| Titel: | R. J. Gülcher's mechanischer Buckskin-Webstuhl; von G. Rohn. | 
| Autor: | G. Rohn | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 248 | 
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                        R. J. Gülcher's mechanischer Buckskin-Webstuhl; von G.
                              								Rohn.
                        Patentklasse 86. Mit Abbildungen auf Tafel 17.
                        Rohn, über Gülcher's mechanischen Buckskin-Webstuhl.
                        
                     
                        
                           Auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Görlitz 1885 hatte R. J. Gülcher in Biala zum ersten Male seinen neuen
                              									mechanischen Webstuhl für Buckskin und tuchartige Stoffe (vgl. * D. R. P. Nr. 20274
                              									vom 20. November 1881) zu allgemeinerer Besichtigung gebracht, nachdem derselbe
                              									bereits in Oesterreich mit Erfolg in die Praxis eingeführt wurde. Ist dieser
                              									Webstuhl auch nicht in allen Einzelheiten als neu zu betrachten, so zeichnet sich
                              									derselbe doch durch zweckmäſsige eigenartige Anordnung einiger der hauptsächlichsten
                              									Bewegungsmechanismen vortheilhaft aus, so daſs er, wenn auch die bekannten
                              									mechanischen Tuchwebstühle im Allgemeinen nicht übertreffend, denselben doch
                              									gleichwerthig zur Seite zu stellen und daſs in Folge dessen zu den in Deutschland
                              									und Oesterreich allgemeiner bekannten und eingeführten Webstühlen für breite
                              									tuchartige Gewebe eine neue Construction hinzu zu zählen ist; es bestehen demnach
                              									jetzt folgende: Zwei von der Sächsischen Webstuhlfabrik
                              										(L. Schönherr) in Chemnitz stammende Webstühle, der
                              									Webstuhl der Sächsischen Maschinenfabrik (R. Hartmann) in Chemnitz, der Webstuhl der Groſsenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik (A.
                                 										Zschille) in Groſsenhain und der nachfolgend zu beschreibende Gülcher'sche Webstuhl. Während die Hartmann'sche und die Zschille'sche, wie auch die zweite in neuerer Zeit zur Ausführung gebrachte
                              									Construction der Sächsischen Webstühlfabrik sich an das
                              										Crompton'sche System (vgl. 1868 189 * 33), dessen hauptsächlichste Merkmale die durch
                              									eine Kurbel zwangläufig bewegte Lade und die Bewegung
                              									der Schützentreiber durch Schlagexcenter sind, anlehnt,
                              									hat sich Gülcher mehr das Webstuhlsystem von L. Schönherr zum Vorbilde genommen, welches in der
                              									Hauptsache durch die Benutzung von Federn zur
                              									Hervorbringung des Ladenschlages und der Schützenbewegung gekennzeichnet ist. Gülcher benutzt nun Federn für die Bewegung der
                              									Schützen, für die Ladenbewegung aber mehr nach Crompt'schem Vorbilde einen zwangläufigen Mechanismus und vereinigt so die
                              									Vortheile des von der Geschwindigkeit des Stuhles unabhängigen Antriebes der
                              									Schützen durch Federn mit dem Vorzuge der zwangläufigen Ladenbewegung.
                           In Fig. 1 und
                              										2 Taf. 17
                              									ist eine Vorder- und Seitenansicht des Gülcher'schen
                              									Webstuhles mit mehrfachem Schützenwechsel gegeben, während die übrigen Figuren der
                              									Tafel 17 die einzelnen neuen Mechanismen veranschaulichen.
                           Die ganze Ausführungsart des Gülcher'schen Webstuhles
                              									gleicht der Schönherr'schen und die Antriebseinrichtung sowie die Vertheilung der
                              									Mechanismen ist die bekannte, von L. Schönherr bereits
                              									1858 getroffene. Auf der rechten Seite befindet sich vorn am Webstuhle tiefliegend
                              									die von der Deckenwelle angetriebene auf einem Zapfen lose drehbare Riemenscheibe
                              										R, welche durch ein kleines, an R angegossenes Rad ihre Bewegung in das auf der
                              									oberhalb liegenden Hauptwelle A lose drehbare, von
                              									einem Verdecke umschlossene gröſsere Zahnrad Z
                              									überträgt. Das Uebersetzungsverhältniſs zwischen beiden Rädern ist 3. Das groſse
                              									Zahnrad Z wird mit der Hauptwelle durch ein in
                              									demselben angeordnetes Klinkenschloſs und eine auf der Hauptwelle festsitzende
                              									Mitnehmerscheibe gekuppelt. Zur In- und Auſsergangsetzung wird die Klinke in dem
                              									groſsen Zahnrade frei gemacht, damit sie den Bolzen der Mitnehmerscheibe erfaſst,
                              									oder von demselben wieder abgehoben. Diese Bewegung der Klinke wird durch
                              									Anschlagbolzen erzielt, welche rechtzeitig in entsprechende Stellung gebracht
                              									werden, so daſs die Mitnehmerklinke oder eine zu ihrem Festhalten in ausgehobener
                              									Lage bestimmte Falle gegen diese Bolzen treffen (vgl. auch 1873 210 * 241). Von den beiden Anschlagbolzen tritt beim
                              									Ausrücken des Stuhles immer einer in Thätigkeit, je nachdem der Stuhl nach erfolgtem
                              									Schützenschlage bei auſsen stehender Lade oder nach erfolgtem Ladenanschlage zum
                              									Stillstande gebracht werden soll. Diese Stellungen sind erforderlich, je nachdem
                              									eine frisch gefüllte Schatze oder gerissene Kettenfäden einzuziehen sind. Für den
                              									ersten Fall ist in einem Kasten p4 ein von der vorn über die ganze Breite des Stuhles
                              									reichenden Stange 5 bewegter Bolzen p (vgl. Fig. 6)
                              									verschiebbar, welcher auch von der Schützenkastenfalle mit beeinfluſst wird, und für
                              									den zweiten Fall der mit einem cylindrischen Ausatze versehene Hebel p1 vorhanden, welcher
                              									von dem Handhebel h bewegt wird. Gleichzeitig drückt
                              									dabei der letztere Hebel durch eine an demselben befestigte Feder auf die Klinke z, welche dadurch an die vor dem groſsen Zahnrade auf
                              									der Hauptwelle sitzende Scheibe zur Anlage kommt und in einen Ausschnitt x derselben fällt, die Weiterbewegung also beim
                              									angegebenen Zeitpunkte aufhält. Die Scheibe S1 ist mit zwei Handgriffen versehen, damit der
                              									Arbeiter den Stuhl auch von Hand in Bewegung setzen kann, wenn er eine bestimmte
                              									Stellung erreichen oder Beobachtungen machen will.
                           Ladenbewegung (Fig. 4). Am hinteren Ende
                              									der Hauptwelle A sitzt ein starker runder Kopf B, der an seinem Umfange eine in sich verlaufende Spur
                              									eingearbeitet hat. In dieser Spur führt sich ein Herzstück C, welches lose auf einem Zapfen des Hebels E
                              									steckt. Der Hebel E ist innerhalb des Gestelles nahe an
                              									der Wand auf einer über die Breite des Stuhles reichenden Welle D befestigt, welche an der anderen Gestellwand einen
                              									zweiten solchen Hebel trägt. An die Endpunkte dieser Hebel sind Stangen F angehängt, welche mit ihrem anderen Ende gelenkig mit
                              									den Ladenschwengeln G (Fig. 6) verbunden sind.
                              									Bei der Drehung des Kopfes B erhalten demnach die Hebel
                              										E eine schwingende Bewegung, welche auf die Lade
                              									übertragen wird. Die Form der Spur des Kopfes B
                              									bestimmt diese Bewegung und läſst sich mit derselben ein beliebig langer Stillstand
                              									der Lade in der äuſsersten Stellung für das Abschieſsen erzielen, was bei der
                              									Kurbelbewegung in gleicher Weise nicht der Fall ist. Um eine unruhige Ladenbewegung
                              									in Folge mit der Zeit eintretender Abnutzung der Spur des Kopfes B zu verhüten, wird durch eine Feder das Herzstück C stets gegen seine Lauffläche angedrückt.
                           Die Schaftmaschine (* D. R. P. Nr. 22377 vom 5. November
                              									1882) arbeitet mit Offenfach, d.h. es bleiben nach
                              									jedem Schusse diejenigen Schäfte, welche für den nächsten Schuſs in gleicher
                              									Stellung wieder erscheinen, in der Fachbildung stehen, so daſs das Zuschlagen des
                              									Schusses bei offenem Fache erfolgt, welche
                              									Eigenthümlichkeit beim Weben tuchartiger Stoffe zur Erzielung einer dichten
                              									Schuſslage erwünscht ist.Der in Görlitz ausgestellt gewesene Webstuhl arbeitet mit geschlossenem Fache; aus diesem Grunde ist die
                                    											oben beschriebene Schaftmaschine in Bezug auf den Antrieb der Messerschienen
                                    											und die Excenter abgeändert. Die Bewegung der Messerschienen e und e1 wird dann in gleicher Weise, wie bei dem
                                    											später beschriebenen Schützenwechsel (vgl. Fig. 3),
                                    											ausgeführt und statt der Excenter k werden zum
                                    											schnelleren Anheben der Schäfte Curvenscheiben benutzt; auch arbeiten die
                                    											Messerschienen zu beiden Seiten der Schaftrahmen. Der Mechanismus für das
                                    											Einstellen der Schäfte in gleiche Lage beim Fadensuchen kommt dann natürlich
                                    											in Wegfall. Auf der Hauptwelle des Stuhles sitzt eine Herzscheibe
                              										a (Fig. 5), die bei ihrer
                              									Drehung die gekuppelten Hebel b und b1 in Schwingungen
                              									versetzt, welche durch eine Zahnstange c auf den
                              									Zahnbogen c1 übertragen
                              									werden. Mit diesem Zahnbogen ist das Bogenstück d
                              									verbunden, an das mittels der Stangen d1 und d2 die Messerschienen e
                              									und e1 angehängt sind,
                              										welche somit in hin-
                              									und hergehende Bewegung versetzt werden. Die von den Knöpfen f einer Musterkarte g, deren Zusammensetzung
                              									bereits in D. p. J. 1884 251
                              									* 448 beschrieben ist, gehobenen Bügel h1 bewirken ein Heben oder Senken der mit letzteren
                              									in Verbindung stehenden Platinenzahnstangen i und somit
                              									ein Einklinken deren Köpfe i1 in die untere oder obere Messerschiene. In die Zahnstangen i greifen Zahnbogen, welche mit den lose auf einer
                              									Welle sitzenden Excentern k aus einem Stücke sind, und
                              									wird dadurch der Vor- oder Rückgang der Platinen i in
                              									eine halbe Hin- oder Herdrehung der Excenter k
                              									umgesetzt, so daſs die dieselben umgebenden Schaftrahmen l entweder rechts oder links ausschwingen, den damit verbundenen Webschaft
                              									also entweder ins Oberfach oder ins Unterfach ziehen. Die Drehung der Excenter k ist eine derartige, daſs dieselben in ihrer
                              									Endstellung die Schaftrahmen l auf ihren todten Punkten
                              									aufruhen lassen, wodurch ein Feststehen der Schäfte (selbst während der Bewegung der
                              									Messerschienen e) erzielt wird. Mit der Entfernung der
                              									Schäfte von der Lade wächst nun die Excentricität der Excenter k, in Folge dessen auch der Schafthub, so daſs hiermit
                              									auf einfache Weise ein reines Ober- und Unterfach erreicht wird. Die Gröſse des
                              									Faches selbst kann geregelt werden, indem man die Welle l1 um welche die Schaftrahmen l schwingen, in der Senkrechten verstellt, wozu die
                              									Tragbügel l2 für
                              									dieselbe (vgl. Fig.
                                 										1) mit Schlitzen für die Befestigungsschrauben versehen sind. Die feste
                              									Stellung der Schäfte zu einander bleibt unverändert, so lange die sich abwickelnde
                              									Karte g, welche durch Schwingungen der von der
                              									Hauptwelle durch Kurbel bewegten Gabel n mit dem
                              									Kartencylinder o in ruckweise Drehung versetzt wird,
                              									auf das Heben oder Senken der Platinenzahnstangen i von
                              									keinem Einflüsse ist. Wenn gerissene Kettenfäden einzuziehen sind, muſs das Fach
                              									geschlossen sein; es müssen also alle Schaftrahmen in gleiche Lage gebracht werden,
                              									was während des leeren Rückganges der oberen Messerschiene e durch Kuppelung derselben mit der Winkelschiene p2 geschieht. Wenn der Draht p5, welcher auch
                              									unmittelbar mit dem Handhebel p1 verbunden ist (vgl. Fig. 2), nach der in Fig. 5
                              									angegebenen Pfeilrichtung gezogen wird, so tritt der sonst die Klinke p3 am Einfallen in die
                              									obere Messerschiene e hindernde Hebel nach oben. Die
                              									Klinke p3 fällt dann
                              									beim Hingange der Messerschiene e ein und wird dadurch
                              									und damit auch die Winkelschiene p2 mitgenommen, welche die Platinen i der gehobenen Schäfte vor sich herschiebt und in die
                              									Endstellung bringt, wenn auch gleichzeitig durch den Hebel p1, wie beschrieben, der Stillstand des
                              									Stuhles mit innen stehender Lade erfolgt ist. Sowie dann der Stuhl neuerdings
                              									eingerückt wird, schiebt die Messerschiene e die
                              									Winkelschiene p2 wieder
                              									zurück und die Klinke p3 wird durch den sich ihr entgegenstellenden Hebel wieder ausgehoben.
                           Schützenbewegung sowie Vorrichtung zum selbstthätigen Losschieſsen in Verbindung mit der
                                 										Abstellvorrichtung (* D. R. P. Nr. 22340 vom 5. November 1882). Von der Hauptwelle A wird durch ein Paar gleiche Zahnräder die darunter
                              									liegende Welle H (Fig. 2) in Umdrehung
                              									versetzt und dadurch auch die am vorderen Ende derselben sitzende Kurbel K (Fig. 7), an welche die
                              									Stange I gehängt ist. Durch diese Stange wird bei
                              									Drehung der Kurbel der rechte sogen. Schnellerwinkel q1 und damit durch die Verbindungsstange
                              										J auch der linke Schnellerwinkel q2 in schwingende
                              									Bewegung versetzt. Um die Drehzapfen dieser Winkel sind auch die Schneller r drehbar, welche durch einen Anschlag bei der Bewegung
                              									der Winkel q1 und q2 nach auſsen
                              									mitgenommen und mittels der Fallen n festgehalten
                              									werden. Die Schneller sind unter einander durch die Schlagfeder L verbunden, welche also bei der Auswärtsbewegung der
                              									Schneller angespannt wird und deshalb beim Ausheben der Schnellerfalle n, wenn der Schneller r
                              									frei wird, diesen kräftig zurückzieht, wobei der mit dem Schneller durch einen
                              									Riemen r1 verbundene
                              									Treiber die Schütze aus dem Kasten schlägt. Aufgefangen werden die Schneller r dabei durch die Lederpuffer r4. Die Winkel q1 und q2 sind mit entgegengesetzten Hebelarmen unter
                              									einander verbunden, so daſs der eine auswärts geht, wenn der andere einwärts sich
                              									bewegt, wobei die an dem einen Arme dieser Winkel sitzende Schraube q die Schnellerfalle aushebt. Durch die ebenfalls mit
                              									den Winkeln q1 und q2 verbundenen Hebel
                              										r2 mit Stangen r3 werden die
                              									Schützentreiber wieder an das äuſsere Ende der Schützenkästen zurückbefördert.
                           Die nach dem Durchlaufen des Faches in den Schützenkasten eintretende Schütze gibt
                              									der sich an diese anlegenden und die Schütze in ihrer Bewegung hemmenden Bremszunge
                              										i (Fig. 6 und 7) im Sinne der
                              									Pfeilrichtung einen Ausschlag, welcher sich durch den Winkelhebel k1 und den Zug l2 auf den Hebelarm l3 fortpflanzt;
                              									letzterer setzt eine mit ihm fest verbundene Achse m in
                              									Bewegung. Auf dieser Achse ist ein anderer Hebel l5 befestigt, an dessen Ende ein Riemchen n2 angebracht ist.
                              									Mittels dieses Riemchens wird nun der erwähnte Ausschlag der Schützenbremszunge i auf den mit der Schnellerfalle n gelenkig verbundenen Hebel n1 übertragen, indem dieser von der
                              									Schnellerfalle n derart weggezogen wird, daſs die
                              									Stellschraube q des Winkels q1 den erwähnten Hebel n1 nicht treffen, somit
                              									die Schnellerfalle n nicht heben und den Schnellerarm
                              										r nicht loslassen kann. Der Hebel l5 befindet sich auf
                              									derjenigen, Seite des Stuhles, welche der den Ausschlag der Bremszunge i verursachenden Schütze entgegengesetzt ist. Ganz
                              									ähnlich wirkt an der anderen (der linken) Seite des Stuhles der Ausschlag der dort
                              									befindlichen Schützenbremszunge mittels der Achse m1 auf den beweglichen Hebel n1 der Schnellerfalle n an der rechten Seite des Stuhles, so daſs hierdurch
                              									die bekannten Bedingungen eines selbstthätigen Losschieſsens der Schützen an
                              									Buckskinstühlen erfüllt sind. Neu ist an dieser Anordnung die Vereinfachung, daſs
                              									der bisher feste Hebelarm n1 der Schnellerfalle n beweglich gemacht und
                              									mit dieser durch ein Gelenk verbunden wurde, daſs er in der Bewegungsrichtung des
                              									Hebelarmes q1 auf die
                              									Schnellerfalle n gerade so einwirkt, als wäre er mit
                              									derselben fest verbunden, während er sich in einer zu dieser Bewegungsrichtung
                              									senkrecht stehenden Ebene von der Schnellerfalle n
                              									wegziehen läſst. Hierdurch wirkt nicht nur die den Ausschlag der Bremszunge i verursachende Schütze auf die Schnellerfalle n ein, sondern das selbstthätige Losschieſsen der
                              									Schützen erfolgt mit vollkommener Sicherheit. Diese gelenkartige Verbindung des
                              									Schnellerfallenarmes bietet gegenüber der Einrichtung beim Schönherr'schen Stuhle gewisse Vorzüge. Dort trägt die Schnellerfalle
                              									einen senkrecht verschiebbar eingehängten Stift, welcher von der im gegenüber
                              									stehenden Kasten befindlichen Schütze gehoben wird, wenn das Abschieſsen also nicht
                              									erfolgen kann, so daſs auch die Schraube des Schnellerwinkels nicht an diesen Stift
                              									treffen und die Schnellerfalle auszuheben vermag.
                           Der Ausrückbolzen p (Fig. 6) wird bei der Schönherr'schen Einrichtung durch eine Feder beständig
                              									nach innen gedrückt (vgl. 1873 210 * 241) und mittels
                              									einer an der Lade befestigten und durch die Schützen beeinfluſsten Zunge bei der
                              									Bewegung der Lade selbst vorgestoſsen und somit der Stuhl zum Stillstande gebracht,
                              									sobald aus irgend welcher Ursache auf beiden Seiten der Lade keine Schütze im
                              									Schützenkasten war. Durch diese Anordnung können aber sehr häufig Brüche bezieh,
                              									kostspielige Ausbesserungen der Lade hervorgerufen werden, da der Stuhl nicht immer
                              									sicher genug abgestellt werden kann. Bei der neuen Abstellvorrichtung wird dagegen
                              									der Stahl bolzen p durch eine Feder nicht nach innen,
                              									sondern nach auſsen gedrückt, so daſs der Stuhl bei jeder Umdrehung der Hauptwelle
                              									abgestellt werden muſs, wenn das beständig vorstehende Ende des Bolzens p in dem Augenblicke nicht zurückgezogen wird, wo die
                              									bekannte Klinke im Rade Z an diesem Bolzen vorbeigeht.
                              									Auch wird die Bewegung des Bolzens p nicht mehr durch
                              									die Lade verursacht, sondern unmittelbar durch die Schütze hervorgerufen. Dies
                              									geschieht in einfacher Weise, indem der bereits erwähnte, durch das Eintreten einer
                              									Schütze in ihren Kasten verursachte Ausschlag der Schützenbremszunge i durch den Hebel k,
                              									Stange l2, Hebel l3 der Winkelhebel p6 gedreht und durch
                              									die Stange p7 und Hebel
                              										p8 im Kasten p4 der Bolzen p zurückgezogen wird, sobald auf der einen oder anderen
                              									Seite der Lade eine Schütze in ihren Kasten eingetreten ist.
                           Schützenwechsel. Bei den ersten von Gülcher zur Ausführung gebrachten Webstühlen wurden die
                              									Schützenkastenreihen durch Kammscheiben gesteuert. Die bezügliche Einrichtung (* D.
                              									R. P. Nr. 22831 vom 5. November 1882) war einfach die, daſs in ganz ähnlicher Weise,
                              									wie die Excenter k bei der Schaftmaschine, Kammscheiben
                              									in eine halbe Umdrehung vor und zurück versetzt wurden. Für jede Seite des Stuhles
                              									waren 1, 2 oder mehr Kammscheiben mit der einer Schützenkastenreihe von 2, 3 oder
                              									mehr Kästen entsprechenden Abstufung vorhanden.
                           
                           Je nachdem nun die Kastenreihe einzustellen war, wurde durch die zugehörige
                              									Zahnstangenplatine die entsprechende Kammscheibe mitgenommen. Ein sich auf die
                              									Kammscheiben mit einer breiten Rolle legender Hebel M
                              										(Fig. 1)
                              									übertrug durch Stangen und Winkelhebel N die erhaltene
                              									Bewegung an die Kastenreihe.
                           Neuerdings wird jedoch an dem Gülcher'schen Stuhle ein
                              										positiver Schützenwechsel (vgl. 1884 251 * 443) zur Ausführung gebracht. Die bezügliche von
                              										G.
                                    											Schwabe in Biala (* D. R. P. Nr. 32033 vom 15. Juli 1884) herrührende
                              									Einrichtung benutzt auch die früher gebrauchten Mittel, setzt also die verschiedenen
                              									Abstufungen der Bewegung der Schützenkastenreihe aus der Zusammenwirkung zweier
                              									Kurbeln zusammen und kann daher auch nur für einen 7 fachen Schützenwechsel noch
                              									angewendet werden; die ganze Anordnung zeichnet sich jedoch durch Uebersichtlichkeit
                              									aus und könnte bei Hinzufügung einer dritten Kurbel auch ein 9facher Wechsel erzielt
                              									werden.
                           Ein auf der Hauptwelle A sitzendes punktirt angedeutetes
                              									Excenter s (Fig. 3) setzt mit seinem
                              									Bügel einen Zahnbogen s1 in schwingende Bewegung, welcher in einen zweiten Zahnbogen s2 greift, an den in
                              									gleicher Weise wie bei der Schaftmaschine die Messerschienen e2 und e3 angehängt sind. Von der Musterkarte g1 werden ebenso wieder
                              									zwei Zahnstangenplatinen für jede Seite des Stuhles beeinfluſst und dadurch 4
                              									Kurbelscheiben im entsprechenden Falle um eine halbe Umdrehung vor- oder
                              									zurückbewegt. Von den Stangen t dieser Kurbelscheiben
                              									ist für jede Schützenkastenreihe eine Stange t1 unmittelbar an den einen Arm der Winkelhebel w angehängt, die andere Stange t2 mit einer zweiten Stange t4 verbunden und von
                              									dem Verbindungsgelenke zwischen diesen beiden Stangen t1 und t2 führt nun ein Lenker t4 nach dem anderen Arme des Winkelhebels
                              										w. Die eine der Stangen t4 wirkt durch einen Zwischenhebel v auf den zur rechten Seite des Stuhles liegenden Hebel
                              										u (Fig. 2) und damit auf die
                              									eine Kastenreihe, während die andere Stange t4 an einen Winkelhebel v1 angeschlossen ist, welcher durch eine
                              									Stange v2 und einen
                              									zweiten Winkelhebel auf den an der linken Stuhlseite liegenden Traghebel für die
                              									andere Kastenreihe wirkt. Indem nun beide zusammengehörige Kurbelscheiben zusammen,
                              									in gleicher oder entgegengesetzter Richtung, oder jede allein bewegt werden, lassen
                              									sich die vier gezeichneten Stellungen der Schützenkastenhebel erreichen. Zum
                              									sicheren Festhalten der Schützenkastenreihen sind die Kurbelscheiben mit Bremsen y versehen, welche ein selbstthätiges Zurückgehen der
                              									Kastenreihen verhindern.
                           Die übrigen Einrichtungen des Gülcher'schen Webstuhles
                              									sind die bekannten. Die Aufwindung der fertigen Waare erfolgt durch einen sogen. negativen Aufwinderegulator, während die Abwindurig der
                              									Kette durch einen positiven, Schuſs für Schuſs
                              									abwickelnden Kettenspannungsregulator erfolgt. Der Klinkenhebel des negativen
                              									Aufwinderegulators auf
                              									der linken Seite des Stuhles (vgl. Fig. 1), welcher nur
                              									entsprechend der Abwindung der Kette Gewebe aufnimmt, wird von dem Winkelhebel N des Schützenwechsels aus durch einen Zugdraht P bewegt. Der Streichbaum W lagert verstellbar in senkrechten Hebeln, welche in einfacher Weise mit
                              									den Hebeln E der Ladenbewegung verbunden werden können,
                              									um die sogen. Walkbewegung zu erzielen, d.h. die
                              									Spannung der Kette wird im Augenblicke der Fachbildung durch Zurückgehen des
                              									Streichbaumes nachgelassen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
