| Titel: | E. Leavitt's Dampf-Pochwerk. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 239 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        E. Leavitt's Dampf-Pochwerk.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 16.
                        E. Leavitt's Dampfpochwerk.
                        
                     
                        
                           Ueber Dampfpochwerke hat F. Cogging von den Calumet and Hecla Mills in Lake Linden, Mich., vor der
                              											American Society of Mechanical
                                    											Engineers einen Vortrag gehalten, welchem die nachfolgenden
                              									Mittheilungen nach Engineering and Mining Journal, 1886
                                 										Bd. 41 * S. 210 bezieh. Engineering, 1886
                                 										Bd. 41 * S. 119 entnommen sind.
                           Für die Zerkleinerung von Erzen nahm W.
                                 										Ball in Chicopee, Mass. Nordamerika, im J. 1856 das erste Patent auf ein
                              									Pochwerk mit Dampfbetrieb, welches in der Hauptsache einem doppeltwirkenden
                              									Dampfhammer glich. Die Schiebersteuerung wurde dabei von einer mit Riemen
                              									angetriebenen Hilfswelle, auf welcher das Schieberexcenter saſs, abgeleitet. Durch
                              									diese Anordnung war die Schieberbewegung von den Kolbenwegen unabhängig;
                              									andererseits ertheilten eingeschaltete elliptische Zahnräder der Excenterwelle eine
                              									ungleichförmig beschleunigte Drehbewegung, der zu Folge der Schieber eine
                              									beschleunigte Bewegung im oberen Hubtheile erhält, wodurch ein rascher
                              									Dampfabschluſs beim Fallen und ein langsameres Eröffnen des Dampfkanales beim
                              									Ansteigen des Kolbens erreicht wurde. Der Dampfcylinder sowie die Führungen für das
                              									Gestänge waren an einem Balkengerüste seitlich angeschraubt. Der flaschenartig
                              									gebildete Mörser stand auf einem Guſsblocke und dieser, sowie das Gerüst, auf einer
                              									Bohlenunterlage aus Eichenholz. Der Pochschuh saſs in der unten erweiterten
                              									Kolbenstange. Die Erztrümmer wurden von einem stetigen Wasserstrome durch einen
                              									Siebkorb abgeführt.
                           Die ersten von der Arnes Manufacturing
                                 										Company in Chicopee gebauten Ball'schen
                              									Dampfpochwerke hatten 230mm Cylinderdurchmesser,
                              										610mm Hub, 910k Stempelgewicht, machten bei 5at,5
                              									Dampfdruck 75 Hübe in der Minute und lieferten 50t
                              									Erz in 24 Stunden.
                           Bis zum J. 1875 wurden die Abmessungen solcher Ball'scher Pochwerke stetig vergröſsert, so zwar, daſs
                              									Dampf-Pochwerke mit 380mm Cylinderdurchmesser,
                              										610mm Hub, 2040k Stempel- und 11t Ambosgewicht mit 5at,6 Dampfspannung 90 Doppelhübe erhielten,
                              									wodurch die Leistungsfähigkeit auf 150t Erz in 24
                              									Stunden gebracht wurde. Der schädliche Raum im Dampfcylinder betrug etwa 50 Procent
                              									des Cylinderinhaltes für den vollen Hub von 610mm.
                              									Da aber die Beschickung des Mörsers selten den vollen Hub gestattete, so war ein
                              									unverhältniſsmäſsig hoher Dampfverbrauch die Folge.
                           Diesem Uebelstande half E. D. Leavitt von der Calumet and Hecla Mining Company durch sein im J. 1879
                              									entworfenes Dampfpochwerk erfolgreich ab, so daſs mit geringerem Dampfverbrauche
                              									eine bedeutend höhere Leistung erzielt werden konnte.
                           Wie aus Fig. 1
                              									Taf. 16 zu entnehmen ist. stehen auf einem guſseisernen Dreiecksgestelle, welches in
                              									den Querverbindungen die Führungen für das Gestänge enthält, zwei Dampfcylinder über
                              									einander. Der obere groſse Cylinder A hat 545mm Durchmesser und der untere kleine Cylinder B 356mm Durchmesser,
                              									so daſs nach Abzug der Kolbenstange ein wirksames Flächenverhältniſs von 2,36 folgt.
                              									Der Kolbenhub beträgt 610mm. Auf der
                              									gemeinschaftlichen Stange sind die Kolben in durch eine Zwischenhülse genau
                              									bestimmten Abständen befestigt. Die Cylinderräume zwischen den inneren Kolbenflächen
                              									sind frei und stehen mit einem Condensator in Verbindung. Auf den groſsen Kolben
                              									wirkt von oben Kesseldampf von 5at,5 Spannung; das
                              									Füllungsverhältniſs ist etwa 0,20 bis 0,25. Die Compression des Hinterdampfes ist
                              									ziemlich stark.
                           
                           Die Dampfvertheilung wird durch zwei Gitterschieber S in
                              									getrennten Schiebergehäusen bewirkt. Die Schieber werden, wie in Fig. 2 Taf. 16 ersichtlich
                              									ist, mittels entsprechender Rollenhebel durch je zwei Daumenscheiben bethätigt (vgl.
                              										Condict 1884 252 * 226),
                              									welche auf einer wagerecht gelagerten Welle aufgekeilt sind und durch diese ihre
                              									Drehung von der Haupttriebwelle empfangen. Im Falle der Gang derselben zu
                              									unregelmäſsig wäre, wird empfohlen, die Steuerwellen von einer eigens dazu
                              									bestimmten kleinen Dampfmaschine anzutreiben.
                           Der obere groſse Dampfcylinder besitzt einen Dampfmantel, welcher durch eine Filz-
                              									und Holzbekleidung eingehüllt wird. Der untere kleine Dampfcylinder ist in einem
                              									gröſseren Cylindermantel eingegossen. Dieser Mantelraum C steht mit dem Cylinderraume unter dem kleinen Kolben in Verbindung. Zu
                              									diesem Zwecke ist der einspringende Rand des unteren Cylinders zackenförmig
                              									ausgespart.
                           Der Raum unter dem kleinen Kolben und der Mantelraum seines Cylinders sind mit Dampf
                              									von beliebiger gleichbleibender Spannung erfüllt und, sobald über dem groſsen Kolben
                              									Ausströmung des Dampfes hergestellt ist, wird dieser Druck den Aufstieg des Kolbens
                              									veranlassen, ähnlich wie bei Condict's
                              									Zwillingsdampfpochwerk. Hierdurch ist jeglicher schädliche Raum auf der unteren
                              									Arbeitseite vermieden und sind bloſs noch Verluste in Folge Undichtheit und
                              									Abkühlung vorhanden.
                           Die mechanische Arbeit, welche beim Heben des Gestänges der Unterdampf leistet, gibt
                              									der Oberdampf während des Fallhubes wieder ab, indem der Oberdampf den Unterdampf in
                              									den ursprünglichen Raum verdichtet. Soll aber Pressung des Unterdampfes vermieden
                              									werden, so wird in das Dampfzuleitungsrohr eine Ausgleichklappe eingeschaltet. Die
                              									Anbringung einer Buffervorrichtung ermöglicht die Verringerung des Spielraumes
                              									zwischen Kolben und oberem Cylinderdeckel, wodurch der schädliche Raum von 16,5 auf
                              									5,7 Proc. sich vermindert und wegen der stattfindenden Compression ohnedies
                              									belanglos wird. Der Bufferteller a steckt in der oberen
                              									Querverbindung des Gestelles und hat 636mm
                              									Durchmesser. Der Bufferkolben b bildet zugleich eine
                              									etwas elastische Kuppelung zwischen Kolbenstange und Pochstempel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 261, S. 240
                              
                           Zur Sicherheit des Anschlages sind im Boden des Buffertellers
                              									etwas vorspringende Gummiringe eingesetzt, damit bei Luftdurchlässigkeit das
                              									Gestänge nicht zertrümmert werde. Es ist demnach leicht ersichtlich, daſs bei vollem
                              									Aushube auf das Kolbengestänge auſser dem Dampfüberdrucke noch eine starke
                              									Druckspannung hinzutritt, welche durch die Verdichtung der Luft im Buffergehäuse
                              									entsteht, deren Spannung im günstigen Falle bis auf 12at steigen kann und welche bei Beginn der Fallbewegung beschleunigend einwirkt. Diese Arbeit
                              									liefert aber wieder der Unterdampf am kleinen Kolben und, wie schon erwähnt ist,
                              									dieser wieder dieselbe Arbeit des Oberdampfes am groſsen Kolben. Weil aber während
                              									des Fallhubes der Unterdampf mit annähernd gleichbleibender Spannung, groſsen
                              									Mantelraum C vorausgesetzt, dem Oberdampfe
                              									entgegenwirkt und die gleichbleibende Kraft, welche durch das fallende Gewicht des
                              									Gestänges gegeben ist, vollständig aufzehrt, so bleibt bloſs der wirksame Ueberdruck
                              									am groſsen Kolben übrig, welcher in Folge der Expansion an Stärke um so mehr
                              									abnimmt, je mehr sich der Kolben der unteren Hubgrenze nähert.
                           Mit diesem Leavitt'schen Dampfpochwerke werden bei 92
                              									Stempelhüben in der Minute in 24 Stunden 230t Erz
                              									zerkleinert, was im Vergleiche zur sonst wirksamen Ball'schen Maschine mit 40 Proc. Dampfersparniſs erreicht wird. Die in den
                              									angegebenen Quellen ersichtlichen Indicator- und Geschwindigkeitsdiagramme lassen
                              									die Wirkungsweise der Ball'schen und Leavitt'schen Maschine leicht vergleichen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
