| Titel: | Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. | 
| Autor: | C. Engler | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 29 | 
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                        Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C.
                              								Engler.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 267 S.
                           								592.)
                        Engler, über die deutschen Erdöle.
                        
                     
                        
                           Beurtheilung der praktischen Verwerthbarkeit der deutschen
                                 										Erdöle.
                           Der Werth eines Erdöles hängt in erster Reihe ab von seiner Brauchbarkeit zur
                              									Bereitung von Leuchtöl und von Schmierölen. Erst in zweiter Reihe kommt auch noch
                              									die Möglichkeit der Ausbeutung von Nebenproducten, als Petroleumäther und andere
                              									leichte Essenzen (Ligroin, Benzin), Mittelöle (Putzöle, Löseöle, Gasöle), Vaselin
                              									und Vaselinöl, Paraffin und Asphalt oder Koksrückstand, in Betracht. Die
                              									Verarbeitung der Destillationsrückstände durch trockene Destillation unter
                              									theilweiser Vergasung auf
                              									aromatische Rohstoffe der Farbenfabrikation, wie Benzol, Toluol, Naphtalin und
                              									Anthracen, ist in Folge der groſsen Massen von Steinkohlentheer (Gas- und neuerdings
                              									auch Kokstheer), welche zu billigen Preisen zur Verfügung stehen, trotz sehr
                              									bemerkenswerther Anfänge völlig ins Stocken gerathen und wird für die nächsten Jahre
                              									aller Voraussicht nach nicht in Betracht kommen. Nur die Benutzung der Rückstände
                              									als Brennmaterial für den Fabrikbetrieb selbst und in neuester Zeit auch für
                              									Umwandlung durch Ueberdruck-Destillation in leichte Oele kommen noch in Betracht und
                              									sind deshalb in der vorliegenden Arbeit mit berücksichtigt worden.
                           A. Prüfung auf den Werth der deutschen Erdöle als
                                 										Leuchtmaterial, insbesondere im Vergleich mit dem pennsylvanischen und dem
                                 										kaukasischen Oel.
                           a) Mengenbestimmung der Einzelfractionen. Aus den schon
                              									früher mitgetheilten Resultaten vergleichender fractionirter Destillation mit
                              									Erdölen verschiedenster Abstammung geht hervor, daſs die Oele sehr verschieden reich
                              									an den gewöhnlich als „Brennölfraction“ bezeichneten, zwischen 150 und 300°
                              									siedenden Theilen sind. Die Menge dieser letzteren darf jedoch für die Beurtheilung
                              									der Brennölausbeute nicht ohne Weiteres als Grundlage genommen werden, denn einmal
                              									sind die Ausbeuten durch den Destillationsbetrieb im Groſsen ganz andere als bei
                              									Destillationen im Kleinen, dann aber spielt bei der Ausbeute im Groſsbetrieb der
                              									Gehalt an Theilen, die unmittelbar unter 150° sieden (Essenzen), insoweit sie den
                              									Entflammungspunkt bei uns nicht unter 21° herunterdrücken, wenigstens für den
                              									deutschen Markt eine erhebliche Rolle, und endlich kann bei relativ geringem
                              									specifischen Gewicht der über 250 und 300° siedenden Theile die Ausbeute an Brennöl
                              									dadurch, daſs man gröſsere Mengen dieser letzteren ohne zu starke Beeinträchtigung
                              									der Brennfähigkeit zu dem Brennöl hinzunehmen darf, höher gesteigert werden, als bei
                              									Oelen, deren höher siedende Theile im Vergleich dazu specifisch schwerer sind.
                           Als beiderseitige Typen in diesem Sinne mögen das Erdöl von Pennsylvanien und
                              									dasjenige von Baku (Balakhani) dienen. Die Brennölfraction des ersteren Oeles
                              									beträgt nach der erwähnten Zusammenstellung 35 bis 38,25 Vol.-Proc., des letzteren
                              									(Baku) 39,5 Vol.-Proc., und trotzdem wird in den amerikanischen Raffinerien weit
                              									mehr Brennöl ausgebeutet, als in denen von Baku, denn von den 21 bis 31,5 Proc.
                              									unter 150° siedenden Theilen des pennsylvanischen Erdöles kann noch ein sehr
                              									erheblicher Theil zu dem Leuchtöl geschlagen werden (that-sächlich enthalten unsere
                              									amerikanischen Brennöle durchschnittlich über 15 Proc. davon), und ebenso verträgt
                              									ein derartiges Oel wegen des relativ geringen specifischen Gewichtes und der relativ
                              									leichten Verbrennlichkeit der schweren Oele noch einen erheblichen Gehalt an solchen
                              									schweren, über 300° siedenden Theilen, ohne daſs die Leichtverbrennlichkeit und die
                              									Leuchtkraft allzusehr Noth leiden (thatsächlicher Gehalt des amerikanischen
                              									Brennöles an über 290° siedenden Theilen als Mittel aus 10 Handelsmarken: 26
                              									Vol.-Proc.). Dem gegenüber hat das Balakhani-Erdöl verhältniſsmäſsig viel weniger
                              									direkt unter 150° siedende Theile, und es können schon wegen der fehlenden
                              									Compensation des specifischen Gewichtes in dem Producte, insbesondere aber auch
                              									wegen des relativ hohen specifischen Gewichtes und der schweren Verbrennlichkeit der
                              									unmittelbar über und unter 300° siedenden Theile wenige dieser schweren Oele in das
                              									Brennöl genommen werden (vier kaukasische Brennölsorten aus den Nobel'schen Werken ergaben in der That nur 8 Proc.
                              									unter 150° und 5,4 Proc. über 290° siedender Theile), woher es kommt, daſs in den
                              									Raffinerien von Baku nur etwa halb so viel Leuchtöl ausgebeutet werden kann, wie in
                              									den amerikanischen. Schon die über 270° siedenden Oele von Baku-Erdöl verbrennen
                              									sehr träge.
                           Inwieweit die deutschen Erdöle sich ihrem Charakter nach mehr dem einen oder mehr dem
                              									anderen der eben markirten Typen anschlieſsen, soll die folgende Untersuchung
                              									lehren. Es mag aber auch schon jetzt betont werden, daſs unsere landläufige Ansicht,
                              									die über 250 bis 3000 siedenden Theile seien schlechte Lichtgeber, auf der ganz
                              									willkürlichen Anwendung von Lampen beruht, die in Folge von geringer Luftzufuhr und
                              									zu groſser Steighöhe für das Oel im Dochte ein vortheilhaftes Brennen jener
                              									Oeltheile schlechterdings nicht gestatten. Neuere Versuche haben denn auch gezeigt,
                              									daſs sich Brenner construiren lassen, auf denen auch schwere Oele (bis zu 0,84 spec.
                              									Gew.) ruſslos und mit sehr gutem Lichteffect gebrannt werden können. Unter
                              									Berücksichtigung dieser Thatsache modificiren sich selbstverständlich auch die
                              									Ansichten darüber, was man unter Brennöl für Lampen mit verstärkter Luftzufuhr und
                              									verminderter Dochthöhe zu verstehen hat. Jedenfalls kann dessen Ausbeute unter
                              									solchen Verhältnissen durch Hinzunahme schwerer Oele entsprechend gesteigert werden
                              									(vgl. Alibegow und Dolinin
                              									1888 267 265 und 362).
                           Um einen Vergleich über die Zusammensetzung unserer deutschen Erdöle im Hinblick auf
                              									ihre Verarbeitung als Leuchtöl zu erlangen, wurde auch noch die
                              										„Leuehtölfraction“, womit vorerst der ganze unter 300° überdestillirende
                              									Theil der Rohöle bezeichnet werden soll, einer fractionirten Destillation von 20 zu
                              									20° unterworfen. Eine solche Destillation muſste ergeben, ob besagte
                              									Leuchtölfraction bei der nachherigen Darstellung des Leuchtöles ganz oder nur zum
                              									Theil zur Raffination (mit Schwefelsäure, Natronlauge, Wasser) genommen werden darf,
                              									bezieh. welche Theile fortzulassen sind, wie groſs also die effective Ausbeute an
                              									Leuchtöl sein würde.
                           Die bei der fractionirten Destillation beobachtete Methode ist dieselbe, welche
                              									weiter oben beschrieben ist. Des Vergleichs halber sind mit denjenigen der
                              										„Leuchtölfraction“ der deutschen Oele auch noch die Resultate zusammengestellt,
                              									welche bei gleicher fractionirter Destillation mit einer Anzahl ausländischer
                              									Brennöle erhalten worden sind.
                           
                              
                                 Brenöll-fraction (alles unter300°
                                    											siedende)von
                                 
                                 Enth. Punkt
                                 Spec. Gew.
                                 Beginn desSiedens.
                                 Bis 130°
                                 130/150°
                                 150/170°
                                 170/190°
                                 190/210°
                                 210/230°
                                 230/250°
                                 250/270°
                                 270/290°
                                 290/310°
                                 Ueber 290°
                                 
                              
                                 PechelbronnBohrloch
                                    											146
                                 ccgr
                                 ––
                                 ––
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                                   6  4,2
                                 13,510,6
                                 16,518,8
                                 18,514,8
                                 15,513,4
                                 1512,8
                                 75,9
                                   8  –
                                 
                              
                                 PechelbronnBohrloch
                                    											213
                                 ccgr
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                                 ––
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                                 18,512,4
                                   8  6,1
                                 10,5  8,1
                                   8,5  6,6
                                 12  9,6
                                   8,5  6,8
                                 12  9,5
                                   9  7,4
                                   5,5  4,6
                                 54,2
                                   7,5  –
                                 
                              
                                 Oelheim
                                 ccgr
                                 ––
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                                 ––
                                   3,5  2,5
                                 12,5  9,5
                                 1914,3
                                 1815,8
                                 10  9
                                 1110
                                   9  7,4
                                   7,5  6,8
                                 5,54,0
                                   9,5  –
                                 
                              
                                 Tegernsee
                                 ccgr
                                 ––
                                 ––
                                 ––
                                 24,517,9
                                 11,5  8,7
                                   9,5  7,7
                                   8  5,5
                                   9,5  7,8
                                 11  8,6
                                 11  8,7
                                   6  5
                                   2  1,9
                                   –  –
                                   7  –
                                 
                              
                                 KaukasischesBrennöl
                                 I
                                 ccgr
                                 31
                                 0,820
                                 129
                                 –
                                   6  5,23
                                 16  –11,94
                                 1613,33
                                 16,2513,1
                                 14,7512,17
                                 1310,66
                                   8,5  6,37
                                   4,5  3,27
                                 32,32
                                   8  –
                                 
                              
                                 KaukasischesBrennöl
                                 II
                                 ccgr
                                 32
                                 0,820
                                 112
                                   2,25  1,69
                                   8,75  6,37
                                 1511,55
                                 11,5  8,97
                                 1310,42
                                 15,7513,15
                                 1110,28
                                   9  7,83
                                   7  5,74
                                 54,6
                                   6,75  –
                                 
                              
                                 KaukasischesBrennöl
                                 III
                                 ccgr
                                 34
                                 0,8205
                                 118
                                   2  1,43
                                   6,75  5,60
                                 1310,01
                                 1410,92
                                 18,2514,6
                                 1512,45
                                 1412,84
                                   7  6,09
                                   4,75  3,89
                                 2,52,0
                                   5  –
                                 
                              
                                 KaukasischesBrennöl
                                 IV
                                 ccgr
                                 36
                                 0,820
                                 119
                                   2  1,32
                                   4,25  3,1
                                 1411,3
                                 1914,8
                                 13,7510,33
                                 23,2518,09
                                 10  9,3
                                   6  5,23
                                   3  2,46
                                 10,91
                                   5  –
                                 
                              
                                 Amerikan.Brennöl
                                 I
                                 ccgr 
                                 25,5
                                 0,809
                                 115
                                   6,5  4,49
                                   7,5  5,37
                                   7  5,97
                                   8  7,32
                                   6  4,58
                                   9  5,98
                                   7,75  6,03
                                   9,25  7,49
                                 11  9,91
                                 53,18
                                 28  –
                                 
                              
                                 Amerikan.Brennöl
                                 II
                                 ccgr
                                 24,5
                                 5,800
                                 100
                                   6,9  4,83
                                   8,9  6,31
                                   9  6,9
                                 11  8,58
                                   8,25  6,41
                                   9  8,07
                                   7,8  6,47
                                   8  6,96
                                   7  5,74
                                 21,89
                                 24,15  –
                                 
                              
                                 Amerikan.Brennöl
                                 III
                                 ccgr
                                 25,5
                                 0,805
                                 102
                                   8,5  5,81
                                   6,5  4,65
                                 11  9,36
                                 12,5  9,93
                                 10,5  8,01
                                   9,5  7,8
                                   6,5  4,83
                                   6,5  5,3
                                   8  6,8
                                 76,0
                                 20,5  –
                                 
                              
                                 Amerikan.Brennöl
                                 IV
                                 ccgr
                                 24,5
                                 0,805
                                 110
                                   7,75  5,21
                                   7,5  5,95
                                   8  5,95
                                   7  5,35
                                   5,75  4,75
                                   6,25  5,23
                                 11,5  9,24
                                   9,75  8,14
                                   9,75  8,15
                                 4,754
                                 26,75  –
                                 
                              
                                 Amerikan.Brennöl
                                 V
                                 ccgr
                                 23,5
                                 0,800
                                 105
                                   9,25  6,51
                                 11,25  9,29
                                   8  6,03
                                   9,25  5,73
                                   5  4,38
                                   7  5,11
                                   5,25  5,08
                                   7,25  5,5
                                   6,25  5,78
                                 54
                                 30,75  –
                                 
                              
                                 Amerikan.Brennöl
                                 VI
                                 ccgr
                                 27,5
                                 0,805
                                 115
                                   4  2,78
                                   8,5  6,79
                                 12,5  9,08
                                 11,5  8,64
                                   8,75  7,04
                                   9,5  7,55
                                   9,25  7,8
                                 10,5  8,49
                                   4,75  3,86
                                 43,97
                                 20,75  –
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Spec. Gew.
                                 Entflamm. Punkt
                                 
                              
                                 Pechelbronner Leuchtöl, Bohrloch 146
                                 0,812
                                 34°
                                 
                              
                                 Pechelbronner Leuchtöl, Bohrloch 213
                                 0,805,
                                  27,5
                                 
                              
                                 Oelheimer Leuchtöl
                                 0,819
                                  34,5
                                 
                              
                           Es liegt selbstverständlich in der Hand des Raffineurs, aus einem rohen Erdöl ein
                              									Brennöl mit beliebigen Mengen über 290 oder 300° siedenden Theilen auf Kosten der
                              									Qualität des Brennöles herauszudestilliren, und insofern besagen die Resultate obiger Zusammenstellung
                              									wenig oder gar nichts. Doch ergibt sich immerhin daraus, daſs es nicht möglich ist,
                              									aus dem Oelheimer Rohöl so viel Brennöl gleicher Güte auszubeuten, wie aus
                              									demjenigen von Baku, geschweige denn dem von Pennsylvanien. Aehnliches gilt, doch in
                              									weit geringerem Grade, für das ältere Pechelbronner Springquellenöl (Bohrloch Nr.
                              									146). Beide Oelsorten enthalten zu wenig von den unmittelbar, unter und über 150°
                              									siedenden leichteren Oelen, um die Hinzunahme nennenswerther Mengen der in der Nähe
                              									von 300° siedenden schwereren Oeltheile ohne zu groſse Erhöhung des specifischen
                              									Gewichtes und zu starke Beeinträchtigung der Leichtverbrennlichkeit zu gestatten;
                              									denn nach der oben gegebenen Erklärung ist z.B. bei der Raffination des
                              									pennsylvanischen die Hinzunahme von 26 Proc. Schwerölen nur dadurch möglich, daſs
                              									als Compensation der Dichte und anderer wichtiger Eigenschaften (Steigkraft,
                              									Leichtverbrennlichkeit) auch noch über 15 Proc. leichter, nahe unter 150° siedender
                              									Essenzen mit hinzugenommen werden können.
                           Von weit günstigerer Beschaffenheit hinsichtlich Brennölausbeute ist das neue
                              									Pechelbronner Springquellenöl (Bohrloch Nr. 213), welches neben guter Ausbeute an
                              									eigentlicher Brennölfraction (150 bis 290 bezieh. 300°) so viel leichte Essenzen
                              									aufweist, um auch noch die Hinzunahme schwerer Oele zu ermöglichen. – Dem
                              									pennsylvanischen Erdöl ziemlich gleich steht in dieser Beziehung das Tegernseer Oel,
                              									welches hinsichtlich Brennölausbeute als das beste deutsche Rohöl bezeichnet werden
                              									muſs.
                           Beide Erdöle (Pechelbronn neuer Bohrung und Tegernsee) enthalten andererseits auch
                              									schon solche Mengen ganz leicht, nahe und über 100° siedender Theile, daſs, um den
                              									Flammpunkt nicht unter 21° kommen zu lassen, die bis etwa 125° siedende Fraction bei
                              									der Raffination beseitigt, bezieh. als Petroleumäther, Benzin u.s.w. verarbeitet
                              									werden muſs. Während also die ganze „Brennölfraction“ (alles unter 300°
                              									siedende) des hannoverschen und des älteren Elsässer Springquellenöles zu dem
                              									Leuchtöl genommen werden kann, so daſs nur noch die Verluste der chemischen
                              									Reinigung in Rechnung zu bringen sind, kommt für die beiden ersteren Oele der unter
                              									125° siedende Theil, bei dem Pechelbronner etwa 8 bis 10 Proc., bei dem Tegernseer
                              									noch mehr, im Groſsbetrieb in Wegfall.
                           Daſs übrigens auch aus dem Oelheimer und dem alten Pechelbronner Springquellenöl
                              									unter Hinzunahme der höher siedenden Theile (250 bis 300° und darüber) noch recht
                              									gut brennende Leuchtöle erzielt werden können, wenn man die Oele nur auf richtigen
                              									Lampen, d.h. mit Brennern, die genügenden Luftzug haben, brennt, werden die
                              									folgenden Versuche lehren.
                           Die fractionirte Destillation der Leuchtölfraction des schon oben erwähnten Erdöles
                              									von Ohlungen bei Hagenau ergab für die Hauptfractionen in Vol.-Proc:
                           
                           
                              
                                 unter 150°
                                 150 bis 200°
                                 200 bis 250°
                                 250 bis 300°
                                 über 300°
                                 
                              
                                 13,3
                                 21,6
                                 27,0
                                 28,0
                                 10,1
                                 
                              
                           Das Oel ist um Weniges ärmer an leichten Essenzen, dürfte aber in Bezug auf
                              									Leuchtölausbeute dem neuen Pechelbronner Springquellenöl trotzdem nahekommen, da
                              									jedenfalls nahezu der ganze unter 150° siedende Theil mit hinzugenommen werden
                              									kann.
                           b) Die Prüfung der Leuchtkraft der deutschen Erdöle im
                                 										Vergleich mit den pennsylvanischen und kaukasischen Oelen. Die Photometrie
                              									des Erdöles wird zur Zeit im Allgemeinen noch nicht unter Berücksichtigung aller der
                              									Vorsichtsmaſsregeln durchgeführt, welche zur Erlangung zuverlässiger
                              									Vergleichswerthe unerläſslich sind. Vor Allem verlangen die Oele verschiedener
                              									Fundstätten, wegen ihrer verschiedengradigen Verbrennlichkeit bei Anstellung solcher
                              									Versuche, die Anwendung von Brennern mit verschieden starkem Luftzutritt.
                           Als Versuchslampen wurden hauptsächlich 2 Systeme benutzt, von denen auf Grund
                              									zahlreicher Versuche das eine für pennsylvanisches, das andere für kaukasisches
                              									Brennöl sich am vortheilhaftesten erwiesen hatte: ersteres der Kosmosrundbrenner von
                              										Wild und Wessel in Berlin, letzteres der
                              									verbesserte Kosmosbrenner von Schuster und Baer
                              									dortselbst. Bei schwerem Oelheimer Oel wurde auch noch der Heliosbrenner, der
                              									ursprünglich für das 0,84 schwere Heliosöl construirt ist, genommen. Für die Messung
                              									der Lichtstärke diente ein verbessertes Bunsen'sches
                              									Photometer, als Einheit die deutsche Normal-Paraffinkerze unter Reduction der
                              									Ablesungen auf 50mm Flammenhöhe. Letzteres ist für
                              									brauchbare Resultate wegen verschieden hoher Normalflamme unerläſslich. Jede halbe
                              									Stunde der gewöhnlich fünfstündigen Versuchsdauer wurde mindestens eine Ablesung
                              									gemacht.
                           Die Versuchsbrennöle waren aus den schon oben beschriebenen rohen Erdölen durch
                              									Abdestilliren der bis 300° siedenden Fraction, unter Beseitigung der unter 125°
                              									siedenden leichten Essenzen bei dem neuen Pechelbronner Springquellenöl (Bohrloch
                              									113) und darauf folgende chemische Reinigung mit concentrirter Schwefelsäure,
                              									Natronlauge und Wasser dargestellt. Zu den Leuchtölen des Pechelbronner älteren
                              									Springquellenöles, sowie des Oelheimer Oeles wurde also die ganze unter 300°
                              									siedende Fraction, zu dem Leuchtöl des Pechelbronner neueren Springquellenöles nur
                              									der zwischen 125 bis 300° übergehende Theil genommen. Als Apparat diente eine kleine
                              									kupferne Destillationsblase, aus der, so lange die Leuchtöle übergingen, auf freiem
                              									Feuer, später beim Uebertreiben der Schmieröle, mit Unterstützung von gespanntem
                              									Dampf destillirt wurde (vgl. die später folgende Abbildung).
                           Nach den in nachstehender Tabelle enthaltenen Resultaten steht das Pechelbronner
                              									Brennöl älterer Bohrung beim Brennen auf gewöhnlicher Lampe in Bezug auf Leuchtkraft
                              									hinter dem Oelheimer Oel um weniges, erheblicher hinter den Brennölen von Baku und
                              									Pennsylvanien zurück,
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                       Art des Erdöles
                                       
                                    
                                 Artdes Brenners
                                 Nr. des Erdöles
                                 Proc.-Gehalt annorm. Brennöl(150
                                    											bis 290°)
                                 Proc.-Gehalt anschwer sied.
                                    											Th.(über 290°)
                                 Lichtstärke inder 1. Stunde
                                 Lichtstärke anEnde des
                                    											Versuches
                                 Mittl. Lichtstärkeaus 10
                                    											Ablesung
                                 Dauer des Ver-suches, Stunden
                                 Oelverbrauchfür NK undStunde
                                 Gewicht desKohlen-ringes
                                 
                              
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 Pechelbronn,Bohrloch Nr. 146
                                 
                                    Wild und Wessel
                                    
                                    Schuster und Baer
                                    
                                 
                                 92–
                                 8–
                                   8,5  8,8
                                 7,58,0
                                 8,0  8,32
                                 55
                                 4,324,37
                                 0,1020,097
                                 
                              
                                 Pechelbronn,Bohrloch Nr. 213
                                 
                                    Wild und Wessel
                                    
                                    Schuster und Baer
                                    
                                 
                                 79–
                                      9,5–
                                 10,310,1
                                 7,87,6
                                 8,98,9
                                 55
                                 3,74.1
                                 0,0610,043
                                 
                              
                                 Oelheim,Deutsche
                                    											Petroleum-Bohr-Gesellschaft
                                 Wild und WesselSchuster und BaerHelios
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 87––
                                      9,5––
                                   9,0  9,410,2
                                 7,27,78,7
                                   7,958,4  9,53
                                 555
                                 3,863,513,4
                                 0,117  0,09850,048
                                 
                              
                                 AmerikanischesBrennöl,
                                    											aus derStadt Karlsruhe ent-nommen
                                 
                                    
                                    Wild und
                                       											Wessel
                                    
                                 IIIIII
                                 58    60,04  64,5
                                 28     24,15   20,5
                                     8,65    8,55    9,15
                                 7,06,56,8
                                 7,6  7,727,8
                                   7¼  7½  5¼
                                 4,13,74,0
                                   0,08490,062  0,0585
                                 
                              
                                 VerbesserterKosmosbrenner v.Schuster u. Baer
                                 I
                                 –
                                 –
                                   9,4
                                 7,8
                                 8,0
                                 6
                                 4,2
                                   0,0832
                                 
                              
                                 KaukasischesBrennöl, aus
                                    												demNobel'schen Behälterzu
                                    											Illowo
                                 
                                    Wild und Wessel
                                    
                                 III
                                 89    82,25
                                 5     6,75
                                     8,35  8,4
                                 7,67,8
                                   7,86  7,93
                                 56
                                 3,763,8
                                 0,0640,050
                                 
                              
                                 VerbesserterKosmosbrenner,v. Schuster u. Baer
                                 I
                                 –
                                 –
                                 10,1
                                 9,4
                                   9,72
                                   6¾
                                 3,8
                                 0,020
                                 
                              
                           was offenbar seinen Grund in dem geringen Gehalt dieses Oeles
                              									an unter 200° siedenden Theilen hat. Insbesondere fällt der starke Oelconsum auf
                              									(über 4g für 1 Kerze und Stunde), und günstig
                              									gestaltet es sich nur in Bezug auf die geringe Abnahme der Leuchtkraft der Flamme
                              									während fünfstündiger Brennzeit (nm 8,5 und 8,8 auf 7,5 bezieh. 8 L. St.), und es
                              									übertrifft in dieser Beziehung – gleiche Brenner
                              									vorausgesetzt – das Oelheimer Oel. Beide Oele brennen am besten auf Lampen mit
                              									verstärkter Luftzufuhr (Schuster und Baer) und die
                              									günstigsten Resultate sowohl hinsichtlich des Lichteffectes, als auch
                              									gleichbleibender Lichtstärke und geringen Oelconsums gibt das Oelheimer Oel unter
                              									Anwendung des mit sehr starker Luftzufuhr versehenen Heliosbrenners, was wiederum in
                              									der geringen Menge leichtsiedender Theile, worin es sich bei sonstiger groſser
                              									Aehnlichkeit von dem Baku-Brennöl unterscheidet, seinen Grund hat. Daraus ist zu
                              									schlieſsen, daſs, wenn das Oelheimer Erdöl mit einer Ausbeute von 32 Vol.-Proc.
                              									(gleich etwa 27 Gew.-Proc.) nur auf eine Leuchtölsorte
                              									verarbeitet werden soll, bei deren Consum besondere Brenner zur Anwendung kommen
                              									müssen. Anderenfalls müſste die Leuchtölausbeute unter Hinweglassung der schweren
                              									Theile um fast die Hälfte reducirt werden. Alsdann könnte dieses Oel, wie sich aus
                              									den unten aufgeführten Versuchen über Leuchtkraft einzelner Fractionen ergibt,
                              									allerdings auch auf gewöhnlichen Lampen für pennsylvanisches oder doch für
                              									kaukasisches Erdöl vortheilhaft gebrannt werden. Die höher siedenden Theile wären
                              									alsdann auf ein schweres Solaröl (spec. Gew. 0,82 bis 0,83) oder Heliosöl (bis zu
                              									0,840 spec. Gew.) zu verarbeiten, und dieses Product könnte entweder als Mischöl für
                              									andere sehr leichte Brennöle oder zum Brennen auf besonderen Lampen verwerthet
                              									werden. Als dritte Möglichkeit bliebe noch der Versuch, das Oelheimer Brennöl (Fraction
                              									bis 300°) durch Zusatz von leichten Essenzen, die ja in groſser Menge als
                              									Nebenproduct der Erdölraffination erhalten werden und beispielsweise in Baku noch
                              									gröſstentheils fortlaufen gelassen oder abgebrannt werden, um so viel specifisch
                              									leichter und leichter verbrennlich zu machen, daſs das Gemisch auch auf gewöhnlichen
                              									Lampen leicht und ohne Blaken brennt. Vielleicht wäre dieser Ausweg noch der beste,
                              									um die geringwerthige Brennölfraction des Oelheimer Oeles in ihrem Handelswerth zu
                              									erhöhen, ohne die Ausbeute allzusehr reduciren zu müssen. Auch die während des
                              									Brennens nicht unbedeutende Ausscheidung von Kohle am Docht deutet auf einen relativ
                              									hohen Gehalt der Brennölfraction von Oelheim und auch von Pechelbronn älterer
                              									Bohrung an schwerverbrennlichen Oelen.
                           Das Pechelbronner Erdöl neuerer Bohrung kommt in seinem allgemeinen Verhalten beim
                              									Brennen auf der Lampe mit dem pennsylvanischen sehr nahe überein, ja übertrifft
                              									dasselbe noch hinsichtlich Gleichbleibens der Leuchtkraft bei fünfstündigem Brennen,
                              									auch bezüglich geringen Oelconsums. Wie das amerikanische brennt es auch am
                              									vortheilhaftesten auf gewöhnlicher Lampe, also ohne verstärkte Luftzufuhr, während
                              									die beiden anderen in dieser Beziehung mit dem Bakuer Erdöl übereinstimmen.
                           Das aus dem Rohöl von Ohlungen dargestellte Brennöl kam mit dem eben besprochenen
                              									Pechelbronner mehr nahe überein, doch ergab es den günstigsten Lichteffect auf dem
                              									verbesserten Kosmosbrenner von Schuster und Baer. Die
                              									Leuchtkraft betrug mit 14-Linienbrenner 12,6 Lichtstärken, der Oelverbrauch 3,7 für
                              									die Kerze und Stunde; beides ist als recht günstig zu bezeichnen.
                           Um endlich noch einen Anhaltspunkt dafür zu gewinnen, welche Fractionen für die oben
                              									erwähnten Brenner den günstigsten Lichteffect geben, welche Fractionstheile
                              									eventuell also aus dem Brennöle fernzuhalten sind, wurden auch noch die zwischen 150
                              									und 200°, 200 und 250°, 250 und 300° siedenden Fractionen des Pechelbronner und des
                              									Oelheimer Brennöles einer Prüfung auf Leuchtkraft unterworfen und mit den erhaltenen
                              									Resultaten auch wiederum diejenigen, welche schon früher bezüglich amerikanischer
                              									und russischer Leuchtöle festgestellt worden sind, in der nachfolgenden Tabelle
                              									zusammengestellt.
                           Aus den erhaltenen Resultaten folgt zunächst für das Pechelbronner Oel, daſs sein
                              									Lichteffect durch die über 250° siedenden Theile beim Brennen auf gewönlicher Lampe
                              										(Wild und Wessel sowohl, als Schuster und Baer) erheblich herabgedrückt wird. Bei
                              									Brennöl aus Rohöl des Bohrloches 146 läſst sich Fraction 250 bis 300° überhaupt
                              									nicht mehr auf Wild und Wessel'scher Lampe brennen, und
                              									bei Anwendung des Brenners von Schuster und Baer geht
                              									der Lichteffect nach fünfstündigem Brennen auf 6,2 Lichtstärken zurück. Noch
                              									erheblicher wird, was ein Vergleich mit den bei dem Gesammtöl erhaltenen Resultaten
                              									ergibt,
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    Fractionen
                                    
                                 Nr. desErdöles
                                 Spec. Gewicht
                                 Entflammungs-punkt
                                 Lichtstärke inder 1. Stunde
                                 Lichtstärkeam Ende
                                    											desVersuches
                                 Mittlere Licht-stärke aus10
                                    											Ablesungen
                                 Dauer
                                    											desVersuches,Stunden
                                 Oelverbrauchfür 1 NK undStunde
                                 
                              
                                 g
                                 
                              
                                 Pechelbronner Brennöl (aus Rohöl von Bohrloch
                                    											146).
                                 
                              
                                 1) Versuche mit 10-Linienbrenner
                                    											von Wild und Wessel.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 
                                 0,774
                                 28
                                 10
                                 8,9
                                 9,45
                                 5
                                 3,8
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 
                                 0,803
                                 52
                                 10
                                 8,5
                                 9,26
                                 5
                                 4,2
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 
                                 0,829
                                 brannte zu träge und ruſsend.
                                 
                              
                                 2) Versuche mit
                                    												10-Linien-„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und Baer.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 
                                 –
                                 –
                                 10,3
                                 9,2
                                 9,76
                                 5
                                 4,1
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 
                                 –
                                 –
                                 10,1
                                 8,5
                                 9,37
                                 5
                                 4,3
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 
                                 –
                                 –
                                   7,4
                                 6,2
                                 6,84
                                 5
                                 4,6
                                 
                              
                                 Pechelbronner Brennöl (aus Rohöl von Bohrloch
                                    											213).
                                 
                              
                                 Versuche mit 10-Linienbrenner
                                    											von Wild und Wessel.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 
                                 –
                                 –
                                    10,5
                                 10,1
                                 10,2
                                 5
                                 3,5
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 
                                 –
                                 –
                                 10
                                   9,1
                                   9,5
                                 5
                                 3,9
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 
                                 –
                                 –
                                   7,3
                                   6,0
                                   6,3
                                 5
                                 3,7
                                 
                              
                                 Oelheimer Brennöl.
                                 
                              
                                 1) Versuche mit 10-Linienbrenner
                                    											von Wild und Wessel.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 
                                 0,798
                                 32
                                 10,5
                                 9
                                 9,55
                                 5
                                   3,68
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 
                                   0,8225
                                 65
                                   9,1
                                   7,3
                                 8,14
                                 5
                                 4,2
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 
                                   0,8490
                                 –
                                   7,6
                                   5,4
                                 6,58
                                 5
                                 4,7
                                 
                              
                                 2) Versuche mit 10
                                    												Linien-„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und Baer.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 
                                 –
                                 –
                                 10,2
                                 9,3
                                 9,7
                                 5
                                   3,37
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 
                                 –
                                 –
                                   9,2
                                 8,0
                                   8,67
                                 5
                                 3,7
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 
                                 –
                                 –
                                   8,2
                                 6,4
                                   7,21
                                 5
                                 4,6
                                 
                              
                                 3) Versuche mit 10-Linien
                                    												„Heliosbrenner“.
                                 
                              
                                 200 bis 250°
                                 
                                 –
                                 –
                                 10,0
                                 8,9
                                 9,5
                                 5
                                 3,6
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 
                                 –
                                 –
                                   8,7
                                 7,4
                                   8,04
                                 5
                                 4,7
                                 
                              
                                 Amerikanisches Erdöl.
                                 
                              
                                 Versuche mit 10-Linienbrenner
                                    											von Wild und Wessel.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 I
                                 0,795
                                 27
                                   9,35
                                 8,6
                                 8,8
                                 6
                                 3,9
                                 
                              
                                 
                                 II
                                   0,7905
                                   26,5
                                 9,4
                                 8,4
                                 8,7
                                    6⅓
                                 3,8
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 I
                                 0,815
                                   41,5
                                 8,4
                                 6,9
                                 8,0
                                    7¼
                                 3,7
                                 
                              
                                 
                                 II
                                 0,810
                                   39,0
                                 8,5
                                 7,0
                                 8,0
                                 5
                                   3,85
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 I
                                 0,825
                                 –
                                 7,5
                                 6,3
                                 7,1
                                 6
                                 3,7
                                 
                              
                                 
                                 II
                                 0,825
                                 –
                                 7,6
                                 6,0
                                 6,9
                                 6
                                 3,7
                                 
                              
                                 Kaukasisches Erdöl.
                                 
                              
                                 1) Versuche mit 10-Linienbrenner
                                    											von Wild und Wessel.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 I
                                 0,805
                                 31
                                 9,7
                                 9,4
                                 9,5
                                    5¼
                                 4,0
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 I
                                 0,835
                                 63
                                 7,9
                                 7,0
                                 7,4
                                    6½
                                 4,0
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 I
                                 0,850
                                 –
                                 7,5
                                 4,7
                                 6,3
                                 7
                                 3,4
                                 
                              
                                 2) Versuche mit
                                    												10-Linien-„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und Baer.
                                 
                              
                                 150 bis 200°
                                 I
                                 –
                                 –
                                 10,85
                                 10,45
                                 10,6
                                 9½
                                 3,9
                                 
                              
                                 200   „  250°
                                 I
                                 –
                                 –
                                   9,95
                                   9,25
                                   9,5
                                 6½
                                 3,0
                                 
                              
                                 250   „  300°
                                 I
                                 –
                                 –
                                 9,4
                                 6,8
                                     7,56
                                 9½
                                 3,0
                                 
                              
                           
                           die Leuchtkraft beeinträchtigt durch die über 300° siedenden
                              									Theile. Verbrennt man aber die ganze zwischen 150 bis 300° siedende Fraction auf Schuster und Baer'scher Lampe, so werden auch mit
                              									diesem Oele noch recht gute Resultate erzielt. Das Oel steht dann hinter den
                              									Baku-Oelen nur um Weniges zurück; nur der Oelconsum ist stärker.
                           Bei dem Oelheimer Brennöl höchstsiedender Fraction (250 bis 300°) zeigt sich selbst
                              									auf der Schuster und Baer'schen Lampe ein sehr starkes
                              									Zurückgehen des Lichteffectes dergestalt, daſs bei dem Wild
                                 										und Wessel-Brenner die Lichtstärke vom Optimum der leichtestsiedenden
                              									Fraction (150 bis 200°) mit 10,5 Lichtstärken auf 5,4 bei der Fraction 250 bis 300°
                              									nach fünfstündiger Brennzeit zurücksinkt und auch bei der Schuster und Baer-Lampe betragen die entsprechenden Zahlen noch 10,2 und
                              									6,4. Nur der Heliosbrenner gestattet noch eine einigermaſsen befriedigende
                              									Verbrennung der Fraction 250 bis 300°, woraus wiederum folgt, daſs ein erheblicher
                              									Theil der unter 300° siedenden Oele des Oelheimer Rohöles bei Seite gelassen werden
                              									muſs, wenn in der Raffination ein Leuchtöl producirt werden soll, welches auf
                              									gewöhnlichen Lampen gebrannt werden kann, so daſs dann die Leuchtölausbeute auch auf
                              									Grund dieser Versuche erheblich unter 27 Gew.-Proc. zurückbleibt. Sonst bliebe nur
                              									übrig, das Gesammtleuchtöl (bis 300° siedende Theile) auf Lampen mit verstärkter
                              									Luftzufuhr (am besten Heliosbrenner) zu brennen oder aber dasselbe mittels leichter
                              									Essenzen zu verdünnen, worin man bei dem hohen Entflammungspunkt dieser Fraction
                              									ziemlich weit gehen kann, ohne denselben unter 21° herunterzudrücken.
                           Daſs der Rückgang der Leuchtkraft während mehrstündigen Brennens mit der Ausscheidung
                              									eines Kohlenringes am Dochte im Zusammenhang steht, wird auch durch diese Versuche
                              									bestätigt. Und dieser Kohlenring ist bei ein und derselben Oelsorte um so stärker,
                              									je höher siedend und schwerer die betreffende Oelfraction ist. Die Oelheimer
                              									Erdölfraction 150 bis 200° ergab beispielsweise weder auf Wild und Wessel'scher noch auf Schuster und
                                 										Baer'scher Lampe wägbare Kohlenausscheidung, während Fraction 200 bis 250°
                              									bei Wild und Wessel-Brenner eine Ausscheidung von 0g,116, bei Schuster und
                                 										Baer von 0g,092 ergab. Je luftstärker die
                              									Brenner, desto geringer selbstverständlich sind auch die Kohlenausscheidungen.
                           c) Ueber den Aufstieg der Oele im Docht. Zur
                              									Beurtheilung eines Brennöles ist die Schnelligkeit, mit welcher dasselbe im Docht in
                              									die Höhe steigt, ein sehr wichtiges Merkmal. Kann das Oel nicht so rasch im Docht
                              									steigen, als zur Speisung der Flamme nothwendig ist, so fängt der Docht an zu
                              									kohlen, und die Flamme brennt, wogegen auch das Hochschrauben des Dochtes nichts
                              									mehr hilft, zu klein. Daſs Capillarität und specifisches Gewicht des Oeles an sich
                              									nicht die Schnelligkeit des Aufsteigens bedingen, ist schon nachgewiesen
                              										worden.Engler und Levin, 1886 261 82.
                           
                           Vielmehr bestätigte sich auch bei den Brennölen aus Pechelbronner und Oelheimer Rohöl
                              									der Satz, daſs nicht das specifische Gewicht, sondern die Viscosität für die
                              									Schnelligkeit des Aufstiegs der Oele im Docht maſsgebend ist. In der folgenden
                              									Zusammenstellung sind des Vergleiches halber auch wieder die mit amerikanischem und
                              									kaukasischem Brennöl erhaltenen Resultate beigefügt. Die Viscosität wurde dabei
                              									durch die Auslaufgeschwindigkeit in Engler's
                              									Viscosimeter (Temperatur 20° und Wasser = 1 gesetzt) (1885 258 * 126), die Schnelligkeit des Aufstieges mittels besonders gereinigten
                              									und getrockneten DochtesMan muſs, um die Aufstiegsgrenze erkennen zu können, eine Dochtsorte
                                    											aussuchen, die durch das aufgesaugte Oel stark transparent wird. Nicht jeder
                                    											Docht ist in dieser Beziehung geeignet., der bis zu einer Marke
                              									in das Oel eintauchte, bestimmt. Das über den Oelspiegel senkrecht hervorragende
                              									Dochtende war mittels Bleistiftstrichen von 5 zu 5cm mit Marken versehen, so daſs man, namentlich vor einem Licht, in sonst
                              									dunklem Raume, die Zeit leicht bestimmen konnte, die das Oel gebrauchte, um bis zur
                              									Marke bei 10 und bei 15cm Höhe emporzusteigen.
                              									Derart geprüft, ergaben sich die folgenden Resultate:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Zeit des Aufstiegs in Minuten
                                 
                              
                                 
                                 spec. Gew.
                                 Viscosität
                                 bis 10cm
                                 15cm
                                 
                              
                                 Kaukasisches Brennöl
                                   0,8205
                                 1,04
                                    3,5
                                   8,5
                                 
                              
                                 Amerikanisches Brennöl
                                 0,800
                                 1,08
                                 4
                                 11
                                 
                              
                                 Sächsisches Solaröl
                                 0,830
                                 1,09
                                    3,5
                                   8,5
                                 
                              
                                 Oelheimer Brennöl
                                 0,819
                                 1,13
                                      3,75
                                   9,5
                                 
                              
                                 Pechelbronner Brennöl (ältere   Bohrung)
                                 0,809
                                 1,17
                                 4
                                 11,5.
                                 
                              
                           Verlaufen in den obigen Resultaten die Viscositätsgrade auch nicht vollständig
                              									umgekehrt proportional den Zeiten des Aufstieges im Docht, so ersieht man doch, daſs
                              									im Allgemeinen die zähflüssigeren Oele langsamer steigen als die dünnflüssigen, vor
                              									Allem aber, daſs die Schnelligkeit des Aufstiegs in keiner direkten Beziehung steht
                              									zum specifischen Gewicht der Oele verschiedener Abstammung.
                           Noch in die Augen springender wird diese Regelmäſsigkeit bei Vergleich schwererer
                              									Oele. Ein sächsisches Paraffinöl mit dem specifischen Gewicht 0,855 und der
                              									Viscosität 1,37 braucht, um 15cm zu steigen, 29
                              									Minuten Zeit, ein Gasöl zu 0,900 spec. Gew. und 2,46 Viscosität steigt 45 Minuten,
                              									ein Mineralöl mit 0,885 spec. Gew. und 3,65 Viscosität 84 Minuten.
                           Gerade in diesem trägen Aufsteigen der schweren dicken Oele im Docht liegt auch die
                              									Schwierigkeit, solche Oele auf Lampen nach dem Prinzip gewöhnlicher Erdöllampen zu
                              									brennen. Verstärkte Luftzufuhr genügt nicht, es muſs auch die Steighöhe verringert
                              									werden, und man wird auf dem Prinzip nach ähnliche Lampenconstructionen
                              									zurückgreifen müssen, wie solche früher bei den sogen. „Studirlampen“, den
                              									Moderateurlampen u.s.w. für vegetabilische Oele im Gebrauch waren, um die schwereren
                              									Oele befriedigend und mit Vortheil brennen zu können.
                           
                        
                           
                           B. Die Verwerthung der Residuen.
                              								
                           Die Rückstände, Residuen, welche nach dem Abdestilliren der Leuchtölfraction
                              									zurückbleiben, werden je nach ihrer Beschaffenheit in verschiedener Weise
                              									verarbeitet. Man gewinnt daraus Schmieröl mit oder ohne Anwendung der Destillation
                              									und chemischer Reinigung, bei Paraffin geh alt scheidet man aus einzelnen
                              									Destillaten das Paraffin aus, und die bei Gewinnung destillirter Schmieröle
                              									abfallenden leichteren Oele können noch auf ein schweres Brennöl (Solaröl), auch auf
                              									Löseöle, Gasöle u.s.w. verarbeitet werden. Einzelne der schwerstsiedenden Fractionen
                              									liefern in vielen Fällen direkt Vaselin für medizinisch-chirurgische Zwecke, oder
                              									Mineraltalg für Schmierzwecke, auch kann man durch Bleichen schwerer Schmieröle
                              									Vaselinöl darstellen. In neuester Zeit ist auch die Destillation der Residuen unter
                              									Ueberdruck auf leichtere Oele, darunter hauptsächlich Brennöl, mit in Rücksicht zu
                              									ziehen und nur, wenn man eine weitere Verwendung nicht hat, werden sie zum Heizen
                              									benutzt.
                           Verarbeitung der Residuen auf Schmieröl, Gasöl, Solaröl
                                 										u.s.w. Da nach den oben mitgetheilten Ergebnissen das Quantum der aus den
                              									deutschen Erdölen erhaltenen Rückstände ein sehr bedeutendes und jedenfalls
                              									erheblich gröſseres als an Leuchtöl ist, so spielt eine geeignete Verwerthung
                              									desselben bei der Frage der Verarbeitung unserer Rohöle auch eine ganz hervorragende
                              									Rolle. In erster Reihe sind es die Schmieröle und die dabei abfallenden leichteren
                              									Oele (Solaröl, Gasöl u.s.w.), deren Gewinnung eine weitere Verarbeitung der
                              									Rückstände rentabel machen kann. Enthalten die Rückstände auch noch Paraffin, so
                              									läſst sich eine Gewinnung dieses mit derjenigen der Schmieröle combiniren.
                              									Qualifikation der Residuen zur Bereitung von Schmieröl und von Paraffin stehen sich
                              									aber gewissermaſsen gegenüber, denn Rückstände mit Paraffingehalt können meistens
                              									nur sehr schwierig, oftmals gar nicht auf Schmieröle verarbeitet werden, die
                              									genügend paraffinfrei sind. Vor Allem ist es schwer, auch die ganz weichen, den
                              									schweren Oelen nahestehenden Paraffintheile so vollständig zu entfernen, daſs die
                              									davon getrennten Oele nicht doch schon bei verhältniſsmäſsig geringer Abkühlung
                              									feste Ausscheidungen geben oder ganz erstarren. Für Schmierölfabrikation sind
                              									deshalb die Erdöle nur mit ganz geringem oder gar keinem Paraffingehalt, wie z.B.
                              									diejenigen von Baku, die besten, und nur wenn der Paraffingehalt ein sehr hoher ist,
                              									bietet er gegenüber der Minderwertigkeit der dabei aus den Residuen zu erhaltenden
                              									geringwerthigen Schmieröle eine genügende Compensation, wie solches bei den
                              									amerikanischen Oelen theilweise der Fall ist.
                           Auch die Elsässer und die hannoverschen Erdöle bezieh. deren Destillationsrückstände
                              									unterscheiden sich hinsichtlich ihres Paraffingehaltes und ihrer Brauchbarkeit für
                              									die Schmierölbereitung sehr erheblich von einander. Das Oelheimer Erdöl sowie das
                              									durch Schachtbetrieb gewonnene schwere Oel von Pechelbronn eignen sich, da sie nur sehr wenig Paraffin
                              									enthalten und auſserdem hinreichend dickflüssig sind, ganz ausgezeichnet für
                              									Schmieröle, die Pechelbronner Springquellenöle dagegen, sowie diejenigen der meisten
                              									Fundstätten des Elsaſs (Schwabweiler, Biblisheim, Ohlungen) sind so Paraffin haltig,
                              									daſs die daraus abdestillirten schweren Oele ohne vorherige Ausscheidung des
                              									Paraffins gar nicht zu benutzen sind. Ob und inwieweit eine Paraffingewinnung sich
                              									dabei lohnt, soll weiter unten erörtert werden. Was endlich das Erdöl von Tegernsee
                              									betrifft, so scheint dasselbe hinsichtlich der Rückstände von ganz ähnlicher
                              									Beschaffenheit wie das pennsylvanische zu sein. Schon nach einmaliger Destillation
                              									seiner Rückstände läſst sich aus dem Rohdestillat ein Paraffin vom Schmelzpunkt 54°
                              									abscheiden. Schwieriger ist deshalb die Gewinnung von guten kältebeständigen
                              									Schmierölen.
                           Zur Darstellung von Schmierölen aus den Residuen können, abgesehen von der direkten
                              									Verwendung als Schmieröl, zweierlei Wege eingeschlagen werden: Die Destillation der
                              									Rückstände mit oder ohne darauffolgende chemische Reinigung (Behandlung mit
                              									Schwefelsäure und Natronlauge), oder aber bloſse chemische Reinigung derselben, also
                              									ohne Destillation. In beiden Fällen handelt es sich um Entfernung der harzigen
                              									asphaltartigen Beimischungen, eine Reinigungsoperation, die selbstverständlich durch
                              									Destillation und chemische Reinigung am vollkommensten erreicht wird. Bei manchen
                              									Arten und für vielerlei Zwecke genügt jedoch eine chemische Reinigung, welch
                              									letztere vor der Destillation den Vorzug hat, daſs die dicke Consistenz der Masse am
                              									besten erhalten bleibt. Will man endlich Oele verschiedener Consistenz zu gleicher
                              									Zeit gewinnen, also z.B. dicke Cylinderöle, Maschinenöle und dünne Spindelöle, so
                              									kann dies nur durch fractionirte Destillation oder aber durch Destillation mit
                              									fractionirter Kühlung der Dämpfe (Separationskühlung) geschehen.
                           Gewinnung der Schmieröle durch Destillation. Bei
                              									Destillation der Residuen auf Schmieröle kommt es in erster Reihe darauf an, die
                              									Viscosität des Oeles zu erhalten, wenn möglich durch Ausscheidung der
                              									dünnflüssigsten Theile in den einzelnen Fractionen noch zu erhöhen.
                           Da es bekannt ist, daſs die Schmieröle bei Destillation für sich allein dissociiren
                              									und dabei dünnflüssige Oele liefern, kann nur im Vacuum oder mit Unterstützung von
                              									Wasserdämpfen destillirt werden. Die letztere Methode hat sich für die Schmieröle
                              									als die praktischere erwiesen. Abgesehen von der Destillationsweise hängt nun aber
                              									die Erlangung von Schmierölen, die möglichst viel gleichartige Theile enthalten, von
                              									der Art der Kühlung der Dämpfe und von richtiger Abtrennung der verdichteten Theile
                              									ab. Die Trennung der nach einander übergehenden Dämpfe durch Condensation in
                              									Fractionen nach gewöhnlicher Art führt bei den Schmierölen nicht zu dem gewünschten
                              									Ziele, denn es gehen zu
                              									Anfang ebenso schon dicke schwere Oele über, als zu Ende dünnflüssige, so daſs
                              									namentlich die Viscosität der dickflüssigen Oele durch die mitübergehenden
                              									dünnflüssigen erheblich beeinträchtigt wird. An eine Destillation mit Dephlegmation
                              									der Dämpfe ist aber bei der Schwerflüchtigkeit und Leichtzersetzlichkeit dieser Oele
                              									nicht zu denken. Nur die sogen. Separationskühlung, wobei die gebildeten Dämpfe je
                              									nach ihrer Schwerflüchtigkeit in einzelne Fractionen zerlegt werden, führt zu völlig
                              									befriedigenden Resultaten, und allgemein geht man jetzt in den groſsen
                              									Schmierölfabriken zu dieser Separationskühlung über oder sollte man doch dazu
                              									übergehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 268, S. 41
                              
                           Der Apparat, welcher bei den Versuchen benutzt wurde, beruht auf
                              									demselben Prinzip, wie die Einrichtungen in den Schmierölfabriken von Baku (vgl. Engler, 1886 260 * 525).
                              									Derselbe ist in nebenstehender Figur abgebildet. Aus einem kleinen Dampfkessel wird
                              									Wasserdampf entwickelt und dieser in einem zur ganz schwachen Rothglut erhitzten
                              									Eisen- oder Kupferrohr überhitzt. Um alsdann die Temperatur dieses Dampfes auf
                              									gleichmäſsige Höhe von etwa 300° zu bringen, welche während der ganzen Destillation
                              									eingehalten wird, leitet man denselben in den kupfernen Recipienten R, der mit abschraubbarem, durch Asbestring gedichtetem
                              									Deckel versehen ist. In diesem Deckel ist die Hülse t'
                              									für das Thermometer d eingeschraubt, desgleichen der
                              									kleine Dampfhahn t, durch welchen man zu Anfang die
                              									Luft, oder bei Nichtgebrauch den Dampf selbst austreten lassen kann, der Hahn h dient zum Ablassen des Condensationswassers. Durch
                              									Erhitzung auf einem kleinen Gasofen läſst sich der durch R streichende Dampf ziemlich constant auf 300° erhalten. Der Dampf tritt
                              									durch eine Röhre, die mit Asbestpapier vor Wärmestrahlung zu schützen ist, nach B und hier durch den Röhrenkranz b in feinen, im Winkel von etwa 45° nach abwärts
                              									gerichteten Löchern in das Oel. Blase B ist ebenfalls
                              									aus Kupfer angefertigt, etwa 20cm hoch, 20cm weit und faſst ungefähr 3 bis 4k Oel (sie kann natürlich in beliebiger Gröſse
                              									hergestellt werden). Auf dieselbe ist ein Helmdeckel aufgeschraubt, der ebenfalls
                              									mit Asbestring gedichtet sein muſs. Thermometer τ in
                              									Hülse τ' läſst die Temperatur in der Blase beobachten.
                              									Nachdem das Oel in die Blase B eingefüllt ist, wird auf
                              									einem starken Gasofen ganz langsam angeheizt. Bei zu raschem Heizen findet, so lange
                              									noch Wasser vorhanden ist, sehr leicht Uebersteigen und starkes Stoſsen statt. Erst
                              									wenn die Temperatur von τ 130° zeigt, darf man
                              									energischer heizen. So lange noch Leuchtöl übergeht, also gewöhnlich bis 300°, muſs
                              									man, falls Rohöle destillirt werden, den Hals des Helmes bei c mit einem gewöhnlichen Kühler verbinden. Ist aber die Temperatur 300°
                              									erreicht, oder hat man gleich Residuen eingegeben und diese auf 300° gebracht, so wird
                              									der auf 300° regulirte Dampf durch Schlieſsen des Hahnes t aus R eingeleitet und die Dämpfe nun in den
                              									Separationskühler S übergeführt. Letzterer besteht aus
                              									einem drei Mal gewundenen Kupferrohr von 1cm,2
                              									Weite und einer Gesammtlänge von 1m,5 (Höhe der
                              									einzelnen Windung etwa 25cm). Unten an jeder
                              									Windung ist je ein Ablaufröhrchen o, o͵, o͵͵ eingeschraubt welch letztere man zur Kühlung der
                              									Destillate in Gefäſse mit kaltem Wasser setzt. An diesen Separator schlieſst sich
                              									der Schlangenkühler K, der durch Wasser gekühlt wird,
                              									an. Hierin wird der Rest der Dämpfe, insbesondere auch der Wasserdampf, verdichtet.
                              									Damit nicht schon im Hals des Helmes und in den Separationsröhren leichte Oele und
                              									Wasser sich verdichten, müssen sie vor zu starker Luftkühlung durch Umwickelung mit
                              									Asbestpapier geschützt werden.
                           Zu Anfang der Destillation verdichten sich auch bei s, s͵, s͵͵ leichte Oele
                              									und etwas Wasser. Diese werden beseitigt bezieh. mit dem Destillat aus K vereinigt. Nach 15 bis 20 Minuten ist aber die
                              									Destillation in regelmäſsigem Gang, und es verdichten sich in Schenkel s die schwersten und dicksten, in s͵, und s͵͵ immer dünnere
                              									Oele, die leichtesten mit Wasserdampf gehen nach K. Es
                              									ist charakteristisch, daſs gleich von Anfang an sich in s ganz dicke Oele separiren, ein deutlicher Beweis, daſs bei der
                              									gewöhnlichen Art der fractionirten Destillation, wo zu Anfang leichte Oele, dann
                              									immer schwerere aufgefangen werden, eine genügende Trennung niemals erreicht werden
                              									kann; denn in dem ersten, sogen. leichten Destillat, sind schon erheblich viel
                              									schwere Oele, die in Englers Apparat in s bezieh. s͵ geschieden
                              									worden. Ein weiterer Vortheil dieser Art der Destillation ist das Resultat, daſs die
                              									in den Separatoren durch o, o͵, o͵͵ auslaufenden Oele fast vollständig geruchlos
                                 										sind. Bei gut geleiteter gleichmäſsiger Destillation müssen sie es sein. Alle riechenden, weil leichter
                              									flüchtigen Theile werden in Kühler K verdichtet. Das
                              									hier sich bildende Destillat besitzt deshalb immer auch einen sehr unangenehmen
                              									Geruch. – Die Menge des Wasserdampfes beträgt, als Condensationswasser bei K gemessen, je nach Arbeit 50 bis 100 Proc. vom Gewicht
                              									des Oeles, ausnahmsweise auch noch mehr.
                           In einem Apparat von den in der Zeichnung gegebenen Verhältnissen
                              									werden unter Anwendung von beispielsweise Oelheimer Residuen und bei regelmäſsiger
                              									ruhiger Destillation etwa 78 Proc. in den drei Theilen des Separators verdichtet,
                              									also dicke Oele erzeugt. – Will man dickere Oele herstellen, so kann dies dadurch
                              									geschehen, daſs man den Wasserdampf rascher entwickelt und durch die Residuen
                              									leitet; der Separator wird dann heiſser und läſst mehr Dämpfe nach K entweichen. Zur Darstellung dickerer, schwererer Oele
                              									ist es jedoch vortheilhafter, einen kleineren Separator einzuschalten. Gibt man z.B.
                              									dem Kupferrohr nur eine Gesammtlänge von 0m,8
                              									(Höhe der Einzelwindung nur etwa 13cm), so werden
                              									aus denselben Oelheimer Residuen nur ungefähr 68 Proc. im Separator verdichtet. Man
                              									hat es also durch Veränderung der Länge des Separationskühlers in der Hand, mehr auf
                              									schwere oder mehr auf leichte Schmieröle zu arbeiten.
                           Die Destillationen wurden immer bis auf Koks geführt und dauerten 5 bis 6
                              									Stunden.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)