| Titel: | Ueber Fortschritte in der Soda-Industrie. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 130 | 
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                        Ueber Fortschritte in der Soda-Industrie.Vgl. Uebersicht 1885 257 110. 258 361. 1886 260 231.
                        Ueber Fortschritte in der Soda-Industrie.
                        
                     
                        
                           Nach Scheurer-Kestner (Bulletin de la Société chimique, 1886 Bd. 45 S. 227) hat Cl. Perret in Lyon zuerst an Stelle des Schwefels Pyrite verbrannt, um die Schwefligsäure für die Herstellung von Schwefelsäure zu verwenden.Vgl. 1841 79 106. 80 465. 1850 116 322. 1853 129 113. 1859 154 * 181. 1862 164 * 449. 1863 167 448. 1865 175 166. Er verbrannte den Kies in Muffelöfen (ebenso 1852 Usiglio in Alois), dessen Schwiegersohn J. Olivier dagegen in Stichöfen. Nach Mich. Perret (Annales de Chimie, 1867 Bd. 11 S. 479) wurde Feinkies in einem Plattenofen geröstet, dessen untere Abtheilung mit Stückkies beschickt wurde,
                              bis Juhel in der Maletra'schen Fabrik in Saint-Denis ausschlieſslich Feinkies im Plattenofen verwenden konnte. Neuerdings verwendet Perret einen dem Gerstenhöfer'schen ähnlichen Prismenofen.
                           Eine Schwefelsäurefabrik, deren Gloverthurm mit gesprengten Quarzsteinen ausgesetzt war, gab nach H. Bornträger (Chemische Industrie, 1886 S. 108) in Folge des mangelhaften Zuges sehr ungünstige Ausbeuten. Seiner Ansicht nach sollte die Kieshöhe auf dem
                              Roste für Grobkies aus der Grube Sicilia in Meggen mindestens 70cm betragen. Hinter dem Ofen befindet sich eine kurze gemauerte Zunge zur Absonderung des Zinkoxydes und dann ein kurzer Kanal
                              von 1m Durchmesser bis zum Gloverthurme. Quarzsteine sind zur Thurmfüllung nicht zu empfehlen, da sie leicht zersprengt werden.
                              Auf den mit geeigneten Ziegeln ausgesetzten Gloverthurm lasse man mit der Nitrose und Säure aus der zweiten Kammer auch das
                              Wasser der Dampfleitung laufen und dann die Gase durch einen Kanal von mindestens 70cm in die Kammer treten. Beim Austritte aus der Kammer empfiehlt es sich sehr, das Gasgemenge der Stickstoffverbindungen nicht
                              durch einen, sondern durch 3 bis 4 Gay-Lussac-Thürme streichen zu lassen, welche mit bis auf 5° abgekühlter 62°-Schwefelsäure
                              gespeist werden. (Vgl. Bornträger 1885 258 422. Herreshoff * S. 75 d. Bd.)
                           Aus den Rohsodalaugen der Chemischen Fabrik Hermannia zu Schönebeck hatten sich Krystalle gebildet, welche nach C. Rammelsberg (daselbst S. 110) folgende Zusammensetzung hatten:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 22,75
                                 21,50
                                 23,04
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 14,99
                                 15,00
                                 15,70
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 7,38
                                 8,03
                                 7,63
                                 
                              
                                 Kalk
                                 13,28
                                 12,41
                                 12,56
                                 
                              
                                 Natron
                                 22,37
                                 21,66
                                 20,87
                                 
                              
                                 Wasser
                                 19,23
                                 21,40
                                 20,20
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           III berechnet für die Formel Na18Ca6Al2 (Si,C)21O63 + 30aq.
                           Es ist mithin eine Verbindung der allereinfachsten Art, da sie aus normalen Silicaten und Carbonaten besteht, d.h. solchen, die sich auf
                              									R2CO3 und R2SiO3 zurückführen lassen. Die Krystalle sind zweigliedrig (rhombisch), mit dem Achsenverhältnisse a : b : c = 0,5295 : 1 : 1,73 und von dem Hauptoktaeder gebildet, dessen schärfere Endkanten abgestumpft sind und welches durch Vorherrschen
                              der Endfläche oft tafelartig erscheint. Die früheren Mittheilungen (vgl. 1884 254 90), nach denen diese Krystalle lediglich die Bestandtheile des Gay-Lussit enthalten sollten, mit einer geringen Menge Wasser verbunden, müssen auf ein Gemenge beider Stoffe bezogen werden und sind
                              Kieselsäure und Thonerde nicht, wie damals angenommen, als Beimengungen zu betrachten.
                           Nach C. Reidemeister (daselbst S. 111) fanden sich die Silico-Carbonat-Krystalle sowohl aus carbonisirten, als aus nicht carbonisirten Sodalaugen abgesetzt; das Vorkommen aus Rohsodalauge wurde dadurch
                              noch bemerkenswerther, daſs sich auf diesen rhombischen Silico-Carbonat-Krystallen, welche in den Klärgefäſsen für Rohsodalaugen
                              entstanden, in denen früher nur Gay-Lussit-Krystalle beobachtet worden waren, vereinzelte zwei- und eingliedrige Gay-Lussit-Krystalle
                              zeigten. Ebenso zeigten sich an den Seitenwänden einer Vorwärmepfanne für Rohsodalauge die rhombischen Silico-Carbonat-Krystalle
                              und auf diesen die zwei- und eingliedrigen Gay-Lussit-Krystalle. Die Entstehung beider Arten von Krystallen wurde also sowohl
                              aus Rohsodalauge, als auch aus carbonisirter Lauge beobachtet; die geringste Concentration der Lauge, bei welcher beide Arten
                              auftraten, war 20° B. Die Gay-Lussit-Krystalle haben sich besonders an solchen Stellen abgeschieden, an welchen eine Abkühlung
                              stattfand, die Silico-Carbonat-Krystalle besonders schön an solchen Stellen, an welchen eine langsame Verdampfung der Lauge
                              stattfand.
                           G. Lunge (daselbst S. 47) untersuchte die Einwirkung von Alkalien, Säuren und Salzen auf Metalle. Zur Prüfung der Einwirkung von Schwefelsäure auf Guſseisen wurden kleine Eisencylinder von je 7qc,85 Oberfläche mit der Säure in mit Kautschukventil versehenen Kölbchen eine Stunde lang erwärmt. Der Gewichtsverlust betrug
                              im Mittel für 8 verschiedene Guſseisensorten:
                           
                              
                                 In
                                 reiner
                                 Säure
                                 von
                                 66°
                                 B.
                                 bei
                                   20°
                                 0,021 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 100
                                 0,095
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 295
                                 0,113
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 von
                                 60°
                                 B.
                                 bei
                                   20
                                 0,018
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 100
                                 0,149
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 200
                                 2,096
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 von
                                 50°
                                 B.
                                 bei
                                   20
                                 0,026
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 100
                                 0,300
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 147
                                 1,564
                                 
                              
                                 In
                                 Handelssäure
                                 von
                                 66°
                                 B.
                                 bei
                                 100
                                 0,085
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 295
                                 0,143
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 von
                                 60°
                                 B.
                                 bei
                                 200
                                 2,229
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 von
                                 50°
                                 B.
                                 bei
                                 147
                                 1,533
                                 
                              
                           Bei gewöhnlicher Temperatur und Luftabschluſs ist somit die Einwirkung nur unbedeutend. Bei höheren Temperaturen wirken namentlich die schwächeren Säuren sehr stark ein. Die Unterschiede der einzelnen
                              									Eisenmischungen verschwinden gegenüber der 66°-Säure in allen Fällen und gegenüber
                              									den schwächeren Säuren bei 20° und 100°. Dagegen zeigt es sich beim Siedepunkte der
                              									schwächeren Säuren deutlich, daſs Holzkohlenroheisen und Hartguſs recht merklich
                              									weniger als alle übrigen Sorten angegriffen werden. Ein Unterschied zwischen heiſsem
                              									und kaltem Eisengusse ist dabei nicht zu bemerken. Am stärksten wurde schottisches
                              									Roheisen angegriffen.
                           Von der Chemischen Fabrik Griesheim gelieferte Schwefelsäure mit etwa 99,8 Proc. H2SO4 bewirkte für je 1qdm Metalloberfläche folgende Gewichtsverluste:
                           
                              
                                 Metall
                                 6 Tase bei 20°
                                 2 Stunden bei 100°
                                 
                              
                                 Guſseisen
                                   0,062g
                                   0,105g
                                 
                              
                                 Schmiedeisen
                                 0,056
                                 0,095
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 1,115
                                 sehr stark
                                 
                              
                                 Blei
                                 1,790
                                 1,847
                                 
                              
                           Bei Luftabschluſs ist die Wirkung auf Eisen also gering, sehr stark dagegen auf
                              									Kupfer und Blei.
                           Entsprechende Versuche mit gesättigter Chlornatriumlösung ergaben folgende Gewichtsverluste:
                           
                              
                                 Metall
                                 Verlust in Proc.
                                 Verlust in g auf 1 qdm
                                 
                              
                                 
                                 8 Tage bei 20°
                                 2 Stunden bei 100°
                                 8 Tage bei 20°
                                 2 Stunden bei 100°
                                 
                              
                                 Guſseisen
                                 0,021
                                 0,008
                                 0,033
                                 0,011
                                 
                              
                                 Schmiedeisen
                                 0,050
                                 0,019
                                 0,016
                                 0,006
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,015
                                 0,008
                                 0,006
                                 0,004
                                 
                              
                                 Blei
                                 0,019
                                 0,029
                                 0,010
                                 0,015
                                 
                              
                           Der Angriff ist in allen Fällen gering, doch ganz merklich, besonders bei Guſseisen
                              									und in höherer Temperatur bei Blei, während sonst die 2 stündige Erwärmung auf 100°
                              									nicht weniger Wirkung als das längere Stehen in der Kälte zeigt. Stärkere Einwirkung
                              									übt Chlorammoniumlösung aus, wie folgende Versuche
                              									ergaben:
                           
                              
                                 Metall
                                 Verlust in Proc.
                                 Verlust in g auf 1 qdm
                                 
                              
                                 
                                 8 Tage bei 20°
                                 2 Stunden bei 100°
                                 8 Tage bei 20°
                                 2 Stunden bei 100°
                                 
                              
                                 Guſseisen
                                 0,046
                                 0,049
                                 0,067
                                 0,072
                                 
                              
                                 Schmiedeisen
                                 0,165
                                 0,213
                                 0,054
                                 0,068
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,690
                                 0,031
                                 0,303
                                 0,013
                                 
                              
                                 Blei
                                 0,282
                                 0,095
                                 0,142
                                 0,050
                                 
                              
                           Es wurden nun Natronlaugen untersucht, welche 102,5, 205
                              									bezieh. 510g NaOH in 1l enthielten, ferner für Eisen eine Schwefelnatriumlösung von 4g,4 Na2S bezieh.
                              										3g,35 für die Versuche mit Kupfer und Blei,
                              									sowie eine Lösung von 100g Natriumsulfat in 1l. Dabei zeigte sich nach der Einwirkung von
                              									Natronlauge die Eisenoberfläche stets ganz blank und eine Ausscheidung von
                              									Eisenhydroxyd fand nicht statt. Bei Natriumsulfatlösung war die Eisenoberfläche
                              									oxydirt, bei Schwefelnatrium wurde sie schwarz (jedenfalls von FeS) und auf dem
                              									Guſseisen zeigten sich schwarze glänzende Kryställchen (wohl Graphit). Der
                              									Gewichtsverlust zeigt also hier durchaus nicht den ganzen Betrag des Angriffes und
                              									wurde daher zur besseren Einsicht in den Vorgang das in Lösung gegangene Eisen
                              									analytisch bestimmt, was freilich das anhaftende FeS auch noch nicht berücksichtigen
                              									kann. Auch bei Kupfer und Blei zeigte sich nach Einwirkung des Schwefelnatriums die
                              									Oberfläche des Metalles mit Schwefelmetall bedeckt. Der Gewichtsverlust der Metalle
                              									betrug für je 1qdm Oberfläche in Gramm:
                           
                              
                                 Metall
                                 102,5 g NaOH
                                 205 g NaOH
                                 510 g NaOH
                                 4,4 bez. 3,35 g
                                 100 g Na2SO4
                                 
                              
                                 7 Tagebei 20°
                                 2 St.bei 100°
                                 7 Tagebei 20°
                                 2 St.bei 100°
                                 7 Tagebei 20°
                                 2 St.bei 100°
                                 7 Tagebei 20°
                                 2 St.bei 100°
                                 7 Tagebei 20°
                                 2 St.bei 100°
                                 
                              
                                 Guſseisen
                                 0,0006
                                 0,0006
                                 0,0006
                                 0,0032
                                 0,0025
                                 0,0178
                                 0,971
                                 0,784
                                 0,0101
                                 0,0318
                                 
                              
                                 Schmiedeisen
                                 0,0077
                                 0,0006
                                 0,0090
                                 0,0025
                                 0,0080
                                 0,0038
                                 0,371
                                 0,227
                                 0,0515
                                 0,0028
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,0024
                                 0,0192
                                 0,0189
                                 0,0159
                                 0,0172
                                 0,0172
                                 0,06217
                                 –
                                 0,0059
                                 0,0012
                                 
                              
                                 Blei
                                 0,2957
                                 0,1489
                                 0,0560
                                 0,0375
                                 0,0304
                                 0,0333
                                 0,0082
                                   0,0170
                                 0,0076
                                 0,0058
                                 
                              
                           Hiernach wirkt Aetznatron auf Eisen bei 15° und 100°
                              									wenig ein, mehr auf Kupfer und Blei, welches dagegen von Schwefelnatrium fast gar
                              									nicht angegriffen wird.
                           W. Venator (Chemikerzeitung, 1886 S. 319) prüfte das Verhallen der
                                 										Metalle gegen Natronlauge. Eine starke Einwirkung der Lauge findet statt
                              									auf Eisen, Stahl und Blei, während Messing, Phosphorbronze, Nickel und die
                              									Legirungen von Kupfer, Zinn, Zink, Blei und Nickel wenig oder gar nicht angegriffen
                              									werden. Kupfer wird so wenig angegriffen, daſs Honigmann seine Natron-Dampfkessel, soweit sie mit Natron in Berührung
                              									kommen, aus Kupfer herstellt. Bemerkenswerth ist, daſs ein Theil des Eisens bei der
                              									Behandlung mit Natronlauge als Oxydul in Lösung geht und durch Verdünnen mit Wasser
                              									als Oxyd ausgeschieden wird. Die smaragdgrüne Lösung hält sich jedoch wochenlang an
                              									der Luft, ohne daſs eine Oxydation eintritt. Erhöht man aber die Concentration der
                              									Lösung durch Eindampfen, so scheidet sich das Eisen nach und nach als Oxydhydrat
                              									aus. Aus diesem Grunde zeigt auch das schmelzende Aetznatron nach der Einwirkung auf
                              									Eisen niemals die grüne Farbe, sondern ist braun von ausgeschiedenem Eisenoxyd.
                           Die Nebenbestandtheile des Eisens gehen zum Theile in die Lauge über; so konnte man
                              									die Anwesenheit von Phosphor bezieh. Phosphorsäure in der Lauge nachweisen. Das
                              									Mangan scheidet sich als Manganoxyd ab; ein Theil wird vielleicht zu Mangansäure
                              									oxydirt. Der Kohlenstoff wird zum gröſsten Theile oxydirt.
                           Sämmtliche Eisenstücke entwickelten Wasserstoff, was besonders deutlich bei ganz
                              									dünnen Stahlblechen zu beobachten war. Bei einigen Versuchen mit Guſseisen war
                              									dasselbe nach der Einwirkung mit einer schwarzen, sammetglänzenden Haut bedeckt,
                              									deren Analyse jedoch, der geringen Menge wegen, unausführbar war. Dieselbe scheint
                              									aus Graphit zu bestehen. Bei Messing erstreckt sich die Einwirkung fast nur auf das
                              									Zink und Blei. Das Zink wird aufgelöst und es bleibt eine kupferne Oberfläche
                              									zurück, so daſs eine der Lauge ausgesetzte Messingplatte nach der Einwirkung das
                              									Aussehen einer Kupferplatte erhält. Die erste Einwirkung auf das Messing ist die
                              									stärkste; allmählich läſst dieselbe mehr und mehr nach. Die Gröſse der Einwirkung
                              									richtet sich nach dem
                              									Gehalte des Messings an Zink. So hat auch Honigmann
                              									durch Versuche im Groſsen bestätigt, daſs Messing mit hohem Kupfergehalte (etwa 80
                              									Proc.) fast gar nicht angegriffen wird. (Vgl. Honigmann
                              									1885 256 2. 257 211.)
                           Natriumbicarbonat enthält nach E. Mylius (Pharmaceulische Centralhalle, 1886 S. 268) häufig Arsen und
                              									namentlich Natriumthiosulfat. In Folge dessen schmeckt damit hergestelltes Brausewasser nach Schwefelwasserstoff. Zur Nachweisung dieser Verunreinigung übersättigt man mit
                              									verdünnter Schwefelsäure, setzt von Arsen freies Zink hinzu und prüft mit Bleipapier
                              									auf Schwefelwasserstoff.
                           Die Arsenprobe der Pharmacopöe soll so ausgeführt
                              									werden, daſs der zu untersuchenden Flüssigkeit in einem Probeglase Jodlösung bis zur
                              									Gelbfärbung zugesetzt wird (damit Sulfite in Sulfate verwandelt und dadurch
                              									verhindert werden, durch Schwefelwasserstoffbildung einen Irrthum hervorzurufen) und
                              									daſs man diese oxydirte Lösung zur Wasserstoffentwickelung mittels Säure und Zink
                              									bringt. Entsteht nun auf dem gleichzeitig über das Probeglas gedeckten, mit
                              									Silbernitratlösung betupften Papiere eine Schwarzfärbung des Silbernitrates, so wird
                              									angenommen, Arsen Wasserstoff habe diese Schwärzung bewirkt. Allein dies kann trotz
                              									Jodzusatzes doch auch Schwefelwasserstoff bewirkt haben, wenn Thiosulfat vorhanden
                              									war. Denn wenn auch Sulfite durch Jod zu Sulfaten oxydirt werden, so bildet sich aus
                              									der Thioschwefelsäure doch unter denselben Umständen nur Tetrathionsäure; diese aber
                              									wird durch Zink und Säure sogleich wieder in Thioschwefelsäure und letztere zu
                              									Schwefelwasserstoff reducirt, welcher dann eine Schwärzung des Silbernitrates
                              									bewirken muſs, auch wenn Arsen nicht vorhanden war. Will man diesen Zweifel
                              									vermeiden, dann muſs man an Stelle der Jodlösung zur Oxydation Kaliumpermanganat
                              									anwenden, wodurch Thioschwefelsäure oxydirt wird.
                           R. Kissling (Chemische
                                 										Industrie, 1886 S. 137) prüfte den Einfluſs des
                                 										Arsengehaltes auf das Volumengewicht der gewöhnlichen Schwefelsäure. Das
                              									Volumengewicht wurde bei 15° bestimmt, auf Wasser von 4° und den luftleeren Raum
                              									berechnet. Schwefelsäuren aus zwei Fabriken gaben folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Vol.-Gew. bei15°
                                 Gehalt anH2SO4Proc.
                                 Gehalt anAS2O3Proc.
                                 Vol.-Gew. bei15°
                                 Gehalt anH2SO4Proc.
                                 Gehalt anAS2O3Proc.
                                 
                              
                                 1,8377
                                 –
                                 0,137
                                 1,8367
                                 93,82
                                 0,024
                                 
                              
                                 1,8387
                                 –
                                 0,137
                                 1,8372
                                 93,67
                                 0,035
                                 
                              
                                 1,8393
                                 92,87
                                 0,192
                                 1,8373
                                 93,72
                                 0,028
                                 
                              
                                 1,8409
                                 93,28
                                 0,258
                                 1,8384
                                 93,72
                                 0,037
                                 
                              
                                 1,8412
                                 94,25
                                 0,219
                                 1,8386
                                 93,96
                                 0,037
                                 
                              
                                 1,8413
                                 93,60
                                 0,254
                                 1,8388
                                 94,04
                                 0,039
                                 
                              
                                 1,8414
                                 93,93
                                 0,231
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1,8415
                                 93,77
                                 0,231
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Verglichen mit den von Lunge und
                              										Naef (1883 248 91) für
                              									reine Säure gefundenen
                              									Zahlen ergaben sich bei Annahme eines Volumengewichtes von 3,7 für Arsenigsäure noch
                              									kleinere Werthe, als gefunden wurden.
                           Eine Säure von 1,841 sp. G. löste 0,019 bis 0,022 Proc. schwefelsaures Blei, so daſs
                              									auch ein Bleigehalt einen Einfluſs auf die vierte Decimale ausüben wird.
                           Zur Gewinnung von Schwefel aus gebrauchter
                                 										Gasreinigungsmasse u. dgl. wird dieselbe nach J.
                                 										Robinson in Widnes (Englisches Patent 1885 Nr. 497) mit Sodarückstand und den sogen. gelben Laugen des Mond'schen Verfahrens gemischt und erwärmt. Ist die
                              									Lösung mit Schwefel gesättigt, so wird durch Zusatz überblasener Lauge oder durch
                              									Lufteinblasen so weit oxydirt, daſs bei der folgenden Fällung mit Salzsäure weder
                              									Schwefelwasserstoff, noch Schwefligsäure entweicht. Enthalten die fraglichen Massen
                              									Arsen, so wird dieser durch vorherige Behandlung mit wenig gelber Lauge ausgezogen.
                              									Arsen kann auch dadurch beseitigt werden, daſs die Laugen unvollständig mit
                              									Salzsäure zersetzt werden, so daſs Arsen in Lösung bleibt.
                           Nach F. S. Newhall in Washington (Englisches Patent 1885
                              									Nr. 3933) werden die mit Wasser angerührten frischen Sodarückstände mit Schwefelwasserstoff behandelt, die erhaltenen Laugen
                              									mit einem Gemische von Calcium- und Magnesiumchlorid. Der entweichende
                              									Schwefelwasserstoff soll in entsprechender Weise verwerthet werden, während die in
                              									der Lauge schwebende Magnesia zur Herstellung basischer
                                 										Steine dienen soll.