| Titel: | A. Meizel und G. Couffinhale's Gasbehälter mit hydraulischer Ausgleichung des Glockengewichtes. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 126 | 
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                        A. Meizel und G. Couffinhale's Gasbehälter mit
                           								hydraulischer Ausgleichung des Glockengewichtes.
                        Mit Abbildungen.
                        Meizel und Couffinhale's Gasbehälter.
                        
                     
                        
                           Eine neue, sehr beachtenswerthe Gasbehälter-Anordnung von A.
                                 										Meizel und G. Couffinhale in St. Etienne (vgl. * D. R. P. Kl. 26 Nr. 28522
                              									vom 19. März 1884), deren Ausführung die Société des Forges
                                 										et Ateliers de la Chaléassière, V. Biétrix und Comp. übernommen hat, macht
                              									einestheils die Anwendung von Saugern zur Verminderung des Druckes in den Retorten
                              									entbehrlich, andererseits vereinfacht sie die Führung der Behälterglocke und
                              									bezweckt somit in mehrfacher Richtung die Verminderung der Kosten bei der Anlage von
                              									Gasanstalten.
                           Das Wesentliche der neuen Anordnung besteht darin, daſs die Glocke in unmittelbarer
                              									Verbindung mit einem hydraulischen Aufzuge steht, durch welchen ihr Gewicht gänzlich
                              									oder theilweise ausgeglichen wird; der Cylinder dieses Aufzuges ist, wie aus den der
                              										Revue industrielle, 1885 * S. 114 entnommenen
                              									Textabbildungen zu entnehmen, im Mittel der Glocke angeordnet auf kräftigem
                              									Unterbaue stehend, und bietet zugleich eine bequeme centrale Führung der Glocke. Zu
                              									diesem Zwecke sind an dem Cylinder für die Leitrollen der Glocke Führungsschienen
                              									befestigt, während die Rollen selbst im Inneren eines in der Glocke central
                              									eingebauten, kräftigen Blechrohres bezieh. an einem Kopfsterne G angebracht sind, welcher zugleich zur Verbindung der
                              									Glocke mit der Stange des Tragkolbens P dient.
                           Soll die Glocke gefüllt und hierbei ihr Gewicht mehr oder weniger ausgeglichen
                              									werden, so wird aus einem in der Nähe des Behälters aufgestellten und mit dem
                              									Cylinder in Verbindung stehenden Zwischenbehälter C
                              									mittels Dampf, den man bei A einströmen läſst, Wasser
                              									unter den Kolben P gepreſst. Hierbei vermittelt ein
                              									Druckregler, welcher ein in die Wasserzuleitung zum Cylinder eingeschaltetes Ventil
                              									beherrscht, daſs sich die Hubgeschwindigkeit der Glocke nach der Gaserzeugung
                              									richtet, so daſs das Gas unter gleich bleibendem Drucke den Retorten entnommen wird.
                              									In derselben Weise wirkt ein zweiter Regulator auf ein Ventil in der Wasserleitung,
                              									durch welche das Druckwasser aus dem Cylinder in den Zwischenbehälter C zurücktritt, sobald man den Dampf aus letzterem bei
                              										F austreten läſst und dadurch das Sinken der Glocke
                              									veranlaſst.
                           
                           Das zu jedesmaligem Glockenhube aufzuwendende Dampfvolumen ist theoretisch dem vom
                              									Kolben P verdrängten Volumen gleich. In Wirklichkeit
                              									wird dasselbe namentlich deshalb sich höher stellen, weil der in den
                              									Zwischenbehälter eintretende Dampf sich bei der Berührung mit dem Wasser
                              									niederschlägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 261, S. 127
                              
                           Thatsächlich soll jedoch der entsprechende Dampfverlust ein
                              									nur geringer sein, weil die oberste Wasserschicht bald die Dampftemperatur annimmt
                              									und dann nicht mehr abkühlend wirkt, während sie an den unteren, kälteren
                              									Wasserinhalt des Zwischenbehälters nur langsam Wärme abgibt; auch mag wohl die im
                              									Zwischenbehälter eingeschlossene Luft als Isolirschicht zwischen Dampf und Wasser
                              									wirksam sein. Jedenfalls sollen sich die Betriebskosten mindestens nicht höher
                              									belaufen als bei der Anwendung von Saugern irgend welcher Construction.
                           
                           Daſs aber auch die Anlagekosten eines Gasbehälters nach dem beschriebenen Systeme
                              									sich ganz erheblich niedriger stellen müssen als die Beschaffungskosten für
                              									gewöhnliche Behälter, ist ohne weiteres einleuchtend. Vor Allem muſs das centrale
                              									Leitwerk bei gleicher Sicherheit entschieden billiger herzustellen sein als ein
                              									äuſseres Leitwerk, von welchem im gegebenen Falle immer nur ein verhältniſsmäſsig
                              									kleiner Theil thatsächlich zur Wirkung gelangt; zudem läſst sich die Befestigung für
                              									den Leitcylinder im Boden des Behälters in der denkbar bequemsten und
                              									zuverlässigsten Weise ausführen – ein Umstand, welcher namentlich bei Anwendung
                              									eiserner Behälter beachtenswerth ist. Auch die Construction der Glocke selbst wird
                              									durch Anwendung des centralen Leitwerkes vereinfacht, weil das Wegfallen namentlich
                              									der unteren Führungsrollen am Mantel der Glocke jede Versteifung in der Senkrechten
                              									derselben entbehrlich machen. Auch ist noch auf einen weiteren, unter Umständen
                              									schon allein Ausschlag gebenden Vorzug des neuen Systemes hinzuweisen, welcher darin
                              									besteht, daſs ein solcher Behälter auch in gröſserer Entfernung von der Gasfabrik
                              									angelegt werden kann, ohne daſs hierdurch Unzuträglichkeiten im Betriebe
                              									herbeigeführt würden. Eine solche Möglichkeit käme namentlich bei älteren Fabriken
                              									in Betracht, die ihre Erzeugung zu vergröſsern genothigt sind, während der Raum zur
                              									Anlage eines weiteren Behälters in der Fabrik oder in der nächsten Nähe derselben
                              									mangelt.