| Titel: | Ueber die Gewinnung von Zellstoff für Papier. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 379 | 
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                        Ueber die Gewinnung von Zellstoff für
                           									Papier.Ueber die Darstellung von Holzzellstoff auf chemischem
                                    											Wege hat Prof. E. Hoyer eine ausführliche
                                 										Uebersichtsabhandlung im Bayerischen Industrie- und
                                    											Gewerbeblatt, Vierteljahrschrift 1885 * S. 53 ff. veröffentlicht. (Vgl.
                                 										auch Papier-Zeitung, 1885 * S. 1262 ff. Glaser's Annalen, 1885
                                 										Bd. 17 * S. 191 ff.)
                           							
                        (Patentklasse 55. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								258 S. 312.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									25.
                        Ueber die Gewinnung von Zellstoff für Papier.
                        
                     
                        
                           In einem Vortrage über die Verwendung von Holz zur
                                 										Herstellung von Papierstoff behandelte T. A. Reid(Journal of the Society of Chemical Industrie, 1886 S. 273) hauptsächlich
                              									das Natronverfahren.
                           Die Eignung der verschiedenen Holzarten wurde durch folgende
                              									Erfahrungswerthe gekennzeichnet:Vgl. auch G. Hofmann: Papierfabrikation, 1875 S.
                                    											520.
                              								
                           
                              
                                 
                                 Zellstoff
                                 Faserlänge
                                 
                              
                                 Buche
                                 38,5 Proc.
                                 kurz
                                 
                              
                                 Birke
                                 42,0
                                 „
                                 
                              
                                 Hemlocktanne
                                 37,5
                                 lang
                                 
                              
                                 Pappel
                                 41,0
                                 mittel
                                 
                              
                                 Fichte
                                 39,0
                                 lang
                                 
                              
                                 Tanne
                                 38,0
                                 „
                                 
                              
                           Nach Reid's Erfahrung soll das Kochen
                              									des Holzes mit einer Lauge von 20 Procent des Holztrockengewichtes Gehalt an 70
                              									procentigem Aetznatron bei einer Dampfspannung von 8at, entsprechend einer Temperatur von 171°, günstige Ergebnisse liefern.
                              									Nach etwa 2 stündigem Kochen unter dieser Spannung wird die Lauge abgelassen und der
                              									Kocher mit heiſsem Wasser gefüllt. Die aufgelösten Holzstückchen läſst man dann mit
                              									der Flüssigkeit des Kochers in hölzerne Absetzgefäſse ab und wäscht darauf den Stoff
                              									aus.
                           Zur Wiedergewinnung des Natrons aus den Abfallaugen soll nur die
                              									erste Lauge verwendet werden, welche 1,09 bis 1,1 sp. G. besitzt und etwa 90 Procent
                              									der ursprünglich benutzten Soda enthält. Die Lauge wird abgedampft (vgl. * S. 260 d.
                              									Bd.) und dann geröstet, um die organischen Bestandtheile zu verbrennen. Man erhält
                              									eine Soda von etwa 85 Proc. Gehalt an Na2CO3 (50 bis 53 Proc. Natron), welche noch etwas
                              									Natriumsulfat und Sulfit enthält. Diese Soda wird zu einer Lauge von 1,1 sp. G.
                              									gelöst und mit Kalk kausticirt. Auf diese Weise gehen allerdings die organischen
                              									Bestandtheile der Lauge für eine Verwerthung (vgl. 1885 258 334. 1886 261 275) verloren. Besser wäre
                              									wohl eine Destillation der abgedampften Masse in Retorten, wobei Essigsäure u. dgl.
                              									gewonnen werden könnten. Im Durchschnitte werden aus den Laugen etwa 80 Procent des
                              									benutzten Alkalis wiedergewonnen, was die Kosten für dasselbe um etwa 50 Proc.
                              									verringert.
                           
                           Reid macht noch folgende Angaben über
                              									die Herstellungskosten von Zellstoff aus Holz und aus
                                 										Espartogras:
                           
                              
                                 Holz
                                 3t Holz
                                    											zu 25 M. für 1t
                                   75,00 M.
                                 
                              
                                 
                                 Mechanische Bearbeitung, 7,50 M. für 1t
                                   22,50
                                 
                              
                                 
                                 Aetznatron, 25 Proc. des Holzgewichtes, 20
                                    											M. für 100k
                                 150,00
                                 
                              
                                 
                                 Waschen, Bleichen u.s.w., 5 M. für 1t
                                   15,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 262,50 M.
                                 
                              
                                 
                                 20 Proc. unvorhergesehene Kosten
                                   52,50
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 315,00 M.
                                 
                              
                                 
                                 50 Proc. des Sodawerthes
                                    											wiedergewonnen
                                   75,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 240,00 M.
                                 
                              
                           1t
                              									Natron-Holzzellstoff kostet also 240 M., wenn angenommen wird, daſs das Holz nur ⅓
                              									seines Gewichtes Zellstoff ergibt.
                           Espartogras, wobei angenommen wird, daſs dasselbe die Hälfte
                              									seines Gewichtes Zellstoff ergibt:
                           
                              
                                 2t
                                    											Esparto zu 120 M. für 1t
                                 240,00 M.
                                 
                              
                                 Mechanische Behandlung, 5 M. für 1t
                                   10,00
                                 
                              
                                 Aetznatron, 10 Proc. des
                                    											Espartogewichtes
                                   40,00
                                 
                              
                                 Waschen, Bleichen u.s.w., 3 M. für 1t
                                     6,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 296,00 M.
                                 
                              
                                 10 Proc. unvorhergesehene Kosten
                                   29,60
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 325,60 M.
                                 
                              
                                 50 Proc. Soda wiedergewonnen
                                   20,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 1t Esparto-Zellstoff kostet daher
                                 305,60 M.
                                 
                              
                           Carl Ferd. Dahl in Danzig (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent vom 19. Oktober 1884) gibt ein Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff aus Holz, Stroh, Alfa u.s.w. durch Kochen mit
                              									einer Lösung, welche Natriumsalze in vier verschiedenen
                                 										Verbindungen, als schwefelsaures und kohlensaures Natron, Natronhydrat und
                                 										Schwefelnatrium, enthält, ferner ein Verfahren zur Bereitung der Kochlösung
                              									aus schwefelsaurem Natron und dem aus den Kochlaugen wiedergewonnenen gleichen
                              									Stoffe durch Kochen mit Kalk an. Das Kochen wird in schmiedeisernen Gefäſsen ohne
                              									Bleiauskleidung unter Dampfdruck vorgenommen und erfordern 100k mitteltrockenes Kiefernholz etwa 26k, Stroh, Alfa und Esparto 10 bis 12k obiger Salze in Lösung.
                           Kiefern-, Fichten- und Tannenholz erfordern 5 bis 10at Dampfdruck, wobei die Stärke der Natriumsalzlösung 6 bis 14° B., die
                              									Kochzeit 30 bis 4 Stunden beträgt. Stroh, Alfa und Esparto erfordern 2 bis 5at Dampfdruck, Stärke der Natriumlösung 5 bis 8°
                              									B. und eine Kochdauer von 8 bis 3 Stunden.
                           Nach beendeter Kochung wird die braunschwarze Lauge behufs späterer Wiedergewinnung
                              									der Natriumsalze in eiserne Behälter abgeblasen, der zurückbleibende Zellstoff
                              									entweder im Kocher, in Shanks'schen Kästen o. dgl. mit
                              									warmem Wasser ausgewaschen, im Holländer in bekannter Weise zu Papierbrei
                              									verarbeitet und mit Chlorkalklösung gebleicht. Die Farbe des ungebleichten Stoffes
                              									ist graugelblich, die des gebleichten Stoffes hochweiſs oder schwach, aber rein
                              									gelblich, je nach dem Grade der Bleiche.
                           
                           Zur Darstellung der Natriumlösung dient schwefelsaures
                              									Natron (Natronsulfat). Das Sulfat wird, in Wasser aufgelöst, mit 20 bis 23 Proc.
                              									gebranntem Kalk gekocht. Die in dieser Weise bereitete Lauge ist schon zum Kochen
                              									brauchbar, erhält jedoch ihre richtige Zusammensetzung durch Zugabe der aus der
                              									Sulfatlösung nach dem Kochprozesse wiedergewonnenen Salze. Die gebrauchte Lauge wird
                              									zur Wiedergewinnung im Abdampfofen eingedickt, stark calcinirt und nach
                              									stattgefundener Entgasung aus dem Ofen gescharrt, dann ausgewaschen und die Lösung
                              									zum Bereiten neuer Lauge verwendet. Zur Gewinnung reiner Salze ohne
                              									Kohlenbeimischung zieht man die eingedickte Lauge aus dem Abdampfofen heraus und
                              									läſst dieselbe im Schmelzofen bei dunkler Rothglut abbrennen. Die geschmolzene Masse
                              									nimmt nach dem Erkalten eine rothbraune Färbung an, ist in Wasser leicht löslich und
                              									hat annähernd folgende Zusammensetzung: 16 Proc. schwefelsaures Natron, 50 Proc.
                              									kohlensaures Natron, 20 Proc. Natronhydrat, 10 Proc. Schwefelnatrium, 4 Proc.
                              									verschiedene unwesentliche Stoffe. Diese Zusammensetzung ist sehr veränderlich, je
                              									nach den Eigenschaften des gekochten Materials, jedoch ohne die auflösende Kraft der
                              									daraus später hergestellten Lösung zu beeinträchtigen.Das wiedergewonnene Salz ist baldmöglichst aufzulösen oder den Einflüssen der
                                    											atmosphärischen Luft zu entziehen. Durch den Koch- und
                                    											Wiedergewinnungsprozeſs gehen 10 bis 15 Procent der in Lösung gewesenen
                                    											Salze verloren. Im gewöhnlichen Betriebe ersetzt man bei der Laugenbereitung
                                    											den Verlust durch schwefelsaures Natron. Es kommen zur Auflösung 85 bis 90
                                    											Proc. wiedergewonnenes Salz, 15 bis 10 Proc. Sulfat, welche Mischung, mit 20
                                    											bis 23 Proc. gebranntem Kalk gekocht, die richtige Lauge gibt.Bei 10 Proc. Verlust nimmt man zur Bereitung der Kochlauge eine abgeklärte,
                                    											Wasser haltige Lösung, in welcher 90k
                                    											wiedergewonnenes Salz enthalten sind, setzt 10k Sulfat zu und kocht die Lösung, in welcher 100k Salze in vorbeschriebenem Verhältnisse
                                    											enthalten sind, mit 20k gebranntem
                                    											Kalk.Beträgt der Verlust 15 Proc., so kommen auf 85k wiedergewonnenes Salz 15k
                                    											Sulfat, welche mit 23k Kalk gekocht
                                    											werden.Bei 20 Proc. Verlust gelangen 80k
                                    											wiedergewonnenes Salz, 20k Sulfat zur
                                    											Auflösung, die man mit 25k Kalk
                                    											zusammenkockt.Will man 25 Proc. Sulfat zusetzen, so kommen 75k wiedergewonnenes Salz, 25k
                                    											Sulfat und 28k gebrannter Kalk zur
                                    											Auflösung. Bei gleichmäſsigem Betriebe soll die äuſserste Grenze des
                                    											Zusatzes an Sulfat 30 Proc. betragen: 70k
                                    											wiedergewonnenes Salz, 30k Sulfat, 32k gebrannter Kalk.
                              								
                           Das Verhältniſs der in der Kochlösung enthaltenen Salze ist durchschnittlich: 37
                              									Proc. schwefelsaures Natron, 8 Proc. kohlensaures Natron, 24 Proc. Natronhydrat, 28
                              									Proc. Schwefelnatrium, 3 Proc. verschiedene Verbindungen. Diese Zusammensetzung ist
                              									sehr veränderlich, je nach den Eigenschaften des zu kochenden Materials. Die
                              									Ueberführung des bekannten Soda- bezieh. Natronhydrat-Verfahrens in das beschriebene
                              									Sulfatverfahren geschieht in der Weise, daſs man bei der Laugenbereitung den Verlust
                              									des Natronhydrates durch Sulfat statt durch Soda ersetzt und dann allmählich mit dem
                              									Schwinden des Hydrates die Zugabe an Kalk beim Kochen der Lösung von 45 Proc. auf 20
                              									bis 23 Proc. herabmindert.
                           
                           Bei dem Natron-Verfahren zur Herstellung von Zellstoff
                              									will C. A. Hesse in Dampfsägewerk Zellwald bei Siebenlehn in Sachsen (* D. R. P. Nr. 35854 vom 15. August 1885) die chemische Behandlung und darauf folgende mechanische Bearbeitung in einem Apparate vornehmen. Die hierzu benutzte Verbindung eines Kochers mit den Mahlvorrichtungen für die weich gekochten
                              									Holzstücke veranschaulicht Fig. 20 Taf. 25. Der
                              									stehende cylindrische Kochkessel a besitzt einen
                              									Siebboden b, über welchem das auf der Achse w befestigte Schaufelkreuz c wegstreicht und dabei die weichen Holzstücke durch die Oeffnungen des
                              									Bodens drängt. Am unteren Ende der Achse w sitzt eine
                              									Kurbel d, welche den Quetschklotz e an der Wand des Trichters e1 herumführt (vgl. Motte's Mörsermühle 1878 227
                              									* 57), wodurch die kleinen Holzstückchen zerdrückt werden. Der Klotz e stützt sich auf einen Kugelzapfen und letzterer ist
                              									in der Höhe verstellbar, um sowohl das Zerquetschen zu regeln, als den Kocher unten
                              									abzuschlieſsen. Hierzu liegt das den Zapfen tragende Kreuz f mit seinem nach einer Schraubenlinie geformten Rande auf einem gleich
                              									geformten Absatze des Cylinders g auf. Wird das Kreuz
                              										f mittels des Zahnrades h verdreht, so bewegt sich f und damit der
                              									Kugelzapfen auf und ab. Damit dabei die Zähne von h
                              									nicht aus der Verzahnung des Kreuzes f treten, verläuft
                              									die Verzahnung des Rades h spiralförmig. Auf der
                              									wagerechten, in dem Lager p unverschiebbar gehaltenen
                              									Achse l sitzt der mit gewundenen Riffelungen versehene
                              									Kegel n, welcher sich in einem gleich geriffelten
                              									Hohlkegel m dreht. Durch die Verschiebung des Lagers
                              										p mittels der Schraube o kann der Zwischenraum der Mahlflächen von n
                              									und m verändert werden. Von den mit dem
                              									Dampfstrahlapparate q verbundenen Rohrleitungen führt
                              										t in den Laugenbehälter L,
                                 										u nach einem Abfluſskanale und y nach dem
                              									Dampfkessel.
                           Das Verfahren mit diesem Apparate
                              									soll nun folgendermaſsen verlaufen: Nachdem der Kocher a mit zerkleinertem Holze angefüllt und die Halbkugel des Quetschwerkes
                              									dampfdicht gegen den Kugelsitz geschraubt ist, öffnet man die Ventile v1, v2, v3 und treibt mittels
                              									des Dampfstrahlapparates q die Lauge aus dem Behälter
                              										L in den Kocher, bis dieselbe durch den Hahn x ausflieſst, welcher darauf sammt den Ventilen v2 und v3 geschlossen wird.
                              									Durch weitere Einführung des Dampfes wird die Lauge eine Zeit lang im Kochen
                              									erhalten und dann durch die Ventile v3, v5 und v2 abgelassen. Hiernach wird Ventil v5 und v6 geschlossen, Ventil
                              										v1 und v4 geöffnet und mit dem
                              									Dampfstrahlapparate ein Gemisch von Dampf und heiſser Luft, deren Temperatur weit
                              									über der Temperatur des gesättigten Dampfes liegt, eingeführt. Der auf diese Weise
                              									überhitzte Dampf von etwa 5at Spannung soll
                              									leichter in die Zellen des Holzes eindringen und die verholzten Zellwände auflösen.
                              									Sobald eine entnommene Probe zeigt, daſs das Holz genügend aufgeschlossen ist, wird
                              									der Klotz e etwas niedergelassen und das Quetschwerk
                              									sowie der Kegel n in Umdrehung versetzt. Die Holzstücke
                              									werden nun von dem Rührer c durch die Löcher im Boden
                              										b hindurchgedrängt und fallen durch den Trichter in
                              									das Quetschwerk, wo sie vollständig zerquetscht durch das Kreuz f zum Kegel n gelangen.
                              									Die zwischen diesem Kegel n und dem Mantel m zerfaserte dickbreiige Masse wird durch den Stutzen
                              										s1 hinausgedrückt.
                              									Durch die Leitung s2
                              									tritt der Dampf aus, welcher noch zur Heizung des Trockenraumes verwendet werden
                              									kann.
                           Bei Herstellung von Zellstoff mittels Sulfiten soll bei
                              									dem Verfahren von Eugen Baron Ritter und Karl
                                 										Kellner in Podgora bei Görz, Oesterreich (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									329214 vom 27. Oktober 1885) zur vollen Ausnutzung der
                                 										Säuren (vgl. 1884 252 327) dieselbe in zwei oder
                              									mehreren zusammen arbeitenden Kochern nach einander benutzt werden. In Fig. 10 Taf.
                              									25 sind A und B zwei
                              									Kocher aus Eisen mit innerem Bleimantel. Der Behälter C
                              									enthält die Lösung von Schwefligsäure, der Behälter D
                              									frisches Wasser. Ein Rohr d führt von C und D durch Abzweigungen
                              										e und f mit Ventilen
                              										m und n in die beiden
                              									Kocher; die Rohrzweige e und f münden ein wenig über den Gittern a und b, welche das Holz in die Flüssigkeit getaucht halten.
                              									Das Rohr g steht nach rechts mit einem Dampfkessel und
                              									einem Kessel mit Schwefligsäure in Verbindung und endigt links bei c in eine Abfluſsrinne. Das Rohr g hat zwei Abzweigungen i
                              									und h, welche in den Bodentheil der Kocher treten, wo
                              									sie mit Ventilen k und l
                              									verschlossen sind. Auſserdem hat das Rohr g zwei
                              									Abzweigungen o und p,
                              									welche ebenfalls Ventile haben und oben in den Kochern enden. Zum Entleeren der
                              									Kocher dienen die Ablässe r und s.
                           Zur Erklärung des Arbeitsvorganges sei angenommen, der Kocher A enthalte Holz, welches schon der Einwirkung von 2 mal gebrauchter
                              									Säurelösung unterliegt, während der Kocher B mit
                              									frischem Holze gefüllt ist. Man öffnet die Ventile m, k
                              									und l, während die Ventile n,
                                 										o, p, q und r geschlossen bleiben. Die frische
                              									Lösung läuft also durch das Rohr e nach A und drängt die dort gebrauchte Lösung durch die
                              									Röhren i, g und h in den
                              									Kocher B. Wenn A mit
                              									frischer Lösung gefüllt ist, wird das Ventil m
                              									geschlossen und r geöffnet, worauf Dampf durch die
                              									Rohre i und h in beide
                              									Kocher eintritt und auf das Holz einwirkt. Wenn das Kochen in B beendet ist, wird das Ventil r wieder geschlossen und die Ventile p und
                              										q geöffnet. Die Schwefligsäure und der Dampf werden
                              									durch p und das Rohr g in
                              									die Abfluſsleitung c geblasen oder behufs
                              									Wiederverwendung in geeigneten Apparaten behandelt. Hierauf wird alle Flüssigkeit
                              									durch Ablaſs s aus dem Kocher B entfernt, in welchem sich jetzt nur noch theilweise aufgelöstes Holz
                              									befindet. Die Lösung vom Kocher A wird dann durch
                              									Zulassen von frischem Wasser aus dem Behälter D auf dem
                              									früheren Wege in den Kocher B getrieben und ist jetzt
                              									einmal benutzte Lösung. Darauf wird das Kochen wiederholt, dann die Röhren e, o und i abgesperrt, der
                              									Kocher A geleert und mit frischem Holze gefüllt. Von
                              									jetzt ab wiederholt sich das Verfahren, nur tauschen die beiden Kocher die
                              									Rollen.
                           Nach einem zweiten Patente Nr. 329215 der Genannten soll das Auflösen des Holzes und das Bleichen der
                              									erhaltenen Fasern in den Kochern wie bisher getrennt, jedoch in einem ununterbrochenen Vorgange ausgeführt werden. Um aus
                              									Holz sehr weiſse und starke Fasern zu erhalten, soll dasselbe in senkrecht stehenden
                              									Kesseln, welche die lösende Flüssigkeit enthalten, eingeweicht und vor der Erhitzung
                              									Schwefligsäure so lange
                              									eingepreſst werden, bis ein Druck von wenigstens 2at erreicht ist. Dann erst wird entweder Dampf oder Dampf mit
                              									Schwefligsäure gemischt unter einer Temperatur über Siedehitze längere Zeit
                              									eingeleitet, bis die Spannung etwa 3 bis 5at
                              									erreicht hat. Hierdurch erfolgt zunächst Auflösung des Holzes, dann Bleichen der
                              									Faser. Der Stoff wird weiſs, enthält keine harten Bestandtheile und kann weiter
                              									verarbeitet werden, ohne einen Knotenfänger zu gebrauchen. Der Kochprozeſs dauert
                              									etwa 14 bis 18 Stunden; doch kann derselbe bei niedrigem Drucke bis auf 36 Stunden
                              									verlängert werden. Zur Ausführung des Verfahrens werden wie vorher zwei oder mehrere
                              									zusammenarbeitende Kocher benutzt; bei hartem Holze werden Drehkocher empfohlen.
                           Zur Herstellung von Zellstoff nach dem Sulfit- oder nach
                              									dem Natronverfahren benutzen J.
                                 										D. Tompkins in Nassau, J. Arkell in
                              									Canajoharie und Ch. Wetherwax in Albany
                              									(Nordamerikanisches Patent Nr. 340640) einen stehenden
                                 										cylindrischen, oben und unten kugelförmig geschlossenen Kocher A (Fig. 11 Taf. 25), welcher
                              									oben und unten einen Siebboden B und B1 besitzt. Die Wirkung
                              									der verschiedenen zur Anwendung kommenden Flüssigkeiten soll erhöht und damit der
                              									Prozeſs beschleunigt werden durch eine abwechselnd nach
                                 										beiden Richtungen erfolgende StrömungUm in Holzkochern eine Strömung der Kochflüssigkeit zu erzeugen, benutzen Gebrüder Körting in Hannover, wie Prof. Hoyer im Bayerischen
                                       												Industrie- und Gewerbeblatt, 1885 * S. 80 berichtet, einen Injector, welcher an der Seite des Kochers
                                    											stehend angebracht wird und dessen Ein- und Auslauf durch Rohre mit dem
                                    											Boden und Deckel des Kochers in Verbindung steht. Durch Einlassen von Dampf
                                    											von mindestens 1at Ueberdruck über die
                                    											Kesselspannung wird dann eine Strömung der Flüssigkeit im Kocher von oben
                                    											nach unten hervorgerufen. derselben. Hierzu sind zwei Flügelpumpen P1 und P2 bestimmt, welche
                              									durch Rohrleitungen c und d so mit den Hohlräumen unter den Siebboden B
                              									und B1 in Verbindung
                              									stehen, daſs die Pumpe P1 eine Strömung von unten nach oben, die Pumpe P2 eine Strömung von oben nach unten in
                              									dem Kocher A erzeugt. Durch Wechsel weises Ein- und
                              									Ausrücken der beiden Pumpen P1 und P2 wird
                              									die Strömungsrichtung nach Ablauf bestimmter Zeiten immer geändert. In die Leitungen
                              										c und d der Pumpen
                              									führen gleich die Zuleitungsrohre für die verschiedenen Flüssigkeiten. Durch das
                              									Rohr b wird Dampf in die Hohlräume der Boden behufs
                              									Reinigung der Sieböffnungen geblasen. Die Dampfzuleitung in den Kessel A erfolgt durch das Rohr a. Das Steigrohr d der Pumpe P2 läuft in ein im
                              									oberen Bodenraume liegendes rundes Siebrohr aus.
                           Das Holz, Stroh u. dgl. wird in den Kessel A durch das
                              									obere Mannloch gefüllt und zuerst mit heiſsem Wasser ausgewaschen; hierauf nimmt die
                              									Behandlung mit der Lauge oder Säure ihren Anfang, wobei hauptsächlich eine Strömung
                              									von unten nach oben eintreten soll. Nach dem Auswaschen des gelösten Holzes mit
                              									heiſsem Wasser wird dann gleich das Bleichen ebenfalls in dem Kocher A vorgenommen.
                           
                           In Bezug auf die Einrichtung der Kocher für das
                                 										Sulfitverfahren sind folgende Neuerungen zu verzeichnen.
                           Ch. S. Wheelwright in Providence (Nordamerikanisches
                              									Patent Nr. 337720 und Nr. 337721) setzt einen Kocher
                              									aus unter einander durch eine groſse Zahl Schrauben verbundenen Ringstücken zusammen (vgl. Fig. 19 Taf. 25).
                              									Besonders zu erwähnen ist die Befestigung der Bleiauskleidung an den
                              									Verbindungstellen der Ringstücke. In Fig. 17 Taf. 25 ist ein
                              									Bleiring von H-förmigem Querschnitte, dessen Hohlräume mit Gummi ausgefüllt sind,
                              									zwischen die Flanschen gelegt, so daſs der innere Druck im Kessel mit abdichtet.
                              									Nach Fig. 18
                              									werden die Ränder der Bleibleche einfach umgebördelt in Spuren an den Flanschen
                              									gelegt und beim Zusammenschrauben fest auf einander gepreſst. Die Einbiegung der
                              									Ringstücke nach innen und die damit erhaltene gebogene Lage der Bleibleche dürfte
                              									dem gröſseren Ausdehnungsbestreben derselben gegenüber den eisernen Ringen Rechnung
                              									tragen und dadurch einem Aufreiſsen der Bleiverkleidung an den Trennungsstellen der
                              									Bleche wirksam entgegen wirken.
                           Ch. E. Ball in New-York (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									336078) läſst die Bleiauskleidung von der eisernen
                              									Blechwand des Kochers etwas abstehen und stützt die
                              									erstere durch am Bleibleche vorstehende Rippen oder Stehbolzen. Der Raum zwischen
                              									dem Blei- und Eisenmantel wird mit Dampf gespeist; jedoch findet die Heizung der
                              									Lauge im Kocher durch unmittelbare Einleitung von Dampf statt. Um Zerstörungen des Eisenmantels durch in dem
                              									Zwischenräume des Doppelmantels vermöge Undichtheiten der Bleiauskleidung sich
                              									ansammelnde Lauge rechtzeitig vorzubeugen, ist durch
                              									diesen Zwischenraum an der tiefsten Stelle desselben der Leitungsdraht einer elektrischen Batterie gelegt, welche beim Drücken eines
                              									Knopfes eine Glocke zum Ertönen bringt. Durch die zeitweise erfolgende Schlieſsung
                              									des Batteriestromes hat man ein Mittel, das Vorhandensein von Lauge nachzuweisen, da
                              									dieselbe den schwachen Leitungsdraht bald durchfriſst und dann die Glocke nicht mehr
                              									ertönt. (Vgl. auch Ball * D. R. P. Nr. 36976 vom 16.
                              									Februar 1886.)
                           Auf gleiche Weise wie J. Makin (vgl. 1885 258 318) will auch G. W.
                                 										Russell in Lawrence (Nordamerikanisches Patent Nr. 341434) Blei-platten für Sulfitkocher-Auskleidungen herstellen.
                              									Um dabei die mit der Eisenplatte auf einer Seite verbundene Bleidecke gegen ein
                              									Loslösen besser zu sichern, erhält nach Fig. 15 und 16 Taf. 25 die
                              									Eisenplatte mit Köpfen versehene Stifte oder dieselbe wird einem Reibbleche ähnlich
                              									gelocht und die erzielten Schuppen hakenförmig umgebogen. Nach einem zweiten Patente
                              									Nr. 341435 soll ein Drahtgewebe mit Blei umgössen
                              									werden (vgl. Fig.
                                 										14).
                           Zur Befestigung solcher Bleifutterplatten in den
                              									Kochern, welche, wenn die letzteren cylindrisch sind, mittels verlötheten Ringen
                              									erfolgt, benutzt Ch. Springer in Boston (* D. R. P. Nr.
                                 									35112 vom 22. August 1885) durch Schrauben festgehaltene Leisten, daher diese Art
                              									der Befestigung namentlich für kugelförmige Kocher berechnet sein
                              									dürfte. Wie in Fig.
                                 										13 Taf. 25 veranschaulicht ist, werden die Fugen zwischen den einzelnen
                              									Platten mit Asbest o. dgl. ausgefüllt und dann von auf Makin'sche Art verbleiten Metallstreifen s
                              									überdeckt, welche durch die mit verbleiten Köpfen versehenen Schrauben t festgehalten werden.
                           Den von A. Leonhardt angegebenen Apparat zum Reinigen von Sulfit-Zellstoff (vgl. 1885 258 318) hat Prof. Mitscherlich in Freiburg
                              									i. B. in Nordamerika unter Nr. 344323 patentirt erhalten. Hiernach erhält das
                              									Schwimm sieb längliche Oeffnungen und der aus dem Stoffabsonderer kommende, ziemlich
                              									trockene Stoff soll auf einem endlosen Bande nach einer Bütte geleitet, dort
                              									nochmals mit Wasser verdünnt und dann zur Entwässerung auf eine Langsiebmaschine
                              									gebracht werden. Von der letzteren wird die erhaltene Stoffbahn zwei
                              									Trockencylindern zugeführt, um nach einem abermaligen Auspressen zwischen einem
                              									Walzenpaare aufgewickelt zu werden. Die Eisentheile des Apparates sind zu verbleien,
                              									da sonst der Stoff gefärbt wird, indem die immerhin noch vorhandenen Säurespuren das
                              									Eisen angreifen, auch wenn das Wasser selbst nicht Eisen haltig ist.
                           Zum Sortiren des zerquetschten Zellstoffes von
                              									Asttheilchen u. dgl. bringt Ch. Wandel in Reutlingen
                              									den in Fig.
                                 										12 Taf. 25 im Durchschnitte dargestellten Apparat zur Ausführung, welcher im Wesentlichen einem rotirenden
                              									Knotenfänger gleicht und sich nach der Papierzeitung,
                              									1886 * S. 1070 bereits verschiedentlich bewähren soll. In dem Troge B, in welchen die Zellstoffmasse bei A zuläuft, dreht sich, vollkommen in derselben
                              									eintauchend, der mit durchgehender Achse a versehene
                              									Siebcylinder T ohne Schüttelung mit 40 bis 50 Umgängen
                              									in der Minute, also ziemlich rasch. Durch die feinen, bis zu 0mm,3 weiten Schlitze des Siebcylinders dringen die
                              									Fasern mit der Flüssigkeit in das Innere des Cylinders und laufen aus demselben
                              									seitlich bei o in die Rinne C ab, um aus dieser auf die Entwässerungsmaschine zu gelangen. Im Inneren
                              									des Cylinders T sind Schaufeln s angebracht, welche den Durchgang durch die Siebfläche wesentlich
                              									unterstützen sollen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
