17,2 Proc. (58,1 : 100 = 10 :
                              										x, woraus x =
                              									17,2).
                           Auf Grund dieser Annahme und des letzten Versuches, nach welchem vollständige Lösung
                              									bei einer Harzölzugabe von 25 Proc. eintrat, ergibt die Rechnung, daſs sich das Oel
                              									bei einem Gesammtharzölgehalte von 17,2 + 25 = 42,2 Proc. vollständig gelöst hat.
                              									Dieser Werth führt uns in die Versuchsreihen 1, 2, 3 oder 4 und zeigt uns, daſs
                              									mindestens der gröſste Theil des in der vorgelegenen Oelprobe enthaltenen
                              									Mineralöles kaukasischen oder wallachischen Ursprunges war, da sich bei Anwesenheit
                              									eines galizischen oder amerikanischen Oeles das zur Untersuchung vorgelegene Oel
                              									bereits bei einer Anreicherung von 35 – 17,2 = 17,8 Proc. Harzöl gelöst haben
                              									würde.
                           Vergleicht man weiter die in 10cc der acetonischen
                              									Schicht gelösten Oelmengen (2g,175) mit den unter
                              									1 bis 4 in der Tabelle angeführten Werthen, so zeigt sich, daſs die vorliegende
                              									Oelprobe einen Harzölgehalt von 20 bis 30 Proc. gehabt haben muſste. Durch
                              									Interpolirung der Zahl 2,175 in diese Tabellenziffern, in der entsprechenden
                              									Vertikalreihe, ergibt die Rechnung die Harzölgehalte für die erste Versuchsreihe =
                              									25,4 Proc., für die zweite = 22,0 Proc., für die dritte = 26,7 Proc., für die vierte
                              									= 23,7 Proc. Der Harzölgehalt liegt daher nach dieser Rechnung zwischen 22,0 bis 26,7
                              									Proc. Thatsächlich enthielt das untersuchte Oel, 25 Procent an Harzölen
                              									verschiedener Rechtsdrehung (von + 20,1° bis + 58,1°), ferner 11,9 Proc.
                              									amerikanisches, 38 Proc. kaukasisches und 25,1 Proc. wallachisches Mineralöl und
                              									bildet in seiner Zusammensetzung, wie sie von Oelmischern wohl niemals
                              									bewerkstelligt wird, den ausgesucht ungünstigsten Fall für die Untersuchung nach der
                              									Aceton-Methode. Die Gegenwart eines wallachischen Mineralöles zeigte sich auch bei
                              									diesem Beispiele durch die eigenthümliche, eine bereits eingetretene Verharzung
                              									zeigende Beschaffenheit der in das Aceton übergegangenen Oelantheile.
                           Bielitz, Laboratorium der k. k. Staatsgewerbeschnle. September
                              									1885.