| Titel: | Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder. | 
| Autor: | Josef Maria Eder | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 183 | 
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                        Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder.
                        Eder, über die Fortschritte der Photographie.
                        
                     
                        
                           Bei der Herstellung von photographischen Objectiven ist
                              									das Bestreben gegenwärtig insbesondere darauf gerichtet, genaue Bilder nebst einer
                              									bedeutenden Tiefe der Zeichnung zu erhalten. Als lichtstärkstes Porträtobjectiv
                              									behauptet noch immer das von Petzval im J. 1840
                              									construirte Doppelobjectiv den ersten Rang. Bei der groſsen Lichtempfindlichkeit der
                              									Bromsilber-Gelatineplatten stellt man die gröſstmögliche Helligkeit allerdings nicht
                              									mehr so sehr in den Vordergrund, sondern trachtet die Schärfe durch stärkeres
                              									Abblenden oder durch etwas lichtschwächere aplanatische Constructionen zu erreichen,
                              									welche gröſsere Tiefe der Schärfe besitzen.
                           Bei Augenblicksbildern und Gruppenaufnahmen handelt es sich um scharfe Zeichnung
                              									verschieden weit entfernter Gegenstände. Dieser Aufgabe entspricht besonders Steinheil's Gruppenantiplanet und Voigtländer's Euryskop. Der erstere besteht aus zwei
                              									Linsenpaaren von groſsen, aber entgegengesetzten Fehlern, welche sich gegenseitig
                              									aufheben:, die Construction ist nicht symmetrisch.Die genauen Angaben der Construction, Krümmungsradien u. dgl. sind in Eder: Ausführliches Handbuch der Photographie,
                                    											1884 Theil I S. 237 beschrieben. Der Antiplanet erfreut sich einer besonderen Beliebtheit zu sogen.
                              									Momentaufnahmen im Freien; die gröſste Sorte gibt Bilder von 17cm × 22cm (ohne
                              									Blende). Das gleichfalls vortreffliche Euryskop von Voigtländer in Braunschweig ist eine symmetrische
                              									Linsencombination; es ist namentlich für gröſsere Gruppenaufnahmen und
                              									Augenblicksbilder geeignet; die Euryskope wurden bis zum Linsendurchmesser von 13cm hergestellt, welches die Bildgröſse von einem
                              									Bogen gibt.
                           Dr. Steinheil hat an seinen Aplanaten eine Verbesserung
                              									angebracht, indem er sie durch Aenderung der Glassorte (leichteres Flintglas)
                              									lichtstärker machte; ferner ist bei den neueren Instrumenten die Vorderlinse
                              									verstellbar. Nähert man die Linsen, so eignet sich das Objectiv zu Aufnahmen von
                              									Gruppen, bei welchen die Figuren im Bogen aufgestellt sind; entfernt man sie, so
                              									dient es zur Aufnahme von Häuserfronten oder anderen in einer Ebene befindlichen
                              									Gegenständen.
                           Von combinirten Universalobjectiven oder richtiger Objectiveinsätzen hat sich das Linsensystem von E. Francais in Paris am meisten eingebürgert, nachdem
                              									dasselbe von einer technischen Prüfungscommission in Wien und Berlin empfohlen
                              									worden war. Dieser Objectiveinsatz, welchen der Referent in der Photographischen Correspondenz, 1883 S. 221 genau
                              									beschrieben hat, enthält 9 einzelne Linsen, die zu 6 Aplanaten (Doppellinsen)
                              									verbunden und einzeln als 3 Landschaftslinsen verwendet werden können. Einzelne
                              									dieser Combinationen sind für Porträt- und Gruppenaufnahmen, andere für Landschaften
                              									u. dgl. bestimmt. Die Brennweiten wechseln von 13cm bis 40cm; die Bildgröſse ist für
                              									Porträte bis 18cm × 24cm, für Landschaften 24cm × 30cm.
                           Als Augenblicksverschlusse für sehr kurze Belichtungen
                              									wurden sehr viele Constructionen ausgeführt; darunter viele schlechte und
                              									unbrauchbare, welche entweder den Apparat erschüttern und unscharfe Bilder geben,
                              									oder sonst nicht verläſslich arbeiten. Der Verfasser hält am sichersten das bekannte
                              										Fallbrett (nach der von Ingenieur Wight in Berlin angegebenen Ausführung mit
                              									Metallrahmen, Holzschieber und pneumatischer Auslösung), ferner den Verschluſs von
                              										Thury und Amey in
                              									Genf. Der letztere ist einer der vollendetsten und entspricht allen Anforderungen,
                              									weil er ganz ruhig arbeitet, eine Regulirung der Geschwindigkeit von 2 bis 0,005
                              									Secunden erlaubt und mit vollendeter Technik ausgeführt ist. Der Verschluſs wird in
                              									der Mitte der Linsen angebracht: daselbst bewegen sich zwei durchlöcherte Platten
                              									gegen einander. Der Referent verbesserte dieses System durch die Einführung von
                              									Blenden und Anbringung eines Bajonettverschlusses zum Wechseln der Linsen.
                           Um rasch hinter einander Augenblicksbilder anfertigen zu können, hatte Marey die photographische Flinte, Enjalbert einen Revolver construirt (vgl. 1883 249 * 413), bei welchem die photographische Platte in
                              									kurzen Zeiträumen an dem im Rohre befindlichen Objective vorbeigleitet. Einen
                              									ähnlichen, aber harmloser aussehenden Apparat beschrieb Dr. Fol in Genf.Vgl. Photographische Correspondenz, 1884 S. 195.
                                    												Photoqraphisches Archiv, 1884 S.
                                    										222.
                              									Marion in London, Liesegang in Düsseldorf, Stebbing in Paris
                              									bringen Miniatur-Cameras für Maler und Dilettanten in den Handel, welche nur
                              									Bildchen von 5 bis 6cm im Gevierte geben;
                              									dieselben sind aber sehr scharf und vertragen eine namhafte Vergröſserung. Solche
                              									praktische kleine Taschenapparate (sogen.
                              										„Künstler-Camera“, „Academy-Camera“ u.s.w.) scheinen viele Freunde
                              									zu finden; der Berufsphotograph zieht jedoch gröſsere Apparate vor.
                           Die Negativaufnahmen in der Camera geschehen sehr allgemein auf Bromsilber-Gelatineplatten. Das nasse
                              									Collodionverfahren wird immer mehr verdrängt. Für sogen. Rapid-Emulsionen arbeitet
                              									man mit ammoniakalischen Emulsionen, deren Darstellung in Verfassers Photographie mit Bromsüber-Gelatine und
                                 										Chlorsilber-Gelatine (Verlag von W. Knapp in
                              									Halle a. d. Saale), 1885 S. 159 ausführlich beschrieben ist.
                           In England werden namentlich von Warnerke, sowie von Morgan und Kidd groſse
                              									Anstrengungen gemacht, „Negativpapier“ an Stelle der mit Gelatine-Emulsion
                              									überzogenen Glasplatten einzuführen. Bemerkenswerth ist Warnerke's Patent, nach welchem das Papier auf der Vorder- und Rückseite
                              									mit Emulsion überzogen ist; dadurch verringert sich der Einfluſs der Struktur des
                              									Papieres.
                           Als Entwickler dient in Oesterreich, Deutschland und Frankreich vorzugsweise der vom
                              									Referenten im J. 1879 eingeführte Eisenoxalat-Entwickler, bei welchem man 1 Th. gesättigte
                              									Eisenvitriollösung mit 4 Th. gesättigter Kaliumoxalatlösung mischt (vgl. 1880 235 376. 236 406). In England
                              									und Amerika ist mehr der Pyrogallol-Entwickler im
                              									Gebrauche. Man arbeitet am liebsten mit. Pyrogallol und Soda oder Potasche. Ammoniak
                              									wird nur wenig mehr verwendet, weil es übel riecht, bald durch Verdunstung seine
                              									Stärke ändert und mit manchen Plattensorten einen grünen Schleier gibt. Allgemein
                              									ist jetzt der Zusatz von schwefligsaurem Natron zum Pyro-Entwickler in Gebrauch,
                              									welcher bewirkt, daſs die Platten grauschwarz statt gelb gefärbt werden.
                           Ein sehr guter Entwickler für Augenblicksaufnahmen ist der im J. 1883 von Stolze in Berlin angegebene Potaschen-Entwickler. Die vom Referenten angewendete und im J. 1885
                              									mitgetheilte Formel hierfür ist die folgende:
                           
                              
                                 A
                                 B
                                 
                              
                                 100cc Wasser
                                 200cc Wasser
                                 
                              
                                 25g neutrales Natriumsulfit
                                 90g reines kohlensaures Kali
                                 
                              
                                 10g Pyrogallol
                                 25g neutrales Natriumsulfit
                                 
                              
                                 3 bis 8 Tropfen Schwefelsäure
                                 
                                 
                              
                           Vor dem Gebrauche mischt man 100cc Wasser, 3cc
                              									von A und 3cc von B; je mehr Wasser man zusetzt,
                              									desto zarter und weicher entwickeln sich die Bilder. Als Verzögerer bei zu langen
                              									Belichtungen setzt man etwas citronensaures Kali oder das energischer wirkende
                              									Bromkalium zu.
                           
                           Auch der Soda-Entwickler, welcher zuerst in Amerika
                              									(besonders von Cooper, Newton u.a. empfohlen) Eingang
                              									in die Praxis fand, bewährt sich sehr:
                           
                              
                                 A
                                 B
                                 
                              
                                 500cc Wasser
                                 500cc Wasser
                                 
                              
                                 100g Natriumsulfit
                                 50g krystallinische Soda
                                 
                              
                                 14g Pyrogallol
                                 
                                 
                              
                                 5 bis 10 Tropfen Schwefelsäure
                                 
                                 
                              
                           Man mischt vor dem Gebrauche 20 Th. von A, 20 Th. von B
                              									und 20 Th. Wasser.
                           Die entwickelten Platten werden gut mit Wasser abgespült,
                              									meistens durch einige Minuten in ein starkes Alaunbad gelegt, abgespült und dann
                              									erst in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron (1 : 5) fixirt.
                           Theoretisches Interesse bietet die von Abney gemachte
                              									Beobachtung, daſs das Gemisch von schwefligsaurem Natron und Pyrogallol (ohne Zusatz
                              									eines Alkalis) ein merkliches Entwickelungsvermögen für Bromsilber und Chlorsilber
                              									besitzt.
                           Der von Egli und Spiller
                              									(1884) entdeckte Hydroxylamin-Entwickler (salzsaures
                              									Hydroxylamin und Aetznatron) findet wegen des hohen Preises dieses Präparates keine
                              									Verwendung, obschon er ganz vortreffliche Eigenschaften besitzt. Eine gute
                              									Vorschrift zum Entwickeln von Bromsilber-Gelatine
                              									ist:
                           A) 1 Th. salzsaures Hydroxylamin gelöst, in 15 Th.
                              									Alkohol,
                           B) 1 Th. Aetznatron, gelöst in 8 Th. Wasser.
                           Vor dem Gebrauche mischt man 60 Th. Wasser, 3 bis 5 Th.
                              									A mit 5 Th. B.
                           Vom Referenten wurde mit Erfolg das schwefligsaure Ammoniak im Pyrogallol-Entwickler
                              									eingeführt (April 1885) und er machte am 5. Mai 1885 in der Wiener Photographischen
                              									Gesellschaft Mittheilung über die von ihm entdeckte Eigenschaft der Hydrazine
                              									(speciell des Phenylhydrazins, welches ihm freundlichst
                              									von Hrn. Dr. Walter in Basel zugeschickt worden war) in
                              									alkalischer Lösung als Entwickler für Lichtbilder auf Brom- und Chlorsilber zu
                              										wirken.Einige Zeit später wurde bekannt, daſs Dr. Jacobsen auf denselben Gegenstand ein deutsches Patent angemeldet
                                    											habe.
                           Die entwickelten Negative werden, wie erwähnt, in gelöstem unterschwefligsaurem
                              									Natron fixirt. Um das Ablösen der Gelatineschicht in den Fixirbädern, welches
                              									namentlich im Sommer leicht eintritt, zu verhindern und die Schicht zu festigen,
                              									mischt man 1 Th. Fixirnatronlösung (1 : 4) mit ½ bis 2 Th. gesättigter wässeriger
                              									Alaunlösung. Die Mischung wird bald trübe unter Ausscheidung von Schwefel und
                              									Schwefligsäure, wirkt aber trotzdem zweckentsprechend. Leider werden die Negative
                              									auch milchig, was allerdings deren Güte beim Copiren nicht schadet, aber unschön
                              									aussieht und die Ursache ist, warum man die gemischten Fixirnatron- und Alaunbäder
                              									nur ausnahmsweise im Nothfalle verwendet. Die fixirten Negative werden gewaschen,
                              									getrocknet, lackirt und verwendet, oder je nach Bedarf zuvor verstärkt oder
                              									abgeschwächt.
                           
                           Von den Verstärkungsmethoden hat sich die
                              									Quecksilberverstärkung behauptet. Auſser den bekannten Methoden mit
                              									Quecksilberchlorid erfreut sich insbesondere ein neueres, im J. 1884 von England aus
                              									eingeführtes Verfahren einer groſsen Beliebtheit: Das fixirte und gewaschene Negativ
                              									wird in ein Bad von 2 Th. Quecksilberchlorid, 2 Th. Bromkalium und 100 Th. Wasser
                              									gelegt, bis es die nöthige Stärke erlangt hat. Die Farbe des Bildes ist dann weiſs
                              									und wird durch Waschen mit Wasser und Uebergieſsen mit einer Lösung von 1 Th.
                              									neutralem schwefligsaurem Natron in 6 bis 8 Th. Wasser geschwärzt.Es wird zunächst das Silberbild durch das Quecksilberbad in Bromsilber und
                                    											Quecksilberchlorid übergeführt; schwefligsaures Natron reducirt das Chlorür
                                    											zu metallischem Quecksilber und schwärzt hierbei das Bild. Der
                              									Vortheil dieses Verfahrens ist, daſs man zwischen dem Behandeln mit
                              									Quecksilberchlorid und schwefligsaurem Natron nicht
                                 										sorgfältig zu waschen braucht; ferner ist die verstärkte Platte sehr
                              									beständig und verändert sich während des Copirens nicht, welchen Uebelstand häufig
                              									andere Methoden der Quecksilberverstärkung zeigen.
                           Zu dichte Matrizen können abgeschwächt werden. Hierzu
                              									eignen sich besonders zwei im J. 1884 vorgeschlagene Methoden: Nach Belitzki legt man die Matrizen in eine Lösung von
                              									oxalsaurem EisenoxydkaliDas oxalsäure Eisenoxyd-Kali bildet schöne smaragdgrüne Krystalle, welche
                                    											sich aus altem Oxalat-Entwickler durch Stehen in offenen Gefäſsen
                                    											ausscheiden. – Da dieses Salz nicht überall leicht zu erhalten ist, zieht
                                    											der Referent ein Gemisch von Eisenchloridlösung (1 : 8) und neutraler
                                    											oxalsaurer Kalilösung (1 : 4) vor. Man mischt unmittelbar vor dem Gebrauche
                                    											beide zu gleichen Theilen und gibt etwas davon in eine starke Lösung von
                                    											Fixirnatron. In diesem Bade schwächen sich die Matrizen sehr
                                    											gleichmäſsig. in unterschwefligsaurer Natronlösung. Ferner
                              									entspricht ein Gemisch von unterschwefligsaurem Natron mit rothem Blutlaugensalz
                              									(von Farmer vorgeschlagen) sehr gut diesem Zwecke.Rothes Blutlaugensalz führt Silber in Ferrocyansilber über, welches sich im
                                    											unterschwefligsauren Natron auflöst.
                           Für stellenweise Abschwächung einzelner zu dichter
                              									Stellen an Gelatine-Negativen dient ein einfaches mechanisches Mittel, das Lenhard in Wien (1885) vorschlug und bestens empfohlen
                              									werden kann. Man reibt die zu dichten Stellen mit einem in starken Alkohol
                              									getauchten Leinwandlappen kräftig ab; der Lappen färbt sich schwarz und das Bild
                              									hellt sich auf, ohne daſs irgendwie die Zartheit der Zeichnung leiden würde.
                           In der angewandten Photographie macht sich besonders
                              									seit der Einführung der Gelatinetrockenplatten der Vortheil der kürzeren Belichtung
                              									bemerklich und es sind zahlreiche vortreffliche Augenblicksbilder zu erwähnen. Es
                              									ragen besonders Lugardon sowie Boissonas in Genf, Uhlenhuth in Coburg, David und Scolik in Wien
                              									mit Thierbildern, Straſsenscenen u. dgl., West in
                              									Gosport und Newton in New-York mit Seeschiffen hervor.
                              									Am groſsartigsten aber und streng wissenschaftlich führten die
                              									Augenblicksphotographie aus: Marey in Paris zum Studium
                              									der Physiologie der
                              									Bewegung, ferner Anschütz in Lissa i. P., welcher
                              									Menschen und Thiere in Bewegung, Vögel im Fluge u. dgl. photographirte und in seinen
                              									Leistungen unübertroffen dasteht; seine systematischen Reihenbilder von in Bewegung
                              									befindlichen Thieren sind mustergültig und werden von mehreren Akademien und vom
                              									Staate unterstützt.Mit ebenso viel Spannung als auf dieses deutsche Werk sieht man der
                                    											Veröffentlichung des ähnliche Bestrebungen verfolgenden Werkes des
                                    											Amerikaners Muybridge entgegen, von welchem der
                                    											Subscriptionspreis 100 Dollars betrag und das im J. 1886 erscheinen dürfte;
                                    											es sollen zahlreiche zahme und wilde Thiere in
                                    											allen Zuständen der Bewegung photographirt worden sein. Daſs es
                              										Kayser im J. 1884 gelang, eine Blitzphotographie im groſsen Maſsstabe zu erhalten, ist
                              									bekannt. Daran knüpfen sich zahlreiche Versuche mit der Photographie des
                              									elektrischen Funkens von Welten, Melckbecke-Plücker,
                                 										Stein u.a. Es gelang ferner endlich am 17. März 1885 Tromholt ein schönes Nordlicht mit einer Exposition von 8½ Minuten zu photographiren, wobei
                              									allerdings nur ein schwaches Bild erhalten wurde. C. Ray
                                 										Wood stellte in seinem Observatorium in Riffell bei Zermatt 150 gelungene
                              									Photographien der Corona nach Huggins' Methode her. – Um Himmelskarten (Sternkarten) auf photographischem Wege zu erzeugen, haben Paul und Prosper Henry
                              									einen neuen Apparat construirt und schöne Erfolge damit erzielt. In einem der
                              									Pariser Akademie vorgelegten Cliché konnte man 5000 Sterne 6. bis 15. Gröſse
                              									zählen.
                           Die Photogrammetrie, welche Meisenbach erfand, ist bekanntlich ein sehr gutes Mittel, um eine einfache
                              									Darstellung von Bauwerken mittels photographischer Meſsapparate zu erhalten. Die
                              									Methode ist schon seit dem J. 1867 bekannt, allein wegen der erforderlichen hohen
                              									Genauigkeit der Instrumente, sowie Vorsicht bei der Arbeit, nicht oft mit Erfolg
                              									ausgeübt worden. Der Deutsche Reichstag gewährte nun 10000 M. zur Förderung der
                              									Photogrammetrie. Dadurch und durch die unausgesetzten Bemühungen von Meisenbach, Dr. Stolze
                              									u.a. scheint ein wichtiger Schritt in der Entwickelung der messenden Photographie
                              									gethan, welcher alle Beachtung verdient.
                           Für Photomikrographie, d.h. Aufnahmen von Gegenständen
                              									mittels eines Mikroskopes, werden verschiedene Färbungsmittel vorgeschlagen. Piersol empfiehlt eine schwach ammoniakalische Lösung
                              									von Hämatoxylin. Besser soll (nach Wiegert) die Färbung für photographische Zwecke werden,
                              									wenn man die mit Hämatoxylin behandelten Präparate in eine Lösung aus 100 Th.
                              									Wasser, 1 Th. Borax, 2½ Th. rothem Blutlaugensalz legt. Diese Färbung ähnelt dem
                              									Bismarckbraun, liefert aber bessere Unterscheidungen.
                           Die Photographie vom Luftballon aus wurde mehrfach
                              									versucht. Es ist hier der Engländer Shadbold zu nennen,
                              									besonders aber der Franzose Gaston Tissandier, welcher
                              									mit Ducon eine Luftfahrt bei Paris unternahm und 5
                              									schöne Aufnahmen erhielt, wovon eine in der Zeitschrift „La Nature“ wiedergegeben ist. Der Augenblicksverschluſs ergab 1/15 Secunde
                              									Belichtung; das Objectiv
                              									war ein Rectilinear. In Wien richtete Lenhard die Vorrichtungen zu Ballonphotographien ein
                              									(mit einem Antiplanet) und der Luftschiffer Silberer
                              									übernahm die Belichtung der Platten. Es wurden sehr schöne Bilder der Praters und
                              									der Donau erhalten. In militärischen Kreisen wendet man diesem Gegenstande alle
                              									Aufmerksamkeit zu und auch Krebs in Paris soll mit
                              									seinem lenkbaren Luftschiffe diesbezügliche Versuche gemacht haben.
                           
                              (Schluſs folgt.)