| Titel: | Ueber die Herstellung von Leuchtgas. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 435 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
                        (Patentkl. 26. Fortsetzung des Berichtes Bd. 257
                           								S. 466 und Bd. 259 S. 88.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									28.
                        Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
                        
                     
                        
                           Als Sicherheitsvorrichtung zur geschlossenen Speisung von
                                 										Oelgasretorten verwendet H. Hirzel in
                              									Plagwitz-Leipzig (* D. R. P. Nr. 34204 vom 24. Februar 1885) ein Metallgehäuse,
                              									welches nach Fig.
                                 										1 Taf. 28 durch eine Scheidewand b in zwei
                              									Kammern getheilt ist; das Oel flieſst bei f in die
                              									durch eine angeschraubte Glasplatte e geschlossene
                              									vordere Kammer c, steigt, weil die Scheidewand b nicht ganz bis zum Boden reicht, in der Kammer d bis zur Höhe des Abfluſsrohres g und flieſst bei geöffnetem Hahne h in die Retorte ab.
                           An bereits bestehenden Zulaufrohren bringt man einen Glascylinder a (Fig. 2 Taf. 28) an,
                              									welcher oben und unten durch zwei zusammen geschraubte, je mit einer Verschraubung
                              									in der Mitte versehene Metallplatten dicht geschlossen ist. Diese Vorrichtung kann
                              									auf jedem Heber nach Entfernung des Trichters aufgeschraubt werden und wird
                              									andererseits mit der Oelzuleitung f verbunden.
                           Bei Anwendung dieser Sicherheitsvorrichtungen kann nun das Abgangsrohr vom Heber zur
                              									Retorte oder der Gasabzug verstopft sein und der Druck in der Retorte noch so hoch
                              									steigen, es kann doch kein Ueberflieſsen oder Emporspritzen des Oeles
                              									stattfinden.
                           W. de St Martin in Brüssel (* D. R. P. Nr. 36134 vom 17.
                                 									September 1885) will ein zur Heizung oder Beleuchtung dienendes Gas aus Mineralöl und Wasserdampf herstellen. Der in der
                              									Patentschrift beschriebene Apparat erscheint für diesen Zweck aber durchaus
                              									ungeeignet.
                           L. Fuchs in Beraun, Oesterreich (* D. R. P. Nr. 35924
                                 									vom 17. September 1885) verwendet zur Herstellung von
                                 										Leuchtgas aus leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen eine besondere
                              									Vorrichtung, welche einen ununterbrochenen Strom Preſsluft liefern soll. Diese Vorrichtung enthält drei Glocken c, b und d (Fig. 9 Taf.
                              									28), wovon die mittlere am Boden befestigt ist. Das Ventil a der äuſseren Glocke c öffnet sich nach
                              									innen, während das Rohr e mit einem sich in die Glocke
                              										d öffnenden Ventile v
                              									versehen ist. Durch das Rohr t wird die innere Glocke
                              									in angegebener Höhe mit Wasser gefüllt; das Rohr l
                              									dient zur Druckausgleichung.
                           Wird die äuſsere Glocke c mittels des angedeuteten
                              									Windewerkes gehoben, so öffnet sich das Ventil a und es
                              									tritt Luft in die Glocke c ein; beim folgenden Sinken
                              									derselben durch Wirkung einer entsprechenden Belastung wird diese Luft gepreſst und
                              									tritt durch das Rohr e und Ventil v in die Glocke d, welche,
                              									wenn die Hähne p und q
                              									geschlossen sind, bis an den Deckel der Glocke b
                              									gehoben wird. Die Gewichte beider Glocken sind im Verhältnisse ihrer Querschnitte so
                              									gewählt, daſs sie einander wechselseitig ausgleichen. Wird dann der Hahn p oder q geöffnet, so
                              									strömt unter Einwirkung des von der Glocke d ausgeübten
                              									Druckes Luft durch das Rohr f in den Carburator H und in Folge der dadurch veranlaſsten Verminderung
                              									der Luftspannung sinkt die Glocke d, öffnet sich aber
                              									auch das Ventil v, die Glocke d steigt also wieder in ihre höchste Stellung und so geht es fort, bis die
                              									Glocke c ganz gesunken ist, worauf auch die Glocke d ununterbrochen sinkt.
                           Der flüchtige Kohlenwasserstoff gelangt durch das Rohr g
                              									in die obere Abtheilung des cylindrischen Gefäſses H
                              									und durch die Ueberlaufrohre n und h schlieſslich in den Behälter J. Querwände u (vgl. Fig. 8) zwingen die durch
                              									Hahn p zutretende Luft in der Pfeilrichtung dem Oele
                              									entgegen nach oben zu steigen, um durch Rohr k mit
                              									brennbaren Dämpfen gesättigt zu entweichen.
                           Wenn die ablaufende Flüssigkeit im Behälter J einen
                              									bestimmten Stand erreicht hat, hebt der Schwimmer s das
                              									Ventil x, so daſs die durch das Rohr w eintretende gespannte Luft die Flüssigkeit durch Rohr
                              										j wieder in den Behälter G hebt. Die kurze Drehachse des Hebels y
                              									reicht durch eine Stopfbüchse aus dem Behälter J und
                              									trägt dort nach den Hähnen des Behälters G reichende
                              									Zugstangen, so daſs, wenn das Ventil x geöffnet wird,
                              									die Hähne der Rohre g und z geschlossen werden und umgekehrt.
                           J. Hanlon in New-York (* D. R. P. Nr. 34075 vom 21.
                                 									Januar 1885) will Leuchtgas aus Mineralöl und
                                 										Wasserdampf für Fabriken, Leuchtthürme u. dgl. in einem angeblich leicht zu
                              									handhabenden Apparate herstellen. Wie aus Fig. 5 bis 7 Taf. 28 zu
                              									entnehmen, ist der das Heizgas liefernde Generator A
                              									nebst dem Retortenraume B aus feuerfesten Steinen aufgebaut und auſsen mit
                              									Kesselblech umgeben. Die stehenden Retorten R werden
                              									mit Holzkohle gefüllt, die gemauerten und mit Blechmantel versehenen Cylinder H und H1 sind mit Steinen gitterförmig ausgesetzt.
                           Ist bei Inbetriebsetzung des Apparates im Generator A
                              									ein genügendes Feuer vorhanden, so werden die Schieber Q und Q1
                              										(Fig. 6),
                              									sowie die Stopfen S bezieh. S1 auf den Rauchrohren M bezieh. M1 geöffnet. Nun wird durch das Rohr x Luft in den Generator A
                              									eingeblasen; das erzeugte Generatorgas geht durch den Retortenraum B, verbrennt hier theilweise mit der durch die Rohre
                              										K zugeführten Luft, um schlieſslich in den
                              									Ueberhitzern H und H1 mit der durch Rohre L
                              									zugeführten Luft völlig zu verbrennen, während die Verbrennungsgase durch die Rohre
                              										M und M1 entweichen. Ist die erforderliche Hitze erreicht,
                              									so werden die Schieber P und P1 und Q und
                              										Q1 sowie die
                              									Stöpsel S und S1 mittels Hebeln so gestellt, daſs der Schieber P im Rohre N das Leuchtgas
                              									nach dem Ueberhitzer H leitet. Der Schieber Q, der Stöpsel S und der
                              									Schieber P1 sind
                              									geschlossen; der Schieberei läſst nun Heizgas nach H1 strömen und der Stöpsel S1 des Ueberhitzers H1 ist offen; hierbei
                              									ist das Luftventil l geschlossen und Luftventil l1 offen. Gleichzeitig
                              									wird in den Röhren i überhitzter Wasserdampf oben in
                              									die Retorten R geleitet, so daſs das hier gebildete
                              									Wassergas in die Abtheilung e tritt, hier mit dem durch
                              									Rohr o (Fig. 5) zugeführten
                              									Mineralöle zusammentrifft und mit diesen Dämpfen gemischt durch Rohr N in den Ueberhitzer H
                              									tritt, um bleibendes Leuchtgas zu bilden, welches durch Rohr T und Wasserverschluſs V zum Gasometer geht.
                              									Hat sich die Kammer H abgekühlt, so stellt man die
                              									Schieber um, so daſs das Gasgemisch durch den inzwischen geheizten Ueberhitzer H1 geht, das Heizgas
                              									aber durch 27, um diesen Raum wieder auf die erforderliche Temperatur zu
                              									bringen.
                           Ch. Tellier in Paris (* D. R. P. Nr. 36133 vom 26. Juli
                                 									1885) legt Gewicht darauf, daſs bei der Herstellung
                                 										brennbarer Gase aus festem Brennmateriale die bei der Entgasung gebildeten
                              									Gase durch glühende Kohle streichen. Bei dem in Fig. 12 und 13 Taf. 28
                              									dargestellten Apparate rutschen die durch das Hebewerk M in den Trichter N gehobenen Kohlen in dem
                              									Rohre a nach unten, werden durch den Kolben c absetzend vorgeschoben und dann durch den Kolben T im Rohre G nach oben
                              									gedrückt. Beim Zurückgehen des Kolbens E werden zwei
                              									Platten r von beiden Seiten durch Vermittelung des
                              									Triebwerkes in dem Rohre G quer vorgeschoben, so daſs
                              									die Kohle nicht zurückfallen kann. Die Verbrennung der Kohle wird dadurch
                              									unterhalten, daſs durch die Rohre H Luft eingeblasen
                              									wird, oder daſs die gebildeten Gase durch Rohre F, W, J
                              									abgesaugt werden, so daſs die Luft folgt. Die nicht verbrannten Theile werden durch
                              									Schieber n in das Rohr O
                              									gestoſsen und fallen nach unten in Wasser. Der im Wassermantel P entwickelte Dampf tritt durch Rohr p in das Wasser der Abtheilung Q, dann durch
                              									Rohr q in den Mantel s und
                              									durch Rohre S in die Kohle. Zur Vorwärmung der Luft
                              									wird diese durch Rohre z in die vier weiten Rohre W geführt, um dem durch die in diesen angebrachten
                              									engen Rohre nach unten geführten Gase die Wärme zu entziehen.
                           M. Hempel in Breslau (* D. R. P. Nr. 34418 vom 19. Mai
                                 									1885) will bei Retortenöfen sowohl die sogen. Primär-,
                              									d. i. die Vergasungsluft, als die Secundär- oder Verbrennungsluft vorwärmen. Die erstere, für die
                              									Vergasung bestimmte Luft tritt vorn bei 1 (Fig. 3 und 4 Taf. 28) in
                              									zwei Kanäle ein, geht nach hinten durch die Kanäle 2
                              									und 3 und gelangt bei 4 in
                              									den Feuerraum. Die eigentliche Verbrennungsluft tritt hinten bei I ein, geht in den Kanälen III nach vorn und trifft bei VI auf die
                              									Generatorgase.
                           In der Vorderwand des Ofens ist unter der Feuerthür c
                              									ein Wasserbehälter d derart eingesetzt, daſs das von
                              									auſsen durch das Röhrchen e zugeführte Wasser zunächst
                              									an dieser Stelle auf den Schlitzstein f seine kühlende
                              									Wirkung ausübt. In Folge des beständigen Ueberlaufens des Behälters d werden die Kanten des Feuerschlitzes genäſst und
                              									gekühlt. Das hier nicht verdampfte Wasser nimmt der unter der Herdsohle angelegte
                              									Wasserkasten g auf. Die weitere Verdampfung dieses
                              									Wassers erfolgt durch die Wärme, welche von der Herdsohle nach unten ausgestrahlt
                              									und die dem Ofen in dem Wasserdampfe wieder zugeführt wird. Der Abschluſs der
                              									Auſsenluft ist derart bewirkt, daſs die im Uebrigen dicht schlieſsende Thür h zum Entschlacken und Entaschen der Feuerung unten in
                              									das Wasser eintaucht und hierdurch ein Wasserabschluſs gebildet wird.
                           Die Herdsohle ist aus eisernen Platten und Stäben gebildet, welche durch Chamotte
                              									abgedeckt sind. Zur Reinigung der Feuerung liegen in der Sohle guſseiserne Röhren
                              										i, die nach ihrer Entfernung in der ganzen Länge
                              									der Sohle Schlitze hinterlassen, durch welche man mit entsprechenden hakenförmig
                              									gebogenen Eisen das Brennmaterial durchstoſsen, auflockern und die sich bildende
                              									Asche daraus entfernen kann, damit die allgemeine Reinigung der Feuerung nur selten
                              									erforderlich wird. Um diese Rohre vor zu rascher
                              									Abnutzung zu bewahren, erhalten dieselben am vorderen Ende passende Oeffnungen, so
                              									daſs das aus dem Behälter d abflieſsende Wasser auch theilweise in das Innere der Rohre gelangt.
                           Besser ist die Wärmeausnutzung in dem Retortenofen von
                              										Stedman-Stanley (vgl. Revue
                                 										industrielle, 1886 * S. 144). Die Verbrennungsgase gehen von a bis e (Fig. 10 und 11 Taf. 28)
                              									bezieh. von A bis E nach
                              									unten. Die Vergasungsluft tritt beiderseitig bei 1 ein
                              									und von Kanal b bei r in
                              									die glühende Kokesschicht. Die bei I eintretende
                              									Verbrennungsluft trifft vom Kanäle VI aus auf die
                              									Generatorgase.
                           Bei dem von J. Mc Nair in Renfrew (Englisches Patent
                              									1885 Nr. 6059)
                              									angegebenen Retortenofen ist die Wärmeausnutzung der
                              									abziehenden Verbrennungsgase mangelhaft.
                           W. Hollweck macht im Journal für
                                 										Gasbeleuchtung, 1886 S. 409 Mittheilungen über die Münchener Generatoröfen (vgl. 1883 248 * 25.
                              									1885 258 28). Auf der neuen Filiale der Münchener
                              									Gasanstalt sind 6 Oefen mit je 8 Retorten im Betriebe. Ein Ofen hat etwa 1000
                              									Betriebstage und liefert täglich im Durchschnitte für jede Retorte 255cbm Gas. Der erste geöffnete Ofen zeigte nur die
                              									gewöhnlichen Beschädigungen und Abnutzungen der Retorten in Folge des Einbringens
                              									und Ausziehens der Ladungen. Diese mechanische Beanspruchung des Materials ist keine
                              									geringe, denn sie entspricht für jede Retorte bei genannten Oefen mit 1000 Tagen dem
                              									6000 maligen Einbringen von je 138k Kohle und dem
                              									ebenso oftmaligen Ausziehen von je etwa 83k Koke.
                              									Die Dauer des Graphitausbrennens wechselt von 5 bis 30 Stunden, die Zwischenzeit von
                              									einem Ausbrennen zum anderen ist anfänglich eine längere, 60 bis 65 Tage etwa; sie
                              									verkürzt sich aber auffallend mit der rauher werdenden Innenfläche der Retorten auf
                              									durchschnittlich 50 Tage und es ist auch im Allgemeinen ersichtlich, daſs gerade die
                              									am meisten der Stichflamme ausgesetzten Retorten die meisten Ausbrennungen und
                              									Ausbesserungen erfordern.
                           Das Ableuchten der Ofen wände und das Ueber tünchen derselben geschieht als laufende
                              									Arbeit einmal in der Woche durch den Ofenmaurer, welcher auch regelmäſsig einmal in
                              									der Woche die Brennerschlitze und den Heizgaskanal nachzusehen bezieh. von Flugasche
                              									zu säubern hat. Auſser dieser letzteren Arbeit traf auf die Regenerationen keine
                              									andere Ausbesserung als das Reinigen des ersten und zweiten Rauchkanales von
                              									Flugasche, gerade nach einer Betriebsdauer von 2 Jahren. An den Generatoren trifft,
                              									abgesehen von dem regelmäſsig jede Woche durch den Heizer vorzunehmenden Ableuchten
                              									und Ueberwaschen der Auſsenwände: für je 60 Tage eine kleine Ausbesserung des
                              									Pflasters um den Füllschacht herum und für je 400 Tage eine Neulegung dieses
                              									Pflasters, ebenso für 450 Tage eine Neueinmauerung des Mundstückes im Aschenraume,
                              									sowie ein neuer Füllschachtdeckel, auſserdem für 1 Generator und 1 Jahr eine
                              									Erneuerung von ⅔ der Stäbe zum vorläufigen Roste, welcher beim Putzen eingeschoben
                              									wird, um den glühenden Brennstoff zu tragen, während die Asche unten abgezogen
                              									wird.
                           Ein Mann besorgt in einer Arbeitsschicht das Ausziehen der Asche für 6 Generatoren,
                              									die Reinhaltung des entsprechenden Raumes und die völlige Instandhaltung der
                              									Generatoren; während der Nachtzeit ist zur Bedienung der Generatoren Niemand
                              									anwesend, da die Füllung der Schachte beim Ziehen der Retorten durch die
                              									Retortenarbeiter geschieht. Nach O. Hofer (Gastechniker, 1885 Nr. 9) bewähren sich die Münchener
                              									Generatoröfen auch in Franzstadt, nachdem die Zuführungen für die Vergasungsluft auf 430qc Gesammtquerschnitt vergröſsert sind. Bei 10,5
                              									Proc. Unterfeuerung liefert die Retorte täglich 283cbm Gas.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
