| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Autor: | Stn. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 63 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								266 S. 386.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									5 und 6.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           a) Der Hochofen-Prozeſs.
                              								
                           Auf der Frühjahrs Versammlung 1887 des Iron and Steel
                                    										Institute hielt E.C. Potter einen Vortrag über
                              									die von ihm geleiteten South-Chicago-Stahlwerke.
                              									Letztere besitzen 4 Hochöfen mit 2 Aufzügen. Jeder Ofen hat 3 Whitwell-Apparate von 6m,4 Durchmesser und 18m,29 Höhe. Der
                              									allen gemeinsame Schornstein ist 58m hoch und 3m,7 weit. 8 Gebläsemaschinen mit 1m,37 Hub, 0m,914
                              									Dampfcylinder- und 2m,13 Windcylinder-Durchmesser
                              										liefern bei 40
                              									Umdrehungen in der Minute 2832cbm Wind. Der Dampf
                              									wird durch Hochofengase in 72 Kesseln von 1m,22
                              									Durchmesser und 10m,97 Länge erzeugt. Die Zugesse
                              									ist 53m,34 hoch und 4m,57 weit. Die Oefen sind 22m,86 hoch
                              									und haben im Kohlensack einen Durchmesser von 6m,4
                              									und an der Gicht von 3m,35. Ersterer liegt 9m,75 und die Formenebene 1m,44 über dem Bodenstein. Der Rastwinkel beträgt
                              									76°, die Herdweite 2m,74. Die erste Campagne
                              									dieser Oefen dauerte jedoch nicht lange. Sie muſsten wegen ganz unregelmäſsigen
                              									Betriebes bald wieder ausgeblasen werden. Man veränderte deshalb die Innenform der
                              									Oefen in der Weise, daſs man den Kohlensack 6m,09
                              									und den Herd 3m,35 weit machte, und daſs man
                              									ersteren 10m,66 und die Formenebene 1m,67 über den Bodenstein legte. In Folge dessen
                              									stieg der Rastwinkel auf 80,5°. Die Gicht erweiterte man bis auf 4m,66. Der 0m,810
                              									starke Herd wird durch 3 Lagen zu je 6 Kühlplatten gekühlt. Diese neue Zustellung
                              									hob die Production der Oefen, aber auch den Koksverbrauch. Man machte deshalb
                              									Versuche zur Herabminderung desselben und kam fast bis zu 1k Koks auf 1k
                              									Eisen, wobei gleichzeitig die Production stieg. Einer der Oefen machte sogar 200t in 1 Tag mit durchschnittlich 867k Koks für 1t,
                              									was besonders dem geringen Kalkzuschlag, welcher von 35 auf 13 Proc. des Erzes fiel,
                              									zu verdanken war. Alle 4 Oefen machten früher wöchentlich 5500t. Die Anlagekosten betrugen 3780000 M. (vgl. auch
                              										Fritz W. Lürmann in Stahl
                                 										und Eisen, 1887 S. 698).
                           Nach The Engineering and Mining Journal, 1887 Bd. 44 S.
                              									344, machten die South-Chicago-Stahlwerke im August und
                              									Oktober 1887 22982t und 23690t Roheisen; dabei kamen auf 1t Eisen 975k und
                              										927k Koks.
                           Ebenda S. 312 wird über eine stehende Edwin Reynold'sche
                              									Patent-Gebläsemaschine folgendes angegeben: Dieselbe wurde von E.P. Allis und Company in den Reliance Works in Milwaukee, Wis., für den Ofen „F“ der Edgar Thompson Steel Works gebaut, welcher täglich
                              										419t Eisen erzeugt. Die Windsaugventile sind
                              									aus Bronze, die Druckventile und ihre Sitze aus Stahl. Als Dichtungsmittel der
                              									letzteren benutzt man Leder. Dieses und die Ventile überhaupt sind leicht zugänglich
                              									und auswechselbar. Die beiden Dampfcylinder liegen zwischen den starken 4 Ständern,
                              									welche oben die beiden Windcylinder tragen. 4 mächtige Schwungräder regeln den Gang
                              									der Maschine. Bei einem 3 stündigen Vergleichsversuche, wobei 2100cbm Wind von 0k,45 Pressung in 1 Minute erzeugt wurden, brauchte die Maschine nur 11k,06 Wasser in 1 Stunde.
                           Ebenda S. 3 wird berichtet, daſs von der Friedrich-Wilhelms-Hütte zu Mühlheim a.d. Ruhr neuerdings 2 liegende Gebläsemaschinen gebaut worden sind, von denen
                              									die eine, eine Einzelmaschine mit Condensation, für die Mathilden-Hütte bei Harzburg bestimmt ist. Der Gebläsecylinder hat einen
                              									Durchmesser von 2m,825, der Dampfcylinder von 1m,350. Der Hub beträgt 2m,2. Die andere, eine Zwillingsmaschine, ist vom
                              										Hörder
                              									Eisenwerk bestellt und hat Cylinderdurchmesser von 2m,825 bezieh. 1m,65. Der Hub beträgt 2m,2. Die erstere
                              									Maschine liefert bei 20 bis 22 Umdrehungen in 1 Minute Wind von 0k,7 Druck. Die Steuerung erfolgt mittels
                              									Doppelsitzventilen mit veränderlicher Expansion. Die Dampfkolbenstange,
                              									Kurbelzapfen, Ventilspindeln u.s.w. sind aus Stahl; die Schwungradwelle, Kurbeln,
                              									Kurbelstangen, Kreuzkopf und die hohle Gebläsekolbenstange von 375mm äuſserem Durchmesser aus bestem Hammereisen.
                              									Das Schwungrad hat einen Durchmesser von 10m. Die
                              									Maschine wiegt 182200k.
                           Die Hörder Maschine soll 1000cbm Wind in 1 Minute ansaugen und auf einen Druck
                              									von 0k,8 bringen. Die Abmessungen der Maschine
                              									sind im Allgemeinen diejenigen der ersteren; nur beträgt der
                              									Dampfcylinderdurchmesser 1m,65, da sie ohne
                              									Condensation arbeitet. Die Maschine wiegt 281000k
                              									und dürfte die gröſste und leistungsfähigste Maschine in Deutschland sein und nur
                              									von wenigen Maschinen im Ausland übertroffen werden.
                           Nach Stahl und Eisen, 1888 S. 6, machen die Südstaaten
                              									Nordamerikas ungeheure Fortschritte in der Erzeugung von Roheisen. Dieselbe stieg
                              									von 23187t im J. 1872 auf 390388t im J. 1885. Neuerdings ist zu Gusley in Alabama
                              									eine Hochofenanlage mit 4 Oefen entstanden. Dieselbe ist von der Firma Gordon, Strobel und Laureau, Limited, in Philadelphia
                              									entworfen. Die Oefen haben einen Kohlensack von 6m,09 Weite und sind 24m,5 hoch. Jeder Ofen
                              									soll täglich 180t Eisen erzeugen und 1114k Koks auf 1t
                              									Eisen gebrauchen. Jeder Ofen hat 4 Gordon-Whitwell-Cowper-Apparate, von welchen einer in Reserve bleibt. Der
                              									Dampf wird in 64 Cornwall-Kesseln von 1m,21 Durchmesser und 10m,36 Länge mit 2 Feuerrohren von 0m,38 Durchmesser erzeugt. Die überdachten
                              									Gieſshallen sind je 18 × 53m und der ebenfalls
                              									überdachte Lagerplatz ist 23 × 200m groſs. 6
                              									Grebläsemaschinen von 2m,13 und 0m,91 Cylinderdurchmesser und 1m,21 Hub geben den Wind.
                           Fig. 15 und
                              										16 Taf. 5
                              									geben Schnitte der Hochöfen. Der Schacht nebst Mantel ruht auf einem von 8 Säulen
                              									getragenen guſseisernen Ringe; die um den Hochofen herum laufende
                              									Windvertheilungsleitung ist an dem Ringe mittels verstellbarer, schmiedeeiserner
                              									Stangen aufgehängt. Der untere Theil des Kohlensackes ist mit wassergekühlten Ringen
                              									versehen, welche nach Belieben aus- und eingesetzt werden können, ohne daſs das
                              									Mauerwerk verletzt wird. Die Düsenstöcke sind mit Kugelgelenken und einigen
                              									besonders von Gordon erfundenen Vorrichtungen versehen,
                              									welche die richtige Einstellung derselben zu einer leicht ausführbaren Arbeit
                              									gestalten sollen.
                           Die Abmessungen sind:
                           
                              
                                 Hochöfen:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Höhe
                                 
                                 
                                 24,38m
                                 
                              
                                 
                                 Durchmesser 
                                 an der Plattform
                                   4,64
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 im Kohlensack
                                   6,09
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Durchmesser
                                 im Gestell
                                 
                                 3,20m
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 der Glocke
                                 
                                 3,42
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 des Glockenrumpfes
                                 4,54
                                 
                              
                                 
                                    8 Säulen 5m,48 hoch,  
                                    											7 Düsen 0m,15 Durchmesser,Höhe der
                                    											Düsen über dem Bodenstein
                                 1,98
                                 
                              
                                 
                                    7 Düsenstöcke, innerer Durchmesser
                                 0,22
                                 
                              
                                 
                                   Windvertheilungsrohr:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Mittlerer
                                 Durchmesser
                                 des Kreises
                                 9,29
                                 
                              
                                 
                                 Aeuſserer
                                 „
                                   „   Rohres
                                 0,99
                                 
                              
                                 
                                 Innerer
                                 „
                                   „      „
                                 0,50
                                 
                              
                                 
                                    Warmwindleitung:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Aeuſserer
                                 Durchmesser
                                 des Rohres
                                 1,21
                                 
                              
                                 
                                 Innerer
                                 „
                                   „      „
                                 0,76
                                 
                              
                                 
                                    Kaltwindleitung
                                 0,76
                                 
                              
                                 Winderhitzer:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Höhe
                                 
                                 
                                 19,81
                                 
                              
                                 
                                 Durchmesser
                                 
                                 
                                   6,09
                                 
                              
                                 
                                    Kamin:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Lichter Durchmesser
                                   1,37
                                 
                              
                                 
                                 Höhe
                                 
                                 
                                 12,19
                                 
                              
                                 
                                 Durchmesser 
                                 des Kaminventiles
                                   1,16
                                 
                              
                                 
                                 „
                                   „   Warmwindventiles
                                   0,76
                                 
                              
                                 
                                 „
                                   „   Kaltwindventiles
                                   0,66
                                 
                              
                                 
                                 „
                                   „   Luftventiles
                                   0,60
                                 
                              
                                 
                                 „
                                   „   Gaseinlaſsventiles
                                   0,60
                                 
                              
                           Ebenda * S. 88 wird das neue Hochofenwerk der Oesterreichischen Alpinen-Montan-Gesellschaft in Hieflau beschrieben. Der
                              									Hochofen derselben besteht aus einem 2m hohen
                              									Sockel und hat eine Höhe von 19m, eine Gichtweite
                              									von 3m,3, eine Kohlensackweite von 4m,6 und eine Gestellweite von 2m,5 in der Formenebene. Diese liegt 1m,35 über dem Boden. Der Fassungsraum beträgt
                              										200cbm und soll eine tägliche Production von
                              										100t ergeben. Die Durchgangszeit ist 17
                              									Stunden. Die aus einer Lürmann'schen Schlackenform
                              									flieſsende Schlacke fällt in einen Topf, worin im Wirbel heftig bewegtes Wasser
                              									dieselbe ohne eine Spur von Dampf- und Schwefelwasserstoffbildung in den
                              									Schwemmkanal abführt. Hierbei haben sich Unzuträglichkeiten in Folge der groſsen
                              									Wassermasse des Ennsflusses nicht ergeben. Die Zwillings-Verbund-Gebläsemaschine ist
                              									von Riedler in Aachen construirt und von der Prager Maschinenbau-Actiengesellschaft, vormals Ruston und Compagnie, gebaut. Sie liefert 450cbm Wind von 0k,5 Pressung bei 40 Umdrehungen in 1 Minute. In Folge der besonderen Steuerung
                              									der Saug- und Druckwindklappen wird der schädliche Raum der Windcylinder auf ½ Proc.
                              									des Fassungraumes erniedrigt. Die ganze Anlage hat 5 Dampfkessel, wovon 3 in Reserve
                              									stehen. Jeder hat einen Ober- und Unterkessel. Da der Ofen nur weiſses Eisen
                              									erblasen soll, so hat man Röhrenwinderhitzer angelegt. Dieselben sind vom
                              									Hüttendirekter Belani construirt, haben stehende
                              									Röhren, aber keine Krümmer und keine im Feuer liegende Muffenverbindungen. Die
                              									Heizfläche beträgt 300qm. Die Innenfläche der
                              									Rohre ist gerippt, was die Herstellungskosten derselben unwesentlich, die Festigkeit und Heizfläche
                              									derselben aber um etwa 30 Proc. erhöht. Die Kosten der Anlage betragen 700000 M.,
                              									wobei zu berücksichtigen ist, daſs die Maschinen mit Ausnahme des Gebläses in den
                              									Werkstätten der Gesellschaft gebaut worden sind.
                           Ebenda 1887 S. 835 gibt Fritz W. Lürmann einen Vergleich
                              									der Einrichtungen und der Baukosten verschiedener neuerer Hochofenanlagen, worauf
                              									hier nur kurz hingewiesen werden soll.
                           Im Engineering, 1888 Bd. 45 S. 63, sind Untersuchungen
                              									über den Niedergang der Materialien im Hochofen von Robert
                                 										H. Richards und Richard W. Lodge des Mass. Institute of Technology in Boston veröffentlicht.
                              									Dieselben benutzten ein 1m,01 hohes Holzmodell,
                              									dessen Längsschnitt demjenigen des Hochofens „D“ der Edgar Thomson-Werke entsprach. Die Tiefe des Modelles war aber auf der
                              									ganzen Länge nur 30cm; der Querschnitt war also
                              									rechteckig. Die offene Vorderseite des Modelles war von einer Glasplatte überdeckt.
                              									Man füllte das Modell mit verschiedenen Mischungen von 4 Materialien verschiedener
                              									Korngröſse und beobachtete, wann nach dem constanten Abziehen der untersten und
                              									Aufgeben neuer oberster Materialschichten die Füllung ein constantes Aussehen
                              									erhielt. Dann wurde die Füllung photographirt. Auf diese Weise erhielt man 16
                              									Photographien, welche über die Art des Niederganges einigen Aufschluſs geben, im
                              									Uebrigen aber noch sehr viele Fragen ungelöst lassen. Von ganz erheblichem Einfluſs
                              									scheinen die Gestalt und Gröſse des Begichtungstrichters zu sein.
                           The Engineer, 1888 Bd. 65 * S. 47, berichtet über neuere
                              										Bauer'sche Koksöfen. Dieselben liegen entweder in
                              									einer Linie neben einander oder im Kreise um eine gemeinschaftliche Esse. Ersteres
                              									System ist bei 2 Gruppen zu 40 Oefen auf den Werken von Schneider und Compagnie in Creusot ausgeführt. Die senkrechten
                              									Verkokungskammern sind 41cm breit, 305cm hoch und 183cm tief und enthalten ungefähr 2t
                              									Kohlen. Die Füllung der Kammern erfolgt von oben, das Abziehen des Koks von unten.
                              									Dabei gleiten dieselben in Folge eines schrägen Bodens aus der Kammer heraus, wenn
                              									die Thür geöffnet wird. Die Verkokungskammern werden von Räumen zum Mischen von Gas
                              									und Luft und zum Aufspeichern und Abgeben der Abhitze derselben vollständig umgeben,
                              									so daſs eine hohe Temperatur der Kammern bewirkt wird, die für die Herstellung von
                              									festem Hochofenkoks günstig ist (1887 264 189).
                           Eine kreisförmige Gruppe von 40 Koksöfen ist auf den Blair
                                 										Ironworks in Dalvy in Schottland eingerichtet und kostet 46000 M. Es sollen
                              									darin 80t Koks in 24 Stunden erzeugt werden
                              									können.
                           
                        
                           b) Der Herdschmelzprozeſs.
                              								
                           Nach Stahl und Eisen, 1887 S. 850, ist der steyerische
                              									Magnesit (vgl. auch 1887 266 256) ganz besonders zur
                              									Verwendung im basischen Herdschmelzofen geeignet. Der Magnesit enthält 90 bis 96
                              									Proc. MgCO3, 0,5 bis 2 Proc. CaCO3, 3
                              									bis 6 Proc. FeCO3, bis 1 Proc. SiO2 und bis 0,5 Proc. Mn2O3. Er wird meist zur Herstellung von
                              									Steinen benutzt, während Stampfmasse nur zur Ausgleichung von Unebenheiten des
                              									Herdes dient. Die Steine werden wie gewöhnlich mit Theer- oder Magnesitmörtel
                              									vermauert; ersterer hat aber den Vorzug, daſs man den damit hergestellten Ofen
                              									sofort in Betrieb nehmen kann. Hauptgewicht ist in beiden Fällen auf möglichst
                              									schmale Fugen zu legen. Das basische Mauerwerk kann man ohne besondere Zwischenlage
                              									mit dem sauren zusammenstoſsen lassen. Beim Aufstampfen
                              									des Futters benutzt man gemahlenen, durch engmaschige Siebe geworfenen
                              									todtgebrannten Magnesit, ausnahmsweise kaustischen Magnesitmörtel zur Herstellung
                              									der obersten Lage. Die Stampfschichten dürfen nur 3cm dick sein und müssen einzeln aufgesintert werden, was jedesmal eine
                              									halbe Stunde dauert. Da der Herd bis 30cm dick
                              									ist, so nimmt das Stampfen und Sintern viel Zeit fort. Trotzdem ist aber die
                              									Sicherheit des Herdes nicht groſs, weil eine einzige weniger sorgfältig gestampfte
                              									Stelle den Durchbruch veranlassen kann. Man legt deshalb gerne auf den Herd zuerst
                              									eine Schicht Magnesitziegel. Besser sind unter allen Umständen gemauerte Herde. Die
                              									Steine sind 65 × 120 × 250mm groſs und können in
                              									den verschiedensten Verbänden zusammengestellt werden, entweder liegend oder
                              									stehend, oder beides zusammen. Nach Aufmauerung des Herdes heizt man ihn langsam an
                              									und überdeckt ihn 15 bis 30mm mit gemahlenem
                              									schärfst gebranntem Magnesit, welchen man mit 30 bis 60k schweren Klopfern festschlägt. Hierbei muſs eine höchste Ofentemperatur
                              									unterhalten werden. Zuletzt folgt eine 2 bis 3cm
                              									starke Kalkschicht. Um eine rauhe gemauerte Fläche zu
                              									erhalten, auf welcher die Stampfmasse besser haftet, stellt man die Steine gerne schräg, oder gibt den Steinen eine
                              									entsprechende Form. Das Gewölbe kann man entweder direkt auf die basischen
                              									Seitenwände des Ofens aufsetzen, oder man fängt es durch die sauren Auſsenwände des Ofens ab, in welchem Falle letztere ein
                              									basisches Futter erhalten. Die Abstichöffnung wird entweder überwölbt oder durch
                              									einen besonders groſsen Stein flach überdeckt, was einfacher und besser ist. Die
                              									Dauer der Magnesitherde ist eigentlich unbegrenzt; zerstörend wirkt aber leicht von
                              									der sauren Decke heruntertropfende Schlacke, weshalb man vielleicht gut thut, auch
                              									diese aus Magnesitziegeln aufzumauern. Ein gut aufgeführter Herd hält 500 bis 600
                              									Hitzen aus; nach 300 Hitzen bricht man wohl die oberste Steinschicht aus und ersetzt
                              									sie durch eine neue, was aber nicht absolut nothwendig ist. Nur muſs man nach jeder
                              									Hitze den Herd genau untersuchen und ausbessern, wozu man meist keinen mit Theer
                              									angemachten Mörtel verwendet. Durchschnittlich verbraucht man hierzu 20 bis 25k Magnesit auf 1t Stahl. 1t Magnesitziegel bezieh.
                              									Stampfmasse kostet 140 bezieh. 115 M. loco Westfalen. Ein 10t-Ofen verbraucht demnach für die Aufmauerung:
                           
                           
                              
                                 12000k Steine zu
                                 1680 M.
                                 
                              
                                   3000k Stampfmasse zu
                                   345  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 2025 M.
                                 
                              
                           Bei gänzlicher Erneuerung des Herdes nach 500 Hitzen mit 5000t Produetion kostet also das Zustellungsmaterial
                              									2025 M. und das Ausbesserungsmaterial 5000 × 20k =
                              										100t zu 11500 M., was zusammen 13525 M.
                              									ausmacht. Der Magnesitverbrauch stellt sich also auf 2,70 M. für 1t Rohstahl. Dafür hat aber der Magnesit den
                              									Vortheil, daſs er eine Entphosphorung bis zu 98 Proc. des Gesammtphosphorgehaltes
                              									und einen Erzzusatz von über 30 Proc. gestattet.
                           In Industries, 1887 S. 647, ist ein Vortrag, welchen F.W. Harbord kürzlich vor dem South Staffordshire Institute über den Wailes'schen Ofen (vgl. 1887 266 * 488) hielt,
                              									veröffentlicht. Nach demselben ist der Ofen für South Staffordshire wegen seines
                              									Reichthumes an Phosphor haltigen Eisenerzen ganz besonders werthvoll. Eine kleine
                              									Menge Erz, welche mit dem Roheisen aufgegeben wird, genügt, um alles Silicium, 90 Proc. des Mangans und 40 Proc. des
                              									Phosphors während des Niederschmelzens zu entfernen.
                              									Eine gröſsere Menge Erz ergab eine fast vollständige Entphosphorung (0,06 Proc.) und
                              									Entkohlung (0,1 Proc.) nach dem Niederschmelzen. Danach ist es wohl möglich, die
                              									Dauer der Hitze von 8 auf 4 bis 5 Stunden zu beschränken. Die folgenden 5 Proben
                              									wurden innerhalb einer Stunde nach dem Niederschmelzen
                              									genommen- dabei war der Ofen mit Schlacke beschickt worden, bevor Roheisen
                              									eingelassen wurde:
                           
                              
                                 Bestandtheile des Satzes
                                 ProbeNr. 1
                                 ProbeNr. 2
                                 ProbeNr. 3
                                 ProbeNr. 4
                                 ProbeNr. 5
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Si
                                 1,000
                                 0,025
                                 0,020
                                 0,016
                                 0,040
                                 0,043
                                 
                              
                                 P
                                 1,500
                                 0,134
                                 0,088
                                 0,122
                                 0,081
                                 0,146
                                 
                              
                                 Mn
                                 1,321
                                 0,288
                                 0,200
                                 0,140
                                 0,160
                                 0,180
                                 
                              
                                 S
                                 0,130
                                 0,127
                                 0,160
                                 0,150
                                 0,170
                                 –
                                 
                              
                                 C
                                 2,500
                                 0,140
                                 0,111
                                 0,130
                                 0,100
                                 0,140
                                 
                              
                           Gab man keine Schlacke mit dem Roheisen auf, so fand eine viel langsamere Entfernung
                              									der Unreinigkeiten statt, wie aus folgender Tabelle hervorgeht:
                           
                              
                                 Bestandtheile des Satzes
                                 ProbeNr. 1
                                 ProbeNr. 2
                                 ProbeNr. 3
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Si
                                 0,463
                                 0,035
                                 0,030
                                 0,016
                                 
                              
                                 P
                                 1,082
                                 1,388
                                 1,175
                                 1,397
                                 
                              
                                 Mn
                                 1,100
                                 0,256
                                 0,266
                                 0,266
                                 
                              
                                 S
                                 0,064
                                 0,066
                                 0.069
                                 0,78
                                 
                              
                                 C
                                 1,750
                                 1,150
                                 0,750
                                 1,180
                                 
                              
                           Bei der schnellen Entfernung der Verunreinigungen wurde aber nichts gewonnen, weil
                              									das Eisen nach der Reinigung noch nicht heiſs und flüssig genug war, um es abzustechen. Deshalb scheint
                              									es am besten zu sein, die eine Hälfte der Schlacke mit dem Roheisen aufzugeben und
                              									die andere Hälfte, nachdem es niedergeschmolzen ist. Man muſs sich jedoch davor
                              									hüten, zu viel Schlacke aufzugeben, sonst wird die Ofenschlacke zu dünn, das
                              									Metallbad zu sauerstoffreich und zu wild in den Formen; auch wird die Schlacke zu
                              									eisenreich. Letztere soll nicht mehr als 10 Proc. Eisen enthalten. Schlacke mit
                              									weniger Eisengehalt verlangsamt die Arbeit sehr und macht auch eine gänzliche
                              									Entphosphorung schwierig. Das Roheisen enthält am besten 2,5 Proc. P, 1,25 bis 1,5
                              									Proc. Mn, 1 Proc. oder weniger S und nicht über 1 Proc. Si. Ein höherer Gehalt an S
                              									schadet im Allgemeinen nicht, denn man hat mittels Manganerz den Gehalt an S von 0,2
                              									Proc. schon bis auf 0,05 Proc. heruntergebracht- vorsichtiger ist es aber auf alle
                              									Fälle, mit weniger S zu arbeiten. Eigenthümlich ist dabei, daſs Mn in das Metallbad
                              									übergeht, also als Oxydationsmittel wirkt. Man kann dadurch an dem späteren Zusatz
                              									von Eisenmangan sparen und sogar leicht Manganstahl erzeugen. Der Phosphorgehalt des
                              									Roheisens kann beim Wailes-Ofen bis 3 Proc. steigen,
                              									nur dauert dann die Hitze länger. Oftmals werden bis 80 Proc. Schrot als Zuschlag
                              									benutzt, besonders bei geringem Phosphorgehalt. Gewöhnlich braucht man aber nur 20
                              									bis 40 Proc. Aus Hematit-Eisen läſst sich ein
                              									vorzügliches Eisen darstellen, wie aus folgender Tabelle hervorgeht. Die 4 Proben
                              									sind in Zwischenräumen von einer halben Stunde nach dem Schmelzen genommen
                              									worden.
                           
                              
                                 Bestandtheile des Satzes
                                 Probe Nr. 1direkt nach demSchmelzen
                                 ProbeNr. 2
                                 ProbeNr. 3
                                 ProbeNr. 4
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Si
                                 1,60
                                 0,04
                                 0,020
                                 0,010
                                 Spur
                                 
                              
                                 P
                                   0,058
                                 0,03
                                 0,025
                                 0,020
                                 0,016
                                 
                              
                                 Mn
                                   0,860
                                   0,144
                                 0,130
                                 0,180
                                 0,420
                                 
                              
                                 S
                                   0,060
                                   0,126
                                 0,123
                                 0,102
                                 0,084
                                 
                              
                                 C
                                 3,00
                                 0,67
                                 0,42
                                 0,27
                                 0,110
                                 
                              
                           Die erste Probe hielt sich unter dem Hammer gut, war nur etwas rothbrüchig, welches
                              									dem sehr niedrigen Mn-Gehalt und dem hohen S-Gehalt zuzuschreiben ist. Das
                              									Endproduct ist aber ein ganz vorzügliches und steht dem besten schwedischen Eisen in
                              									nichts nach.
                           Der Wailes'sche Ofen hat in Amerika bereits Nachahmer
                              									gefunden. * The Iron Age vom 8. September 1887
                              									berichtet von einem Ofen, welcher vor 2 Jahren von H.W.
                                 										Lash in Pittsburg erfunden wurde und auf den gleichen
                              									Constructionsbedingungen beruht, wie der Wailes'sche
                              									Ofen. In Pittsburg sind bereits 12 dieser Oefen mit Erfolg in Betrieb. Carnegie, Phipps und Comp., Lim., besitzen 4 Oefen à
                              										40t; Park Bro. und
                                 										Company, Lim., haben 5 Oefen à 30t und
                              										The Linden Steel Company, Lim., besitzt einen Ofen
                              									à 20t. Die übrigen Oefen haben eine kleinere
                              									Fassung. Der Ofen hat einen kreisförmigen Grundriſs und steht über einer Grube, so daſs die Herdsohle in die
                              									Hüttensohle fällt. Diese Einrichtung soll die Arbeitslöhne zur Beschickung und
                              									Ausbesserung des Ofens sehr vermindern. Durch die Grube kann man den Boden des Ofens
                              									leicht erreichen, während die Wände von der Hüttensohle aus leicht zugänglich sind.
                              									Das Innere des Ofens kann man durch 5 Arbeitsthüren übersehen und ausbessern. Die
                              									Wärmespeicher erstrecken sich vom Ofen aus unter der Hüttensohle bis zur Esse, aber
                              									so, daſs der Ofen nicht auf den Wärmespeichern ruht bezieh. über denselben steht. Vor dem Abstich ist eine kleine Grube zur Aufnahme
                              									der an einem Gieſskrahn hängenden Pfanne angeordnet. Um diesen Gieſskrahn herum
                              									liegt die eigentliche halbkreisförmige Gieſsgrube. Der Arbeitslohn bei einem 30t-Ofen beträgt nur 5 M. (1 Doll. = 4 M.), in
                              									einigen Fällen nur 3,80 M. für 1t Blöcke. Diese
                              									für amerikanische Verhältnisse geringe Summe wird besonders der tiefen Lage des
                              									Ofens und seiner Arbeitsöffnungen zugeschrieben.
                           Ueber die Heizung von Martin-Oefen mit Wassergas macht
                              										v. Langer folgende Mittheilungen (vgl. auch Zeitschrift für die Chemische Industrie, 1887 S. 183).
                              									Die Herde (Fig.
                                 										1 bis 5 Taf. 6) sind rund und mit einem Blechmantel umgeben. Der Boden ist mit
                              									Luft gekühlt. Die Wärmespeicher liegen gerade unter dem Herd, während die
                              									Verbrennung in den beide verbindenden Kanälen stattfindet. Die Gewölbe können
                              									abgehoben werden. Hierzu ist ein starker Krahn zwischen je 2 Oefen aufgestellt,
                              									welcher auch die Aufgabe hat, die Gieſspfanne, beim Verarbeiten flüssigen Roheisens,
                              									auf die erforderliche Höhe zu heben. Jede Gasdüse, welche in der Richtung der
                              									Ofenachse in den horizontalen Theil der Seitenkanäle einmündet, besitzt einen Hahn,
                              									welcher durch eine Zugstange mit den übrigen Hähnen so verbunden ist, daſs
                              									sämmtliche Hähne einer Batterie gleichzeitig umgestellt werden können. Die beiden
                              									Gasrohre, von welchen die Gasdüsen bei jedem Ofen abzweigen, besitzen
                              									Drosselklappen. Die Luft wird durch ein Roots-Gebläse
                              									unter eine kleine Glocke geblasen, welche den nothwendigen Winddruck von 110mm erzeugt. Die Windleitungen zweigen in 2 Armen
                              									bei jedem Ofen ab und münden in die Ofenkanäle, durch welche die Essengase aus den
                              									Wärmespeichern in die Esse gelangen. Durch den Steuerschieber S ist jeweilig einer dieser Kanäle geschlossen, der
                              									andere mit der Esse verbunden. Die Luft wird durch Drosselklappen in der Windleitung
                              									so geleitet, daſs sie in denjenigen Ofenkanal eintritt, welcher durch den Schieber
                              									geschlossen ist, und von dort durch den früher geheizten Wärmespeicher in den
                              									Verbrennungsraum, wo sie mit den Wassergasen zusammentrifft. Wird irgend ein Ofen
                              									umgesteuert, so wird das Gas an beiden Seiten in den Düsen abgesperrt und der Hebel
                              										H umgestellt, wodurch auch die Drosselklappen in
                              									den Gaszuleitungen umgestellt werden. Ein Schieber s in
                              									der Druckwasserleitung wird dann so umgestellt, daſs das Wasser den Kolben c und somit den Schieber S
                              									in die andere Stellung
                              									bringt. Der Schieber S stellt dann durch Mitnehmer die
                              									Drosselklappen in der Windleitung um. Von irgend einer Gefahr bei Anwendung von
                              									Wassergas im Groſsen kann hiernach nicht die Rede sein. In einem Wassergas-Martin-Ofen werden in 24 Stunden 20t Stahl erzeugt. Der Gasverbrauch beträgt dabei
                              									etwa 8cbm in einer Minute. Die Luft wird angeblich
                              									auf 1200 bis 1400° erwärmt; die Temperatur im Herd ist nahezu Platinschmelzhitze.
                              									Die Wärme der abziehenden Gase hinter den Wärmespeichern ist noch 400 bis 500°. Es
                              									kommen also auf 100k fertigen Stahles 60cbm Gas oder etwa 15k Kohlenstoff bezieh. 19k Kohle, wobei
                              									das Anheizen und Einschmelzen des Bodens mit einbegriffen ist. Ein gewöhnlicher Martin-Ofen braucht dagegen 40k Kohlenstoff. Im Uebrigen leisten im
                              										Wassergas-Martin-Ofen 169200 W.-E. dasselbe wie
                              									353500 W.-E. im gewöhnlichen Martin-Ofen. Ersterer ist
                              									also um 53 Proc. sparsamer. In Witkowitz stellten sich im ersten Halbjahr die
                              									Erzeugungskosten des Wassergases auf 1 Pf. für 1cbm, Generatorgas dagegen kostete 0,34 Pf. (vgl. 1887 264 30).
                           
                        
                           c) Allgemeines.
                              								
                           The British Association for the Advancement of Science
                              									beauftragte kürzlich eine Commission, bestehend aus: Prof. Tilden, W. Chandler Roberts-Austen und T.
                                 										Turner zur Untersuchung des Einflusses des Siliciums auf Stahl. Der
                              									betreffende Bericht ist im Iron, 1887 S. 501,
                              									veröffentlicht und enthält etwa folgendes. Als bekannt und feststehend setzte die
                              									Commission folgendes voraus. 1) Ingoteisen wird durch Si im Guſs gesund gemacht,
                              									dasselbe erhöht wie Kohlenstoff die Härte und Zähigkeit. Der Gehalt an Si sollte
                              									0,15 Proc. nicht übersteigen, wenn das Eisen gewalzt wird. Zuweilen macht Si das
                              									Eisen kaltbrüchig. 2) Auf Stahlguſs wirkt Si ähnlich. Doch sieht man es im
                              									Allgemeinen als ein nothwendiges Uebel an, dessen Uebermaſs aber immer zu vermeiden
                              									ist, da das Eisen sonst brüchig und spröde wird. 3) Guſsstahl mit einigen
                              									Hundertstel Procent Si ist gesund; ein etwas höherer Gehalt schadet aber auch
                              									nichts. 4) Mangan kann den schädlichen Einfluſs des Si ausgleichen.
                           Man untersuchte zuerst den Einfluſs des Si auf reines Eisen, welches man dem Bessemer-Prozeſs am Ende des Blasens, aber bevor
                              									Eisenmangan zugesetzt wurde, entnahm. Dieses mischte man mit verschiedenen Mengen
                              									Guſseisen mit 10 Proc. Si in einem Tiegel, schmolz die Mischung und walzte die
                              									daraus gewonnenen Stäbe, soweit dies überhaupt angängig war, aus. Der Si-Gehalt
                              									dieser verschiedenen Proben schwankte zwischen 0,0098 und 0,113 Proc. Das Ergebniſs
                              									der Untersuchungen ist folgendes: Setzt man Si in der Form von Si reichem Roheisen
                              									dem reinsten Bessemer-Eisen zu, so flieſst das Metall
                              									ruhig in die Formen, selbst wenn der Zusatz nur einige Hundertstel Procente Si
                              									beträgt. Dafür ist aber das Eisen rothbrüchig, besonders bei schwacher Rothglut, trotzdem läſst es sich in
                              									der Schweifshitze gut bearbeiten. Die Rothbrüchigkeit steigt mit dem Si-Gehalt. Bei
                              									gewöhnlicher Temperatur war das Eisen zähe und zeigte der Si-Gehalt wenig oder gar
                              									keinen Einfluſs. Si steigert die Elasticitätsgrenze und Zugfestigkeit, vermindert
                              									aber die Dehnung und die Querschnittsverminderung. Schon einige Hundertstel Procente
                              									haben in dieser Hinsicht Einfluſs. Beim Zerreiſsen zeigt die Bruchfläche eine
                              									seidenartige bis krystallinische Beschaffenheit, während bei dem durch einen Schlag
                              									hervorgerufenen Bruch die Bruchfläche mehr derjenigen von Werkzeugstahl gleicht,
                              									besonders wenn der Si-Gehalt ein höherer ist. Die Härte steigt mit dem Si-Gehalt und
                              									zwar entsprechend der Zugfestigkeit. Bei 0,4 Proc. Si und 0,2 Proc. C konnte der
                              									Stahl bei hohen Temperaturen nur schwer bearbeitet werden, kalt dagegen war er zähe;
                              									auch konnte er gehärtet und als Drehstahl gut verwendet werden. In einigen Fällen
                              									enthielt das Eisen oxydirtes Si, was dasselbe verschieden beeinfluſste; meistens
                              									machte es das Eisen dem ursprünglichen Bessemer-Eisen
                              									ähnlich. Mangan ändert das Verhalten des Si reichen Eisens sehr; es erzeugt weniger
                              									Rothbrüchigkeit und kann man deshalb das Eisen leichter walzen und schmieden, selbst
                              									bei mehreren Zehntel Procenten Si. Die geringe Dehnungsfähigkeit bleibt aber
                              									bestehen und aus diesem Grunde ist für die meisten Fälle Si im weichen Stahl besser
                              										nicht enthalten.
                           Zur Herstellung von sogen. „Faser-Eisen“ schlagen Alberto Laude Long in Stockton-on-Tees und Richard
                                 										Howson in Middlesborough-on-Tees, England, vor (vgl. * D.R.P. Nr. 41114 vom
                              									10. December 1886), Tiegel-, Martin- oder Bessemer-Stahl durch Eingieſsen in Wasser zu granuliren
                              									und die Granalien in einem Flammofen unter einer Decke von Schlacke zu entkohlen und
                              									zusammenzuschweiſsen wie bei dem Puddeln. Es sollen dann Luppen gebildet werden, die
                              									man wie gewöhnlich unter dem Hammer bearbeitet. Hierbei soll ein Product gewonnen
                              									werden, welches eine stahlartige Beschaffenheit hat, sich aber von dem Blockstahl
                              									durch seine faserige Structur unterscheidet.
                           
                        
                           d) Ziegelbrennöfen.
                              								
                           In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1887 S. 593, macht Josef v.
                                 										Ehrenwerth beachtenswerthe Vorschläge betreffs Ziegelbrennöfen mit
                              									Regenerativgasfeuerung. Dieselben sind um so wichtiger, als gerade die Kosten des
                              									Herdschmelzprozesses ganz wesentlich von der Dauer des Ofenmateriales abhängen.
                              									Dasselbe gilt natürlich auch von allen anderen metallurgischen Oefen. Als
                              									Hauptbedingung für widerstandsfähige Ziegel stellt v.
                                 										Ehrenwerth auf: Wahl der richtigen Korngröſse in entsprechenden
                              									Verhältnissen, gute Mischung, möglichst starke Pressung in Formen bezieh. sehr
                              									sorgfältiges Schlagen und gutes Brennen. Letzteres erfordert eine gleichmäſsige hohe
                              									Temperatur. Diese läſst sich zwar in Ringöfen erreichen; die Production derselben
                              										ist aber für viele
                              									Fälle zu groſs; auch werden sie, wenn man die Luft vorwärmen will, räumlich zu
                              									auegedehnt, weil sehr viele Kammern erforderlich sind.
                           Bei den von v. Ehrenwerth vorgeschlagenen Oefen (Fig. 6 bis 10 Taf. 6)
                              									treten die Gase vom Generator direkt zum Verbrennungsraum, erfahren also keine
                              									besondere Erhitzung. Ihr Strom kann, wenn wünschenswerth, durch eine
                              									Abschluſsvorrichtung, die hier nicht gezeichnet ist, beliebig geregelt bezieh. auch
                              									abgeschlossen werden.
                           Dagegen wird die Verbrennungsluft in Regeneratoren hoch erhitzt. Sie kommt im
                              									vorliegenden Falle von der entgegengesetzten Seite durch den Heiſsluftkanal Hh zum Verbrennungsraum, von dem die Flamme in den
                              									eigentlichen Ofen eintritt, welchen sie stets in einer Richtung durchströmt. Da die
                              									Menge der abziehenden heiſsen Gase ungefähr doppelt so groſs ist, wie die der
                              									zutretenden Verbrennungsluft, so ist für die Erwärmung der letzteren nur etwa die
                              									Hälfte der ersteren ausnutzbar, wonach die restliche Hälfte für andere Zwecke
                              									erübrigt und in verschiedener Weise verwendet werden kann, z.B. zum Vorwärmen des
                              									nächsten Brandes, oder zur Wärmung der Trockenkammern, oder auch zum Brennen von
                              									Ziegeln, die mindere Temperatur erfordern, von Quarz u.s.w. In der Zeichnung ist
                              									deren Verwendung für die ersten beiden Zwecke durchgeführt und tritt der Abstrom
                              									schlieſslich unten durch den Heiſsluftkanal des vorzuwärmenden Ofens in dessen
                              									Abzweigung e unten in die Esse (Fig. 6). Der Abstrom
                              									gelangt in den senkrechten Kanals, von dem er im Weiteren zwei Auswege hat; der eine
                              									führt nach unten zunächst in einen gemeinsamen Kanal B,
                              									der, wie die Zeichnung zeigt, mit den Regeneratoren in Verbindung steht. Dieser
                              									Strom kann demgemäſs in zweifacher Weise verwendet werden. Man kann ihn durch den
                              									Stromwechsler in die Regeneratoren oder durch den Abstromkanal eines anderen Ofens
                              									in diesen und weiter in die Esse führen. Im ersten Falle dient er zur Erwärmung der
                              									Verbrennungsluft, im letzten zur Vorwärmung des nächsten Brandes. Der zweite Ausweg,
                              									nach oben, führt ebenfalls zunächst in einen gemeinsamen Kanal C, welcher einerseits mit einer kleinen Esse versehen
                              									oder auch wohl mit der Hauptesse verbunden ist, andererseits aber eine Ableitung a durch die Wärmapparate der Trockenkammern in die Esse
                              									hat. Dieser letzte Strom kann also entweder nutzlos abgeleitet oder zur Wärmung der
                              									Trockenkammern benutzt werden.
                           Im vorliegenden Falle sind die Regeneratoren R in die
                              									Trockenkammern gelegt, welche an die Oefen anschlieſsen. Dadurch wird auch die sonst
                              									verloren gehende Wärme der Regeneratoren zur Wärmung jener nutzbar gemacht und somit
                              									der Wärmeverlust möglichst verringert. Da Ziegelöfen und ähnliche Brennöfen nach
                              									Vollendung jedes Brandes zum Zwecke des Aus- und Einlegens immer wieder abkühlen
                              									müssen, andererseits aber zur Entzündung der Gase ein glühender Verbrennungsraum nothwendig ist, ist die
                              									Feuerung so eingerichtet, daſs sie sowohl als direkte, wie als Gasfeuerung benutzt
                              									werden kann. Man erzielt dies durch Anwendung eines Schiebers zur Regelung der
                              									Schlitzweite des Fülltrichters.
                           Derselbe Umstand, die zeitweise Abkühlung der Oefen, führte auch zur Anwendung von
                              									für mehrere Kammern gemeinsamen Regeneratoren, welche bei auf einander folgenden
                              									Bränden stets heiſs bleiben, also beständig heiſse Luft geben, überdies aber auch
                              									noch eine nicht unwesentliche Verbilligung der Anlage begründen.
                           Um sich den Betrieb zu vergegenwärtigen, denkt man sich sämmtliche Kammern, hier
                              									drei, frisch gefüllt und alles kalt.
                           Man beginnt nun bei einer Kammer mit direkter Feuerung. Die abziehenden Gase leitet
                              									man so lange, bis die letzten Ziegellagen trocken sind, direkt in die Esse, auch
                              									wohl durch die kleine Esse ins Freie. Mittlerweile ist der Verbrennungsraum und auch
                              									ein Theil des Einsatzes gut glühend geworden, und kann daher mit Gasfeuerung
                              									begonnen werden. Man gibt deshalb auch dem Rost eine dickere Brennstoffschicht und
                              									leitet die Abgase jeweilig in einen Regenerator, während der andere zur Erhitzung
                              									der Verbrennungsluft ausgenutzt wird. Von Zeit zu Zeit wird umgesteuert. Hat sich
                              									die glühende Schicht in den Regeneratoren bis nahe gegen das Ende derselben gezogen,
                              									so benutzt man einen Theil der Abgase zur Vorwärmung der nächsten in Brand kommenden
                              									Kammer. So arbeitet man fort, bis die erste Kammer fertig gebrannt ist. Dieselbe
                              									wird sodann geschlossen und der Abkühlung überlassen.
                           Nun beginnt der Brand des zweiten Ofens, bei dem man, in Folge Vorwärmung desselben
                              									und sofortiger Verfügbarkeit hoch erhitzter Verbrennungsluft, sehr rasch zur
                              									Gasfeuerung übergehen kann. In dieser Weise wird von Ofen zu Ofen vorwärts
                              									geschritten. Hat man 4 Kammern, so kann bereits ein vollkommen stätiger Betrieb
                              									unterhalten werden, während bei nur 3 Kammern, der langen Abkühlungszeit wegen,
                              									voraussichtlich kleine Zwischenpausen eintreten dürften. Dieselben haben jedoch
                              									insofern wenig Nachtheil, als die abkühlenden Oefen eine groſse Menge Wärme
                              									aufgespeichert haben, welche sich sowohl für Erwärmung der Verbrennungsluft, als
                              									auch für Wärmung der Trockenkammer und für Vorwärmung des folgenden Brandes
                              									verwenden läſst. Für die ersten beiden Zwecke leitet man Luft in entgegengesetzter
                              									Richtung durch den heiſsen Ofen und führt sie durch den Heiſsluftkanal ab, und zwar
                              									entweder durch den Heiſsluftkanal des in Brand befindlichen Ofens zu dessen
                              									Verbrennungsraum (direkte Erwärmung der Verbrennungsluft) oder durch den
                              									Stromwechsler und Abstromkanal in die Wärmapparate der Trockenkammern, und weiter in
                              									die Esse (Wärmung der Trockenkammern).
                           Der letzte Zweck, die Vorwärmung des nächsten Brandes, wird bei Ausnutzung der Wärme
                              									der Oefen ganz in der Art erreicht, wie bei Ausnutzung der Abgase, nur daſs statt dieser ein
                              									heiſser Luftstrom verwendet wird. Den Abstrom, welcher reich an Wasserdämpfen und
                              									kühl ist, leitet man zweckmäſsig ins Freie oder direkt in die Esse. In dem in der
                              									Zeichnung gegebenen Beispiele durchzieht die Flamme den Ofen von unten nach oben.
                              									Dasselbe Heizsystem ist aber auch für die entgegengesetzte Richtung, wie auch für
                              									die liegenden Kammern anwendbar und in den Constructionen auch durchgeführt. Auch
                              									verursacht es weder besondere Schwierigkeiten, noch groſse Kosten, bestehende Oefen
                              									nach diesem System umzugestalten.
                           Derartige Oefen haben in Leoben bereits Verwendung gefunden und bewähren sich
                              									gut.
                           
                              Stn.
                              
                           
                        
                     
                  
               
