| Titel: | Zur Gewinnung von Ammoniak. | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 507 | 
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                        Zur Gewinnung von Ammoniak.
                        Patentklasse 75. Mit Abbildungen auf Tafel 34.
                        Zur Gewinnung von Ammoniak.
                        
                     
                        
                           P. Frauenkron und H. Strack in
                              										Gelsenkirchen (* D. R. P. Nr. 32691
                                 										vom 5. Juni 1884) wollen Kohlenasche aus Puddel-
                                 										und Schweiſsöfen, Kokesasche, Kohlenschlamm und Weiſskalk gemengt durch das
                              									Rohr a (Fig. 1 bis 3 Taf. 34) in die Retorte
                              										A einfüllen, die ausgenutzte Masse aber durch die 6
                              									Oeffnungen h entfernen. Bei i treten Gase aus Kokesöfen ein, angeblich zur Verbrennung des Gemenges.
                              									Die entwickelten Gase werden durch 36 Oeffnungen g des
                              									Einsatzes d nach unten in den. mit Schwimmerventil für
                              									den Wasserzufluſs versehenen Waschkasten p angesaugt.
                              									Ist die Reinigung desselben nothwendig geworden, so tritt man durch Thür l ein, öffnet den Deckel c
                              									und entfernt die Flugasche.
                           Die Gase gehen nun durch Leitung k in den aus drei in
                              									einander stehenden Kesseln gebildeten Kühler B. Die
                              									Kessel f und F enthalten
                              									kaltes Wasser, welches bei e eintritt und am oberen
                              									Kesselrande wieder abflieſst. Die Gase steigen in dem mit Gewindeleitung C versehenen. Zwischenräume nach oben und treten durch
                              									Rohr r in den Zwischenbehälter t, wo sie durch eine 10cm tiefe
                              									Wasserschicht gedrückt werden dann gehen sie durch Rohr w in die drei Waschapparate M, N und O, um durch die sechs mit je 19 Düsen und überstehenden
                              									Glocken u versehenen Zwischenwände aufzusteigen, wobei
                              									sie jedesmal eine 10cm tiefe Flüssigkeitsschicht
                              									durchziehen müssen. Die so vollständig von Ammoniak befreiten Gase entweichen durch
                              									Rohr z.. Die Pumpe P saugt
                              									kaltes Wasser aus dem Behälter W und drückt dasselbe in
                              									den Vorrathskasten o, damit es den Apparat O durchflieſst und als verdünnte Ammoniaklösung sich im
                              									Behälter V sammelt. Von hier wird die Flüssigkeit in
                              									die Behälter m und n
                              									gehoben und sammelt sich nach weiterer Aufnahme von Ammoniak in M und N im Kessel y. Enthält das Wasser noch nicht 20 Proc. Ammoniak, so
                              									wird dasselbe in die Kasten m und n zurückgepumpt und macht den Weg noch einmal.
                           Angeblich liefert dieser Apparat aus einem Gemenge von 7500k Kohlenasche (aus Puddel- und Schweifsöfen),
                              										7500k Kokesasche, 2500k Kohlenschlamm und 500k Weiſskalk (als Zusatzmittel zu theilweiser
                              									Freimachung des Ammoniaks im Waschkasten) und den sonst frei in. die Luft
                              									steigenden, aus den Kokesöfen angesaugten Gasen 257k,4 schwefelsaures Ammoniak.
                           H. Grüneberg in Köln und E. Blum in
                              										Berlin (* D. R. P. Nr. 33320 vom 11. Februar
                                 										1885) schlagen die Anbringung einer sogen. Treppencolonne an Destillationsapparaten für
                                 										Ammoniakwasser vor. Die Flüssigkeit tritt oben bei a (Fig.
                                 										4 und 5 Taf. 34) in die obere Colonne, durchflieſst dieselben den aufsteigenden
                              									Dämpfen entgegen, so daſs das flüchtige Ammoniak ausgetrieben wird. Von der unteren
                              									Colonne b tritt das Wasser durch das Rohr c nach dem Kalkgefäſse d
                              									über, in welchem durch Zuführung von Kalkmilch das gebundene Ammoniak frei wird. Die
                              									so behandelte Flüssigkeit gelangt dann durch das Rohr e
                              									nach dem Schlammsacke f und von da durch Ueberlaufen
                              									über die einzelnen Treppen der Colonne nach dem Ablaufe g. Umgekehrt tritt der zum Destilliren dienende Dampf durch das mit
                              									Löchern versehene Schlangenrohr h unten bei der
                              									Treppencolonne ein, steigt, durch die concentrischen Scheidewände i gezwungen, an der Colonne hoch, geht durch die Rohre
                              										k in die Mantelrohre l, welche den Dampf zwingen, die Flüssigkeit im Kalkkessel zu durchstreichen,
                              									und steigt dann durch m nach der oberen Colonne, welche
                              									er, mit den Ammoniakdämpfen gemischt, bei n verläſst.
                              									Somit kommt das abgetriebene Wasser, welches nur noch einen Theil des durch Kalk
                              									frei gemachten Ammoniaks enthält, auf der Treppencolonne in innigste Berührung mit
                              									dem frisch zutretenden Dampfe (vgl. 1882 244 * 231).
                           A. Feldmann hebt im Journal für
                                 										Gasbeleuchtung, 1885 S. 768 die Vorzüge der ununterbrochen arbeitenden Destillationsapparate, namentlich der Colonnen
                              									hervor. Dieselben liefern concentrirtere Ammoniakdämpfe und erfordern
                              									verhältniſsmäſsig wenig Brennstoff. Bei einigen Constructionen macht die Behandlung
                              									mit Kalk Schwierigkeiten. Die bisher zuweilen übliche Verwendung von Natron ist zu
                              									theuer.
                           Bei der Herstellung von schwefelsaurem Ammoniak empfiehlt es sich, die entweichenden
                              									Dämpfe durch einen kleinen Scrubber mit verdünnter Säure zu leiten, um das Ammoniak
                              									völlig zu gewinnen. Das auskrystallisirte Salz sollte in Schleudern von der Lauge
                              									befreit werden.
                           Zur Herstellung von Ammoniakflüssigkeit mischt Feldmann
                              									das Gaswasser mit der erforderlichen Kalkmenge, treibt durch Filterpresse und
                              									destillirt die klare Flüssigkeit ab. Der so erhaltene rohe Salmiakgeist enthält noch
                              									Schwefelammonium, muſs daher nochmals mit etwas Kalk destillirt werden. Wenn täglich
                              										10cbm Gaswasser von 2 Proc. Ammoniakgehalt in
                              									dieser Weise concentrirt sind, so enthält das Destillat, welches täglich
                              									umzudestilliren ist und nicht ganz 1cbm beträgt,
                              										200k Ammoniak. Da nun das Ammoniak, welches in
                              									Form von Schwefelammonium vorhanden ist, etwa nur 1/20 des Gesammtammoniaks ausmacht, so hat
                              									man in diesen 200k Ammoniak bloſs 10k in Form von Schwefelammonium. Man gebraucht
                              									deshalb zur Zersetzung etwa die doppelte Menge an Kalk, also etwa 20 bis 25k Kalk, den man bei der Umdestillation zusetzt.
                              									Das Product der Zersetzung von Schwefelammonium mit Kalk ist flüssiges
                              									Calciumsulfhydrat.
                           
                           Salm (daselbst S. 802) empfiehlt den Feldmann'schen Apparat (vgl. 1883 248 * 462), E. Blum den von Vorster und Grüneberg (vgl. 1882 246 * 225).
                           H. Bunte (daselbst S. 774) bespricht die Entwerthung der Ammoniaksalze.
                           Die Ammoniaksalze werden im Boden weniger leicht ausgewaschen als
                              									Salpeter, wirken aber langsamer; der Preis wird wesentlich durch den des
                              									Chilisalpeters bedingt. (Vgl. P. Wagner 1885 255 355.)
                           Die Einfuhr und Ausfahr von Ammoniak
                                 										salzen und Chilisalpeter im deutschen Zollgebiete betrug:
                           
                              
                                 Gegenstände
                                 Einfuhr in 100k
                                 Ausfuhr in 100k
                                 
                              
                                 1881
                                 1882
                                 1883
                                 1884
                                 1881
                                 1882
                                 1883
                                 1884
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Ammo-    niak
                                 346517
                                 341175
                                 278866
                                 359669
                                   545
                                   1042
                                   1688
                                     900
                                 
                              
                                 Ammoniaksalze
                                    											und    Salmiakgeist
                                     8204
                                       7830
                                       8717
                                     12611
                                 7689
                                   7007
                                 10354
                                 10582
                                 
                              
                                 Chilisalpeter
                                 899497
                                 1269184
                                 1661846
                                 2006475
                                 9173
                                 21363
                                 20915
                                   9599
                                 
                              
                           Das schwefelsaure Ammoniak steht unter den wichtigsten
                              									Einfuhrartikeln und der Chilisalpeter zeigt nach dem Erdöle die höchste Ziffer unter
                              									allen in Deutschland eingeführten chemischen Producten. Eine Vergleichung von Ein-
                              									und Ausfuhr zeigt ferner, daſs die letztere bei dem schwefelsauren Ammoniak und dem
                              									Chilisalpeter gegenüber der Einfuhr nur gering ist, daſs also bis auf einen
                              									verschwindenden Betrag deren ganze Menge in Deutschland verbraucht wird, während die
                              									Ammoniaksalze, Salmiakgeist, Salmiak o. dgl. mit nahezu gleichen Beträgen in Ausfuhr
                              									und Einfuhr erscheinen.
                           Besonders bemerkenswerth ist der Vergleich der hauptsächlich aus
                              									englischen Häfen nach Deutschland eingeführten Mengen von Ammoniaksalzen mit der in
                              									Deutschland selbst dargestellten Menge, welche nach zuverlässiger Schätzung von Grüneberg auf etwa 10000t angegeben werden kann. Es zeigt sich hieraus, daſs im J. 1884 von der
                              									Gesammtmenge des im deutschen Zollgebiete verbrauchten schwefelsauren Ammoniaks noch
                              									nicht ⅓ im Inlande dargestellt wird, während über ⅔ vom Auslande eingeführt werden.
                              									Nimmt man an, daſs gegenwärtig in Deutschland rund 1700000t Gaskohlen verarbeitet werden, so könnten aus dem
                              									erhaltenen Gaswasser bei einer Ausbeute von 1 Proc. überhaupt nur 17000t schwefelsaures Ammoniak erhalten werden, oder
                              									noch nicht die Hälfte der in Deutschland zu landwirthschaftlichen Zwecken jährlich
                              									verbrauchten Salzmenge. Daſs bei dieser Sachlage die gröſsere oder geringere
                              									Erzeugung von Ammoniaksalzen seitens der Gasanstalten im Inlande auf den Preis
                              									derselben keinen Ausschlag gebenden Einfluſs, abgesehen von örtlichen Verhältnissen,
                              									ausüben kann, liegt auf der Hand; es ist vielmehr neben den übrigen Stickstoff
                              									haltigen Düngemitteln (Guano) in erster Linie der Chilisalpeter, für dessen Bezug Deutschland ausschlieſslich auf das
                              									Ausland angewiesen ist, welcher den Preis der Ammoniaksalze auf dem Weltmarkte
                              									bestimmt. 100k schwefelsaures Ammoniak kosteten im
                              									J. 1882 noch 40,85 M., im December 1884 nur noch 26,20 M.
                           Zu berücksichtigen ist ferner, daſs neuerdings auch Kokereien Ammoniumsulfat als Nebenproduct gewinnen. Da
                              									ein Ofen jährlich etwa 9t Sulfat liefert, so
                              									würden 4000 Kokesöfen erforderlich sein, um die Einfuhr zu decken. Absatzquellen für
                              									Ammoniak sind noch die Eismaschinen und die Ammoniaksodafabriken.
                           Nach M. Maercker (daselbst S. 805)
                              									werden die Ammoniaksalze erst dann berufen sein, als Concurrenten des Chilisalpeters
                              									aufzutreten, wenn sie wesentlich billiger sind als der Chilisalpeter, so daſs man
                              									für denselben Preis gröſsere Ammoniak-Stickstoffmengen verwenden kann als
                              									Chilisalpeter-Stickstoff. Unter fliesen Verhältnissen aber wird dem Chilisalpeter
                              									hoffentlich in den nächsten Jahren durch die Ammoniaksalze ein schwer wiegender
                              									Wettbewerb erwachsen, welcher mit um so gröſserer Freude zu begrüſsen ist, als
                              									derselbe von der einheimischen Erzeugung ausgeht. Thatsächlich kosteten am 20. Juni
                              									d. J. 100k Chilisalpeter in Hamburg 20,60 M.,
                              									Ammoniumsulfat 24,50 M., somit 1k Stickstoff im
                              									Salpeter 131 Pf., im Ammoniaksalz nur 119 Pf.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
