| Titel: | Ueber Gerste und Malz. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 128 | 
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                        Ueber Gerste und Malz.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Gerste und Malz.
                        
                     
                        
                           Bei der Beurtheilung von Braugerste kommt es nach Wittelshöfer(Wochenschrift für Brauerei, 1885 S. 57
                                 									und 128) zunächst auf die Keimfähigkeit an; gut keimende Gerste soll 88 bis 90 Proc.
                              									Keimfähigkeit haben. Die Gerste soll auch gleichmäſsig wachsen. Zu berücksichtigen
                              									ist ferner das Körnergewicht und der Reinheitsgrad. Zur Herstellung des Keimbettes
                              									wird ausgeglühter feiner Sand auf einem Teller so hoch aufgeschüttet, daſs eben der
                              									obere Rand der Tellermulde erreicht wird. Nun wird gerade so viel Wasser
                              									zugeschüttet, daſs der Sand beim Schütteln sich lose schwimmend bewegt. Alsdann wird
                              									so viel Sand über die ganze Fläche gleichmäſsig aufgesiebt, daſs der Sand steift.
                              									Wenn man den Teller neigt, rührt sich der feuchte Sand nicht und es fällt auch
                              									nichts ab; der überschüssige nicht anhaftende Sand wird leise abgeklopft, der Sand
                              									auf dem Tellerrande abgestrichen, worauf das Keimbett fertig ist. Der beschickte
                              									Keimteller wird mit einem zweiten Teller zugedeckt.
                           L. Aubry (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 *
                              									S. 77) bezeichnet als Keimungsenergie die Fähigkeit der
                              									Gerste, in einem bestimmten Zeitraume, z.B. 72 Stunden, auszukeimen, als Keimkraft die Fähigkeit des Samens, auszukeimen, ohne
                              									Rücksicht auf die Zeit. Gute Braugerste soll nicht mehr als 5 Proc. nicht
                              									keimfähiger Samen enthalten. Diejenigen Keimapparate, bei welchen als Unterlage für
                              									die zum Keimen hingelegten Gerstenkörner poröse Thonplatten dienen, leiden darunter,
                              									daſs die Platten vermöge ihrer Porosität auch dem Schmutze einen bequemen Aufenthalt
                              									gewähren und daſs die darauf gelegten Samen alsdann leicht verschimmeln oder
                              									verfaulen. Nur durch häufiges Auskochen der wiederholt gebrauchten Platten kann
                              									diesem Uebel gesteuert werden, was aber nicht immer geschieht.
                           Zur Anstellung des Keimungsversuches legt man die zwischen befeuchtetes Löschpapier
                              									gebrachten, vorher etwas geweichten Körner auf einen flachen Porzellanteller und deckt diesen lose mit
                              									einem zweiten Porzellanteller zu. Bei der gewöhnlichen Zimmertemperatur geht das
                              									Keimen der Kerste in dem feuchten Papiere sehr gut vor sich. Die Porzellanteller
                              									haben nur das Unangenehme, daſs sie viel Platz einnehmen und dann bei einer
                              									gröſseren Anzahl von Keimproben diese schwer untergebracht werden können. Aubry bedient sich schon seit einer Reihe von Jahren
                              									neben den Porzellantellern gewöhnlicher, viereckig geschnittener Platten aus
                              									Fensterglas, auf welche die in Löschpapier eingelegten Gerstenproben zu liegen
                              									kommen. Solche Tafeln lassen sich dann leicht unter Anwendung eines Drahtgestelles
                              									über einander legen und eine Anzahl derselben gleichzeitig mit einer Glasglocke
                              									bedecken, oder man schiebt sie in einen Blechkasten. Derselbe trägt an der Vorder-
                              									und Hinterseite Schubfenster, welche in seitlich angebrachten Falzen sich
                              									einschieben lassen. Das Kästchen ist aus Weiſsblech, wie auch die Rahmen für die
                              									Schubfenster, und innen sowie auſsen lackirt. Am Boden und an der Decke sind einige
                              									kleine Oeffnungen für den Luftzutritt. Innen trägt das Kästchen an den beiden
                              									Seitenwänden in Abständen von 1cm je 20 über
                              									einander stehende wagerechte Leisten, welche den Glastafeln beiderseits als Auflage
                              									dienen. Die Gerstenproben werden vorher 6 Stunden in Brunnenwasser geweicht; dann
                              									wird das Wasser abgegossen. Man legt nun ein Blatt befeuchtetes Löschpapier, welches
                              									doppelt so groſs wie die Glastafel ist, mit der einen Hälfte auf letzterer aus,
                              									breitet die geweichte Gerste in einfacher Lage und möglichst gegen die Mitte zu aus,
                              									schlägt dann die zweite Hälfte des Blattes darüber, biegt die Ränder des Papieres
                              									etwas um und schiebt die Platte in den Keimapparat. Nach 72 Stunden wird abgezählt
                              									(vgl. 1885 257 * 25), was gewachsen ist, weil die
                              									Erfahrung gelehrt hat, daſs eine gut ausgereifte und auch
                                 										lagerreife Gerste innerhalb 3 Tagen vollkommen auskeimt. Alle noch nicht
                              									ausgekeimten Körner kann man wieder in das Keimkästchen zurückbringen und von Tag zu
                              									Tag nachzählen, was noch gewachsen ist. Was bei gelagerter Gerste nach 3 Tagen nicht
                              									gekeimt ist, kann auch als nicht keimfähig angesehen werden, während bei frischer
                              									Gerste oft erst nach 10 bis 20 Tagen alle keimfähigen Körner kommen. Zu jedem
                              									Versuche sollten mindestens 500 Körner verwendet werden.
                           Da erfahrungsmäſsig alle speckigen Gersten sich sehr schwer oder gar nicht auflösen,
                              									so ist die Prüfung der Gerste auf Mehligkeit besonders
                              									wichtig. Zur Ausführung ist der Gerstenabschneider
                              									(sog. Farinatom) von Emil
                                 										Printz in Karlsruhe (vgl. * D. R. P. Kl. 42 Nr. 31745 vom 8. Oktober 1884)
                              									empfehlenswerth. Derselbe besteht, wie aus der Abbildung ersichtlich, aus einer
                              									Metallplatte A, welche mit den Vertiefungen für die
                              									Gerstenkörner versehen ist. Die Metallplatte hat drei rinnenförmige Einschnitte,
                              									wodurch vier erhabene Leisten entstehen, in welchen versetzt je 25 die Form eines
                              									halben Gerstenkornes besitzende Vertiefungen enthalten sind. Ein keilförmiges, an einem Halter C angelenktes Messer D,
                              									durch welches auf der Unterseite eine Schraube etwas durchgeht, die dem Messer in
                              									der Mittelfläche der Platte Führung gibt, und ein kleiner Fülltrichter B vervollständigen den ganzen Apparat. Durch den
                              									Trichter, welchen man immer auf eine Oeffnung stellt, wie es die Figur
                              									veranschaulicht, läſst man in diese ein Gerstenkorn hineingleiten und fährt so fort,
                              									bis alle Oeffnungen mit Gerste beschickt sind; alsdann fängt man mit dem Messer bei
                              									dem kleinen Ansätze a an dem Ende der Platte, welcher
                              									derselben eine schwache Neigung gibt, oder auch zum Anlegen an den Tischrand dient,
                              									zu schneiden an. Man nimmt den Griff C des Messers in
                              									die rechte Hand, drückt mit der linken wenig auf das Messer D und fährt gleichmäſsig langsam über die Eisenplatte A weg. Das Messer muſs immer gut aufliegen; es fallen
                              									dann die vorstehenden Hälften der eingelegten Körner in die Rinnen oder seitlich ab
                              									und hinterlassen die scharfen Schnittflächen. In wenigen Minuten ist die ganze
                              									Arbeit geschehen und, da man gerade 100 Körnerhälften vor sich hat, braucht man nur
                              									die mehligen, halb- und ganzglasigen Flächen abzuzählen, um dieselben in Procent der
                              									Gerste zu erhalten. Man wiederholt den Versuch 4 mal und nimmt aus allen
                              									Beobachtungen das Mittel.
                           Textabbildung Bd. 258, S. 129Textabbildung Bd. 258, S. 129Der Gerstenprober von B. Schneider (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei, 1885 * S. 674)
                              									besteht aus vier der Fläche nach gleich groſsen Metallplättchen A bis D. Die Platten A und B sind an der
                              									Rückseite durch ein Gelenk verbunden und besitzen 10 ganz gleiche Ausschnitte zum
                              									Einlegen der Gerstenkörner.
                           An der entgegengesetzten Seite der Platte A ist die
                              									Platte D vorn mittels eines Gelenkes angebracht, welche
                              									am äuſseren Rande mit einem Gummibesatz oder Metallrippchen versehen ist und die zu zerschneidenden
                              									Körner festzuhalten hat. Die vierte Platte C endlich
                              									ist wieder mit der Platte B seitlich mittels Gelenk
                              									verbunden und hat ein Schnittmesser, welches beim Schlieſsen genau zwischen die
                              									Platten A und B zu liegen
                              									kommt, so daſs die zu prüfenden Gerstenkörner querüber durchschnitten werden.
                              									Auſserdem besitzt die Platte C längs des Schnittmessers
                              									10 einzelne Ausschnitte oder einen Längenausschnitt, welche den auf der Platte B sich befindenden Aushöhlungen entsprechen und zur
                              									Aufnahme der einzelnen Hälften der Gerstenkörner bestimmt sind. Nach vollzogenem
                              									Schnitte wird der Apparat nach rückwärts zusammengeklappt, wodurch die
                              									Schnittflächen der einzelnen Gerstenkörner zum Vorscheine kommen.
                           Nach A. Belohoubek (Populäre Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1885 S. 123) hat sich die böhmische Gerste in den letzten Jahren verschlechtert. Wie dies geschieht,
                              									ergibt sich u.a. aus folgendem Beispiele: Vorzügliche Imperialgerste war auf zwei
                              									Gütern Böhmens zur Aussaat verwendet, welche beide gut bewirthschaftet wurden, von
                              									denen das erstere aber günstigere klimatische Verhältnisse hatte. Die Gerste A des ersten Gutes wurde dann auf einem benachbarten
                              									Gute C, welches aber starken Rübenbau hat, gesäet. Die
                              									Körner der Gersten A und B
                              									waren hellgelb und fast sämmtlich vollkommen entwickelt, während die von C dunkler gefärbt waren und nur 36 Proc. vollkommen
                              									entwickelte Körner enthielt. 100 Körner wogen von A
                              										4567mg, von B
                              										4700mg, von C
                              										4936mg und 1hl wog 65k,5, 66k,5 bezieh. 68k,
                              									so daſs also die Gerste C am schwersten war. Alle 3
                              									Proben waren gut geputzt und frei von Verunreinigungen; von A waren 92, von B 90 und von C nur 81 Procent der Körner völlig unversehrt. Von je
                              									100 Körnern der Gerste keimten nun:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                              
                                 binnen
                                   48
                                 Stunden
                                 nach
                                 Beginn
                                 des
                                 Versuches
                                 12
                                   8
                                   5
                                 
                              
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                                 weitere
                                 53
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                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   8
                                 12
                                 57
                                 
                              
                                 „
                                 119
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   1
                                   2
                                   3
                                 
                              
                           Der Wassergehalt der drei Proben betrug 11,6, 11,4 bezieh.
                              									12,8 Proc. Die trockene Gerste enthielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                              
                                 Reinasche
                                     2,6286
                                   2,7156
                                   2,2476
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                     9,9648
                                 10,3356
                                   11,7735
                                 
                              
                                 Fett
                                     2,4053
                                 –
                                     3,5102
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                     2,6475
                                 –
                                     6,0875
                                 
                              
                                 Stärke u. dgl.
                                   82,3538
                                 –
                                   76,3812
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0000
                                 
                                 100,0000
                                 
                              
                           
                           100 Th. Reinasche enthielten Procent:
                           
                              
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 25,6546
                                 27,9693
                                 30,0027
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 41,5164
                                 38,7514
                                 35,4112
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   1,0001
                                   1,2175
                                   1,5765
                                 
                              
                                 Chlor
                                   0,4132
                                   0,6682
                                   1,2381
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,5355
                                   0,6915
                                   1,0597
                                 
                              
                                 Kalk
                                   2,0242
                                   2,4055
                                   3,2066
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   7,8838
                                   8,2387
                                   8,4751
                                 
                              
                                 Natron
                                   1,0217
                                   1,8006
                                   3,3499
                                 
                              
                                 Kali
                                 20,1666
                                 18,4453
                                 15,6834
                                 
                              
                           Besonders auffallend ist der geringe Gehalt der Probe C an Phosphorsäure und Kali. Ein Probemaischen ergab
                              									72,4, 70,3 bezieh. 65,8 Proc. Extractausbeute. Die Gerste C war somit erheblich schlechter als die Samengerste A; sie war entartet, ein
                              									Umstand, welcher wesentlich auf die Bodenerschöpfung durch Rübenkultur zurückzuführen ist.
                           B. Rempel (daselbst 1885 * S. 301) legt zur Ausführung
                              									der Keimprobe 200 bis 300 Gerstenkörner auf eine 12cm dicke angefeuchtete Sandschicht in einen
                              									flachen Blechkasten, welcher dann mit einer Glasplatte bedeckt wird. Zur Quellprobe läſst man in einem kleinen Glasgefäſse eine
                              									geringe Menge des zu untersuchenden Getreides regelrecht quellen und untersucht nach
                              									vollendeter Quellreife, ob die Körner gleichmäſsig
                              									gequellt sind; sie müssen sich sämmtlich leicht über den Fingernagel biegen lassen,
                              									ohne daſs ihre Haut platzt, ferner zwischen den Fingern zusammendrücken lassen, ohne
                              									zu stechen und beim Zerschneiden der Körner muſs das Innere gleichmäſsig einen
                              									mehligen Kern zeigen, welcher von den grauen durchfeuchteten Theilen des Mehlkörpers
                              									umgeben ist. Zur Prüfung auf die Gegenwart von Schimmelpilzen und Bakterien wird die
                              									Gerstenprobe mit reinem Wasser befeuchtet in ein Probirröhrchen gefüllt, dieses mit
                              									Watte verschlossen und in einem Wärmschranke 20 bis 30 Stunden lang auf 30 bis 40°
                              									erhalten. Zeigt sich dann eine mit bloſsen Augen wahrnehmbare Schimmelbildung, so
                              									ist die Gerste nicht zum Vermälzen geeignet.
                           Nach K. Lintner (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
                              									1885 S. 97) war die bayerische Gerste des Jahrganges
                              									1883 sehr mangelhaft und hatte während der ganzen Vermälzungszeit ungenügende
                              									Keimfähigkeit, wie folgende Tabelle zeigt:
                           
                              
                                 Abstammung der Gersten
                                 In Procent der Trockensubstanz
                                 Wasser-gehalt
                                 Keim-fähig-keit
                                 
                              
                                 Stick-stoff
                                 Prote-noïde
                                 Phos-phor-säure
                                 Stärke
                                 
                              
                                 Erding
                                 1,646
                                 10,29
                                 1,003
                                 71,28
                                   8,46
                                 30,8
                                 
                              
                                 Unterfranken
                                 1,806
                                 11,29
                                 0,931
                                 59,62
                                 17,84
                                 88,6
                                 
                              
                                 Bayerische Landgerste
                                 1,661
                                 10,38
                                 1,047
                                 66,45
                                 16,58
                                 90,1
                                 
                              
                                 Franken
                                 1,601
                                 10,00
                                 0,913
                                 66,61
                                 14,82
                                 95,4
                                 
                              
                                 Freisinger
                                 1,623
                                 11,14
                                 0,951
                                 65,84
                                 12,28
                                 80,15
                                 
                              
                                 Moosburger
                                 1,585
                                   9,90
                                 0,930
                                 65,16
                                 12,47
                                 83,14
                                 
                              
                                 Langenbacher
                                 1,680
                                 10,50
                                 0,935
                                 65,82
                                 12,67
                                 90,0
                                 
                              
                                 Landshuter
                                 1,722
                                 10,76
                                 1,034
                                 64,18
                                 13,26
                                 89,2
                                 
                              
                           
                           Für derartige Gerste ist ein kürzeres Weichen und eine gute Nachweiche auf der Tenne,
                              									verbunden mit Arbeit auf kalten Schweifs am zweckmäſsigsten. Sehr angezeigt war es
                              									auch, die Maische bei der Ausschüttungstemperatur längere Zeit zu erhalten und die
                              									Dickmaische langsam und vorsichtig anzuwärmen. Dieses Verfahren dürfte überhaupt
                              									mehr berücksichtigt werden; denn es ist auffallend, wie viele sogen. kleistertrübe
                              									Biere vorkommen. Diese Trübungen zeigen sich gewöhnlich nach der Hauptgährung durch
                              									mangelhaften Glanz des Bieres. Man findet dann in der Regel, daſs diese Biere sich
                              									bei der Nachgährung zwar vollkommen klären, zugleich aber auch ihre Haltbarkeit eine
                              									sehr begrenzte ist.
                           Nach A. Schnell (Wochenschrift für Brauerei, 1885 S. 70)
                              									ist das Weichverfahren im Quellstock fehlerhaft, da das
                              									Eindringen des Wassers durch die Basalborste wegen der schwierigen Luftentweichung
                              									verzögert wird. Wird die Gerste dagegen alle 12 Stunden eingetaucht, so nehmen
                              										100l Gerste während eines Bades von 20 Minuten
                              										20l Wasser, während 10 Minuten 10l Wasser auf. Nach 48 Stunden ist das Gerstenkorn
                              									stets quellreif, d.h. hat um 40 Proc. im Volumen zugenommen, sofern es mindestens
                              										20l Wasser aufnehmen konnte, gleichgültig, ob
                              									mit einem Bade von 20 Minuten oder 2 Bädern von 10 Minuten oder 4 von je 5 Minuten.
                              									Bis der Blattkeim die ganze Kornlänge erreicht hat, verhält sich die Wasseraufnahme
                              									proportional zu der Eintauchungszeit, bei Zwischenräumen von mindestens 12 Stunden.
                              									Nach 72 Stunden, während welcher mindestens 3 Bäder von 10 Minuten gegeben wurden,
                              									haben alle Körner gespitzt, welche keimfähig sind. Somit hat das Gerstenkorn unter
                              									diesen Bedingungen in 30 Minuten das ganze zum Wachsthume benöthigte Wasser
                              									aufgenommen, also ungefähr 100mal rascher als beim jetzt üblichen
                              									Quellstockverfahren. Folgen sich die Wasseraufnahmen zu rasch, so wird das Korn
                              									ersäuft, weil keine Abfuhr oder Bewegung des Wassers stattfindet, indem der
                              									Sauerstoff der Luft ungenügend auf das Stärkemehl zu wirken vermag; sind erstere
                              									dagegen in zu weiten Zeitabschnitten angeordnet, so vertrocknet das Korn in der
                              									Zwischenzeit und die molekularen Widerstände werden nicht überwunden, so daſs kein
                              									Wachsthum eintritt. So wichtig nun eine dem Baue des Kornes angemessene Wasserzufuhr
                              									ist, eben so sehr wird die gute Auflösung, die Mürbheit des fertigen Malzes durch
                              									eine angemessene Wasserabfuhr bedingt. Vom sogen. Abschwelchen des gut gewachsenen
                              									Grünmalzes hängt somit nothwendiger Weise in fast gleichem Maſse der geeignete
                              									Zertrümmerungszustand des Malzes ab.
                           Durch folgendes Verfahren soll Gerste innerhalb 12
                              									Stunden in tadelloses Malz übergeführt werden: Während
                              									48 Stunden wird alle 12 Stunden ein Bad von 10 Minuten gegeben; dann tritt
                              									Quellreife bezieh. Volumenvermehrung von 40 Proc. ein und bei entsprechender
                              									Temperatur haben gleichzeitig alle keimfähigen Körner geäugelt. Während der
                              									folgenden 48 Stunden
                              									wird durch fortwährende Bewegung in der Luft das Keim gut der Wirkung des
                              									Sauerstoffes unterworfen. Blatt- und Wurzelkeim erreichen in dieser Zeit normale
                              									Länge (Blattkeim ⅘, Wurzelkeim 3/2). Wenn nöthig, wird auch ein tägliches Bad
                              									angeordnet; dasselbe ist sehr zu empfehlen, indem der schleimige Schweifs dadurch
                              									entfernt wird und das Product an Reinheit gewinnt. Während der letzten 24 Stunden
                              									wird nun ein verstärkter Luftstrom bei lebhafter Bewegung des Keimgutes angewendet,
                              									um die Hauptmasse des Wassers zu entfernen.
                           B. Schulze und C. Flechsig
                                 										(Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 137) untersuchte,
                              										wie viel Amidverbindungen die Samen beim Keimen im
                                 										Dunkeln bilden. Nach folgender Tabelle ist der Verlust an Eiweiſsstickstoff
                              									bei Gerste und Weizen am geringsten:
                           
                              
                                 Samen
                                 Gesammt-stickstoffProc.des
                                    											Kornes
                                 Eiweiſsstickstoff Proc. vom
                                    											Gesammt-stickstoff
                                 
                              
                                 vor derKeimung
                                 nach derKeimung
                                 Abnahme
                                 
                              
                                 Erbsen
                                 4,13
                                 86,44
                                 60,18
                                 26,26
                                 
                              
                                 Bohnen
                                 5,14
                                 87,94
                                 67,04
                                 20,90
                                 
                              
                                 Lupinen
                                 7,59
                                 83,92
                                 54,51
                                 29,41
                                 
                              
                                 Roggen
                                 1,88
                                 77,13
                                 66,26
                                 20,87
                                 
                              
                                 Hafer
                                 1,84
                                 89,67
                                 71,99
                                 17,68
                                 
                              
                                 Gerste
                                 1,93
                                 88,08
                                 72,37
                                 15,71
                                 
                              
                                 Weizen
                                 2,27
                                 86,79
                                 76,56
                                 10,23
                                 
                              
                           Während nach L. Brasse (Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S.
                              									454) ungekochte Stärke durch käufliche Malzdiastase nicht geändert wird, führt sie die aus gekeimt er Gerste und verschiedenen Blättern nach dem
                              										Dubrunfaut'schen Verfahren abgeschiedene Diastase
                              									bei 34 bis 42° in Glykose über. Dextrin ist dabei nicht nachweisbar. Um diese
                              									Diastase zu erhalten, durch welche anscheinend die Stärke während der Keimung in
                              									Glykose verwandelt wird, werden die Pflanzentheile mit kaltem Wasser ausgezogen, der
                              									Auszug wird mit 1,5 Th. Alkohol versetzt, filtrirt, nochmals mit soviel Alkohol
                              									versetzt und die ausgeschiedene Diastase abfiltrirt.
                           Zur Abscheidung von Pepton aus Gerste und Malz werden
                              									diese nach F. Szymanski (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 492) mit kaltem Wasser ausgezogen, die durch Erhitzen
                              									auf einem Dampfbade von dem gröſsten Theile des coagulirbaren Eiweiſskörpers
                              									befreiten Auszüge nach der Neutralisation mit sehr verdünnter Natronlauge eingeengt
                              									und mit Essigsäure bis zur stark sauren Reaction und mit so viel Kochsalz in
                              									Substanz versetzt, bis nach wiederholtem und kräftigem Schütteln ein Theil des
                              									Salzes ungelöst blieb. Das Filtrat wird mit Phosphorwolframsäure ausgefällt, der
                              									Niederschlag mit heiſsem, Schwefelsäure haltigem Wasser ausgewaschen und mit
                              									Barytwasser unter gelindem Erwärmen auf dem Wasserbade zerlegt. Nach dem Erkalten
                              									wird die Flüssigkeit von den auskrystallisirten Salzen abgegossen und von dem Barytüberschusse durch
                              									verdünnte Schwefelsäure befreit; dann wird sie mit Bleioxydhydrat in der Kälte
                              									behandelt und nach der Entfernung des Bleiüberschusses durch verdünnte Schwefelsäure
                              									unter Zusatz von einigen Krystallen Salicylsäure dialysirt. Sobald der Aschengehalt
                              									der Flüssigkeit sich nicht mehr erheblich vermindert, wird filtrirt, zum Syrup
                              									eingedampft und in Alkohol gegossen. Das gefällte Pepton wird mit absolutem Alkohol
                              									gerieben und über Schwefelsäure getrocknet. Entgegen den Angaben von Grieſsmayer (daselbst 1877 S. 617) gleicht es in jeder
                              									Beziehung dem Fibrinpepton. Weitere Versuche ergaben,
                              									daſs in neutraler wässeriger Lösung weder das Fibrinpepton, noch das Malzpepton
                              									durch Kupferoxydhydrat gefällt wird, daſs sie im Gegentheile das Kupferoxydhydrat zu
                              									lösen vermögen und daſs sie mittels dieses Reagenz von den Eiweiſsstoffen getrennt
                              									werden können. Malz- bezieh. Würzepepton stimmte in allen wesentlichen Eigenschaften
                              									mit dem Fibrinpepton überein.
                           Für die Ausfuhr bestimmtes Malz muſs nach H. Büchner (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei,
                              									1885 S. 431) nicht nur eine schöne Auflösung zeigen, sondern auch eine weiſse Farbe
                              									haben. Der Mälzer muſs daher eine gleichmäſsig helle Gerste verwenden, auſserdem
                              									aber auch eine Kokesdarre. Dieselbe besteht wesentlich aus einem oben offenen
                              									gemauerten Cylinder, so daſs während des Darrens sämmtliche Verbrennungsgase in die
                              									Sau ausströmen, von dort durch eingeführte kalte Luftzüge in die Höhe durch die
                              									Horden und das darauf befindliche Malz in den Dunstkamin und von da ins Freie
                              									getrieben werden. Das auf solchen Darren erzeugte Malz soll blendend weiſs sein, in
                              									Folge des Vorhandenseins von Schwefligsäure in den Verbrennungsgasen. Statt dessen
                              									kann man auch unter der ersten Horde Schwefel verbrennen. Malz, welches auf
                              									Kokesdarren erzeugt oder sehr stark geschwefelt wurde, hat nie ein solches gutes
                              									Aroma als ein gewöhnliches; es besitzt immer einen mehr oder minder starken,
                              									stechenden Geruch, welcher noch mehr hervortritt, wenn man solches Malz in der
                              									hohlen Hand anhaucht. Es ist ein stark geschwefeltes Malz für deutsche Biere nicht
                              									geeignet, während gelindes Schwefeln von keinem Nachtheile, vielmehr im Frühjahre,
                              									wo sich leicht Schimmelbildung einstellt, sogar zu empfehlen ist, weil durch das
                              									Schwefeln der Schimmel vernichtet wird.
                           Ch. Cabanis (Schwäbische Bierbrauer, 1885 S. 187)
                              									verarbeitete Gerste von Laupheim (I), bayerische (II) und ungarische Gerste
                              									(III):
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 100k Gerste kosteten
                                   15,0
                                   17,4
                                   19,0 M.
                                 
                              
                                 1hl Gerste wog
                                   61,5
                                   64,3
                                   67,7k
                                 
                              
                                 1hl Malz wog
                                   47,1
                                   49,5
                                   52,1k
                                 
                              
                                 Ausbeute
                                   76,6
                                   77,0
                                   76,9 Proc.
                                 
                              
                                 985k Malz gaben Würze von
                                    											13,7° Ball.
                                   41,6
                                   44,0
                                   46,3hl
                                 
                              
                                 Malzkosten
                                 192,9
                                 222,5
                                 243,4 M.
                                 
                              
                           Bei gleichmäſsigem Verlaufe im Sud- und Gährprozesse sind
                              									demnach die schweren Gerstensorten vorzuziehen (vgl.
                              									jedoch oben Belohoubek).
                           
                           Nach Beobachtungen von O. Göger (Allgemeine Zeitschrift für
                                 										Biertrauerei, 1885 S. 413) über die Temperaturen
                                 										der keimenden Gerste auf der Wachstenne soll bei 9 bis 11° Tennentemperatur
                              									die des Junghaufens 15 bis 16°, höchstens 19° betragen, d.h. bei Führung auf kalten
                              									Schweifs. Bei Cementpflaster soll man den Haufen nur 1 bis 2° niedriger führen als
                              									bei Ziegelpflaster.
                           Malz aus Gerste des J. 1884 gibt leicht kleistertrübe Biere, nach M.
                                 										Delbrück (Wochenschrift für Brauerei, 1885 S.
                              									315) wegen ungewohnt hohem Stärkegehalte und gleichzeitigem Mindergehalte an
                              									Diastase. Es empfiehlt sich, die Keimung nicht zu früh zu unterbrechen und nicht zu
                              									heiſs zu maischen (vgl. oben Lintner).
                           Zur Feststellung des Einflusses der Darrtemperatur und des
                                 										Luftzuges auf die Beschaffenheit des Malzes hat Ballte (daselbst 1885 S. 16) drei aus derselben Gerste hergestellte Malze
                              									untersucht, welche jedoch auf der Darre verschieden behandelt waren:
                           
                              
                                 
                                 IProc.
                                 IIProc.
                                 IIIProc.
                                 
                              
                                 Wassergehalt
                                   3,18
                                   4,45
                                   7,38
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                 96,82
                                 95,55
                                 92,62
                                 
                              
                                 Extract im lufttrockenen Malze
                                 72,52
                                 76,04
                                 74,64
                                 
                              
                                 Extract in der Trockensubstanz
                                 74,90
                                 79,58
                                 80,60
                                 
                              
                                     Im Extracte:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Maltose
                                 62,20
                                 65,52
                                 65,0
                                 
                              
                                 Maltose: Nichtmaltose
                                 1 : 0,60
                                 1 : 0,526
                                 1 : 0,538
                                 
                              
                                 Die Würze lief
                                 goldgelb,trüb
                                 gelb, klar
                                 hellgelb,opalisirend
                                 
                              
                                 Verzuckerungsdauer Minuten
                                 55
                                 40
                                 22
                                 
                              
                           Beim Darren des Malzes I zeigte das Thermometer über der Horde im
                              									äuſseren Darrraume 81° beim Abdarren, während im Malze 110° angezeigt wurden und das
                              									Thermometer in der Sau 134° zeigte. Die Züge der Darre wurden vor dem Abdarren ½
                              									Stunde lang ganz geschlossen.
                           Die Probe II wurde mit 70° in der unteren Darre abgedarrt. Die
                              									Temperatur im Malze war 100°, in der Sau 110°. Die Züge waren nur halb
                              									geschlossen.
                           Die Probe III wurde abgedarrt mit 69°, die Temperatur im Malze war
                              									81°, in der Sau 89°. Die Züge waren während des Darrprozesses gänzlich geöffnet.
                           Beim Verarbeiten des Malzes I lief die Würze trübe und gab mangelhafte Vergährung. Ob
                              									auſser der verschiedenen Temperatur auch der Luftzug auf die verzuckernde Kraft des
                              									Malzes gewirkt hat, ist noch festzustellen.
                           Ueber den Einfluſs der Lagerzeit auf das Malz liegen
                              									Erfahrungen vor, welche dahin gehen, daſs sich 2 bis 3 Monate altes Malz weit besser
                              									verarbeiten läſst als frisches. Ferner hat Balke
                              									(daselbst S. 219) beobachtet, daſs Malz beim Lagern Kohlensäure entwickelt.
                              									Dieselben Beobachtungen wurden von K. Lintner und L. Aubry gemacht (vgl. Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 S. 153).
                           Nach weiteren Mittheilungen von Aubry (daselbst S. 261)
                              									hat man sich beim frischen Malze immer über zu festes
                              									Zusammenlegen der Treber
                              									zu beklagen, was auf eine gröſsere Zerreiblichkeit der sehr trockenen Hülsen
                              									zurückzuführen ist, wodurch auch diese beim Schroten feiner vertheilt werden und der
                              									Malzteig dann nicht so viele Kanäle für den Durchgang der Würze enthalten kann, wie
                              									sie durch das Zwischenlagern gröberer Hülsentheile sonst entstehen. Haben die
                              									Malzkörner einmal etwas Wasser beim Lagern aus der Luft aufgenommen, dann verlieren
                              									die Hülsen auch ihre groſse Sprödigkeit und das Abläutern geht bald wieder leichter
                              									vor sich. Andere beim Maischen von frischem Malze auftretende Abweichungen sind,
                              									daſs die Würze gewöhnlich nicht klar läuft, der Bruch im Hopfenkessel nicht so
                              									schnell und gut erfolgt, die Gährungen träge werden und das Absetzen der Hefe
                              									schwierig von statten geht u.s.w. Nach einigem Lagern verschwinden die
                              									auſsergewöhnlichen Erscheinungen bei einem guten Malze von selbst und es geht wieder
                              									alles regelmäſsig beim Sud- und Gährprozesse vor sich.
                           Verschiedene Malzproben frisch und nach 4monatlichem Lagern in Glasflaschen
                              									untersucht ergaben:
                           
                              
                                 Gerstensorte
                                 Procent der Malztrockensubstanz, gelöst in
                                    											der Würze
                                 
                              
                                 Frisches Malz
                                 Nach 4 Monaten
                                 
                              
                                 ExtractBalling
                                 Stickstoff
                                 Proteïn-stoffe
                                 Asche
                                 Zucker
                                 ExtractBalling
                                 Stickstoff
                                 Proteïn-stoffe
                                 Asche
                                 Zucker
                                 
                              
                                 Ungarische
                                 77,89
                                 0,757
                                 4,73
                                 1,29
                                 34,22
                                   67,08
                                 0,6656
                                 4,18
                                 1,36
                                 32,31
                                 
                              
                                 Slovakische
                                 79,91
                                 0,763
                                 4,77
                                 1,24
                                 35,35
                                 174,99
                                 0,6608
                                 4,13
                                 1,26
                                 32,82
                                 
                              
                                 Regensburger
                                 76,05
                                 0,822
                                 5,14
                                 1,39
                                 37,71
                                   76,27
                                 0,7648
                                 4,78
                                 1,39
                                 34,61
                                 
                              
                                 Böhmische
                                 77,47
                                 0,753
                                 4,71
                                 1,24
                                 38,09
                                   78,16
                                 0,6352
                                 3,97
                                 1,16
                                 34,84
                                 
                              
                                 Fränkische
                                 72,26
                                 0,792
                                 4,95
                                   1,199
                                 37,58
                                   77,29
                                 0,784
                                 4,90
                                 1,20
                                 37,73
                                 
                              
                                 Saal
                                 78,61
                                 0,771
                                 4,82
                                 1,28
                                 38,07
                                   77,95
                                 0,7376
                                 4,61
                                 1,26
                                 38,05
                                 
                              
                                 Mährische
                                 78,73
                                 0,758
                                 4,74
                                 –
                                 36,37
                                   76,58
                                 0,7792
                                 4,87
                                 1,20
                                 35,21
                                 
                              
                                 Schwedische
                                 65,05
                                 0,590
                                 3,69
                                 1,13
                                 31,17
                                   69,13
                                 0,5968
                                 3,73
                                 1,14
                                 31,26
                                 
                              
                           Zwei weitere (lichte) Malze waren nach der ersten Untersuchung im Laboratorium in
                              									Säcken neben einander liegen geblieben und später wieder untersucht:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Malz aus Saatgerste
                                 Malz aus ungarischer Gerste
                                 
                              
                                 
                                 
                                 3 Wochen alt
                                 11 Wochen alt
                                 6 Wochen alt
                                 10 Wochen alt
                                 
                              
                                 Procent derMalztrocken-substanz
                                    											inder Würze
                                 ExtractZucker (als Dextrose)Proteïnstoffe
                                 77,6041,93  4,29
                                 77,8431,05  4,38
                                 75,6831,56  3,08
                                 76,5336,51  3,31
                                 
                              
                           Bei dem Malze aus ungarischer Gerste war demnach, unter den
                              									gleichen Lagerbedingungen eine an Zucker reichere Würze erhalten worden und zugleich
                              									wurden auch mehr Stickstoff haltige Bestandtheile an die Würze abgegeben. Diese
                              									Beobachtung wurde später bei verschiedenen Malzen wiederholt gemacht und scheint
                              									demnach beim Lagern das Malz unter Umständen sogar eine bessere Auflösung zu
                              									bekommen.
                           Folgende Versuche sollten zeigen, ob ein etwas höherer Wassergehalt eines
                              									Schwelkmalzes an den Veränderungen beim Lagern sich betheiligt und ob dieselben bei
                              									Ausschluſs des Sauerstoffes der Luft sich anders gestalten. Schwelkmalz von der
                              									oberen Horde mit 9,56 Proc. Wasser wurde sogleich untersucht und von demselben 3
                              									Flaschen aus farblosem Glase mit eingeriebenen Stöpseln angefüllt, wovon eine
                              									Flasche am gewöhnlichen Tageslichte und eine andere Flasche im Dunkeln aufbewahrt
                              									wurde, während in der 3. Flasche die das Malz umgebende Luft durch Kohlensäure
                              									verdrängt und die Flasche gut verschlossen wurde. Nach 2 Monaten wurden die Proben
                              									wieder untersucht. 100 Gewichtstheile Malztrockensubstanz gaben an die Würze ab:
                           
                              
                                 
                                 Frisch
                                 Nach 2 Monaten
                                 
                              
                                 am Licht
                                 imDunkeln
                                 in Kohlen-säure
                                 
                              
                                 Extract
                                 73,21
                                 71,83
                                 70,48
                                 69,11
                                 
                              
                                 Zucker (Dextrose)
                                 36,45
                                 36,38
                                 33,08
                                 33,02
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                   4,61
                                   4,04
                                   4,04
                                   4,36
                                 
                              
                           Sämmtliche Proben hatten demnach eine Extract Verminderung
                              									erfahren. Am wenigsten Extract hatte das in Kohlensäure aufbewahrte Malz gegeben,
                              									obwohl bei demselben eine geringere Menge von Stickstoff haltigen Bestandtheilen
                              									unlöslich geworden ist.
                           Bei allen Untersuchungen von frischem und gelagertem Malz zeigt sich, daſs das Malz
                              									durch das Lagern eine Veränderung erleidet, welche auf die Löslichkeit der Extract
                              									bildenden Bestandtheile und auf den Gehalt des beim Maischversuche erhaltenen
                              									Extractes an Zucker und Stickstoff haltigen Bestandtheilen wirkt. Die Veränderungen
                              									können entweder einer sich fortsetzenden Löslichmachung oder Nachlösung entsprechen und es kann ein Malz nach dem Lagern mehr Extract
                              									liefern und auch der Zuckergehalt des Extractes kann höher werden, oder es nimmt die
                              										Extractausbeute mit dem Alter des Malzes ab und zugleich
                                 										auch die verzuckernde Kraft. Damit konnte auch eine Zu- oder Abnahme der
                              									Löslichkeit der Stickstoff haltigen Bestandtheile des Malzes festgestellt werden.
                              									Die Verschiedenheit in der Wirkung der Lagerung läſst es als sehr wahrscheinlich
                              									erscheinen, daſs nicht nur die äuſseren Einflüsse, wie Feuchtigkeit, Luftwechsel
                              									u.s.w., die Veränderungen bedingen und unterstützen, sondern daſs die Beschaffenheit
                              									des Malzkörpers, die Art der Mälzung, ja vielleicht schon die ursprüngliche Gerste
                              									dafür maſsgebend sind.