| Titel: | Neuere Dreicylinder-Dampfmaschinen für Volldruck oder Expansion. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 59 | 
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                        Neuere Dreicylinder-Dampfmaschinen für Volldruck
                           								oder Expansion.
                        Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 5.
                        Neuere Dreicylinder-Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Für kleinere schnell laufende Dampfmaschinen mit mehreren Cylindern ist die
                              									gröſstmöglichste Einfachheit der Steuerung als eine Hauptbedingung zu erachten. Man
                              									kommt dieser Bedingung nach durch Weglassung aller die Dampfvertheilung bewirkenden
                              									Schieber u. dgl., indem man den vom Dampfe bewegten Kolben selbst die
                              									Dampfvertheilung überträgt (vgl. Hacdicke 1882 246 * 303). Diese Einrichtung ist auch bei den
                              									nachfolgenden Dreicylindermaschinen benutzt, welche sich noch dadurch auszeichnen,
                              									daſs, um die Maschinen veränderlichen Leistungen anzupassen, die Einstellung der
                              									Dampfvertheilung zur Volldruck- und doppelten bezieh. dreifachen Expansionswirkung
                              									in einfacher Weise durch Verdrehung von Hähnen ausgeführt und die Umsteuerung ebenso
                              									leicht bewerkstelligt wird.
                           Bei der Dreicylinder-Dampfmaschine von Max J. Heinzmann
                              									in Dresden (* D. R. P. Nr. 34595 vom 25. Juni 1885), bei welcher Hohlkolben mit
                              									Doppelkammern die Dampfvertheilung übernehmen, ergeben die unter 120° zu einander
                              									versetzten drei Kurbeln einen Voreilungswinkel von 30°. Bei einem der Maschine
                              									entsprechenden linearen Voreilen erhält jeder Cylinder 0,8 Füllung, welche genügend
                              									groſs ist, die todten
                              									Punkte zu überwinden. Die Dampfzuführung nach den drei Hohlkolben wird durch zwei
                              									Hähne, den sogen. Compound-Hochdruckhahn C (Fig. 1 bis 3 Taf. 5) und
                              									den Umsteuerungshahn U, verstellt, je nachdem die
                              									Maschine mit Expansion oder mit. Hochdruck in allen Cylindern, vorwärts oder
                              									rückwärts arbeiten oder stillstehen soll. Bei der Compound Stellung arbeitet der
                              									eine oder der andere der äuſseren Kolben, je nachdem die Maschine vorwärts oder
                              									rückwärts geht, unter Hochdruckdampf, die anderen zwei mit Niederdruckdampf, daher
                              									der mittlere Kolben stets unter Niederdruckdampf. Bei der Hochdruckstellung arbeiten
                              									alle drei Kolben unter Hochdruckdampf. Auf der oberen Seite erhalten die Kolben
                              									stangenförmige Fortsetzungen, welche mit eingedrehten Ringnuthen versehen sind und
                              									in besonderen mit den Cylinderdeckeln verbundenen, von frischem Dampfe gespeisten
                              									Cylindern geführt werden. Diese genutheten Stangen sollen durch den auf sie
                              									drückenden Dampf das Schlagen der Maschine bei zu groſser Umlaufszahl und Expansion
                              									verhindern. Die Ringnuthen halten bei Ausströmung des Dampfes, also beim Aufgange
                              									der Kolben den Dampf zurück. Die Hohlräume d und h der Kolben, durch welche der Dampf seinen Weg nimmt,
                              									dienen bei dem Arbeiten mit Expansion als Zwischenbehälter. Die Dampfvertheilung
                              									geht in folgender Weise vor sich.
                           I) Compoundstellung: Beim Vorwärtsgange, für welchen die in Fig. 1 bis 3 Taf. 5 ersichtlichen
                              									Pfeile gelten, tritt der bei a zugeführte Dampf durch
                              									die Hahnöffnung b, b1
                              									und durch c in den oberen Behälter d des mittleren Kolbens (Fig. 2), von wo er durch
                              										e und durch den Kanal f
                                 										f1 (Fig. 1) nach dem
                              									Hochdruckcylinder H gelangt. Nach Wirkung im
                              									Hochdruckcylinder H tritt der Dampf durch denselben
                              									Kanal f1
                              									f zurück und gelangt durch die Oeffnung g in den unteren Behälter h des mittleren Kolbens, wo er zu gleicher Zeit unter Voreilung der
                              									Oeffnung i gegen die Oeffnung g in den Hahnkanal k k1 eintritt. Hierauf strömt der Dampf durch
                              									Hahnöffnung t1
                              									l1, den
                              									gemeinschaftlichen Einströmungskanal l und wird nach
                              									Eintritt in den oberen Theil der Kolben der Cylinder H
                              									und N, wie von dem mittleren Kolben, über die Kolben
                              									der Cylinder N und M
                              									vertheilt. Aus H tritt der Dampf durch den Kanal m m1 in den Cylinder
                              										N über dessen Kolben und zurück und aus N durch den Kanal n n1 in den Cylinder M
                              									über den Kolben und zurück und kommt schlieſslich bei o
                              									und p in den allgemeinen Ausströmungskanal, aus welchem
                              									der Dampf dann bei q entweicht.
                           Um Stillstand zu erreichen, verstellt man den
                              									Umsteuerungshebel U1
                              									von x nach y (Fig. 1), so
                              									daſs kein Dampf mehr hindurch strömen kann.
                           Für den Rückwärtsgang ist der Umsteuerungshebel auf z zu drehen und wird die Maschine die entgegengesetzte
                              									Drehungsrichtung annehmen, weil dann der Cylinder N als
                              									Hochdruck- und die beiden anderen Cylinder M und H als Niederdruckcylinder wirken, da die Kanäle f mit m1, n mit f1 und m mit n1 in Verbindung treten.
                           
                           II) Hochdruckstellung: Der Hahnhebel C1 wird von v nach w (Fig. 3) verstellt; es
                              									treffen dann die Oeffnungen r auf b und b1 auf l1; so daſs der gemeinschaftliche Einströmungskanal
                              										l mit der Einströmungsöffnung für den
                              									Hochdruckdampf nach allen Kolben hin verbunden ist; auſserdem kommt s auf k und t1 auf t, wodurch die Ausströmung vom mittleren Kolben mit dem
                              									allgemeinen Ausströmungskanale verbunden wird.
                           III) Der Stillstand wird durch den Compound-Hochdruckhahn bei der mittleren Stellung u des Hebels C1 herbeigeführt, bei welcher weder Dampf ein-, noch
                              									ausströmen kann. Die Oeffnung A (Fig. 2) dient zum
                              									Austritte des zwischen den Kolben und Cylindern entweichenden Dampfes. Das Röhrchen
                              										B führt das Dampfwasser ab.
                           H. Otway in London (* D. R. P. Nr. 33250 vom 21. Mai
                                 									1885) hat eine schnell laufende Dampfmaschine mit drei
                                 										schwingenden Cylindern angegeben. Die Guſsstücke dieser Dampfcylinder sind
                              									auſsen senkrecht zur Bewegungsrichtung ihrer Kolben cylindrich geformt und liegen an
                              									einander in einem Gehäuse, welches mit Kammern für den frischen und abzuführenden
                              									Dampf versehen ist, so daſs durch die Schwingung der Cylinder die Dampfvertheilung
                              									bewirkt wird. Wie aus Fig. 4 und 5 Taf. 5 zu entnehmen,
                              									sind die drei Dampfcylinder a doppelt wirkend und
                              									erhält demnach jeder derselben entsprechend den Dampfkammern b an jeder Seite des Gehäuses 2 Paar Kanäle zur Zu- und Ableitung des
                              									Dampfes über und unter den Kolben. Durch einfache Verstellung zweier Hähne h mit doppeltem Winkelkanale, welche in die
                              									Dampfleitung e eingeschaltet sind, kann der frische
                              									Dampf nach Belieben in die linke oder rechte Kammer b
                              									geleitet und die Maschine dadurch umgesteuert werden. Die beiden äuſseren Cylinder
                              									schwingen auf der einen Seite um die Zapfen c in den
                              									Gehäusedeckeln d, auf der anderen Seite um Zapfen,
                              									welche in die Wandung des mittleren Cylinders treten und damit auch das
                              									Schwingungsmittel für den mittleren Cylinder abgeben.
                           Bei der Anordnung dieser Maschine mit dreifacher Expansion des Arbeitsdampfes
                              									erhalten die Cylinder wachsende Durchmesser. In der Dampfleitung werden dann drei
                              									Hähne mit doppeltem Winkelkanale eingeschaltet, durch deren Verstellung auf gleiche
                              									Weise wie oben die Umsteuerung der Maschine bewirkt wird. Um diese Maschine auch als
                              										Hochdruckmaschine betreiben zu können, sind in der
                              									Dampfleitung noch drei mit einander verbundene Schieber angebracht, durch deren
                              									Oeffnung der Dampf gleichzeitig allen drei Cylindern zuströmen kann. Schlieſst man
                              									diese Schieber, so geht der Dampf nur nach dem kleinsten der drei Cylinder.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
