| Titel: | Ueber Fortschritte in der Zuckerfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 479 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Zuckerfabrikation.
                        Ueber Fortschritte in der Zuckerfabrikation.
                        
                     
                        
                           Den Verhandlungen der Generalversammlung des Deutschen
                                 										Vereins für Rübenzuck er Industrie in Hannover am 21. Mai d. J. entnehmen
                              									wir nach dessen Zeitschrift, 1886 S. 489 ff.
                              									nachstehende Mittheilungen.
                           Die Vertilgung der Nematoden mittels der von Kühn vorgeschlagenen Sommerrübsen als Fangpflanzen hat
                              									sich nach Versuchen von Hellriegel durchaus bewährt
                              									(1883 248 218).
                           K. Stammer hält die Düngung des
                                 										Untergrundes der Rübenfelder für empfehlenswerth, was Hellriegel bezweifelt.
                           Hellriegel sucht die zur Entwickelung der Zuckerrübe nothwendige Menge Stickstoff festzustellen. Er
                              									fand, daſs bei Gegenwart von genügenden Mengen Phosphorsäure und Kali je 1k löslicher Stickstoff 220k Rüben mit 32k
                              									Zucker erzeugt. Die Haltbarkeit der Rüben wird durch
                              									starke Stickstoffdüngung
                              									nicht nennenswerth beeinträchtigt. Bezüglich der Verwendung der Elutionslauge zu Düngezwecken hat sich gezeigt, daſs
                              									sie nur dann befriedigend wirkt, wenn sie vorher mit Torfmull gemischt wird, wodurch
                              									allerdings die Kosten so erhöht werden, daſs oft wenig Vortheil dabei ist.
                           Der Ankauf der Rüben nach ihrem Zuckergehalte bewährt
                              									sich. J. Schulz (S. 534) schlägt Namens einer
                              									niedergesetzten Commission vor, von jeder täglichen Lieferung eine Probe von 20 bis
                              									30 Stück zu nehmen. Es ist empfehlenswerth, die Untersuchungsprobe mit der für die
                              									Ermittelung der Schmutzprocente genommenen Probe zu vereinigen. Eine durch Sammeln
                              									einzelner Rüben von den Fuhren, oder durch Aussuchen von kleinen, mittleren und
                              									groſsen Rüben künstlich zusammengestellte Probe ist nicht empfehlenswerth; vielmehr
                              									ist es richtiger, von den verschiedenen, für eine
                              									Probenahme bestimmten Fuhren seitens der Beamten der Fabrik einen Wagen auszuwählen,
                              									aus dessen Mitte eine gröſsere Probe für die Ermittelung der Schmutzprocente
                              									genommen wird, welche gleichzeitig als Untersuchungsprobe gilt. Aus der auf die eine
                              									oder andere Weise beschafften, für die Untersuchung bestimmten Menge Rüben muſs nun
                              									ein kleines Durchschnitts-Untersuchungsmuster gezogen werden, indem man der Länge
                              									nach aus jeder Rübe einen schmalen dreieckigen Keil herausschneidet, welcher je nach
                              									der Menge der Rüben ¼ oder ⅛ derselben entspricht. Dieses so hergestellte Muster
                              									wird in einem Blechkasten mit der entsprechenden Bezeichnung versehen dem
                              									Laboratorium zur Untersuchung überwiesen. Diese Probe wird dann zerkleinert, am
                              									besten mittels eines Messerkastens aus der Schnitzelmaschine. Von den gemischten
                              									Rübenschnitzeln wird dann ein Theil in der Schnitzelmühle zu feinem Breie
                              									geschliffen, mit welchem in bekannter Weise die Polarisation ausgeführt wird. Die
                              									Benutzung der für diesen Zweck hergestellten Rübenmühle eignet sich für den
                              									vorliegenden Fall weniger gut, indem man nicht im Stande ist, aus den 30
                              									Rübenschnitten einen guten Durchschnittsbrei herzustellen. Dagegen ist dieselbe für
                              									Untersuchung einzelner Rüben oder kleiner Rübenproben
                              									sehr zu empfehlen; man bekommt mittels derselben in sehr kurzer Zeit und in
                              									tadelloser Feinheit die für eine Untersuchung nothwendige Breimenge.
                           Für die Berechnung wird nun ein Normalgehalt von 12,5
                              									Proc. Zucker angenommen, für diesen ein bestimmter Preis angesetzt, welcher sich
                              									nach den örtlichen Verhältnissen und den zeitigen Marktpreisen des Zuckers richtet.
                              									Nimmt man z.B. an, daſs bei einem Rohzuckerpreise von 22 M. der entsprechende Preis
                              									auf 150 Pf. für 100k festgesetzt wird, so kostet 1
                              									Proc. Zucker 12 Pf. Für Rüben mit 12 bis 13 Proc. Zucker gilt der Normalpreis, unter
                              									12 Proc. wird der Mindergehalt doppelt bewerthet, ebenso der Mehrgehalt bis 14,5
                              									Proc., über 14,5 Proc. aber verdreifacht. Sonach ergibt sich folgende Preistabelle
                              									für 100k Rüben:
                           
                           
                              
                                 Zuckergehalt
                                 Rübenpreis
                                 Zuckergehalt
                                 Rübenpreis
                                 
                              
                                 10,5 Proc
                                 102 Pf.
                                 13,5 Proc.
                                 174 Pf.
                                 
                              
                                     11
                                      114
                                    14
                                      186
                                 
                              
                                     11,5
                                      126
                                    14,5
                                      198
                                 
                              
                                     12
                                      144
                                    15
                                      240
                                 
                              
                                     12,5
                                      150
                                    15,5
                                      258
                                 
                              
                                     13
                                      156
                                    16
                                      276
                                 
                              
                           Gesetzt, der Rohzuckerpreis ginge von 22 auf 24 M. hinauf, so
                              									würde der Normalpreis von 75 auf 82 Pf. steigen und in demselben Verhältnisse würden
                              									sich alle Werthe der obigen Tabelle erhöhen. Es braucht also der Werth des
                              									Normalproduktes nur den besonderen Verhältnissen der Fabrik und der Rübenverkäufer
                              									sowie den laufenden Zuckerpreisen angepaſst zu werden, so ergibt sich eine
                              									Berechnung der Werthe jedes Mal im richtigen Verhältnisse, was bei einer festen
                              									Skala niemals der Fall ist.
                           Nach C. Schultze wird aus den betreffenden Rüben nach
                              									dem Köpfen 20mm von Kopfende entfernt eine Probe
                              									ausgestochen. Die ausgestochenen Proben werden in einer Wursthackmaschine
                              									zerkleinert, davon 52g,096 in einem sogen.
                              									Extractionsapparate mit Alkohol ausgezogen und polarisirt. Um einem etwaigen
                              									Miſstrauen der Lieferer zu begegnen, erfährt der Chemiker sowie derjenige, welcher
                              									die Probenahme oder die Ermittelung der Schmutzprocente ausführt, niemals den Namen
                              									desjenigen, der die Rüben geliefert hat. Die Proben werden von einem Buche ins
                              									andere nur mit Nummern geführt; die Bücher werden nach Ablauf eines Tages ins
                              									Geschäftszimmer gegeben, wo der Buchhalter die festgestellten Zahlen auszieht und
                              									auf die zugehörigen Namen überträgt.
                           Ueber das Fahlberg'sche Saccharin (1886 259 382) bemerkt Landolt (S. 543), daſs dasselbe, selbst wenn es
                              									vollkommen gesundheitszuträglich, reinschmeckend und unveränderlich wäre, doch
                              									keinen Einfluſs auf die Zuckerindustrie haben werde, sobald man bedenkt, daſs die
                              									Stärkezuckerfabrikation bis jetzt nicht mit einer Steuer belastet ist, aber es sofort werden muſs, sowie
                              									Saccharin-Stärkezucker als ein den Rübenzucker ersetzender Gebrauchsartikel in den
                              									Handel gebracht wird. Zu der nothwendigen Vertheuerung jener Fabrikation würden dann
                              									noch die Herstellungskosten des Saccharins hinzutreten, welche bis jetzt wenigstens
                              									recht erheblich sind, und da dürfte es sich dann doch sehr leicht herausstellen,
                              									daſs das Ersatzmittel theurer wird als der Rübenzucker. Hierzu kommt noch, daſs die
                              									neue Waare nie anders als mit ihrem wahren Namen wie
                              									etwa Saccharin-Stärkezucker o. dgl. bezeichnet werden darf und dies ist schon seiner
                              									Einführung ins tägliche Leben in vielen Beziehungen hinderlich. Endlich darf nicht
                              									vergessen werden, daſs der Rohr- und Rübenzucker sich die Welt erobert hat durch die
                              									vollkommene Reinheit, in welcher er sich darstellen
                              									läſst, sowie durch seine Unveränderlichkeit, und wenn daher ein neues Product damit
                              									irgendwie wetteifern will, wird es in diesen Eigenschaften nicht um ein Haar
                              									zurückstehen dürfen.
                           Sichel hatte schon früher empfohlen, Füllmassen und Rohzucker mit Alkohol zu polarisiren.
                              									Er erinnert jetzt daran, daſs Füllmassen und Melassen Zucker-Alkaliverbindungen
                              									enthalten, welche durch Alkohol gefällt werden, daher zunächst mit Essigsäure
                              									neutralisirt werden müssen. Drenkmann empfiehlt statt
                              									dessen etwas Alaunlösung zuzusetzen.
                           Degener (S. 553) hat die verschiedensten Klärmittel zur Untersuchung von Rübensäften auf ihre
                              									Brauchbarkeit geprüft und gefunden, daſs ohne Verwendung von Alkohol eine
                              									Untersuchung von Rübensäften und unreinen Producten nicht möglich ist. Glutamin und
                              									Glutaminsäure werden bei unvorsichtigem Zusätze von Bleiessig stark linksdrehend.
                              									Bei alleiniger Anwendung von Alkohol bei Rübenuntersuchung erhält man aber meist zu
                              									hohe Polarisationen, welche auf Zusatz weniger Tropfen Bleiessig sich unter
                              									Abscheidung eines Niederschlages vermindern. Es ist noch nicht festgestellt, welcher
                              									Art die hierbei abgeschiedene Verbindung ist. Jedenfalls würde man beträchtliche
                              									Fehler herbeiführen, wenn man diesen geringen Bleiessigzusatz unterlassen wollte.
                              										Degener möchte daher vorschlagen, die Untersuchung
                              									von Rüben und Rübensäften nach den allgemein bekannten Alkoholmethoden derart
                              									auszuführen, daſs man auf je 100cc mit Alkohol
                              									geklärten Saftes, nachdem die durch den Alkoholzusatz, welchen man bis auf wenige
                              									Cubikcentimeter bei der Saftpolarisation zugesetzt hat, verursachte Erwärmung sich
                              									ausgeglichen, 5 Tropfen Bleiessig zusetzt bezieh. auffüllt und nun rasch abfiltrirt,
                              									um die Einwirkung etwa überschüssigen Bleisalzes auf die bereits abgeschiedenen
                              									Stoffe möglichst zu vermeiden. Diese Menge Bleiessig vermag nicht das Glutamin
                              									bezieh. die Glutaminsäure vollkommen zu binden oder in stark links drehende Salze
                              									überzuführen. Um dieselbe Methode auf die Untersuchung der unreinen Producte
                              									anzuwenden, ist es nöthig, bei Melassen besonders den Bleiessigzusatz zu erhöhen.
                              									Auf das halbe Normalgewicht des festen trockenen Productes kommt man aber mit 10
                              									Tropfen Bleiessig aus, bei Melassen mit 20 Tropfen; ist dies nicht der Fall, so thut
                              									man gut, lieber im Halbschattenapparat im 100cc-Rohr zu polarisiren. Der durch diese kurze
                              									Rohrlänge verursachte Fehler (0,1°) ist jedenfalls geringer als der durch einen
                              									Ueberschuſs von Bleiessig zu befürchtende. Die Untersuchung wäre so auszuführen,
                              									daſs man das halbe Normalgewicht – oder bei Melassen eine ähnliche Menge – in einer
                              									Neusilberschale löst und nun 15cc Wasser zusetzt
                              									mit dieser Menge in Lösung bringt, sofort 25cc
                              									Alkohol zusetzt, mischt und die Mischung in den Kolben bringt; dann spült man
                              									allmählich mit kleinen Mengen Alkohol die Schale aus, füllt bis nahe zur Marke damit
                              									auf und läſst ½ Stunde stehen. Dann setzt man 5 bis 10 Tropfen Bleiessig zu, füllt
                              									ganz auf, schüttelt um und filtrirt sofort. Dieser geringe Bleiessigzusatz soll
                              									somit bei der hier vorgeschlagenen Alkoholpolarisation durchaus keine vollkommene
                              									Abscheidung optisch wirksamer Substanzen bewirken. Diese, soweit sie bekannt sind,
                              									drehen in Alkohol entweder sehr wenig, oder werden abgeschieden, mit Ausnahme der Asparaginsäure,
                              									deren Vorkommen in den Producten der Zuckerfabrikation ein seltenes zu sein scheint.
                              									Essigsaures Kalium, welches aus essigsaurem Blei und salpetersaurem Kalium entsteht,
                              									wirkt nicht auf die Drehung des Zuckers, wie früher von Sachs behauptet ist. (Vgl. 1885 257 426.)
                           Die Verwendung von Braunkohle an Stelle der Knochenkohle
                              									hat nach Versuchen von Herzfeld wenig Aussicht.
                              									Allerdings gibt es Braunkohlensorten, welche stark entfärbend wirken, auch den
                              									Aschengehalt vermindern; in allen alkalischen Lösungen löst sich aber etwas Kohle
                              									unter Braunfärbung, so daſs sie für die meisten Zwecke unbrauchbar ist. Uebrigens
                              									wurde Braunkohle bereits vor 40 Jahren in Magdeburg und Waghäusel für
                              									Macerationssäfte verwendet. (Vgl. 1885 257 425.)
                           H. Franken (S. 561) empfiehlt die Reinigung der Säfte
                              									mit saurer schwefligsaurer Thonerde bezieh.
                                 										hydroschwefligsaurer Thonerde nach Becker
                              									(vgl. 1886 259 323). Die damit erzielten Zucker sollen
                              									von Invertzucker frei sein. Sickel bezweifelt, daſs
                              									durch dieses Verfahren die Knochenkohle überflüssig werde. Herzfeld bestätigt die bleichende Wirkung der hydroschwefligsauren Salze.
                              									Während bekanntlich in alkalischen Lösungen die Schwefligsäure nicht im Stande ist,
                              									Melasse zu entfärben, bleicht die Hydroschwefligsäure in alkalischen Lösungen
                              									Melasse sofort, ebenso auch die Farbstoffe des frischen Rübensaftes; sie bietet ein
                              									neues Mittel, um auch in alkalischen Lösungen Bleichwirkungen zu erzielen, wie dies
                              									bis jetzt noch nicht erreicht werden konnte. Die Hydroschwefligsäure zersetzt sich
                              									aber sehr leicht – am Licht rascher, auch im Dunkeln nach längerem Stehen – und
                              									scheidet dabei Unterschwefligsäure (Thioschwefelsäure) ab, welche die Eigenschaft
                              									hat, sehr leicht Schwefel abzuspalten, so daſs man beim Gebrauche nicht ganz frisch
                              									bereiteter Lösungen immer Schwefel in die Producte hineinbekommt. Dieser gibt mit
                              									Kalk Schwefelcalcium, und was dies zu bedeuten hat, weiſs jeder, welcher bei der
                              									Filtration und bei der Regenerirung der Knochenkohle die bekannten Schwierigkeiten
                              									gehabt hat.
                           Steffen hebt hervor, daſs die Verwendung von
                              									schwefligsaurer Thonerde nicht neu ist; er bezweifelt, daſs thatsächlich
                              									hydroschwefligsaure Thonerde verwendet werde.
                           Von verschiedenen Seiten wurde dann noch auf die Verwirrung hingewiesen, welche im
                              										Melassehandel nach Beaumé'schen Graden herrscht, und schlieſslich folgender Beschluſs
                              									gefaſst: „Die in Hannover versammelten deutschen Zuckerfabrikanten erachten es im
                                 										Interesse des Melassehandels für geboten, die Melassepreise in der Folge
                                 										ausschlieſslich auf Brix-Grade zu gründen, und
                                 										beschlieſsen, in erster Linie die Aeltesten der Magdeburger Kaufmannschaft zu
                                 										ersuchen: den Börsennotirungen für Melasse den Zusatz beizufügen: Basis 80°
                                 										Brix.“
                           Die Melasse-Entzuckerung nach dem Steffen'schen Ausscheidungsverfahren (vgl. 1885 257 376) erfordert im letzten Betriebsjahre nach Sternberg
                           
                           (Zuckerindustrie, 1886 S. 1062) durchschnittlich
                              									folgende Kosten für je 100k Melasse:
                           
                              
                                 Für
                                 Arbeitslohn
                                 0,45 M.
                                 
                              
                                 
                                 Preſstuch
                                 0,25
                                 
                              
                                 
                                 Kohlen
                                 0,50
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                 1,00
                                 
                              
                                 
                                 Sonstiges
                                 0,25
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 2,45 M.
                                 
                              
                           Hierbei ist der Kalkverbrauch vollständig zu Lasten der
                              									Ausscheidung gerechnet, wenngleich er bei der combinirten Arbeit nur so weit in
                              									Betracht kommt, als mit der Melassenarbeit ein Mehrverbrauch an Kalk der reinen
                              									Rübenarbeit gegenüber verbunden ist. In manchen Fällen, namentlich wenn nur die
                              									eigene Melasse entzuckert wird, ist ein solcher Mehrverbrauch überhaupt nicht
                              									vorhanden und fällt der für Kalk angesetzte Posten ganz weg.
                           Die Fabriken, welche mehr als 88 Procent des Zuckers gewannen, hatten folgende
                              									Betriebsergebnisse:
                           
                              
                                 Verarbeitet wurde:
                                 
                                 % Zucker
                                 
                              
                                 88203800k
                                 Rüben   mit 11,985 Proc.  Zucker
                                 11,985
                                 
                              
                                 4993900k
                                 Melasse mit 49,220 Proc. Zucker, d.h. 5,662 Proc.
                                    											vomGewichte der Rüben mit
                                    2,787
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 14,772
                                 
                              
                                 Gewonnen wurde:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 13993866k
                                 Füllmasse mit 86,049 Proc. Zucker, d.h. 15,865
                                    											Proc.vom Gewichte der Rüben mit
                                 13,652
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Verlust bis zur Füllmasse
                                    1,120
                                 
                              
                           Aus der Füllmasse wurde geschleudert:
                           
                              
                                 
                                 % Zucker
                                 % vom Gewichteder Rüben
                                 
                                 % Zucker
                                 
                                 
                              
                                 9654831k I.
                                    											Product
                                 mit 95,428, d.h.
                                 10,946
                                 mit
                                 10,446
                                 
                                 
                              
                                 1157250k
                                    											Nachproduct
                                 mit 91,791, d.h.
                                   1,312
                                 mit
                                 1,204
                                 
                                 
                              
                                 3431050k
                                    											Melasse
                                 mit 51,037, d.h.
                                   3,890
                                 mit
                                 1,985
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Zusammen
                                 13,635
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Verlust bis zur fertigen Waare
                                   1,137
                                 
                              
                           Auf die reine Rübenarbeit entfällt:
                           
                              
                                 11397860k
                                 Füllmasse mit 86,092 Proc. Zucker, d.h. 12,922
                                    											Proc.vom Gewichte der Rüben mit
                                 11,125
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Verlust bis zur Füllmasse
                                 0,860
                                 
                              
                           und
                           
                              
                                 
                                 % Zucker
                                 % vom Gewichteder Rühen
                                 
                                 % Zucker
                                 
                                 
                              
                                 7888510k I.
                                    											Product
                                 mit 95,458, d.h.
                                 8,944
                                 mit
                                 8,538
                                 
                                 
                              
                                   938831k
                                    											Nachproduct
                                 mit 91,764, d.h.
                                 1,064
                                 mit
                                 0,976
                                 
                                 
                              
                                 2761402k
                                    											Melasse
                                 mit 51,126, d.h.
                                 3,131
                                 mit
                                 1,601
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Zusammen
                                 11,115
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Verlust bis zur fertigen Waare
                                   0,870
                                 
                              
                           Auf die Melassenarbeit entfällt:
                           
                              
                                 2596006k
                                 Füllmasse mit 85,859 Proc. Zucker, d.h. 51,984
                                    											Proc.vom Gewichte der Melasse mit
                                 44,634
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Verlust bis zur Füllmasse
                                   4,586
                                 
                              
                           und
                           
                              
                                 
                                 % Zucker
                                 % vom Gewichteder Richte
                                 
                                 % Zucker
                                 
                                 
                              
                                 1766321k I.
                                    											Product
                                 mit 95,293, d.h.
                                    35,370
                                 mit
                                 33,705
                                 
                                 
                              
                                  218419k
                                    											Nachproduct
                                 mit 91,900, d.h.
                                     4,374
                                 mit
                                   4,020
                                 
                                 
                              
                                  669648k
                                    											Melasse
                                 mit 50,668, d.h.
                                   13,409
                                 mit
                                   6,794
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Zusammen
                                 44,519
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Verlust bis zur fertigen Waare
                                    4,701
                                 
                              
                           
                           Aus 100k Melasse von 50 Proc.
                              									Zucker erhält man demnach:
                           
                              
                                 35,931k
                                 I. Product
                                 mit
                                 34,240k
                                 Zucker
                                 
                              
                                   4,443
                                 Nachprod.
                                 mit
                                 4,083
                                 „
                                 
                              
                                 13,804
                                 Melasse
                                 mit
                                 6,902
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 
                                 45,225k
                                 Zucker
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Verlust
                                 
                                 4,775k
                                 Zucker
                                 
                              
                           und aus 100k
                              									aufgearbeiteter Melasse von 50 Proc. Zucker entstanden:
                           
                              
                                 
                                 41,685k
                                 I. Product
                                 mit
                                 39,723k
                                 Zucker
                                 
                              
                                 
                                   5,154
                                 Nachprod.
                                 mit
                                   4,736 
                                      „
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 46,839k
                                 Kornzucker
                                 mit
                                 44,459k
                                 chemisch reinem Zucker
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Verlust
                                 
                                   5,541k
                                 chemisch reiner Zucker.
                                 
                              
                           Zwei andere Gruppen von Fabriken erhielten im Durchschnitte aus je 100k Melasse von 50 Proc. Zucker:
                           
                              
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 
                                 39,2k
                                 I. Product
                                 mit
                                 37,34k
                                 Zucker
                                 37,19k
                                 I. Product
                                 mit
                                 35,49k
                                 Zucker
                                 
                              
                                 
                                 5,9k
                                 Nachprod.
                                 mit
                                 5,51k
                                 „
                                 5,37k
                                 Nachprod.
                                 mit
                                 5,22k
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zus.
                                 45,1k
                                 Kornzuck.
                                 mit
                                 42,85k
                                 Zucker
                                 42,92k
                                 Kornzuck.
                                 mit
                                 40,71k
                                 Zucker
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Verlust
                                 
                                 7,15k
                                 Zucker
                                 
                                 –
                                 
                                 9,29k
                                 Zucker
                                 
                              
                           Ueber die Bestimmung des Invertzuckers hat ein vom Deutschen Verein für Rübenzuckerindustrie ernannter
                              									Ausschuſs Bericht erstattet (vgl. Zeitschrift, 1886 S.
                              									6). Danach sollen zur quantitativen Bestimmung des
                                 										Invertzuckers in 100cc kochendes Wasser
                              										5cc nach Fehling's eigener Vorschrift hergestellter Fehling'scher Lösung und 10g des zu
                              									untersuchenden Zuckers eingetragen werden. Erfolgt eine Ausscheidung, so ist der
                              									Zucker quantitativ nach dem Verfahren von Herzfeld zu
                              									prüfen (vgl. 1885 257 422). Auſser den von diesem
                              									angegebenen Substanzenmengen werden vorgeschlagen: 27g,5 mit Bleiessig zu 125cc, vom Filtrate
                              										100cc mit schwefelsaurem Natron zur Entfernung
                              									des Bleies zu 110cc, davon. 50cc = 10g
                              									Substanz zur Analyse, oder 33g mit Bleiessig zu
                              										150cc, vom Filtrate 100cc mit schwefelsaurem Natron zu 110cc, davon 50cc
                              									zur Analyse, oder 44g mit Bleiessig zu 200cc, davon 100 mit schwefelsaurem Natron zu 110cc, davon 50cc
                              									zur Analyse.
                           Zur qualitativen Untersuchung werden 10g der Proben
                              									in 100cc heiſsem Wasser gelöst, 5cc
                              									Fehling'sche Lösung zugegeben und aufgekocht. Erfolgt
                              									keine Reduction, so ist der Zucker als frei von Invertzucker anzusprechen. Tritt
                              									dagegen eine Abscheidung von Kupferoxydul ein, so werden 10g Substanz gelöst, mit Bleiessig geklärt, zu
                              										100cc aufgefüllt und das Filtrat mit 5cc
                              									Fehling'scher Lösung abermals erwärmt. Tritt jetzt
                              									wieder eine Abscheidung ein, so gilt das Vorhandensein von Invertzucker erst als
                              									wirklich erwiesen und es wird eine quantitative Bestimmung des letzteren ausgeführt
                              									Es wurde beschlossen, die Polarisationsflüssigkeit nur ausnahmsweise, wenn das
                              									Muster sehr klein ist, zur qualitativen Prüfung zu benutzen. Falls dies geschehen
                              									muſs, wird eine annähernd 10g Substanz enthaltende
                              									Menge dieser Lösung zu 100cc verdünnt und wie oben
                              									behandelt. Bei der qualitativen Prüfung dürfen nur frisch
                                 										bereitete Lösungen verwendet werden.
                           
                           In den Untersuchungsbefunden sollen alle Kupferoxyd reducirenden Substanzen mit dem
                              									gemeinsamen Ausdrucke „Invertzucker“ bezeichnet werden. Die Menge derselben wird in
                              									folgender Weise angegeben: Wenn weniger als 0,05 gefunden worden, so ist ohne
                              									genauere Zifferangabe nur zu bescheinigen: „unter 0,05“; wenn mehr als 0,05
                              									gefunden worden, so ist die genaue Angabe der gefundenen Zahl einschlieſslich der
                              									zweiten Decimale aufzuführen; wenn bei der qualitativen Untersuchung überhaupt kein
                              									Invertzucker gefunden wird, so ist dies durch eine einfache 0 zu bezeichnen.
                           Als Werthzahl gilt der Coefficient 2 als allein richtig.
                              									Enthält der Schein die Angabe: „unter 0,05“, so sind volle 0,05 in Ansatz zu
                              									bringen.
                           P. Degener (daselbst S. 183) meint, der jetzt öfter
                              									vorkommende Invertzuckergehalt sei auf die veränderten
                              									Absatzverhältnisse der Zuckerindustrie zurückzuführen. Dieselben bedingen einerseits
                              									ein möglichst weitgehendes Herabdrücken der Alkalität der Säfte, um die Ausbeute an
                              									krystallisirtem Zucker aus der Füllmasse möglichst zu erhöhen. Andererseits
                              									erfordern sie von dem geschleuderten Rohzucker eine weit gröſsere Haltbarkeit als in
                              									früheren Jahren. Dabei ist zu erwägen, daſs der Zucker nur dann auf mindestens ein
                              									Jahr lagerfähig ist, wenn er eine genügende Alkalität
                              										besitzt.Eine Alkalität von 0,03 im Rohzucker entspricht, da diese Alkalität ja nicht
                                    											dem krystallinischen Zucker, sondern den diesen begleitenden, zu Melasse
                                    											gelösten Substanzen anhaftet, auf den Wassergehalt des Rohzuckers berechnet,
                                    											wenn man diesen etwa 2,0 Proc. gleichsetzt, einer Alkalität von 1,5 Proc. Da
                                    											nur durch dieses Wasser Spaltpilze zur Entwicklung gelangen können, so ist
                                    											bei einer so groſsen Alkalität solches nicht zu befürchten. Der
                              									Zucker verliert dagegen seine Lagerfähigkeit, wenn er neutral oder zu schwach
                              									alkalisch oder von vornherein Invertzucker haltig, wenn auch alkalisch hergestellt
                              									wird. Dies beweisen die rasch sich verändernden, aus Zuckerrohr dargestellten
                              									Rohzucker, welche in Folge ihres Invertzuckergehaltes aus dem Rohre selbst nicht mit
                              									einer alkalischen Reaction bisher hergestellt werden konnten. Gewöhnliche Rohzucker
                              									der verschiedensten Producte werden bei genügender Alkalität auch bei dem ihnen
                              									naturgemäſs zukommenden Wassergehalt haltbar bleiben. Weiſse oder sehr reine lose
                              									Zucker müssen dagegen, wenn sie neutral sind, um haltbar zu sein, ganz trocken
                              									hergestellt und gelagert werden.
                           Bildet sich im Vacuum an den zu heiſsen Heizflächen Invertzucker kurz vor dem
                              									Ablassen, so kann es sowohl alkalisch reagirende Füllmassen, wie Zucker geben,
                              									welche mehr oder weniger Invertzucker enthalten, und wird man sie am leichtesten da
                              									finden, wo man auf ein besonderes groſses Korn oder einen besonders geringen
                              									Wassergehalt der Füllmassen sieht und im letzteren Falle nicht genügend für die
                              									Regulirung der Temperaturen der Heizflächen Sorge trägt. Derart zusammengesetzte
                              									Rohzucker werden nun allmählich unter Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft zunächst
                              									ihre Alkalität, damit aber auch ihren Invertzuckergehalt in entsprechendem Maſse verlieren, sie
                              									werden neutral werden und sind dann dem weiteren leichten Verderben ausgesetzt. Die
                              									anfangs beobachtete Alkalität ist nur ein schwaches Schutzmittel gewesen; sie
                              									verschwindet ungleich rascher als eine gleiche Alkalität bei Abwesenheit von
                              									Invertzucker, bezieh. das bereits von Gelis im J. 1859
                              									beobachtete, aus Traubenzucker und Lävulose bestehende Zersetzungsproduct.
                              									Andererseits aber tritt ein Nachdunkeln der Producte
                              									ein, da die Zersetzungsproducte des Invertzuckers durch Alkalien bei Gegenwart von
                              									Luft braun gefärbt sind. Es ist nicht zweifelhaft, daſs das Nachdunkeln vieler
                              									Füllmassen (auch Raffineriefüllmassen) und Rohzucker auf diese Ursachen
                              									zurückzuführen ist. Auch für viele geschwefelte Zucker dürfte dies zutreffen.
                           Zur Nachweisung des Invertzuckers empfiehlt Degener das Reagens von Soldaini (1876 222 502): 40g Kupfervitriollösung wurden mit 40g krystallisirter Soda in Lösung behandelt:
                              										(2CuSO4 + 2Na2CO3 + H2O
                              									= CuCO3.CuO2H2 + 2Na2SO4 + CO2). Das
                              									gefällte basisch kohlensaure Kupfer (15g) wurde
                              									abfiltrirt und nach und nach in eine möglichst concentrirte Lösung von 416g doppelt kohlensaurem Kalium eingetragen. Die
                              									ganze Menge der Flüssigkeit wurde auf 1400cc
                              									gebracht, 2 Stunden auf dem Dampf bade erwärmt und schlieſslich von dem
                              									nichtgelösten Theile des kohlensauren Kupfers abfiltrirt. Das so dargestellte
                              									Reagens ist eine tiefblaue Flüssigkeit von 1,185 sp. G.
                           Bezügliche Versuche ergaben, daſs das Reagens für sich, oder mit Wasser verdünnt,
                              									beim Kochen kein Kupferoxydul abscheidet. Reiner Rohrzucker verursacht bei 6 Minuten
                              									langem Kochen über freier Flamme oder innerhalb 12 Minuten im Kochsalzbade keine
                              									Reduction. Das Reagens ist äuſserst empfindlich gegen Invertzucker und man vermag
                              									mit 50cc desselben bei Abwesenheit von Rohrzucker
                              									noch 0g,0014 Invertzucker mit Sicherheit
                              									qualitativ auf dem Filter nachzuweisen. Bei Gegenwart von Rohrzucker steigert sich
                              									die Empfindlichkeit, bei Anwendung von etwa 6g,2
                              									Rohrzucker auf 50cc Reagens auf 0mg,0005 = 0,005 Proc. Invertzucker. Bei 5 Minuten
                              									langem Kochen vermag erst ein Gehalt von 0,129 Proc. Ammon die Ausscheidung von
                              									Kupferoxydul, durch 0g,0019 Invertzucker in 10g Zucker bei 50cc Reagens verursacht, zu hindern.
                           Zur Ausführung der qualitativen Prüfung werden 50cc Reagens in einem Becherglase im Kochsalzbade 5
                              									Minuten lang erwärmt; dann läſst man 15cc
                              									Zuckerlösung, etwa 9g,3 Zucker enthaltend,
                              									hinzuflieſsen und beläſst das Becherglas noch 5 Minuten im Kochsalzbade unter
                              									öfterem Umrühren mit einem Glasstabe. Nun wird rasch abgekühlt, durch ein
                              									Papierfilter abfiltrirt und letzteres ausgewaschen, bis die blaue Farbe verschwunden
                              									ist. Ist der geringe Rückstand auf dem Filter nicht gelb gefärbt, so ist die durch
                              										0mg,5 Invertzucker verursachte Ausscheidung
                              									von Kupferoxydul auch deutlich bemerkbar. Ist der Rückstand merklich gefärbt, so ist
                              									der Versuch zu wiederholen und werden zu dem Ende 30g zu 50cc gelöst, etwa 20 Tropfen Bleiessig zugesetzt und
                              									filtrirt. Von dem Filtrate werden 25cc mit 2cc,5 einer Lösung von kohlensaurem Natrium (25
                              									procentig) versetzt und zum Filtrate 20cc (etwa
                              										10g Zucker entsprechend) zur Untersuchung
                              									verwendet.
                           Handelt es sich um rehr unreine Producte, wie Rübensäfte
                              									und Melassen, so werden 25cc von ersteren mit
                              									absolutem Alkohol und 5 Tropfen Bleiessig zu 100cc
                              									aufgefüllt, abfiltrirt, etwas schwefelsaures Natron zugesetzt, abermals filtrirt und
                              									der Rest verdampft, bis aller Alkohol verschwunden ist. Von Melasse werden etwa 20g mit 15cc Wasser verdünnt und die Mischung ebenso
                              									behandelt. Bei den Rübensäften wird in den meisten Fällen die Behandlung mit
                              									Bleiessig zu entbehren sein. Bei vielen Melassen wird die Klärung mit Alkohol
                              									unterlassen werden und nur solche mit Bleiessig vorgenommen werden können.
                           H. Bodenbender (daselbst S. 201) bestreitet die
                              									Möglichkeit, Mengen von 0,05 Proc. Invertzucker
                                 										bestimmen zu können. Wenn ferner feststeht, daſs alle Zucker (zeigt ein Zucker einmal scheinbar kein Reductionsvermögen, so
                              									enthält er zweifelsohne Ammonsalze, welche beim Kochen mit Alkali Ammoniak
                              									entwickeln und dadurch eine Fällung von Kupferoxydul verhindern), auch wenn sie
                              									umkrystallisirt sind, bei genauer Untersuchung nach der Herzfeld'schen Methode 30 bis 50mg
                              									Kupfer reduciren, so muſs dieser Thatsache unter allen Umständen Rechnung getragen
                              									werden und es dürfen nicht alle reducirenden Stoffe als Invertzucker angesehen
                              									werden.
                           Oesterreich steht im Begriffe zur Gebrauchssteuer überzugehen. Nach eingehenden
                              									Verhandlungen wurde einstimmig folgender Beschluſs gefaſst:
                           
                              „Die am 11. April 1886 in Prag versammelten Vertreter von 189
                                 										Zuckerfabriken der österreichisch-ungarischen Monarchie sprechen die
                                 										Ueberzeugung aus, daſs es dem Interesse der heimischen Zuckerproduction
                                 										entsprechen würde, die Zuckersteuer nach der Menge des in den inländischen
                                 										Consum übergehenden Fabrikats einzuheben, sofern dabei: a) für die Dauer des
                                 										Bestandes thatsächlicher Exportprämien in den anderen Zucker producirenden
                                 										Ländern eine solche auch dem österreichisch-ungarischen Producenten, also sowohl
                                 										den Roh-, als auch den Consum-Zuckerfabrikanten in einem für deren
                                 										Concurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte erforderlichen Ausmaſse gewährt wird; b)
                                 										seitens der Finanzverwaltung, unter Wahrung des Prinzipes der völligen Freiheit
                                 										der Betriebsführung und der internen Manipulation, geeignete Verfügungen für
                                 										eine unbedingt verläſsliche amtliche Controle aller aus jeder Erzeugungsstätte
                                 										(Rohzucker-Fabriken, Raffinerien u. dgl.) austretenden Zuckermengen getroffen
                                 										werden.“
                              
                           Allgemein war man der Ansicht, daſs die in Deutschland übliche
                              									Rübenbesteuerung auf die Dauer nicht haltbar sei, ferner, daſs die österreichischen
                              									Zuckerfabriken eine Ausfuhrprämie haben müſsten, so lange sie andere Länder
                              									besitzen. Die Regierungsvorlage schlägt für 100k
                              									Zucker eine Steuer von 10 fl. vor; für Zucker von 90 bis 99,5 Proc. Polarisation
                              									soll eine Ausfuhrprämie von 1 fl. 26 kr. gezahlt werden. (Vgl. Organ des österreichischen Vereins für
                                       										Rübenzuckerindustrie, 1886 S. 235 und 275.)