| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 163 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 31
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									12.
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Th. R. Jordan in London (* D. R. P. Nr. 31900 vom 3.
                              									Februar 1884 vgl. auch D. p. J. 1885 257 * 286) will zur Gewinnung von
                                 										Gold und Silber mittels Amalgamation die fein gepulverten trockenen Erze
                              									durch Quecksilber treiben. In dem Troge A (Fig. 1 und 2 Taf. 12) wird
                              									mittels Riemenscheiben d das mit Einfülltrichter t versehene Rohr b in
                              									Umdrehung gesetzt; letzteres geht am unteren Ende in die zwei Scheiben e aus, zwischen welchen passend gekrümmte
                              									Ausfluſsrinnen c (vgl. eine dieser Formen in 
                              									Fig. 2) zu dem
                              									Zwecke sich befinden, um das Erzmehl in das Quecksilber zu treiben. Die mit Flügeln
                              										g versehene Trommel f
                              									wird durch Riemenscheibe h und Schneckengetriebe z in entgegengesetzter Richtung zum Rohre b bewegt. Durch das Rohr i
                              									wird ein Luftstrom über das Quecksilber hingeführt, Auf der gegenüber liegenden
                              									Seite und in der gleichen Ebene mit i liegt ein Rohr
                              										j, durch welches die von der Oberfläche des
                              									Quecksilbers abgeblasenen Rückstände nach dem Concentrator k getrieben werden. Letzterer besteht aus Schmiedeisen und ist in seinem
                              									unteren Theile durch Scheidewände in eine Anzahl von Kammern getheilt. Die
                              									Scheidewände bestehen je aus einer festen und einer mit Längsschlitz versehenen
                              									Platte l, welche mittels Schrauben an ersterer der Höhe
                              									nach verstellbar befestigt werden kann.
                           Bei Anwendung des Apparates wird der Erzstaub durch den Trichter t in das Rohr b eingeführt
                              									und von der Flügelscheibe e in das Quecksilber
                              									getrieben. Das in dem Quecksilber aufsteigende Erzpulver wird von den Flügeln g entsprechend aufgehalten. Sobald der Staub an die
                              									Oberfläche des Quecksilbers gelangt, geräth er unter den Einfluſs des durch i eingeblasenen Windes, wird durch das Rohr j und über die Abtheilungen des Concentrators k getrieben, in welchem er sich je nach dem
                              									specifischen Gewichte seiner Theilchen niederschlägt; die leichtesten, also
                              									werthlosen derselben aber werden durch m
                              									ausgeblasen.
                           Nach dem von J. Shedlock in New-Barnett (* D. R. P. Nr. 32123 vom 25. November 1884) angegebenen
                              									Verfahren zur Behandlung von Erzen behufs Gewinnung der
                              									Metalle aus denselben werden die gepulverten Erze
                              									(insb. Eisenerze) mit Kohle gemischt durch eine Schicht
                                 										geschmolzenes Metall gepreſst. Der Ofenraum A
                              										(Fig. 3
                              									und 4 Taf. 12)
                              									zur Aufnahme des Metallbades hat einen von hinten nach vorn geneigten Boden und der
                              									gröſsere Theil desselben ist mit einer Platte m
                              									überdeckt, welche von hinten nach vorn schräg ansteigt und vorn eine Oeffnung a läſst. Die Hitze zur Aufrechterhaltung der geeigneten
                              									Temperatur des Metallbades liefert die Feuerung B,
                              									deren Verbrennungsgase zuerst die Gasgeneratoren H und
                              									Ueberhitzer I umspielen und sodann in Zügen C um das Metallbad gehen, um schlieſslich durch den
                              									Schornstein S zu entweichen. Der durch Rohre J und die Ueberhitzer ziehende Dampf tritt durch die
                              									Kammer K in die mit Kohle gefüllten Generatoren H, während das gebildete Wassergas durch Kanäle e in das Metallbad A
                              									gelangt. Das mit Kohle gemischte Erzpulver wird durch die Schnecke im Trichter F in das Metallbad gepreſst. Die aus den Erzen
                              									abgeschiedenen Metalle sollen sich mit dem Metallbade verbinden, während die
                              									Schlacke durch P abgeschöpft wird und die Gase durch
                              									Kanal O zu den Flugstaubkammern entweichen. Der Abfluſs
                              									der Metalle aus dem Herde A erfolgt durch den Kanal v, dessen innere Mündung so tief unterhalb des Spiegels
                              									des geschmolzenen Metalles liegt, daſs keine Schlacken in den Behälter R mit hinüberflieſsen können.
                           
                           Wenn die Metalle im Herde A durch Ausscheidung der
                              									oxydirbaren Metalle gereinigt werden sollen, so werden die Generatoren mit
                              									feuerbeständigem Material gefüllt, die Röhren J und
                              									Ueberhitzer I dienen zur Einführung von atmosphärischer
                              									Luft, welche in erhitztem Zustande durch die Kanäle e
                              									in den Herd A übertritt, hier die unedlen Metalle
                              									oxydirt und die flüchtigen Bestandtheile nach den Condensationskammern treibt. Das
                              									reine Metall aber wird durch den Kanal W
                              									abgelassen.
                           Bei der Anlage zur Vermeidung von Rauch bei Zinköfen von
                              										R. Lorenz in Beuthen (* D. R. P. Zusatz Nr. 32856
                              									vom 23. Oktober 1884, vgl. 1881 242 * 432) ist, wie aus
                              										Fig. 7 und
                              										8 Taf. 12
                              									zu ersehen, über den Vorlagen der Zinkdestillirröhren ein an der Längsseite des
                              									Ofens sich hinziehender Kanal a angeordnet. Die damit
                              									verbundenen senkrechten Kanäle b münden in
                              									Condensationskammern d, welche unten im Bodenmauerwerk
                              									des Ofens ausgespart sind und durch Zwischenmauern mit Oeffnungen die niedergehenden
                              									Zinkdämpfe, den Staub und Rauch nöthigen, einen längeren Weg zu machen, ehe sie
                              									durch den mit der letzten Kammertheilung verbundenen Kanal e in den unter allen Oefen herführenden gemeinschaftlichen Abzug f für Feuergase nach der Esse geleitet werden. Vorher
                              									haben Staub und alle sonstigen lästigen Beimengungen in den Condensationskammern d Gelegenheit gehabt, sich niederzuschlagen und
                              									anzuhäufen, von wo sie von Zeit zu Zeit entleert werden können.
                           Die aus dem Ofen entweichenden Feuergase gehen durch die Kanäle h nieder und münden in der Nähe der aus den
                              									Condensationskammern d kommenden Dämpfe ebenfalls in
                              									den gemeinschaftlichen Kanal f, wo sie sich mischen,
                              									angeblich gegenseitig entzünden und verzehren. Mittels der Schieber c kann man den Abzug der Dämpfe und Gase derart regeln,
                              									daſs die Hüttenhalle und deren Umgebung stets fast frei von Rauch, Dampf und Staub
                              									bleiben. Selbst die aus dem Inneren der Muffeln entweichenden letzten Dämpfe können
                              									durch die Abzugsröhren k, welche in den Kanal a einmünden, abgeführt werden. Besonders wichtig beim
                              									Entleeren der Muffeln soll der Schieber s sein.
                           Zur Herstellung von reinem Zink durch Elektrolyse macht
                              										R. P. Herrmann in Berlin (D. R. P. Zusatz Nr. 33107
                              									vom 14. September 1884, vgl. 1884 253 32) den kaum neu zu
                              									nennenden Vorschlag, Rohzink als Anode in das Bad eines Zinkdoppelsalzes zu hängen
                              									unter Verwendung von Zinkblech als Kathode. (Vgl. S. 34 d. Bd.)
                           Zur Herstellung von Metallen schlagend, und A. Cowles in Cleveland, Ohio (Nordamerikanisches Patent
                              									Nr. 319795 und 324658, vgl. auch D. R. P. Nr. 33672 vom 10. Juni 1885) vor, durch
                              									die mit Kohle gemischten Erze einen elektrischen Strom zu leiten, welcher einen
                              									Theil der Reductionsarbeit und die erforderliche Wärme geben soll. Zur Herstellung
                              									von Legirungen kann eines der Metalle als Anode
                              									eingeführt werden. Der Vorschlag ist kaum neu zu nennen (vgl. W. Siemens 1882 246 *
                              									462).
                           
                           Um ferner Aluminium nach Cowles (Nordamerikanisches Patent Nr. 324659) herzustellen, soll Thonerde
                              									mit Kohlenpulver gemischt durch den elektrischen Strom reducirt werden unter Zusatz
                              									eines Metalles, welches nachher durch Amalgamation wieder zu entfernen ist. Die
                              									Ausführbarkeit dieses Vorschlages muſs Referent bezweifeln.
                           Nach J. Boguski in Warschau (Englisches Patent 1884 Nr.
                              									3090) sollen zur Herstellung von Aluminiumbronze
                              									Aluminiumverbindungen, z.B. Kryolith, unter Anwendung einer Kupferanode
                              									elektrolytisch zerlegt werden. Der Vorschlag ist nicht neu (vgl. Muspratt's Chemie, 3. Aufl. Bd. 1 S. 574).
                           F. J. Seymour (Scientific American Supplement, 1885 S.
                              									7824) will zur Herstellung von Aluminium 100 Th.
                              									Zinkerze, 50 Th. Kaolin, 125 Th. Anthracit, 15 Th. Perlasche und 10 Th. Kochsalz in
                              									Retorten aus Graphit erhitzen (vgl. 1884 254 387).
                           L.
                                    											Henne in Halle (* D. R. P. Nr. 32644 vom 14. Oktober 1884) will zur Herstellung von Aluminium Thonerde oder Schmirgel durch
                              									Kalium oder Natrium reduciren, welche durch Glühen der Carbonate mit Kohle erzeugt
                              									werden. Zu diesem Zwecke wird der viereckige Tiegel bis zu den Ansätzen a mit der Mischung des betreffenden Carbonates und
                              									Kohle gefüllt. Auf die Ansätze a wird der mit Chamotte
                              									gefütterte Teller b gesetzt, auf welchen die Thonerde
                              									zu liegen kommt. Nachdem der Deckel aufgesetzt und zur Dichtung mit Lehm verstrichen
                              									ist, setzt man das Gefäſs der Weiſsglühhitze genügende Zeit je nach seiner Gröſse
                              									aus. Das sich entwickelnde Reductionsgas streicht durch den Zwischenraum, welcher
                              									zwischen dem Teller b und der Innenwand bleibt, in die
                              									Höhe und erreicht hier die glühende Thonerde, die dadurch in das entsprechende Oxyd
                              									und Aluminium zerfällt, von welchem das Metall später durch Schlemmen o. dgl.
                              									getrennt wird.
                           Textabbildung Bd. 258, S. 166Zur Gewinnung von Magnesium will Gerhard in Wolverhampton (Englisches Patent 1884 Nr.
                              									16651) eine Lösung von 228 Th. Magnesiumsulfat und 132 Th. Ammoniumsulfat in 35000
                              									Th. Wasser auf 65 bis 100° erwärmt durch den elektrischen Strom zersetzen. Magnesiumbronze soll erhalten werden, wenn man dem Bade
                              									noch 550 Th. Cyankalium und 550 Th. Ammoniumcarbonat zusetzt und eine Kupferanode
                              									verwendet. Ob sich aus wässerigen Lösungen vortheilhaft Magnesium herstellen läſst,
                              									ist sehr zu bezweifeln (vgl. F. Fischer 1882 246 28).
                           P. Higgs stellt im Engineer, 1885 Bd. 60 S. 155, die bekannten Erfahrungen über die Raffinirung von Kupfer und Blei mittels Elektricität
                              									kurz zusammen (vgl. S. 33 d. Bd.).
                           Die Beseitigung des Hüttenrauches soll nach A. O.
                                    											Walker in Chester (D. R. P. Nr. 32861 vom 27. Februar 1885) durch Elektricität erreicht werden. Zu diesem Zwecke
                              									bringt er in dem Rauchkanale oder der Staubkammer zwei Stangen in Form eines Kreuzes an, welche
                              									mit Spitzen versehen sind. Dieser Leiter wird sehr sorgfältig isolirt, was in
                              									vortheilhafter Weise dadurch geschehen kann, daſs man ihn am Ende einer wagerechten
                              									Metallstange befestigt, welche durch die Wand des Rauchrohres hindurchgeht. Man kann
                              									ein Thonrohr in die Wand des Rauchrohres einschieben und die Stange durch das Rohr
                              									hindurch führen, jedoch so, daſs sie mit demselben nicht in Berührung steht.
                              									Auſserhalb des Rauchrohres kann die Stange auf Glasfüſsen weiter geführt werden,
                              									welche in Glasgefäſse eintreten, ohne jedoch deren Hals zu berühren. Die Glasgefäſse
                              									enthalten eine geringe Menge concentrirter Schwefelsäure. Diese Stange ist mit einem
                              									Pole einer Reibungs- oder Influenz-Elektrisirmaschine verbunden, welche
                              									hochgespannte Elektricität liefert; der andere Pol der Maschine ist mit der
                              									Auſsenseite des Rauchrohres oder mit der Erde verbunden. Doch kann man statt dieser
                              									Maschine auch andere bekannte Quellen hochgespannter Elektricität benutzen. Das
                              									Ganze ist so angeordnet, daſs eine beständige Entladung der Elektricität an den
                              									Spitzen, welche sich an der Oberfläche des Leiters befinden, in die Luft
                              									stattfindet.
                           Nach W. M. Hutchings (Berg- und Hüttenmännische Zeitung,
                              									1885 S. 253) zeigte O. J. Lodge in Liverpool in einem
                              									Vortrage, daſs Staub und Rauch sehr rasch
                                 										niedergeschlagen werden, wenn man elektrische
                              									Funken hindurchschlagen läſst. Dadurch wurde Walker
                              									veranlaſst, auf seiner Bleihütte zu Bagillt in Flintshire entsprechende Versuche
                              									auszuführen. Lieſs man die Funken einer Influenzmaschine durch einen mit Bleirauch
                              									gefüllten Kanal schlagen, so setzte sich der Rauch sehr rasch ab. Lieſs man den
                              									Rauch mit voller Geschwindigkeit einen kleinen Kanal durchströmen und an die Luft
                              									austreten, so sah man beim Ausgange die Wirkung der Elektricität ebenso auffallend,
                              									indem der austretende Flugstaub flockig wurde und bei ruhiger Luft sich schnell zu
                              									Boden senkte. Unterbrach man plötzlich den Rauchstrom, so sah man, wie der Rauch,
                              									welcher an den Metallspitzen vorbeigeströmt war, sich in weiterer Entfernung von
                              									denselben rasch absetzte, indem er fast ganz aus Flocken bestand. Es kommt nur
                              									darauf an, daſs die Isolation bis mitten im Kanäle gut ist und daſs man eine
                              									genügende Anzahl von Metallspitzen thunlichst gleichmäſsig über den
                              									Kanaldurchschnitt verbreitet. Die Spitzen sowie die dieselben tragenden
                              									Metallstangen besetzen sich stark mit Flugstaub. Dies scheint aber gar keine
                              									nachtheilige Wirkung zu haben oder höchstens erst nach längerer Zeit- sollte sich
                              									die Nothwendigkeit zeigen, so kann sehr leicht die Einrichtung so getroffen werden,
                              									daſs der in dem Kanäle hängende Theil des Apparates in wenigen Minuten herausgehoben
                              									und abgebürstet werden kann.
                           Es werden jetzt zwei gröſsere Elektrisirmaschinen eigens ausgeführt, welche mittels
                              									einer kleinen Dampfmaschine von 1e getrieben
                              									werden sollen. Diese Maschinen sind stärkere Inductionsmaschinen nach Wimshurst's System und haben Glasscheiben von 1m,52 Durchmesser. Diese Maschine ist von dem
                              									Feuchtigkeitszustande der Luft fast ganz unabhängig. Der Rauch im Hauptkanale soll
                              									hinter einander und nach Zwischenräumen von einigen Meter zwei oder auch drei Reihen
                              									von Metallspitzen treffen, so daſs die starke Einwirkung von der ersten Reihe noch
                              									von den folgenden unterstützt und fortgesetzt werden soll, worauf der stark flockige
                              									Flugstaub sich im Kanäle recht bald absetzen wird. (Vgl. Schlösser und A. Ernst 1885 257 * 287.)
                           E. H. Cook in Bristol (Englisches Patent 1884 Nr. 7731)
                              									will zum Niederschlagen des Hüttenrauches in die
                              									Abzugskanäle Schwefelwasserstoff einleiten, oder in
                              									dieselben mit Sodarückständen getränkte Tücher
                              									aufhängen, oder aber den Rauch über feuchte Sodarückstände leiten, aus denen durch
                              									Einwirkung der Kohlensäure Schwefelwasserstoff entwickelt wird. Der Nachbarschaft
                              									wird damit wenig gedient sein.
                           Nach einer Angabe im Génie civil, 1885 Bd. 7 S. 217 ist
                              									es vortheilhaft, Bleierze mit geschmolzenem Roheisen zu
                              										reduciren. Zu diesem Zwecke soll der Bleiglanz aus
                              									dem Röstofen in eine kleine Bessemerbirne gebracht, dann aus einem Kupolofen 50 bis
                              									80 Procent des Minerales an geschmolzenem Roheisen eingelassen werden. Die Reduction
                              									soll sehr rasch beendigt sein, ohne daſs erhebliche Mengen Bleirauch entweichen.
                           J. W. Simpson in Newark (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									323222). will die Erze mit einer Lösung von Cyankalium,
                              									kohlensaurem Ammonium und Chlornatrium behandeln und aus der Lösung Gold, Silber und Kupfer
                              									fällen.
                           Bei der Gewinnung von Gold und Silber durch Amalgamation
                              									will F. Hollick in New-York (Nordamerikanisches Patent
                              									Nr. 314578) statt Quecksilber eine schmelzende Legirung von Blei, Zinn, Zink,
                              									Wismuth und Quecksilber verwenden.
                           Nach J. Simpson und E. W. Parnell in
                              										Liverpool (D. R. P. Nr. 33097 vom 30.
                                 										December 1884) werden Schwefelantimon, Gold und
                                 										Silber haltige Erze gepulvert in eine heiſse Lösung von Schwefelnatrium
                              									oder Schwefelcalcium eingetragen. Die Sulfantimoniatlösung wird von dem
                              									Niederschlage getrennt und das Schwefelantimon durch Zusatz von Säure gefällt. Statt
                              									dessen kann man das Erz auch mit einer kalten Lösung von Schwefelammonium ausziehen
                              									und dieses dann abdestilliren. Um das etwa mit in Lösung gegangene Gold zu erhalten,
                              									werden aus der Sulfantimoniatlösung zunächst nur etwa 2 Proc. Schwefelantimon
                              									gefällt, welche das gesammte Gold enthalten. Der Erzrückstand wird zur Gewinnung des
                              									übrigen Goldes und des Silbers in passender Weise weiter behandelt.
                           W. Hampe (Chemikerzeitung, 1885 S. 1334) hat zur Bestimmung des Schwefels 3 Mansfelder Kupfer folgender
                              									Zusammensetzung untersucht:
                           
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 98,9048
                                 99,5200
                                 99,6125
                                 
                              
                                 Silber
                                   0,0287
                                   0,0280
                                   0,0292
                                 
                              
                                 Blei
                                   0,0208
                                   0,0232
                                   0,0200
                                 
                              
                                 Arsen
                                   0,0223
                                   0,0228
                                   0,0172
                                 
                              
                                 Antimon
                                   0,0059
                                   0,0031
                                   0,0023
                                 
                              
                                 Nickel
                                   0,2200
                                   0,2142
                                   0,2112
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,0029
                                   0,0039
                                   0,0039
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,7464
                                   0,1546
                                   0,0752
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,0036
                                   0,0021
                                   0,0024
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,9627
                                 99,9719
                                 99,9739.
                                 
                              
                           I übergares Kupfer, nach 9stündigem Einschmelzen und
                              									4stündigem Oxydiren; II dicht gepoltes Raffinad, nach 1½stündigem Dichtpolen; III
                              									zähe gepoltes Raffinad, nach 1 stündigem Zähepolen.
                           Je 50g Feilspäne wurden mit
                              									einer Lösung von 350g CuCl2.2NH4C1.2H2O, 200cc
                              									Salzsäure und 1l Wasser bei mäſsiger Wärme gelöst,
                              									dann wurde filtrirt. Der geringe schwarze Rückstand enthielt 0,0022 bezieh. 0,0007
                              									und 0,0014 Proc. Schwefel. Diese Ergebnisse stellen es auſser Zweifel, daſs Kupfer
                              									trotz eines Sauerstoffgehaltes auch noch Halb-Schwefelkupfer enthalten kann;
                              									besonders auffallend ist dies bei dem hohen Sauerstoffgehalte von 0,7464 Proc. des
                              									übergaren Kupfers. Da in allen Fällen der als Halb-Schwefelkupfer gefundene
                              									Schwefelgehalt geringer ist als die nach der Chlormethode gefundenen Gehalte, so
                              									erscheint es wahrscheinlich, daſs die Kupfer neben Halb-Schwefelkupfer auch noch
                              									eingeschlossene Schwefligsäure enthalten.
                           Versuche von Föhr (Berg- und Hüttenmännische Zeitung,
                              									1885 S. 382) bestätigen, daſs das Silberfeintreiben
                              									vortheilhafter ist als Abtreiben und Feinbrennen. Auf der Victor-Friedrichshütte bei
                              									Harzgerode werden die Erze von Neudorf verhüttet, welche aus Silber haltigem
                              									Bleiglanz mit wenig Fahlerz, Bournonit, Zinkblende und Kiesen bestehen. Das
                              									beibrechende Gangmaterial besteht aus Spatheisenstein, Fluſsspath, Quarz und
                              									Thonschiefer. Der Durchschnittsgehalt der Erze beträgt etwa 40 Proc. Blei, 0,6 bis
                              									0,7 Proc. Silber und 0,1 Proc. Kupfer. Die Erze werden zum Theile ungeröstet als
                              									sogen. „Rohschmelzer“ verschmolzen, zum gröſsten Theile jedoch geröstet einer
                              									vereinigten Röstreductions- und Niederschlagsarbeit unterworfen. Das Werkblei wird
                              									durch Zink entsilbert, der Zinkschaum nach der Flach'schen Methode mit sauren und an Eisen reichen Zuschlägen verschmolzen
                              									und das dabei erhaltene Reichblei in Posten von 10000k in deutschen Treiböfen feingetrieben. Früher wurde das Reichblei bis
                              									etwa 940 im Treibofen gebracht und dann in Testen unter der Muffel in Barren von
                              									etwa 18k feingebrannt.
                           Beim Feintreiben von 20000k Reichblei mit 116k,44 Silber wurden erhalten:
                           
                           
                              
                                         111,24k
                                 Silber mit 998 auf 1000 fein
                                 =
                                 111,02k fein.
                                 
                              
                                     400,0
                                 grober Abstrich mit 10 Ag
                                 =
                                     0,40
                                 
                              
                                   2450,0
                                 Antimonabstrich mit 0,5 Ag
                                 =
                                     0,12
                                 
                              
                                   2500,0
                                 Herd mit 9,0 Ag
                                 =
                                     2,25
                                 
                              
                                   4000,0
                                 Schuppenglätte mit 1,0 Ag
                                 =
                                     0,40
                                 
                              
                                   1500,0
                                 gemahlene Glätte mit 1,3 Ag
                                 =
                                     0,20
                                 
                              
                                 11000,0
                                 unreine Brockenglätte mit 1,6 Ag
                                 =
                                     1,76
                                 
                              
                                     500,0
                                 Endglätte mit 4,0 Ag
                                 =
                                     0,20
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 23461,24k
                                 
                                 
                                 116,35k fein.
                                 
                              
                           Das Silberfeintreiben wird auf der Victor-Friedrichshütte in zwei deutschen Treiböfen
                              									von 2m,10 Durchmesser ausgeführt. Auf den Herd
                              									werden erst 7500k Reichwerke gebracht, bei
                              									möglichst niedriger Temperatur eingeschmolzen, der Kupfer haltige und an Silber
                              									reiche grobe Abstrich entfernt, stärker gefeuert, der geschmolzene Antimonabstrich
                              									abgezogen und dann bis zu reiner Glättebildung getrieben. Hierauf wird die
                              									Glättegasse zugedämmt, die Feuerung zurückgehen gelassen, noch 2500k Reichblei nachgetragen, wieder der grobe und der
                              									Hartbleiabstrich getrennt entfernt und bis zum Blicke getrieben. Dann wird stärker
                              									gefeuert und schwächer geblasen und nach einigen Minuten etwas Herd auf die
                              									Metallfläche gestreut, wodurch diese sich rasch reinigt. Das Silber kann so leicht
                              									auf 998 fein gebracht werden; auſserdem bewirkt das Aufstreuen von Herd eine starke
                              									Strömung im Silberbade, so daſs die Legirung innig gemischt wird und der Kuchen
                              									später beim Zerschlagen überall dieselbe Feine zeigt. Vor dem Herdaufstreuen wird
                              									das Gebläse abgestellt, welches überhaupt nun nicht mehr in Thätigkeit kommt. Ebenso
                              									läſst man nun das Feuer zurückgehen. Der Silberkuchen erkaltet langsam bei
                              									geschlossener Haube, oder wird durch Wasser gekühlt und geht in Stücke geschlagen in
                              									den Handel. Für ein Treiben von 10000k Werke
                              									werden etwa 1 Raummeter Holz und 1600 bis 1700 Reisig wellen verbraucht; die
                              									Herdmasse besteht aus 3. Th. gemahlenem Kalkstein, 1 Th. feinem Thon und 2 Th.
                              									ausgelaugter Holzasche.
                           Um den Einfluſs des Härtens und Hämmerns auf Guſsstahl
                              									festzustellen, hat Osmond (Comptes rendus, 1885 Bd. 100
                              									S. 1228) je 1g,5 besonders weichen Guſsstahl (I),
                              									mittelharten (II) und für Werkzeuge bestimmten Guſsstahl (III), sowie schwedisches
                              									weiſses Eisen (IV) in 500cc einer gesättigten
                              									Lösung von Kupferoxydammoniak gelöst und die bei der Reaction CuCl2 + Fe = FeCl2 + Cu
                              									auftretende Wärmeentwickelung bestimmt. Die Temperaturzunahme betrug je nach der
                              									Behandlung der Proben (das Weiſseisen wurde in Schalen abgeschreckt):
                           
                              
                                 
                                 
                                 Temperaturzunahme
                                 
                              
                                 Probe
                                 Kohlenstoff-gehalt
                                 Nach-gelassen
                                 Hart-geschlagen
                                 Ab-geschreckt
                                 
                              
                                    I
                                 0,17
                                 2,151
                                 2,247
                                 –
                                 
                              
                                   II
                                 0,54
                                 2,111
                                 2,207
                                 2,222
                                 
                              
                                   III
                                 1,17
                                 1,895
                                 2,018
                                 2,056
                                 
                              
                                 IV
                                 4,10
                                 1,419
                                 –
                                 1,632
                                 
                              
                           
                           Osmond glaubt das Eisen trete in
                              									zwei Abarten einer krystallinischen (α) und einer
                              									amorphen (β) auf; erstere soll beim Erhitzen auf
                              									Rothglut und langsamen Abkühlen entstehen und durch bleibende Formänderung bei
                              									niederer Temperatur sowie durch plötzliche Abkühlung, jedoch nur in Gegenwart von
                              									Kohlenstoff, Mangan und Wolfram, in die β-Abart
                              									übergehen. (Vgl. Troost und Hautefeuille 1875 218 274. Tresca 1884 251 * 97.)
                           Um den Verbindungszustand des Kohlenstoffes im Stahl
                              									festzustellen, hat F. Abel nach Engineering, 1885 Bd. 39 S. 200 verschiedene Proben Cementstahl und
                              									Guſsstahl, gehärtet und angelassen, mit einer Lösung von Kaliumbichromat und
                              									Schwefelsäure behandelt und das ungelöst bleibende Eisencarbid bestimmt. Aus
                              									ungeschmolzenem Cementstahle blieben z.B. angelassen 13,5 Proc., gehärtet nur 0,98
                              									Proc. Carbid zurück, aus Guſsstahl 5 bis 6 Proc. Das aus blau und strohgelb
                              									angelassenem Stahle ausgeschiedene Kohlenstoffeisen, sowie das aus geglühtem und
                              									langsam erkaltetem Stahle entspricht der Formel Fe3C. Beim Härten des Stahles hindert die plötzliche Abkühlung die Bildung der
                              									Verbindung.
                           Nach Th. Turner (Chemical News, 1885 Bd. 52 S. 5) erhöht ein Siliciumgehalt des Guſseisens bis zu 2,5
                              									Proc. die Festigkeit desselben, begünstigt die
                              									Abscheidung des Kohlenstoffes als Graphit und die Bildung glatter und schöner Güsse. Ein gröſserer Siliciumgehalt macht das Eisen
                              									brüchig.
                           A. Ledebur bespricht in Stahl
                                 										und Eisen, 1885 * S. 121 das Kupolofenschmelzen in
                                 										alter und neuer Zeit.
                           Noch im Anfange des 18. Jahrhunderts wurde selten umgeschmolzenes
                              									Eisen verwendet, welches in Tiegeln geschmolzen wurde. Reaumur (1722) bemerkte, daſs das Eisen voraussichtlich auch in
                              									unmittelbarer Berührung mit brennenden Kohlen zum Schmelzen gebracht werden könne.
                              									Etwa um dieselbe Zeit fingen Hausirer an, in tragbaren Oefen Eisen zu schmelzen, um
                              									Töpfe daraus zu gieſsen. Der erste feststehende Schachtofen scheint 1790 in England
                              									von Wilkinson ausgeführt worden zu sein. Die Höhe
                              									dieser Oefen betrug 1,5 bis 2m,5, ihr Grundriſs
                              									war kreisförmig oder häufig länglich und durch zwei oder drei Düsen wurde der Wind
                              									zugeführt. Häufig gab man dem Ofenschachte Trichterform, d.h. lieſs denselben nach
                              									oben sich erweitern, so daſs eine sehr weite Gicht entstand. Um die Gicht vor
                              									vermeintlichen Wärme-Verlusten und die Arbeiter vor der strahlenden Hitze der
                              									Gichtflamme zu schützen, überdeckte man die Gicht vermuthlich mit einer gemauerten
                              									Kuppel „cupola“, in deren Scheitel die
                              									Austrittsöffnung für die Gase angebracht war, und benannte alsdann hiernach den
                              									ganzen Ofen.
                           In Oberschlesien wurde der Kupolofenbetrieb in den letzten Jahren
                              									des vorigen Jahrhunderts eingeführt. Vermuthlich war es Gleiwitz, welches mit der
                              									Einführung des Kokeshochofenbetriebes auch die neuen Oefen zum Umschmelzen des
                              									Roheisens zuerst in Anwendung brachte; in Rheinland-Westfalen ging die Antonienhütte
                              									den übrigen Werken voran. Bereits 1804 war dort ein Kupolöfen, welcher mit
                              									Holzkohlen geheizt wurde, mit befriedigendem Erfolge in Benutzung. In den zwanziger
                              									Jahren waren die Kupolöfen ganz allgemein verbreitet.
                           Die Leistungsfähigkeit der früheren Kupolöfen war sehr gering, der
                              									Brennstoffverbrauch sehr hoch. Bei dem erwähnten Kupolöfen der Antonienhütte setzte
                              									man auf 50 Pfund Kokes 65 Pfund Roheisen und war recht befriedigt von diesem
                              									Ergebnisse; 30 Jahre später, in den 40er Jahren, betrug nach Karstens Angabe der Kokesverbrauch für 100 Pfund
                              									umzuschmelzendes Roheisen durchschnittlich 47,6 Pfund ohne die Füllkokes. In den
                              									50er und selbst noch in den 60er Jahren waren Kupolöfen, welche mehr als 30 Pfund
                              									Kokes für 100 Pfund Roheisen gebrauchten, durchaus keine Seltenheit. Dies erklärt
                              									sich daraus, daſs in Folge starker Windpressung und enger Düsen die Kohle nur zu
                              									Kohlenoxyd verbrannt wurde. Allerdings wurde in Folge dessen das Eisen beim
                              									Einschmelzen wenig oder gar nicht geändert. Erst allmählich machte man die
                              									Beobachtung, daſs gröſsere Einströmungsquerschnitte und geringere Windpressung
                              									günstig für die Ersparung von Brennstoff sei. Dem entsprechend fand Ebelmen (1842 85 39) in den
                              									40er Jahren das Verhältniſs CO2 : CO noch zu 0,83,
                              									während F. Fischer (1879 231
                              									38) bei neueren Kupolöfen durchschnittlich 2,5 nachwies. Ebelmen fand einen Brennstoffverbrauch von 18 bis 20k, Fischer von 7k Kokes auf 100k
                              									Eisen. Da Holzkohle leichter Kohlenoxyd bildet, so stellt sich dichter Kokes
                              									vortheilhafter.
                           Je reichlichere Kohlensäurebildung in einem Kupolöfen stattfindet, mit je weniger
                              									Brennstoffaufwand man also das Schmelzen durchzuführen im Stande ist, desto stärker
                              									wird die Oxydationswirkung des Ofens auf das schmelzende und niedersickernde
                              									Roheisen ausfallen, desto mehr wird die Beschaffenheit desselben verändert werden.
                              									Schmilzt man, wie gewöhnlich, graues Roheisen, so verliert dasselbe einen Theil
                              									seines Siliciumgehaltes und wird bei jedem Umschmelzen härter, weiſser. Die
                              									Anwendung dieser Kupolöfen mit äuſserst geringem Brennstoffverbrauche und stark
                              									oxydirender Gasatmosphäre ist daher überhaupt erst möglich geworden, seitdem man
                              									gelernt hat, Roheisensorten im Hochofen darzustellen, welche einen Ueberschuſs des
                              									beim Umschmelzen theilweise austretenden Siliciums enthalten. Liegt die Aufgabe vor,
                              									die Zusammensetzung des zum Umschmelzen bestimmten Roheisens möglichst unverändert
                              									zu erhalten, wie z.B. in vielen Bessemerhütten, so wählt man auch jetzt noch einen
                              									höheren Brennstoffsatz und erzeugt dadurch eine an Kohlenoxyd reichere
                              									Gasatmosphäre.
                           Wesentlich ist ferner der Einfluſs der Schlacke, welche ihrerseits wiederum abhängig
                              									ist von dem Aschengehalte des Brennstoffes, der Zusammensetzung der Asche und der
                              									Menge und Zusammensetzung des Zuschlagkalksteines. Auch die Menge des dem Roheisen
                              									anhaftenden Sandes sowie die Menge und Zusammensetzung der aus dem Roheisen durch
                              									Oxydation ausscheidenden Stoffe kommt hierbei in Betracht. Die Kokes, welche fast
                              									regelmäſsig den Brennstoff des Kupolofenbetriebes bilden, pflegen 8 bis 12 Proc.
                              									Asche zu enthalten. Gewöhnlich liefern sie, zumal wenn denselben noch Kieselsäure
                              									aus dem am Roheisen haftenden Sande zugeführt wird, eine ziemlich dickflüssige
                              									Schlacke, welche an den Ofenwänden sich ansetzt und schwer aus dem Ofen zu entfernen
                              									ist. Schon im Anfange dieses Jahrhunderts pflegte man deshalb den Gichten etwas
                              									Kalkstein zuzusetzen. Die Schlacke wird dadurch leichtflüssiger, bildet über dem
                              									Roheisen eine schützende Decke und läſst sich ohne Schwierigkeit durch Abstechen aus
                              									dem Ofen entfernen. Der Kalk hat aber noch die Aufgabe, den Schwefel aus den Kokes,
                              									welcher nicht als Schwefligsäure entweicht (vgl. 1879 231
                              									39) aufzunehmen, damit er nicht das Eisen verdirbt. Dies bestätigen die
                              									Schlackenuntersuchungen von F. Fischer und folgende
                              									drei Analysen von Ledebur:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 60,05
                                 46,70
                                 37,05
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 18,00
                                   9,30
                                 11,08
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   4,61
                                   7,36
                                   1,59
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   8,29
                                   2,79
                                 14,09
                                 
                              
                                 Kalk
                                   6,29
                                 31,44
                                 29,64
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,25
                                   0,15
                                   0,79
                                 
                              
                                 Kali
                                 –
                                   0,72
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,33
                                   0,40
                                   1,58
                                 
                              
                                 Calcium
                                   0,41
                                   0,50
                                   1,98.
                                 
                              
                           I Kupolofenschlacke früherer Zeit. II Schlacke eines
                              									versuchsweise mit Zusatz von Steinkohle und viel Kalk betriebenen Krigar'schen Ofens. III Schlacke von weiſsem Roheisen
                              									für den basischen Bessemerprozeſs.
                           Bei einer an Kalk und Mangan reichen Schlacke kann auch das Eisen Schwefel abgeben;
                              									das Eisen III enthielt z.B. vor dem Schmelzen 0,42, nach dem Schmelzen nur noch 0,09
                              									Proc. Schwefel. Der Kalkzuschlag sollte so bemessen werden, daſs die gebildete
                              									Schlacke 20 bis 30 Proc. Kalk enthält.
                           Der Eisengehalt der Kupolofenschlacke stammt theils aus der Asche, theils aus dem
                              									Roheisen; letzteres wird um so stärker oxydirt, je weniger Kohlenoxyd gebildet wird,
                              									je besser also der Brennstoff ausgenutzt wird, wie dies z.B. die Schlacken der
                              									Hannoverschen Kupolöfen zeigen. Je hoher aber der Mangangehalt des eingesetzten
                              									Roheisens ist, desto stärker wird dieser selbst durch die Oxydationswirkung
                              									betroffen, desto mehr werden nicht allein das Eisen, sondern sogar das Silicium vor
                              									der Oxydation geschützt. Ein an Mangan reiches Roheisen wird deshalb stets eine an
                              									Eisen ärmere Schlacke liefern als ein wenig Mangan enthaltendes Eisen; dieser
                              									Umstand erklärt neben höheren Brennstoffverbrauch den niedrigen Eisengehalt der
                              									beiden an Mangan reicheren Schlacken Nr. I und III. Bei dem Schmelzen in Ofen Nr.
                              									III enthielt das Roheisen vor dem Schmelzen 2,48 Proc. Mangan, nach dem Schmelzen
                              									nur 1,32 Proc.
                           Daſs eine Schlacke, welche 15 oder mehr Proc. Eisenoxydul enthält, bei längerer
                              									Berührung mit dem geschmolzenen Eisen selbst noch oxydirend auf dasselbe einwirken,
                              									insbesondere auch den Siliciumgehalt des grauen, für die Gieſserei bestimmten
                              									Roheisens abmindern könne, unterliegt wohl keinem Zweifel. Auch in dieser Beziehung
                              									wirkt ein reichlicher Kalksteinzuschlag günstig, indem er den Eisenoxydulgehalt der
                              									Schlacke verdünnt und somit die Einwirkung desselben auf den Siliciumgehalt des
                              									Roheisens abschwächt.
                           Wenn man die Beschaffenheit des in einem Kupolofen geschmolzenen Eisens von
                              									verschiedenen Abstichen mit einander vergleicht, so wird man, besonders wenn graues
                              									Roheisen für die Gieſserei geschmolzen wurde, nicht selten deutliche Abweichungen
                              									wahrnehmen können. Insbesondere häufig zeigt sich, daſs das Eisen des ersten
                              									Abstiches härter, zum Weiſswerden geneigter ist als das später erfolgende.
                           Die Unterschiede in dem Verhalten des zuerst und des später abgestochenen Eisens
                              									werden geringer ausfallen, wenn man, wie es in den meisten für Darstellung
                              									gewöhnlicher Handelsguſsware betriebenen Gieſsereien üblich ist, einen
                              									Roheiseneinsatz wählt, dessen Silicium- und Kohlenstoffgehalt gröſser ist, als es
                              									zur Erzielung der höchsten Festigkeit wünschenswerth sein würde. Man kann alsdann
                              									mit geringerem Brennstoffaufwande, also in stärker oxydirender Atmosphäre, schmelzen
                              									und erhält immer noch ein leicht bearbeitbares graues Guſseisen, welches auch in
                              									dünneren Querschnitten mit Graphitausscheidung erstarrt. Ist zu Anfang des
                              									Schmelzens die Oxydationswirkung sehr stark, so wird das Silicium besonders
                              									verbrennen und das zuerst folgende Eisen in Folge des geringeren Siliciumgehaltes
                              									weniger zur Graphitausscheidung neigen als das spätere. Daſs das erste Eisen
                              									zuweilen reicher an Kohlenstoff ist, erklärt sich aus dem zum Anblasen des Ofens
                              									erforderlichen reichen Aufwände von Füllkokes, durch welche das schmelzende Eisen
                              									hindurchsickert. Die ausgedehnte Berührung mit den Kokes befördert die Aufnahme von
                              									Kohlenstoff; später verringert sich das Verhältniſs zwischen Brennstoff und Eisen,
                              									die Kohlenstoffanreicherung im Eisen hört auf.
                           Immerhin bleiben für den Kupolofen noch manche Fragen zu erledigen, wie Ledebur bemerkt. Häufigere Untersuchungen der
                              									chemischen Veränderungen, welche das Eisen im Kupolofen erfährt, der Schlacken und
                              									der entweichenden Gichtgase würden nicht allein wissenschaftlichen Werth besitzen,
                              									sondern auch dem Praktiker manchen nützlichen Fingerzeig zu geben im Stande
                              									sein.
                           Ledebur berichtet ferner (daselbst S. 370) über das Verhallen des Mangans beim Tiegelschmelzen. In der
                              									Guſsstahlfabrik zu Dohlen wurden verschiedene Einsätze mit und ohne Mangan
                              									verschmolzen. Die verwendeten Rohstoffe hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 C
                                 Si
                                 Mn
                                 
                              
                                 Rohstahl von Schmalkalden
                                 1,08
                                 0,15
                                   0,35
                                 
                              
                                 Rohstahl aus den Alpen
                                 0,66
                                 0,00
                                   0,09
                                 
                              
                                 Manganeisen
                                 6,61
                                 0,69
                                 72,76
                                 
                              
                           Hieraus und aus den gegenseitigen Gewichtsverhältnissen dieser Materialien in den
                              									Einsätzen wurde die Zusammensetzung der letzteren berechnet, während die
                              									Zusammensetzung der geschmolzenen Erzeugnisse durch unmittelbare Untersuchung
                              									gefunden wurde. Es ergab sich hierbei folgendes:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 C
                                 Si
                                 Mn
                                 
                              
                                 I)
                                 Einsatz aus 25 Th. Alpiner und 5 Th.
                                    											Schmalkaldener    Rohstahl
                                 0,73
                                 0,02
                                 0,13
                                 
                              
                                 
                                 Schmelzerzeugniſs
                                 0,75
                                 0,08
                                 0,18
                                 
                              
                                 II)
                                 Einsatz aus 24 Th. Alpiner, 4 Th.
                                    											Schmalkaldener    Rohstahl nebst 1 Th. Manganeisen
                                 0,92
                                 0,04
                                 2,63
                                 
                              
                                 
                                 Schmelzerzeugniſs
                                 2,81
                                 0,37
                                 1,32
                                 
                              
                                 III)
                                 Einsatz aus 20 Th. Schmalkaldener und 10 Th.
                                    											Alpiner    Rohstahl
                                 0,94
                                 0,10
                                 0,26
                                 
                              
                                 
                                 Schmelzerzeugniſs
                                 0,74
                                 0,10
                                 0,26
                                 
                              
                                 IV)
                                 Einsatz aus 19 Th. Schmalkaldener, 9 Th.
                                    											Alpiner    Rohstahl nebst 1 Th. Manganeisen
                                 1,14
                                 0,12
                                 2,76
                                 
                              
                                 
                                 Schmelzerzeugniſs
                                 2,86
                                 0,47
                                 1,53
                                 
                              
                           Während also bei den beiden an Mangan armen Einsätzen I und III keine oder eine nur
                              									sehr unwesentliche Anreicherung des Kohlenstoff- und Siliciumgehaltes eintritt,
                              									zeigt sich beim Schmelzen der zwei an Mangan reichen Einsätze II und IV
                              									übereinstimmend eine Zunahme des Kohlenstoffgehaltes von etwa 1,8 Proc. und des
                              									Siliciumgehaltes von 0,3 Proc. Die Zunahme ist so bedeutend, daſs thatsächlich
                              									Roheisen entstand; ein Versuch, die Könige zu schmieden, miſslang. Mangan befördert
                              									somit die Aufnahme von Kohlenstoff und Silicium durch den Stahl. Gibt man aber einen
                              									Braunsteinzusatz zu dem gewöhnlichen Einsatze, so kann Silicium nicht eher reducirt
                              									und vom Stahle aufgenommen werden, bis der gröſste Theil des Mangans aus dem
                              									zugesetzten Braunstein reducirt worden ist; hierin unterscheidet sich die Wirkung
                              									eines Braunsteinzusatzes sehr wesentlich von derjenigen eines Zusatzes an
                              									metallischem Mangan. Bei Braunsteinzusatz erfolgt ein Mangan haltiger, aber Silicium
                              									armer Stahl- bei Manganzusatz ein zwar ebenfalls Mangan haltiger, aber zugleich auch
                              									an Silicium und Kohlenstoff reicherer Stahl als im ersteren Falle. In den meisten
                              									Fällen dürfte also ein Braunsteinzuschlag vor dem Manganzusatze den Vorzug
                              									verdienen.
                           B. Platz bespricht in Stahl und
                                 										Eisen, 1885 S. 471 die chemischen Vorgänge beim
                                 										Glühen und Tempern von Roheisen. Wenn Roheisen längere Zeit einer starken
                              									Glühhitze ausgesetzt wird, so erleidet es eine Entkohlung, auf welchem Vorgang
                              									bekanntlich die Tunner'sche Glühstahlbereitung beruht.
                              									Dabei vollzieht sich ein Feinprozeſs, durch welchen Silicium verschlackt wird und
                              									aussaigert. Nachfolgende Analysen zeigen, daſs auch Phosphor vor der vollständigen
                              									Oxydation des Eisens der Aussaigerung unterliegt, wenn die Temperatur der Glühhitze
                              									hoch genug ist, um ein Ausschmelzen des sich bildenden Eisenpyrophosphates bewirken
                              									zu können. Diese Thatsache berechtigt zu der Annahme, daſs es möglich sein müſste,
                              									nach dem Tunner'schen Glühstahlverfahren ein stark
                              									Phosphor haltiges Roheisen zu entphosphoren, wenn man das oxydische Product nach dem
                              									Glühen einem geeigneten Schweifsprozesse unterzieht. Freilich dürfte ein solches
                              									Verfahren heute kaum praktisch verwerthbar sein, da auch die Tunner'sche Herstellungsweise nur kurze Zeit ein kümmerliches Dasein
                              									gefristet hat.
                           
                           Am oberen Theile einer Kokesofenthür war das Eisen auſsen unversehrt, in der Mitte
                              									stark verbrannt, die innere Seite war von einer dicken Glühspanlage bedeckt, welche
                              									von unebener Oberfläche war und sich anscheinend im geschmolzenen Zustande befunden
                              									haben muſste. Das verbrannte Eisen enthielt 81,25 Proc. Eisen, der Glühspan 60,84
                              									Proc. Deren Zusammensetzung, auf den Eisengehalt des gesunden Eisens berechnet,
                              									lieferte:
                           
                              
                                 
                                 Gesund
                                 Verbrannt
                                 Glühspan
                                 
                              
                                 Eisen
                                 90,82
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                   2,57
                                 2,09
                                 5,79
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,88
                                 0,86
                                 1,16
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   1,71
                                 1,17
                                 4,19.
                                 
                              
                           Danach zeigt das verbrannte Eisen eine Abnahme, der Glühspan
                              									eine bedeutende Zunahme des Gehaltes an Silicium, Mangan und Phosphor.
                              									Wahrscheinlich war der verbrannte Theil ungleichartig zusammengesetzt und zwar
                              									derart, daſs nach dem Glühspane zu eine allmähliche Abminderung des Gehaltes der in
                              									Frage stehenden Bestandtheile stattfand.
                           Die Innenseite eines Temperglühtopfes bedeckte eine
                              									dünne Lage Glühspan, die Auſsenseite dagegen eine stärkere, welche rissig,
                              									aufgebläht und stellenweise abgeblättert war. Der Kern war gleichmäſsig verbrannt,
                              									von stumpfgrauer Farbe und dichtem, feinkörnigem Bruche. Es enthielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Glühspan
                                 
                              
                                 
                                 Kern
                                 wirklich
                                 umgerechnet
                                 
                              
                                 Eisen
                                 86,94
                                 66,85
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                   2,06
                                   2,72
                                 3,54
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,28
                                   0,52
                                 0,68.
                                 
                              
                           Ein Glühcylinder war am Muffenrande noch gesund, mitten
                              									geborsten. Die Analyse ergab:
                           
                              
                                 
                                 Gesund
                                 Verbrannt
                                 Glühspan
                                 
                              
                                 
                                 
                                 umgerechnet
                                 
                              
                                 Eisen
                                 91,54
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                   1,84
                                 1,73
                                 1,36
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,85
                                 0,45
                                 0,12
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,73
                                 0,68
                                 0,79.
                                 
                              
                           Es scheint, daſs das Eisensilicat leichter schmelzbar ist als das Phosphat, daſs aber
                              									letzteres von einer gewissen Temperaturgrenze an leichtflüssiger ist.
                           Ein Stück von einem Glühgefäſse zeigte im Bruche vier
                              									Schichten: einen stumpfgrauen Theil mit eingesprengten weiſsen Blättchen aus
                              									verbranntem Eisen (I), einen 4mm breiten Streifen
                              									von weiſsem grobkrystallinischem Eisen (II), dann einen dunkelgrauen Theil,
                              									verbrannt (III) und schlieſslich Glühspan (IV). Die Bestandtheile der letzeren, auf
                              									den Eisengehalt von I bezogen, ergaben folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Eisen
                                 88,31
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                   2,70
                                 0,15
                                 1,83
                                 3,41
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,96
                                 0,98
                                 0,58
                                 –
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,68
                                 0,05
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                           Die Glühhitze war somit hoch genug, das Eisensilicat in Fluſs
                              									zu bringen, hat aber die zum Ausschmelzen des Phosphates erforderliche Höhe nicht
                              									erreicht. Der Phosphor war in allen Proben als Phosphorsäure zugegen.
                           Beim Glühen von Roheisen in einer oxydirenden Atmosphäre verbrennen somit Silicium
                              									und Phosphor nicht gleichzeitig mit Eisen und entsprechend ihrem Mengenverhältnisse
                              									zu demselben, sondern ihre Oxydation ist längst beendet, wenn das Eisen erst
                              									theilweise verbrannt ist; unter Umständen beträgt hierbei die Menge des verbrannten
                              									Eisens nur so viel, als zur Bildung der Verbindungen von FeO oder Fe2O3 mit Kieselsäure
                              									und Phosphorsäure erforderlich ist. Ob die Oxydation in einer bestimmten Reihenfolge
                              									und ob sie vor der des gebundenen Kohlenstoffes
                              									erfolgt, mag dahingestellt bleiben. Bei genügender Temperatursteigerung saigern die
                              									entstandenen Eisensilicate und Phosphate aus dem Roheisen aus.
                           Diese Wahrnehmungen erklären auch das Zerspringen und die rasche Abnutzung von Heizkörpern. Bei den Oxydationsvorgängen
                              									in Roheisen entsteht nicht bloſs durch Sauerstoffaufnahme seitens des Siliciums und
                              									Phosphors eine bedeutende Raumvergröſserung und dadurch eine Spannung in den
                              									Massetheilchen des Eisens, sondern vor Allem bewirkt das Aussaigern der
                              									Oxydverbindungen eine Lockerung des Gefüges, welche bei eintretenden
                              									Temperaturschwanklingen und Erschütterungen leicht ein Bersten der Gefäſse
                              									herbeiführen kann. Ferner vermögen die Verbrennungsgase in die entstandenen
                              									Hohlräume und Saigerkanäle unbehinderter einzudringen und ihre zerstörenden
                              									Oxydationswirkungen auf das noch gut gebliebene Eisen um so rascher zu vollenden. Es
                              									treten jedoch diese chemischen Vorgänge erst dann ein, wenn der betreffende
                              									Gegenstand einige Zeit im Gebrauche befindlich, also den Heizgasen ausgesetzt
                              									gewesen war. Diese Erklärungen stimmen auch mit den Erfahrungen der Praxis überein,
                              									da diese festgestellt hat, daſs ein möglichst niedriger Phosphor- und ein mäſsiger
                              									Siliciumgehalt auf die Dauerhaftigkeit von Winderhitzungsröhren von günstigstem
                              									Einflüsse sind. Hiernach sollte man für Heizkörper ein Roheisen verwenden, welches
                              									möglichst wenig Phosphor und Mangan und nur so viel Silicium enthält, als zur
                              									Ausscheidung von Graphit, dem besten Schutzmittel des Eisens, erforderlich ist.
                           Um festzustellen, ob bei der Herstellung von schmiedbarem
                                 										Guſs durch oxydirendes Glühen in Metalloxyden, statt in atmosphärischer
                              									Luft, dieselben chemischen Einflüsse obwalten, und von dem Gesichtspunkte ausgehend,
                              									daſs solches Eisen durch Ausschmieden in Weiſsglühhitze von den allenfalls
                              									entstandenen Silicium- und Phosphorverschlackungen befreit werden müſste, wurde
                              									weiſses, in der Mitte schwach melirtes Roheisen in 2cm dicken Würfeln in einen guſseisernen Tiegel mit Eisenoxyd (purple ore) eingepreſst, hierauf der Tiegel in
                              									feuerfeste Masse eingeschlagen und in einen Brennofen mit 10tägigem Gange für
                              									feuerfeste Steine
                              									eingesetzt. Nach Ablauf der 10 Tage wurde der Tiegel herausgenommen, seines Inhaltes
                              									entleert, neuerdings mit denselben Eisenstücken, aber mit frischem Eisenoxyd
                              									beschickt und abermals in den Brennofen eingesetzt. Dies wurde noch ein 3. Mal
                              									vorgenommen, wobei die Ofenhitze so hoch stieg, daſs der guſseiserne Tiegel eine
                              									starke Formveränderung erlitt. Das in dieser Weise hergestellte schmiedbare
                              									Guſseisen war im Bruche durchaus weiſs und von grobkrystallinischer Structur, ferner
                              									sehr weich und in der Hitze gut schmiedbar, jedoch stark kaltbrüchig. Geschmiedet
                              									und ausgehämmert zeigte es den dichten, feinkörnigen Bruch von Werkzeugstahl. Vor
                              									und nach dem Glühen hatte es folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Vor
                                 Nach
                                 
                              
                                 Eisen
                                 –
                                 97,808
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,917
                                   0,940
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,355
                                   0,361
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,803
                                   0,819
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 2,826
                                 Spur.
                                 
                              
                           Phosphor und Silicium haben also nicht abgenommen, sind
                              									vielmehr noch vollkommen unoxydirt vorhanden, so daſs sich bei der Herstellung von
                              									schmiedbarem Guſs die Oxydation nur auf den Kohlenstoff bezieht.
                           A. Friedmann (daselbst S. 529) hat im Eisenwerke
                              									Reschitza 10mm starke Puddelbleche mit Blasenbildungen untersucht. Eine beim Fertigwalzen des
                              									Bleches entstandene Blase enthielt 180cc Gase
                              									folgender Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 20,85 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 70,42
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,85
                                 
                              
                           Es gelang nicht, das Gas ganz luftfrei aufzufangen, daher der
                              									geringe Sauerstoffgehalt; auf Luft berechnet ist dies 4,05 Proc. Es bliebe noch als
                              									Differenz 4,68 Proc., welche aus Stickstoff oder Wasserstoff oder dem Gemenge beider
                              									bestehen konnte und nicht näher untersucht wurde. In der Blase fanden sich lichtere
                              									schuppenartige Gebilde folgender Zusammensetzung (I):
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Kieselsäure, lösl. in Salzsäure
                                     0,45
                                     0,50
                                 
                              
                                 Desgl., unlöslich
                                   73,25
                                   63,80
                                 
                              
                                 Kalk
                                     2,05
                                     1,10
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     0,84
                                     1,49
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                     0,77
                                     0,76
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                   23,20
                                   33,65
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,56
                                 101,30.
                                 
                              
                           Unter II ist ein ähnlicher Ansatz einer zweiten Blase
                              									untersucht. Das Zustellungsmaterial des Puddelofens hatte etwa 66 bis 70 Proc.
                              									Kieselsäure.
                           Nach H. v. Jüptner (Chemikerzeitung, 1885 S. 448) floſs
                              									aus der Lürmann'schen Schlackenform eines Hochofens eine dünnflüssige, auſser dem Ofen unter
                              									Entwicklung eines dichten, erstickenden Qualms erstarrende Masse aus von folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 In Wasserunlöslich
                                 KohleSchlacke
                                 1,37 Proc.6,39
                                 
                              
                                 In Wasserlöslich
                                 SchwefelkaliumKohlensaures
                                    											KaliumCyankaliumCyansaures
                                    											KaliumRhodankaliumKaliummetasilicat
                                   2,9936,5249,58  1,15Spur  1,75
                                 
                              
                           Die Beschickung bestand aus gleichen Raumtheilen Kokes und
                              									Holzkohle, gerösteten Spatheisensteinen mit 10 Proc. Puddelschlacken und 20 Proc.
                              									Kalkstein. Der Ofen zeigte starken Gargang bei 400° Windtemperatur und einer
                              									Erzeugung von 22 bis 23t Roheisen (mit 2,75 Proc.
                              									Silicium und 5,75 Proc. Mangan).
                           Zur Siliciumbestimmung in Eisen wird die Probe mit
                              									rauchender Schwefelsäure übergössen und etwa eine Messerspitze voll Kaliumchlorat
                              									zugesetzt. Nach ungefähr ½ Stunde ist die Auflösung vollendet. Nun wird bei nicht zu
                              									groſser Hitze auf der mit Asbestpappe bekleideten Herdplatte zur Trockne gebracht,
                              									mit etwas rauchender Salzsäure angewärmt, verdünnt und filtrirt. Soll die
                              									Rohkieselsäure gereinigt werden, so wird das sammt Inhalt im nassen Zustande
                              									veraschte Filter mit rauchender Salzsäure gekocht.
                           L. Blum (daselbst S. 1373) wägt zur Bestimmung des Siliciums in Eisen 5g Roheisen in einer Erlenmeyer'schen Kochflasche ab, gibt ungefähr 100cc Wasser hinzu und dann weiter unter Bewegung des
                              									Flascheninhaltes 150cc Bromsalzsäure. Es erfolgt
                              									sogleich eine stürmische Einwirkung, wobei sich die Flüssigkeit stark erhitzt, so
                              									daſs in wenigen Augenblicken die Auflösung erfolgt. Man kocht hierauf einige Minuten
                              									zur Austreibung des überschüssigen Broms, spült die Lösung in eine geräumige
                              									Abdampfschale, fügt ungefähr 10g Chlorammonium in
                              									Lösung hinzu und dampft auf dem Wasserbade zur Trockne ein. Nach dem Eindampfen
                              									läſst man erkalten, nimmt den Rückstand mit concentrirter Salzsäure auf, verdünnt
                              									mit Wasser und filtrirt. Die noch an der Abdampfschale haftenden Theilchen spült man
                              									mit Wasser auf das Filter, wäscht dieses einige Male mit Wasser aus und dann auf
                              									einander folgend einmal mit Bromsalzsäure, zweimal mit warmem Wasser, wieder einmal
                              									mit Bromsalzsäure und dann mit warmem Wasser bis zur vollständigen Verjagung der
                              									letzten Reste von Bromsalzsäure. Den noch feuchten Niederschlag bringt man sammt
                              									Filter in ein Platinschiffchen und glüht in der Muffel bis zur vollständigen
                              									Verbrennung des Graphits.
                           Zur Reinigung von geschmolzenem Eisen will W. Griffith in Pittsburg (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									289085 bis 289089) ein Gemenge aus schwefelsaurem Kupfer und Chlorkalium, oder
                              									Ammoniumnitrat und Mangansulfat, oder Soda und Blutlaugensalz, oder Potasche und
                              									Salpeter eintragen.
                           J. E. Atwood will zu gleichem Zwecke, wie in D. p. J. 1885 257 243 schon
                              									erwähnt, Bleiamalgam einrühren, während H. Pundy in Brooklyn (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									322558) das Eisen in einem mit Mennige, Zinnober und Sand gefütterten Tiegel
                              									schmelzen will.
                           Zur Bestimmung der Phosphorsäure in den basischen
                              									Entphosphorungsschlacken werden nach C. Brunnemann
                                 										(Chemikerzeitung, 1885 S. 1335) 10g
                              									Schlacke in einem Becherglase mit 10cc
                              									Schwefelsäure, 50cc Salzsäure und 20cc Salpetersäure etwa ½ Stunde lang gekocht. Die
                              									erkaltete Lösung, in welcher sich neben Kieselsäure, Kohle und Graphit auch mehr
                              									oder weniger groſse Mengen Gyps ungelöst befinden, wird in einen Literkolben
                              									gespült, mit etwas Salzsäure versetzt, um den Gyps beim nachherigen Verdünnen mit
                              									Wasser in Lösung zu bringen, und dann bis zur Marke aufgefüllt. Nach mehrmaligem
                              									Umschütteln läſst man absetzen und dampft dann 50 oder 100cc der darüber stehenden klaren Flüssigkeit in
                              									einer Porzellanschale so lange ein, bis die noch vorhandene Salzsäure und
                              									Salpetersäure fast abgeraucht ist, neutralisirt dann die freie Schwefelsäure mit
                              									verdünnter Ammonlösung (1 : 5), indem man letztere mit Hilfe einer Spritzflasche an
                              									den Rändern der Schale heruntertropfen läſst, dampft bis zur Trockne auf dem
                              									Wasserbade ein und erhitzt nachher noch ½ Stunde bei 110° im Luftbade, um die
                              									gelöste Kieselsäure in eine unlösliche Form überzuführen. Der Rückstand wird dann
                              									mit Salpetersäure aufgenommen, filtrirt und die Phosphorsäure mit Molybdän
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