| Titel: | Neue Zündvorrichtungen für Gaskraftmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 151 | 
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                        Neue Zündvorrichtungen für
                           								Gaskraftmaschinen.
                        (Patentklasse 46. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								256 S. 198.)Vgl. auch Buß und Sombart 1885 257 * 44. Reithmann 1885 258 * 485. 1886 259 * 241.
                                 											Nash 1886 259 *
                                 										153.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									9.
                        Neue Zündvorrichtungen für Gaskraftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die sichere Zündung durch eine Flamme in Gaskraftmaschinen,
                                 										welche mit verdichtetem Gemenge arbeiten, hängt nur davon ab, daſs die
                              									Uebertragungsflamme vor dem Erlöschen geschützt wird, wenn sie mit der
                              									Cylinderladung in Verbindung tritt. Dies wird verhindert, wenn der Druck der die
                              									Uebertragungsflamme speisenden Gasmenge mindestens auf gleiche Höhe mit dem des
                              									verdichteten Explosionsgemenges gebracht wird, oder daſs man die Uebertragungsflamme
                              									durch eine kleine Vorexplosion ersetzt, welche kurz vor der Oeffnung des Zündkanales
                              									in den Cylinder eingeleitet wird. Neuerdings wird auch eine Vereinigung beider
                              									Mittel angestrebt und zwar nicht nur auf dem Wege der Ventilzündung (vgl. Körting und Lieckfeld 1885
                              										256 * 201), sondern auch mittels Schieberzündung
                              									(vgl. Adam bezieh. Beiſset
                              									1885 256 * 202. * 203).
                           Zwei hier zu besprechende Ausführungen schlieſsen sich den letzteren Vorgängen eng
                              									an. Ein aus einem Behälter mit einer gewissen Geschwindigkeit durch nicht zu feine
                              									Oeffnungen ausströmendes Gemenge brennt erst in einer gewissen Entfernung von diesen
                              									Oeffnungen, die Zündung verpflanzt sich aber durch die Oeffnungen in das verdichtete
                              									Gemenge nicht zurück. Dies geschieht erst dann, sobald der Ueberdruck im Gemenge so
                              									weit nachläſst, daſs die Zündungsgeschwindigkeit gröſser ist als die
                              									Ausströmungsgeschwindigkeit. Wird daher durch Abschlieſsen des Raumes, in welchem
                              									das ausströmende Gemenge brennt, in diesem Raume die Wärme und der Druck gesteigert,
                              									so vermehrt sich dadurch die Zündungsgeschwindigkeit, während die
                              									Ausströmungsgeschwindigkeit sich vermindert, und die Zündung schlägt in das
                              									verdichtete Gemenge zurück.
                           Diese Betrachtung führte M. V. Schiltz in Köln (* D. R.
                                 									P. Nr. 33675 vom 30. December 1884) zu der in Fig. 18 und 19 Taf. 9
                              									dargestellten Zündvorrichtung. Bei der Aufwärtsbewegung des Schiebers U aus seiner tiefsten Stellung (Fig. 19) füllt sich die
                              									nach auſsen durch eine Platte o mit Löchern begrenzte
                              									Mulde m aus irgend einer Quelle, hier aus dem Laderaume
                              									des Arbeitcylinders selbst, durch den Kanal e mit
                              									brennbarem Gemenge, welches vor der Platte o an der
                              									äuſseren Flamme f sich entzündet und fortbrennt, ohne
                              									in die Mulde zurück zu zünden. Bei weiterem Aufgange des Schiebers schlieſst der
                              									letztere die Siebflämmchen zum Schieberdeckel ab (Fig. 18), wodurch nach
                              										Schützes Meinung das Gemenge in der Mulde m sich entzündet und dort explosiv verbrennt, wenn auch
                              									dasselbe nur unter schwachem Drucke sich befunden hätte. Die Explosion schlägt dann
                              									in die gleichzeitig oder unmittelbar darauf geöffnete Kammeröffnung a und entzündet dort das Gemenge, auch wenn es
                              									bedeutend verdichtet wäre. Wenn die Hitze und der Druck in der Mulde m durch deren Auskleidung mit einem schlechten
                              									Wärmeleiter w (Asbest oder Thon) zusammengehalten wird,
                              									so erfolgt in a die Zündung, auch wenn die Oeffnung
                              									einen Augenblick später eintritt.
                           Wie Schütz weiter ausführt, kann auch
                              									die Ausströmungsgeschwindigkeit vor der Siebplatte o in
                              									den Raum i durch Vergröſserung oder Verkleinerung der
                              									Sieblöcher geregelt werden, wozu ein Schieber mit gleichen Löchern dienen kann. Die
                              									Zündung kann ebenso gut durch Ventile oder Klappen bewirkt werden, wenn eine Klappe
                              									den Raum i abschlieſst, während gleichzeitig durch eine
                              									andere Klappe die Mulde m zur Kammer a geöffnet wird.
                           Es läſst sich auch ein sehr hochgradig verdichtetes Gemenge
                              									entzünden, wenn man
                              									mehrere Zündmulden vor einander, wie in Fig. 17 Taf. 9, oder bei
                              									einem weniger dicken Schieber neben einander reiht, so daſs die Zündung von Mulde zu
                              									Mulde sich verbreitet und aus der zuletzt entzündeten Mulde in die gleichzeitig
                              									geöffnete, mit stark verdichtetem Gemenge gefüllte Kammer a sich überträgt. Bewegt sich in Fig. 17 der Schieber U aus seiner tiefsten Stellung nach aufwärts, so füllt
                              									sich durch den Kanal e die Mulde M mit stark verdichtetem Gemenge, welches aus M durch die feine Oeffnung o1 in die Mulde m tritt und aus der letzteren die Verbrennungsrückstände durch K verdrängt und im Raume i
                              									an der äuſseren Flamme bei f sich entzündet. Durch
                              									Abschlieſsen des Raumes i schlägt die Zündung aus i nach w, aus m durch o1 nach M, von da in die
                              									gleichzeitig geöffnete Kammer a. Da die enge Oeffnung
                              										o1 dem Ueberströmen
                              									des Gemenges aus M nach m
                              									hinderlich ist, so muſs vor der Zündung bei schneller Schieberbewegung die
                              									Verdichtung in M gröſser sein als in m; die Rückzündung aus m
                              									nach M wird erleichtert durch Ausfütterung der kleinen
                              									Oeffnung o1 mit
                              									schlechten Wärmeleitern; es kann o1 auch ein mit Asbest ausgekleideter kleiner Kanal
                              									sein.
                           Bei einer von der Gasmotorenfabrik Deutz (* D. R. P. Nr.
                              									35588 vom 12. Mai 1885) vorgeschlagenen Zündvorrichtung ist die Mulde b (Fig. 21 und 22 Taf. 9) des
                              									Schiebers a, ähnlich wie bei der Zündvorrichtung von
                              										Adam (1885 256 * 202),
                              									durch einen Einsatz c in drei Abtheilungen b, b1 und c getheilt, in welchen das eingeführte brennbare
                              									Gemisch verbrennt. Der Einsatz c ist an der einen Seite
                              									siebartig gelocht. Das brennbare Gemisch wird aus dem Cylinder durch den Kanal g, die Rinne s und den
                              									engen Kanal d1 in die
                              									Mulde bb1 gepreſst. Das
                              									Gemenge stöſst dabei gegen das Sieb des Einsatzes c;
                              									ein kleiner Theil desselben gelangt in diesen Einsatz, während der gröſsere Theil an
                              									dem Siebe abprallt und, ohne Widerstand zu finden, in die beiden Abtheilungen b und b1 zur linken und rechten Seite des Einsatzes tritt.
                              									Das brennbare Gemisch, welches heftig aus b und b1 herausströmt,
                              									entzündet sich zuerst an der äuſseren Flamme h und
                              									sichert das Anzünden desjenigen Gemenges, welches mit geringerem Drucke in die Mulde
                              										bb1 gelangt. Das
                              									Abprallen des Gemisches an dem Siebe läſst sich so regeln, daſs in den verschiedenen
                              									Abtheilungen verschiedene Mengen des brennbaren Gemisches zur Verbrennung kommen.
                              									Bei Abschluſs der Mulde mit ihren drei Abtheilungen nach auſsen durch den Deckel i in Folge der Bewegung des Schiebers werden die
                              									Flammen b und b1, die durch die sich vermehrende Verdichtung der
                              									Cylinderladung weit auſsen brennen, zeitweise von dem Schieber abgeschnitten. Da
                              									aber auf alle Fälle in dem Einsatze c die kleinere
                              									Flamme am Brennen bleibt, so sichert dieselbe die Einleitung der Entzündung in dem
                              									Cylinder. Die Flamme in c verzehrt das von den
                              									abgeschnittenen Flammen b und b1 zurückbleibende Gemenge und leitet,
                              									während der Schieber in seiner Rückbewegung die Oeffnungen f und f1 in
                              									Verbindung mit dem Einströmkanale g bringt, die
                              									Entzündung der Cylinderladung durch Rückschlag ein.
                           Als das Wesentliche dieser Ausführung wird angesehen, daſs die Vertheilung des Gasgemisches in mehreren Abtheilungen
                              									der Zündmulde in der Weise vor sich geht, daſs das Gasgemisch in die einzelnen
                              									Abtheilungen in verschiedenen Mengen einströmt und aus denselben unter verschiedenem Drucke, also mit
                              									verschiedener Flammengröſse brennt. Auch ist bei dieser Einrichtung angestrebt, daſs
                              									das zur Verwendung kommende Explosionsgemisch keinen gleich bleibenden Druck
                              									benöthigt.
                           Die in Fig. 20
                              									Taf. 9 dargestellte Zündvorrichtung der Berliner
                                    										Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff in Berlin (* D. R.
                                 									P. Nr. 34293 vom 18. Juni 1885) bietet eine eigenartige Ausbildung der Zündung durch Berührung mit erhitzten Körpern (vgl.
                              									1885 256 206) in Anwendung auf Gaskraftmaschinen, welche
                              									mit verlängertem Cylinderraume arbeiten.
                           Die Zündvorrichtung besteht aus einem Körper i, welcher
                              									mit Schichten i1 und
                              										i2
                              									wärmeschützenden, schlecht leitenden Materials umgeben ist und sich in einem Gehäuse
                              										V eingeschlossen befindet. Der Kolben B, welcher in der gezeichneten Stellung seine äuſserste
                              									Lage einnimmt, besitzt eine OefFnung v1
                              									, die mit dem Kanäle v
                              									zusammentrifft, sobald der Kolben in diese Stellung gelangt. Hierbei kann eine
                              									geringe Menge des im Cylinder A befindlichen
                              									verdichteten Gasgemisches durch den hohlen Körper i,
                              									den Kanal v und die Oeffnung v1, sowie den hohlen Kolben vor letzteren
                              									gelangen. Da der Körper i glühend gemacht wird, bevor
                              									die Maschine in Gang gesetzt wird, so muſs sich das verdichtete Gasgemisch an dem
                              									Körper i entzünden, wenn eine Strömung des Gasgemisches
                              									durch i, v und v1 stattfindet. Eine vorzeitige, d.h. zu frühe
                              									Entzündung des Gasgemisches wird durch die Verbrennungsrückstände verhindert, welche
                              									nach jeder Explosion den Raum a erfüllen, d.h. vor den
                              									Körper i sich lagern. Bei dem Anfüllen des Cylinders
                              									mit explosiblem Gasgemische wird nämlich der Raum a
                              									nicht oder nur zum Theile von jenen Verbrennungsrückständen befreit.
                           Im Augenblicke der Entzündung des Gasgemisches im Cylinder entweicht ein kleiner
                              									Theil der entzündeten, hoch erhitzten Gase durch i, v
                              									und v1 und diese führen
                              									dem Körper i stets so viel Wärme zu, wie derselbe durch
                              									Mittheilung an die umliegenden Wandungen verliert, so daſs er während des Betriebes
                              									der Maschine glühend bleibt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
