| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 174 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								260 S. 319 und 378.)
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Nach Bourbouze (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 1317)
                              									erhält man eine empfehlenswerte Aluminiumlegirung durch
                              									Zusammenschmelzen von 100 Th. Aluminium und 10 Th. Zinn; dieselbe hat eine weiſsere Farbe, ist widerstandsfähiger gegen die
                              									meisten Einflüsse und läſst sich leichter bearbeiten als das reine Aluminium.
                           Mehner besprach im Verein zur
                                 										Beförderung des Gewerbfleifes (Sitzungsbericht, 1886 S. 140) die Herstellung von Aluminiumbronze nach dem Verfahren von
                              										Cowles (1886 260 * 378).
                              									Danach wird ein Gemenge von Corund, Holzkohle und kleinen Kupferstäben der Wirkung
                              									der Elektricität ausgesetzt. Die verwendete Maschine gibt mit 125 Pferd bei 907
                              									Umdrehungen 1575 Ampère und 47 Volt. Damit kein Kurzschluſs erfolgt, müssen anfangs
                              									groſse Widerstände eingeschaltet werden. Nach etwa einer Stunde ist die Reduction
                              									beendet. Die Aluminiumbronze am Boden des Ofens enthält 15 bis 35 Proc. Aluminium,
                              									in der Kohlenschicht darüber soll sich eine Legirung von Aluminium mit Kohlenstoff
                              									finden. Die Aluminiumbronze soll zur Herstellung von Kanonen, Panzerplatten, Kesselblech, Lagern u. dgl. verwendet werden.
                           Angeblich soll eine Maschine von 100 elektrischen Pferdestärken in 20 Stunden 150k 10 procentige Aluminiumbronze liefern. Eine
                              									Gesellschaft hat in Lockport eine Wasserkraft von 1000 Pferd gekauft und hofft die
                              									Aluminiumlegirungen so billig herstellen zu können, daſs darin 1k Aluminium nur 3,50 M. kostet, eine Angabe,
                              									welche wenig Glauben verdient (vgl. 1883 249 86). Noch
                              									zweifelhafter ist die Behauptung, daſs in dieser Weise auch reines Aluminium hergestellt werden könne zu einem Preise von 4 bis 5
                              									M.
                           Zur Erklärung des Prozesses wird angeführt, daſs durch die Hitze des elektrischen
                              									Lichtbogens eine Dissociation der Thonerde eintrete, daſs dann aber der frei
                              									gewordene Kohlenstoff sich mit dem Sauerstoffe verbinde (vgl. 1884 251 423). Mehner meint
                              									schlieſslich, dieses Verfahren werde in der Bronzefabrikation einen ähnlichen
                              									Umschwung hervorrufen als s. Z. der Bessemerprozeſs in der Eisenindustrie; ja er
                              									sieht schon ein neues und höheres Bronzezeitalter kommen.
                           Martius (daselbst S. 148) bezweifelt, daſs es möglich
                              									sei, nach diesem Verfahren reines Aluminium herzustellen. Die Herstellung von Aluminiumlegirungen ist aber auch jetzt schon nach dem
                              									alten Verfahren keineswegs so schwierig oder theuer, daſs sie nicht in der Technik
                              									schon längst hätte eingeführt werden können (vgl. 1877 223 323). Sämmtliche Aluminiumlegirungen haben aber den Fehler, daſs deren
                              									Oberflächen sehr rasch einer leichten Oxydation ausgesetzt sind. Ueber die
                              									Eigenschaften der Aluminiumbronze und deren Bedeutung für die Technik brauchen wir
                              									nicht mehr von den Amerikanern belehrt zu werden; diese sind von Deville, Wähler, Mourey, Christofle u.a. ausführlich
                              									beschrieben. Es sind mehrere Hundert von Legirungen genauer studirt und Deville hatte im Auftrage seiner Regierung in Nanterre
                              									bei Paris und dann in Salgudres mit groſsen Mitteln gearbeitet und alles Mögliche
                              									versucht, um dem Aluminium und der Aluminiumbronze Eingang in die Technik zu
                              									verschaffen. Die Versuche und Bestrebungen scheiterten nicht an dem hohen Preise des
                              									Aluminiums, sondern an den Eigenschaften (vgl. 1856 141 447). Reines Aluminium oxydirt rascher als Zink und
                              									erscheint daher weniger werthvoll als dieses. Martins
                              									glaubt, daſs man mit dem bisher angewendeten alten Verfahren billiger Aluminium
                              									herstellen könne als mit dem Cowles'schen. Der
                              									bisherige hohe Preis des Aluminiums komme lediglich daher, daſs bisher keine Nachfrage dafür vorliege.
                           Nach W. Siemens (daselbst S. 152) hat das Aluminium die
                              									werthvolle Eigenschaft, daſs sich sofort auf der Oberfläche eine festhaftende
                              									durchsichtige Haut von Thonerde bildet, welche nun das Metall schützt. Auch ein
                              									frisch polirtes Stück Aluminiumbronze nimmt sogleich einen goldigen Hauch an in
                              									Folge der dünnen Schicht von Aluminiumoxyd, die sich auf ihr ablagert. Dieses
                              									goldähnliche Ansehen und der Schutz gegen fortschreitende Oxydation, welchen die
                              									Thonhaut gewährt, geben der Aluminiumbronze neben ihrer groſsen Festigkeit und
                              									Dichtigkeit besonderen Werth.
                           Es liegt in der Thonerdeschicht in der That ein groſses Schutzmittel gegen
                              									fortschreitende Oxydation, namentlich wenn keine häufige Putzung stattfindet. Putzt
                              									man nicht oft, so ist der Thonerdeüberzug ein viel besseres und edleres Schutzmittel
                              									gegen Oxydation, als ein Zink- oder Zinnüberzug. Aluminium sieht besser aus als
                              									dieser und hält sich auch in feuchter Luft, wenn man den Ueberzug nicht zu häufig
                              									beschädigt, während Nickel in feuchter Luft ziemlich rasch oxydirt.
                           Ein früheres Verfahren zur Herstellung von Aluminiumbronze bestand darin, daſs man
                              									Thonerde mit Kohlenpulver und gekörntem Kupfer in einem Tiegel einer sehr hohen
                              									Hitze aussetzt. Es trat dann eine Verbindung zwischen Kupfer und Aluminium ein, es
                              									entstand also Aluminiumbronze. Ohne Gegenwart von Kupfer reducirte die Kohle die
                              									Thonerde nicht. Siemens glaubt daher auch, Cowles wird nicht reines Aluminium herstellen können;
                              									denn es ist zur Reduction die Doppelverwandtschaft Kupfer-Aluminium und
                              									Kohle-Sauerstoff erforderlich, so daſs diese drei Stoffe zusammen gehören und die
                              									Herstellung von reinem Aluminium mit diesem Verfahren unwahrscheinlich ist.
                           
                           Für die Herstellung würde der Siemens'sche Schmelzofen
                              									(1882 246 * 462) besser sein als der von Cowles. (Vgl. G. A. Pichon
                              									1854 131 * 415. F. Fischer
                              									1884 251 423.)
                           Kosmann (daselbst S. 132) empfiehlt das Verfahren von
                              										Saltery (1885 257 119)
                              									zur Herstellung von Kohlen- und Erzsteinen mittels Melasse. Hiernach genügen 1 bis 1,5 Proc. Melasse, um
                              									staubförmige Kohlen zu Steinen formen zu können. In dieser Weise aus mageren
                              									oberschlesischen Kohlen hergestellte Steine lieferten feste Koke. Ferner sollen sich
                              									derartige Kohlensteine vortheilhaft zur Herstellung von
                                 										Leuchtgas verwenden lassen. Unter den Erzen sind es vorzugsweise die
                              									mulmigen weicheren Erze, wie Magneteisenerze und Kiesabbrände, welche wegen des
                              									höheren Metallwerthes die Kosten der Verfestigung zu tragen vermögen; ferner die
                              									feinen Schlieche und Schlämme aus der Aufbereitung der Bleierze, die
                              									Flugstaubproducte, deren Verfrischung durch das feste Einbinden in günstigster Weise
                              									ermöglicht wird.
                           Zur unmittelbaren Herstellung von Eisen und Stahl aus mit
                                 										Melasse geformten pulverigen Eisenerzen sollen Ofenkammern verwendet
                              									werden, welche abwechselnd denjenigen eines Kokesofens eingereiht werden, so daſs
                              									zur Seite jeder Reductionskammer sich mehrere Verkokungskammern befinden, deren
                              									reducirende Gase in die Erzbeschickung hineingeleitet werden. Da die Kokeskammer,
                              									z.B. eines Coppée'schen Ofens, 3t Kohlenbeschickung faſst, so kann dieselbe 5 mal
                              									kleiner sein, um dieselbe Menge Eisenerz aufzunehmen; bei einem Metallgehalte der
                              									Kiesabbrände oder Magneteisenerze von 65 bis 70 Proc. liefert die Beschickung von
                              										3t Erz etwa 2t Eisen. Da bei der leicht erfolgenden Reduction die Ladung in 4 Stunden
                              									mit Einsetzen und Ausdrücken erledigt wird, so erfolgen in 24 Stunden 6 Ladungen mit
                              										12t Ausbringen, so daſs 3 solcher Kammern eine
                              									Tagesleistung geben würden, welche derjenigen eines oberschlesischen Hochofens
                              									gleichkommt. Die aus der Reductionskammer herausgezogene Eisenluppe bedarf nur des
                              									Ausdrückens und Ausschmiedens unter dem Hammer zur Entfernung der Schlacken, worauf
                              									die Luppe, abermals erwärmt, zu Rohschienen gestreckt werden kann, um dann für den
                              									Zusatz im Siemens-Martin-Ofen oder im Tiegel ein
                              									ausgezeichnetes Material für Stahlbereitung zu
                              									gewähren, wie Kosmann meint.
                           Bei der hüttenmännischen Verwerthung der Schwefelkiesabbrände ist namentlich auf die Beseitigung des Zinkes zu achten, weil durch die Verflüchtigung desselben
                              									viel Wärme gebunden wird, so daſs Rohgang eintreten kann und andererseits der
                              									Zinkstaub die Verwerthung der Hochofengase erschwert. Die Schwefelkiese des Siegener
                              									Landes (Grevenbrück und Meggen) sowie die Oberschlesiens können nach Kosmann (Chemikerzeitung, 1886 S. 673 und 762) bei der
                              									Aufbereitung nicht ganz von ihrem Zinkgehalte befreit werden. Wesentlich dasselbe
                              									gilt von den Schwefelkiesen der Aachener Blei- und Zinkformation, Breinigerberg,
                              									Diepenlinchen, Welckenrädt, nur daſs die Beschaffenheit der Blende dort eine bessere Trennung von
                              									den Kiesen ermöglicht. Im Uebrigen sind die Siegener Kiese Pyrite, diejenigen
                              									Oberschlesiens und der Aachener Erzlager Markasite. Für die Abnahmen der
                              									oberschlesischen Kiese von der Ida- und Marienhütte bei Saarau gilt ein Zinkgehalt
                              									von 14 Proc. als der höchst erlaubte, bei welchem der Schwefelgehalt des
                              									Schwefelkieses voll bezahlt wird; über den Zinkgehalt von 14 Proc. hinaus wird für
                              									jedes Procent Zink 1 Proc. Schwefel in Gegenrechnung und Abzug gebracht.
                           Es ist nun bekannt, daſs die Zinkblende für die Abröstung in ruhender Post das
                              									ungünstigste Material abgibt. Nicht nur, daſs selbst bei Kirschrothglut Zinksulfat
                              									nicht zersetzt wird, welches beträchtliche Schwefel mengen zurückhält, so ist es
                              									noch mehr das basische Zinksulfat, welches in sogen. Kilns oder Maletra'schen Oefen jeder Zersetzung widersteht. Die
                              									Halden bedecken sich nach einiger Zeit mit weiſsen Krusten aus basischem Zinksulfat
                              									nebst zurückgebildeter Zinkblende. Dieses mehr oder weniger fein durch die Masse der
                              									Abbrände vertheilte Zinksulfid ist es, welches die Ausgewinnung des Zinkes sowohl
                              									durch einfache Auslaugung, als auch durch die Behandlung mit Ammoniumcarbonat
                              									vereitelt. Einigermaſsen wird die Auslaugung befördert, wenn die mit Wasser
                              									übergossenen Abbrände längere Zeit erwärmt werden, was im Groſsen durch Einleiten
                              									von Dampf zu bewirken ist. In Folge der Erwärmung wird neben der Abscheidung von
                              									Gyps das Ferridsulfat zersetzt, Eisenoxydhydrat ausgeschieden und eine äquivalente
                              									Menge von Schwefelsäure frei. Es hängt von dem Grade der Abröstung ab, inwieweit auf
                              									diese Weise freie Schwefelsäure entstehen kann, welche nun auf Zinksulfid lösend zu
                              									wirken im Stande ist. Indessen dürfte diese Art der Zinkgewinnung, so einfach sie
                              									erscheint, wegen der damit verbundenen Zinkverluste und weil sie für die Darstellung
                              									reinerer Zinkpräparate die vorausgehende Reinigung von Eisen verlangt, nicht eben
                              									die vortheilhafteste sein.
                           Bei der Behandlung mit neutralem Ammoniumcarbonat wird das basische Zinksulfat völlig
                              									zersetzt und gelöst, nicht aber das Schwefelzink. Da aber hierbei Ammoniumsulfat
                              									gebildet wird, so müſste vor der Entzinkung mit neutralem Ammoniumcarbonat eine
                              									abermalige Abröstung der Abbrände im Flammofen, mit oder ohne Zusatz von
                              									Kohlenpulver vorausgehen. In der reichlichen Gegenwart von Eisenoxyd würde eine
                              									völlige Zersetzung des basischen Zinksulfates und die Austreibung der Schwefelsäure,
                              									ebenso wie eine Abröstung noch vorhandenen Zinksulfides erzielt werden. Es würde
                              									sich dann allerdings noch immer fragen, ob der Gehalt von 12 bis 14 Proc. Zink
                              									hinreichend sei, um dieses Verfahren zur Anwendung bringen zu können, gegenüber den
                              									groſsen Massen von Eisenoxyd, welche dem Aussüſsen der ammoniakalischen Lösung und
                              									dem Ausdämpfen zur Gewinnung des zurückbleibenden Ammoniaks erhebliche
                              									Schwierigkeiten und Kosten entgegensetzen würden.
                           
                           Von den deutschen Eisenhütten ist bis jetzt nur auf der Königshütte in Oberschlesien
                              									eine Laugereianlage zur Verwerthung auch der Zink haltigen Abbrände (neben
                              									denjenigen von Abbränden der Riotinto-Kiese) ausgeführt worden. Daselbst werden die
                              									Abbrände einer chlorirenden Röstung durch Zusatz von Kochsalz unterworfen, wodurch
                              									Natriumsulfat entsteht, da man vor allen Dingen sucht, von Schwefel freie Rückstände
                              									des Eisens zu erhalten. Das in der Sulfatlauge enthaltene Zinksulfat wird durch
                              									Auskrystallisiren als Vitriol gewonnen, wie auch das Natriumsulfat nach genügender
                              									Anreicherung der Laugen zur Verwerthung gelangt. Ob dieses Verfahren der
                              									Verarbeitung der Kiesabbrände in der That vortheilhaft sich erweist, ist bisher
                              									nicht bekannt geworden.
                           Kosmann untersuchte ferner Rohzink, welches durch Zusammenschmelzen von Zinkabfällen erhalten war.
                              									Dasselbe hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Thallium
                                   1,40 Proc.
                                 
                              
                                 Blei
                                   7,32
                                 
                              
                                 Cadmium
                                   0,99
                                 
                              
                                 Arsen
                                   7,19
                                 
                              
                                 Eisen
                                   2,00
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,27
                                 
                              
                                 Aluminium
                                   0,86
                                 
                              
                                 Zink
                                 73,83
                                 
                              
                           R. Conley in Brooklyn (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									314113) will pulverige Eisenerze mit 5 Proc. Pech heiſs
                              									zu Ziegeln pressen, um sie dann zu reduciren.
                           Zur Verhinderung des Steigens beim Umschmelzen des
                                 										Garkupfers mischt W. R. Walton in Ansonia (D.
                                 									R. P. Nr. 35945 vom 19. August 1885) 4k Zink als
                              									Carbonat oder Oxyd mit 36l Kohlenpulver und stellt
                              									daraus 24 Kugeln her. Diese Kugeln sollen nun auf das geschmolzene Kupfer geworfen
                              									werden, damit dieselben aus einander fallen und den atmosphärischen Sauerstoff von
                              									der Oberfläche des Kupfers abhalten.