| Titel: | Zur Frage des Ventilüberdruckes; von Prof. C. Bach. | 
| Autor: | C. Bach | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 1 | 
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                        Zur Frage des Ventilüberdruckes; von Prof.
                           									C. Bach.
                        Mit Abbildungen.
                        [Zur Frage des Ventilüberdruckes; von Prof. C. Bach.]
                        
                     
                        
                           Wird der Papiercylinder des üblichen Indicators vom Kolben einer Pumpe aus bewegt, so
                              									erhält man in dem Linienzuge a b c d e f a (Fig. 1) das gewöhnliche Indicatordiagramm, für welches
                              										gg die atmosphärische Nulllinie ist. Es ist üblich
                              									gewesen, in dem Höhenunterschiede des Punktes b und c ein Maſs für den zum Eröffnen des Druckventiles
                              									erforderlichen Ueberdruck, den sogen. Ventilüberdruck
                              									anzusehen. Gegen das Vorhandensein dieses Ventilüberdruckes ist namentlich von A. RiedlerVgl. A. Riedler: Indicatorversuche an Pumpen
                                    											u.s.w. (1881 241 409) bezieh. Bach's Besprechung dieser Arbeit in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                                    											1882 S. 294. geltend gemacht worden, daſs er eine groſse Anzahl
                              									von Diagrammen erhielt, welche einen solchen Höhenunterschied nicht erkennen
                              									lassen.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 261, S. 1
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 261, S. 1
                              
                           Es bietet übrigens – wie auch bereits Riedler bemerkt hat – keine Schwierigkeit, Diagramme zu erzeugen, welche
                              									einen solchen Höhenunterschied nicht aufweisen. So ist beispielsweise das Diagramm Fig. 2 genau unter denselben Verhältnissen gewonnen
                              									wie Fig. 1 mit dem einzigen Unterschiede, daſs der
                              									Hahn zwischen Pumpe und Indicatorcylinder nicht ganz geöffnet, also der
                              									Durchgangsquerschnitt verengt wurde. Auf diese Weise lassen sich Diagramme erzielen,
                              									welche vollkommene Rechtecke sind.
                           C. Bach hat nun gelegentlich der Durchführung von
                              									Versuchen zur Klarstellung der Bewegung selbstthätiger Pumpenventile, über welche in
                              									der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1886
                              									* S. 421 ff. berichtet wird, festgestellt, welche Pressung der Indicator in dem
                              									Augenblicke, in welchem das Ventil zu öffnen beginnt, thatsächlich anzeigt. Hierbei
                              									ergab sich, daſs diese Anzeige immer eine weit niedrigere Pressung war, als der Lage von c (Fig. 1) über gg
                              									entspricht, und noch viel kleiner, als die dem Punkte b
                              									entsprechende Spannung. Da zum Oeffnen des Ventiles jedenfalls aber eine Pressung
                              									gehört, welche die des Druckraumes um etwas – wenn auch wenig – übersteigt, so
                              									folgt, daſs der Indicator nacheilt, also die Pressungen, um die es sich hier
                              									handelt, d. s. rasch sich ändernde Pressungen, bedeutend verspätet anzeigt.
                           Der Indicator ist somit seinem Wesen nach ein Instrument,
                                 										welches die im Arbeitscylinder herrschenden Pressungen genau nur bei vorhandenem
                                 										Beharrungszustande miſst, dagegen mit seinen Angaben nacheilt, wenn rasche
                                 										Aenderungen der Pressung erfolgen. Demnach kann keine Rede davon sein, daſs die
                                 										Höhenlage des Punktes b den zum Eröffnen des Ventiles erforderlichen Ueberdruck
                                 										bestimme. Wenn ein solcher Ueberdruck vorhanden ist, so wird er –
                              									wenigstens in normalen Fällen – nur während eines so kurzen Zeitraumes wirken, daſs
                              									der Indicator gar nicht in der Lage ist, ihn anzuzeigen. Aus dem Vorstehenden ist zu
                              									ersehen, daſs der gebräuchliche Indicator auſser Stande ist,
                                 										durch sein gewöhnliches Diagramm die Frage des Ventilüberdruckes zu entscheiden,
                                 										gleichgültig, ob ein genaues Rechteck oder ein Linienzug, wie Fig. 1, mit höher gelegenem
                                 										Punkte b erzielt wird.