| Titel: | Ueber das Sehen in die Ferne mittels Elektricität. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 467 | 
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                        Ueber das Sehen in die Ferne mittels
                           								Elektricität.
                        Patentklasse 21. Mit Abbildungen.
                        Ueber das Sehen in die Ferne mittels Elektricität.
                        
                     
                        
                           Die erfolgreiche Wiedererzeugung von Tönen und Sprachlauten in der
                              									Ferne mit Hilfe der Elektricität und des Lichtes muſste die Frage nahe legen, ob
                              									sich nicht Apparate herstellen lieſsen, welche für das Auge dasselbe zu leisten vermöchten, was Telephon und Photophon für das
                              										Ohr leisten. Daſs in der That A. G. Bell schon im Sommer 1880 daran gedacht hat,
                              									durch Umkehrung der Anordnung in seinem Photophon ein „elektrisches“ oder
                              										„telegraphisches Sehen“ zu ermöglichen, ist bereits in D. p. J. 1880 238 410
                              									Anmerkung 2 mitgetheilt worden und es sei hervorgehoben, daſs der Vorgang dabei als
                              									ein elektrisch-telegraphischer aufzufassen ist, weil die Wirkung in die Ferne eine
                              									elektrische ist, während beim Photophon die Fernwirkung vom Lichte hervorgebracht
                              									und am Empfangsorte erst durch ein Selenstück in eine elektrische Wirkung umgesetzt
                              									werden sollte, der telegraphische Vorgang also ein optischerDaſs sich das Selen in dieser Weise zur Herstellung eines optischen
                                    											Telegraphen eignen werde, war bereits S. 5 der Anfang 1876 erschienenen
                                    											ersten Lieferung von Zetzsche: Handbuch der
                                       												elektrischen Telegraphie Bd. 1 ausgesprochen. – Nach Iron, 1873 S. 667 wurde für van Chote in Boston ein Verfahren patentirt,
                                    											mittels Licht auf chemisch zubereitetem Papier zu telegraphiren.
                              									genannt werden müſste. Ebenda ist weiter erwähnt, daſs G. R.
                                 										Carey in Boston im Scientific American, 1880
                              									Bd. 42 * S. 355 zwei den Vorgängen bei den Copirtelegraphen nachgebildete Vorschläge
                              									veröffentlicht habe, und beim Eintreffen der Kunde von Bell's Erfindung in England wiesen J. Perry
                              									und W. E. Ayrton (vgl. Perry's Vortrag über Entwickelung der
                                 										Elektricität, gehalten in der Society of Arts
                              									in London, ferner auch Journal of the Telegraph, 1880
                              									Bd. 2 S. 162) darauf hin, daſs sie schon etwa 3 Jahre vorher den zur Ausführung
                              									nicht empfehlenswerthen Plan entworfen hätten, eine groſse Bildfläche in einzelne
                              									kleine Quadrate zu theilen, in jedem Quadrate Selen anzubringen und jedes Selenstück
                              									durch einen besonderen Draht mit der Empfangsstelle zu, verbinden und in dieser
                              									durch Magnetnadeln und mit denselben verbundene Schirmchen Lichtöffnungen
                              									entsprechend der Beleuchtung der Bildfläche im Geber schlieſsen und öffnen zu lassen
                              									(vgl. Lumière électrique, 1885 Bd. 18 * S. 434), oder
                              									besser – nach Prof. Kerr's Versuchen – der Bildfläche
                              									entsprechende Quadrate aus den versilberten Endflächen der weichen Eisenkerne von
                              									Elektromagneten herzustellen und mit einem Strahle polarisirten Lichtes zu beleuchten (vgl. 1880 238 412). Wie bei diesem Vorschlage, so wird auch in
                              									einem Aufsatze im Telegraphic Journal, 1880 Bd. 8 S.
                              									149 die Nothwendigkeit der die erfolgreiche Durchführung des Planes hindernden
                              									Benutzung einer groſsen Anzahl von Drähten angenommen und damit begründet, daſs es
                              									sehr schwer sein würde, auf einem Drahte gleichzeitig die Vorgänge in den verschiedenen
                              									Quadraten zu telegraphiren, was doch nothwendig geschehen müsse.
                           Ergänzend wäre weiter hinzuzufügen, daſs nach der Lumière électrique, 1880 Bd. 2 S. 140 bezieh. S. 398 und 447 auch Conolly
                              									und Mc Tighe in Pittsburg auf ähnliche Gedanken kamen,
                              									ferner bereits zu Anfang des J. 1877 der Franzose Senlecq
                                 										d'Ardres und fast zu gleicher Zeit Prof. Adriano de
                                 										Paїva in Oporto und Dr. Carlo Mario Pevorino
                              									in Mondovi.
                           Nach dem Electrician, 1881 Bd. 6 * S.
                              									141 wollte Senlecq eine dicke Kupferplatte mit
                              									zahlreichen, dicht neben einander liegenden Löchern versehen, in deren jedes von der
                              									Rückseite aus ein Kupferdraht hereinragt, welcher seinerseits von der Kupfermasse
                              									der Platte durch ein den Zwischenraum zwischen Platte und Draht ausfüllendes
                              									Tröpfchen Selen getrennt ist. Die Platte ist nun mit dem einen Pole einer Batterie,
                              									ein über die entsprechend angeordneten Enden der Drähte schleifender Schlitten mit
                              									dem anderen Pole verbunden, in den Stromkreis auch der Empfänger eines
                              									Copirtelegraphen mit zubereitetem Papiere eingeschaltet. Alle Selentröpfchen, welche
                              									nun von Licht getroffen werden, wenn auf die Platte ein Bild projicirt wird, werden
                              									leitend und damit ist diese Aufgabe auf einen Copirtelegraphen zurückgeführt. Die
                              									Anordnung der einzelnen Theile in diesem Apparate kann als übermäſsig geschickt
                              									nicht gerade angesehen werden; eine praktische Ausführbarkeit desselben darf man
                              									deshalb billig bezweifeln; jedenfalls aber ist der Name „Telektroskop“,
                              									welchen Senlecq seiner Erfindung gegeben, durchaus
                              									unzutreffend.
                           Die zu lösende Aufgabe hat ja eine groſse Verwandtschaft mit der
                              									Aufgabe derjenigen Klasse von Copirtelegraphen, welche den Abklatsch der etwa mit
                              									nicht leitender Tinte auf einem leitenden Schreibmateriale geschriebenen Schriftzüge u. dgl. durch eng an einander
                              stehende farbige
                              									Strichelchen auf weiſsem Grunde (oder umgekehrt weiſs auf eng gestricheltem farbigem
                              									Grunde) auf chemisch zubereitetem Papiere entstehen lassen. Mit einem solchen
                              									Copirtelegraphen läſst sich allerdings zwar ein unter gewissen Umständen
                              									gezeichnetes Bild in die Ferne übertragen, ja sogar an dem entfernten Orte bleibend
                              									aufzeichnen. Allein die Bedingungen einerseits, denen das zu übermittelnde Bild
                              									genügen muſs, sowie andererseits der Umstand, daſs nur immer gerade ein Bild, nicht
                              									etwa die Umrisse eines körperlichen Gegenstandes unmittelbar, geschweige denn
                              									etwaige Bewegungen desselben, übertragen werden können, lassen diese Apparate ihrem
                              									ganzen Wesen nach als unfertig erscheinen.
                           Behufs Weiterbildung dieser Copirtelegraphen in der Richtung eines
                              									elektrischen Sehrohres könnte man das mit nicht leitender Tinte gezeichnete Bild
                              									ersetzen wollen durch ein Lichtbild, wie es unmittelbar von einem Gegenstande
                              									mittels einer Linse oder eines Hohlspiegels auf einem Schirme entworfen wird; man
                              									könnte ferner ein mit nicht leitender Tinte gezeichnetes Bild in der Weise
                              									übermitteln wollen, daſs der Empfangsapparat eine Copie des Originales in Form eines
                              									Lichtbildes auf einen Schirm projicirt; oder man könnte endlich die beiden genannten
                              									Verbesserungen an demselben Apparate anbringen wollen und würde damit dann zu der
                              									vollendeten Form des Copirtelegraphen gelangt sein, welche man mit Recht mit dem
                              									Namen „elektrisches Teleskop“ belegen könnte.
                           Stellt man sich das wiederzugebende Bild als ein aus gleich
                              									groſsen Steinen zusammengesetztes Mosaik vor, so wird man naturgemäſs die Farbe der
                              									Steine im Originale der Reihe nach feststellen und ähnliche Steine in derselben
                              									Reihenfolge in einen für die Copie bestimmten Rahmen legen. Ist nun das
                              									wiederzugebende Mosaik bereits aus leitenden und nicht leitenden Feldern gebildet,
                              									so ist damit die bekannte Art und Weise der elektrischen Wiedererzeugung sofort an
                              									die Hand gegeben. Schwieriger gestaltet sich die Aufgabe, wenn die einzelnen Felder
                              									des Mosaiks sich nicht gleich von vornherein durch verschiedene elektrische
                              									Eigenschaften von einander unterscheiden, sondern nach Maſsgabe der ersten der drei
                              									angeführten Weiterbildungen Theile eines von einer Linse auf einen Schirm projicirten Lichtbildes
                              									darstellen. Es muſs in diesem Falle ein Zwischenapparat zur Verwendung kommen, der
                              									die optischen Verschiedenheiten der einzelnen Felder elektrisch aufzufassen
                              									gestattet, und es ergibt sich alsbald das Selen als der hierzu geeignete Körper, da
                              									derselbe unter dem Einflüsse des Lichtes seinen elektrischen Widerstand ändert.
                           Mit besserem Erfolge als Senlecq hat
                              									dies Shelford Bidwell versucht in einem Apparate,
                              									welchen er unter der Bezeichnung „Telephotograph“ im Februar 1881 der Physical Society in London vorgeführt hat. Der Erfinder
                              									hat zunächst den Copirtelegraph von d'Arlincourt (vgl.
                              									1874 212 * 295) als für seine Zwecke am geeignetsten
                              									erkannt; in demselben treiben zwei synchron laufende Apparate je einen Cylinder,
                              									welcher um seine Achse kreist, sich dabei aber langsam in Richtung der Achse
                              									verschiebt. Ein auf dem Mantel des Cylinders schleifender Stift beschreibt dabei
                              									eine enge Spirale auf demselben. Beide Cylinder liegen nun sammt den beiden Stiften
                              									hinter einander in einem Stromkreise, der jedesmal unterbrochen ist, wenn der Stift
                              									des Gebers auf die nicht leitende Tinte stöſst, mit welcher das wiederzugebende Bild
                              									auf den Cylinder gezeichnet wurde. Jede Stromunterbrechung wird durch das Ausbleiben
                              									der färbenden Wirkung des elektrischen Stromes auf dem über den Cylinder des
                              									Empfängers gerollten Papiere aufgezeichnet. Dieser Empfänger ist von Bidwell vollkommen unverändert gelassen (vgl. auch Lumière électrique, 1885 Bd. 18 * S. 436), in dem Geber
                              									dagegen ist wieder zum Zwecke der Umsetzung optischer Unterschiede in elektrische
                              									ein Selenpräparat angebracht, das aber nicht aus einer groſsen Anzahl einzelner
                              									kleiner Elemente besteht, wie in dem Apparate von Senlecq, sondern einfach nach dem Muster der bekannten Selenzellen gebaut,
                              									aber als Fläche ausgebildet ist.Ueber Fritts' neuere Erfahrungen mit Selenzellen
                                    											vgl. 1885 258 44. Ueber ähnliche Beobachtungen Bidwell's an Schwefelzellen vgl. 1886 259 331. Auf diese empfindliche Selenfläche wird nun
                              									mittels einer Linse das zu übermittelnde Bild geworfen und zwar befindet sich dabei
                              									das Selenpräparat innerhalb des gebenden Cylinders, so daſs die Cylinderwand
                              									zwischen diesem und der Linse liegt. Es würde Licht auf das Selen gar nicht fallen
                              									können, wenn nicht in dem Cylindermantel ein kleines Fenster angeordnet wäre,
                              									welches bei Bewegung des Apparates eine Schraubenlinie um die Selenzelle herum
                              									beschreibt und so jedesmal, wenn es durch den Strahlenkegel der Linse streicht,
                              									einen Bildstreifen wirklich auf dem Selen entstehen läſst. Das Bild wird auf diese
                              									Weise auch gewissermaſsen in ein Mosaik zerlegt; in jedem Augenblicke wird ein Feld
                              									von der Gröſse des Fensters auf seine Beleuchtung bezieh. Leitungsfähigkeit durch
                              									das in den Stromkreis des Empfängers eingeschaltete Selen geprüft und der Befund im
                              									Empfänger aufgezeichnet. In diesem Falle ist das gewonnene Bild naturgemäſs negativ,
                              									wenn man weiſses Papier und einen Elektrolyten wählt, dessen Zersetzungsproducte
                              									farbig sind; um das Bild positiv zu erhalten, schaltet Bidwell deshalb in den Empfänger noch eine Lokalbatterie ein, die
                              									ihrerseits Strom durch das zubereitete Papier sendet, wenn die Selenzelle ihren
                              									gröſsten Widerstand hat. Die beistehende, der Lumière
                                 										électrique, 1881 Bd. 3 * S. 210, entnommene Fig.
                                 										1 zeigt ein mittels dieses Apparates thatsächlich gewonnenes Photogramm,
                              									dessen Original Fig. 2 dabei durch eine Laterne auf
                              									das Selen geworfen wurde; der Synchronismus aber der beiden Cylinder war dadurch
                              									gesichert, daſs man dieselben einfach auf eine Achse
                              									steckte. Das Fenster in dem Cylinder hatte, beiläufig gesagt, 4mm im Quadrat; bei kleineren Abmessungen erwies
                              									sich das Selen als zu unempfindlich.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 261, S. 469
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 261, S. 469
                              
                           Bei der zweiten der oben angeführten Weiterbildungen des
                              									Copirtelegraphen würde es sich augenscheinlich zunächst darum handeln, durch den von
                              									dem Geber gelieferten absetzenden Strom auf ein Licht in der Weise einzuwirken, daſs
                              									die Stärke dieses Lichtes die Schwankungen des Stromes gleichzeitig mitmacht. Dies
                              									zu erreichen, ist nicht schwer: man kennt unmittelbare Wirkungen der Elektricität
                              									auf Lichtstrahlen und man hat Spiegel, die durch die Fernwirkung des Stromes gedreht
                              									werden können; aber es ist mit der Lösung dieses ersten Erfordernisses die Lösung der
                              									Gesamrataufgabe noch wenig gefördert. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Gestaltung
                              									eines einheitlichen Bildes aus diesem absetzenden Lichtstrahle. Wollte man die
                              									einzelnen Lichtstöſse photographiren und alsdann die Photogramme der Reihe nach zu
                              									einem Mosaik an einander legen, so hätte man doch weiter nichts als den einfachen
                              									Copirtelegraphen, welcher durch die Umsetzung von Stromschwankungen in
                              									Lichtschwankungen nur verwickelter geworden wäre. Und doch dürfte man ohne die
                              									Photographie zu einer Lösung dieser Aufgabe nicht gelangen; vortheilhafter würde es
                              									sein, als photographische Kammer in diesem Falle das Auge selbst in Anspruch zu
                              									nehmen und die einzelnen Lichtstöſse auf der Netzhaut zu photographiren. Der sogen.
                              									Sehpurpur ist ja ein lichtempfindliches Material, wie Brom- und Jodsilber auch, und
                              									er bietet noch den unschätzbaren Vortheil, daſs das Photogramm auf demselben nur
                              									eine sehr kurze Dauer hat und nach 0,1 bis 0,5 Secunden wieder verschwindet. Da nun
                              									das Vorhandensein dieses Photogrammes den Lichteindruck in uns zum Bewuſstsein
                              									bringt, derselbe auch während der ganzen Dauer des Photogrammes empfunden wird, so
                              									wird, wenn man in einem Zehntheile einer Secunde sämmtliche Felder des
                              									Originalmosaiks, natürlich jedes Feld an der ihm zukommenden Stelle, photographirt,
                              									das Bewuſstsein aus dieser Reihe von Photogrammen die Vorstellung eines
                              									einheitlichen Bildes gewinnen und man könnte weiter das Bild, sobald es vermöge der
                              									oben erwähnten Eigenschaft des Sehpurpurs anfängt, zu verschwinden, in derselben
                              									Weise von Neuem photographiren und so dem Beobachter die Vorstellung eines
                              									bleibenden Bildes erwecken, während man ihm doch nichts zuführt als wiederkehrende,
                              									nach derselben Formel absetzende Lichtstrahlen.
                           Der Geber des so entstehenden Telephotographen wäre so einzurichten, daſs er unmittelbar hinter einander
                              									beliebig viele Bilder in absetzende Ströme verarbeiten kann. Der Telephotograph
                              									liefert aber als ein Zwischenproduct solche Ströme, deren wir nach dem oben Gesagten
                              									nur bedürfen, um ein Lichtbild zu construiren. Damit wäre aber bereits das elektrische Teleskop fertig, weil es auch möglich sein
                              									würde, Bewegungen der gesehenen Gegenstände zu verfolgen; denn das zweite, dritte
                              									u.s.w. auf der Netzhaut photographirte Bild braucht dem ersten durchaus nicht zu
                              									gleichen. Eine Reihe von schnell auf einander folgenden Bildern aber, deren jedes
                              									dasselbe Object in etwas anderer Lage zeigt, erweckt dem Beobachter die Vorstellung,
                              									als sehe er eine dauernde Bewegung; auf demselben Prinzipe beruhen ja die
                              									stroboskopischen Scheiben.
                           Nach diesem Gedankengange hat P. Nipkow in Berlin (* D.
                                 									R. P. Nr. 30105 vom 6. Januar 1884) die Lösung der Aufgabe unter Verwendung eines
                              										einzigen Leitungsdrahtes zwischen den beiden
                              									Stationen versucht und seitdem sein elektrisches Teleskop durch Mitbenutzung des
                              									phonischen Rades wesentlich verbessert. Die Einrichtung desselben ist folgende:
                           I) Die gesammte elektrische Anordnung zerfällt
                              									naturgemäſs in Vorkehrungen zur Erhaltung des Synchronismus der Mechanismen und in
                              									Vorkehrungen zur Umsetzung auf einander folgender Lichtwirkungen in absetzende
                              									Ströme und zur Rückbildung dieser Ströme in Licht.
                           Vorkehrungen zur Erhaltung des Synchronismus der
                                 										Mechanismen: Auf den beiden in ihrer Einrichtung übereinstimmenden Aemtern
                              									I und II, von denen in Fig. 3 das erstere als
                              									Aufgebestelle gezeichnet ist, sollen die Achsen A
                              									vollkommen synchron sich drehen. Um dies zu erreichen, wird in ganz gleicher Weise,
                              									wie bei Delany's Vielfachtelegraphie (vgl. 1885 255 * 332, Fig. 3), auf
                              									jedem Amte zunächst ein Stimmgabelapparat B1
                              									GF2
                              									Wm (die Magnete sind der Uebersichtlichkeit der Figur
                              									wegen nur mit einem Schenkel gezeichnet) angewendet; sobald die Gabel G angeschlagen wird, trifft die rechte Zinke bei jeder Schwingung einmal
                              									den Contactknopf der Feder F2
                              									, wodurch der Stromkreis der Batterie B1, in welchem auch der
                              									Magnet m
                              									Fig. 3. und der Widerstand W liegt, geschlossen wird. Der in dieser Weise durch den Magnet m gehende Strom dient lediglich zur Aufrechterhaltung
                              									der sonst bald aufhörenden Bewegung der Gabel. Bei je einer Schwingung trifft nun
                              									aber auch die andere Zinke der Gabel auf den Contactknopf der Feder F1 und versorgt dadurch
                              									den Motormagnet M, welcher im Stromkreise der Batterie
                              										B2 liegt, ebenfalls
                              									mit absetzenden Strömen, die ihrerseits den nämlichen Takt haben wie die Stimmgabel
                              									und der durch m gehende Strom. Ist nun das auf die
                              									Achse A aufgesteckte phonische Rad R in Bewegung gesetzt, so wird dasselbe bald eine
                              									Geschwindigkeit annehmen, welche dem absetzenden Strome des Magnetes M entspricht und alsdann bei dieser Bewegung
                              									verbleiben.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 261, S. 471
                              
                           Die elektrische Berichtigung zur Erhaltung der beiden
                              									Räder R in übereinstimmender Bewegung vollzieht sich in
                              									folgender Weise. Ueber die fest auf einer unbeweglichen Platte angebrachten
                              									Contactpaare a und b
                              									schleift die Feder D; diese ist an dem von der Achse
                              										A ausgehenden metallenen Arme C befestigt, A aber steht
                              									durch eine Schleiffeder mit der Erde in Verbindung; auſserdem sind die beiden
                              									Contacte a durch die Batterie B3, die beiden b durch einen weiteren Magnet n mit dem Ende
                              									der Linie L verbunden. Die beiden Batterien B3 in Station I und 3
                              									in Station II enthalten eine gleiche Anzahl von
                              									gleichartigen Elementen und sind mit gleichen Polen an
                              									die Linie gelegt. Laufen nun die beiden Räder R
                              									vollkommen synchron, so werden die beiden Federn D
                              									gleichzeitig auf a oder b
                              									stehen; im ersteren Falle gleichen sich die Ströme beider Batterien B3 aus, im zweiten ist
                              									keine Batterie B3
                              									eingeschaltet. Eilt dagegen R in II vermöge einer
                              									beschleunigten Bewegung der Gabel G in II etwas voraus,
                              									so wird D in II schon auf einem Contacte b angelangt sein, während D in I noch auf a sich befindet; in diesem Falle sendet alsbald die Batterie B3 in I einen Strom einerseits durch a, D, C, A und andererseits durch die Linie L
                              									nach II und hier durch n, b, D, G, A zu den beiden
                              									Erdplatten; n in II wird also erregt, wird seinen Anker
                              									anziehen und dadurch den Widerstand W in II bei H kurz schlieſsen; der Magnet m in II wird jetzt stärker erregt, die Schwingungsdauer der Gabel G und damit die Bewegung des Hades R in II verzögert. Dasselbe findet in I statt, wenn R in I vorauseilt. Wenn beide Federn D auf den Contacten a stehen, kann ein Strom
                              									nicht entstehen, weil die Batterien mit gleichen Polen an der Linie liegen.
                           
                           Vorkehrungen zur Umsetzung auf einander folgender
                                 										Lichtstrahlen in absetzende Ströme und zur Rückbildung dieser Ströme in
                              									Licht. Anstatt des sich zur Umsetzung von Lichtschwingungen in elektrische
                              									Stromschwankungen sehr wohl eignenden Selens soll in der gebenden Station I (Fig. 4) eine „Ruſstrommel“
                              									Q verwendet werden.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 261, S. 472
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 261, S. 472
                              
                           Dieselbe (vgl. 1881 241 * 315) ist
                              									ein einfaches Kästchen, das einerseits durch eine Glasplatte, andererseits durch
                              									eine Membran verschlossen und mit beruſster Drahtgaze gefüllt ist. Auf der Membran
                              									befindet sich dann noch ein Kohlencontact O. Fallen auf
                              									die Glasplatte absetzende Lichtstrahlen, so macht die Membran und also auch der
                              									Widerstand des Mikrophons O und der durch dasselbe und
                              									die primäre Spule des Inductionsapparates J gehende
                              									Strom der Batterie B4
                              									diese Schwankungen mit; diese Stromschwankungen spiegeln sich wieder in den in der
                              									secundären Spule inducirten, in der Leitung L nach der
                              									empfangenden Station II (Fig. 5) und daselbst durch
                              									das Telephon T zu leitenden Strömen. Das Telephon T hat nun eine polirte spiegelnde Membran; läſst man
                              									von Y einen parallelen Lichtstrahl auf dieselbe fallen,
                              									so wird der zurückgeworfene Strahl in einer gewissen Entfernung vom Telephon einen
                              									bestimmten Durchmesser haben; bildet aber die Membran durch die Wirkung eines durch
                              									die Spule gehenden verstärkten Stromes einen Hohlspiegel, so wird der
                              									zurückgeworfene Strahl an der betreffenden Stelle einen kleineren Durchmesser haben
                              									als zuvor, was so viel heiſst, als daſs im letzteren Fall eine in den Strahl
                              									gehaltene Fläche stärker beleuchtet wird als im ersteren. Auf diese Weise kann man
                              									überaus kleine Stromschwankungen in ganz erhebliche Veränderungen in den
                              									Lichterscheinungen umsetzen; man braucht nur das Telephon möglichst weit von dem
                              									Beobachtungsorte zu entfernen und ein recht kräftiges Licht in Anwendung zu
                              									bringen.
                           Um nun die im Inductionsapparate J in I erregten Ströme auch dem Telephon T in II zuzuführen, sind neben a und b noch die Contactbögen c (Fig. 3 bis 5) angebracht, welche auf jedem Amte unter einander
                              									und in I durch die secundäre Spule von J, in II durch ein Telephon T mit den Enden der Leitung L verbunden sind.
                              									Kurz vor den Contacten a ist ein kleiner isolirender
                              									Raum freigelassen, damit, wenn etwa D in II schon auf
                              										a angelangt und D in
                              										I etwas zurückgeblieben ist, die Batterie B3 in II nicht etwa
                              									Strom durch die Inductionsspule oder im anderen Falle B3 in I Strom
                              									durch das Telephon sende und diese Apparate verderbe.
                           II) Vorrichtungen zur Zerlegung der Lichtbilder in
                              									absetzendes Licht und Zusammensetzen von Bildern aus solchen Lichtstrahlen. Um das
                              									zu übermittelnde Lichtbild in ein Mosaik zerlegen und jedes Feld desselben einzeln
                              									auf seine Leuchtkraft prüfen zu können, ist auf der Achse A noch eine möglichst groſse Scheibe S
                              									angebracht, von der in Fig. 3 nur die gröſsere Hälfte
                              									gezeichnet ist. Von diesen Scheiben sind zunächst, entsprechend den zwischen den
                              									beiden Contactbögen c liegenden, für die Berichtigung
                              									des Synchronismus bestimmten Theilen, zwei Ausschnitte abgetheilt, welche für die
                              									Verarbeitung des Bildes nicht in Betracht kommen können. Der übrig bleibende Theil
                              									der Scheibe S erhält nun auf einem Spiralgange
                              									angeordnet Löcher, z.B. 24, so daſs, wenn man die Scheibe S sich vor einem weiſsen Schirme schnell drehen läſst, man einen hellen
                              									Ring sieht, dessen Breite gleich dem Unterschiede der Mittelpunktsentfernungen der
                              									Löcher 1 und 24 ist. Wirft man nun mittels einer etwa diesseits der Scheibe S liegenden Linse P (Fig. 4) auf diesen Ring ein Bild und blendet dasselbe
                              									durch einen Schirm in der Weise ab, daſs auf die Scheibe nur ein Bild von der Gröſse
                              									eines Ringausschnittes fällt, dessen äuſserer Bogen gleich der Entfernung von 1 bis
                              									2 ist, so befindet sich im Bereiche dieses Bildes in jedem Augenblicke immer nur ein
                              									einziges von den Löchern. Dreht sich daher die Scheibe, so wird das Bild für den
                              									jenseits derselben stehenden Beobachter in auf einander folgende Streifen zerlegt,
                              									deren jeder aber auch seinerseits nach und nach entsteht. Es kann auf diese Weise
                              									jeder einzelne Bildpunkt auf seine Leuchtkraft geprüft und, was für das Teleskop
                              									eben von Wichtigkeit ist, auch eine beliebige Anzahl von Bildern unmittelbar hinter
                              									einander verarbeitet werden. Ein Bild, welches ja Schatten- und Lichtstellen hat,
                              									wird daher ein absetzendes Licht ergeben. Dasselbe wird nun aufgefangen durch die
                              									jenseits der Scheibe angebrachte Ruſstrommel O, welche
                              									ihrerseits diese Lichtschwankungen in durch die primäre Spule von J zu leitende Stromschwankungen umsetzt. Nun sitzt auch
                              									auf A in II eine Scheibe S
                              										(Fig. 5), die der beschriebenen vollkommen
                              									gleicht. Ist der Beobachter diesseits der Scheibe bei V
                              									gedacht, so ist das Beleuchtungstelephon T jenseits in
                              									geeigneter Entfernung anzubringen. Die von der Lichtquelle Y auf die Platte des Telephons T fallenden
                              									Lichtstrahlen werden von der Platte nach der Scheibe S
                              									hingeworfen. Der Beobachter faſst nun einen wieder durch einen Schirm abgegrenzten
                              									Ringausschnitt von der Gröſse des in I entworfenen
                              									Bildes ins Auge. Der Schirm ist so angebracht, daſs genau zu derselben Zeit immer
                              									die gleichnamigen Löcher der beiden Scheiben in die Ringausschnitte eintreten; im
                              									anderen Falle würden dem Beobachter die Bilder etwa als aus zwei falsch
                              									zusammengefaſsten Theilen bestehend  erscheinen. Das Beleuchtungstelephon muſs natürlich so
                              									gerichtet werden, daſs der zurückgeworfene Strahl von der anderen Seite auf den
                              									beobachteten Ausschnitt fällt. Die Löcher in der Scheibe S in II werden zweckmäſsig mit geöltem Papiere überzogen.
                           Da die beschriebene Ruſstrommel auch auf absetzende Strahlen des nicht mehr
                              									sichtbaren Spectrums anspricht, so ergibt sich, daſs man mit Hilfe dieses Apparates
                              									auch im Dunkel befindliche Gegenstände wahrnehmen kann, sofern dieselben nur etwa
                              									genügend erwärmt sind.
                           Der Apparat gestattet auſserdem, wie man alsbald erkannt haben wird, die Bewegungen
                              									des in I befindlichen Gegenstandes zu photographiren
                              									und alsdann wieder zu beliebiger Zeit bildlich darzustellen. Man stellt zu dem
                              									Zwecke in den zurückgeworfenen Strahl des Beleuchtungstelephons anstatt der Scheibe
                              										S eben nur einen photographischen Registrirapparat,
                              									wie diesen A. F. St. George (* D. R. P. Nr. 27231 vom
                              									4. September 1883) für die Zwecke der photographischen Aufzeichnung telephonischer
                              									Ströme angegeben hat, um nachher dann die entwickelte photographische Platte zur
                              									Beleuchtung der Scheibe S zu benutzen. Dabei ist
                              									allerdings Isochronismus der Scheibe S und des
                              									Mechanismus des Registrirapparates unerläſsliches Erforderniſs.
                           Wenn man das Telephon T anstatt mit teleskopischen mit
                              									echten telephonischen Strömen beschickt, so muſs das Auge V für jeden Ton ein bei gleichbleibender Bewegung der Scheibe S sich gleichbleibendes Bild wahrnehmen. Das Gleiche
                              									ist der Fall, wenn man die Scheibe S einfach in den
                              									Lichtkegel irgend eines Photophongebers stellt. Es ist nicht gerade undenkbar, daſs
                              									man durch lange Uebung dahin gelangt, Töne, Laute, selbst Worte an diesen Bildern zu
                              									erkennen, zumal da man diese Bilder ja photographiren kann. Man könnte hier in der
                              									That von „Wortbildern“ und einer „Photographie der Töne“ sprechen.
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 261, S. 474
                              
                           In Nipkow's deutschem Reichspatente * Nr. 30105 ist noch
                              									darauf hingewiesen, daſs man bei Anwendung zweier,
                              									unter einem gewissen Winkel gegen einander gestellter Apparatsätze in I und II binocular und stereoskopisch sehen würde, ferner daſs man anstatt der Selenzelle bezieh.
                              									Ruſstrommel auch eine Thermobatterie nehmen könnte. Auſserdem wird die in Fig. 5 skizzirte Anordnung des empfangenden Amtes nur
                              									als Ersatz für die in Fig. 6 dargestellte aufgeführt.
                              									In letzterer umschlieſst die von den durch die Selenzelle beeinfluſsten Strömen
                              									durchlaufene Spule N den Körper O, welcher die Polarisationsebene eines ihn durchlaufenden polarisirten
                              									Lichtstrahles unter dem Einflüsse des Stromes in der SpuleDie Wirkung des elektrischen Stromes auf das den Körper O durchstreichende Licht kann durch das von Faraday angewendete, in Poggendorff's Annalen, 1846 Bd. 68 S.
                                    											105 und 1847 Bd. 70 S. 24 und 283 beschriebene Verfahren verstärkt
                                    											werden. zu drehen vermag, z.B. einen Cylinder aus Faraday'schem schwerem Glase oder eine mit
                              									Schwefelkohlenstoff gefüllte und an beiden Enden durch ebene Glasplatten
                              									geschlossene Röhre. Y ist wieder die Lichtquelle, S die Scheibe, H eine
                              									Linse, J und J1 sind Nicol'sche
                              									Prismen; das dem Apparatsatze HJOJ1 auf der anderen Seite der Scheibe S gerade gegenüber stehende Rohr hat denselben
                              									Durchmesser, wie die auf des gebenden Amtes zu beiden Seiten der Scheibe
                              									angewendeten Rohre, so daſs also stets nur eines der Löcher in der Scheibe S dem beobachtenden Auge V
                              									sichtbar ist.
                           Im Anschlusse hieran sei noch bemerkt, daſs auch die Lumière
                                 										électrique, 1885 Bd. 18 * S. 434 wieder auf die Angelegenheit
                              									zurückgekommen ist und ergänzend bemerkt, daſs bald nach Carey auch Sawyer im Scientific American einen Vorschlag gemacht habe, wobei er den Geber aus
                              									einer in einer Dunkelkammer untergebrachten ebenen Spirale aus feinem Selendrahte
                              									herstellen und auf diese das leuchtende Bild mittels einer in eine rasche
                              									Spiralbewegung versetzte Röhre von kleinem Durchmesser nach und nach werfen wollte,
                              									während im Empfänger Funken zwischen zwei in den secundären Stromkreis einer
                              									Inductionsrolle eingeschalteten feinen Platinspitzen überspringen sollten, die in
                              									ganz gleicher Weise bewegt werden müſsten.
                           Endlich berichtet F. Larroque in der Lumière électrique, 1885 Bd. 18 S. 532, daſs auch er im
                              									J. 1883 sich mit der Aufgabe beschäftigt habe und namentlich daſs er von der
                              									Eigenschaft des Palladiums, groſse Mengen Wasserstoff in sich aufzunehmen und sich
                              									dabei auszudehnen, weit weniger dicht und sehr magnetisch zu werden und einen weit
                              									höheren elektrischen Widerstand zu zeigen, Gebrauch habe machen wollen. Durch die
                              									Wirkung der Wärme trennt sich der Wasserstoff wieder vom Palladium und dieses nimmt
                              									seine früheren Eigenschaften wieder an. Die zu beleuchtenden Selendrähte im
                              									Empfänger wären durch ebenso viele Leitungsdrähte mit Palladiumdrähten zu verbinden
                              									und hinter diesen durch ein Voltameter hindurch zur Erde zu führen; die am hellsten
                              									beleuchteten Selendrähte würden zu Folge ihres verminderten Widerstandes von einer
                              									gemeinsamen Elektricitätsquelle die stärksten Ströme durch die zugehörigen
                              									Palladiumdrähte senden, letztere daher mehr Wasserstoff aufnehmen und sich stärker
                              									ausdehnen; so würde die Endfläche des Empfängers ihre Form entsprechend ändern und
                              									in ihren Erhabenheiten und Vertiefungen das auf die Selendrähte geworfene Bild
                              									wiedergeben. Da der Widerstand des Wasserstoff aufnehmenden Palladiumdrahtes nach
                              									Ausweis angestellter Versuche weit weniger rasch wächst, als der Widerstand des
                              									Selens durch die Beleuchtung abnimmt, so bleibt die letztere Wirkung deutlich
                              									ausgeprägt. Der Empfänger soll sogar zum Abdrucken des Bildes auf Papier oder zur
                              									Herstellung von Abgüssen benutzt werden können.