| Titel: | Neuerungen an Gasbrennern für Beleuchtungs- und Kochzwecke. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 525 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen an Gasbrennern für Beleuchtungs- und
                           								Kochzwecke.
                        (Patentklasse 26. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								259 S. 412.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									33.
                        Neuerungen an Gasbrennern für Beleuchtungs- und
                           								Kochzwecke.
                        
                     
                        
                           F. Schröer in Dresden (* D. R. P. Nr. 35064 vom 8.
                                 									September 1885) umgibt an Rundbrennern den
                              									verhältniſsmäſsig hoch gebauten Brennerkörper a (Fig. 10 Taf.
                              									33), welcher durch Rohr h mit Gas versorgt wird, mit
                              									einem Mantel b, über welchem durch Kegelschirme d Luftkanäle gebildet werden. Auf dem Mantel b sitzt verschiebbar der Stulpen e; je höher derselbe geschoben wird, um so mehr verengt
                              									sich der Durchgang zwischen demselben und der Verlängerung des obersten
                              									Kegelschirmes d, um so weniger Luft wird daher zwischen
                              									beiden eintreten und durch die von d gebildeten Kanäle
                              									an die Flamme gelangen können. Zwischen dem oberen Rande des Cylinders g und der Kante der Abdeckung f des Metallcylinders c wird nur ein schmaler
                              									Spalt gelassen, damit angeblich die unteren Brennertheile stark erhitzt werden, um
                              									Gas und Luft vorzuwärmen.
                           Th. C. J. Thomas in London (* D. R. P. Nr. 35084 vom 10.
                                 									Juni 1885) läſst bei seiner Gaslampe das durch Rohr b (Fig. 11 und 12 Taf. 33)
                              										zugeführte Leuchtgas
                              									durch Oeffnungen a und den Mantel c nach unten ausströmen. In der Lufterhitzungskammer
                              										D sind Röhren d
                              									befestigt. Die Flamme überträgt einen Theil ihrer Wärme durch den kegelförmigen
                              									Mantel h, Cylinder f und
                              									Rohre e auf die durch den Vorwärmer V streichende Luft. Ein Theil der vorgewärmten Luft
                              									tritt durch Rohre l und Aufsatz v unter die Leuchtflamme. Auſserdem soll durch Oeffnungen bei z im Mantel h Luft zur
                              									Flamme treten. Um das Gas entzünden zu können, wird der Stöpsel n herausgeschraubt. (Vgl. 1886 259 * 417.)
                           Bei dem Rundbrenner von H.
                                    										Langen in Plagwitz-Leipzig (* D. R. P. Nr. 34815 vom 13. August 1885)
                              									steigt, wie Fig.
                                 										13 Taf. 33 zeigt, das Leuchtgas durch die beiden Rohre a in den Hohlraum n,
                              									erwärmt sich hier und strömt dann aus der wagerechten Kreisspalte v. In dem aus weiſsem Thone hergestellten Cylinder B liegt der Thonring b, um
                              									die Luftzufuhr zu regeln. Die vorgewärmte Luft tritt theils durch Oeffnungen l zur Flamme, theils geht sie in der Pfeilrichtung nach
                              									unten. Das Ganze ist von der Glocke C
                              									eingeschlossen.
                           O. Fahnehjelm in Stockholm (* D. R. P. Zusatz Nr. 34807
                              									vom 23. Juni 1885, vgl. 1886 259 * 413) hat die Anordnung
                              									der Glühkörper für Wassergas verbessert. Für die
                              									Zusammensetzung des einzelnen Glühkörpers fällt besonders der Umstand ins Gewicht,
                              									daſs das Material der Glühstäbchen sich in der Wassergasflamme nach und nach
                              									verflüchtigt und die Glühkörper demnach leicht zu ersetzen sein müssen. Um einen
                              									solchen Austausch sogar für jede einzelne Glühnadel bewerkstelligen zu können, kann
                              									man in manchen Fällen zweckmäſsig statt der teigförmigen Mass, worin die Nadeln
                              									eingesteckt werden und welche dieselben nach dem Erhärten festhält, ein durchlochtes
                              									Blech zur Anwendung bringen, in das die mit einem Kopfe oder einer Verstärkung
                              									versehenen Glühnadeln lose eingehängt werden.
                           Bei dem Zweilochbrenner (Fig. 7 Taf. 33) trägt die
                              									auf dem Rohre c verschiebbare Hülse v zwei Arme d, in deren
                              									Dillen e die beiden Stäbe h mit dem Kamme g eingesteckt werden, in
                              									welch letzterem die Magnesiastäbchen l lose hängen. In
                              									das Gewinde bei o greift eine im Glockenteller p und in einem vom Rohre c
                              									ausgehenden Arme drehbar gelagerte Schraubenspindel r
                              									ein, so daſs durch Drehen derselben mittels des Knopfes s der Kamm g höher oder tiefer zur Flamme
                              									eingestellt werden kann.
                           Bei Rundbrennern (Fig. 8 und 9 Taf. 33) bildet der
                              									Glühkörper einen Ring g mit einer oder mehreren Reihen
                              									lose eingehängter Glühnadeln l und ist mittels eines
                              									Quersteges an einem Stabe h befestigt, welcher in der
                              									Mitte des Brenners in eine geeignete Verstärkung des Bodens eingeschraubt ist. Die
                              									Ausströmungsöffnungen des Wassergases bestehen zweckmäſsig aus einer Anzahl sehr
                              									feiner Löcher. Die Anbringung der Glascylinder, welche in Fig. 8 und 9 gezeichnet sind, ist
                              									nicht nothwendig; vielmehr sind Glascylinder bei den Wassergas-Rundbrennern ebenso überflüssig als
                              									bei den gewöhnlichen Lochbrennern.
                           Um den Glühkörper bei dem in Fig. 9 veranschaulichten
                              									Brenner zu verstellen, sind in dem mittleren Hohlraume des im unteren Theile aus
                              									zwei Armen bestehenden Brenners Querstege q mit
                              									Führungshülsen für den Halterstift h angebracht. Am
                              									unteren Stege ist eine Mutter gelagert, durch deren Drehung der Stift h mit dem Glühkörper gehoben oder gesenkt wird. Anstatt
                              									der runden Form der Brenner könnte auch eine ovale Form derselben Anwendung finden.
                              									Bei dem in Fig.
                                 										6 Taf. 33 dargestellten vierarmigen Brenner sind die vier Glühkörper an
                              									einem viereckigen Rahmen befestigt, der von einem in der Brennermitte angebrachten
                              									Mittelstiele h getragen wird. Die einzelnen Glühkörper
                              										l sind mit der Breitseite nach auſsen gerichtet. In
                              									derselben Weise können auch Glühkörper mit 3, 5 und mehr Seiten zusammengesetzt
                              									werden.
                           Es empfiehlt sich bei allen Rundbrennern die Stifte nicht fest mit dem Kamme zu
                              									verbinden, sondern dieselben erst vor Verwendung der Brenner lose einzusetzen, da
                              									derartige Brenner mit festgemachten Stiften beim Versenden leicht beschädigt werden.
                              									Dagegen können bei den gewöhnlichen Brennern für einfache Flammen die Stifte am
                              									Kamme befestigt werden, da diese Brenner eine sehr einfache und sichere
                              									Verpackungsweise gestatten.
                           Das bereits in D. p. J. 1886 259 413 erwähnte Glühlicht von C. v. Auer besteht nach dem französischen Patente Nr.
                              									172064 aus einem gewöhnlichen Bunsen'schen Brenner a (Fig. 15 Taf. 33), über
                              									welchem ein Mantel s aus Wolle oder Baumwolle mittels
                              									Platindraht an einem stellbaren Träger b hängt. Das
                              									Gewebe ist getränkt mit einer Lösung von salpetersaurem
                                 										Lanthan und Zirkon, oder Yttrium oder Erbium und Zirkon, welch letzteres
                              									auch durch Magnesia ersetzt werden kann. Durch die Flamme wird das Gewebe verbrannt
                              									und es bleibt ein cylindrischer Glühkörper der betreffenden Oxyde zurück, welcher
                              									ein ruhiges Licht ausstrahlt. (Vgl. auch Journal für
                                 										Gasbeleuchtung, 1886 * S. 646.)
                           Die Gaskochbrenner von Schäffer
                                 										und Walcker in Berlin unterscheiden sich nach dem Journal für Gasbeleuchtung, 1886 * S. 320 und 390 dadurch von den bisher
                              									verwendeten, daſs die bei anderen einstellbaren Scheibenbrennern vorhandene, sonst
                              									durchgehende Deck- oder Brennerscheibe hier in das mit ihr verbundene
                              									Luftzuführungsrohr l (Fig. 14 Taf. 83)
                              									ausläuft, welches zur Verstellbarkeit der Flammenstärke und des vortheilhaftesten
                              									Gasgemisches wegen unten mit einem Gewinde und einem Vierkante bei a versehen ist. Durch das Rohr l wird die zur vollständigen Verbrennung nothwendige Verbrennungsluft auch
                              									dem Innenraume des Flammenkörpers zugeführt. Damit diese innere Verbrennungsluft die
                              									Flamme behufs inniger Mischung möglichst rechtwinkelig durchdringt, ist über dem
                              									Brennerluftrohre l, mit entsprechendem Luftdurchgange,
                              									die Luftleitungsscheibe s fest verschraubt, Durch diese
                              									Vorrichtung soll eine
                              									vollkommene und geruchlose Verbrennung erzielt werden, da bei anderen Brennern der
                              									dicht über dem Brennerkopfe sitzende Kochtopf den Luftzutritt in das Innere des
                              									Flammenkörpers hindert und daher eine unvollkommene Verbrennung veranlaſst. Die zur
                              									Erzielung der Geruchlosigkeit und des sparsamsten Gasverbrauches nothwendige
                              									Einstellung eines jeden Brenners geschieht in einfachster Weise auch während des
                              									Brennens der Flamme dadurch, daſs man die Brennerscheibe entweder von unten an dem
                              									Vierkante a mit einem kleinen Stellschlüssel h oder mit irgend einer Zange, oder daſs man sie von
                              									oben mittels eines in den Schlitz s der Luftscheibe
                              									aufgesetzten Schraubenziehers auf- oder niederschraubt.
                           Auf der Ausstellung von Gaskochapparaten in Winterthur
                              									befanden sich Küchenherde von hier in drei
                              									verschiedenen Gröſsen. Die Brat- und Backräume in denselben werden nicht unmittelbar
                              									durch die Gasflammen, sondern mittelbar durch Wasserheizröhren – an beiden Enden
                              									zugeschweiſste, theilweise mit Wasser gefüllte Perkins'sche Röhren – erwärmt. Hierdurch wird die Hitze sehr gleichmäſsig und
                              									ein Anbrennen des Bratens oder des Backwerkes verhütet. Der Gasbrenner (Fletcher's sogen. Tube
                                 										Burner) liegt seitlich vom Bratrohre und dient andererseits noch zur
                              									Erwärmung eines Kochgeschirres, welches neben dem eigentlichen Herde in eine etwas
                              									tiefer liegende kleine Herdplatte eingesetzt ist. Unterhalb des Bratofens befindet
                              									sich ein Raum zum Warmhalten von Speisen oder zum Anwärmen der Teller. In der
                              									Herdplatte über dem Bratofen befinden sich drei Kochlöcher, zwei gröſsere vorn mit
                              										Fletcher'schem Doppelringbrenner, ein kleineres mit
                              									einfachem Ringbrenner hinten; neben letzterem ist die Einfüllöffnung des 14l haltenden Wasserschiffes, in welchem das Wasser,
                              									wenn alle Kochflammen des Herdes benutzt werden, eine Temperatur von 65 bis 70°,
                              									wenn nur mit den beiden Doppelringbrennern gekocht wird, von 50° erreicht.
                           Für einen Haushalt von 6 Personen ergibt sich nach derselben Quelle, 1886 S. 257 im
                              									Durchschnitte folgender Gasverbrauch:
                           
                              
                                 a)
                                 Frühstück, Kaffee und Milch
                                 
                                   170l
                                 
                              
                                 b)
                                 Mittagessen, je 4l Wasser
                                    											zu Fleisch und Gemüse
                                   220l
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Fortkochen in 2 Geschirren während 1½ Stunden
                                   330
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Mehlrösten, Butterschmelzen, u. dgl.
                                   100
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Braten alle 2 Tage 2000l,
                                    											täglich also
                                 1000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 1650
                                 
                              
                                 c)
                                 Nachmittagskaffee wie am Morgen
                                 
                                   170
                                 
                              
                                 d)
                                 Nachtessen, Suppe oder Thee
                                 
                                   210
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 
                                 2200l
                                 
                              
                           In Brüssel wird das zum Kochen und Heizen am Tage verbrauchte Leuchtgas mit 10 Cent,
                              									für 1cbm abgegeben, während das des Nachts
                              									gelieferte Leuchtgas 20 Cent, kostet. In Folge dessen hat der Tagesverbrauch an Gas
                              									bedeutend zugenommen. (Vgl. F. Fischer 1883 249 381.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
