| Titel: | Sylvanus P. Thompson und Jolin's Telephonsystem. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 465 | 
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                        Sylvanus P. Thompson und Jolin's Telephonsystem.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Thompson und Jolin's Telephonsystem.
                        
                     
                        
                           Die New Telephone Company in England benutzt nach Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 303 einen Apparatsatz,
                              									welcher von Prof. Sylvanus P. Thompson und Jolin zusammengestellt worden ist und mehrere neue
                              									Eigenthümlichkeiten besitzt. Auf einem an der Wand zu befestigenden Brettchen ist
                              									zuunterst ein Kästchen angeschraubt, in dessen Innerem die zum Mikrophon gehörige
                              									Inductorrolle und die Umschalter nebst den sehr übersichtlich angeordneten
                              									Verbindungsdrähten untergebracht sind; auf dem Kästchen ist die Rufglocke angebracht
                              									und die beiden Hörtelephone werden an beiden Seiten des Kästchens angehängt.
                           In dem Empfänger wird nicht ein Stahlmagnet, sondern ein
                              									Elektromagnet verwendet und anstatt einer gewöhnlichen Eisenplatte eine gespannte
                              									Haut, an welcher ein Anker aus weichem Eisen befestigt ist. An das Schutzgehäuse C (Fig. 4 Taf. 30) ist das
                              									Mundstück V angeschraubt. Hinter demselben ist ein
                              									Trommelfell gespannt, das aus mehreren Lagen von nicht zubereiteter Goldschlägerhaut
                              									besteht, welche in ihrer Mitte eingekittet den kreisrunden Eisenanker p tragen. Das Fell wird über einen kegelförmigen
                              									Messingring r gespannt, welcher zwischen dem Gehäuse
                              										C und dem Mundstücke V
                              									festgehalten wird. Der Hufeisen-Elektromagnet H füllt
                              									den übrigen Raum des Gehäuses aus; ein Schenkel desselben trägt die Spule, welche
                              									ein Kernstück aus weichem Eisen umgibt und ihrerseits zum Theile von einem auf den
                              									anderen Schenkel aufgeschraubten Polschuhe umgeben wird; durch diese Anordnung soll
                              									die magnetische Wirkung der Spule auf den Anker gesteigert werden. Die Ankerplatte
                              									ist geschlitzt, damit das Auftreten von inneren Inductionsströmen in derselben
                              									verhütet wird.
                           Als Geber wird Thompson's
                              									sogen. Ventil-Mikrophon benutzt, welches in Fig. 1 und 2 Taf. 30 in
                              									Schnitt und Grundriſs abgebildet ist. Von einem trompetenartigen Mundstücke Q führt ein gebogenes Rohr R die Schallwellen nach oben dem Mikrophon zu, welches in dem oberen, von
                              									dem Bügel y getragenen und gegen diesen durch zwei
                              									Kautschukscheiben n isolirten und dadurch zugleich
                              									gegen zufällige Erschütterungen geschützten Theile des Rohres R untergebracht und mit einer Glocke überdeckt ist. Der
                              									Contactkörper k des Mikrophons hat theils und zwar
                              									jetzt vorwiegend die Birnform, wie in Fig. 1, theils die
                              									Kugelform. Der Körper k ruht auf drei aus dem oberen
                              									Rohrtheile nach dem Inneren desselben vorstehenden, mit Platin belegten Stiften a, welche unter sich und mit dem Drahte d2 verbunden sind,
                              									während der Draht d1
                              									bis zu dem Körper k geführt ist. Mittels der Drähte d1 und d2 wird das Mikrophon
                              										M in den Stromkreis der Batterie B (vgl. Fig. 3 Taf. 30) und der
                              									primären Rolle des Inductors J eingeschaltet. Die
                              									Schallwellen streben in
                              									Folge der Verdichtung und Verdünnung der Luft, den Ventilkörper k auf seinen Sitzen a zu
                              									heben und zu senken und verändern so den Uebergangswiderstand zwischen k und o und dem
                              									entsprechend die Stärke des Stromes, welcher im Empfangstelephon das Gesprochene
                              									wiedererzeugen soll. Die Schallwellen wirken also unmittelbar, nicht unter
                              									Vermittelung einer schwingenden Platte auf die Contacttheile des Mikrophons. Die
                              									Kugelventile k des Mikrophons können aus Kohle
                              									hergestellt werden, ohne den wesentlichen Grundgedanken der Erfindung abzuändern,
                              									welcher in der Weglassung der schwingenden Platte besteht; doch arbeiten sie besser,
                              									wenn sie aus gewissen Metallen angefertigt sind, und werden namentlich Legirungen,
                              									wie Phosphorbronze> Selenbronze, Schwefelbronze und
                              									Siliciumbronze, verwendet, unter denen der Selenbronze der Vorzug gegeben wird.
                           In dem zu dem Geber gehörigen Inductor J (Fig. 3) besteht
                              									ferner die primäre Wickelung aus zwei Lagen, welche in entgegengesetzter Richtung um
                              									den Kern gewickelt sind, so daſs sie sich in ihrer Wirkung auf den Kern aufheben,
                              									wenn dieselben von Strömen gleicher Stärke durchlaufen werden. Da die Enden der
                              									beiden Lagen bei x und y
                              									mit einander verbunden sind, so bilden sie eine Differentialrolle. Der Geber M ist in den einen Zweig dieser Rolle eingeschaltet und
                              									in den anderen Zweig ein Ausgleichungswiderstand W,
                              									durch welchen die Wirkung beider Zweige auf den Kern gleich groſs gemacht werden
                              									kann. Die secundäre Wickelung s des Inductors J ist in gewöhnlicher Weise in die Leitung L eingeschaltet, welche bei E an Erde gelegt ist. Die Pfeile in Fig. 3 zeigen den Verlauf
                              									der Ströme bei dieser Anordnung an, welche das Ueberspringen von Funken in Folge von
                              									Extraströmen verhüten soll, die in der primären Wickelung auftreten würden, wenn die
                              									Mikrophoncontacte aus einander gehen oder ein plötzlicher Stoſs ein Erzittern des
                              									Mikrophons veranlaſst: zugleich mit den Funken werden auch die dabei im
                              									Empfangstelephon T auftretenden schnarrenden Töne
                              									unterdrückt.
                           Auch die Erregung des Elektromagnetes im Empfänger wird in eigenthümlicher Weise,
                              									nicht durch einen besonderen Lokalstrom, sondern durch einen Zweig des von der
                              									Batterie B gelieferten Linienstromes bewirkt. Es zweigt
                              									nämlich, wie ebenfalls aus Fig. 3 ersichtlich ist,
                              									bei z von der Leitung L
                              									nach der Erde E eine Nebenschlieſsung zu der Batterie
                              										B und dem Empfänger T
                              									ab und in diese wird ein Elektromagnet m eingeschaltet,
                              									der eine so groſse Selbstinduction besitzt, daſs derselbe den Durchgang der rasch
                              									wechselnden Telephonströme nicht gestattet, während er einen zwischen Leitung L und Erde E flieſsenden
                              									ununterbrochenen Strom ungehindert durchgehen läſst. Auf diese Weise sind alle
                              									Vortheile eines Lokalstromkreises, in welchem ein zur Erregung des Elektromagnetes
                              									des Empfängers T dienender Strom kreist, erreicht. Die
                              									Telephonströme nehmen ihren Weg aus der Leitung L durch die Batterie
                              										B und die Rolle des Empfängers T und bringen in letzterem die Sprechwirkungen
                              									hervor.
                           Fig. 3 zeigt
                              									die Schaltung eines Endamtes unter Weglassung der Umschalter und der Rufklingel. Das
                              									Mikrophon M und der Widerstand W liegen in den beiden Zweigen der primären Rolle des Inductors J, welche sich bei x und
                              										y vereinigen und von da an die Pole des für den
                              									Geber beim Senden erforderlichen Theiles der Batterie B
                              									angeschlossen sind.
                           Als Umschalter wird der unter dem Namen Ballard's
                              									Patent-Umschalter bekannte benutzt, dessen wesentliche Eigenthümlichkeit darin
                              									besteht, daſs der Hebel, welcher die Contacte macht, nach oben gedrückt wird, wenn
                              									man unter sein Ende den Henkel des Empfängers schiebt. Diese Art Umschalter wirkt
                              									sicherer als diejenigen, welche von dem Gewichte des Telephons abhängig sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
