| Titel: | Alex. Bernstein's Herstellung von Kohlenfäden für elektrische Glühlampen. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 292 | 
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                        Alex. Bernstein's Herstellung von Kohlenfäden für
                           								elektrische Glühlampen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									20.
                        Bernstein's Herstellung von Kohlenfäden.
                        
                     
                        
                           Bis jetzt werden die Kohlenfäden für Glühlampen hergestellt, indem man organische
                              									Stoffe in der Form eines vollen, oder eines hohlen Fadens (vgl. 1884 252 * 238) bei Absehluſs der Luft erhitzt und auf diese
                              									Art verkohlt. Da aber die auf diese Art erhaltenen Kohlen weder die wünschenswerthe
                              									Härte, noch Dauerhaftigkeit haben, so ist es gebräuchlich, dieselben mit einem
                              									Ueberzuge von harter Kohle zu versehen, welcher durch Erhitzung des ursprünglichen
                              									Fadens in einer Kohlenwasserstoffverbindung in bekannter Weise erhalten wird (vgl.
                              									auch Cruto 1885 256 * 353.
                              										Chertemps 1886 260 93).
                              									Der so hergestellte Kohlenfaden besteht alsdann aus einer sehr harten Kohle an der
                              									Auſsenseite und einer viel weicheren Kohle im Inneren. Die Folge davon ist, daſs der
                              									ganze Faden zerstört wird, sobald die weiche Kohle im Inneren durch den Einfluſs des
                              									Stromes leidet.
                           Alex. Bernstein in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 36399
                                 									vom 9. Januar 1886) hat nun ein neues, in der Elektrotechnischen Fabrik Cannstatt aufgenommenes Verfahren zur
                              									Herstellung von Kohlenfäden angegeben, mit welchem aus durchaus harter Kohle
                              									bestehende Fäden gewonnen werden sollen; dabei wird die Kohle durch die Zersetzung von geeigneten Kohlenstoffverbindungen mit Hilfe
                                 										der Elektricität erzeugt. Um dies zu erreichen, wird ein Gefäſs benutzt,
                              									welches mit einer geeigneten Kohlenstoffverbindung (vorzugsweise einer
                              									Kohlenwasserstoffverbindung) gefüllt ist. Nahe am Boden des Gefäſses befindet sich
                              									ein Elektricitätsteiter, z.B. ein Stück Kupfer, welches mit dem einen Pole der
                              									Elektricitätsquelle verbunden wird; alsdann wird ein dünner Draht, welcher später
                              									zur Einschmelzung in der Lampe benutzt werden kann, in solcher Weise befestigt, daſs
                              									er die untere Kupferplatte berührt und hierauf langsam von derselben entfernt werden
                              									kann. Dieser Draht ist mit dem anderen Pole der Elektricitätsquelle verbunden. Die
                              									Bewegung des Drahtes kann entweder von Hand oder durch einen geeigneten Mechanismus
                              									geschehen. Sobald der Draht von der Kupferplatte entfernt wird, bildet sich ein
                              									Lichtbogen zwischen beiden und die Spitze des Drahtes wird glühend. Es findet nun
                              									Zersetzung des umgebenden Kohlenwasserstoffes statt und es entsteht ein Niederschlag
                              									von sehr harter Kohle an der Spitze des Drahtes. Hierdurch wird der Lichtbogen
                              									verkürzt und es bildet sich, wenn man nun den Draht in demselben Maſse aufwärts
                              									bewegt, als das Ansetzen der Kohle stattfindet, ein Kohlenfaden, welcher an der
                              									Spitze des Drahtes hängt. Der Faden kann von verschiedener Form und Länge gemacht
                              									werden, je nach der Bewegung des Drahtes, und die Dicke des Fadens entspricht der
                              									Stromstärke, sowie die Geschmeidigkeit desselben der Bewegung des Drahtes.
                           
                           Fig. 13 und
                              										14 Taf.
                              									20 veranschaulichen nun Apparate zur Ausführung dieses Verfahrens und ist der
                              									Apparat Fig.
                                 										13 für die Anwendung von fortlaufenden gleichgerichteten
                              									Elektricitätsströmen, der Apparat Fig. 14 für die Anwendung
                              									von Wechselströmen bestimmt. In beiden Figuren ist A
                              									ein Rahmen, an welchem das Führungsstück B befestigt
                              									ist. In demselben bewegt sich die Zahnstange C, welche
                              									an ihrem unteren Ende den Draht D trägt. Dieser Draht
                              									bildet die eine Elektrode. Das Metallstück G ist
                              									isolirt an dem Rahmen A befestigt und dient als die
                              									andere Elektrode. J und K
                              									sind Klemmen, an denen die Verbindungsdrähte befestigt werden, welche den Strom
                              									zuführen. Die Zahnstange C greift in ein Zahnrad E und das letztere kann durch die Kurbel F gedreht werden. V ist
                              									ein Gefäſs, in welchem sich flüssiger Kohlenwasserstoff oder Schwefelkohlenstoff
                              									befindet. In Fig.
                                 										14 ist L eine zweite Zahnstange, welche vom
                              									Zahnrade E in umgekehrter Richtung als C bewegt wird. Das Stück G
                              									ist hier an der Zahnstange L befestigt, jedoch davon
                              									isolirt; dasselbe trägt den Draht H.
                           Das Verfahren ist nun folgendes: Die Zahnstange C wird
                              									zuerst so weit heruntergelassen, bis der Stromkreis geschlossen ist, und dann
                              									langsam gehoben. Es bildet sich ein Lichtbogen und der Kohlenfaden entsteht, wie
                              									oben beschrieben, entweder am Ende von D (Fig. 13) bei
                              									Anwendung von gleichgerichteten Strömen, oder am Ende von D und H (in Fig. 14) bei Anwendung
                              									von Wechselströmen. Die Drähte D und H können von beliebigem leitendem Materiale gemacht
                              									werden. Da die Bewegung des Zahnrades E mit der Hand
                              									kaum gleichförmig genug ist, so bedient man sich besser einer mechanischen
                              									Vorrichtung, z.B. eines Uhrwerkes, oder man kann eine elektrische Vorrichtung
                              									verwenden, welche ähnlich dem Regulirungsmechanismus einer Bogenlampe construirt
                              									ist. Wenn man die Kohlenstoffverbindungen nicht im flüssigen, sondern im gasförmigen
                              									Zustande benutzen will, so muſs das Gefäſs V
                              									geschlossen sein und es bewegen sich die Stangen C und
                              										L durch Stopfbüchsen.
                           
                        
                     
                  
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