| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 443 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes S. 396
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte sowie auf Tafel 26 und 30.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Bei dem neuerdings von Heinr. Krigar in Vorschlag
                              									gebrachten Kupolofen (* D. R. P. Nr. 32124 vom 2.
                              									December 1884) liegt die Schmelzzone unterhalb der
                                 										Formenebene, in Folge dessen ein Theil der Gase nach unten abgesaugt werden
                              									kann, wobei selbstverständlich der Kupolofen mit einem Sammelherde versehen sein
                              									muſs. Wie in Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 30 veranschaulicht, hat der neue Ofen einen cylindrischen Schacht,
                              									welcher oben und unten etwas zusammengezogen ist. Die Gicht bleibt frei, so daſs ein
                              									Austritt von Gasen hier nicht vorgesehen ist. Im cylindrischen Gestelle und etwas
                              									darüber liegen 3 Reihen Formen, bestehend aus je zwei gegenüber liegenden Oeffnungen
                              										o, welche auſsen mit einem Klappengehäuse versehen
                              									sind. Durch Einstellen der Klappen k können beliebige
                              									Mengen Wind in verschiedener Höhe in den Ofen hineingesaugt werden. An das Gestell schlieſst sich der Sammelherd,
                              									welcher bei g mit dem Schlackenloche und bei h mit dem Abstiche versehen ist. Auf der Decke des
                              									Sammelherdes ist eine kleine Esse e mit einem Dampfstrahlgebläse i errichtet. Da der Kupolofenschacht
                              									einen Kamin nicht besitzt., so scheint die ganze im Schachte entwickelte Gasmenge
                              									durch die Esse e abgesaugt zu werden. Die Einrichtung
                              									hat, abgesehen von den Gröſsenverhältnissen, welche in der Zeichnung bezüglich der
                              									Abmessung der Esse unverhältniſsmäſsig gewählt zu sein scheinen, den Vortheil, daſs
                              									die Gase den Sammelherd und das darin befindliche Eisen erwärmen.
                           Mit dem Ibrügger'schen Kupolofen (vgl. 1882 245 * 14) sind vom
                              									Bergrath Jüngst in Gleiwitz Versuche bezüglich der Festigkeit des daraus vergossenen Eisens ausgeführt
                              									worden, deren Ergebniſs in der Eisenzeitung, 1885 S.
                              									678 veröffentlicht wurde.
                           
                              I) Umschmelzen von 2000k
                                 										Gieſsereiroheisen ohne Zusatz.
                              II) Umschmelzen von 1000k
                                 										Gieſsereiroheisen mit einem Zusätze von 5 Proc.
                                 										Schmiedeisen.
                              III) Umschmelzen von 1000k
                                 										Gieſsereiroheisen mit einem Zusätze von 20 Proc. Brucheisen.
                              IV) Umschmelzen von 1000k
                                 										Gieſsereiroheisen mit einem Zusätze von 50 Proc. Brucheisen.
                              
                           Die Versuchsschmelzen sind in gleicher Weise durchgeführt. Bei dem Schmelzen I und II
                              									ist dasselbe Eisen 6 mal hinter einander umgeschmolzen worden.
                           Die Füllung des Ofens bestand aus 200k
                              									oberschlesischen Kokes; eine Gicht hatte: 25k
                              									niederschlesischer Kokes, 300k Gleiwitzer
                              									Gieſsereiroheisen (und zwar 50 Proc. grobkörnig, 50 Proc. mittelkörnig), 20k Kalk. Die Pressung des Windes war gleichbleibend
                              										620mm Wassersäule.
                           Zur Darstellung gelangten folgende Gegenstände:
                           1) Stäbe zur Probe auf Biegungsfestigkeit 1m,304
                              									lang, 30mm im Quadrat.
                           2) Stäbe zur Probe auf Zugfestigkeit: bearbeitet 25 im Quadrat, unbearbeitet = 30 bis
                              										40qmm.
                           3) Platten 1000mm im Quadrat, 20mm stark: a) Herdguſs, b) Kastenguſs.
                           
                           4) Dachplatten, 3mm stark.
                           5) Keile, 210mm lang, 40mm stark im Kopfe.
                           6) Zahnräder von 575mm Durchmesser. Querschnitt der
                              									Nabe, der Speichen bezieh. des Kranzes betrug 5130, 975 bezieh. 880qmm.
                           7) Getriebe, 390mm Durchmesser, Nabenquerschnitt
                              										1482qmm.
                           8) Riemenscheiben, 380mm Durchmesser. Querschnitt
                              									der Nabe, der Speichen bezieh. des Kranzes betrug 6000, 1250 bezieh. 3270qmm.
                           9) Winkelstäbe von 50mm Wandstärke.
                           Die Probestücke 1 und 2 sind in getrockneten Formen gegossen und zwar die Stäbe 1
                              									steigend.
                           Die Untersuchung der Guſsstücke fand in folgender Weise statt: Die Stäbe 1 wurden,
                              									nachdem die Schwindung gemessen, auf ihre Biegungsfestigkeit untersucht und
                              									gleichzeitig die absolute Durchbiegung beobachtet. Die Querschnitte der Bruchflächen
                              									sind mittels Mikrometer festgestellt und der Bruchmodul nach der bekannten Formel
                              										4W × K = P × l berechnet. Die Stäbe
                              									2 sind auf ihre Zugfestigkeit erprobt. Die Platten 3 wurden auf Sand gebettet und
                              									dann durch wiederholte Stöſse mittels einer 25k
                              									schweren Rammkugel bis zur Zertrümmerung bearbeitet. Die Dachplatten 4 wurden
                              									zerschlagen und mit Feile und Bohrer behandelt. Die verschiedenen Guſsstäbe 5 bis 9
                              									wurden zersprengt und auf ihre Dichtigkeit, Festigkeit und Weichheit untersucht. Das
                              									Sprengen der Zahnrädergetriebe und Riemenscheiben geschah mittels Eintreiben eines
                              									Stahldornes und wurden hierbei die Schläge gezählt.
                           Die Ergebnisse dieser Versuche sind in 3 Tafeln mit den im J. 1877 von K. Wachler ermittelten Ziffern bei Vergleichung
                              									rheinischer und westfälischer Gieſsereiroheisen zusammengestellt worden und geben
                              									ein lehrreiches Bild von den Veränderungen, denen Guſseisen beim mehrmaligen
                              									Umschmelzen unterworfen ist.
                           Es ist eine bekannte Erfahrung, daſs in den meisten Fällen durch ein- bis zweimaliges
                              									Umschmelzen im Kupolofen ein zur Gieſserei geeigneteres, reineres, dichteres und an
                              									Graphit weniger reiches Material gewonnen wird, besonders wenn grobkörniges, an
                              									Graphit und Silicium reiches Eisen zur Verwendung gelangt, daſs aber ein weiteres
                              									Umschmelzen in der Regel nachtheilig auf die Eigenschaften des Gieſsereiroheisens
                              									einwirkt und dasselbe hart, spröde und zum Guſse untauglich macht.
                           Bei dem Probeschmelzen im Ibrügger'schen Kupolofen
                              									zeigte sich, daſs die Guſsstücke vom Schmelzen I erst beim 4. Umschmelzen, vom
                              									Schmelzen II sogar erst beim 5. Umschmelzen des Roheisens die höchste Festigkeit
                              									zeigten.
                           Ein Probestab des I. Schmelzen (30mm,5 × 31mm) im Querschnitt trug bei Im freier Auflage eine
                              									Belastung von 725k, d. i. ein Bruchmodul von 37k,09 auf 1qmm,
                              									gegenüber 28 bis 30k der ersten rheinländischen,
                              									westfälischen und schottischen Marken. Die Durchbiegung des Stabes betrug hierbei
                              										27mm.
                           Die Platten waren so fest, daſs dieselben erst nach 22 Stöſsen der aus 5m,75 Höhe geworfenen, 25k schweren Rammkugel zerbrachen. Auffällig war
                              									hierbei die Erscheinung, daſs die im Herdgusse dargestellten Platten durchgehends
                              									eine gröſsere Festigkeit zeigten als die im Kasten gegossenen, obwohl erstere eine
                              									raschere Abkühlung erlitten.
                           Die Dachplatten waren gut ausgelaufen, weich und sehr zähe.
                           Das Zahnrad 6 ertrug bis zum Bruche 65 Schläge eines 10k schweren Hammers, das Getriebe Nr. 7 sogar 125 Schläge des vorstehend
                              									erwähnten Hammers, 130 Schläge eines 13k,5
                              									schweren Zuschlaghammers und zerbrach erst beim zweiten Schlage einer aus 8m Höhe geworfenen 650k schweren Rammkugel.
                           Erst beim 5. Umschmelzen nahm die Festigkeit und Weichheit der Guſsstäbe rasch ab und
                              									war das Eisen vom 6. Umschmelzen, obwohl noch sehr dünnflüssig – die dünnen
                              									Dachplatten sind gut ausgelaufen –, wegen der Härte und Sprödigkeit unbrauchbar zum
                              									Gusse.
                           Sämmtliche Guſsstäbe des Schmelzen I zeichneten sich durch groſse Dichtigkeit
                              									aus.
                           Die Zugfestigkeit stieg beim Probeschmelzen II auf 20k/qmm, während diejenige der
                              									rheinländischen, westfälischen und schottischen Marken 15 bis 17k beträgt.
                           
                           Bemerkenswerth ist, daſs die bearbeiteten Stäbe
                              									durchgehends eine gröſsere Zugfestigkeit zeigten als die unbearbeiteten, eine
                              									Thatsache, welche vielseitig bezweifelt wird, ihre Erklärung jedoch in der
                              									Verschiedenartigkeit der Oberfläche der unbearbeiteten Guſsstäbe findet.
                           Die Schwindung des Eisens vom Schmelzen I betrug beim 1. Umschmelzen 11mm, fiel beim 3. Umschmelzen auf 7mm,2 und stieg beim 6. Umschmelzen auf 17mm. Bei der
                              									geringsten Schwindung hat demnach das Eisen die gröſste Festigkeit.
                           Der Abbrand des Eisens fiel auf 5 Proc. beim 1. Umschmelzen, auf 2,97 Proc. beim 3.
                              									Umschmelzen und stieg beim 4. Umschmelzen wieder auf 3,2 Proc., ein Ergebniſs,
                              									welches einerseits die Reinheit des Gleiwitzer Gieſsereiroheisens, andererseits die
                              									schützenden Einflüsse der Ofengase erkennen läſst.
                           Die Analysen zeigen deutlich, in wie hohem Maſse der Kohlenstoff im Eisen bei den
                              									verschiedenen Umschmelzen erhalten bleibt und wie allmählich die Ueberführung des
                              									Graphits in amorphen Kohlenstoff erfolgt.
                           
                              
                                 Von Schmelzen I
                                 Nach dem1. Umschmelzen
                                 Nach dem4. Umschmelzen
                                 Nach dem6. Umschmelzen
                                 
                              
                                 Graphit
                                 2,73
                                 Proc.
                                 2,54
                                 Proc.
                                 2,08
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Amorpher Kohlenstoff
                                 0,66
                                 
                                 0,80
                                 
                                 1,28
                                 
                                 
                              
                                 Silicium
                                 2,42
                                 
                                 1,38
                                 
                                 1,16
                                 
                                 
                              
                                 Mangan
                                 1,09
                                 
                                 0,44
                                 
                                 0,36
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,04
                                 
                                 0,10
                                 
                                 0,20
                                 
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,31
                                 
                                 0,30
                                 
                                 0,28
                                 
                                 
                              
                           Das Probeschmelzen II hat den Erwartungen nicht entsprochen. Die Erfolge blieben
                              									hinter denjenigen der Schmelzen I zurück, obwohl der Zusatz von 5 Proc. Schmiedeisen
                              									das Gegentheil erwarten lieſs. Die starken Guſsstücke, obwohl weich, zeigten in
                              									hohem Grade Blasen und Saugstellen, die Probestäbe eine geringere Festigkeit; nur
                              									die Platten waren gut ausgelaufen, weich und auſserordentlich fest, selbst beim 6.
                              									Umschmelzen. Die Gründe dieser Erscheinung sind erst beim 4. Umschmelzen erkannt
                              									worden. Es waren nämlich, um die bedeutenden Kosten zu ermäſsigen, beim II.
                              									Probeschmelzen anstatt 2000k Gieſsereiroheisen wie
                              									beim I. Schmelzen, nur 1000k durchgeschmolzen 5
                              									die Folge war, daſs das Eisen nur wenig durchgewärmt wurde und kalt zum Gusse
                              									gelangte, obwohl die Hitze desselben im Herde genügend erschien. Beim 4. Umschmelzen
                              									verstopfte sich zeitweilig das Träufelloch und sank in Folge dessen die Temperatur;
                              									das Eisen muſste kalt vergossen werden. Es wurde nun beim 5. Umschmelzen der
                              									Kupolofen stark vorgewärmt, Eisen für andere Zwecke durchgeschmolzen und dann erst
                              									der Probeguſs vorgenommen, welcher eine bedeutende Ueberhitzung des Eisens bei
                              									hervorragender Festigkeit und Weichheit nachwies.
                           Demnach ist beim Betriebe des Ibrügger'schen Kupolofens
                              									in erster Linie ein sehr hitziges Einschmelzen des
                              									Roheisens erforderlich, um feste, dichte und weiche Guſsstücke zu erhalten. Die
                              									Probeschmelzen III und IV zeigten, daſs das Gleiwitzer Gieſsereiroheisen,
                              									zweckmäſsig beschickt, auch beim ersten Umschmelzen günstige Ergebnisse liefert.
                           Auſser den hier vorgeführten Probeschmelzen sind wiederholt Güsse kleiner und groſser
                              									Maschinentheile, darunter Drillingscylinder von 5 bis 1500k, vorgenommen und dabei gute Erfolge erzielt
                              									worden.
                           Nach J. Tittl in Prag und A.
                                 										Erndt in Pilsen (Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 5. Juni 1885) wird
                              									der Wind bei gewöhnlichen Krigar'schen Kupolöfen mit tief liegendem Herde zum Ansammeln des
                              									Eisens dadurch erhitzt, daſs, wie in Fig. 4 Taf. 30 angedeutet
                              									ist, der Vorherd hoher als gewöhnlich angeordnet wird und in diesem Raume
                              									Winderhitzungsrohre R angebracht werden. Dabei erhitzen
                              									die aus dem Schacht und Vorherd verbindenden Kanäle schlagenden Gase die Windrohre.
                              									Die Erwärmung der Rohre wird bei gefülltem Vorherde durch die vom geschmolzenen
                              									Guſseisen ausstrahlende Wärme erhöht.
                           
                           John C. Long in Mechanicsbury, Pa., hat nach dem Engineering and Mining Journal, 1885 Bd. 39 * S. 422
                              										Verbesserungen an Whitwell'schen Winderhitzern angegeben. Der in Fig. 5 und 6 Taf. 30 veranschaulichte
                              									Apparat hat eine viereckige Form mit nach auſsen ausgebauchten Wänden und ist am
                              									Eisenmantel mit gewöhnlichen Steinen ausgefüttert. Die Steine des feuerfesten
                              									Futters und die der Scheidewände haben aber alle eine diagonale Lage (vgl. Fig. 7 Taf.
                              									30), so daſs sie sich in der Längsrichtung ungehindert ausdehnen können und, nach
                              									Ansicht Long's, eine weit gröſsere Heizfläche für den
                              									Wind ergeben als die gebräuchlichen Apparate. Trifft letzteres zu, so wird der Long'sche Apparat eine weitere Verbreitung finden. Die
                              									zweite Verbesserung besteht darin, daſs das Gas, welches zur Heizung des einen Apparates benutzt wird, in dem vorher gebrauchten
                              									Apparate vorgewärmt und dann erst in den zu heizenden Apparat geleitet wird; dies
                              									ist angängig, weil die Gasmengen bedeutend geringer sind als die Gebläseluftmengen.
                              									Die Verbrennungsluft tritt in den zu heizenden Apparat entweder mit der herrschenden
                              									Lufttemperatur ein, oder sie wird mit heiſser Gebläseluft aus dem Heiſswindrohre H gemischt. Bei dieser Eintheilung sind für einen
                              									Hochofen 3 solcher Winderhitzungsapparate nothwendig. Bei denselben gehen die Gase
                              									(bezieh. der Wind) einmal in die Höhe, fallen dann herunter und ziehen noch einmal
                              									herauf und herunter, oder umgekehrt, um dann erst den Apparat zu verlassen.
                           Sind alle Ventile an den drei Apparaten geschlossen, so öffnet man am ersten Apparate
                              									das Kaltwindventil D und dann das Heiſswindventil S, so daſs Gebläseluft durch den Apparat zieht und in
                              									das Heiſswindrohr H entweicht. Hierauf öffnet man am
                              									zweiten Apparate das Ventil U für das im Rohre L zutretende kalte Gas und das Ventil T im Heiſsgasrohre I, so
                              									daſs das kalte Gas durch den noch heiſsen Apparat geht und nach Schlieſsung des
                              									Ventiles W zwischen den Apparaten und dem Hochofen in
                              									das Heiſsgasrohr I entweicht Nun öffnet man im dritten
                              									Apparate zuerst das Ventil M für die Leitung K nach der Esse, dann das Heiſsgasventil T und das Ventil F zur
                              									Zuführung der Verbrennungsluft in den Apparat und zündet das heiſse Gasgemisch durch
                              									die Schaulöcher an. Nach einer gewissen Zeit wechselt man den Apparat um, indem man
                              									mit demjenigen Apparate anfängt, welcher den Wind erhitzt; dann geht man zum
                              									Apparate, welcher das Gas vorwärmt, und zuletzt zu demjenigen, welcher geheizt wird.
                              									Man schlieſst also im Apparate, welcher geheizt wird, das Gasventil T und das Luftventil F,
                              									schlieſst hierauf das Essenventil M und öffnet das
                              									Kaltwindventil D sowie das Heiſswindventil S, in Folge dessen heiſser Wind in das Heiſswindrohr
                              										H und in den Hochofen gelangt. Nun schlieſst man im
                              									dritten Apparate das Heiſs- und Kaltwindventil S
                              									bezieh. D und öffnet den Luftauslaſs F, um der Gebläseluft einen Ausweg zu eröffnen, worauf
                              									man es wieder schlieſst. Man öffnet dann das Essenventil M sowie das Heiſsgasventil T und schlieſst nach einem genügenden
                              									Zeitraume, um der Gebläseluft den Austritt in den Essenkanal K zu gestatten und den Apparat mit Gras zu füllen, das Essenventil M, öffnet das Kaltgasventil U und läſst heiſses Gas in das Heiſsgasrohr I
                              									übertreten. Endlich schlieſst man im zweiten Apparate das Kaltgasventil U und öffnet das Essenventil M und das Windventil F zur Zuleitung der
                              									Verbrennungsluft. In dieser Weise wiederholt sich die Umwechselung.
                           Nach der ersten Umwechselung wird der Apparat mit kaltem Gas und heiſser Luft
                              									geheizt. Es wird dann der Apparat, welcher geheizt wird, in gleichen Zwischenzeiten
                              									immer heiſser als der Apparat, welcher mit kaltem Gas und kaltem Wind geheizt wurde.
                              									Dieses Verhältniſs steigert sich bis zum schlieſslichen ordnungsgemäſsen
                              									Betriebe.
                           Nach einer kurzen Mittheilung in Stahl und Eisen, 1885 *
                              									S. 53 hat H. B. Brooke von der Baltimore Iron Company in Baltimore einen Röhren-Winderhitzer construirt, welcher den Wind bis 593° thatsächlich
                              									erhitzt haben soll. Die Erhitzung soll aber bis über 700° möglich sein. Die
                              									Heizräume des Apparates, in welchen die senkrecht stehenden ⋂-Röhren mit den Fuſskasten liegen, sind in 3 Abtheilungen getheilt, die
                              									durch oben und unten in den Scheidewänden angebrachte Oeffnungen mit einander in
                              									Verbindung stehen. In dem Sockel des Apparates liegen die Verbrennungsräume für die
                              									Gase; letztere durchstreichen die Verbrennungsräume in der ganzen Länge des
                              									Apparates und gelangen dann in die Heizräume, welche die Gase in zweimal auf- und
                              									einmal absteigender Linie durchströmen, um schlieſslich zur Esse zu entweichen. Der
                              									Wind macht in den Röhren den entgegengesetzten Weg. Bei einer Temperatur von 567° an
                              									den Formen hatten die Abgase eine solche von 215 bis 235°.
                           P. Schulze-Berge in Rochester, Pa. (Nordamerikanisches
                              									Patent * Nr. 294684 vom 4. März 1884 und * Nr. 307874 vom 11. November 1884) sucht
                              									die Windeinströmung an feststehenden (schwedischen) Bessemeröfen zu verbessern. Zunächst sind die
                              									Windkanäle auf der Innenfläche des Ofens mit einfachen, sich nach innen öffnenden
                              									Kegelventilen versehen, welche mittels einer nach auſsen gehenden Spindel beliebig
                              									weit geöffnet und geschlossen werden können. Ventilkörper und Sitz sind aus
                              									feuerfestem Materiale hergestellt. Der Vortheil dieser Einrichtung soll in der
                              									Möglichkeit liegen, den Ventilquerschnitt beliebig regeln zu können. Diese
                              									Eigenschaft hat aber auch der sogen. Clapp-Griffitths-Ofen (vgl. 1885 257 * 21), so daſs
                              									nicht recht einzusehen ist, wie gerade in diesem Umstände eine Verbesserung gesucht
                              									werden kann. Die Eröffnung der Ventile nach innen ist ohne weiteres zu verwerfen, da
                              									dieselben im vorgeschobenen Zustande den bewegten Eisenmassen unmittelbar ausgesetzt
                              									sind. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb Schulze-Berge weiterhin über dem Ventile eine oben geschlossene und unten
                              									offene kleine Haube anordnet, welche den Wind unten austreten läſst, das Ventil aber vor den
                              									herunterfallenden Eisenmassen schützt; dadurch wird aber die Einrichtung nicht
                              									einfacher.
                           Nach dem Nordamerikanischen Patent * Nr. 316837 vom 28. April 1885 versieht Schulze-Berge jeden Windkanal in einer Höhe, welche von dem geschmolzenen Eisen nicht erreicht
                              									werden kann, mit einem einfachen Metallhahne, welcher
                              									in dem feuerfesten Futter des Ofens ruht. Auf die nach unten sich plötzlich
                              									erweiternde Form der Windkanäle wird besonderes Gewicht gelegt.
                           Für heizbare Wärmeausgleichungsgruben schlägt J. Riley in Glasgow (Englisches Patent 1884 Nr. 10971)
                              									die in Fig. 3
                              									Taf. 30 ersichtliche Einrichtung vor. In dem Mauerkörper der Grube liegt eine
                              									Verbrennungskammer A, welcher von den Räumen B bezieh. C Luft und Gas
                              									zuströmt. Luft und Gas werden in ihre Kammern B und C durch die im Mauerwerke liegenden, punktirt
                              									gezeichneten Leitungen geführt, um sich vorzuwärmen. Die beiden Rohrleitungen liegen
                              									über einander. Aus der Verbrennungskammer gelangen die Heizgase in die Kanäle D und von hier durch senkrechte Kanäle in einen
                              									ähnlichen darüber liegenden Kanal, von wo die Gase in die Esse entweichen. Es soll
                              									durch diese Einrichtung, allerdings auf Kosten des Brennmaterialaufwandes, die
                              									Oxydation der Eisenblöcke durch die unmittelbar darunter hinstreichende Flamme
                              									vermieden werden.
                           Friedr.
                                    											Siemens in Dresden (* D. R. P. Kl. 24 Nr. 32767 vom 1. Februar 1885) hat einen
                              										Regenerativ-Gasofen zum ununterbrochenen
                                 										Herdschmelzen angegeben (vgl. auch 1885 257 *
                              									154). Wie in Textfig. 1 und 2 zu ersehen, ist die Ofenkammer K rund oder
                              									annähernd rund mit Kuppelgewölbe, wie punktirt angedeutet, ausgeführt, An die
                              									Ofenkammer schlieſsen sich nur zwei Paar hoch am Gewölbe gelegene Gas- und
                              									Luftfüchse F1 und F2 an, welche derart
                              									entfernt von der Ofenkammer in die Wärmespeicher (Regeneratoren) abwärts führen,
                              									daſs die Seiten des Herdes rund herum von auſsen zugänglich werden. Die
                              									Wärmespeicher R liegen seitwärts- von der Ofenkammer,
                              									so daſs letztere frei auf Säulen aufgebaut erscheint und demnach auch der Raum
                              									unterhalb des Ofens zugänglich und nutzbar gemacht wird. Die Ofenkammer ist mit
                              									Thüren F zum Einbringen des Schmelzgutes und mit einem
                              									höheren und einem niederen Stichloche S1 bezieh. S2 versehen. Das untere Stichloch S2 gestattet, den
                              									ganzen Einsatz sammt der Schlacke abzuziehen, während das obere, für den Betrieb
                              									allein gebrauchte Stichloch S1 nur den oberen Theil des geschmolzenen Stahles nebst Schlacke abzuziehen
                              									bestimmt ist.
                           Das Eigenthümliche an diesem Ofen ist die in der Zeichnung etwas dunkler angegebene
                              									Zone Z, welche den oberen Theil des Herdes bildet.
                              									Innerhalb dieser Zone wechselt der Stand des Metallbades, während der untere Theil
                              									des Herdes beständig mit demselben bedeckt bleibt. Da das geschmolzene Eisen das
                              									feuerfeste Material nicht oder sehr wenig angreift, die Schlacke dagegen sehr zerstörend darauf
                              									wirkt, so muſs der Theil des Herdes, welcher mehr oder weniger unmittelbar von der
                              									Schlacke berührt wird, sehr leicht erneuerungsfähig sein. Darum ist die Zone Z ohne eiserne Umkleidung ganz frei gelegt und rund
                              									herum zugänglich, um sie, welche allein stark leidet, auch während des Betriebes von
                              									auſsen stets ausbessern zu können.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 258, S. 449
                              
                           Ueber einen Flammofen von Swindell zum Anwärmen von Knüppeln berichtet
                              										J. G. Freson in seinem Berichte über die Herstellung von Schmiedeisen in den Vereinigten Staaten von
                                 										Nordamerika in der Revue universelle, 1885 Bd.
                              									18 * S. 172. Der Flammofen sollte das Patent auf die Siemens'schen Regenerativflammöfen umgehen und veranschaulichen Fig. 8 bis 10 Taf. 30
                              									seine Einrichtung. Der Herdkörper des Ofens liegt vollständig frei, so daſs man bei
                              									Ausbesserungen o. dgl. leicht an Boden und Decke gelangen kann. Unter- und
                              									oberhalb des Herdes sind Mauerkörper aufgeführt, welche mit 9 Längskanälen a und e versehen sind. Die
                              									Kanäle a dienen zur Abführung der Abgase und die Kanäle
                              										e zur Durchführung der Verbrennungsluft für die
                              									Generatorgase. Die Luftkanäle e haben die in Fig. 8
                              									angegebene Anordnung, während die Kanäle a für die
                              									Abgase den in Fig.
                                 										9 dargestellten Lauf nehmen. Da nun die Abgase die bestrichenen
                              									Mauerkörper stark erhitzen, so nimmt die zwischen den Gaskanälen hindurchgehende
                              									Luft Wärme aus dem Mauerkörper auf und gelangt vorgewärmt in den Herd. Unter dem
                              									Lufteintritte liegt der Gaseintritt, welcher unmittelbar mit einem Generator G verbunden ist. Die Oefen sollen sich nicht sehr
                              									bewährt haben.
                           J. Riley in Glasgow hat sich neuerdings mit der schon
                              									oft angeregten Frage beschäftigt, ob sich der Herdschmelzprozeſs nicht mit einem Schachtofen
                                 										verbinden lasse, um in letzterem das Roheisen zu schmelzen und in dem
                              									Flammofenherde mit den Eisenabfällen zu mischen bezieh. auf Fluſseisen zu
                              									verarbeiten, womit die Kosten des Herdschmelz Verfahrens bedeutend verringert werden
                              									müſsten. Nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 278 rechnet
                              										Riley für einen 12t starken Satz (9t Roheisen mit 3t Stahlabfällen), welcher mit Erz verarbeitet
                              									wird, im Herdofen ungefähr 10½ bis 11½ Stunden- für das Einsetzen 1 Stunde, für das
                              									Schmelzen 3 bis 4, für die Koch- und Fertigmachperiode 6 Stunden sowie für die
                              									Ausbesserung des Ofens ungefähr ½ Stunde. Hiergegen ist der Vortheil sofort in die
                              									Augen springend, welchen das Einsetzen von flüssigem Metall besitzt; man würde
                              									dadurch 10 bis 25 Procent der Zeit gewinnen, ohne Rücksicht auf die
                              									Brennmaterialersparniſs. Trotzdem ergaben frühere Versuche keine günstigen Erfolge.
                              									Es hatte dies hauptsächlich darin seinen Grund, daſs der in Anwendung gebrachte
                              									Kupolofen das Eisen fast in seiner ursprünglichen Zusammensetzung an den Herd abgab,
                              									während beim jetzigen Einschmelzen im Herde schon ein groſser Theil des Siliciums
                              									und des Kohlenstoffes oxydirt wurde. Anders liegt die Sache, wenn man statt des
                              									festen Brennmaterials im Kupolofen gasförmige Brennstoffe anwendet. Man kann dann
                              									schon im Schachtofen auf das Eisen in ähnlicher Art einwirken wie beim Einschmelzen
                              									im Herde.
                           Die von Riley entworfene Anlage ist in Fig. 11 und 12 Taf. 30
                              									dargestellt. Der Generator G hat eine geschlossene Rast
                              									und wird mit Unterwind betrieben. Ebenso hat der Herd im Gewölbe Düsen e zur Einführung der Verbrennungsluft für die Gase. Die
                              									Düsen sind stark stechend, so daſs die Flamme unmittelbar auf das Eisenbad gerichtet
                              									ist. Bevor die Luft in den Herd eintritt, wird sie durch einen in der Rückwand des
                              									Generators gelegenen Erhitzers c geleitet und
                              									vorerwärmt. Der Erhitzer kann auch um die ganze Rast des Generators angeordnet
                              									werden. Der Schachtofen hat die bekannte Einrichtung, wie sie bei Kupolöfen für
                              									Gieſsereizwecke üblich ist. Der Durchmesser des Schachtes ist von unten bis oben fast der
                              									gleiche; der Schacht schlieſst sich unmittelbar an den Fuchs des Herdes an. Der
                              									Bodentheil des Schachtofens ruht auf Rädern (vgl. Fig. 13 Taf. 30) und kann
                              									unter dem auf Säulen ruhenden eigentlichen Schacht weggefahren werden. Die Sohle des
                              									Schachtofens ist geneigt, so daſs sie unmittelbar in die Fuchssohle übergeht. Herd-
                              									und Schachtofen können saures oder basisches Futter erhalten. Unter Umständen kann
                              									der Schachtofen ein basisches Futter besitzen, um das Roheisen beim Einschmelzen zu
                              									entphosphoren und hierauf in dem Herde mit saurer Ausfütterung weiter zu
                              									verarbeiten.
                           Auf den Blochairn-Werken in Glasgow machte man mit einer derartigen Anlage folgende
                              									Versuche: Nachdem der Flammofen geheizt worden war, wurde der Schachtofen auf
                              									gewöhnliche Weise durch das ungefähr 3m,6 über dem
                              									Herde liegende Gichtloch mit Roheisen beschickt, indem man es einfach auf die Sohle
                              									des Schachtofens fallen lieſs und damit fast den ganzen Schacht füllte. Dann wurde
                              									der Wind beim Generator angelassen. Nach 2 Stunden floſs Eisen in den Herd, von wo
                              									es bald darauf abgestochen, in eine Gieſspfanne abgelassen und in Formen gegossen
                              									wurde. Bei den nächsten Versuchen wurden gleichzeitig 10 Proc. Stahlabfälle in den
                              									Schachtofen eingesetzt, bis man zuletzt bis auf 10l Stahlabfälle auf 1l Roheisen kam. Da
                              									erwies sich aber das Futter des Herdofens nicht genügend haltbar, so daſs man die
                              									Versuche einstellen muſste. Beim Einschmelzen des Roheisens im Schachtofen zeigte
                              									sich, daſs 1 Proc. Silicium und 0,5 Proc. Kohlenstoff entfernt worden waren. Bei
                              									gröſserer Luftzufuhr und beim Einsatze von Stahlabfällen in den Herdofen sank der
                              									Siliciumgehalt auf 0,396 Proc., der Kohlenstoffgehalt auf 1 Proc.
                           Nach dem neuen Plane (Fig. 13 und 14 Taf. 30)
                              									der Anlage sind Generator, Herdofen und Schachtofen unmittelbar mit einander
                              									verbunden. Roheisen und Stahlabfälle werden auf einer schiefen Ebene mittels Wagen
                              									zur Gicht aufgezogen und dort in den Schacht gestürzt. Der Brennmaterialaufwand
                              									beträgt bei 72k auf 1t in den Schachtofen eingeworfenen Eisens, so daſs er kleiner als der
                              									eines gewöhnlichen Kupolofens ist (vgl. F. Fischer 1879
                              										231 38).
                           Was die Anwendung der Riley'schen Ofenanlage betrifft,
                              									so eignet sich dieselbe ebenso gut für Gieſsereien als für Stahlwerke, weil man
                              									durch Regelung der Flamme beim Schmelzen des Eisens eine Veränderung desselben nach
                              									Belieben bewirken kann.
                           
                        
                     
                  
               
