| Titel: | Berechnung von Rohrquerschnitten für Gas- und Windleitungen bei verschiedenen Temperaturen dieser Gase. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 107 | 
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                        Berechnung von Rohrquerschnitten für Gas- und
                           								Windleitungen bei verschiedenen Temperaturen dieser Gase.
                        de Langlade's Berechnung von Gas- und Windleitungen.
                        
                     
                        
                           In den Annales des Mines, 1885 Bd. 8 S.
                                 										172 veröffentlicht de Langlade in
                              										Bordeaux eine Methode zur Berechnung der Rohrquerschnitte
                              									einer Leitung für erhitzte Gase, wenn die Temperatur der letzteren während des
                              									Durchganges durch die Leitung wechselt, wie dies bei Hochofengebläsen, in Feuerzügen. bei Heizkanälen u. dgl. der Fall ist. Bekanntlich gestattet
                              									in diesem Falle die Formel von d'Aubuisson, welche eine
                              									Beziehung zwischen dem Druckverluste in der Leitung, der Geschwindigkeit des Gases,
                              									der Länge der Leitung sowie ihrer Querschnittsfläche und dem Umfange des
                              									Querschnittes herstellt, die Bestimmung aller Abmessungen; wenn aber die Temperatur
                              									des durchgehenden Gases wechselt, werden die Rechnungen mit dieser Formel
                              									umständlich und man ist gezwungen, die Leitung in ebenso viele Stücke zu zerlegen,
                              									als es verschiedene Temperaturen in derselben gibt, um sodann die Formel einzeln auf
                              									jedes dieser Stücke anzuwenden. Bei dieser neuen Methode werden dagegen die
                              									Abmessungen der Leitung zunächst in der Unterstellung bestimmt, daſs die Temperatur
                              									des durchströmenden Gases 0 Grad sei; man erhält dann den Querschnitt für die
                              									Leitung, wenn durch dieselbe Gase höherer (oder niederer) Temperatur streichen,
                              									durch Multiplication des der Temperatur 0 Grad entsprechenden Querschnittes mit
                              									einem Coefficienten, welcher für jede Temperatur vom Verfasser ein für alle Mal
                              									festgestellt wird. Das Verfahren ist sehr einfach und dürfte für manche praktische
                              									Fälle aus diesem Grunde gute Dienste leisten, obschon es auf strenge
                              									Wissenschaftlichkeit keinen Anspruch machen kann.
                           
                              
                                 Bezeichnet:
                                 
                                    p
                                    
                                 die Pressung am Anfange einer Leitungsstrecke,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    p
                                    1
                                    
                                 die Pressung am Ende dieser Strecke,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    L
                                    
                                 die Länge der Strecke,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    F
                                    
                                    U
                                    
                                 den Querschnittden Umfang 
                                 der Röhrenleitung an irgend einer Stelle,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    δ
                                    
                                 die mittlere Dichtigkeit des Gases an dieser Stelle,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    t
                                    
                                 die zugehörige Temperatur in Grad,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    u
                                    
                                 die mittlere Strömungsgeschwindigkeit des Gases,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    V
                                    
                                 = Fu das in 1 Secunde an irgend einer Stelle
                                    											durchströmende
                                 
                              
                                 
                                 
                                    m
                                    
                                 einen festen Coefficienten, Volumen,
                                 
                              
                           so heiſst die Formel von d'Aubuisson:
                           p-p_1=m\,L\,\frac{U}{F}\,\delta\,u^2 .
                              									. . . . . . . . (1)
                           und es besteht neben derselben die bekannte
                              									Zustandsgleichung für Gase:
                           \delta\,(1+\alpha\,t)=\delta_0, . . . .
                              									. . . . . (2)
                           wobei δ0 die Dichtigkeit der betreffenden Gasart bei 0
                              									Grad, α aber den dem Gase eigenthümlichen
                              									Dilatationscoefficient bezeichnet. Berücksichtigt man, daſs die Dichtigkeit δ umgekekrt proportional ist dem Volumen, so folgt aus
                              									(2):
                           V=V_0\,(1+\alpha\,t),\ \mbox{d.h.}\
                                 										F\,u=F_0\,u_0\,(1+\alpha\,t) . . . . (3)
                           Mit dem Index Null ist jeweils der Werth der betreffenden Gröſse
                              									für das Gas von der Temperatur 0 Grad gemeint, Soll nun beim Durchströmen der
                              									Rohrleitung der Druckverlust p – p1 derselbe sein für das Gas von 0 Grad wie für jenes
                              									von t Grad, so muſs nach (1):
                           
                           
                              p-p_1=m\,L\,\frac{U_0}{F_0}\,\delta_0\,{u_0}^2=m\,L\,\frac{U}{F}\,\delta\,u^2
                              
                           werden, woraus sich die Beziehung zwischen F0, U0 und FU ergibt. Man findet, sofern aus Gleichung (2) der
                              									Werth von δ0; aus (3)
                              									der Werth von u in die eben abgeleitete Gleichung
                              									eingesetzt wird:
                           U_0\,F^3=U\,{F_0}^3\,(1+\alpha\,t) . .
                              									. . . . . . . (4)
                           Ist der Rohrquerschnitt ein Kreis, so wird U = αD, F = ¼ αD2, mithin:
                           D=D_0\,\sqrt[5]{1+a\,t} . . . . . . . .
                              									(5)
                           Erlaubt man sich die Annahme, daſs in der Praxis alle Gase, welche
                              									die Leitungen für metallurgische Zwecke durchströmen, denselben
                              									Dilatationscoefficient haben, so läſst sich eine allgemein gültige Tabelle für den
                              									Werth von \sqrt[5]{1+\alpha\,t} aufstellen, von welcher hier
                              									einige Werthe folgen:
                           
                              
                                 Für t =
                                     0°,
                                 
                                    \sqrt[5]{1+a\,t}
                                    
                                 = 1
                                 Für t =
                                    400°
                                 
                                    \sqrt[5]{1+a\,t}
                                    
                                 = 1,1980
                                 
                              
                                 
                                   50
                                 „
                                 = 1,0342
                                 
                                   450
                                 „
                                 = 1,2153
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 „
                                 = 1,0645
                                 
                                   500
                                 „
                                 = 1,2308
                                 
                              
                                 
                                 150
                                 „
                                 = 1,0917
                                 
                                   600
                                 „
                                 = 1,2621
                                 
                              
                                 
                                 200
                                 „
                                 = 1,1163
                                 
                                   700
                                 „
                                 = 1,2896
                                 
                              
                                 
                                 250
                                 „
                                 = 1,1390
                                 
                                   800
                                 „
                                 = 1,3152
                                 
                              
                                 
                                 300
                                 „
                                 = 1,1601
                                 
                                   900
                                 „
                                 = 1,3389
                                 
                              
                                 
                                 350
                                 „
                                 = 1,1796
                                 
                                 1000
                                 „
                                 = 1,3610.
                                 
                              
                           Wenn also D0, d.h. die Lichtweite des Rohres für das Gas von 0
                              									Grad nach Formel (1) gerechnet ist, so läſst sich die Lichtweite D für jede beliebige höhere Temperatur in der
                              									einfachsten Weise und sehr rasch ermitteln. Selbstverständlich gilt die gefundene
                              									Beziehung auch dann, wenn statt der d'Aubuisson'schen
                              									Formel zur Berechnung von D0 irgend eine beliebige andere Gleichung verwendet wird.