| Titel: | Ueber Neuerungen an Lüftungseinrichtungen. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 412 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Lüftungseinrichtungen.
                        Patentklasse 27. Mit Abbildungen.
                        Ueber Neuerungen an Lüftungseinrichtungen.
                        
                     
                        
                           Um bei Fensterlüftern unangenehmen Zug durch möglichst
                              									feine Zertheilung des von auſsen einziehenden Luftstromes zu vermeiden, schlägt W. Nuſsbeck in Berlin (* D. R. P. Nr. 29475 vom 19.
                                 									April 1884) vor, in die freien Oeffnungen wagerechte Siebcylinder einzusetzen, die am ganzen Umfange mit kleinen Löchern
                              									versehen sind, durch welche Auſsenluft wie auch Zimmerluft in verschiedenen
                              									Richtungen zieht und sich dabei innig mischt. Diese Siebcylinder können auch an
                              									Glasklappscheiben angebracht werden, so daſs sie von diesen in der Längsachse
                              									durchsetzt werden und sich mit ihnen um letztere drehen; es kommt dann je nach
                              									Einstellung der Klappscheiben eine gröſsere oder kleinere Fläche der Siebcylinder
                              									zur Wirkung. Auch an Pendelscheiben lassen sich die Siebcylinder anbringen und
                              									liegen dann an der Durchgangsöffnung der Luft. Die Siebcylinder sollen dabei in
                              									jedem Falle behufs Reinigung leicht aus dem Fensterrahmen herausnehmbar angeordnet
                              									werden. Bei Anwendung solcher Siebcylinder ist nur zu befürchten, daſs der dadurch
                              									entstehende Bewegungswiderstand den Luftdurchgang, welcher ohnehin von den Wind- und
                              									Temperaturverhältnissen abhängig ist, in zu starkem Maſse hindern wird, so daſs eine
                              									Lüftung in vielen Fällen gar nicht eintritt.
                           Die Verwendung von Drahtgeweben oder durchlochten Metallplatten an Fensterlüftern
                              									oder überhaupt an Luftein- oder Austrittsöffnungen zeigt auch die von Ch. Lawrence und Th.
                                    										Wintour in Southampton (* D. R. P. Nr. 32088 vom 15. November 1884)
                              									angegebene Einrichtung. Dieselbe wurde früher bereits in der Form, in welcher sie
                              									auf der Londoner Hygiene-Ausstellung 1884 vorgeführt war, mitgetheilt (vgl. 1885 257 488); die Patentbeschreibung gibt eine Erweiterung
                              									dieser Angabe, nach welcher der Apparat im Allgemeinen aus einem vor die Luftöffnung gesetzten
                              									niedrigen Kasten besteht, dessen Seitenflächen schräg gegen die Wandfläche gerichtet
                              									und aus Drahtgewebe oder durchlochten Metallplatten gebildet sind, während die
                              									Endfläche aus einer vollen Scheibe – bei Fensterlüftern zweckmäſsig aus Glas –
                              									besteht, welche auch zum Oeffnen eingerichtet sein kann. Die einziehende Luft wird
                              									durch die Seitenflächen abgelenkt und gleichmäſsig vertheilt, wodurch Zug verhütet
                              									und ein sanfter Austausch der Luft bewirkt werden soll Diese Einrichtung wird
                              									gegenüber der früher beschriebenen wohl weniger Bewegungswiderstand erzeugen; jedoch
                              									zeigt sie gegen dieselbe den Nachtheil, daſs sie nicht regelbar ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 261, S. 413
                              
                           Den gleichen Zweck der Zugverhütung verfolgt die von R. Fischer in Leipzig (* D. R. P. Nr. 30818 vom 11.
                                 									März 1884) angegebene Einrichtung, welche in der Anordnung eines in einem Fenster
                              									oder der Auſsenwand des zu lüftenden Raumes angebrachten Flügelrades a und einem dasselbe an der nach dem Raume
                              									zugerichteten Seite umgebenden Korbe mit beweglichen Leitflächen c besteht. Das Flügelrad soll durch eine vorhandene
                              									Betriebskraft bewegt werden, was allerdings nur in seltenen Fällen ausführbar ist;
                              									die Leitflächen zertheilen den Luftstrom und leiten denselben gegen die Decke, so
                              									daſs ein unangenehmer Zug wohl vermieden wird. Zugleich soll das Flügelrad
                              									verbrauchte Luft aus dem zu lüftenden Raume ins Freie schaffen; jedoch wird bei der
                              									angegebenen Anordnung wohl ein beträchtlicher Theil der eingeblasenen Luft selbst
                              									wieder angesaugt werden, so daſs die eingeführte Luftmenge im Verhältnisse zur
                              									aufgewendeten Betriebskraft gering sein wird.
                           Zur Verhütung des Eintretens kalter Luft in die Zimmer benutzt Schäffer in Antwerpen eine Klappenanordnung, welche Prof. Herm. Fischer
                              									in seinen Mittheilungen über das Heizungs- und Lüftungswesen
                                 										auf der Antwerpener Ausstellung 1885 (vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1885 * S. 893) beschreibt.
                              									Der durch die Wand dringende Frischluftkanal ist an seiner Mündung im Zimmer stark
                              									verbreitert und gegen diese eine Doppelklappe mit lothrechter Drehachse gestellt.
                              									Vor dieser Klappe liegen die Heizröhren, so daſs, wenn sie geöffnet wird, der von
                              									auſsen zutretende Frischluftstrom durch die Klappe nach beiden Seiten in die
                              									Richtung der Heizröhren abgelenkt, also gezwungen wird, diese längere Zeit zu
                              									berühren, bevor er in das Zimmer gelangt.
                           Wenn schon eine besondere Betriebskraft zur Verwendung kommen kann, so wird es stets
                              									zweckmäſsiger sein, den blasenden oder saugenden Apparat der Kraft, wie auch der
                              									getriebenen Luft besonders anzupassen, wie dies z.B. bei dem Turbinenventilator von Carl Wenner (vgl. 1885
                              										255 * 500), ebenso bei Treutier und Schwarz bezieh. bei Schäffer und
                                 										Walcker (vgl. 1883 250 358) und bei Lau (vgl. 1884 254 * 192)
                              									der Fall ist. Der
                              									Letztgenannte hat für seinen Ventilator neuerdings eine
                              									Aenderung (* D. R. P. Nr. 33357 vom 5. April 1885, Zusatz zu * Nr. 24445)
                              									vorgeschlagen, welche in dem Ersatze des Schraubenflügelrades durch ein
                              									Evolventenflügelrad als Schleuderbläser besteht und dann angewendet werden soll,
                              									wenn eine gröſsere Pressung der fortgetriebenen Luft hervorzubringen ist. Lau will z.B. seinen so umgestalteten Apparat
                              									gleichzeitig als Sauger und als Gebläse eines Löthapparates benutzen, wobei die angesaugte und fortgedrückte Luft mit
                              									Leuchtgas gemischt wird.
                           Um bei einem durch Wasserdruck getriebenen Schraubenventilator die Drehrichtung beliebig ändern und denselben
                              									entweder als Sauger, oder als Bläser verwenden zu können, gestaltet Georg Rusp in München (* D. R. P. Nr. 34082 vom 15.
                                 									Juli 1885) die Schaufeln des Stoſsrades zum Radius symmetrisch und leitet entweder
                              									gegen die einen oder anderen Flächen der Schaufeln den treibenden Wasserstrahl.
                              									Hierzu liegt das mit wagerechter Welle versehene Stoſsrad in einem Gehäuse, in
                              									dessen Scheitel zwei schräg gerichtete, in ihrer Richtung aus einander gehende
                              									Leitkanäle angeordnet sind. Durch einen von auſsen stellbaren Drehschieber kann je
                              									einer derselben für den Wasserdurchfluſs frei gelegt werden. Auſserhalb des Gehäuses
                              									ist auf der Welle das Schraubenrad befestigt. Eine ähnliche Einrichtung zur
                              									Wechseldrehung besitzt auch der sogen. Aërophor von Treutier
                                 										und Schwarz (vgl. 1883 247 * 26). Wie dieser und
                              									wie überhaupt alle derartige Gebläse, deren Betrieb durch ein Wasserrad erfolgt,
                              									gegen dessen Schaufeln das Treibwasser hauptsächlich durch Stoſs wirkt, wird auch
                              									der Rusp'sche Apparat einen sehr kleinen Wirkungsgrad
                              									haben, indem einerseits schon derjenige eines Schraubengebläses gering ist und
                              									andererseits der des treibenden Wasserrades in Folge der ungünstigen Ausnutzung der
                              									Betriebskraft gleichfalls klein wird.
                           Die Württembergische Uhrenfabrik Schwenningen in
                              									Schwenningen (* D. R. P. Nr. 27755 vom 23. Oktober 1883) hat einen Apparat
                              									angegeben, der hauptsächlich in kleiner Ausführung zum Vermischen der Zimmerluft mit wohlriechenden, desinficirenden oder kühlenden
                                 										Stoffen bestimmt ist. Der in seinem Aeuſseren dem Aërophor (vgl. 1883 247 * 26) ähnliche Apparat enthält ein Schaufelrad, das
                              									durch ein Uhrwerk in Bewegung gesetzt wird und eine Bewegung der Zimmerluft durch
                              									das Gehäuse und die in diesen angebrachten betreffenden Stoffe hervorruft. Der
                              									Apparat ist tragbar und kann somit beliebig aufgestellt werden.
                           Die Lüftungseinrichtung von Leop. Koppel in Dresden (* D. R. P. Nr. 31470 vom 22. November 1884) kann
                              									kaum neu genannt werden; sie besteht darin, daſs durch einen im Erdgeschosse
                              									aufgestellten Ofen ein lothrechtes Rohr geht, welches sich lothrecht bis in das
                              									Dachgeschoſs fortsetzt; dieses Rohr wird umgeben durch ein zweites, an welches in
                              									den einzelnen Stockwerken die in den Fuſsböden verlegten Abluftkanäle der einzelnen
                              									Räume anschlieſsen. Das zweite umhüllende Rohr führt bis über Dach und ist dort mit
                              									einem Windhut bekrönt. In dem inneren unten offenen Rohr soll nun eine
                              									Aufwärtsbewegung der durch den Ofen stark erhitzten Luft entstehen, welche dann den
                              									zur Absaugung der Abluft aus den einzelnen Räumen nothwendigen Auftrieb im äuſseren
                              									Rohre hervorruft.
                           Paul Käuffer in Mainz hat an seinem Lüftungsapparate (vgl. 1883 250 358) im Zusatzpatente * Nr. 28550 vom 11. Januar 1884 folgende
                              									Neuerung angegeben: Während bei der früheren Anordnung der Wärmeaustausch zwischen
                              									der abflieſsenden verbrauchten Zimmerluft und der kälteren, von auſsen einziehenden,
                              									reinen Luft mittels eines in der Leitung beider angebrachten Röhrensystemes und
                              									Behälters geschieht, soll nun die abflieſsende wärmere Luft die Innenseite, die
                              									zuflieſsende die Auſsenseite eines aus Blechfalten gebildeten Gehäuses bespülen; die
                              									Blechfalten sind zur Vergröſserung der den Wärmeaustausch ergebenden Fläche
                              									angebracht.