| Titel: | Ueber Thone und Thonwaaren. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 35 | 
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                        Ueber Thone und Thonwaaren.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 256 S. 276 und Bd.
                           								258 S. 271.)
                        Ueber Thone und Thonwaaren.
                        
                     
                        
                           Von Kämpfe in Eisenberg gelieferte Thone hatten nach C. Bischof
                                 										(Sprechsaal, 1886 S. 226 und 264) folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                     II
                                 
                              
                                 Thonerde
                                    5,40
                                 24,02
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kieselsäure, chem. gebunden
                                    5,11
                                 30,53
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure, mech. beigemengt
                                 84,59
                                 34,19
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                    0,09
                                   0,40
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                    0,20
                                   0,37
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                    0,21
                                   0,87
                                 
                                 
                              
                                 Kali
                                    0,61
                                   2,40
                                 
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                    3,74
                                   7,38
                                 
                                 
                              
                           Bis auf Platinschmelzhitze gebracht, zeigte sich die Probe I
                              									unter Formerhaltung auſsen glasirt, ist somit sehr
                                 										feuerfest. Der fette Thon II zeigte sich nach Platinschmelzhitze aufgehend
                              									und auſsen stark makronenartig. Der aus der Analyse berechnete
                              									Feuerfestigkeitsquotient stellt den Thon tiefer wie die pyrometrische Bestimmung,
                              									wofür der Grund in der beigemengten reichlichen Sandmenge wie in gröberen
                              									Quarztheilen zu suchen ist. Das Material enthält aber andererseits sichtliche
                              									Fluſstheile (wohl Feldspath), welche besonders in Silberschmelzhitze als
                              									Glaströpfchen hervortreten, und ist daher in hochfeuerfester Hinsicht immerhin als
                              									ein bedenkliches zu bezeichnen.
                           Die hellste Sorte des Thones von Briesen hatte bei 120°
                              									getrocknet folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 39,93 Proc.
                                 
                              
                                 Kieselsäure (Sand 0,25 Proc.)
                                 44,88
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,08
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,21
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,99
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,52
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 13,03
                                 
                              
                           Bei Platinschmelzhitze geglüht, ist die Form der Probe noch
                              									völlig erhalten und zeigt auſsen kaum eine Haut. Der Thon gehört daher zu den besten aller bis jetzt bekannten feuerfesten Thone.
                           Nach Bischof (daselbst S. 68) sind ferner folgende physikalische Umstände bei mäſsig geglühten feuerfesten Thonen beachtenswerth.
                           Es ist bei den verschiedenartigen Thonen, nachdem sie im Allgemeinen in mäſsigen
                              									Hitzegraden gebrannt worden sind und als Chamotte zur Verwendung kommen, deren
                              									specifisches Gewicht von groſser Bedeutung, ob dasselbe bei der einen Art weniger,
                              									oder bei anderen mehr zugenommen hat, d. i. ob sie sich locker, dicht oder stark
                              									verdichtet brennen. Die mehr schwere oder hinsichtlich der Poren vollständig
                              									geschlossene Chamotte leistet, abgesehen davon, daſs sie in dem geringeren Volumen
                              									mehr Massentheile enthält, der Stichflamme wie insbesondere der Flugasche oder den
                              									fluſsbildenden Stoffen mehr Widerstand als eine leichtere, porenreiche und mehr
                              									schwammige Chamottemasse. In Verbindung mit dem specifischen Gewichte steht das mechanische
                              									Verhalten einer dargestellten Chamotte, nämlich, ob dieselbe lose oder hart und fest
                              									erscheint. Brennt sich z.B. eine Chamotte mürbe oder auch nur theilweise pulverig,
                              									so wird eine solche beim Zerkleinern nicht allein weniger widerstandsfähig sein,
                              									sondern ist daraus das so wünschenswerthe scharfkantige Korn nicht herzustellen.
                           Schwindet eine wenn auch bereits ziemlich heftig
                              									gebrannte Chamotte noch erheblich in höher gesteigerter Temperatur, so ist die Folge
                              									hiervon, daſs daraus bereitete Fabrikate später bei deren Gebrauch an Volumen und
                              									damit an Beständigkeit einbüſsen. Es kann dieses Nachschwinden, z.B. bei
                              									Gewölbsteinen, verhängniſsvoll werden, und lockern sich in jedem Falle die Fugen.
                              									Hierdurch werden auſser der Aenderung des mechanischen Verbandes auch chemische
                              									Veränderungen herbeigeführt, indem sich schmelzbildende oder zersetzende Stoffe
                              									allseitig einnisten, die alsdann eine stetige Quelle fortgesetzter Zerstörung
                              									bilden. Hiergegen dadurch Abhilfe zu schaffen, daſs man die Chamotte heftiger und
                              									andauernder in voller Weiſsglut brennt, ist meist praktisch nicht gut ausführbar, da
                              									damit, abgesehen von unvermeidlichem Zeitaufwande, ein zu groſser Brennmaterial
                              									verbrauch verbunden ist, diese Behandlung also zu theuer kommt.
                           Wichtig ist ferner die Einsaugefähigkeit mancher
                              									Chamotte. Bringt man auf verschiedene gebrannte Thone leichter schmelzbare Gemenge,
                              									wie z.B. Eisenschlacke oder leichtflüssigere Silicate, und erhitzt letztere heftig
                              									auf aus dem gebrannten Thone gebildeten Scheiben, so läſst sich auf denselben je
                              									nach ihrer Beschaffenheit ein stärkeres oder schwächeres Einsaugen oder Verkriechen
                              									der flüssigen Masse beobachten. Bei der stärker einsaugenden Chamotte findet eine
                              									gröſsere und mit der gesteigerten Temperatur fortschreitende Durchdringung der
                              									Schmelzmittel statt; denselben wird durch Vermehrung der Angriffspunkte mehr
                              									Gelegenheit zur Vollführung einer bis zur Auflösung jedweden feuerfesten Materials
                              									gehenden Vernichtung geboten. Durch diese für quarzreiche Materialien bekannte, aber
                              									für die Thone mehr übersehene Eigenschaft werden manche sonstige Widersprüche
                              									geringerer Haltbarkeit bei an sich selbst pyrometrisch hochstehenden Materialien
                              									oder auch umgekehrt ein günstigeres Verhalten pyrometrisch niedrig stehender
                              									erklärt.
                           Ist eine feuerfeste Steinmasse weniger fest und leicht einsaugend, so wird sie mehr von glasartigen
                              									Verbindungen, zu deren Hergabe schon allein die Ofenschlacke hinreichend Gelegenheit
                              									bietet, durchsaugt werden und wird nach und nach die feuerfeste Masse mehr und mehr
                              									einen glasartigen Zustand annehmen, welcher beim Temperaturwechsel weit mehr zum
                              									Zerspringen neigt, als dies bei einer reinen, nicht vollgesaugten Chamotte der Fall,
                              									abgesehen davon, daſs bei ersterer chemische Veränderungen noch eine das Zerspringen
                              									begünstigende Rolle mitzuspielen im Stande sind. In der Masse wird sich auſser der
                              									Spannung zwischen den
                              									kleinsten Theilen stellenweise eine Schwächung des Zusammenhanges eingestellt
                              									haben.
                           H. Seger (Thonindustriezeitung, 1886 S. 170) untersuchte den schwarzen Steingutthon von Löthain. Der Thon ist grubenfeucht
                              									dunkelschwarzbraun, getrocknet heller; er ist äuſserst plastisch und brennt sich
                              									rein weiſs. Die chemische Analyse desselben ergab:
                           
                              
                                 
                                 
                                 In Schwefelsäure unlöslich
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   56,09
                                 19,62
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   30,10
                                   0,12
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                     0,76
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                     0,38
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     Spur
                                 
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,69
                                   0,11
                                 
                              
                                 Wasser und organische Substanz
                                   12,22
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,24.
                                  19,85.
                                 
                              
                           Hieraus berechnet sich die Zusammensetzung auf 100 Theile:
                           
                              
                                 Thonsubstanz
                                 80,15
                                 
                              
                                 Quarzsand
                                 19,20
                                 
                              
                                 Feldspathreste
                                    0,65.
                                 
                              
                           Die Zusammensetzung der Thonsubstanz ist danach auf 100
                              									Theile:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 45,30
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 37,24
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,94
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,47
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,86
                                 
                              
                                 Wasser
                                 15,18.
                                 
                              
                           Bei Platinschmelzhitze war die Form völlig erhalten,
                              									porzellanartig, dicht, völlig weiſs.
                           Steingut mit Aventuringlasur wird als beachtenswerthe
                              									Neuheit von Th. Pätsch in Frankfurt a. d. Oder
                              									hergestellt. Die Gegenstände zeigen die Aventuringlasur in prachtvollen Spielarten
                              									und es scheint, daſs die metallischen Flitter wie bei dem Glase aus Kupfer bestehen.
                              									Von lebhaftem Goldglanze zeigen sich dieselben in goldbrauner Glasur; in einer
                              									tieferen Tönung des Braun aber schillern und glitzern bei auffallendem Sonnenlichte
                              									die Metalltheilchen in allen Farben des Regenbogens.
                           H. Seger (daselbst 1886 S. 135) stellte Normalkegel für die Bestimmungen der Temperaturen in
                              									den Oefen für Thonwaaren her. Zur Bestimmung der Temperaturen, welche zwischen Gold-
                              									und Silberschmelzhitze liegen, sind die Legirungen dieser beiden Metalle sehr
                              									geeignet, da sie einen festen Schmelzpunkt besitzen und ganz plötzlich niedergehen.
                              									Dagegen treten bei den Legirungen von Gold und Platin Saigerungserscheinungen auf,
                              									welche genaue Bestimmungen unmöglich machen. Entsprechend der Lichtmessung mittels
                              									Normalkerzen kann man die Erreichung einer bestimmten Temperatur durch das Schmelzen
                              									verschiedener Glasurgemische schätzen. Die zur Herstellung der Glasurkegel
                              									verwendeten Stoffe hatten nun folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 Zusammensetzung
                                 Rörstrand-Feldspath
                                 ZettlitzerKaolin
                                 NorwegischerQuarz
                                 CarrarischerMarmor
                                 
                              
                                 KieselsäureThonerdeEisenoxydKalkMagnesiaKaliNatronGlühverlustKohlensäure
                                 64,3219,41  0,14Spur  0,3512,90  2,10  0,57–
                                   46,87  38,56    0,83SpurSpur    1,06  12,73–
                                   98,52    1,04    0,04––    0,40–––
                                     1,00    0,12  54,93    0,21–––  43,76
                                 
                              
                                 
                                 99,74
                                 100,05
                                 100,00
                                 100,02
                                 
                              
                           Diese Stoffe wurden als rein betrachtet und die theoretischen Zahlen bei der
                              									Berechnung der Glasuren zu Grunde gelegt. Versetzt man 1 Aeq. Feldspath oder 278,5
                              									Th. mit 1, 2, 3 Aeq. kohlensaurem Kalk, oder 50, 100, 150 Th., so erhält man, wenn
                              									man Kali und Kalk als Fluſsmittel unter der gemeinsamen Bezeichnung RO (alte Aequivalente) zusammenfaſst, folgende
                              									Mischungen:
                           1) KO, Al2
                              									O3, 6 SiO2
                              									+ CaO, CO2
                              									= RO, 0,5 Al2
                              									O3
                              									, 3 SiO2
                              									+ CO2.
                           2) KO, Al2
                              									O3, 6 SiO2 + 2CaO, CO2
                              									= RO, 0,33 Al2
                              									O3
                              									, 2 SiO2 + 2CO2.
                           3) KO, Al2
                              									O3, 6 SiO2 + 3CaO, CO2
                              									= RO, 0,25 Al2
                              									O3
                              									, 1,5 SiO2 + 3CO2.
                           Nach den bisherigen Anschauungen muſste man annehmen, daſs diese Verbindungen
                              									leichter flüssig seien als der Feldspath; denn sie besitzen einen gröſseren Gehalt
                              									an Fluſsmitteln, einen geringeren an Thonerde und Kieselsäure. Während der Feldspath
                              									ein 6 fach Silicat mit 1 Aeq. Thonerde ist, stellen diese Verbindungen ein
                              									Trisilicat, ein Bisilicat und ein 1½ fach Silicat dar, mit nur ½, ⅓ und ¼ Aeq.
                              									Thonerde. Diese Mischungen erwiesen sich jedoch sämmtlich schwerer schmelzbar als
                              									Feldspath, um so mehr, je geringer der Kieselsäure- und Thonerdegehalt wurde. Nr. 3
                              									war noch vollständig porös bei einer Temperatur, bei welcher der reine Feldspath
                              									bereits dünn eingeschmolzen war. Ebenso stieg der Schmelzpunkt des Feldspathes, je
                              									mehr Kaolin oder Quarz zugesetzt wurde. Gleichzeitiger Zusatz von Kalk und Kaolin
                              									zum Feldspath erniedrigt den Schmelzpunkt desselben bedeutend.
                           Es wurden nun Glasurmischungen aus den fein gepulverten Rohstoffen zusammengesetzt,
                              									auf einer Glasplatte innig mit einander verrieben, daraus in geölten kupfernen
                              									Formen Tetraeder von 5cm Höhe und 2cm Seitenkante der dreieckigen Basis geformt und
                              									alle diese, auf eine Chamotteplatte aufgekittet, der Schmelzhitze des Feldspathes
                              									ausgesetzt (vgl. Tabelle S. 39). Die erste Gruppe enthält Feldspath und Quarz im
                              									Aequivalentverhältnisse von 1 : 6, der Thongehalt derselben steigt von ½ : ½ Aeq. In
                              									den drei nächsten Gruppen haben dieselben die ähnliche Zusammensetzung, wie die mit
                              									Buchstaben bezeichneten Glieder der ersten Gruppe, nur einen Zusatz von 1, 2, 3 Aeq.
                              									kohlensaurem Kalk. Die Glieder in den Gruppen 5 bis 8 haben dieselbe Zusammensetzung
                              									wie in den ersten Gruppen, nur 12 Aeq. Kieselsäure statt 6.
                           
                           Die leichtschmelzbarsten Mischungen in jeder Gruppe sind immer mit einem †
                              									versehen.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Angewendet
                                 Entsprechend
                                 Anmerkungen
                                 
                              
                                 FeldspathAeq. = 278,5 Th.
                                 QuarzAeq. = 30 Th.
                                 KaolinAeq. = 129,5 Th.
                                 MarmorAeq. = 50 Th.
                                 
                                    
                                    
                                    K
                                    2
                                    O
                                    
                                 
                                    CaO
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    Al
                                    2
                                    O
                                    3
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    SiO
                                    2
                                    
                                 
                              
                                 11a1b1c
                                 1111
                                   6  6  6  6
                                 –   0,51   1,5
                                 –––  –†
                                 1111
                                  – – – –
                                 11,522,5
                                 12131415
                                 †  Nicht geschmolzen, porzellanartig,    Probekegel scharfkantig, mit
                                    											steigen-    dem Zusätze von Thon nimmt der    äuſsere Glanz und
                                    											der Durchschein ab.
                                 
                              
                                 2
                                 1
                                   6
                                 –
                                 1
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,5
                                   6
                                 Geschmolzen zum runden Tropfen.
                                 
                              
                                 2a
                                 1
                                   6
                                    0,5
                                   1†
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,75
                                   6,5
                                 †  Geschmolzen zum runden Tropfen.
                                 
                              
                                 2b
                                 1
                                   6
                                 1
                                 1
                                 0,5
                                 0,5
                                 1
                                   7
                                 Niedergegangen, die Form des Kegels    ist noch erkennbar.
                                 
                              
                                 2c
                                 1
                                   6
                                    1,5
                                 1
                                 0,5
                                 0,5
                                 1,25
                                   7,5
                                 Nicht niedergegangen.
                                 
                              
                                 3
                                 1
                                   6
                                 –
                                 2
                                 0,33
                                 0,66
                                 0,33
                                   4
                                 Niedergegangen, jedoch die Form des    Kegels noch erkennbar, zum
                                    											Ent-    glasen geneigt.
                                 
                              
                                 3a
                                 1
                                   6
                                    0,5
                                   2†
                                 0,33
                                 0,66
                                 0,5
                                   4,33
                                 †  Flach niedergeschmolzen.
                                 
                              
                                 3b
                                 1
                                   6
                                 1
                                 2
                                 0,33
                                 0,66
                                 0,66
                                   4,66
                                 Flach niedergeschmolzen, mit vorigem    in der Schmelzbarkeit nahezu
                                    											gleich.
                                 
                              
                                 3c
                                 1
                                   6
                                    1,5
                                 2
                                 0,33
                                 0,66
                                 0,83
                                   5
                                 Niedergegangen, jedoch die Form des     Kegels noch erkennbar.
                                 
                              
                                 4
                                 1
                                   6
                                 1
                                 3
                                 0,25
                                 0,75
                                 0,25
                                   3
                                 Der Kegel hat sich gesetzt, ist aber    noch nicht ganz
                                    											niedergegangen.
                                 
                              
                                 4a
                                 1
                                   6
                                    0,5
                                 3
                                 0,25
                                 0,75
                                 0,38
                                   3,25
                                 Tropfenartig eingeschmolzen, hat Nei-    gung zum Entglasen.
                                 
                              
                                 4b
                                 1
                                   6
                                 1
                                   3†
                                 0,25
                                 0,75
                                 0,5
                                   3,5
                                 †  Flach geschmolzen, beginnt sich zu    läutern.
                                 
                              
                                 4c
                                 1
                                   6
                                    1,5
                                 3
                                 0,25
                                 0,75
                                 0,63
                                   3,75
                                 Flach geschmolzen, zeigt Neigung zum    Entglasen.
                                 
                              
                                 5
                                 1
                                 12
                                 –
                                   –†
                                 1
                                  –
                                 1
                                 18
                                 
                                 
                              
                                 5a5b5c
                                 111
                                 121212
                                    0,51   1,5
                                 –––
                                 111
                                  – – –
                                 1,522,5
                                 192021
                                 Nicht geschmolzen, porzellanartig, we-    niger glasirt als die unter
                                    											5 auf-    geführten Mischungen.
                                 
                              
                                 6
                                 1
                                 12
                                 –
                                 1
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,5
                                   9
                                 Niedergeschmolzen, jedoch ist die Form    noch deutlich
                                    											erkennbar.
                                 
                              
                                 6a
                                 1
                                 12
                                    0,5
                                   1†
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,75
                                   9,5
                                 †  Zum runden Tropfen zusammenge-    schmolzen.
                                 
                              
                                 6b
                                 1
                                 12
                                 1
                                 1
                                 0,5
                                 0,5
                                 1
                                 10
                                 Weniger stark niedergeschmolzen als 6.
                                 
                              
                                 6c
                                 1
                                 12
                                    1,5
                                 1
                                 0,5
                                 0,5
                                 1,25
                                 10,5
                                 Kegel mit gekrümmter Spitze.
                                 
                              
                                 7
                                 1
                                 12
                                 –
                                 2
                                 0,33
                                 0,66
                                 0,33
                                   6
                                 Der Kegel niedergeschmolzen, jedoch    ist seine Form noch
                                    											erkennbar.
                                 
                              
                                 7a7b7c
                                 111
                                 121212
                                    1,51   1,5
                                 2  2†2
                                 0,330,330,33
                                 0,660,660,66
                                 0,50,660,83
                                   6,33  6,66  7,0
                                 7a, b und c zum runden Tropfen ge-    schmolzen.
                                 
                              
                                 88a
                                 11
                                 1212
                                 –   0,5
                                 33
                                 0,250,25
                                 0,750,75
                                 0,250,38
                                   4,5  4,75
                                 8 und 8a zum runden Tropfen nieder-    geschmolzen.
                                 
                              
                                 8b8c
                                 11
                                 1212
                                 1   1,5
                                   3†3
                                 0,250,25
                                 0,750,75
                                 0,500,63
                                   5  5,25
                                 8b und c zum runden Tropfen nieder-    geschmolzen, beginnt sich zu
                                    											läutern.
                                 
                              
                           
                           Aus dieser Zusammenstellung geht unzweideutig hervor, daſs weder die an Thonerde
                              									ärmsten Glasuren die leichtflüssigsten wirklich sind, noch diejenigen mit einem
                              									gröſseren Alkaligehalte, sondern daſs, um der Bedingung, leicht zu schmelzen, zu
                              									genügen, offenbar ein bestimmtes Verhältniſs von Thonerde und Fluſsmitteln
                              									stattfinden muſs. Noch deutlicher wird dieses Verhältniſs aus den nachstehenden
                              									Versuchen, bei welchen das Fluſsmittel (RO) immer die
                              									gleiche Zusammensetzung und zwar 0,2 K2
                              									O, 0,8 CaO hatte, dagegen
                              									der Thonerde- und der Kieselsäuregehalt in Steigung begriffen waren. Es wurden
                              									gleichfalls Mischungen hergestellt und in demselben Feuer gebrannt, wobei in jeder
                              									Gruppe das Niedergehen des ersten Kegels beobachtet wurde:
                           
                              
                                   Nr.
                                 (RO = 0,2 K2
                                    											O + 0,8 CaO)
                                 
                                 
                              
                                   
                                    											9    9a    9b    9c    9d
                                 RO, 0,2 Al2
                                    											O3
                                    											, 2 SiO2RO, 0,3
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 2 SiO2RO, 0,4
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 2 SiO2RO, 0,5
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 2 SiO2RO, 0,6
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 2 SiO2 †
                                 Diese Gruppe erwies sich als schwerer   schmelzbar als die
                                    											entsprechenden Glie-   der der folgenden Gruppe. Die mit   einem †
                                    											bezeichnete ging zuerst nieder.
                                 
                              
                                 10  10a  10b  10c  10d
                                 RO, 0,2 Al2
                                    											O3
                                    											, 3 SiO2RO, 0,3
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 3 SiO2RO, 0,4
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 3 SiO2RO, 0,5
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 3 SiO2 †RO, 0,6
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 3 SiO2
                                 Diese Gruppe erwies sich als leichter flüssig   wie die
                                    											vorhergehende, dagegen noch   etwas schwerer flüssig als die
                                    											folgende.   Die leichtflüssigste Glasur dieser Gruppe   ist
                                    											10c
                                 
                              
                                 11  11a  11b  11c  11d
                                 RO, 0,2 Al2
                                    											O3
                                    											, 4 SiO2RO, 0,3
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 4 SiO2RO,
                                    												0,4.Al2
                                    											O3
                                    											, 4 SiO2RO, 0,5
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 4 SiO2 †RO, 0,6
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 4 SiO2
                                 Diese Gruppe ist noch leichtflüssiger als   die vorhergehende;
                                    											die leichtschmelzbarste   Probe ist 11c.
                                 
                              
                                 12  12a  12b  12c  12d
                                 RO, 0,2 Al2
                                    											O3
                                    											, 5 SiO2RO, 0,3
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 5 SiO2RO, 0,4
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 5 SiO2RO, 0,5
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 5 SiO2 †RO, 0,6
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 5 SiO2
                                 Diese Gruppe ist schwerer schmelzbar als   die Glasuren aus der
                                    											vorigen; am leicht   flüssigsten erwiesen sich die Glasuren   12c
                                    											und 12d, welche unter sich keinen   merkbaren Unterschied
                                    											aufwiesen.
                                 
                              
                                 13  13a  13b  13c  13d
                                 RO, 0,2 Al2O3, 6 SiO2RO, 0,3
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 6 SiO2RO, 0,4
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 6 SiO2RO, 0,5
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 6 SiO2 †RO, 0,6
                                    												Al2
                                    											O3
                                    											, 6 SiO2 †
                                 Diese Gruppe ist schwerer schmelzbar als   die Glasuren aus der
                                    											vorhergehenden.   Am leichtflüssigsten erwiesen sich   13c und
                                    											13d, welche fast zu gleicher Zeit   niedergingen.
                                 
                              
                           Wurden diese Proben so gruppenweise, wie sie vorstehend aufgeführt sind, jede Gruppe
                              									also mit gleichem Gehalte an Fluſsmitteln und Kieselsäure, aber steigendem
                              									Thonerdegehalte, bei Feldspath-Schmelzhitze gebrannt, so zeigten sich die Proben mit
                              									dem geringsten Thonerdegehalte stets noch scharfkantig, kaum an den Kanten
                              									durchscheinend und noch stark saugend, während die Schmelzbarkeit mit steigendem
                              									Thonerdegehalte zunahm, bei einem Gehalte von 0,5 Aeq. am höchsten war und dann
                              									wieder zurückging. Es muſste diese Erscheinung auffallen, da man bisher immer
                              									angenommen hatte, daſs die Gläser und Glasuren mit dem geringsten Thongehalte die
                              									leichter flüssigen seien. Wurden die einzelnen Proben so zu Gruppen vereinigt, daſs
                              									sie gleichen Fluſsmittelgehalt und gleichen Thonerdegehalt besaſsen, also zu einer Gruppe die
                              									Proben 9, 10, 11, 12, 13, ferner 9a, 10a, 11a, 12a, 13a vereinigt, so steigt der
                              									Kieselsäuregehalt innerhalb dieser Gruppen stetig auf. So bei Feldspath-Schmelzhitze
                              									gebrannt, zeigten die Proben der einzelnen Gruppen unter sich wohl Unterschiede der
                              									Schmelzbarkeit, diese waren aber nur gering; dagegen zeigte die einzelne Gruppe als
                              									Ganzes, je nach ihrem Thonerdegehalte, erhebliche Verschiedenheit der
                              									Schmelzbarkeit. Ueberhaupt am leichtflüssigsten waren die Glasuren aus der Gruppe
                              									9c, 10c, 11c, 12c, 13c und unter diesen kam überhaupt der Kegel 11c, also die Glasur
                              									von der Zusammensetzung 0,2 K2
                              									O, 0,8 CaO, 0,5 Al2
                              									O3, 4 SiO2 zuerst in
                              									Fluſs.
                           Weitere Versuche über das günstigste Verhältniſs zwischen den Fluſsmitteln führten
                              									zur Formel: 0,3 K2
                              									O, 0,7 CaO, 0,5 Al2
                              									O3, 4 SiO2 . Dieser Glasur
                              									wurde entsprechend ihrem Aequivalentverhältnisse an Kieselsäure die Nummer 4 gegeben
                              									und nun weiter versucht, Glasuren, welche noch leichter schmelzbar sind, durch
                              									Ersatz eines Theiles der Thonerde durch Eisenoxyd zu gewinnen. Es gelang dies auch
                              									ganz gut, wenn man bis zu 0,2 der Thonerde obiger Glasur durch 0,2 Fe2
                              									O3 ersetzte. Ging der
                              									Eisengehalt höher, so entstanden entglasende Glasuren, von denen natürlich Abstand
                              									genommen werden muſste. Andererseits wurden schwerer schmelzbare Glasuren durch eine
                              									weitere Erhöhung des Thonerde- und Kieselsäuregehaltes hergestellt. Um die
                              									Bedingungen nicht zu erschweren, wurde davon ausgegangen, daſs von der Glasur Nr. 5
                              									an, welche nach Aequivalenten 10 mal so viel Kieselsäure als Thonerde enthält,
                              									dieses Verhältniſs inne gehalten wurde; es steht also bei diesen immer 1 RO dem Thonerde- und Kieselsäuregehalt im Verhältnisse
                              									wie 1 zu 10 gegenüber. Danach wurden folgende Mischungen für die Normalkegel
                              									hergestellt und sei dabei bemerkt, daſs dieselben behufs inniger Vermischung nach
                              									dem Abwiegen in kleinen Porzellankugelmühlen behandelt wurden; es wurde mit Wasser ½
                              									Tag gemahlen, der Schlamm nach dem Abziehen einer möglichst groſsen Wassermenge
                              									eingetrocknet und dann mit Gummiwasser energisch geschlagen. Daraus wurden Tetraeder
                              									geformt von 6cm Höhe und 15mm Seitenkante der Basis. Nachfolgende Tabelle
                              									zeigt die Zusammensetzung derselben von 0,3 K2
                              									O, 0,7 CaO, 0,2 Fe2
                              									O3, 0,3 Al2
                              									O3, 4 SiO2 bis zu 0,3 K2
                              									O, 0,7 CaO, 3,9 Al2
                              									O3
                              									, 39 SiO2
                              									:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Chemische Formel0,3 K2
                                    											O, 0,7 CaO
                                    											und
                                 Zusammengesetzt aus 83,55 Th.Feldspath,
                                    											35 Th. Marmor und
                                 
                              
                                 1
                                 0,2 Fe2O3, 0,3 Al2O3, 4 SiO2
                                 QuarzEisenoxyd
                                 66,0016,00
                                 
                              
                                 2
                                 0,1 Fe2O3, 0,4 Al2O3, 4 SiO2
                                 QuarzEisenoxydZettlitzer Kaolin
                                 60,00  8,0012,95
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Chemische Formel0,3 K2O,
                                    											0,7 CaO und
                                 Zusammengesetzt aus 83,55 Th.Feldspath,
                                    											35 Th. Marmor und
                                 
                              
                                   3
                                 0,05 Fe2O3, 0,45 Al2O3, 4 SiO2
                                 QuarzEisenoxydZettlitzer Kaolin
                                   57,00    4,00  19,43
                                 Unterschied der Zusammensetzung= 0,1 Al2 O3 SiO2
                                 
                              
                                   4
                                 0,5 Al2O3, 4 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                   54,00  25,90
                                 
                              
                                   5
                                 0,5 Al2O3, 5 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                   84,00  25,90
                                 
                              
                                   6
                                 0,6 Al2O3, 6 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 108,00  38,85
                                 
                              
                                   7
                                 0,7 Al2O3, 7 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 132,00  51,80
                                 
                              
                                   8
                                 0,8 Al2O3, 8 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 156,00  64,75
                                 
                              
                                   9
                                 0,9 Al2O3, 9 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 180,00  77,70
                                 
                              
                                 10
                                 1,0 Al2O3, 10 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 204,00  90,65
                                 
                              
                                 11
                                 1,2 Al2O3, 12 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 252,00116,55
                                 = 0,2 Al2
                                    												O3 SiO2
                                 
                              
                                 12
                                 1,4 Al2O3, 14 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 300,00142,45
                                 
                              
                                 13
                                 1,6 Al2O3, 16 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 348,00168,35
                                 
                              
                                 14
                                 1,8 Al2O3, 18 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 396,00194,25
                                 
                              
                                 15
                                 2,1 Al2O3, 21 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 468,00233,10
                                 = 0,3 Al2
                                    												O3 SiO2
                                 
                              
                                 16
                                 2,4 Al2O3, 24 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 540,00271,95
                                 
                              
                                 17
                                 2,7 Al2O3, 27 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 612,00310,80
                                 
                              
                                 18
                                 3,1 Al2O3, 31 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 708,00362,60
                                 = 0,4 Al2
                                    												O3 SiO2
                                 
                              
                                 19
                                 3,5 Al2O3, 35 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 804,00414,40
                                 
                              
                                 20
                                 3,9 Al2O3, 39 SiO2
                                 QuarzZettlitzer Kaolin
                                 900,00466,20
                                 
                              
                           
                           Durch die Schmelzung dieser Tetraeder sind die Temperaturen zwischen der Schmelzhitze
                              									von 90 Gold 10 Platin, also etwa von 1145°, bis hinauf zur höchsten Glut des
                              									Porzellanfeuers annähernd gegeben. Wenn wir als den so zu messenden
                              									Temperaturzwischenraum 600° annehmen, so kommt also im Durchschnitte für jeden Kegel
                              									eine Temperatursteigerung von etwa 30° heraus. Es ist zu berücksichtigen, daſs die
                              									Kegel mit den höheren Zahlen immer langsamere Schmelzungserscheinungen zeigen; dies
                              									ist auch erklärlich, wenn man berücksichtigt, daſs bei höheren Temperaturen wegen
                              									der entstehenden, stetig gröſser werdenden Wärmeverluste die Temperatur im Ofen
                              									immer langsamer steigt, dann aber auch die Glasuren immer zähflüssiger werden und
                              									aus diesem Grunde schwieriger niedergehen. Es ist bei Aufstellung der Kegel zu
                              									berücksichtigen, daſs sich dieselben immer nach einer und derselben Seite umneigen;
                              									es ist die offene Seite der Form, auf welcher die Nummer der Kegel aufgedrückt ist,
                              									welche fast immer nach oben kommt. Die Kegel sind so einzusetzen, daſs man das
                              									Niedergehen der Spitze beobachten kann, bis sie die unterliegende Chamotteplatte
                              									berührt.
                           Die Königliche Porzellanmanufactur in Berlin gibt 100
                              									Kegel für 4,50 M. ab.