| Titel: | Ueber die Herstellung und Untersuchung von Cement. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 529 | 
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                        Ueber die Herstellung und Untersuchung von
                           								Cement.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 344 d.
                           								Bd.)
                        Ueber die Herstellung und Untersuchung von Cement.
                        
                     
                        
                           C. SchumannDeutsche Bauzeitung, 1886 S. 14, 96, 363 und
                                    											373. Verhandlungen des Vereins deutscher
                                             												Cementfabrikanten vom 27. Februar 1886 S. 70. hat sogen.
                              										homogenisirten Schlackencement aus Thale
                              									untersucht. Die Bezeichnung Puzzolancement für dieses
                              									durch Zusammenzählen von gekörnter Schlacke mit Kalk hergestellte Bindemittel ist
                              									nicht zutreffend, da diese nur für aus Puzzolanerde hergestellten Cement gilt. Bei
                              									der Vergleichung mit Portlandcement von gleich feiner Mahlung zeigten die aus
                              									Schlackencement hergestellten Kuchen zwar kein eigentliches Treiben, wohl aber Schwindungsrisse. Zur
                              									Prüfung auf Wasserdurchlässigkeit wurden 15mm starke Platten aus 1 Th. Cement und 3 Th.
                              									Normalsand nach 7 tägiger Erhärtung dem Drucke einer 5m hohen Wassersäule ausgesetzt. Die 25qc
                              									groſsen Flächen lieſsen folgende Wassermengen hindurch:
                           
                              
                                 Dauer desWasserdruckes
                                 Erhärtung unter Wasser
                                 Erhärtung an Luft
                                 
                              
                                 Schlacken-cement
                                 Portland-cement
                                 Schlacken-cement
                                 Portland-cement
                                 
                              
                                 2 Tage5 Tage7 Tage
                                    1,25cc 0,25 0,10
                                    0cc00
                                    3,20cc1,751,10
                                    1,2cc 0,4 0,2
                                 
                              
                                 Summe
                                    1,60cc
                                    0cc
                                    6,05cc
                                    1,8cc
                                 
                              
                           Bei gleicher Erhärtungsart ist also die Wasserdurchlässigkeit von
                              									Schlackencementmörtel gröſser als von Portlandcement. Schlackencement erhärtet sehr
                              									langsam. Eingerammte Proben aus 1 Th. Cement und 3 Th. Sand ergaben nach:
                           
                              
                                 
                                 3 Tagen
                                 7 Tagen
                                 
                              
                                 bei Portlandcement
                                   13,1k/qc
                                   17,1k/qc
                                 
                              
                                 bei Schlackencement
                                     4,2
                                     6,6
                                 
                              
                           Breiförmig mit gewöhnlichem Mauersande hergestellte Mörtel (ähnlich wie sie in der
                              									Baupraxis zur Verwendung gelangen) gaben:
                           
                              
                                 
                                 3 Tagen
                                 7 Tagen
                                 
                              
                                 bei Portlandcement
                                   6,3k/qc
                                  12,1k/qc
                                 
                              
                                 bei Schlackencement
                                   0
                                   4,4
                                 
                              
                           Eine Probe Schlackencement von so feiner Mahlung, daſs nur 6 Proc. Rückstand auf dem
                              									5000-Maschensiebe blieben, ergab allerdings nach 28 Tagen 28,7k/qc Zug- und
                              										230k/qc
                              									Druckfestigkeit; Handelscemente, welche 20 Proc. Rückstand auf dem Siebe gaben,
                              									lieferten aber mit 3 Th. Normalsand nach 28 Tagen:
                           
                              
                                 
                                 Zug
                                 Druck
                                 
                              
                                 Schlackencement
                                 15,6 k/qc
                                  107,2 k/qc
                                 
                              
                                 Portlandcement
                                 22,1
                                  200,8
                                 
                              
                           Die Festigkeit des gleich feinen Portlandcementes ist demnach erheblich höher als die
                              									des Schlackencementes. Wenn die Mörtel in die unter Wasser gesetzten Würfelformen
                              									eingebracht wurden (also wie bei der Betonirung unter Wasser), so betrug die 28 tägige Druckfestigkeit: bei Schlackencement 19,7k/qc und bei
                              									Portlandcement 52,0k/qc.
                           Probekörper aus beiden Cementmörteln, 14 Tage unter Wasser, dann 14 Tage an der Luft,
                              									ergaben folgende Zugfestigkeiten:
                           
                              
                                 
                                 14 TageWasser
                                 14 Tage Wasseru. 14 Tage Luft
                                 (Dagegen28 Tage Wasser)
                                 
                              
                                 Portlandcement
                                 18,4 k/qc
                                      36,3 k/qc
                                 (22,1 k/qc)
                                 
                              
                                 Schlackencement
                                 12,9
                                 12,8
                                 (15,6 k/qc)
                                 
                              
                           Der mit 3 Th. Mauersand breiförmig in die Formen gefüllte Mörtel gab:
                           
                              
                                 
                                 28 Tage Wasser
                                 14 Tage Wasseru. 14 Tage Luft
                                 
                              
                                 bei Portlandcement
                                      17,6 k/qc
                                      27,1 k/qc
                                 
                              
                                 bei Schlackencement
                                 12,0
                                 6,1
                                 
                              
                           Gewiſs bildet richtig ausgewählte Schlacke einen schätzenswerthen Zusatz zu
                              									Kalkmörtel; es erscheint aber richtiger, diese Mischung auf dem Bauplatze
                              									vorzunehmen, als die Schlacken mit Kalk zusammen erst zu vermählen (vgl. 1885 258 143).
                           Dagegen behauptet R. Herrmann in der Thonindustriezeitung, 1886 S. 54, daſs mit seiner
                              									verbesserten Alsing'schen Kugelmühle der Schlackencement bis zu 6 bis 8 Proc. Rückstand auf dem
                              									5000-Maschensiebe zerkleinert würde; andere Mahlvorrichtungen seien hierzu nicht
                              									geeignet. R. Bosse (Deutsche Bauzeitung, 1886 S. 76)
                              									hält ebenfalls die Kugelmühle für wesentlich, was jedoch C.
                                 										Schumann, R. Dyckerhoff u.a. widerlegen. Es wird namentlich gezeigt, daſs
                              									die Bereitung innig gemischter Cement-Kalkmörtel keine Schwierigkeit mache und daſs
                              									es nicht erforderlich ist, die Bestandtheile mit einander zu vermahlen.An der Main-Kanalisirung wurden die Mauer- und Betonarbeiten bis zum J. 1885
                                    											aus Traſsmörtel hergestellt, Da man die Arbeiten im J. 1885 beschleunigen
                                    											wollte, wurden vergleichende Proben zwischen dem zur Verwendung gelangten
                                    											Traſsmörtel und Cement-Kalkmörtel ausgeführt. Es stellte sich dabei heraus,
                                    											daſs der Cement-Kalkmörtel aus 1 Vol. Cement, 1⅓ Vol. hydraulischem Kalk und
                                    											6 Vol. Sand bei höherer Festigkeit nach 28 Tagen und etwas billigerem Preise
                                    											(gegenüber dem verwendeten Traſsmörtel) eine so energische Erhärtung
                                    											aufwies, daſs man schon nach 2 Tagen auf einem Beton mit Mörtel von obiger
                                    											Mischung mauern konnte, was bei Traſsmörtel erst nach einigen Wochen möglich
                                    											war. Dieses Verhalten des Cement-Kalkmörtels, welches bei Wasserbauten von
                                    											groſser Wichtigkeit ist, war ausschlaggebend dafür, daſs man im J. 1885 bei
                                    											der Main-Kanalisation zu verschiedenen Zwecken Cement-Kalkmörtel verwendete.
                                    											So wurde die Betonlage unter dem festen Wehrrücken des Nadelwehres der
                                    											Haltung Kostheim von etwa 1000cbm aus der
                                    											Mischung: 1 Vol. Cement, 1⅓ Vol. hydraulischen Kalk, 6 Vol. Sand und 10 Vol.
                                    											Steinschlag, durch Einstampfen bei Fernhaltung des Wassers hergestellt.
                                    											Ferner wurden in der Haltung Raunheim Böschungstreppen aus Bruchsandsteinen
                                    											mit einem Mörtel aus 1 Vol. Cement, 1 Vol. hydraulischem Kalk und 6 Vol.
                                    											Sand vermauert. Es wird bemerkt, daſs die Treppen keine Beschädigung durch
                                    											Frost oder Benutzung zeigen und daſs sich namentlich die Steine der
                                    											Trittstufen nicht losgelöst haben. Es beweist dies also die hohe Adhäsion
                                    											des Mörtels.
                              								
                           Sehr eingehend untersuchte Prof. Tetmajer (Schweizer
                                 										Bauzeitung, 1886 Nr. 14 bis 17) die Verwendung von Schlackencement. Wie wesentlich es ist, die zur Herstellung von hydraulischem Mörtel bestimmte Schlacke vorher zu granuliren, zeigen
                              									folgende Versuche mit Hochofenschlacke vom Eisenwerk Choindez, welche nachstehende
                              									Festigkeiten (k/qc) lieferte:
                           
                              
                                 
                                 Mischverhältniſs von Schlacke zu Kalk
                                    											(Gew.-Th.)
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 :
                                 33,3
                                 100,0
                                 :
                                 66,6
                                 100,0
                                 :
                                 100,0
                                 
                              
                                 
                                 Zug
                                 
                                 Druck
                                 Zug
                                 
                                 Druck
                                 Zug
                                 
                                 Druck
                                 
                              
                                 Nach TagenWasserlagerung
                                 Granulirte Schlacke
                                 
                                 
                              
                                   28
                                 33,7
                                 
                                 259,9
                                 32,1
                                 
                                 233,7
                                 27,6
                                 
                                 205,2
                                 
                              
                                   84
                                 43,5
                                 
                                 377,5
                                 38,1
                                 
                                 308,2
                                 34,3
                                 
                                 248,9
                                 
                              
                                 210
                                 46,4
                                 
                                 440,5
                                 40,5
                                 
                                 326,7
                                 38,9
                                 
                                 267,8
                                 
                              
                                 
                                 Nicht granulirte Schlacke
                                 
                              
                                   28
                                   0,0
                                 
                                    0,0
                                    0,0
                                 
                                     0,0
                                    0,0
                                 
                                      0,0
                                 
                              
                                   84
                                   5,4
                                 
                                    0,0
                                    5,4
                                 
                                     0,0
                                    0,0
                                 
                                      0,0
                                 
                              
                                 210
                                 10,7
                                 
                                  50,5
                                  10,5
                                 
                                   54,1
                                    7,6
                                 
                                    47,6
                                 
                              
                           Tetmajer vermuthet, daſs durch die Abschreckung der
                              									Schlacke mit Wasser eine theilweise Umlagerung der Moleküle bewirkt wird. Die
                              									Schlacke verliert dabei einen kleinen Theil ihres Schwefelgehaltes und es scheint,
                              									daſs aufgeschlossene Kieselsäure, möglicherweise auch andere Verbindungen
                              									ausgeschieden werden, welche befähigt sind, auf nassem Wege sich unter
                              									Wasseraufnahme mit Kalk zu sättigen und dabei zu erhärten. Mit Salzsäure behandelt,
                              									gelatiniren sowohl die ungranulirten, als auch die granulirten Hochofenschlacken,
                              									letztere aber wesentlich energischer als die anderen. Die richtig granulirte
                              									basische Hochofenschlacke hat das Ansehen verwitterten Granitsandes. Das Korn ist
                              									vorwiegend rundlich, glasig, einzelne Stücke sind durch Wasserdampf bimssteinartig
                              									aufgetrieben. Die Oberfläche der Körner ist matt, der Sand an sich quarzig-scharf,
                              									immerhin weniger scharf splittrig-eckig als der Sand der granulirten sauren
                              									Schlacke, welche selbst an den bimssteinartig aufgetriebenen Stücken den
                              									charakteristischen Glasglanz zeigt. Je geringer der Druck und die Temperatur der
                              									Schlacke, je wärmer das Wasser, desto geringer die chemisch-physikalische Wirkung
                              									des Granulirens. Weiſsglühende dünnflüssige Schlacke, welche unter möglichst hohem
                              									Drucke dem Hochofen entströmt, ist zur Granulirung besonders geeignet. Schlacken von
                              									grauem Gieſsereiroheisen, Schlacken blau zugestellter Hochöfen, in welchen dieselben
                              									ansteigen, somit unter höherem Drucke ausflieſsen können, geben die besten Mörtel.
                              									Die Schlackentrift soll möglichst kurz, der Wasserstrahl möglichst kräftig und
                              									wasserreich sein. Ein und dieselbe Schlacke, in dünnflüssigem Zustande oder aber
                              									syrupartig in kaltem Wasser abgeschreckt, liefert ungleichwerthigen Schlackensand.
                              									In Erstarrung begriffene Schlacke (von Hochöfen mit offener Brust) gibt daher auch
                              									stets ein minderwerthiges, dem gekörnten Sande saurer Schlacken ähnliches
                              									Product.
                           In ähnlicher Weise scheinen die Santorin- und Puzzolanerden ihre hydraulischen
                              									Eigenschaften einer plötzlichen Abkühlung durch vulkanische Regen oder Niederfallen
                              									der glühenden Auswurfmassen in das den Vulkan umgebende Meer zu verdanken. So ist
                              									der technisch werthvolle Traſsstein im Brohlthale durch Versteinerung einer
                              									vulkanischen Schlammlava
                              									entstanden, während die aufliegenden jüngeren basaltischen Lavaströme und
                              									vulkanischen Aschen ähnlich der nicht gekörnten Hochofenschlacke nur untergeordnete
                              									hydraulische Eigenschaften zeigen.
                           Ueberschreitet der Kalkgehalt eine gewisse Grenze, so tritt ein selbstständiges
                              									Zerfallen der Schlacke in Mehl ein. Während z.B. die Schlacke von Choindez bei 51
                              									Proc. Kalk von selbst zu einem für die Mörtelbereitung werthlosen Pulver zerfällt,
                              									zeigt sie bei 47 bis 48 Proc. Kalk werthvolle Eigenschaften. Nach den bisherigen
                              									Erfahrungen sind Hochofenschlacken, für welche das Verhältniſs von CaO : SiO2 auf 1 sinkt, zur Erzeugung von Schlackencement,
                              									oder als hydraulischer Zuschlag zur Mörtelbereitung, Steinfabrikation u.s.w. ohne
                              									Zusatz anderer Bindemittel nicht mehr zu gebrauchen. Unter sonst gleichen
                              									Verhältnissen scheint die Kalkbindefähigkeit und Anfangshärte einer Schlacke mit
                              									abnehmendem Verhältnisse der Thonerde zur Kieselsäure zu wachsen; ein sicherer
                              									Schluſs in dieser Richtung ist indessen aus dem Grunde nicht möglich, weil
                              									Temperaturverhältnisse und die Art der Körnung alle aus der chemischen Analyse sich
                              									ergebenden Schluſsfolgerungen verdecken können. Ob und in wie fern ein Schwefelgehalt der Schlacke schädlich wirkt, ist noch
                              									nicht festgestellt.
                           Folgende Tabelle zeigt die Zusammenstellung einiger Schlacken aus Deutschland (Nr. 1
                              									bis 5, Nr. 7 bis 9), Spanien (Nr. 6) und Schweiz, Choindez (Nr. 10):
                           
                              
                                 Nr.
                                 SiO2
                                 Al2O3
                                 FeO
                                 MnO
                                 CaO
                                 MgO
                                 CaSO4
                                 CaS
                                 
                                    
                                    \frac{\mbox{Ca\,O}}{\mbox{Si\,O_2}}
                                    
                                 Spec.Gewicht
                                 Glühverlust
                                 k Liter-gewicht
                                 
                              
                                 lose
                                 einger
                                 
                              
                                   1
                                 39,95
                                 14,98
                                 0,34
                                 Spur
                                 40,46
                                 1,62
                                 0,24
                                 1,99
                                 1,01
                                 2,85
                                 0,41
                                 1,01
                                 1,73
                                 
                              
                                   2
                                 35,07
                                   4,99
                                 1,13
                                 7,63
                                 40,75
                                 4,28
                                 1,72
                                 2,18
                                 1,16
                                 3,09
                                 0,59
                                 1,21
                                 1,98
                                 
                              
                                   3
                                 35,61
                                   7,89
                                 0,72
                                 0,35
                                 50,35
                                 2,07
                                 0,67
                                 2,35
                                 1,41
                                 2,94
                                 1,94
                                 0,95
                                 1,74
                                 
                              
                                   4
                                 34,33
                                 11,01
                                 1,73
                                 Spur
                                 49,78
                                 0,99
                                 Spur
                                 2,16
                                 1,45
                                 2,96
                                 0,90
                                 1,17
                                 1,94
                                 
                              
                                   5
                                 33,16
                                 11,92
                                 1,47
                                 Spur
                                 48,63
                                 1,03
                                 Spur
                                 3,79
                                 1,47
                                 2,90
                                 2,09
                                 1,10
                                 1,82
                                 
                              
                                   6
                                 30,56
                                 13,31
                                 0,25
                                 1,74
                                 45,01
                                 2,96
                                 1,41
                                 4,63
                                 1,48
                                 2,72
                                 6,50
                                 0,89
                                 1,60
                                 
                              
                                   7
                                 30,55
                                 13,68
                                 0,43
                                 0,34
                                 48,06
                                 3,27
                                 0,48
                                 3,20
                                 1,58
                                 2,89
                                 2,79
                                 1,00
                                 1,78
                                 
                              
                                   8
                                 27,98
                                 19,69
                                 0,30
                                 Spur
                                 44,64
                                 4,76
                                 0,03
                                 2,61
                                 1,60
                                 2,94
                                 0,05
                                 0,96
                                 1,76
                                 
                              
                                   9
                                 28,33
                                 13,81
                                 1,44
                                 0,50
                                 46,66
                                 5,44
                                 Spur
                                 3,82
                                 1,65
                                 2,94
                                 3,08
                                 1,03
                                 1,77
                                 
                              
                                 10
                                 27,31
                                 22,40
                                 1,36
                                 Spur
                                 47,00
                                 0,42
                                 0,12
                                 1,39
                                 1,72
                                 2,88
                                 0,08
                                 1,20
                                 1,86
                                 
                              
                           Zu den mit diesen Schlackenmehlen ausgeführten Versuchen diente ein vor Jahresfrist
                              									trocken gelöschter, entsprechend abgesiebter Luftkalk. Die Schlacken Nr. 1 bis 9
                              									wurden auf einer kleinen Kugelmühle zerkleinert und unmittelbar darauf verarbeitet.
                              									Bloſs Schlacke Nr. 10 macht insofern eine Ausnahme, als dieselbe nach einjähriger
                              									Lagerung in Pulverform verwendet wurde. Schlackenmehl und Staubkalk sind nach
                              									Gewichtsverhältnissen gemengt, von Hand gemischt und hierauf durch ein Sieb
                              									durchgesiebt worden. Folgende Tabelle zeigt die wesentlichsten Ergebnisse:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Feinheit
                                    											derSchlackeSiebrückst.am
                                 100 Schlacke: 15 Kalk
                                 100 Schlacke: 30 Kalk
                                 
                              
                                 Wassererhärtung
                                 Lufterhärt.
                                 Wassererhärtung
                                 Lufterhärt.
                                 
                              
                                 Zug
                                 Druck
                                 Zug
                                 Druck
                                 Zug
                                 Druck
                                 Zug
                                 Druck
                                 
                              
                                 2500 S
                                 5000 S
                                 7 Tag
                                 28 Tag
                                 7 Tag
                                 28 Tag
                                 28 Tag
                                 28 Tag
                                 7 Tag
                                 28 Tag
                                 7 Tag
                                 28 Tag
                                 28 Tag
                                 28 Tag
                                 
                              
                                   1
                                 1,6
                                 11,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   2
                                 3,0
                                 20,3
                                   0,0
                                   8,2
                                     0,0
                                   61,0
                                   5,6
                                   40,0
                                 0,0
                                 7,3
                                     0,0
                                 69,8
                                 4,7
                                 82,2
                                 
                              
                                   3
                                 3,7
                                   9,01
                                 13,1
                                 24,6
                                   74,6
                                 113,8
                                 16,6
                                 116,6
                                 10,8
                                 23,8
                                   69,7
                                 108,7
                                 14,9
                                 114,3
                                 
                              
                                   4
                                 4,6
                                 22,01
                                   9,1
                                 14,4
                                   56,1
                                   82,6
                                   9,2
                                   94,0
                                 8,3
                                 15,1
                                   65,0
                                 95,9
                                 11,6
                                 108,4
                                 
                              
                                   5
                                 4,4
                                 20,3
                                 12,7
                                 19,8
                                   78,8
                                 104,5
                                 12,8
                                 108,9
                                 9,7
                                 17,0
                                   80,3
                                 110,9
                                 12,4
                                 119,9
                                 
                              
                                   6
                                 0,8
                                 9,7
                                 19,3
                                 28,7
                                   96,9
                                 120,9
                                 19,5
                                 144,0
                                 16,0
                                 25,2
                                 105,7
                                 124,8
                                 18,6
                                 138,8
                                 
                              
                                   7
                                 1,0
                                 9,0
                                   5,0
                                 19,5
                                   40,0
                                 130,5
                                   9,2
                                   48,0
                                 22,3
                                 40,5
                                 181,4
                                 210,9
                                 30,8
                                 –
                                 
                              
                                   8
                                 1,0
                                 9,0
                                   0,0
                                 14,0
                                     0,0
                                   85,0
                                   5,2
                                   40,0
                                 0,0
                                 13,0
                                     0,0
                                 –
                                 5,0
                                 40,0
                                 
                              
                                   9
                                 1,6
                                 9,0
                                 23,3
                                 31,7
                                 124,5
                                 185,2
                                 32,1
                                 208,9
                                 20,8
                                 25,1
                                 114,2
                                 172,7
                                 32,1
                                 178,3
                                 
                              
                                 10
                                 0,8
                                 7,0
                                   4,2
                                 14,4
                                     0,0
                                   69,6
                                 11,1
                                   55,9
                                 13,7
                                 2,8
                                   72,5
                                 135,9
                                 18,2
                                 129,0
                                 
                              
                           Vor der Zerkleinerung der gekörnten Hochofenschlacke wird dieselbe zur Entwässerung
                              									gedarrt. Bezügliche Versuche ergaben, daſs die Schlacke hierbei selbst rothwarm
                              									werden kann, ohne wesentlich an Werth zu verlieren. Unter sonst gleichen Umständen
                              									ist der Grad der Zerkleinerung für die Kraftentfaltung der granulirten Schlacke von
                              									ausschlaggebender Bedeutung. Die Art der Mahlung ist
                              									dabei völlig gleichgültig. Die eigentliche Schlackencement-Fabrikation zu Choindez
                              									stammt aus dem J. 1880. Im J. 1881 stand zum Zerkleinern der granulirten
                              									Hochofenschlacke bereits ein Mahlgang in Thätigkeit. Das gewonnene Schlackenmehl
                              									wurde im J. 1882/83 abgesiebt, mit ebenfalls gesiebtem Staubkalk in einer nach Art
                              									der Thonschneider construirten Mischschnecke gemischt und in einer Hanctin'schen Kugelmühle (vgl. 1875 215 * 499) so lange behandelt, bis die Masse
                              									gleichmäſsiges Ansehen zeigte. Die hierbei eintretende weitere Verfeinerung ist zu
                              									unbedeutend, um die Güte der Waare dadurch merklich zu erhöhen. Folgende Spalte I
                              									enthält die Ergebnisse der Festigkeitsproben mit der nach vorstehend beschriebener
                              									Art erzeugten Handelswaare. Im J. 1884/85 hatte man bereits wesentlich besser
                              									gemahlen- die aus der Fabrik bezogene Waare gab die unter II angegebenen
                              									Versuchszahlen. Durch weitere Verfeinerung mittels Kugelmühle konnte auch eine
                              									weitere Steigerung der Festigkeitsverhältnisse erzielt werden, wie dies die Zahlen
                              									der Spalte III bestätigen, welche ebenfalls mit Mörtel 1 : 3 bei normaler
                              									Wasserlagerung erzielt wurden:
                           
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Specifisches Gewicht
                                 2,65
                                 2,69
                                 2,67
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 
                                      –
                                 8,21
                                     –
                                 
                              
                                 Rückstand am   900 Sieb
                                 %
                                 7,1
                                 0,5
                                 0,0
                                 
                              
                                        „          „   2500    „
                                 „
                                 „
                                 16,1
                                 2,0
                                 0,5
                                 
                              
                                        „          „   5000    „
                                 „
                                 „
                                 28,9
                                 18,0
                                 8,4
                                 
                              
                                 Zugfestigkeit nach 7 Tagen
                                 k/qc
                                 9,2
                                 16,0
                                 24,0
                                 
                              
                                       „                „  28     „
                                 „
                                 15,5
                                 29,5
                                 37,8
                                 
                              
                                 Druckfestigk.   „    7     „
                                 „
                                 97,7
                                 104,0
                                 134,1
                                 
                              
                                       „                „  28     „
                                 „
                                 124,1
                                 201,3
                                 254,1
                                 
                              
                           Welch groſsen Einfluſs der Grad der Zerkleinerung auf die Festigkeit der Mörtel (1 : 3) hat, zeigen
                              									auch folgende Versuche mit zwei deutschen Schlacken:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Schlacke A
                                 Schlacke B
                                 
                              
                                 Specifisches Gewicht
                                 
                                 2,87
                                   2,89
                                 2,95
                                   2,94
                                 
                              
                                 Rückstand am   900 Sieb
                                 %
                                   3,6
                                     0,3
                                   4,3
                                     1,0
                                 
                              
                                        „          „   2500    „
                                 „
                                 16,2
                                     1,0
                                 18,7
                                     3,7
                                 
                              
                                        „          „   5000    „
                                 „
                                 59,6
                                     9,0
                                 62,8
                                     9,0
                                 
                              
                                 Zugfestigkeit nach 28 Tagen
                                 k/qc
                                   9,9
                                   40,5
                                   5,3
                                   23,8
                                 
                              
                                 Druckfestigkeit
                                 „
                                 68,0
                                 181,4
                                   0
                                 108,7
                                 
                              
                           Bei der Bestimmung der Siebrückstände gekugelter Schlacken ist zu berücksichtigen,
                              									daſs sich zwischen den Kugeln einzelne Theilchen schuppenartig zusammenballen,
                              									welche am Siebtuche nicht unbedingt zerfallen, somit leicht als Siebrest behandelt
                              									werden können, während sie in Wirklichkeit ein Conglomerat sind, welches in
                              									Ermangelung eines eigentlichen Kittstoffes oft schon unter mäſsigem Fingerdrucke
                              									oder bei Benetzung mit absolutem Alkohol in ihre Elemente zerfällt. Mikroskopische
                              									Untersuchungen lassen keinen Zweifel darüber, daſs die Schuppenbildung gekugelter
                              									Cemente oder Cementgemische mit dem Wirkungsgrade nichts zu thun hat und daſs alle
                              									physikalischen Veränderungen solcher Cemente einfach Folge der feineren Mahlung, bei Schlackencementen überdies Folge
                              									sind der innigsten Mischung und Annäherung der auf einander einwirkenden Substanzen.
                              									Es kommt in der Frage der Abbinde- und Erhärtungsvorgänge der Gemenge aus Kalk und
                              									Schlacken auf die Strukturverhältnisse der einzelnen Bestandtheile wenig an, dies
                              									umsomehr, als es bislang nicht gelungen ist, greifbare Unterschiede in der Form und
                              									äuſseren Beschaffenheit der durch Mahlung basischer Stückschlacken bezieh. des
                              									granulirten Sandes der nämlichen Schlacken zu entdecken. Im Gegentheile scheint das
                              									Mehl aus glasigem Sand saurer Schlacken eher schärfer und splitteriger zu sein, ist
                              									aber dennoch praktisch werthlos. Mag auch die fügliche Versteinerung eines
                              									Schlackencementes das Ergebniſs einer vereinigten chemisch-physikalischen Wirkung
                              									sein, soviel steht fest, daſs dieselbe unter stetiger Wasseraufnahme vor sich geht
                              									und daſs gedarrte Probekörper ihre Cohäsion nicht verlieren, weil die kleinsten
                              									Theile aus ihrer Attractionssphäre rücken, sondern weil der Kittsubstanz das
                              									chemisch gebundene Wasser entzogen wurde. Die Wirkung des Wasserentzuges auf die
                              									Festigkeitsverhältnisse des Normalmörtels einiger Schlackencemente zeigen folgende
                              									Zugfestigkeiten 84 Tage alter Proben aus 100 Th. Schlacke und 25 bis 30 Th.
                              									Kalk:
                           
                              
                                 Schlacke
                                 Nr. 2
                                 Nr. 4
                                 Nr. 5
                                 
                              
                                 Wassergesättigt
                                 16,9
                                 20,6
                                 20,6
                                 
                              
                                 24 Stunden bei 120° getrocknet
                                   6,1
                                   7,7
                                   7,4
                                 
                              
                           Die Verwendung einer basischen Hochofenschlacke zur fabrikmäſsigen Darstellung eines
                              									Schlackencementes hängt somit wesentlich ab von dem Verhältnisse des Kalkes zum
                              									Kieselsäuregehalte. Hoher Schwefelgehalt mahnt zur Vorsicht. Die Schlacke soll in
                              									möglichst heiſsem und daher dünnflüssigem Zustande in einem kräftigen Wasserstrahle
                              									abgeschreckt werden. Die Schlacken müssen dann so fein als irgend möglich gemahlen
                              									werden, wobei die maschinellen Einrichtungen und Hilfsmittel sachlich völlig
                              									gleichgültig sind.
                           Zur Gewinnung des erfordlichen Staubkalkes wird gar
                              									gebrannter Luftkalk in Lagen von 10 bis 15cm Höhe
                              									ausgebreitet, auf Faustgröſsen zerschlagen und nun mit Wasser so lange abgespritzt,
                              									bis das Material thunlichst vollständig in Pulver zerfallen ist. Die Masse bleibt 1
                              									bis 2 Tage sich selbst überlassen und wird hierauf behufs Abscheidung aller gröberen
                              									Rückstände durch ein Drahtgitter geworfen. Von dem so gewonnenen Mehle werden
                              									mittels Rüttel- oder Cylindersieben alle griesigen
                              									unvollkommen gelöschten Theilchen abgeschieden. Der zur Cementbereitung zu
                              									verwendende Staubhydrat muſs sich mehlig-weich anfühlen und darf keinerlei
                              									körnigfesten Bestandtheile mehr enthalten. Durch den zweiten Mahlprozeſs der
                              									vorangehend in richtigen Verhältnissen gemischten Schlackencementbestandtheile
                              									werden die letzten Reste der körnigen Theilchen zerrieben und unschädlich
                              									gemacht.
                           Tetmajer meint, daſs die Darstellung von Schlackencement
                              									auf Bauplätzen nicht durchführbar sei.
                           Folgende Zusammenstellung zeigt den Einfluſs der
                                 										Kalkmenge für je 100 Th. Schlacke von Choindez:
                           
                              
                                 Auf100 Th.SchlackeKalk
                                 Spec.Gew.
                                 Glüh-verlust%
                                 Abbindeverhältnisse bei 13°
                                 An-mach-wasser%
                                 Sandfestigkeit 1 : 3
                                 
                              
                                 An-mach-wasser
                                 BeginnStunden
                                 EndeStunden
                                 Wasserhärtung
                                 Bean-spruchung
                                 
                              
                                 7 Tage
                                 28 Tage
                                 
                              
                                 20
                                 2,74
                                    5,20
                                 35,0
                                 4 ½
                                 17 bis 18
                                 10,5
                                 6,5
                                   18,3
                                 Zug
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 50,0
                                   98,4
                                 Druck
                                 
                              
                                 30
                                 2,68
                                    7,16
                                 40,0
                                 5 bis 6
                                 21 bis 22
                                 11,0
                                 13,7
                                   29,8
                                 Zug
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 72,6
                                 135,9
                                 Druck
                                 
                              
                                 40
                                 2,63
                                    8,46
                                 45,0
                                 6
                                 22 bis 23
                                 11,0
                                 12,3
                                   28,1
                                 Zug
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 88,4
                                 189,8
                                 Druck
                                 
                              
                                 50
                                 2,58
                                 10,00
                                 50,0
                                 6 bis 7
                                 22 bis 23
                                 11,5
                                 13,3
                                   32,0
                                 Zug
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 98,9
                                 1205,8
                                 Druck
                                 
                              
                           Frost wirkt auf frische Schlackencementbauten
                              									zerstörend, so daſs derartige Arbeiten unter 0° nicht zulässig sind. Zu
                              									berücksichtigen ist ferner, daſs der Schlackencement in erster Linie zu Arbeiten
                              									unter Wasser oder in feuchter Atmosphäre zu verwenden ist. Bein Erhärtungsvorgang
                              									ist von demjenigen solcher Cementsorten, deren Kalk mit den hydraulischen Faktoren
                              									sich im Feuer chemisch verbunden hat, insofern ein verschiedener, als die Einwirkung
                              									des Kalkes auf das Schlackenmehl allmählich und in gelöstem Zustande vor sich geht;
                              									denn, sobald dem Schlackencementmörtel das überschüssige Wasser durch Absaugen
                              									genommen wird, verliert er die Fähigkeit, kräftig zu erhärten. Der Schwerpunkt des
                              									Erhärtungsprozesses liegt beim Schlackencement in der
                              									kräftigen und nachhaltigen Nacherhärtung, welche mit
                              									einer Wasseraufnahme verbunden ist. Es ist daher bei Verwendung des
                              									Schlackencementes  für
                              									Luftbauten insbesondere darauf zu achten, daſs dieselben in den ersten 14 Tagen
                              									möglichst gleiehmäſsig feucht gehalten werden. Eine weitere, schlimme Eigenschaft
                              									der Schlackencemente ist ihre Neigung zu Trocken- oder
                              										Schwindrissigkeit, welche sich nur durch
                              									sachgemäſse Behandlung, vor Allem durch grobe Mahlung der Schlacke (zu
                              									Verputzarbeiten) und Zusatz entsprechender Magerungsmittel, mildem läſst. Gegen
                              									äuſsere mechanische Einwirkungen vermag reiner Schlackencement aus mehrfachen
                              									Gründen keine belangreiche Widerstandsfähigkeit entgegenzusetzen. Voraussichtlich
                              									wird daher auch der Schlackencement für Constructionen an der Luft, welche einer Abnutzung unterworfen sind, keine Bedeutung
                              									erlangen.
                           Als eine für manche Anwendungsgebiete nachtheilige Eigenschaft des Schlackencementes
                              									muſs endlich noch seine meist geringe Anfangshärte bezeichnet werden. Alle
                              									künstlichen und natürlichen Puzzolane theilen mit der wirksamen Hochofenschlacke die
                              									Eigenthümlichkeit, erst nach Ablauf einiger Zeit kräftig zu erhärten. Bei der
                              									Choindez-Schlacke beginnt die energische Steigerung der Cohäsion, der Ausdruck der
                              									beginnenden Versteinerung, nach 10 bis 14 Tagen.
                           F. M. Meyer (Thonindustriezeitung, 1885 S. 515. 1886 S. 101) untersuchte die Leistung
                              									des Cementofens von Dietzsch (1884 254 * 339). Die Rauchgase aus
                              									einem Ringofen für Cement enthielten bei scharfem Zuge nur 3,2 bis 7,6, im Mittel
                              									6,2 Proc. Kohlensäure. Stündlich wurden mit 238k
                              									Kokes und 100k Kohlen 1734k Cement erhalten. Da der Cement 64,2 Proc. Kalk
                              									enthielt und die Gase mit 232° entwichen, so berechnet sich der Verlust durch die
                              									Rauchgase auf 1081000°. Die verwendeten Brennstoffe lieferten etwa 2629000°, so daſs
                              									von der Gesammtwärme etwa 41 Proc. durch die Rauchgase verloren gingen. Somit
                              									bleiben für das Garbrennen des Cementes, Verluste in den Kammern u.s.w. für je 1k Cement 835c.
                           Die Baukosten des am 1. April 1885 in
                              									Beckum fertig gebauten Etagenofens von Dietzsch
                              									stellten sich auf 10000 M. Der Betrieb des Ofens erfordert für die Tag- und
                              									Nachtschicht:
                           
                              
                                 4 Brenner zu 2,50 M
                                    10,00 M.
                                 
                              
                                 2 Arbeiter für den Vorwärmer zu 2 M
                                 4,00
                                 
                              
                                 Das Ausleeren des Ofen im Verding wird für
                                    											je    24 Stunden bezahlt mit
                                 9,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                    23,00 M.
                                 
                              
                           Die feuerfeste Ausmauerung des Brenn- und Schmelzraumes erfolgt
                              									alle 6 Wochen neu, erfordert aber nur wenig Kosten, da der Mörtel sowohl, als auch
                              									die Steine auf der Fabrik selbst aus eigens dazu bereitetem Cement hergestellt
                              									werden. Hierzu werden die besten Cementklinker, mit Dolomit vermengt, gemahlen, die
                              									Mischung wird ähnlich wie Beton mit wenig Wasser angemacht in Formen gestampft.
                              									Nachdem der Mörtel abgebunden, werden die Steine völlig ausgetrocknet und sind dann
                              									zur Verwendung bereit. Die Form der Steine wird dem Ofen angepaſst und sind
                              									dieselben 26cm lang, 21cm bezieh. 18cm
                              									breit, 13cm dick. Zwei Maurer und zwei Handlanger
                              									arbeiten je 2 Schichten, um den Brenn- und Schmelzraum eines Ofens auszuhacken und
                              									neu auszufüllen. Hiernach wird der Ofen, ähnlich wie beim Schachtofen, mit
                              									Cementmasse und Kohlen schichtenweise eingesetzt und angeheizt. Die
                              									Cementfuttersteine fritten hierbei zu einer dem gebrannten Cemente ähnlichen Masse zusammen und
                              									erhalten eine allen Anforderungen genügende Festigkeit. Das während des Betriebes
                              									abbrennende Ofenfuttermaterial sowie die beim Ausbessern auszuhackenden Stücke
                              									werden mit reinem Cemente vermählen.
                           Bezügliche Untersuchungen ergaben in den 102° warmen Rauchgasen 2 bis 11,9 Proc.
                              									Kohlensäure. Die verwendeten Kohlen hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 68,1 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   3,4
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   1,6
                                 
                              
                                 Sauerstoff und Stickstoff
                                   8,1
                                 
                              
                                 Asche
                                 15,0
                                 
                              
                           entsprechend 6250c. Täglich
                              									wurdenverbrannt 2070k Kohlen und 16000k Cement erhalten. Danach stellt sich, abgesehen
                              									vom Wasserdampfe, der Verlust durch die Rauchgase auf stündlich 65625° oder 12,1
                              									Proc. Zum Garbrennen des Cementes, Erwärmen des Schmelzraumes, Verdampfen der
                              									erheblichen Menge Wasser (die Steine enthielten 8,6 Proc.) sind demnach für je 1k Cement 710° verbraucht. Diese geringe Menge
                              									gegenüber dem Ringofen (mit 835°) ergibt sich daraus, daſs das Feuer stets in
                              									demselben Raume bleibt, somit nur durch Strahlung Wärme verloren geht, aber nicht,
                              									wie beim Ringofen, auch durch Erwärmung kalten Mauerwerkes, und weil ferner stets
                              									mit heiſser Luft gebrannt wird. Die geringen Verluste durch die Rauchgase sind
                              									bedingt durch die niedrige Temperatur im Schornstein.
                           Neuerdings wird der Ofen auch zum Brennen von Kalk
                              									verwendet, angeblich mit der Hälfte Braunkohlen, welche Schachtöfen mit
                              									ununterbrochenem Betriebe und seitlicher Feuerung gebrauchen.
                           C. Dietzsch (daselbst S. 31 und 83) meint, der Ringofen passe wenig zum Cementbrande. Nach seinen
                              									Angaben erfordern zwei oberrheinische Massen mit 76 Proc. Kalk und einem
                              									Kokesbedarfe von 25 bis 27 Proc. im Schachtofen 15,5 bis 19 Proc. Kohle im
                              									Etagenofen. Eine norddeutsche hochkalkige, dabei aber leichtflüssige und sehr feste
                              									Masse wurde im Schachtofen mit 20 Proc. Kokes gebrannt, im Etagenofen waren 9 Proc.
                              									Kohle nöthig. Es hat sich gezeigt, daſs der Ofen um so ungestörter arbeitet, je
                              									rascher die Kohle an der Spitze des Schmelzraumes verbrennt. Geht ein Theil der
                              									Kohle zu tief in den Kühlraum nieder, so entsteht hier leicht Anschlacken an den
                              									Ofenwänden; namentlich ist aber die Verbrennung eine ungünstigere, indem die oberen
                              									Kohlenschichten theilweise vergasen, ohne daſs oder bevor sie Schmelzhitze erzeugen.
                              									Die Wahl der Kohle hat sich also danach zu richten, daſs ihre Brennzeit mit der
                              									kurzen Zeit, welche zur Verfrittung der vorgeglühten Masse nothwendig ist, möglichst
                              									übereinstimmt. Maſsgebend hierfür ist die Korngröſse; denn Kohlenstücke von
                              									gröſserem Durchmesser als 20mm brennen in dem
                              									regelrechten Zuge des Etagenofens länger, als die Pausen zwischen dem Ziehen dauern.
                              									Feine Staubkohle von
                              									weniger als 10mm Korngröſse ist demnach der jetzt
                              									allenthalben verwendete Brennstoff.
                           In einer Cementfabrik, welche alle drei Sorten Oefen im Betriebe hat, stellten sich
                              									die Betriebskosten, einschlieſslich Brenner, Anfuhr der Steine, Ziehen und Abfuhr
                              									des Cementes beim Etagenofen auf 37,7 Pf., beim Ringofen auf 38 Pf. und beim
                              									Schachtofen auf 30,6 Pf.
                           Gegenüber der trockenen Aufbereitung ist die Wirkung, welche das Wasser für die
                              									Verbindung der Cementmasse zu verrichten hat, so wichtig, daſs man sie nicht so ohne
                              									weiteres aufgeben kann. Es ist bei dem Drucke, welcher von den auf Massenerzeugung
                              									berechneten Pressen ausgeübt wird, nicht möglich, die Theilchen so dicht an einander
                              									zu schieben, wie es bei nasser Mischung und langsamer Verdunstung des Wassers
                              									geschieht, und dann bedingt das trockene Pressen den Verzicht auf die Auflösung der
                              									Thontheilchen, welche durch das Mahlen bei Weitem noch nicht auf die höchste
                              									Feinheit gebracht sind. Die nasse Mischung bewirkt bei sorgfältiger Ausführung ein
                              									Umschlieſsen und Verbinden der Kalktheilchen durch Thon und beim Trocknen tritt
                              									gleichzeitig für jedes Atom verdunsteten Wassers eine Zusammenziehung der Moleküle,
                              									ein Schwinden der Masse ein. Je langsamer die Verdunstung, desto dichter ist auch
                              									die Lagerung; darum ist schon öfter bestätigt worden, daſs langsam getrocknete Masse
                              									einen dichteren, besseren Cement liefert als rasch getrocknete. Diese molekulare
                              									Lagerung kann mit dem trockenen Pressen nur dann verbunden werden, wenn das Wasser
                              									so weit vermehrt wird, daſs mit Hilfe energischer mechanischer Bearbeitung die bloſs
                              									geballten Theile der Mischung aufgelöst und mit den härteren Kalktheilchen verbunden
                              									werden.
                           Nach Thomei (daselbst S. 1 und 63) ist es zwar
                              									unzweifelhaft, daſs das Wasser eine Umschlieſsung der Kalktheilchen durch die
                              									Thontheilchen bewirken soll; doch verhalten sich hierbei die einzelnen Rohstoffe
                              									ganz abweichend. Die nothwendige Anfeuchtung vor der Trockenpressung wird daher in
                              									den einzelnen Fabriken ganz verschieden betrieben. Zweifellos ist jedoch, daſs die
                              									Güte des Cementes aus den trocken gepreſsten und naſs verarbeiteten Steinen durchaus
                              									eine gleiche ist, gleichen Brand und gleiche Zusammensetzung der Massen
                              									vorausgesetzt. Ebenso wenig konnte ein Unterschied im Verbrauche an Brennstoff bei
                              									den sorgfältig angestellten Versuchen festgestellt werden. Wohl aber mahlt sich der
                              									Cement aus trocken gepreſsten Steinen leichter, da er immerhin eine bestimmte
                              									Structur zeigt.
                           In Oppeln liefert der Ringofen 100k Cement mit
                              										15k,8 Kokes oder Kohle, so daſs es doch noch
                              									zweifelhaft erscheint, ob der Etagenofen thatsächlich weniger Brennstoff gebraucht
                              									als der Ringofen, welcher allerdings in der Anlage theurer ist, dagegen aber weniger
                              									Arbeitslohn erfordert als der Etagenofen.
                           E. Michel (Journal für
                                 										praktische Chemie, 1886 Bd. 33 S. 548) suchte das Wesen der Hydraulicität der Cemente festzustellen. Da Versuche mit
                              									Gemischen von Kieselsäuregallerte und Kalk fehlschlugen, so wurde bei 100°
                              									getrocknete Kieselsäure mit Staubkalk und wenig Wasser gemischt. Die Proben hatten
                              									nach 12 Stunden abgebunden; am härtesten waren diejenigen, in denen auf 2 Mol.
                              										SiO2 1 Mol. CaO kam, so daſs thatsachlich die
                              									Kieselsäure zur Erhärtung des Cementes beiträgt. Gemenge aus Thonerde und Kalk – in
                              									Filtrirpapier gehüllt in Wasser gelegt – banden weit schneller ab als die aus
                              									Kieselsäure und Kalk, wurden aber nicht so hart. Gemische von Thonerde und
                              									Kieselsäure wurden nicht fest. Es ist daher anzunehmen, daſs die Kieselsäure und
                              									Thonerde als solche zu der Erhärtung der Cemente beitragen, daſs vor Allem die
                              									Kieselsäure die nachhaltige Erhärtung bewirkt, während die Thonerde das erste
                              									Abbinden verursacht, wenn nur die übrigen nothwendigen Bedingungen dazu gegeben
                              									sind.
                           Der Kalk ist unmittelbar bei der Erhärtung wirksam, durch Bindung mit SiO2 und Al2O3; andererseits aber schützt er auch die neu
                              									gebildeten Verbindungen, indem er an der Oberfläche Calciumcarbonat bildet. Während
                              									nach den Mittel wer then von 11 Portlandcementen auf 7 Th. SiO2 und 3 Th. Al2O3 18 Th. CaO kommen, zeigen die Mischungsversuche,
                              									daſs sich die Härte mit Verringerung des Kalkgehaltes steigerte, so daſs Proben, in
                              									denen auf 16 Mol. SiO2 nur 1 Mol. Ca(OH)2 kam, noch erhärteten. Es folgt daraus, daſs ein
                              									groſser Theil der Kalkmassen, welche in dem durch die Mischungsversuche erhaltenen
                              									Cemente vorhanden sind, gar nicht wirksam ist.
                           Aus diesen Versuchen folgt ferner, daſs die Kieselsäure ebenso wie die Thonerde die
                              									Abbindung und Erhärtung verursachen, indem beide mit Kalk eine gewässerte Verbindung
                              									eingehen. Um diese neu gebildeten Verbindungen zu bestimmen, wurden die
                              									verschiedensten Wege zur Analyse der abgebundenen Cemente eingeschlagen; es stellte
                              									sich stets darin eine groſse Schwierigkeit heraus, das Silicat bezieh. Aluminat, zu
                              									trennen. Es wurde zunächst versucht, den bei der Abbindung nicht chemisch thätig
                              									gewesenen Kalk entweder als Kalksaccharat mittels Zuckerlösung, oder als
                              									Calciumcarbonat durch Einleiten von Kohlensäure m dem
                              									fein gepulverten und in Wasser aufgeschlemmten Cement zu bestimmen und dann weiter
                              									das neu gebildete Silicat oder Aluminat abzuscheiden; letzteres wurde aber stets im
                              									Verlaufe der Analyse theils durch die Kohlensäure, theils durch zu viel Wasser
                              									zersetzt, Es war deshalb vor Allem nothwendig, zu groſse Mengen von Wasser zu
                              									vermeiden. Der vorhandene freie Kalk und das kohlensaure Calcium wurden daher durch
                              									Chlorammoniumlösung entfernt, welche mit 90 procentigem Spiritus versetzt war.
                           Die aus 2 Mol. Kieselsäure und 1 Mol. Kalk zusammengesetzten Mörtel waren 10 Tage
                              									(I), 20 Tage (II) und 100 Tage alt (III), fein gepulvert und bei 100° getrocknet;
                              									sie wurden zur Trennung des Silicates und der Kieselsäure von dem kohlensauren Calcium und
                              									freien Kalk mit alkoholischer Chlorammoniumlösung gekocht. Die Lösung wurde öfter
                              									abgezogen, bis sie keinen Kalk mehr enthielt; dann wurden Lösung und Rückstand für
                              									sich untersucht: die erstere auf den freien Kalk, das Calciumcarbonat und auf etwas
                              									durch Einwirkung des Salmiaks löslich gewordene Kieselsäure, der letztere auf
                              									unangegriffene Kieselsäure und das Silicat. Die in dieser Art vorgenommenen Analysen
                              									ergaben Hunderttheile:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 1. Analyse
                                 2. Analyse
                                 
                              
                                     Rückstand    Lösliche SiO2    Freier
                                    											Kalk    Kohlensäure    Hydratwasser
                                   45,14    2,18  35,90    8,35  8,43
                                   46,18    1,70  34,20    9,89    8,03
                                   47,01    0,40  32,90    6,29  13,40
                                 44,19  0,8733,3514,64  6,08
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 99,13
                                 
                              
                                 Der Rückstand besteht aus:
                                 
                              
                                     Freier     Silicat
                                 SiO2SiO2CaO
                                   42,23    0,96    1,09
                                   43,15    0,30    2,70
                                   43,10    0,61    3,40
                                 42,74  0,30  1,84
                                 
                              
                                 
                                 
                                   44,28
                                   46,15
                                   47,11
                                 44,48
                                 
                              
                           Werden diese Analysen nach den beim Abbinden entstandenen
                              									Verbindungen umgerechnet, so enthält der Cement:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 1. Analyse
                                 2. Analyse
                                 
                              
                                 Freie KieselsäureKohlensauren
                                    											KalkCalciumhydratSilicat: bestehend aus   dem eigentlichen
                                    											Sili-   cat der löslichen SiO2  
                                    											und H2O
                                 42,2318,9733,45  4,63
                                 43,1522,4528,59  5,77
                                 43,1014,3032,89  9,80
                                 41,7433,2719,45  4,36
                                 
                              
                                 
                                 99,28
                                 99,96
                                 100,09
                                 98,82
                                 
                              
                           Der hohe Gehalt des Cementes II an Hydratwasser ist wohl daraus zu erklären, daſs der
                              									zur Untersuchung verwendete Cement vorher bei 110° nicht genügend getrocknet ist, so
                              									daſs ein Theil des freien Wassers mit Hydratwasser bestimmt ist. In Folge dessen ist
                              									auch die Menge des Silicates für diesen Cement höher berechnet als für die
                              									übrigen.
                           Sodann wurde nach demselben Verfahren ein 5 Monate alter Kalk-Thonerde-Cement
                              									untersucht, dargestellt durch Vermischen von 1 Mol. bei 110° getrockneter Thonerde
                              									und 2 Mol. Ca(OH)2; derselbe enthielt:
                           
                              
                                 Mit Cl (NH4)ausgezogen
                                 HydratwasserCalciumcarbonatFreier
                                    											KalkFreie Thonerde
                                 13,5319,7258,834,31
                                 
                              
                                 Rückstand
                                 Aliminat
                                 ThonerdeKalk
                                 1,490,90
                                 
                              
                                 
                                 Verunreinigung (Sand)
                                 0,90
                                 
                              
                           
                           Nun wurde auf dieselbe Art ein mehrere Jahre alter
                              									Portlandcement untersucht:
                           
                              
                                 In Cl (NH4)gelost
                                 HydratwasserLösliche SiO2Freier Al2O3 + Fe2O3Freier
                                    											KalkKohlensaurer Kalk
                                 9,291,905,4739,5423,07
                                 
                              
                                 Ruckstand
                                 UnlöslicherThonerde-Kalk-Silicat
                                 RückstandKieselsäureThonerde und
                                    											EisenKalk
                                 9,142,093,431,80
                                 
                              
                                 Alkalien und Verlust
                                 4,27.
                                 
                              
                           Somit ist von den zur Herstellung von Cement verwendeten
                              									Stoffen nur ein geringer Theil beim Abbinden chemisch
                              									thätig. Die Erhärtung beruht demnach nicht, wie häufig angenommen wird, auf einem
                              									rein chemischen Vorgange, oder allein auf einem rein mechanischen, sondern beide
                              									stehen in einem Verhältnisse der gegenseitigen Abhängigkeit- wird durch irgend
                              									welche Mittel der Fortgang des einen Prozesses gehindert, so hört auch der andere
                              									auf und der Cement erhärtet nicht. Daraus ergibt sich weiter, daſs die Erhärtung
                              									hauptsächlich eine Verkittung ist, derart, daſs sich das Kalk-Thonerdesilicat nur
                              									auf der Oberfläche der einzelnen Cementkörner bildet und diese zusammenhält. Durch
                              									diese Annahme erklärt sich auch die Thatsache, daſs abgebundener Portlandcement,
                              									wenn er von Neuem gebrannt und gepulvert wird, die Eigenschaft, zu erhärten, wieder
                              									erlangt, weil durch das Pulverisiren die inneren, unangegriffenen Theile der
                              									Cementkörnchen frei gelegt werden und nun neue Verbindungen eingehen können.