| Titel: | Herstellung von Säuren aus Kohlenwasserstoffen. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 230 | 
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                        Herstellung von Säuren aus
                           								Kohlenwasserstoffen.
                        Mit Abbildung.
                        Schaal's Herstellung von Säuren aus
                           								Kohlenwasserstoffen.
                        
                     
                        
                           E.
                                    											Schaal in Stuttgart (* D. R. P. Kl. 23 Nr. 32705 vom 25. September 1884) will
                              									Erdöl und sonstige Kohlenwasserstoffe dadurch in Säuren überführen, daſs er sie in
                              									Gegenwart von alkalisch reagirenden Stoffen mit einem Luftstrome behandelt. Die
                              									zwischen 150 und 400° siedenden Kohlenwasserstoffe werden z.B. mit einigen Procent
                              									einer fein gepulverten Mischung von Kalk und Aetznatron in einen mit Rückfluſskühler
                              									versehenen Kessel a zum Sieden erhitzt, dann wird ein
                              									Strom Luft oder Sauerstoff hindurchgeblasen. Nach und nach wird weiteres Alkali
                              									hinzugesetzt und die gebildete Seife, welche sich bei c
                              									sammelt, durch das Rohr b Ausgeschöpft.
                           Textabbildung Bd. 258, S. 231Derselbe Zweck soll dadurch erreicht werden, daſs man die
                              									Kohlenwasserstoffe mit ungefähr 20 Procent der kaustischen oder kohlensauren
                              									Alkalien, Erdalkalien oder sonst alkalischen Gemischen, zuweilen in Verbindung mit
                              									Sauerstoffüberträgern, wie Kupfersalzen o. dgl., und mit Bimsstein, Infusorienerde,
                              									Kochsalz, Glaubersalz o. dgl., fein vertheilt, so daſs man eben noch ein trockenes
                              									Pulver erhält und längere Zeit mit der Luft in innigste Berührung bringt.
                           Manche Kohlenwasserstoffe oxydiren sich mit Chlorkalk sehr leicht, andere gar nicht.
                              									Wird der zugesetzte Chlorkalk nicht vollständig verbraucht, was man mit Indigo
                              									erkennt, so setzt man noch etwas Kohlenwasserstoff zu und erwärmt einige Zeit auf
                              									130 bis 200°. Man entfernt nun den Kalk durch Salzsäure, zieht die gebildeten Säuren
                              									mit Alkalien aus und schmilzt das zurückbleibende Oelgemisch am besten einige
                              									Stunden mit ungefähr 50 Proc. Aetznatron bei annähernd 200 bis 300°. Es werden
                              									hierbei noch ziemliche Mengen Zwischenproducte in Säuren übergeführt. In
                              									entsprechender Weise soll die Oxydation auch durch Salpetersäure ausgeführt
                              									werden.
                           Die gebildeten Fettsäuren können durch Destillation unter Druckverminderung getrennt
                              									werden. Angeblich liefern die flüchtigsten Säuren mit Methyl-, Aethyl-, Butyl-,
                              									Amylalkohol für Parfümeriezwecke brauchbare wohlriechende Aether; die nächstfolgenden bilden mit Aethylalkohol und
                              									Glycerin den natürlichen Oelen ähnliche Verbindungen, welche Rüböl Ersetzen können
                              									und, gemischt mit den Säuren, selbst sich als Tournanteöl verwenden lassen. Die
                              									höchst siedenden Säuren, welche der Oelsäure ähnlich sind, liefern vorzügliche Seifen und die Aethyl-, Glycerin- und Zuckeräther
                              									verhalten sich wie natürliche Oele und Fette. Auch die Sulfoverbindungen dieser
                              									Säuren, welche durch gelindes Erwärmen mit halben bis gleichen Theilen
                              									Schwefelsäure, Waschen mit Wasser u.s.w. erhalten werden, sollen wie Türkischrothöl in der Färberei verwendbar sein.