| Titel: | Ueber die Prüfung von Oelen. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 311 | 
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                        Ueber die Prüfung von Oelen.Vgl. Ellis, E. Mills, Redwood u.a. 1888 260 282.
                           							
                        Ueber die Prüfung von Oelen.
                        
                     
                        
                           L.
                                    									Archbutt(Journal of the Society of Chemical Industry, 1886
                                 									S. 303) findet, daſs Maumené's Oelprobe unzuverlässig
                              									ist, wenn nicht immer in derselben Weise verfahren wird (vgl. 1886 260 281). Er führt daher die Prüfung immer nach folgender
                              									Vorschrift aus: 50g Oel werden in einem
                              									Becherglase von 200cc Inhalt genau gewogen; dann
                              									bringt man das Oel wie auch die Schwefelsäure durch Eintauchen der Gefäſse in Wasser
                              									auf gleichmäſsige Temperatur, setzt hierauf das Becherglas mit dem Oele in ein
                              									passendes, mit Baumwolle ausgestopftes Kästchen, läſst 10cc Schwefelsäure aus einer Pipette unter Umrühren
                              									mit dem Thermometer in das Oel einflieſsen und beobachtet die höchste Temperatur.
                              										Archbutt findet es nicht nothwendig, daſs man immer
                              									von der gleichen Temperatur ausgeht; dagegen ist es von Wichtigkeit, immer
                              									Schwefelsäure von gleicher Stärke, am besten von 97 Proc., zu benutzen.
                           Die sogen. Elaїdinprobe beruht bekanntlich auf
                              									Umwandlung nicht trocknender Oele in feste isomere Abarten unter dem Einflüsse von
                              									Salpetrigsäure.
                           Zur Herstellung des bei der Probe benutzten Reagens bringt Archbutt 18g Quecksilber in einen
                              									trockenen 50cc-Kolben und läſst 15cc,6 Salpetersäure von 1,42 sp. G. zuflieſsen. Nach
                              									10 Minuten ist die Reaction vollendet. Der weiſse Niederschlag, welcher sich
                              									gebildet hat, wird durch vorsichtiges Wärmen in der dunkelgrünen Flüssigkeit gelöst.
                              									Das so hergestellte Reagens hält sich längere Zeit und kann, so lange es eine grüne
                              									Farbe zeigt, benutzt werden. Zur Prüfung von Oelen benutzt Archbutt 96g Oel und 3cc,25 Reagens, welche alle 10 Minuten bis zum
                              									Erstarren geschüttelt werden. In der Zwischenzeit stellt man das die Mischung
                              									enthaltende Gefäſs in Wasser. Aus den mitgetheilten Versuchen geht hervor, daſs
                              									immer bei gleicher Temperatur gearbeitet werden muſs. Die Zeitdauer, welche zum
                              									Erstarren nöthig, ist zur Beurtheilung eines Oeles viel wichtiger als der Grad der
                              									Festigkeit des Elaїdins.
                           Um zu untersuchen, ob die Elaїdinprobe auch Fingerzeige zur Entdeckung von Beimischungen in Oelen geben kann, wurden Versuche mit
                              									Mischungen von Olivenöl und anderen Oelen angestellt. Rüböl hat entschieden einen
                              									verlängernden Einfluſs auf die zum Erstarren nöthige Zeit und ebenso auch
                              									Baumwollöl.
                           Archbutt theilt auch Versuche über die Jod-Absorption von Oelen mit und seine Beobachtungen
                              									stimmen im Allgemeinen mit denen von Hübl (1884 253 281) überein.
                           Bei Untersuchung von Rüböl bestimmt Archbutt gewöhnlich das specifische Gewicht, die
                              									Temperaturerhöhung beim Behandeln mit Schwefelsäure, die zum Verseifen erforderliche
                              									Menge Kali, die Viscosität und den Schmelzpunkt der Fettsäuren. Wie Coleman findet er das specifische Gewicht im
                              									Durchschnitte als 0,916. Er gibt ferner die Analysen von 52 Rübölmustern. Die
                              									Temperaturerhöhung mit Schwefelsäure betrug durchschnittlich 59°. Zum Verseifen
                              									waren 17,3 Proc. Kali nothwendig.
                           Zur Prüfung von Olivenöl bestimmt Archbutt das specifische Gewicht, den Gehalt an freier
                              									Oelsäure, die Temperaturerhöhung mit Schwefelsäure, das zum Verseifen nöthige Kali,
                              									die Jodabsorption und die Zeit, welche zum Erstarren des Elaїdins nöthig ist. Bei
                              									Untersuchung von 200 Proben fand er nur zwei mit mehr als 24 Proc. freier Fettsäure.
                              									Olivenöl mit 5 Proc. Fettsäure soll nicht mehr als 0,917 sp. G. bei 16° haben. Ein
                              									hoher Gehalt an Fettsäure verursacht schlechtes Brennen in Lampen. Die
                              									Temperaturerhöhung beim Behandeln mit Schwefelsäure beträgt 41,5 bis 45,5°. Die
                              									Verseifung läſst besonders auch Beimischung von mineralischen Oelen erkennen.
                           Wenn dem Olivenöle Erdnuſsöl beigemischt ist, so wird die Leuchtkraft nicht stark
                              									beeinträchtigt, bei der Elaїdinprobe ist aber längere Zeit zum Erstarren nothwendig.
                              									Dem Olivenöle beigemischtes Rüböl verursacht eine dunkle Farbe des Elaїdins. Rüböl
                              									bewirkt auch, daſs eine geringere Menge Kali zum Verseifen nothwendig ist; es läſst
                              									sich auch durch seinen Schwefelgehalt erkennen. Beimischung von Baumwollöl verzögert
                              									das Erstarren des Elaїdins bei 25° und erhöht das specifische Gewicht wie auch die
                              									Temperatur bei Maumené's Probe.  Sesamöl läſst sich durch
                              									Rothfärbung mit Salzsäure und Zucker nachweisen.
                           J. J. Coleman (daselbst * S. 359) schlägt vor, die Oele
                              									zur Bestimmung der Zähflüssigkeit (Viscosität) in eine Pipette einflieſsen zu
                              									lassen. Das Oel wird in einem cylindrischen Glasgefäſse auf die gewünschte
                              									Temperatur erwärmt. Dann bringt man eine oben durch den Finger verschlossene Pipette
                              									bis zu bestimmter Tiefe in das Oel und beobachtet die Zeit, welche zur Füllung der
                              									Pipette nothwendig ist. Auf diese Weise wird die Einhaltung einer bestimmten
                              									Temperatur, welche bei der Viscositätsbestimmung nach dem gewöhnlichen Verfahren
                              									ziemlich schwierig ist, bedeutend erleichtert.
                           Ch. J. Ellis berichtigt daselbst S. 361, daſs vor ihm
                              									auch schon Maumené die Temperaturerhöhung beim
                              									Behandeln von Oelen mit Schwefelsäure zur Bestimmung der Zusammensetzung von
                              									Oelgemischen benutzt hat. Maumené hat jedoch nur sehr
                              									wenige Versuche in dieser Richtung angestellt. Zur Verlangsamung der Reaction mit
                              									Schwefelsäure setzt Maumené Olivenöl zu. Ellis hat einen Zusatz von Mineralöl als noch viel
                              									vortheilhafter gefunden. Auch auf die Wichtigkeit der Einhaltung bestimmter
                              									Temperaturgrenzen hat erst Ellis hingewiesen.