| Titel: | H. Pieper's Bogenlampe für schwache Ströme. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 377 | 
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                        H. Pieper's Bogenlampe für schwache
                           								Ströme.
                        Mit Abbildungen.
                        H. Pieper's Bogenlampe für schwache Ströme.
                        
                     
                        
                           In der kleinen Bogenlampe von H. Pieper in Lüttich (* D.
                                 									R. P. Kl. 21 Nr. 34231 vom 19. December 1884), welche die Deutsche Edisongesellschaft in Parallelschaltung mit Glühlampen (vgl. 1885
                              										256 533. 1886 259 519)
                              									anwendet, vermittelt ein im Nebenschlusse liegender, auf einer Platte befestigter,
                              									wagerechter Elektromagnet den Nachschub der Kohlen. Ueber den nach aufwärts
                              									gerichteten Polschuhen des Hufeisen-Elektromagnetes befindet sich ein mit zwei
                              									Zapfen g (Fig. 1) in
                              									entsprechenden Pfannen gelagerter Anker c, welcher zwei
                              									schmale Blattfedern trägt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 261, S. 377
                              
                           Während der Anker c vom
                              									Elektromagnete nicht angezogen wird, preſst sich die eine, nach aufwärts gerichtete
                              									Blattfeder mit einem Bremsbacken e an ihrem oberen Ende
                              									an die Kohlenträgerstange a. Die zweite, nach abwärts
                              									gerichtete Feder trägt einen Druckklotz d an ihrem
                              									unteren Ende und dieser Klotz d schiebt durch die bei
                              									seinem Anpressen an den Kohlenträger a entstehende
                              									Reibung und die Streckung der Feder den Kohlenträger a
                              									nach unten, wenn der Anker c vom Elektromagnete
                              									angezogen wird, was geschieht, wenn der Nebenschluſsstromzweig zufolge des Wachsens
                              									des Lichtbogens und damit des Widerstandes desselben über die normale Gröſse bis zu
                              									einem gewissen Betrage verstärkt wird und demgemäſs die auf den Anker ausgeübte
                              									elektromagnetische Anziehung die Gegenwirkung der Abreiſsfeder zu überwinden
                              									vermag.
                           
                           Die Pieper'schen Lampen werden jetzt für Lichtstärken
                              									von 300 bis 3000 Normalkerzen und mit einer Brenndauer von 5 bis 10 Stunden gebaut.
                              									Für eine Stromstärke von 6 Ampère bekommen die Kohlenstäbe 11 bis 12mm Durchmesser, für stärkere Ströme 14 bis 15mm. Die zwei hinter einander geschalteten Lampen
                              									mit 4 bis 8 Ampère Stromstärke sind mit 5 bis 8 Glühlampen von 16 Normalkerzen, zwei
                              									Bogenlampen von 7 bis 10 Ampère mit 9 bis 12 dergleichen Glühlampen
                              									gleichwerthig.
                           Im Anfange, wenn die Bogenlampe eingeschaltet wird, bildet sich der Lichtbogen in
                              									derselben durch die Wirkung eines Elektromagnetes, dessen Wickelungen im
                              									Hauptstromkreise liegen. Der untere Kohlenhalter ist an dem Anker dieses Magnetes
                              									befestigt. Sowie nun der Strom durch die Lampe geht, zieht der Magnet den Anker und
                              									die mit demselben verbundene negative Kohle nach abwärts, wodurch der Lichtbogen
                              									entsteht. Würden die beiden Kohlenstäbe sich nicht berührt haben, so wäre, während
                              									die Lampe stromlos war, der Hauptstromkreis unterbrochen gewesen. Dann aber bewirkt
                              									der Strom im Nebenschlusse ein rasches Abwärtsschieben der oberen Kohle. In dem
                              									Augenblicke, wo diese die untere Kohle berührt, ist auch der Hauptstromkreis
                              									geschlossen; die untere Kohle wird abwärts gezogen und der Lichtbogen gebildet.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 261, S. 378
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 261, S. 378
                              
                           Der Elektromagnet wird nicht immer nach Fig. 2 in
                              									einen Nebenschluſs zum Lichtbogen gelegt, sondern kann auch nach Fig. 3 in die Hauptleitung selbst eingeschaltet werden
                              									und dann wird der Ankerhebel nicht angezogen, sondern losgelassen, wenn der
                              									Widerstand im Lichtbogen zu groſs wird. Durch die Unterbrechungsfeder wird der
                              									Elektromagnet nach der Anziehung des Ankers in beiden Fällen wirkungslos gemacht und
                              									somit tritt durch Selbstunterbrechung gerade ein so oftmaliges Spiel des Ankers c ein, als erforderlich ist, um die Kohle in die
                              									gewünschte Stellung zu bringen.
                           Auch an Differentiallampen läſst sich dieses
                              									Reibungsschaltwerk zur Bewegung der Kohle verwenden. Zweckmäſsig werden unter
                              									Umständen die Angriffstellen der Backen e und d gegenüber Rollen als Stützpunkte für die obere Kohle
                              									angeordnet, um ein Zerbrechen der Kohle zu verhindern.
                           Die Patentschrift führt auch noch einige Abänderungen der Anordnung vor, durch welche
                              									namentlich der Vorschub doppelt anstatt einfach wirkend gemacht wird. Ein
                              									allmähliches Voneinandergehen der Kohlen bei Bildung des Lichtbogens und dadurch ein
                              									sicheres Entzünden der Lampe wird mittels eines bei der Berührung der Kohlen vom Strome mit
                              									durchlaufenen Solenoids erreicht, dessen Kern am unteren Kohlenhalter befestigt und
                              									mit steilem Gewinde versehen ist, wo derselbe, wenn er in das Solenoid herunter
                              									gezogen wird, der Kohle eine schraubenförmige Drehung ertheilt. Die nämliche Wirkung
                              									kann bei Lampen mit festem Brennpunkte mittels einer Schnurrolle mit den üblichen
                              									zwei Hohlkehlen erzielt werden, welche an einem um Zapfen drehbaren Hebel befestigt
                              									ist, bei Berührung der Kohlen von einem mit dickem Drahte bewickelten Elektromagnete
                              									um ihre Zapfen nach unten gedreht wird und den unteren Kohlenhalter niedergehen
                              									läſst, während der obere durch den Druckklotz fest gehalten wird.