| Titel: | Ueber die Löslichkeit des Antimonoxydes in alkalischer Glycerinlösung und eine neue Beize für die Baumwollfärberei; von Dr. H. Köhler. | 
| Autor: | H. Köhler | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 520 | 
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                        Ueber die Löslichkeit des Antimonoxydes in
                           								alkalischer Glycerinlösung und eine neue Beize für die Baumwollfärberei; von Dr. H.
                              								Köhler.
                        Mit Abbildung.
                        H. Köhler, Antimonoxyd in alkalischer Glycerinlösung als
                           								Beize.
                        
                     
                        
                           Das Glycerin hat bekanntlich die Eigenschaft, die Alkalien, alkalischen Erden sowie
                              									gewisse Metalloxyde zu lösen und mit denselben, wahrscheinlich den Alkoholaten
                              									entsprechend constituirte Verbindungen einzugehen. Die Alkalien und alkalischen
                              									Erden lösen sich unmittelbar in Glycerin auf; von den Oxyden der schweren Metalle
                              									hingegen kennt man diese Eigenschaft bis jetzt nur vom Bleioxyde, während eine Reihe
                              									von anderen Oxyden – wie Eisenoxyd, Manganoxyd, Kupferoxyd, Wismuthoxyd – sich nur
                              									in alkalischer Glycerinlösung auflösen. Die Kenntniſs
                              									dieser zum Theile wohl charakterisirten Verbindungen verdankt man besonders Morawsky (vgl. 1880 235
                              										213)Vgl. auch Journal für praktische Chemie, 1880
                                    											Bd. 22 S. 46., PulsJournal für praktische Chemie, 1877 Bd. 15
                                       												S. 101. und SchottländerLitbig's Annalen, 1870 Bd. 155 S.
                                       											230..
                           Wie die nachfolgende Untersuchung darthun wird, gehört auch das Antimonoxyd zu der
                              									letzten Klasse von Oxyden; es löst sich nicht in reinem Glycerin, aber seine
                              									Löslichkeit darin wird eine sehr beträchtliche, wenn man die Glycerinlösung
                              									alkalisch macht. Um jeden Zweifel darüber zu heben, daſs dem Glycerin in der That
                              									das Lösungsvermögen für Antimonoxyd zukommt und nicht etwa das Alkalihydrat dieses
                              									schon an und für sich besitzt, habe ich Antimonoxyd sowohl mit schmelzendem Natronhydrat, als auch mit einer concentrirten
                              									Auflösung desselben in der Wärme behandelt. Wie zu erwarten war, wurden nur sehr
                              									geringe Mengen Antimonoxyd aufgenommen. Im ersten Falle lösten 40g Aetznatron 2g,6 Antimonoxyd auf und beim Kochen von Antimonoxyd mit concentrirter Lauge
                              									gingen auf 40g Natronhydrat 2g,7 Antimonoxyd in Lösung. Nun weiſs man, daſs das
                              									technische Antimonoxyd
                              									immer Spuren von höheren Oxydationsstufen und Oxysalzen enthält, so daſs die geringe
                              									Löslichkeit desselben bei den vorstehenden Versuchen vielleicht gar nicht dem
                              									Einflüsse des Natronhydrates zugeschrieben werden darf. Diese kurzen Bemerkungen
                              									vorausgeschickt, gehe ich zur Beschreibung meiner Versuche mit alkalischer
                              									Glycerinlösung über. Dieselben wurden ausgeführt in der Absicht, reichlich Antimon
                              									haltige Lösungen zu erhalten, welche in der Färberei die
                                 										Rolle des Brechweinsteins übernehmen könnten. Von einer eingehenden
                              									wissenschaftlichen Untersuchung der dabei auftretenden Körper wurde um so mehr
                              									Abstand genommen, als sich gezeigt hatte, daſs die Reindarstellung derselben mit
                              									erheblichen Schwierigkeiten verknüpft ist; meine veränderte Lebensstellung erlaubt
                              									mir zudem nicht, die Sache weiter zu verfolgen.
                           Meine Untersuchung hatte sich also demnach zu erstrecken über den Einfluſs der
                              									Alkalinität, der Kochdauer sowie der Temperatur auf die Löslichkeit des
                              									Antimonoxydes in alkalischen Glycerinlösungen. Dieselben wurden sämmtlich in der
                              									Weise angestellt, daſs man eine bestimmte Menge kaustisches Natron in der gleichen
                              									Gewichtsmenge destillirten Wassers löste, 100g
                              									Glycerin zufügte und nun unter Kochen und tüchtigem Umschütteln so lange Antimonoxyd
                              									(Pâte von etwa 60 Proc. Sb2O3-Gehalt) eintrug, bis ein groſser Ueberschuſs
                              									ungelöst blieb. Dann wurde mit etwas Wasser verdünnt, möglichst schnell filtrirt und
                              									das Filtrat auf 1l gebracht. Zur Analyse wurden
                              									jeweils 15cc der Flüssigkeit mit Wasser verdünnt,
                              									mit Weinsäure übersättigt und mit Schwefelwasserstoff ausgefällt. Die Bestimmung
                              									geschah als Antimontrisulfid.
                           Einfluſs der Alkalinität. Die Ergebnisse der
                              									diesbezüglichen Versuche sind in folgender Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Nr.des Versuches
                                 Glycerin
                                 Natronhydrat
                                 Gelöstes Sb2O3
                                 
                              
                                 1
                                   100g
                                     10g
                                     20,6g
                                 
                              
                                 2
                                 100
                                   20
                                   36,0
                                 
                              
                                 3
                                 100
                                   40
                                   68,5
                                 
                              
                                 4
                                 100
                                   80
                                   93,0
                                 
                              
                                 5
                                 100
                                 120
                                 119,2
                                 
                              
                           Unter Zuhilfenahme eines Coordinatennetzes erhalten wir daher beistehende Curve für
                              									die Löslichkeit des Antimonoxydes in alkalischer Glycerinlösung. Aus dieser Curve
                              									ist zu ersehen, daſs das Lösungsvermögen der Flüssigkeit für Antimonoxyd rasch
                              									steigt bis zu dem Punkte, wo das Molekularverhältniſs zwischen Glycerin und
                              									Natronhydrat = 1 : 1 ist.
                           Textabbildung Bd. 258, S. 521 Dies scheint darauf hinzudeuten, daſs die entstehende Verbindung sich aus je 1 Mol.
                              									Natronhydrat, Glycerin und Antimonoxyd zusammensetzt, etwa nach folgendem
                              									Schema:
                           CH2OH.CHOH.CH2OH + NaOH + Sb2O3 = CH2ONa.CHOSbO.CH2OSbO + 2H2O.
                           Indessen vermag hierüber nur eine eingehende Untersuchung
                              									Aufschluſs zu geben.
                           Einfluſs der Kochdauer. Es war denkbar, daſs die Bildung
                              									des Natrium-Antimonglycerides nur langsam erfolgt, daſs also bei längerer Einwirkung
                              									der Substanzen auf einander das gelöste Antimonoxyd sich einer theoretisch möglichen
                              									Menge mehr nähern würde. In dieser Unterstellung wurden die Versuche ausgeführt,
                              									deren Ergebnisse in nachstehender Tabelle zusammengestellt sind. Auf 1 Mol. Glycerin
                              									wurden 2 Mol. Natronhydrat genommen und die Versuche unter gleichen Bedingungen in
                              									Kolben mit Rückfluſskühler ausgeführt, so daſs ein Verdampfen von Wasser und
                              									Glycerin ausgeschlossen war:
                           
                              
                                 Nr.des Versuches
                                 Glycerin
                                 Natronhydrat
                                 Kochdauer
                                 Gelöstes Sb2O3
                                 
                              
                                 6
                                   100g
                                   80g
                                        ½ Std.
                                  90,0g
                                 
                              
                                 7
                                 100
                                 80
                                 1
                                 92,5
                                 
                              
                                 8
                                 100
                                 80
                                 2
                                 93,2
                                 
                              
                                 9
                                 100
                                 80
                                 3
                                 92,5
                                 
                              
                           Hieraus ist ersichtlich, daſs einstündiges Kochen genügt, um
                              									die gröſstmögliche Menge von Antimonoxyd in Lösung zu bringen, daſs es also auch
                              									durch längeres Kochen nicht gelingt, eine Lösung zu erhalten, für welche sich eine
                              									auf Wahrscheinlichkeit beruhende Formel aufstellen läſst.
                           Einfluſs der Temperatur. Die Lösung des Antimonoxydes in
                              									alkalischer Glycerinlösung findet schon bei gewöhnlicher Temperatur statt, jedoch
                              									nur langsam und unvollständig. Rascher gelangt man zum Ziele, wenn man die
                              									Glycerinflüssigkeit erwärmt, und es hat sich gezeigt, daſs schon eine Temperatur von
                              									etwa 80° hinreichend ist. Folgende Tabelle enthält die Ergebnisse der
                              									diesbezüglichen Versuche:
                           
                              
                                 Nr.des Versuches
                                 Glycerin
                                 Natronhydrat
                                 Temp.
                                 Gelöstes Sb2O3
                                 
                              
                                 10
                                  100g
                                  80g
                                 Wasserbad
                                  90,94g
                                 
                              
                                 11
                                 100
                                 80
                                 Siedetemperaturder Flüssigkeit
                                 90,40
                                 
                              
                           Innerhalb dieser sehr beträchtlichen Temperaturgrenzen ist
                              									also ein wahrnehmbarer Unterschied nicht zu erkennen. Es wäre hier noch zu
                              									versuchen, ob man durch Erhitzen bei noch höherer Temperatur, etwa im Druckkessel
                              									(sogen. Autoclaven), nicht doch zu einheitlichen Substanzen gelangt.
                           In gleicher Weise wie mit Natronhydrat wurden auch mit Aetzkali und Aetzammoniak Versuche
                              									angestellt. Für Kalihydrat hat sich gezeigt daſs es zur Herstellung Antimon haltiger
                              									Flüssigkeiten weit weniger geeignet ist als Natronhydrat, indem beispielsweise eine
                              									Lösung von 100g Glycerin und 60g Kalihydrat nur 50g,2 Antimonoxyd lösten. Mit Aetzammoniak hingegen wurde auch nicht eine Spur
                              									Antimonoxyd in Lösung gebracht.
                           Eigenschaften und Verhalten des
                                 										Natrium-Antimonglycerides. Obgleich es mir nicht gelungen ist, aus diesen
                              									Antimonoxyd haltigen Flüssigkeiten Körper von bestimmter Zusammensetzung
                              									abzuscheiden, so scheint es mir in Hinblick auf die oben erwähnten Untersuchungen
                              									von Schottländer, Puls, Morawsky u.a. nicht allzu
                              									gewagt, wenn ich in denselben das Vorhandensein von Verbindungen voraussetze, welche
                              									ähnlich zusammengesetzt sind wie das von Schottländer
                              									isolirte Diglycerin-Natriummanganit: Na2(C3H5O3)2Mn. Ich bezeichne
                              									daher die Flüssigkeit vorläufig als Natrium-Antimonglycerid, muſs es aber meinen
                              									Fachgenossen überlassen, die Untersuchung derselben weiter durchzuführen.
                           Die Lösungen sind stets stark alkalisch und lassen sich nur bis zu einer gewissen
                              									Grenze mit Säure neutralisiren. Bei weiterem Zusätze von Säure scheidet sich das
                              									Antimonoxyd als dicker käsiger Niederschlag aus, welcher sich schlieſslich, wenn man
                              									mehr Salzsäure zusetzt, wieder auflöst. Aus dieser Lösung scheidet Wasser das
                              									Antimonoxyd in Form von Algarothpulver wieder aus; das Glycerin verhindert also
                              									nicht, wie Weinsäure, dessen Fällung. Auch durch Einleiten von Kohlensäure wird das
                              									Antimonoxyd abgeschieden. Beim Eindampfen der Lösung von Antimonoxyd in alkalischer
                              									Glycerinlösung erhält man eine schmierige, sehr hygroskopische Masse, welche sich
                              									nicht wieder völlig in Wasser auflöst. Eigenthümlich ist das Verhalten der
                              									Flüssigkeit beim Stehen an der Luft; sie beginnt sich alsbald zu trüben und scheidet
                              									ein weiſses Pulver in mikroskopischen Kryställchen ab. Dasselbe ist in Wasser
                              									unlöslich und enthält viel Natrium und Antimon. Nach sorgfältigem Waschen wurde
                              									dasselbe analysirt und lieferte folgendes Ergebniſs: 1g,0 Substanz wurde in Salzsäure aufgelöst, unter Zusatz von Weinsäure mit
                              									Wasser verdünnt und durch Schwefelwasserstoff ausgefällt. Das getrocknete Sb2S3 wurde mit CS2 ausgewaschen, getrocknet und gewogen:
                           
                              
                                 Gefunden
                                 Berechnet für Na4Sb2O7
                                 
                              
                                 Sb2S3 =
                                    												0g,782
                                 
                                 
                              
                                      Sb = 55,83 Proc.
                                 Sb = 54,5 Proc.
                                 
                              
                           Der kleine Ueberschuſs an Antimon ist auf Rechnung des durch die Kohlensäure der Luft
                              									ausgeschiedenen Antimonoxydes zu setzen. Durch den Sauerstoff der Luft wird also die
                              									Lösung zu pyroantimonsaurem Natron oxydirt. Auf die Salze der schweren Metalle wirkt
                              									die Lösung wie freies Alkali, indem sie daraus die Hydroxyde fällt unter
                              									gleichzeitiger Ausscheidung von Antimonoxyd. Von dieser Eigenschaft könnte
                              									vielleicht bei der Darstellung gewisser Farblacke mit
                              									Vortheil Gebrauch gemacht werden.
                           Anwendung der Natrium-Antimonglycerinlösung ah Beize bei der
                                 										Baumwollfärberei: Die Wirkung aller Antimon haltigen Beizen in der Färberei
                              										beruht bekanntlich
                              									darauf, daſs das Antimonoxyd sich in Verbindung mit Tannin auf der Faser als
                              									Antimonoxydlack niederschlägt, welcher die Farbstoffe auf der Faser befestigt.
                              									Versuche, welche im Kleinen von mir selbst, als auch von anderer Seite ausgeführt
                              									wurden, haben ergeben, daſs sich die Natrium-Antimonglycerinlösung als Beize für
                              									eine Reihe von Farbstoffen recht gut verwenden läſst. Nicht allein reine Baumwolle,
                              									sondern auch halbwollene Zeuge, bei denen die Wolle vorgefärbt war, ergaben
                              									befriedigende Erfolge. Will man die Lösung als Beize gebrauchen, so ist es vor allen
                              									Dingen erforderlich, daſs das zu ihrer Darstellung zu verwendende Antimonoxyd
                              									vollkommen frei von Schwefelantimon ist, weil sonst das durch Tannin auf der Faser
                              									ausgeschiedene rothe Antimonsulfid die Färbungen trüb erscheinen läſst und letzteren
                              									das Feuer nimmt. Das technische Antimonoxyd ist selten ganz frei von
                              									Schwefelantimon, läſst sich aber dessen ungeachtet recht gut zur Herstellung der
                              									Beize verwenden.
                           Man prüft die fertige Antimonlösung in folgender Weise auf einen Gehalt an
                              									Antimonsulfid: In ein Proberöhrchen bringt man eine beliebige Menge der Beize und
                              									übersättigt dieselbe mit Salzsäure, bis alles Antimonoxyd sich klar gelöst hat. Nun
                              									läſst man das Röhrchen einige Augenblicke stehen. Ist Schwefelantimon anwesend, so
                              									färbt sich die Flüssigkeit alsbald mehr oder weniger gelb und nach einiger Zeit
                              									sammelt sich das ausgeschiedene Antimonsulfid als flockige, äuſserst voluminöse
                              									Masse auf der Oberfläche der Flüssigkeit.
                           Hat man auf diese Weise die Gegenwart von Schwefelantimon festgestellt, so entfernt
                              									man dasselbe aus der Lösung am besten in der Weise, daſs man eine bestimmte Menge
                              									derselben, etwa 100cc, nimmt und diese bis nahe zu
                              									ihrem Siedepunkte erhitzt; dann trägt man unter stetem Umrühren so lange
                              									tropfenweise eine Lösung von Kupfervitriol mit bestimmtem Gehalte ein, bis eine von
                              									dem dunkeln Niederschlage abfiltrirte Probe, nach dem oben angegebenen Verfahren
                              									geprüft, sich frei von Schwefelantimon erweist. Man kennt nun die Menge
                              									Kupfervitriol, welche für die ganze Menge genügend ist, und läſst den Niederschlag
                              									am besten sich absetzen, worauf man die Lösung klar und völlig frei von
                              									Schwefelantimon abziehen kann. Das Verfahren beruht auf der Bildung von
                              									Antimonkupfersulfid beim Zusammentreffen von Kupferlösungen mit Lösungen von
                              										Schwefelantimon.Vgl. Rammelsberg in Poggendorff's Annalen, 1841 Bd. 52 S. 226.
                           Es ist klar, daſs der Werth einer Antimon haltigen Beize darauf beruht, wie groſs die
                              									Menge Antimonoxyd ist, welche daraus durch Tannin als Lack auf die Faser
                              									niedergeschlagen wird. Um in dieser Beziehung den Werth der
                              									Natrium-Antimonglycerinlösung im Vergleiche zu Brechweinstein festzustellen, habe
                              									ich folgende Versuche ausgeführt.
                           In je eine geräumige Porzellanschale wurde ein Strängchen tannirter Baumwolle von 15g gebracht und mit destillirtem Wasser übergössen.
                              									Zu dem einen Strängchen fügte ich 0g,19
                              									Brechweinstein in Lösung und zu dem anderen eine solche Menge der neuen Beize, daſs
                              									deren Gehalt an Antimonoxyd genau 0g,19
                              									Brechweinstein entsprach. Die Strängchen blieben hierauf 12 Stunden in der Flotte;
                              									alsdann wurden sie mit der Vorsicht ausgerungen, daſs von den Bädern nichts verloren
                              									ging, und in diesen letzteren dann das noch vorhandene Antimonoxyd als Sulfid
                              									bestimmt. Aus dem Brechweinsteinbade erhielt ich noch 0g,0515 Sb2S3 entsprechend 0g,1015 Brechweinstein.
                              									Vorhanden waren im Bade 0g,19 des letzteren;
                              									mithin sind ausgenutzt worden: 0,19 – 0,105 = 0g,0885 oder = 46,5 Proc. Aus dem Antimon-Natriumglyceridbade hingegen ergaben
                              									sich 0g,0375 Sb2S3, entsprechend 0g,0738 Brechweinstein. Vorhanden war im Bade die
                              									einer Gewichtsmenge von 0g,19 Brechweinstein
                              									entsprechende Menge Antimonoxyd. Es sind also 0,19 – 0,0738 = 0g,1162 oder 61,2 Proc. ausgenutzt worden. Es
                              									ergibt sich hieraus eine bedeutend gröſsere Ausnutzung des Bades für
                              									Antimon-Natriumglycerid.
                           Als Nachtheile können gelten ihre stark alkalische Reaction sowie die Eigenschaft,
                              									daſs sie der Flotte nach dem Gebrauche eine bräunliche Färbung ertheilt. Was diese
                              									letztere anbelangt, so rührt dieselbe daher, daſs sich ein Theil des Tannins der
                              									Stränge mit freiem Alkali zu gerbsaurem Natron vereinigt, welches sich bekanntlich
                              									am Lichte braun färbt. Es gelingt indessen sehr leicht, die Flotte wieder für
                              									folgende Behandlungen brauchbar zu machen, wenn man ihr eine Spur Bleizuckerlösung
                              									zufügt und tüchtig umrührt: dadurch wird das Tannin als gerbsaures Blei gefällt und
                              									die Flotte ist nach dem Absitzen des Niederschlages wieder wasserhell. Bezüglich der
                              									Alkalinität der Lösung läſst sich bemerken, daſs dieselbe für Baumwollfärberei ohne
                              									Bedeutung ist; sie könnte allerdings, wie zugestanden werden muſs, bei der Färberei
                              									halbwollener Zeuge für gewisse Farbstoffe, mit denen die Wolle vorgefärbt worden
                              									ist, von ungünstigem Einflüsse sein; doch liegen mir in dieser Beziehung bestimmte
                              									Erfahrungen nicht vor.
                           Zu meinen Färbeversuchen wurden die Farbstoffe und Färbevorschriften vom Farbwerk Griesheim verwendet. Hinsichtlich der
                              									Lichtbeständigkeit und Seifenechtheit meiner Ausfärbungen konnte ich eine
                              									Verschiedenheit mit gleichzeitig ausgeführten Versuchen, bei denen Brechweinstein
                              									als Beize benutzt worden war, nicht erkennen.
                           Die vorstehende Arbeit wurde im Laboratorium der Chemischen Fabrik Ditller und Comp. in Höchst a. M. ausgeführt. Genannter
                              									Firma ist auch die Herstellung Antimonhaltiger
                                 										Substanzen nach diesem Verfahren in Deutschland (D. R. P. Kl. 12 Nr. 31688
                              									vom 15. November 1884) und den bedeutenderen Industriestaaten patentirt worden.
                           Oos bei Baden-Baden, Oktober 1885.