| Titel: | Presse zur Formgebung von Kesselböden u. dgl. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 345 | 
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                        Presse zur Formgebung von Kesselböden u.
                           								dgl.
                        Mit Abbildungen.
                        Presse zur Formgebung von Kesselböden u. dgl.
                        
                     
                        
                           Zum Pressen von Kesselböden, insbesondere zur Formgebung der Feuerkistenwandungen von
                              									Locomotivkesseln, ist von der Société de Construction des
                                    										Batignolles (vormals E. Gouin und Comp.) eine
                              									Presse gebaut worden, welche sich durch ausgedehnte Verwendung von Schmiedeisen
                              									auszeichnet und umstehend nach dem Portefeuille économique
                                       										des Machines, 1884 S. 74 in Ansicht und Grundriſs dargestellt ist.
                           Der hydraulische Preſscylinder A hängt mit seiner
                              									Flansche in einem aus Eisenblech zusammengenieteten Träger in Form eines
                              									Dreieckes.
                           
                           Textabbildung Bd. 258, S. 346 von dessen 3 Ecken die
                              									ebenfalls aus Blech und Winkeleisen zusammengesetzten Säulen G aufsteigen, welche das ganz ähnlich dem unteren Preſsträger E construirte Widerlager F
                              									tragen. Zur Befestigung der Preſsformen auf der Kopfplatte C des Preſskolbens B sind 3 Paar radiale
                              									Nuthen in letzterer vorhanden. Aehnliche Befestigungsvorkehrungen D sind auch am Widerlager F angebracht.
                           Es wurden 3 Säulen gewählt, um sicher zu sein, daſs der Druck sich möglichst
                              									gleichmäſsig auf dieselben vertheile. Auſserdem bietet diese Anordnung noch den
                              									Vortheil einer bequemen Zugänglichkeit für das Aufbringen der Formtheile. Der
                              									Preſskolben besitzt einen Durchmesser von 700mm.
                              									Um an Kraftwasser zu sparen, wird zunächst Wasser von nur 7k Pressung in den Cylinder gelassen, um die Formen
                              									zusammenzubringen, worauf erst nach Abstellung dieser Leitung der Cylinder mit der
                              									eigentlichen Kraftwasserleitung in Verbindung gebracht wird. Die Pressung des
                              									Kraftwassers beträgt 41k/qc, woraus ein Gesammtdruck von 140000k hervorgeht. Das Wasser wird aus zwei durch
                              									Pumpen gespeisten Accumulatoren entnommen, von denen der für geringen Druck einen
                              									Kolbendurchmesser von 580mm, der für hohe Pressung
                              									einen solchen von 350mm besitzt. Die Steuerung für
                              									den Einlaſs des Wassers erfolgt durch den Dreiwegehahn I,
                                 										J und H, durch welchen der Preſscylinder
                              									abwechselnd mit der einen oder anderen Leitung in Verbindung gebracht bezieh. jeder
                              									Zufluſs von Wasser verhindert werden kann. Für das Ablassen des Wassers aus dem
                              									Cylinder ist ein besonderer Hahn M vorhanden. Der vor
                              									demselben befindliche kleine Hahn N soll nur dazu
                              									dienen, vor dem Ablassen des Wassers aus dem Cylinder den Druck in letzterem
                              									aufheben und so den groſsen Hahn M entlasten zu können.
                              									Diese Vorkehrung, so empfehlenswerth sie bei den bedeutenden Abmessungen des Hahnes
                              										M auch zu sein schien, ist indessen während eines
                              									2jährigen Gebrauches dieser Presse als überflüssig befunden worden.
                           Man kann mit dieser Vorrichtung mit einem Glühofen 12 bis 15 Vorder- oder Hinterwände
                              									zu Locomotivfeuerkisten an einem Tage pressen; die Presse würde sogar für 2 Oefen
                              									ausreichen und dann das Doppelte leisten. Die Arbeit mit dieser Presse verlangt
                              									bessere Bleche als die Handarbeit; die erforderliche Güte wechselt übrigens je nach
                              									der Gestalt der fertigen Kesseltheile. Andererseits bietet dieses Verfahren die
                              									Vortheile einer rascheren und genaueren Arbeit und eine beträchtliche Ersparniſs an
                              									Brennmaterial, da die Formgebung in einer Hitze vollendet ist. Selbstverständlich
                              									kann übrigens die Presse auch zu anderen Zwecken verwendet werden, wo immer ein
                              									Druck nicht gröſser als 140000k erforderlich
                              									ist.