| Titel: | W. E. Crist's Compound-Dampfmaschine mit schwingendem Kolben. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 192 | 
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                        W. E. Crist's Compound-Dampfmaschine mit schwingendem
                           								Kolben.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									12.
                        Crist's Compound-Dampfmaschine mit schwingendem Kolben.
                        
                     
                        
                           Eine Compoundwirkung des Dampfes erreicht W. E. Crist in
                              									New-York (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 33962 vom 29. April 1885) bei Dampfmaschinen, bei
                              									welchen zwei an einer schwingenden Achse befestigte Flügel sich in Kammern dicht
                              									schlieſsend hin und her bewegen, durch verschiedene Gröſse dieser Kammern und
                              									entsprechende ungleiche Längen der Flügel; der Dampf kommt nach einander in diesen
                              									Kammern zur Wirkung. Fig. 15 und 16 Taf. 12
                              									zeigt die Einrichtung einer solchen als sogen. Boxmaschine ausgeführten Dampfmaschine.
                           Das Gehäuse ist in zwei Räume getheilt, von welchen in den oberen der frische Dampf
                              									zutritt und der untere als Abdampfkammer dient; in letzterer ist noch spiralförmig
                              									die Speisewasserleitung o gelegt, um das Speisewasser
                              									vom Abdampfe vorwärmen zu lassen. Der obere Raum B des
                              									Gehäuses erhält die Kammern C und C1 für den Flügelkolben
                              										H H1, während ein
                              									an das Gehäuse besonders angeschraubter Kasten A den
                              									Kurbelmechanismus umhüllt. Das Lager für die Achse des Flügelkolbens H H1 ist in einen
                              									entsprechenden viereckigen Raum im Maschinengehäuse besonders eingesetzt; die Achse
                              									des Flügelkolbens ist hohl und steckt in derselben der für sich schwingende
                              									Steuerhahn F. Die Dichtung aller dieser Theile dürfte
                              									erhebliche Schwierigkeiten machen.
                           Der frische Kesseldampf kann nun aus der Kammer B des
                              									Maschinengehäuses in die Kammern i des Lagerkastens für
                              									die Kolbenflügelachse treten und gelangt aus diesen durch die Oeffnungen m und o in die Hohlräume
                              										f1 des Steuerhahnes
                              										F und wird durch dessen Schwingung abwechselnd rechts und links von dem
                              									oberen Flügel H in die Kammer C gelassen. Nachdem der Dampf auf der rechten Seite des Flügels H gewirkt hat, tritt derselbe durch einen Kanal f2 im Steuerhahne F auf die rechte Seite des unteren Flügels H1 über und fährt fort,
                              									auf diese 3 mal gröſsere Fläche expandirend zu wirken. In gleicher Weise wird dann
                              									der auf der linken Seite der Flügel wirkende Dampf geleitet. Aus der Kammer C1 wird der Dampf durch
                              									den Mittelkanal f des Steuerhahnes F zur Seite in den Kanal D
                              									und den unteren Raum des Maschinengehäuses abgeführt.
                           Die Bewegung des Hahnes F erfolgt während des
                              									Haupttheiles der Bewegung der Flügelkolben in gleicher Richtung mit diesen und kehrt
                              									der Hahn F seine Bewegung um, wenn der Flügel H nahe am Ende seiner Schwingung angekommen ist, wo
                              									noch so viel Dampf vor dem Flügel verbleibt, um ein Schlagen des Kolbens zu
                              									verhindern, also ein Dampfpolster bei der Bewegungsumkehrung zu sichern. Diese
                              									Schwingung des Hahnes F wird durch eine mit der Kurbel
                              									der Schwungradwelle verbundene Gegenkurbel K
                              									bewerkstelligt, welche, wie bei gewöhnlichen Dampfmaschinen, ersterer um etwa 90°
                              									vorläuft. Der Kasten A für die beiden Kurbelmechanismen
                              									soll ein Oelbad erhalten, welches von den Kurbeln beständig aufgerührt wird, so daſs
                              									sich das Oel auch den Gleitflächen der Achse der Flügelkolben und des Steuerhahnes
                              									etwas mitzutheilen vermag.
                           Crist hat an dieser Dampfmaschine noch verschiedene
                              									Abänderungen angebracht. Beispielsweise wurden, um den Regulator auf dieselbe
                              									einwirken zu lassen, zwischen die Achse der Flügelkolben und die seitlichen Dampf
                              									kästen i noch bogenförmige Schieber eingelegt, welche
                              									mittels Stangen durch den Regulator verstellt werden und so einen früheren oder
                              									späteren Dampfabschluſs hervorbringen; weiterhin aber ist auch der Steuerhahn aus
                              									der Achse des Flügelkolbens herausgenommen und durch mehrere getrennte Hähne an der
                              									Auſsenseite des Gehäuses ersetzt worden. Die Achse kann dann voll hergestellt und
                              									die Kolbenflügel mit derselben durch Schrauben verbunden werden, was bezüglich der
                              									leichten Herstellung Vortheile gewähren kann, jedoch durch die Vermehrung der
                              									Steuerorgane und die längeren Dampfkanäle die in ihrer einfachen Anordnung schon
                              									sehr zusammengesetzt erscheinende Maschine in ihrem Betriebe kaum zu verbessern
                              									vermag.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
