| Titel: | Diamanten zum Besetzen der Diamant-Bohrkronen; von E. Gad. | 
| Autor: | E. Gad , Gd. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 21 | 
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                        Diamanten zum Besetzen der Diamant-Bohrkronen;
                           								von E. Gad.
                        Diamanten zum Besetzen der Diamant-Bohrkronen.
                        
                     
                        
                           Es gibt zwei Arten schwarzer Diamanten, welche in der Regel für Diamant-Bohrkronen
                              									verwendet werden, und die unter dem Namen Carbonat
                              									einerseits und Bort oder Bortz andererseits bekannt sind.
                           Die ersteren, die Carbonate, finden sich in Gestalt von kleinen unregelmäſsigen
                              									Kieseln, vielfach schwerer als 5 Karat, und in der Färbung von dunkelbrauner
                              									fleckiger Kohle, nur nicht ganz so glänzend und schwarz wie diese. Der sogen. Bort
                              									oder Bortz ist ein richtiger, ebenfalls dunkel gefärbter Diamant, der nur seiner
                              									Fehler wegen für Juwelierarbeiten ungeeignet erscheint. Er ist fast rund geformt,
                              									wird selten gröſser als eine Erbse – oder 5 Karat schwer – verwandt und meist an die
                              									äuſsere Kante der Bohrkrone gesetzt, da er seiner Form nach weniger dem Einklemmen
                              									in etwaigen Felsspalten ausgesetzt ist, als dies bei den unregelmäſsig gestalteten
                              									und scharfkantigen Carbonaten der Fall ist.
                           Die Weltmärkte für diese Diamanten sind London, Paris und Amsterdam (z.B. die Firma
                              										H. Uildert am letztgenannten Platz). Die
                              									hauptsächlichsten Fundstätten besitzt Brasilien (Bahia), demnächst Sibirien,
                              									neuerdings auch Süd-Afrika. Die Diamanten der beiden letztgenannten Länder stehen indeſs bei ihrer
                              									glasigen und wenig zähen Beschaffenheit, welche sie dem Zermalmen bei der Arbeit zu
                              									sehr aussetzt, den Steinen aus Brasilien so weit nach, daſs man bis jetzt
                              									thatsächlich nur die letzteren zum Besetzen von Bohrkronen benutzt hat. Das Sammeln
                              									der Diamanten findet gleich wie das Waschen des Goldes aus den
                              									Alluvialanschwemmungen statt. Lager von groben Kiesen und runden Kieseln, von
                              									zertrümmertem Gestein stammend, und unter dem Sand und Lehm des Alluviums dem Fels
                              									direkt aufliegend, sind die Fundstätten – in Brasilien „Formaçâo“ genannt –
                              									für Diamanten sowohl wie für Gold. In Strombetten z.B. werden sie während der dürren
                              									Jahreszeit durch Versiegen des Wassers oder sonst mittels besonderer Schleusen
                              									bloſsgelegt. Aus ihnen oder auch aus anderen Ablagerungen wird der Kies entnommen,
                              									um zur gelegenen Zeit ausgewaschen zu werden.
                           In Brasilien findet das Auswaschen meist zur Regenzeit statt. Es wird alsdann unter
                              									einem Schuppen Wasser durch eine Reihe Tröge geleitet, die mit dem betreffenden Kies
                              									gefüllt sind. An jedem Trog arbeitet ein nackter Neger, während zahlreiche Aufseher
                              									eine scharfe Controle üben, damit keine Entwendungen seitens der Arbeiter
                              									vorkommen.
                           Bei der Kostspieligkeit der Einrichtung ist die Gewinnung der Diamanten bei weitem
                              									nicht so lohnend, als der fernere Zwischenhandel mit denselben.
                           Die Preise sind bisher sehr schwankend gewesen. So betrugen sie im J. 1876 25 M. für
                              									1 Karat, stiegen 1882 auf 80 M., fielen 1883 wieder auf 62 M. und stehen zur Zeit 56
                              									M. für 1 Karat. Ganze Steine für Bohrzwecke sind je nach Gröſse und Qualität für 40
                              									M. bis 400 M. erhältlich.
                           Die Diamanten werden roh, ohne irgend welche Verarbeitung, in die Bohrkronen
                              									eingesetzt, und zwar mit den Spitzen, sowie den scharfen Kanten nach innen, dagegen
                              									mit den gröſsten Flächen nach auſsen, damit recht viele Berührungsflächen mit dem
                              									Gestein entstehen. Meist werden sie direkt in die Bohrkrone eingelassen, indem man
                              									in den gut geglühten Stahlring kleine Löcher bohrt und ausmeiſselt, dann die
                              									Bohrlöcher nach dem Einpassen der Steine zustemmt, worauf die Krone im Feuer,
                              									gewöhnlich im Bleibade, geglüht, mit Cyankali gekohlt und im kalten Wasser
                              									abgelöscht bezieh. gehärtet wird. Neuerdings setzt die Firma Docwra und Sohn in London die Diamanten zunächst in besondere Stahlzapfen
                              									und stemmt letztere darauf in die Lippen der Bohrkrone fest, was den Vortheil hat,
                              									daſs man dieselben Diamanten mit den Zapfen in verschiedenen Bohrkronen verwenden
                              									kann.
                           Die Abnutzung guter, sorgfältig eingesetzter Diamanten geht selbst beim Durchbohren
                              									des härtesten Gesteines sehr allmählich von statten, und zwar in der Art, daſs ab
                              									und zu kleine Splitterchen abspringen. Betreffs der Kosten für Abnutzung der
                              									Diamanten beim Bohren sind die Angaben sehr verschieden. Während z.B. Pupovac
                              									(Wien 1874) dieselben mit 4,25 M. für 1m
                              									berechnet, nimmt sie die Amerikanische
                                 										Diamant-Bohrgesellschaft in einem Fall (Bohrung im Kohlenwerk Mid-Lothian,
                              									Chesterfield County, Virginia 1874) mit 1 M. für 1m an, während sie für andere Fälle jede beträchtliche Abnutzung in Frage
                              									stellt, was übrigens seitens anderer Interessenten vielfach ebenfalls geschieht. Als
                              									ausnahmsweise scheint die Angabe des Prof. Rochelt (Berg-
                                 										und Hüttenmännische Zeitung, 1875 S. 200), daſs man auf 4m,7 Bohrlochtiefe den Verlust eines Diamanten
                              									rechnen müsse.
                           Falls sich ein Diamant beim Bohren aus der Bohrkrone ausgelöst hat, so macht sich
                              									dies durch ein Stoſsen des Gestänges bemerkbar, wenn nicht gerade in grobkörnigem
                              									Gestein oder in Conglomerat gebohrt wird. Hört das Stoſsen bald auf, so ist der
                              									Diamant meist zertrümmert, und seine Splitter werden in dem zu Tage gespülten
                              									Bohrschlamm aufgefunden. So lange das Vibrieren des Gestänges anhält, pflegt der
                              									Stein noch nicht ganz zerstoſsen zu sein und kann mittels der Wachskrone noch
                              									aufgefangen werden.
                           
                              
                                 Gd.