| Titel: | Ueber die Herstellung und Untersuchung von Cement. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 344 | 
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                        Ueber die Herstellung und Untersuchung von
                           								Cement.
                        Ueber die Herstellung und Untersuchung von Cement.
                        
                     
                        
                           W. Joy in Northfleet, England (D. R. P. Kl. 80 Nr. 35208
                                 									vom 8. Oktober 1885) will die Cementmischung breiförmig in
                                 										den Brennofen einführen. Wenn der Einsatz in gehöriger Glut ist, so daſs
                              									die Flammen hell herausschlagen, so wird der nasse Mischungsbrei, nachdem derselbe
                              									noch mit Kleinkohle, Kleinkokes o. dgl. vermengt ist, auf den brennenden Einsatz
                              									derart aufgeworfen, daſs diejenigen Stellen, an welchen die Flammen besonders stark
                              									durchschlagen, zugedeckt werden. Der freie Durchzug der heiſsen Gase durch den
                              									Einsatz ist auf diese Weise an denjenigen Stellen, an welchen der nasse Brei
                              									aufgelegt ist, verhindert; es soll daher der Zug durch andere Stellen des Einsatzes
                              									seinen Weg nehmen und das Brennmaterial hier freier verbrennen. Ist dies der Fall,
                              									so werden diese Stellen ebenfalls mit dem nassen Breie zugedeckt und die Flamme mit
                              									den heiſsen Gasen gezwungen, an anderen Stellen einen Ausgang zu finden, bis
                              									schlieſslich der Ofen gefüllt ist.
                           Die Verhandlungen des Vereins deutscher
                                 										Cementfabrikanten am 26. und 27. Februar d. J. (vgl. 1885 256 549) betrafen namentlich die Feststellung eines neuen
                              									Entwurfes zu Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung
                                 										von Portlandcement. Derselbe wurde in folgender Fassung angenommen.
                           Definition von Portlandcement: Portlandcement ist ein
                              									Product, entstanden durch Brennen einer innigen Mischung von Kalk und Thon haltigen
                              									Materialien als wesentlichsten Bestandtheilen bis zur Sinterung und darauf folgender Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit.
                           I) Verpackung und Gewicht: In der Regel soll
                              									Portlandcement in Normalfässern von 180k brutto
                              									und etwa 170k netto und in halben Normalfässern
                              									von 90k brutto und etwa 83k netto verpackt werden. Das Bruttogewicht soll
                              									auf den Fässern verzeichnet sein. Wird der Cement in Fässern von anderem Gewicht
                              									oder in Säcken verlangt, so muſs das Bruttogewicht auf diesen Verpackungen ebenfalls
                              									durch deutliche Aufschrift kenntlich gemacht werden. Streuverlust, sowie etwaige
                              									Schwankungen im Einzelgewichte können bis zu 2 Proc. nicht beanstandet werden. Die
                              									Fässer und Säcke sollen auſser der Gewichtsangabe auch die Firma oder die Fabrikmarke der
                              									betreffenden Fabrik mit deutlicher Schrift tragen.
                           Da der Preis für 1 Faſs gestellt wird, so ist ein einheitliches
                              									Gewicht im Interesse der Abnehmer und des reellen Geschäftes dringend geboten.
                              									Hierzu ist das weitaus gebräuchlichste und im internationalen Verkehre fast
                              									ausschlieſslich geltende Gewicht von 180k brutto
                              									gewählt worden.
                           Nachdem die wesentlich billigere Verpackung in Säcken für sehr
                              									viele Fälle sich vollständig bewährt hat, ist diese Verpackungsweise wegen der
                              									groſsen, für den Abnehmer zu erzielenden Ersparniſs, namentlich für gröſsere
                              									Lieferungen besonders zu empfehlen.
                           II) Bindezeit: Je nach der Art der Verwendung kann
                              									Portlandcement langsam oder rasch bindend verlangt werden. Als langsam bindend sind solche Cemente zu
                              									bezeichnen, welche in 2 Stunden oder erst in längerer Zeit abbinden.
                           Um die Bindezeit eines Cementes zu ermitteln, rühre man den reinen
                              									langsam bindenden Cement 3 Minuten, den rasch bindenden 1 Minute lang mit Wasser zu
                              									einem steifen Breie an und bilde auf einer Glasplatte
                              									durch nur einmaliges Aufgeben einen etwa 1cm,5
                              									dicken, nach den Rändern hin dünn auslaufenden Kuchen. Die zur Herstellung dieses
                              									Kuchens erforderliche Consistenz des Cementbreies soll so beschaffen sein, daſs der
                              									mit einem Spatel auf die Glasplatte gebrachte Brei erst durch mehrmaliges Aufstoſsen
                              									der Glasplatte nach den Rändern hin ausläuft, wozu in den meisten Fällen 27 bis 30
                              									Proc. Anmachwasser genügen. Sobald der Kuchen so weit erstarrt ist, daſs derselbe
                              									einem leichten Druck mit dem Fingernagel widersteht, ist der Cement als abgebunden
                              									zu betrachten.
                           Für genaue Ermittelung der Bindezeit und zur Feststellung des
                              									Beginnes des Abbindens, welche bei rasch bindenden Cementen von Wichtigkeit ist (da
                              									diese vor dem Beginne des Abbindens verarbeitet sein müssen), bedient man sich einer
                              									Normalnadel von 300g Gewicht und 1qmm Querschnitt. Man füllt einen auf eine
                              									Glasplatte gesetzten Metallring von 4cm Höhe und
                              										8cm lichtem Durchmesser mit dem Cementbreie
                              									von der oben angegebenen Consistenz und bringt denselben unter die Nadel. Der
                              									Augenblick, in welchem die Normalnadel den Cementkuchen nicht mehr gänzlich zu
                              									durchdringen vermag, gilt als der „Beginn des Abbindens“. Die Zeit, welche
                              									verflieſst, bis die Normalnadel auf dem erstarrten Kuchen keinen merklichen Eindruck
                              									mehr hinterläſst, ist die „Bindezeit“.
                           Da das Abbinden von Cement durch die Temperatur der Luft und des
                              									zur Verwendung gelangenden Wassers beeinfluſst wird, insofern hohe Temperatur
                              									dasselbe beschleunigt, niedere Temperatur es dagegen verzögert, so sollten die
                              									Versuche, um zu übereinstimmenden Ergebnissen zu gelangen, bei einer mittleren
                              									Temperatur des Wassers und der Luft von etwa 15 bis 18° vorgenommen, oder, wo dies
                              									nicht angängig, die jeweiligen Temperaturverhältnisse in Berücksichtigung gezogen
                              									werden.
                           Während des Abbindens darf langsam bindender Cement sich nicht
                              									wesentlich erwärmen, wohingegen rasch bindende Cemente eine merkliche
                              									Temperaturerhöhung aufweisen können.
                           Portlandcement wird durch längeres Lagern langsamer bindend und
                              									gewinnt bei trockener zugfreier Aufbewahrung an Bindekraft. Die noch vielfach
                              									herrschende Meinung, daſs Portlandcement bei längerem Lagern an Werth verliere, ist
                              									daher eine irrige und es sollten Vertragsbestimmungen, welche nur frische Waare
                              									vorschreiben, in Wegfall kommen.
                           III) Volumbeständigkeit: Portlandcement soll volumbeständig sein. Als vorläufige, eine rasche
                              									Beurtheilung gestattende Probe wird die Darrprobe
                              									empfohlen. Als entscheidende Probe soll gelten, daſs ein auf einer Glasplatte
                              									hergestellter und vor Austrocknung geschützter Kuchen aus reinem Cement, nach 24
                              									Stunden unter Wasser gelegt, auch nach längerer Beobachtungszeit durchaus keine
                              									Verkrümmungen oder Kantenrisse zeigen darf.
                           Zur Ausführung der Darrprobe wird der
                              									reine Cement mit Wasser zu einem Breie von der in den Erläuterungen zu II
                              									angegebenen Consistenz angemacht. Es werden daraus auf einer ebenen, mit
                              									Flieſspapier belegten, undurchlässigen Platte Kuchen von 8 bis 10cm Durchmesser und etwa lern Dicke hergestellt.
                              									Zwei dieser Kuchen, welche zur Vermeidung von Schwindrissen vor Austrocknung zu
                              									schützen sind, werden nach 24 Stunden, jedenfalls aber erst nach erfolgtem Abbinden,
                              									mit ihren ebenen Flächen auf einer Metallplatte ruhend, einer Temperatur von 110 bis
                              									120° ausgesetzt, bis keine Wasserdämpfe mehr entweichen, mindestens 1 Stunde lang.
                              									Zweckmäſsig werden hierzu die in chemischen Laboratorien gebräuchlichen
                              									Trockenschränke benutzt.
                           Zeigen die Kuchen nach dieser Behandlung keine Kantenrisse, so ist
                              									der Cement im Allgemeinen als volumbeständig zu betrachten, im anderen Falle aber
                              									nicht zu verwerfen, sondern es ist erst das Ergebniſs der entscheidenden Probe mit
                              									auf Glasplatten unter Wasser erhärtenden Kuchen abzuwarten. Es muſs jedoch bemerkt
                              									werden, daſs die Darrprobe bei Cementen, welche mehr als 3 Proc. Gyps
                              									(schwefelsauren Kalk) oder sonstige Schwefelverbindungen enthalten, einen sicheren
                              									Schluſs auf Volumbeständigkeit nicht gestattet.
                           Zur Ausführung der entscheidenden
                                 										Probe wird der zur Bestimmung der Bindezeit angefertigte Kuchen bei langsam
                              									bindendem Cement nach 24 Stunden, jedenfalls aber erst nach erfolgtem Abbinden,
                              									unter Wasser gelegt. Bei rasch bindendem Cement kann dies schon nach kürzerer Frist
                              									geschehen. Die Kuchen, namentlich von langsam bindendem Cement, müssen bis nach
                              									erfolgtem Abbinden vor Zugluft und Sonnenschein geschützt werden, am besten durch
                              									Aufbewahren in einem bedeckten Kasten oder auch unter nassen Tüchern. Es wird
                              									hierdurch die Entstehung von Schwindrissen vermieden, welche in der Regel in der
                              									Mitte des Kuchens entstehen und von Unkundigen für Treibrisse gehalten werden
                              									können.
                           Zeigen sich bei der Erhärtung unter Wasser Verkrümmungen oder
                              									Kantenrisse, so deutet dies unzweifelhaft „Treiben“ des Cementes an, d.h. es
                              									findet in Folge einer Volumenvermehrung ein Zerklüften des Cementes unter
                              									allmählicher Lockerung des zuerst gewonnenen Zusammenhanges statt, welches bis zu
                              									gänzlichem Zerfallen des Cementes führen kann.
                           Die Erscheinungen des Treibens zeigen sich an den Kuchen in der
                              									Regel bereits nach 3 Tagen; jedenfalls genügt eine Beobachtung bis zu 28 Tagen.
                           IV) Feinheit der Mahlung: Portlandcement soll so fein
                              									gemahlen sein, daſs eine Probe desselben auf einem Siebe von 900 Maschen auf 1qc höchstens 10 Proc. Rückstand hinterläſst. Die
                              									Drahtstärke des Siebes soll die Hälfte der Maschen weite betragen. Zu jeder
                              									Siebprobe sind 100g Cement zu verwenden.
                           Da Cement fast nur mit Sand, in vielen Fällen sogar mit hohem
                              									Sandzusatze verarbeitet wird, die Festigkeit eines Mörtels aber um so gröſser ist,
                              									je feiner der dazu verwendete Cement gemahlen war (weil dann mehr Theile des
                              									Cementes zur Wirkung kommen), so ist die feine Mahlung des Cementes von nicht zu
                              									unterschätzendem Werthe. Es scheint daher angezeigt, die Feinheit des Kornes durch
                              									ein feines Sieb von obiger Maschenweite einheitlich zu prüfen.
                           Es wäre indessen irrig, wollte man aus der feinen Mahlung allein
                              									auf die Güte eines Cementes schlieſsen, da geringe weiche Cemente weit eher sehr
                              									fein gemahlen vorkommen als gute scharf gebrannte; letztere aber werden selbst bei
                              									gröberer Mahlung doch in der Regel eine höhere Bindekraft aufweisen als die
                              									ersteren. Soll der Cement mit Kalk gemischt verarbeitet werden, so empfiehlt es
                              									sich, hart gebrannte Cemente von einer sehr feinen Mahlung zu verwenden, deren
                              									höhere Herstellungskosten durch wesentliche Verbesserung des Mörtels ausgeglichen
                              									werden.
                           V) Festigkeitsproben: Die Bindekraft von Portlandcement
                              									soll durch Prüfung einer
                              									Mischung von Cement und Sand ermittelt werden. Die Prüfung soll auf Zug- und
                              									Druckfestigkeit nach einheitlicher Methode geschehen und zwar mittels Probekörper
                              									von gleicher Gestalt und gleichem Querschnitte und mit gleichen Apparaten. Daneben
                              									empfiehlt es sich, auch die Festigkeit des reinen Cementes festzustellen. Die
                              									Zerreiſsungsproben sind an Probekörpern von 5qc
                              									Querschnitt der Bruchfläche, die Druckproben an Würfeln von 50qc Fläche vorzunehmen.
                           Da man erfahrungsgemäſs aus den mit Cement ohne Sandzusatz
                              									gewonnenen Festigkeitswerthen nicht einheitlich auf die Bindefähigkeit zu Sand
                              									schlieſsen kann, namentlich wenn es sich um Vergleichung von Portlandcementen aus
                              									verschiedenen Fabriken handelt, so ist es geboten, die Prüfung von Portlandcement
                              									auf Bindekraft mittels Sandzusatz vorzunehmen.
                           Die Prüfung des Cementes ohne Sandzusatz empfiehlt sich namentlich
                              									dann, wenn es sich um den Vergleich von Portlandcementen mit gemischten Cementen und
                              									anderen hydraulischen Bindemitteln handelt, weil durch die Selbstfestigkeit die
                              									höhere Güte bezieh. die besonderen Eigenschaften des Portlandcementes, welche den
                              									übrigen hydraulischen Bindemitteln abgehen, besser zum Ausdrucke gelangen als durch
                              									die Probe mit Sand.
                           Obgleich das Verhältniſs der Druckfestigkeit zur Zugfestigkeit bei
                              									den hydraulischen Bindemitteln ein verschiedenes ist, so wird doch vielfach nur die
                              									Zugfestigkeit als Werthmesser für verschiedene hydraulische Bindemittel benutzt.
                              									Dies führte jedoch zu einer unrichtigen Beurtheilung der letzteren. Da ferner die
                              									Mörtel in der Praxis in erster Linie auf Druckfestigkeit in Anspruch genommen
                              									werden, so kann die maisgebende Festigkeitsprobe nur die Druckprobe sein. Die
                              									Zugprobe soll nur als Gegenprobe für die Gleichmäſsigkeit der gelieferten Waare
                              									gelten.
                           Um die erforderliche Einheitlichkeit bei den Prüfungen zu wahren,
                              									wird empfohlen, diejenigen Apparate und Geräthe zu benutzen, welche bei der kgl.
                              									Prüfungsstation in Charlottenburg-Berlin in Gebrauch sind.
                           VI) Zug- und Druckfestigkeit: Guter langsam bindender
                              									Portlandcement soll bei der Probe mit 3 G.-Th. Normalsand auf 1 G.-Th. Cement nach
                              									28 Tagen Erhärtung – 1 Tag an der Luft und 27 Tage unter Wasser – eine
                              									Mindestzugfestigkeit von 16k/qc haben. Die Druckfestigkeit soll mindestens 160k/qc betragen.
                           Cement, welcher eine höhere Zugfestigkeit bezieh. Druckfestigkeit zeigt, gestattet in
                              									vielen Fällen einen gröſseren Sandzusatz und hat, aus diesem Gesichtspunkte
                              									betrachtet, sowie oft schon wegen seiner gröſseren
                              									Festigkeit bei gleichem Sandzusatze, Anrecht auf einen
                              									entsprechend höheren Preis.
                           Bei schnell bindenden Portlandcementen ist die Festigkeit nach 28 Tagen im
                              									Allgemeinen eine geringere als die oben angegebene. Es soll deshalb bei Nennung von
                              									Festigkeitszahlen stets auch die Bindezeit aufgeführt werden.
                           Da verschiedene Cemente hinsichtlich ihrer Bindekraft zu Sand,
                              									worauf es in der Praxis ja vorzugsweise ankommt, sich sehr verschieden verhalten
                              									können, so ist insbesondere beim Vergleiche mehrerer Cemente eine Prüfung mit hohem
                              									Sandzusatze unbedingt erforderlich. Als geeignetes Verhältniſs wird angenommen: 3
                              									G.-Th. Sand auf 1 G.-Th. Cement, da mit 3 Th. Sand der Grad der Bindefähigkeit bei
                              									verschiedenen Cementen in hinreichendem Maſse zum Ausdrucke gelangt.
                           Die maſsgebende Festigkeitsprobe ist die Druckprobe nach 28 Tagen,
                              									weil in kürzerer Zeit, beim Vergleiche verschiedener Cemente, die Bindekraft nicht
                              										genügend zu erkennen
                              									ist. So können z.B. die Festigkeitszahlen verschiedener Cemente bei der 28-Tag-Probe
                              									einander gleich sein, während sich bei einer Prüfung nach 7 Tagen noch wesentliche
                              									Unterschiede zeigen.
                           Als Gegenprobe für die abgelieferte Waare dient die Zugprobe nach
                              									28 Tagen. Will man jedoch die Vergleichung schon nach 7 Tagen vornehmen, so kann
                              									dies durch eine Vorprobe geschehen, wenn man das Verhältniſs der Zugfestigkeit nach
                              									7 Tagen zur 28-Tag-Festigkeit an dem betreffenden Cemente ermittelt hat. Auch kann
                              									diese Vorprobe mit reinem Cement ausgeführt werden, wenn man das Verhältniſs der
                              									Festigkeit des reinen Cementes zur 28-Tag-Festigkeit bei 3 Th. Sand festgestellt
                              									hat.
                           Von ganz besonderem Werthe würde es sein, wenn da, wo dies zu
                              									ermöglichen ist, die Festigkeitsproben an zu diesem Zwecke vorräthig angefertigten
                              									Probekörpern auf längere Zeit ausgedehnt würden, um das Verhalten verschiedener
                              									Cemente auch bei längerer Erhärtungsdauer kennen zu lernen.
                           Um zu übereinstimmenden Werthen zu gelangen, muſs überall Sand von
                              									gleicher Korngröſse und gleicher Beschaffenheit benutzt werden. Dieser Normalsand
                              									wird dadurch gewonnen, daſs man möglichst reinen Quarzsand wäscht, trocknet, durch
                              									ein Sieb von 60 Maschen auf 1qc siebt, dadurch die
                              									gröbsten Theile ausscheidet und aus dem so erhaltenen Sande mittels eines Siebes von
                              									120 Maschen auf 1qc noch die feinsten Theile
                              									entfernt. Die Drahtstärke der Siebe soll 0mm,38
                              									bezieh. 0mm,32 betragen.
                           Da nicht alle Quarzsande bei der gleichen Behandlungsweise die
                              									gleiche Festigkeit ergeben, so hat man sich zu überzeugen, ob der zur Verfügung
                              									stehende Normalsand mit dem unter der Prüfung des Vorstandes des Deutschen
                              									Cementfabrikantenvereins gelieferten Normalsande, welcher auch von der kgl.
                              									Prüflingsstation in Charlottenburg-Berlin benutzt wird, übereinstimmende
                              									Festigkeitswerthe gibt.
                           Beschreibung der Proben zur Ermittelung der Zug- und
                                 										Druckfestigkeit: Da es darauf ankommt, daſs bei Prüfung desselben Cementes
                              									an verschiedenen Orten übereinstimmende Werthe erzielt werden, so ist auf die genaue
                              									Einhaltung der im Nachstehenden gegebenen Regeln ganz besonders zu achten. Zur
                              									Erzielung richtiger Durchschnittszahlen sind für jede Prüfung mindestens 6
                              									Probekörper anzufertigen.
                           
                              Anfertigung der
                                 										Cement-Sand-Proben.
                              
                           Zugproben: Die Zugprobekörper können
                              									entweder durch Handarbeit, oder durch maschinelle Vorrichtungen hergestellt
                              									werden.
                           a) Handarbeit: Man legt auf eine zur
                              									Anfertigung der Proben dienende Metall- oder starke Glasplatte 5 mit Wasser
                              									getränkte Blättchen Flieſspapier und setzt auf diese 5 mit Wasser angenetzte Formen.
                              									Man wägt 250g Cement und 750g trockenen Normalsand ab und mischt beides in
                              									einer Schüssel gut durch einander. Hierauf bringt man 100cc = 100g reines
                              									süſses Wasser hinzu und arbeitet die ganze Masse 5 Minuten lang tüchtig durch. Mit
                              									dem so erhaltenen Mörtel werden die Formen unter Eindrücken auf einmal so hoch
                              									angefüllt, daſs sie stark gewölbt voll werden. Man schlägt nun mittels eines
                              									eisernen Spatels von 5 auf 8cm Fläche, 35cm Länge und im Gewichte von etwa 250g den überstehenden Mörtel anfangs schwach und von
                              									der Seite her, dann immer stärker, so lange in die Formen ein, bis derselbe
                              									elastisch wird und an seiner Oberfläche sich Wasser zeigt. Ein bis zu diesem
                              									Zeitpunkte fortgesetztes Einschlagen von etwa 1 Minute für jede Form ist unbedingt
                              									erforderlich. Ein nachträgliches Aufbringen und Einschlagen von Mörtel ist nicht
                              									statthaft, weil die Probekörper aus demselben Cemente an verschiedenen
                              									Versuchsstellen gleiche Dichten erhalten sollen. Man streicht nun das die Form
                              									Ueberragende mit einem Messer ab und glättet mit demselben die Oberfläche. Man löst
                              									die Form vorsichtig ab und setzt die Probekörper in einen mit Zink ausgeschlagenen
                              									Kasten, der mit einem Deckel zu bedecken ist, um ungleichmäſsiges Austrocknen der
                              									Proben bei verschiedenen Temperaturen zu verhindern. 24 Stunden nach der Anfertigung
                              									werden die Probekörper unter Wasser gebracht und man hat nur darauf zu achten, daſs
                              									dieselben während der ganzen Erhärtungsdauer vom Wasser bedeckt bleiben.
                           b) Maschinelle Anfertigung: Nachdem
                              									die mit dem Füllkasten versehene Form auf der Unterlagsplatte durch die beiden
                              									Stellschrauben festgeschraubt ist, werden für jede Probe 180g des wie vorher hergestellten Mörtels in die Form
                              									gebracht und wird der eiserne Formkern eingesetzt. Man gibt nun mittels des
                              									Schlagapparates von E. Böhme (vgl. 1885 256 * 491. 258 511) mit dem
                              									Hammer von 2k 150 Schläge auf den Kern. Nach
                              									Entfernung des Füllkastens und des Kernes wird der Probekörper abgestrichen und
                              									geglättet, sammt der Form von der Unterlagsplatte abgezogen und im Uebrigen
                              									behandelt wie unter a.
                           Bei genauer Einhaltung der angegebenen Vorschriften geben
                              									Handarbeit und maschinelle Anfertigung gut übereinstimmende Ergebnisse. In
                              									streitigen Fällen ist jedoch die maschinelle Anfertigung eine maſsgebende.
                           Druckproben: Um bei Druckproben an
                              									verschiedenen Versuchsstellen zu übereinstimmenden Werthen zu gelangen, ist
                              									maschinelle Anfertigung erforderlich. Man wiegt 400g Cement und 1200g trockenen Normalsand
                              									ab, mischt beides in einer Schüssel gut durch einander, bringt 160cc = 160g Wasser
                              									hinzu und arbeitet den Mörtel 5 Minuten lang tüchtig durch. Von diesem Mörtel füllt
                              									man 860g in die mit Füllkasten versehene und auf
                              									die Unterlagsplatte aufgeschraubte Würfelform. Man setzt den eisernen Kern in die
                              									Form ein und gibt auf denselben mittels des Böhme'schen
                              									Schlagapparates mit dem Hammer von 2k 150 Schläge.
                              									Nach Entfernung des Füllkastens und des Kernes wird der Probekörper abgestrichen und
                              									geglättet, mit der Form von der Unterlagsplatte abgezogen und im Uebrigen behandelt
                              									wie unter a.
                           Anfertigung der Proben aus reinem
                                 										Cement: Man ölt die Formen auf der Innenseite etwas ein und setzt dieselben
                              									auf eine Metall- oder Glasplatte (ohne Flieſspapier unterzulegen). Man wiegt nun
                              										1000g Cement ab, bringt 200g = 200cc Wasser
                              									hinzu und arbeitet die Masse (am besten mit einem Stempel) 5 Minuten lang durch,
                              									füllt die Formen stark gewölbt voll und verfährt wie unter a. Die Formen kann man
                              									jedoch erst dann ablösen, wenn der Cement genügend erhärtet ist.
                           Da beim Einschlagen des reinen Cementes Probekörper von gleicher
                              									Consistenz erzielt werden sollen, so ist bei sehr feinem oder bei rasch bindendem
                              									Cement der Wasserzusatz entsprechend zu erhöhen. Der angewendete Wasserzusatz ist
                              									bei Nennung der Festigkeitszahlen stets anzugeben.
                           Behandlung der Proben bei der
                                 										Prüfung: Alle Proben werden sofort nach der Entnahme aus dem Wasser
                              									geprüft. Da die Zerreiſsungsdauer von Einfluſs auf das Ergebniſs ist, so soll bei
                              									der Prüfung auf Zug die Zunahme der Belastung während des Zerreiſsens 100g in der Secunde betragen. Das Mittel aus den 4
                              									besten Zugproben soll als die maſsgebende Zugfestigkeit gelten.
                           Bei der Prüfung der Druckproben soll, um einheitliche Ergebnisse
                              									zu wahren, der Druck stets auf 2 Seitenflächen der Würfel ausgeübt werden, nicht
                              									aber auf die Bodenfläche und die bearbeitete obere Fläche. Das Mittel aus den 4
                              									besten Proben soll als die maſsgebende Druckfestigkeit gelten.