| Titel: | C. Heusler's Herstellung von Siliciumkupfer und seine Verwendung zu Legirungen. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 478 | 
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                        C. Heusler's Herstellung von Siliciumkupfer und
                           								seine Verwendung zu Legirungen.
                        C. Heusler's Herstellung von Siliciumkupfer.
                        
                     
                        
                           Die gröſsere Verwandtschaft des Siliciums zu Kupfer als zu Eisen bewirkt beim
                              									Zusammenschmelzen von Ferrosilicium oder Silicium haltigem Roheisen mit Kupfer bei
                              									starkem Kokesfeuer im Zugofen die Ausscheidung einer Legirung von Kupfer und
                              									Silicium, sogen. Siliciumkupfer, welches sich in einer regelmäſsigen Lage am Boden
                              									des Tiegels absetzt. Ueber dem Siliciumkupfer folgen noch Eisen haltige Lagen von
                              									Siliciumkupfer, dann eine Schicht von etwas Silicium und Kupfer haltigem Eisen und
                              									demnächst eine obere reine Lage von Roheisen. Die Abscheidung erscheint bei den
                              									abstechenden Farben des Siliciumkupfers und Eisens in scharfen Grenzen.
                           Behufs gewerbsmäſsiger Darstellung des Siliciumkupfers
                              									wird nach Angabe von C. Heusler in Bonn (D. R. P. Kl.
                                 									40 Nr. 36607 vom 17. September 1885) die aus Ferrosilicium und Kupfer hergestellte
                              									Schmelzmasse in einem Herde umgegossen, um die mechanische Abtrennung des
                              									Siliciumkupfers vom Eisen besser bewirken zu können. Nachdem der Zeitpunkt der
                              									Abscheidung in der Schmelzmasse durch Beobachtung festgestellt ist, wird die
                              									Oberfläche des Metallbades mit Wasser gekühlt, das Eisen und demnächst das Kupfer
                              									haltige Eisen, ähnlich wie beim Garmachen des Rosettenkupfers, in Scheiben abgehoben
                              									und der Metallkönig vom Siliciumkupfer, gleichfalls in Scheiben gerissen, aus dem
                              									Herde genommen.
                           Etwaige unreine, Eisen haltige Scheiben werden behufs Raffination wiederholt
                              									umgeschmolzen, ebenso wird das Kupfer haltige Eisen wieder eingeschmolzen, um die
                              									Abscheidung des anhaftenden Siliciumkupfers herbeizuführen, oder es wird beim
                              									Schmelzprozesse wieder zugesetzt.
                           Für die Darstellung des Siliciumkupfers im Groſsen empfiehlt sich die Anwendung eines
                              									Kupolofens oder Flammofens.
                           Der Gehalt des Siliciumkupfers an Silicium ist nach dem Gehalte des Ferrosiliciums an
                              									Silicium, welcher bis 17 Proc. und mehr beträgt, verschieden. Ein Gehalt von 3 Proc.
                              									Silicium im Siliciumkupfer, der indeſs nach dem Verhältnisse des Zusatzes von
                              									Ferrosilicium zu Kupfer und durch erneutes Einschmelzen des dargestellten
                              									Siliciumkupfers mit Ferrosilicium erheblich angereichert werden kann, genügt indeſs,
                              									um die Zwecke des Zusatzes des Siliciumkupfers zum Kupfer und dessen Legirungen
                              									völlig zu erreichen, da ein sehr geringer Zusatz schon eine bedeutende Wirkung
                              									ausübt.
                           Auch das unreine, noch Eisen haltige Siliciumkupfer genügt dem Zwecke des Zusatzes,
                              									da sich herausgestellt hat, daſs gleiche Theile von Silicium und Eisen im
                              									Siliciumkupfer bis zu einer gewissen Grenze sehr brauchbare Legirungen ergeben, bei
                              									dem aber nur erforderlichen geringfügigen Zusätze von Silicium zu einer groſsen Zahl
                              									von Legirungen der
                              									Eisengehalt verschwindend wird und die Wirkung des Siliciums nicht beeinträchtigt.
                              									Die letztere tritt bereits bei einem Zusätze von 0,03 Proc. Silicium zu Kupfer und
                              									dessen Legirungen sehr deutlich hervor, indem dieser Procentsatz schon eine
                              									Desoxydation herbeiführt.
                           Der Zusatz von Siliciumkupfer bezweckt nach Heusler: 1) Raffination des Kupfers und die Herstellung
                              									von Guſs- und Walzkupfer mittels eines kleinen Siliciumzusatzes. 2) Herstellung
                              									einer reinen, nur aus Kupfer und Silicium mit etwas Eisen bestehenden Siliciumbronze
                              									in verschiedenen Mischungsverhältnissen. 3) Herstellung von Silicium-Manganbronze
                              									durch Zusatz von Siliciumkupfer in verschiedenen Verhältnissen zur reinen, nur aus
                              									Kupfer und Mangan bestehenden Manganbronze, sowie zur gewöhnlichen, aus Kupfer,
                              									Zinn, Zink und Mangan bestehenden Manganbronze. 4) Herstellung von Silicium
                              									haltiger, gewöhnlicher Kupfer-, Zinn- und Kupferzinn-, Zinkbronze und Roth-guſs in
                              									verschiedenen Mischungsverhältnissen. 5) Herstellung von Siliciummessing durch
                              									Einführung von Silicium. 6) Herstellung von Mangan- und Nickelneusilber mit
                              									Siliciumgehalt, sowie von Neusilber, aus Kupfer, Zink und Silicium bestehend.
                           Alle vorgenannten Legirungen erhalten durch den Siliciumzusatz
                              									eine gröſsere Festigkeit und Dehnbarkeit, namentlich aber durch das
                              									Absorptionsvermögen des Siliciums für den freien Sauerstoff und das Kohlenoxydgas
                              									und die damit erzielte Entfernung dieses letzteren Gases und der Oxyde eine erhöhte
                              									Guſsfähigkeit, welche sich durch einen porenfreien dichten Guſs bekundet. Die reinen
                              									Siliciumbronzen und die reinen, mit Siliciumzusatz versehenen Manganbronzen lassen
                              									sich wie das mit Silicium behandelte Kupfer auswalzen und zu Draht ziehen. Die
                              									Walzbarkeit und Ausziehungsfähigkeit wird durch den Siliciumgehalt erhöht; das
                              									elektrische Leistungsvermögen ist im Silicium-Kupferdraht in einem erhöhten Maſse
                              									vorhanden.
                           Die unmittelbare Darstellung des Guſs- und Walzkupfers
                              									und aller vorgenannten Legirungen erfolgt dadurch, daſs
                              									man das Siliciumkupfer armer und reicher an Silicium darstellt und die Metalle in
                              									den zur Herstellung der Legirungen bestimmten Verhältnissen dem Metallbade von
                              									Siliciumkupfer nach erfolgter Trennung des Eisens sogleich zusetzt, indem man
                              									entweder auf dem Herde einschmilzt, oder auch das Siliciumkupfer in Tiegel umgieſst
                              									und den Schmelzprozeſs wieder fortsetzt.