| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate zur Reinigung von Spiritus. | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 542 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate zur Reinigung von
                           								Spiritus.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 259
                           								S. 224.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									33.
                        Neuere Verfahren zur Reinigung von Spiritus.
                        
                     
                        
                           Nach R. Eisenmann und J.
                                    										Bendix in Berlin (* D. R. P. Nr. 35003 vom 23. Juni 1885) bildet sich bei
                              									der Filtration von Spiritus über Holzkohle durch den in
                              									den Poren der Kohle vorhandenen Sauerstoff Aldehyd. Um dies zu vermeiden, soll die
                              									Filtration unter Luftausschluſs stattfinden und soll sowohl die Kohle, als der
                              									Spiritus vorher luftfrei gemacht werden.
                           H. Deininger in Berlin (* D. R. P. Nr. 30843 vom 24.
                                 									Juli 1884 und Nr. 35510 vom 24. Juli 1885) will Rohspiritus
                                 										durch Verbindungen des Bleioxydes und Bleisuperoxydes mit Basen in
                              									Gegenwart von Glycerin reinigen. Dabei soll das Fuselöl
                              									in die entsprechenden Säuren übergeführt werden, unter Ausscheidung von metallischem
                              									Blei.
                           Die Lösung von Bleioxydkali wird mit so viel Glycerin versetzt, daſs die Alkalescenz
                              									aufgehoben wird. Hiermit wird die eine Abtheilung des verwendeten Apparates
                              									gefüllt, eine andere mit pulverförmigem Kalkhydrat, die letzte mit Holzkohle. Die
                              									Bleioxydkalilösung wird durch eine Dampfschlange erwärmt, damit die Verflüssigung
                              									von Spiritusdämpfen in dieser Abtheilung verhindert wird.
                           Die Rohspiritusdämpfe gelangen aus dem Maischdestillirapparate in die erhitzte,
                              									Glycerin enthaltende Bleioxydkalilösung. Es sollen dann die mitgeführten Fuselöle in
                              									Baldriansäure, Buttersäure u.s.w. umgewandelt werden, welche mit allen anderen
                              									mitgeschleppten Gährungsproducten, Fett u.s.w., an Kali gebunden werden. Die frei
                              									gewordenen Spiritusdämpfe werden mittels Wasser gewaschen, gelangen in eine
                              									Abtheilung, in welcher die durch die Strömung der Spiritusdämpfe noch mitgerissenen
                              									Gährungsproducte u.s.w. an Aetzkalk oder gebrannte Magnesia gebunden werden, und
                              									schlieſslich in die Kohlenabtheilung, in welcher der von den Spiritusdämpfen
                              									mitgeführte Kalk- oder Magnesiastaub und alle noch mitgeführten Gase von der Kohle
                              									aufgenommen werden. Der Spiritus soll während seines Durchganges durch Kalk oder
                              									Magnesia und Kohle auch von dem denselben begleitenden bitteren Geschmack befreit
                              									werden.
                           Nach F. Rath in Neuhaldensleben (* D. R. P. Nr. 34117
                                 									vom 20. Februar 1885) soll man die Alkoholdämpfe in unmittelbare Berührung mit der
                              									Kühlflüssigkeit bringen, um eine vollständigere Abscheidung
                                 										des Fuselöles zu erzielen. Zu diesem Zwecke enthält die Colonne, wie aus
                              										Fig. 1
                              									Taf. 33 zu entnehmen ist, oben offene Becken a, in
                              									welche von einem mit einer entsprechenden Zahl Stutzen versehenen Rohre die
                              									Kühlflüssigkeit eingeleitet wird. Der Zufluſs zu jedem einzelnen Becken ist durch
                              									einen Hahn regelbar, wodurch zugleich auch die geeignetste Temperatur in den Becken
                              									erhalten werden kann. Für jedes Becken a ist an
                              									geeigneter Stelle ein Abfluſsrohr b vorgesehen. Die aus
                              									dem Rectificator emporsteigenden Alkoholdämpfe streichen mit Gegenströmung über die
                              									Kühlwasserflächen hinweg, wobei sie gezwungen werden, die Unreinigkeiten an die
                              									Kühlflüssigkeit abzugeben.
                           J. Franc in Kolin (* D. R. P. Nr. 35807 vom 8. Juli
                                 									1885) will Rohspiritus ununterbrochen in einem einzigen
                                 										Apparate durch Destillation in drei Sorten zerlegen. Bei dem zu diesem Zwecke benutzten, in Fig. 5 Taf. 33
                              									dargestellten Apparate wird der Rohspiritus durch Rohr s über dem Boden t in die Abtheilung A eingeführt, steigt bis über den Deckel des Gefäſses
                              										B, flieſst über die spiralförmige Rinne, um durch
                              									Rohr e abzuflieſsen, nachdem dort der Spiritus durch
                              									das Dampfrohr ab erwärmt ist. Die leichtflüchtigen
                              									Bestandtheile entweichen durch Rohr d, der übrige
                              									Spiritus flieſst über den Vertheilungsapparat D in die
                              									Blase S. Die hier entwickelten Spiritusdämpfe steigen
                              									durch Colonne I, die senkrechten Rohre und das Gefäſs
                              										B, das Rohr C und
                              									Colonne II in den kleinen, mit Kühler f versehenen Dephlegmator E und von da abwechselnd durch einen der beiden Entfuselungsapparate F zum Kühler. Diese Entfuselungsgefäſse bestehen aus einer Anzahl
                              									wagerechter Siebe, zwischen welchen kleine, durchlöcherte, oben und unten offene
                              									Töpfe aus Steingut sich befinden, während die Zwischenräume mit Kork und
                              									Korkabfällen, Metallstücken, Holzkohlen, Spodium oder ähnlichen zum Absetzen der
                              									Fuselöle dienenden Körpern angefüllt werden.
                           Die am Boden der Blase S zurückgebliebene an Alkohol
                              									arme Flüssigkeit sammelt sich in einer Mulde an der tiefsten Stelle des Bodens und
                              									wird von da über den Boden u der höchsten Kapsel der
                              									Colonne IV gefördert, was mittels einer Pumpe P geschehen kann. In dieselbe Colonne flieſst auch der
                              									am Boden der Colonne III über dem Boden n sich ansammelnde Lutter, welcher durch das Rohr g bis an den Boden des weiteren Rohres herunterflieſst,
                              									in demselben aufsteigt und dann über dessen Rand und über eine Anzahl Doppelteller
                              										r an den Boden u
                              									flieſst und hier, vereinigt mit der vom Boden der Blase S anlangenden Flüssigkeit, weiter die Colonne IV durchflieſst und das Product dritter Güte liefert. Die Blase T dient zum Ansammeln der zurückgebliebenen
                              									alkohollosen Flüssigkeit, sowie zum Nachwärmen entweder mittels direkter
                              									Dampfeinströmung durch ein Dampfrohr l, oder auch durch
                              									den bereits gebrauchten Dampf, welcher aus A oder aus
                              									der Blase S ausströmt. Die Heizung der Blase S geschieht durch die Dampfschlange v und ein nach innen gelochtes Dampfrohr m. Darüber
                              									wird die Blase mit Kieselsteinen, Glasscherben, Steinen oder mit ähnlichem, vom
                              									Spiritus nicht angreifbarem Materiale, welches die Verdampfungsfläche vergröſsert,
                              									angefüllt.
                           Das Rohr k dient zur Ueberführung des Lutters aus
                              									Colonne II in die Colonne I, hat auſserdem aber auch noch den Zweck, den Inhalt des Vorwärmers A unberührt lassen zu können, falls man die Colonnen
                              										II und I von oben
                              									ausspülen will. Bei vollständiger Einstellung des Betriebes läſst man durch das Rohr
                              										z Wasser ein, um den Spiritus in A herauszutreiben, welcher über B ganz verdampft werden kann.
                           F. Schmid in Darmstadt (* D. R. P. Nr. 36107 vom 30.
                                 									December 1885) empfiehlt aus Roststäben gebildete
                                 										Colonnenböden. Die zu destillirenden Flüssigkeiten treten bei a (Fig. 4 Taf. 33) in den
                              									Vorwärmer F, dann durch Rohr c in den Colonnenapparat C. Von dem oberen
                              									schrägen Roste fällt die Maische von einem Roste auf den anderen und wird durch die
                              									hochsteigenden Dämpfe, welche durch das Rohr d im
                              									unteren Theile des Apparates einströmen, vollständig entgeistet. Die Schlempe lieſst
                              									in den unter dem Apparate befindlichen Vorwärmer und gibt hier ihre Wärme an die in
                              									den Heizrohren des Vorwärmers befindliche Maische ab. Die aus der Maische
                              									entwickelten Alkoholdämpfe steigen hoch nach der Luttercolonne L und kommen zuerst in vier Haubenböden und dann in
                              									eine Anzahl Siebböden. Die Hauben- und Siebböden bestehen aus zwei oder mehreren
                              									Theilen und können, wenn dieselben gereinigt oder ausgewechselt werden, leicht durch
                              									die am Apparate angebrachten Handlöcher herausgenommen werden. Ebenso können die Roststäbe in der
                              									Maischcolonne durch die Handlöcher herausgenommen und gereinigt werden. Aus der
                              									Luttercolonne steigen die Alkoholdämpfe nach dem Condensator und von da nach dem
                              									Kühler, wo sie vollständig verdichtet werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
