| Titel: | P. Schulze-Berge's Verfahren und Maschine zum Bedrucken von Glas- und Porzellangegenständen. | 
| Autor: | R. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 154 | 
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                        P. Schulze-Berge's Verfahren und Maschine zum
                           								Bedrucken von Glas- und Porzellangegenständen.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									11.
                        P. Schulze-Berge's Druckmaschine für Glasgegenstände u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           Um Gläser, Tassen, Lampenschirme und ähnliche runde Gegenstände, von welchen eine
                              									groſse Zahl mit dem gleichen Muster auszuschmücken sind, in diesem Muster zu
                              									bedrucken, hat P. Schulze-Berge in New-York
                              									(Nordamerikanisches Patent Nr. 316836 vom 26. April 1885) eine Maschine angegeben,
                              									bei deren Anwendung eine groſse Billigkeit in der Herstellung namentlich einfarbiger
                              									Muster zu erzielen ist.
                           Bei dem jetzt gebräuchlichen Verfahren zum schnellen Bemalen runder Gegenstände mit
                              									Hilfe von Schablonen, wie auch bei dem Bedrucken (vgl. Koppe 1878 229 * 547) tritt der Umstand
                              									erschwerend auf, daſs die Gegenstände, wenn sie auch mit der gleichen Form erzeugt
                              									wurden, nach dem Brennen doch verschiedene Durchmesser zeigen. Die Enden der
                              									Schablone passen dann beim Auflegen auf den zu bemalenden Gegenstand nicht immer
                              									zusammen und das Muster der Druckwalze geht nicht vollkommen auf dem Umfange der
                              									Stücke aus, wodurch namentlich bei in einander übergehenden Mustern Unrichtigkeiten
                              									und Fehler entstehen. Schulze-Berge gibt deshalb bei
                              									seiner Maschine der Druckfläche des Gegenstandes und der Musterrolle nicht gleiche
                              									Umfangsgeschwindigkeit, sondern treibt sowohl Gegenstand, als Druckrolle an und
                              									läſst dieselben in genau der gleichen Zeit immer eine Umdrehung machen. Bei den
                              									verschiedenen Durchmessern der Gegenstände tritt dann allerdings ein Gleiten
                              									desselben an der Druckrolle oder umgekehrt ein; doch schadet dies bei den kleineren
                              									Unterschieden der Durchmesser der Reinheit des Musters nicht viel: stets wird jedoch
                              									bei dieser Einrichtung ein vollkommen geschlossener Aufdruck erreicht.
                           Eine Schwierigkeit bietet die Ausführung dieser Einrichtung insofern, als
                              									entsprechend der verschiedenen Form und Gröſse der zu bedruckenden Gegenstände die
                              									Druckrolle zu dem Gegenstande die verschiedensten Stellungen einzunehmen hat, dabei
                              									aber immer zu drehen ist. Der Antrieb der Druckrolle muſs daher eine freie
                              									Beweglichkeit derselben gestatten; dabei muſs jedoch die Drehungsübertragung
                              									gleichförmig sein, so daſs nicht gut Universalgelenke o. dgl. zu benutzen sind. Bei
                              									einer älteren Ausführung seiner Maschine hatte Schulze-Berge Rollen mit endlosen Schnuren zur Bewegungsübertragung
                              									zwischen Gegenstand und Druckrolle angewendet. Damit war allerdings eine freie
                              									Beweglichkeit der Druckrolle erreicht; doch stellte sich hier als Uebelstand das
                              									Gleiten der Schnuren auf den Rollen ein, so daſs diese Einrichtung wieder aufgegeben
                              									wurde. Bei der neuesten Ausführung erfolgt daher die Bewegungsübertragung zwischen
                              									den Achsen des Gegenstandes und der Druckrolle nur durch Zahnräder, wobei in
                              									Gelenken drehbare Zwischenräder und kugelförmige Zahnräder die freie Beweglichkeit
                              									sichern.
                           
                           Der zu bedruckende Gegenstand G (Fig. 10 Taf. 11) wird auf
                              									einen Teller T gesetzt und auf demselben durch drei
                              									Nasen, von denen die eine p mittels einer Schraube
                              									angezogen werden kann, genau centrisch erhalten. Oben setzt sich auf den Gegenstand
                              									oder in dessen Höhlung die kegelförmige Scheibe K,
                              									welche auf der Achse b1
                              									verschiebbar ist und durch die Feder F den Gegenstand
                              										G an den Teller T
                              									preſst. Dieser sitzt auf der Achse b und werden beide
                              									Achsen b und b1 mit gleicher Geschwindigkeit durch die Zahnräder
                              										r und r1 von der durch ein Handrad mittels Kegelräder in
                              									Umdrehung versetzten Achse a getrieben. In dem
                              									Maschinengestelle A ist der Lager bock B verschiebbar und mit Hilfe der Schraube d entsprechend einstellbar. In dem Lagerbocke B ist der Winkel C durch
                              									seinen mit Gewinde versehenen Schenkel e in der
                              									Lothrechten zu verstellen und ruht in dem anderen Winkelschenkel mit einem
                              									Fuſszapfen die auch im Bocke B gelagerte Achse c. Diese Achse c wird von
                              									der Achse b1 durch ein
                              									auf ihr sitzendes mittels Keil und Nuth verschiebbares Rad r2 getrieben, wobei ein in dem Gelenke R zwischen den beiden Achsen b1 und c
                              									sitzendes Zwischenrad bei den verschiedenen Stellungen des Lagerbockes B immer die richtige Bewegungsübertragung ergibt. Auf
                              									der Achse c steckt fest das halbkugelförmige Zahnrad
                              										k, welches in ein zweites gleiches Rad k1 auf der Achse o eingreift. Am anderen Ende dieser Achse steckt die an
                              									ihrer Umfangsfläche mit dem zu druckenden Muster versehene, je nach der Form des
                              									Gegenstandes cylindrische oder mehr oder weniger kegelförmige Rolle D. Die Achse o dreht sich
                              									in einer Lagerbüchse l, die mit zwei senkrechten Zapfen
                              									in einem verschiebbaren Gleitstücke ruht, und kann damit die Achse o jede beliebige Winkelstellung erhalten. Eine hinter
                              									dem Gleitstücke in der Führung für dasselbe liegende Feder f1 preſst die Rolle D immer sanft an den Gegenstand G. Auf den Achsen c und o stecken unterhalb den Halbkugelrädern k und k1 die Glocken g und g1 welche unter
                              									einander durch einen den richtigen Eingriff der Zähne bei den verschiedenen
                              									Stellungen der Räder k und k1 sichernden Gelenkhebel h verbunden sind. Dieser Hebel h ist auf einer Seite verlängert und kann dort mit einem Gewichte
                              									beschwert werden, wodurch einestheils die Achse in der Höhe und die Rolle D im Anlaufe an der Lagerbüchse l erhalten, anderentheils das Anpressen der Rolle D beim Drucken zu regeln ist. Die beiden Glocken g und g1 sind
                              									auch noch durch ein Kniegelenk unter einander in Verbindung und befindet sich der
                              									Gelenkzapfen im Knie auf einem Gleitstücke t, das auf
                              									einem senkrechten Arme des Hebels h durch eine Feder
                              									immer nach auſsen gedrückt wird. Diese Feder sucht also den Winkel der beiden Achsen
                              										c und o immer zu
                              									verkleinern und wirkt demnach dem Andrucke der Rolle durch die Feder f1 und das
                              									Belastungsgewicht von h etwas entgegen. Auf das Ende
                              									des Hebels h kann auch nur der die Maschine bedienende
                              									Arbeiter mit der Hand drücken, wenn, nachdem der Gegenstand G festgestellt ist, derselbe bedruckt wird. Beim Aufhören des Handdruckes geht
                              									dann die Rolle D durch die Wirkung der Feder unter dem
                              									Gleitstücke i zurück, der bedruckte Gegenstand wird
                              									frei, kann nun herausgenommen und durch einen frischen ersetzt werden. Um das
                              									Zurückgehen der Rolle D zu erleichtern, wird auch die
                              									Wirkung der dieselbe anpressenden Feder f1 aufgehoben, zu welchem Zwecke dieselbe durch den
                              									schrägen Riegel m und die mit ihrem einen Ende über
                              									denselben greifende Stange n, welche am anderen Ende
                              									eine vor der Feder f sitzende Blechscheibe trägt oder
                              									unmittelbar in das Gleitstück eingeschraubt ist, zusammengedrückt wird, so daſs das
                              									Gleitstück der Lagerbüchse l frei oder zurückgezogen
                              									wird. Die Achsen b und b1 laufen auf den mit Handrädern
                              									versehenen Schrauben t und t1, womit die Höhe des Gegenstandes G zur Druckrolle D genau
                              									einzustellen ist. Hierdurch und durch die senkrechte Verstellbarkeit des Winkels C ist jede beliebige Lage der Rolle D zu erreichen.
                           Die Druckrolle kann nun die Farbe entweder von einem Tische abnehmen, oder es wird,
                              									wie in Fig.
                                 										10 veranschaulicht, ein besonderer Zuführungsapparat mit Walzen verwendet.
                              									In einem Gestelle H ist mit Hilfe der Mutter q die durch einen Keil gegen Drehung geschützte Spindel
                              										s senkrecht verstellbar. Am Ende derselben ist der
                              									Rahmen E drehbar, dessen Schrägstellung durch eine
                              									Gelenkverbindung P bestimmt wird. Die Flügelmuttern auf
                              									den Gelenkzapfen gestatten dabei eine schnelle Veränderung der Lage. In dem Rahmen
                              										E führen sich die Lager für die Farbwalze S und die Vertheilungswalze W und werden durch zwischengelegte Federn f2 diese Walzen gegen die Rolle D hin gedrückt. Die Farbwalze S ist hohl, in der Umfangswand mit kleinen Löchern versehen und mit einem
                              									schwammigen Materiale ausgefüllt; dieses saugt die durch den oberen Hohlzapfen in
                              									die Walze gegossene Farbe auf und gibt sie durch die zahlreichen Löcher der Wandung
                              									an die Vertheilungswalze W, welche die Farbe dann auf
                              									die Druckrolle D überträgt.
                           Mit einer solchen Druckmaschine, welche auf den Tumbler
                                 										Works in Rochester (Penns.) im Betriebe ist, soll ein Mädchen von 12 bis 15
                              									Jahren ungefähr 1000 bis 1400 Gläser in einem Tage bedrucken können.
                           Mit dieser Druckmaschine soll nun das Muster nicht bloſs mit den eingeriebenen
                              									Schmelzfarben aufgedruckt werden, sondern Schulze-Berge
                              									will, wie in dem Nordamerikanischen Patente Nr. 296226 angegeben, vielmehr das
                              									Muster mit Firniſs oder Oelen von entsprechender Zähigkeit auf die Gegenstände
                              									drucken und diese dann mit der pulverförmigen Farbe bestreuen (vgl. J. B. Miller 1881 242 57).
                              									Dabei nehmen nur die gefirniſsten Stellen Farbepulver auf. Auf diese Weise sollen
                              									auch mehrfarbige Muster erzeugt werden. Es wird dann zuerst das ganze Muster mit
                              									Firniſs gedruckt und dieses mit der Grundfarbe gepudert. Wenn der Grund dann
                              									trocken, werden die verschiedenen Farben nach einander gedruckt, aufgepudert und
                              									immer wieder trocknen gelassen. Die Umrisse des Musters sollen dabei in genügender Schärfe
                              									nach dem Brennen hervortreten. Auch zum Verzieren von Gläsern durch matte Muster,
                              									was jetzt entweder durch Sand blasen (vgl. Tilghman
                              									1874 212 * 14 bezieh. J. B.
                                 										Miller 1881 241 197), oder durch Aetzen des
                              									vorher in einen Firniſsüberzug gravirten oder aufgeklebten Musters mittels
                              									Fluſssäure (vgl. Hock 1875 215 * 129) erfolgt, will Schulze-Berge seine
                              									Druckmaschine verwenden. Da die Einwirkung der Fluſssäure von entsprechender Stärke
                              									auf das Glas mit der Temperatur desselben wechselt, so daſs bei Temperaturen von
                              									über 40° die Fluſssäure nur eine geringe Wirkung auf das Glas besitzt, so sollen
                              									nach dem Nordamerikanischen Patente Nr. 276895 die heiſs gemachten Gläser
                              									unmittelbar mit der Fluſssäure bedruckt werden. Dieses Verfahren dürfte jedoch wegen
                              									der gesundheitsschädlichen Säuredämpfe nicht zu empfehlen sein. Endlich sollen auch
                              									durch Aufdrucken von Lösungen von Fluorsalzen auf Glasgegenstände und darauf
                              									folgendes Brennen verschiedene Muster erzeugt werden.
                           
                              
                                 R.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
