| Titel: | Die Gicht am Rundschachtofen oder Einfluss der Gichtapparate auf Ofengang und Metallverflüchtigung; von C. A. Hering. | 
| Autor: | C. A. Hering | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 205 | 
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                        Die Gicht am Rundschachtofen oder Einfluſs der
                           								Gichtapparate auf Ofengang und Metallverflüchtigung; von C. A. Hering.
                        Mit Abbildungen.
                        Hering, über Einfluſs der Gichtapparate.
                        
                     
                        
                           Für jeden Hochofenbetrieb ist die Einrichtung der Gicht von sehr bedeutendem
                              									Einflüsse auf den Schmelzgang wie auf den Schmelzerfolg. Bei den Eisenhochöfen
                              									kommen fast nur die Gase, welche als Brennstoff verwendbar sind, in Betracht und der
                              									sich ergebende Flugstaub hat eine untergeordnete Bedeutung; bei den Hochöfen der
                              									Metallhütten finden die Gase dagegen nur in sehr seltenen Fällen, wie z.B. in
                              									Mansfeld, Verwendung als Brennstoff, während hier der Flugstaub und die Metalldämpfe
                              									von Werth sind.
                           Welch hohe Bedeutung die Condensation bei den Bleihütten hat, geht recht aus den
                              									Darlegungen hervor, welche Freudenberg (vgl. 1882 245 * 333) gemacht hat. Ich habe bereits im März 1875 in
                              									meiner Schrift: „Eine neue Verfahrungsart statt des
                                    											periodischen Abstechern...“ die Einrichtung von Flugstaubkammern
                              									derart empfohlen, daſs dieselben aus hohen Kanälen bestehen sollten, weil meine
                              									Erfahrungen dahin gingen, daſs weite Kammern wohl für die Ablagerung des
                              									Flugstaubes, weniger aber für die Niederschlagung metallischer Dämpfe geeignet sind.
                              									Durch die besondere Einrichtung, welche ich meiner Condensationsvorrichtung gab, in
                              									Folge dessen der Rauch in einer Schlangenlinie sich hindurchbewegen muſs, wird der
                              									Vortheil der Flächenwirkung mit dem der verringerten Zuggeschwindigkeit für die
                              									bessere Condensation erzielt. Der ausfallende Flugstaub liegt ganz auſserhalb der
                              									Zugbewegung, kann also nicht aufgewirbelt und wieder fortgerissen werden und laſst
                              									sich während des Betriebes bequem aus den Kanälen entfernen.
                           Wie nothwendig es nun auch ist, gute Condensationsvorrichtungen anzubringen, ebenso
                              									wichtig, ja vielleicht noch viel wichtiger erscheint es mir, von vornherein die
                              									Einrichtungen danach zu treffen, daſs aus den Oefen so wenig als möglich von dem
                              									auszubringenden Metalle verflüchtigt werde, und so habe ich in dieser Richtung bei
                              									Schachtöfen Beobachtungen angestellt, inwieweit auf diese Verflüchtigung die Art des
                              									Gichtverschlusses Einfluſs übt. Im Nachstehenden will ich nun meine Ansichten
                              									darlegen, wie sich die in ihrer Einrichtung wesentlich von einander verschiedenen
                              									Gichtapparate in angegebener Hinsicht verhalten.
                           Eine Metallverflüchtigung überhaupt wird begünstigt durch: 1) hohen Gebläsedruck, 2)
                              									stoſsweise Wirkung des Gebläses, 3) feine pulverförmige Beschaffenheit der
                              									Beschickung, 4) sehr starken Zug an der Gicht, 5) zu heiſsen Ofengang, 6) zu enge
                              									Gicht, 7) zu geringe Ofenhöhe, 8) zu grobes Aggregat der Beschickung und 9)
                              									anormalen Ofengang.
                           
                           Diese Umstände möglichst in ihrer Wirkung zu beschränken, hängt nun theils von der
                              									Ofenführung, theils von der Ofenconstruction ab.
                           Die Gichtapparate oder Gichtverschlüsse, welche bei den Metallhochöfen in Anwendung
                              									kommen, sind meist sehr einfache Constructionen, wenn die Gichtgase nicht als
                              									Brennstoff verwerthbar sind, von denen ich die praktisch am meisten angewendeten in
                              									Nachstehendem einer Besprechung unterziehen will.
                           Fig. 1 stellt einen senkrechten Schnitt, Fig. 2 einen wagerechten Schnitt eines Apparates (nach
                              										Langen) dar, welcher früher auf vielen Hütten in
                              									Anwendung stand. Die Beschickung wird in den Trichter a
                              									um die Glocke c ringförmig gleichmäſsig vertheilt und
                              									durch Heben der Glocke in den Cylinder b herabgelassen,
                              									aus welchem sie in den Ofenschacht g herabrutscht. Die
                              									Gase treten aus dem Schachte g in den Fangraum f zwischen Ofenwandung und Beschickungsapparat a und b aus und werden
                              									durch den Kanal d, der natürlich auch ein eisernes Rohr
                              									sein kann, zur Flugstaubkammer abgesaugt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 261, S. 206
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 261, S. 206
                              
                           Dieser Apparat hat sehr viele und bedeutende Mängel. Der Austritt der Gase aus dem
                              									Ofenschachte erfolgt in den schmalen ringförmigen Raum f zwischen Ofenschachtmauer und Beschickungscylinder, sonach ist die
                              									Austrittsfläche im Verhältnisse zur Gichtfläche, d.h. zum oberen Querschnitte des
                              									wirksamen Ofenschachtes, sehr klein und zwar meist weniger als die Hälfte. In Folge
                              									dessen werden die Gase aus den Zwischenräumen der Beschickung mit einer
                              									verhältniſsmäſsig hohen Spannung heraustreten, gewissermaſsen herausgepreſst, so
                              									daſs alle leichten feinpulverigen Theile der Beschickung zur Flugstaubbildung leicht
                              									veranlaſst werden.
                           Erfahrungsgemäſs ist auch der Flugstaubfall und die Metall Verflüchtigung bei
                              									Anwendung dieser Apparate, besonders wenn man einen wesentlichen Theil der
                              									Beschickung in Schlieg- oder Pulverform hat, ganz bedeutend und führt nicht nur zu
                              									nachtheiligem Schmelzbetriebe, sondern zumal zu groſsem Metallverluste. Um einen
                              									Theil des schwersten Flugstaubes sogleich wieder verfügbar zum Schmelzen zu bringen,
                              									ordnet man unmittelbar hinter dem Ofen in der Sohle des Gasabführungskanales
                              									Flugstaubtrichter e an mit Ablaſsrohr k, so daſs man jederzeit während des Betriebes hier den
                              									Flugstaub ausräumen kann.
                           
                           Ein zweiter Nachtheil ist der, daſs der Gasstrom innerhalb der Schmelzsäule von der
                              									Schmelzzone an nicht gleichmäſsig über den ganzen wirksamen Querschnitt vertheilt,
                              									sondern zumal bei lebhaftem Zuge mehr an der Ofenumwandung nach dem ringförmigen
                              									Gasfange zu emporsteigt, während ein kegelförmiger Theil in der Beschickung (in Fig. 1 bei g angedeutet)
                              									von dem aufsteigenden Gasstrome fast gar nicht durchdrungen wird. Demnach wird
                              									sowohl die Condensation innerhalb des wirksamen Ofens, als auch die Wärmeabgabe an
                              									die Beschickung und die Vorbereitung der Beschickung im Ofenschachte ganz wesentlich
                              									benachtheiligt; dies sind Umstände, welche bei Construction einer Ofengicht in
                              									erster Linie zu beachten sind.
                           Ein weiterer Nachtheil tritt bei diesem Gichtapparate ein, wenn die Schmelzpost von
                              									sehr verschiedener Beschaffenheit ist, da bei dem Niedergehen der Gichten in dem
                              									Augenblicke, wo dieselben den Gichtcylinder verlassen, also aus einem engeren in
                              									einen weiteren Raum übergehen, ein Rollen und Auflockern stattfindet. Es werden die
                              									gröberen Stücke nach der Ofenwandung zu rollen, während die pulverförmigen Theile
                              									zum Vorrollen einerseits wie zur Verflüchtigung andererseits veranlaſst werden;
                              									ersteres verursacht einen für den Schmelzgang sehr störenden Rohgang, letzteres
                              									Metallverluste.
                           Schlieſslich kann dieser Apparat noch besondere Gefahren mit sich bringen und zwar
                              									dann, wenn der Betrieb Gase liefert, welche an sich brennbar bezieh. explodirbar
                              									sind. Im Mansfeldschen sind die Gase der Hochöfen in Folge des hohen
                              									Brennstoffverbrauches und der groſsen Ofenhöhe bereits als Heizmaterial verwendbar
                              									und werden als solche zur Winderhitzung bezieh. zur Dampfkesselfeuerung verwendet.
                              									Diese Gase enthalten 14 bis 16 Vol.-Proc. Kohlenoxyd. Es muſs also, wenn man die
                              									Gase zu Heizzwecken nicht verwenden will, der Betrieb so geleitet werden, daſs die
                              									Gase entweder nicht brennbar sind, oder wenn dies nicht erreichbar, daſs die Gase
                              									durch sofortige Zuführung von Luft gleich bei der Gicht und zwar in solchem Maſse
                              									verdünnt werden, daſs die Gase nicht mehr brennbar sind, oder man muſs Vorkehrung
                              									treffen, daſs eine Entzündung der Gicht nicht stattfinden kann.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 261, S. 207
                              
                           Der Gichtapparat bei den Mansfelder Oefen ist den besten Constructionen der Gasfänge
                              									bei Eisenhochöfen ganz ähnlich. Der in Fig. 3
                              									skizzirte Pfort'sche Gichtapparat, welcher jetzt auf
                              									den Freiberger Hütten in Anwendung ist, zeichnet sich durch groſse Einfachheit aus.
                              									Die Beschickung wird abwechselnd mit dem Brennstoffe schichtenweise in den Cylinder
                              										b gestürzt (in Freiberg bei der Bleierzarbeit z.B.
                              									auf 1hl Kokes zuerst 1hl geröstete Bleierzbeschickung und dann 1hl unreine Schlacke u.s.f. in dieser Reihenfolge). Dieser Cylinder b
                              									muſs, da nur die
                              									Beschickung den Austritt der Gase zur Gicht verhindert, mindestens 1m,5 lang sein. Die übrigen Verhältnisse sind genau
                              									so wie bei dem vorher beschriebenen Apparate; jedoch kann vielleicht der Nachtheil
                              									hier noch besonders hervorgehoben werden, daſs so lang der Cylinder b ist, um ebenso viel die wirksame Ofenhöhe verkürzt
                              									wird, oder, was noch mehr sagen will, um ebenso viel die ganze Schachtofenhütte
                              									höher gebaut werden muſs, was für eine bestimmte wirksame Ofenhöhe die Anlagekosten
                              									nicht unwesentlich vertheuert. Die Flugstaubbildung und die Vorbereitung der
                              									Beschickung im Ofen findet unter ganz denselben ungünstigen Bedingungen statt wie
                              									bei dem vorigen Apparate.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 261, S. 208
                              
                           Der Gichtapparat (Parry'sche Trichter) Fig. 4 ist wohl am verbreitetsten. Die Beschickung
                              									wird in den Trichter a gestürzt, dessen Oeffnung Fig. 4. zum Ofen durch einen Kegel a1, welcher sich in
                              									Leitstangen bewegt, verschlossen wird. Der Kegel a1 läſst sich sowohl in den Ofen hinabsenken, wie von
                              									der Trichteröffnung aus in die Höhe ziehen, so daſs man die Materialien nach Bedarf
                              									mehr nach der Ofenachse oder mehr nach den Ofenwandungen hin abrollen lassen kann.
                              									Unter allen Umständen findet auch hier ein schädliches Rollen der Beschickung statt;
                              									dagegen hat dieser Apparat vor den beiden oben beschriebenen den Vortheil, daſs der
                              									Gasaustritt aus der Schmelzsäule über einen viel breiteren Querschnitt erfolgt, so
                              									daſs also hier entschieden viel weniger Flugstaub fallen wird als bei den
                              									vorhergehenden Apparaten. Es fällt auch hier der todte Beschickungskegel ganz
                              									weg.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 261, S. 208
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 261, S. 208
                              
                           Fig. 5 und 6 stellen
                              									einen von mir angegebenen Gichtapparat dar, wie ich solchen in meiner oben erwähnten
                              									Schrift empfohlen habe. Es sind hier zwei Gichtcylinder b und b1
                              									durch radiale Querwände m mit einander verbunden und
                              									zwar derart, daſs jeder dadurch begrenzte Raum gewissermaſsen eine selbstständige
                              									Gicht für eine darunter befindliche Gebläseform bildet, während der mittlere
                              									Cylinder besonders für den Fall dient, wenn man den Brennstoff oder überhaupt irgend
                              									einen Stoff regelrechter in die Mitte setzen will. Unterhalb der Gichtcylinder tritt
                              									bei x eine plötzliche Verengerung des Ofenschachtes
                              									ein, so daſs der Durchmesser des Cylindermantels b
                              									gleich ist dem lichten Durchmesser des oberen Theiles des wirksamen Ofenschachtes. In Folge dessen
                              									wird sich auf den Absatz bei x bei dem ersten Füllen
                              									des Ofens Material aufsetzen, das während der ganzen Ofendauer liegen bleibt und
                              									gewissermaſsen als Gasfilter dient. Die Beschickung kann während des Niedergehens
                              									beim Verlassen des Cylinders b nicht mehr nach der
                              									Schachtwandung hin rollen, sondern muſs immer senkrecht niedergehen. Es ist hiermit
                              									der oben besprochene Nachtheil des Verrollens und Verblasens von feinen Erztheilen
                              									vermieden. Während also diese Einrichtung gewisse Vortheile, namentlich vor den
                              									Apparaten Fig. 1 und 3
                              									besitzt, hat sie immerhin noch den Nachtheil des zu engen Austrittes der Gase in den
                              									Gasfang f, also einer doch noch zu groſsen
                              									Metallverflüchtigung.
                           Daſs der obere Theil des Ofens auch ohne den äuſseren Vorsprung construirt werden
                              									kann, ist selbstredend, so daſs der Schachtmantel von unten bis zum Gichtboden
                              									gleichmäſsig sich kegelförmig verläuft.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 261, S. 209
                              
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 261, S. 209
                              
                           Der Gichtverschluſs, welcher in Fig. 7 veranschaulicht
                              									ist, weist dagegen ganz andere Einrichtung auf.Aehnliche Einrichtung findet sich auf der Kgl. Friedrichshütte bei Tarnowitz,
                                    											vgl. Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                       												Salinenwesen, 1884 * S. 89. Mit der Beschickung kommt
                              									derselbe in gar keine Berührung, sondern er ist nichts weiter als ein einfacher
                              									Gasfang-Gichthut. Der Apparat besteht also darin, daſs der Blechmantel des
                              									Ofenschachtes (welcher auch ausgemauert werden kann) um etwa 2m in die Höhe fortgesetzt ist und daſs vom
                              									Gichtboden aus eine Thür q in demselben sich befindet,
                              									durch deren Oeffnung das Aufgichten erfolgt. Dasselbe geschieht am besten in der
                              									Weise, daſs über der Ofengicht das Schienengeleise n,
                              									auf denen der Gichtwagen w läuft, ins Ofeninnere
                              									fortgesetzt ist, so daſs der Gichtwagen über die Ofenmitte gefahren und dort
                              									entladen wird. Durch entsprechende Einrichtung des Gichtwagens ist es hier ebenso
                              									gut möglich, aufzugichten, wie man will, da ja der Gichtwagen den Aufgichtapparat
                              									ersetzt. Diese Einrichtung der Gicht hat gegenüber den vorbeschriebenen entschiedene
                              									Vortheile, zunächst groſse Uebersichtlichkeit und leichte Beaufsichtigung der Gicht.
                              									Die Gichtgase entweichen aus der Beschickung ganz gleichmäſsig über dem gesammten
                              									Gichtquerschnitte, sonach mit der geringsten Spannung.
                           
                           In Folge dessen muſs auch hier die kleinste Menge an Flugstaub fallen; aber auch der
                              									Metall Verflüchtigung wird dadurch vorgebeugt, daſs die gesammte Beschickung
                              									condensirend wirkt durch die möglichst groſse Berührung und Abkühlung. Aus der
                              									gröſseren Abkühlung folgt dann auch noch eine bessere Ausnutzung der Wärme für den
                              									Zweck der Arbeit. Die entweichenden Gase und Dämpfe werden hier mit wesentlich
                              									niedriger Temperatur entweichen als bei allen vorbesprochenen Gichtapparaten, so
                              									daſs also hier eine Brennstoffersparniſs ebenso wohl als ein höheres
                              									Metallausbringen erzielt wird. Ferner ist einleuchtend, daſs hier die wirksame
                              									Ofenhöhe von der Gebläseform bis so zu sagen zum Gichtboden gerechnet werden kann,
                              									jedenfalls der geringste Verlust an wirksamer Höhe stattfindet. Endlich ist hier
                              									jede Explosionsgefahr durch Entzündung der Ofengase vermieden, da die Gicht nicht
                              									geschlossen, sondern offen ist und durch den freien Luftzutritt eine derartige
                              									Verdünnung der Ofengase eintritt, daſs eine Explosion ganz undenkbar erscheint.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 261, S. 210
                              
                           Es sei hierzu noch bemerkt, daſs die Abführung der Ofengase womöglich nicht sogleich
                              									über der Gicht seitlich stattfinde, sondern besser nach oben, damit der
                              									emporgeblasene Flugstaub nicht sogleich aus dem Bereiche des Ofens geführt werde,
                              									sondern leichter auf die Gicht zurückfallen kann. Auf der alten, der Mitterberger
                              									Gewerkschaft gehörigen Hütte zu Mühlbach hatte man die Einrichtung ähnlich Fig. 1 getroffen und bei der Verschmelzung der
                              									Kupfererze, welche theils aus Graupen, theils aus Schliegen bestanden, wurde mehr
                              									als die gesammte Masse der Schliege an Flugstaub und zwar 16 bis 18 Procent des
                              									Erzvorlaufens gewonnen, von dem auſserdem wegen der ganz ungenügenden
                              									Flugstaubkammer noch überdies ein groſser Theil verloren ging. Auf der von mir neu
                              									erbauten Hütte dieser Gewerkschaft traf ich die Einrichtung Fig. 9 und erzielte damit den erwarteten Erfolg. Der Flugstaubfall
                              									verminderte sich bis auf etwa 2 Procent des Erzvorlaufens und ebenso wurden die oben
                              									angeführten Vortheile dieser Gichteinrichtung festgestellt. Die Ofengase treten also hier aus der
                              									Schmelzsäule zunächst in den weiten Gichthut o und
                              									werden durch die Gichtgasleitung p in die
                              									Flugstaubkammer u gesaugt.
                           Der Gichtapparat Fig. 8Diesen Apparat construirte ich zuerst im J. 1882 für die Mitterberger
                                    											Gewerkschaft. Ein sehr ähnlicher Gichthut ist von Macco und Schrader in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1885 * S.
                                    											215 empfohlen worden. bildet gewissermaſsen ein Zwischenglied
                              									zwischen den Apparaten Fig. 1, 3, 4, 5 und dem Apparate Fig.
                                 										7 und vereinigt in sich all die angegebenen Vortheile jener Apparate; nur
                              									ist er in der Anschaffung theurer.
                           Bei beiden Apparaten Fig. 7 und 8 ist es von Wesenheit, daſs man den Fassungsraum des
                              									Hutes und besonders den Durchmesser möglichst weit macht, wenn man die
                              									Flugstaubbildung beschränken will, da durch den weiteren Raum die Geschwindigkeit
                              									der abziehenden Gase entsprechend abnimmt und daher alle schwereren Theilchen, also
                              									gerade die werthvollsten, unmittelbar wieder auf die Gicht zurückfallen. Die
                              									Beschickung wird hier also in den Trichter a gestürzt,
                              									aus welchem sie durch Emporziehen des Cylinders c in
                              									den Ofenraum gelangt. Die Gase entweichen aus dem ganzen Gichtquerschnitte
                              									gleichmäſsig durch c, ziehen in den erweiterten Hut o und werden durch das Rohr p zur Flugstaubkammer fortgeführt.
                           Wenn nun die beiden letzten Arten der Gichtverschlüsse (Fig.
                                 										8 und 9) die vollkommensten für unsere
                              									Zwecke sind und der in Fig. 7 dargestellte Apparat
                              									keineswegs etwas Neues bietet, sondern die älteste Art der Gichteinrichtung
                              									darstellt, so könnte man sich wundern, warum man überhaupt von der einfachen Gicht
                              									zu so umständlichen Einrichtungen gelangt ist? Es ist dies doch sehr zu
                              									entschuldigen. Das Aufgichten der Materialien erfordert die gröſste
                              									Gewissenhaftigkeit des Personals, sonst kann man gewaltige Störungen im Betriebe
                              									erleiden, und da man sehr oft mit unzuverlässigen Arbeitern zu rechnen hatte, so
                              									suchte man durch besondere Constructionen der Gichtapparate das bei einem
                              									vielförmigen Rund Schachtofen erforderliche, ringsum gleichmäſsige Beschicken in
                              									einer Weise zu bewirken, daſs die Zuverlässigkeit der Arbeiter weniger beansprucht
                              									wird. Dies vollständig zu erreichen, ist aber doch nicht möglich. Ich weiſs, daſs
                              									die Nachtheile, die man durch jene Apparate erleidet, sehr bedeutende sind und oft
                              									nicht genügend erwogen werden, besonders wenn man den Gehalt der Erze nach dem
                              									schlieſslichen Ausbringen berechnet und keine gewissenhafte chemische Nachprüfung
                              									übt.
                           Es kann sonach für die Gicht der Schachtöfen empfohlen werden, die Gicht möglichst
                              									weit zu machen, über der Gicht einen groſsen, möglichst weiten Gichthut anzubringen,
                              									durch welchen die Gase nach oben und zwar mit geringer Geschwindigkeit abziehen
                              									können, um dergestalt den größten Theil der Condensation der
                                 										Metalldämpfe und des Flugstaubes durch die Gichteinrichtung selbst zu
                                 										bewerkstelligen.