| Titel: | Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. | 
| Autor: | C. Engler | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 76 | 
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                        Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C.
                              								Engler.
                        (Schluſs des Berichtes S. 28 d. Bd.)
                        Engler, über die deutschen Erdöle.
                        
                     
                        
                           Die Verarbeitung der Oelheimer Rückstände.
                           1) Darstellung dickflüssiger Schmieröle. Die Rückstände
                              									besaſsen das specifische Gewicht 0,923 und ergaben bei der nach früher beschriebenem
                              									Verfahren für dicke Oele (kurzer Separator, 0m,8
                              									Gesammtrohrlänge) durchgeführten Destillation die folgenden vier Rohfractionen in
                              									Gewichts-Procenten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 spec. Gew.
                                 auf 100 Th.Rohöl
                                 auf 100 Th.Rückstände
                                 
                              
                                 Schmieröl 
                                 Nr. I
                                 0,934
                                 17,8
                                 12,7
                                 
                              
                                        „
                                 Nr. II
                                   0,9235
                                 26,6
                                 19,0
                                 
                              
                                        „
                                 Nr. III
                                 0,910
                                 23,9
                                 17,1
                                 
                              
                                 Mischöl (Gasöl u.s.w.)
                                 0,877
                                 15,8
                                 11,3
                                 
                              
                                 Koksrückstand und Verlust
                                 –
                                 15,9
                                 11,4.
                                 
                              
                           Diese Destillate können direkt als Schmieröle verwendet werden, doch empfiehlt es
                              									sich, zur Beseitigung mitgerissener harzartiger und phenolartiger Verbindungen, noch
                              									eine chemische Reinigung folgen zu lassen. Auch kleine Reste noch anhaftenden
                              									unangenehmen Geruches lassen sich dabei beseitigen.
                           Die chemische Reinigung besteht in auf einander folgender Behandlung der Oele mit
                              									englischer Schwefelsäure, Natronlauge verschiedenen specifischen Gewichtes und
                              									zuletzt Wasser.
                           Man erwärmt das Rohdestillat im Wasserbade auf etwa 60 bis 65° versetzt mit 4 bis 8
                              									Proc. Schwefelsäure von 66° B., schüttelt während einer
                              									halben Stunde wiederholt kräftig durch und setzt zur Ausscheidung des gebildeten
                              									Säureharzes das ganze Gefäſs in ein Wasserbad, worin man das Oel so lange, meist ein
                              									bis zwei Stunden, bei 60 bis 70° erhält, bis das Säureharz sich als compacte, dicke
                              									und schwarze harzartige Masse zu Boden gesenkt hat. Man gieſst dann das geklärte Oel
                              									in ein anderes Gefäſs ab, um es hier mit Natronlauge zu behandeln. Es wird zuerst
                              									eine Lauge von 1,16 spec. Gew. verwendet, mit welcher bis zur Emulsion geschüttelt
                              									werden muſs, worauf der Klärprozeſs in gleicher Weise wie nach der Säuerung, also
                              									bei 60 bis 70°, vorgenommen wird. Er dauert nur viel länger, und es ist dabei die
                              									Erwärmung unerläſslich. Ueber 70° zu gehen, empfiehlt sich jedoch nicht, denn das
                              									Klären wird dadurch nicht beschleunigt. Es folgt ein zweites Laugen mit Natronlauge
                              									von 1,105 und ein drittes mit solcher von 1,05 spec. Gew. und dann erst mit Wasser.
                              									Würde man gleich nach Behandlung mit stärkerer Natronlauge das Waschen mit Wasser
                              									vornehmen, so würden dabei Seifenemulsionen entstehen, die nur äuſserst schwer zu
                              									klären sind. Um das Oel schlieſslich zu trocknen, wird es nach wiederholtem Waschen
                              									mit Wasser mehrere Stunden auf dem Wasserbade erwärmt.
                           Bei dieser chemischen Reinigung findet ein nicht unbedeutender Gewichtsverlust statt,
                              									theils durch Verunreinigungen, die in die Schwefelsäure, das Natron und das Wasser
                              									gehen, theils aber auch durch reine Oeltheile, die in den Waschflüssigkeiten gelöst
                              									und suspendirt mit fortgeführt werden. Diese Verluste sind um so gröſser, je dicker
                              									die Oele sind; sie betrugen beispielsweise bei Schmieröl I und II je 26 Proc., bei
                              									Schmieröl III 22 Proc., bei Mischöl 8 Proc. Auch das specifische Gewicht,
                              									desgleichen die Viscosität gehen in geringem Grade zurück. Die Abnahme des ersteren
                              									beträgt je nach Oel 0,002 bis 0,005.
                           Die in beschriebener Weise destillirten und chemisch gereinigten Oele sind nun
                              									Verkaufswaare. Insbesondere ist der Geruch so viel wie ganz verschwunden, auch die
                              									Farbe ist eine hellere geworden. In letzterer Beziehung läſst sich
                              									selbstverständlich durch Anwendung einer gröſseren Menge von Schwefelsäure noch mehr
                              									erreichen, und thatsächlich geht man in den Fabriken für Erzeugung hellerer Oele bis
                              									auf 10 und noch mehr Procent Schwefelsäure (bei den hier beschriebenen Versuchen
                              									wurden durchschnittlich 5 Proc. angewendet). Daſs die Entfärbung erheblich weiter
                              									getrieben werden kann, auch bei den Oelheimer Producten, beweisen die weiter unten
                              									beschriebenen leichteren Schmieröle, sowie die Schmieröle aus Pechelbronner
                              									Schachtöl.
                           Die wichtigeren Eigenschaften der erhaltenen Schmieröle ergeben sich aus der
                              									untenstehenden Zusammenstellung, bezüglich welcher noch vorausgeschickt sein mag,
                              									daſs für besseren Vergleich des Flüssigkeitsgrades in Rücksicht auf die Verwendung
                              									als Schmieröle, neben den Viscositätsgraden bezogen auf Wasser von 20° = 1, auch
                              									noch die Viscositätswerthe, welche auf Rüböl von jeweils derselben Temperatur sich
                              									beziehen, aufgeführt sind.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Spec. Gew.
                                 Entflamm.-pkt.
                                 Entzünd.-pkt.
                                 Viscositätsgrad
                                 
                              
                                 Wasser = 1
                                 Rüböl = 1
                                 
                              
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 I
                                 0,931
                                 243°
                                 274°
                                 11,3
                                 2,9
                                 1,6
                                 2,5
                                 1,5
                                 1,1
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 0,921
                                 216°
                                 246°
                                   7,31
                                 2,5
                                   1,34
                                 1,6
                                 1,3
                                   0,95
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 0,906
                                 189°
                                 208°
                                   3,45
                                   1,54
                                   1,20
                                 0,8
                                 0,8
                                 0,8
                                 
                              
                           
                           Bei ihrer Abkühlung in einer Kältemischung zeigten die Oele die folgende
                              									Consistenz:
                           
                              
                                 
                                 
                                 bei 0°
                                 – 5°
                                 – 10°
                                 – 15°
                                 – 20°
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 I
                                 schmalzartig
                                 butterartig
                                 butterartig
                                 talgartig
                                 talgartig
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 „
                                 schmalzart.
                                 schmalzart.
                                 schmalzart.
                                 butterart.
                                 
                              
                           Die Destillationsprobe endlich, in gleicher Weise wie bei den Leuchtölen mit 100cc Oel (also Oel I = 93,1, II = 92,1, III =
                              										90,6g) durchgeführt, ergab:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Beginn desSiedens
                                 bis 300°
                                 300 bis 320°
                                 über 320°
                                 Koks und Verlustg
                                 
                              
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 I
                                 281°
                                 5
                                 4,1
                                 8
                                   7,3
                                 78
                                   73,6
                                 8,1
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 273°
                                 6
                                 4,9
                                 9
                                 8
                                 80
                                   70,1
                                 9,1
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 271°
                                 8
                                 6,2
                                 8
                                   6,6
                                 81
                                 72
                                 5,8
                                 
                              
                           Nach diesen Resultaten qualificiren sich alle drei Sorten der Schmieröldestillate aus
                              									Oelheimer Residuen als vorzügliche Schmieröle. Insbesondere darf Schmieröl Nr. I als
                              									ein vorzügliches Cylinderöl bezeichnet werden; es besitzt hohen Entzündungs- und
                              									Entflammungspunkt und noch bei 100° die 1½fache, bei 150° die 1,1fache Viscosität
                              									des Rüböles, was bei Mineralölen, deren Viscosität mit steigender Temperatur
                              									ungemein rapide abnimmt, nur bei den besten Marken vorkommt. Auch Schmieröl Nr. II
                              									kann noch als ein vorzügliches Schmieröl bezeichnet werden. Schmieröl Nr. III
                              									endlich eignet sich besonders für mittelschwere Maschinen, auch noch für
                              									Eisenbahnwagenachsen. Für letzteren Zweck dürfte sich jedoch besonders Vermischung
                              									mit Nr. II empfehlen.
                           Alle drei Oele zeichnen sich durch einen ganz vorzüglichen Viscositätsgrad auch noch
                              									bei höherer Temperatur aus, und auch in Bezug auf Kältebeständigkeit entsprechen sie
                              									allen Anforderungen, die man an solche Oele zu stellen hat. Nr. I und II werden erst
                              									bei – 15°, Nr. III erst unter – 20° talgartig, vorher haben sie noch die Consistenz
                              									von Vaselin, ohne feste Ausscheidungen von Paraffin erkennen zu lassen. Nur von
                              									einigen Baku-Maschinenölen werden sie in dieser Beziehung noch etwas übertroffen, in
                              									allen sonstigen für Schmieröle wichtigen Eigenschaften können sie jedoch mit den
                              									Bakuölen in Concurrenz treten, und es ist nicht unmöglich, daſs bei eventuellem
                              									Groſsbetrieb auch noch die Kältebeständigkeit der Bakuöle zu erreichen sein
                              									wird.
                           Das in der Tabelle S. 76 als „Mischöl“ aufgeführte vierte Destillationsproduct
                              									der Residuen, welches nicht im Separationskühler, sondern in der daran sich
                              									anschlieſsenden Kühlschlange verdichtet wurde und naturgemäſs aus den leichtesten
                              									Theilen des Destillates besteht, kann zwar direkt als Gasöl verwerthet werden, doch
                              									läſst es sich durch einmalige Rectification in etwa ⅓ Solaröl und ⅔ eines
                              									Rückstandes zerlegen, der noch als dünnes Maschinenschmieröl (Spindelöl) verwendet
                              									werden kann. Beides sind Nebenproducte, die sich zu relativ besseren Preisen als das
                              										„Mischöl“ verwerthen lassen. Ist keine Nachfrage nach dünnem Maschinenöl, so läſst
                              									sich dasselbe immer noch als Gasöl absetzen, und man kann wenigstens das Solaröl zu
                              									besserem Preis verkaufen.
                           Das Solaröl hat, nachdem es mit 3 Proc. Schwefelsäure, dann mit Natronlauge und
                              									Wasser gewaschen ist, das specifische Gewicht 0,830, den Entflammungspunkt 65° und
                              									läſst sich auf Lampen mit verstärkter Luftzufuhr noch mit Vortheil brennen. Auch zu
                              									den gleichen Zwecken, zu welchen das sächsische Solaröl vielfach verwendet wird, dem
                              									sogen. „Verschneiden“ leichterer Brennöle, kann es genommen werden.
                           Schmieröl Nr. IV, welches bei der Rectification des „Mischöles“ neben dem
                              									Solaröl, welches überdestillirt wird, als Rückstand resultirt und schon oben als
                              									dünnes Maschinenöl erwähnt worden ist, hat in rohem Zustande das specifische Gewicht
                              									0,892 und zeigt nach seiner chemischen Reinigung das folgende Verhalten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Viscositätsgrad
                                 
                              
                                 Spec. Gew.
                                 Entflamm.-pkt.
                                 Entzünd.-pkt.
                                 Wasser = 1
                                 Rüböl = 1
                                 
                              
                                 bei 20°
                                 50°
                                 20°
                                 50°
                                 
                              
                                 0,887
                                 90
                                 138
                                 3,6
                                 1,7
                                 0,3
                                 0,4
                                 
                              
                           Die Destillationsprobe mit 100cc (= 88g,7) des Oeles ergab:
                           
                              
                                 Beginn des Siedens
                                 bis 300°
                                 300 bis 320°
                                 über 320°
                                 Koks und Verlust
                                 
                              
                                 243°
                                 cc 22
                                 8
                                 68
                                 –
                                 
                              
                                 
                                     g 18,6
                                    6,4
                                    60,7
                                 3,0
                                 
                              
                           Bei Abkühlung auf 0° wird es erst dickflüssig, nimmt dann Schmalzconsistenz an und
                              									behält diese bis – 20° bei, ohne Paraffinausscheidungen zu geben. Sonach ist das Oel
                              									in der That zum Schmieren von leichten Maschinen sowohl, als auch seines hohen
                              									Siedepunktes wegen als Verdünnungsmittel für zu dicke Oele sehr wohl zu verwenden.
                              									Schlimmsten Falles dient es, wie schon erwähnt, als Gasöl.
                           2) Darstellung dünnflüssiger Schmieröle. Nach der früher
                              									beschriebenen Destillationsweise lassen sich durch Verminderung des Dampfes oder
                              									durch Verlängerung des Separationskühlers aus den Residuen mehr leichte Schmieröle
                              									und in relativ gröſserer Menge gewinnen. Die folgenden Resultate sind erhalten unter
                              									Anwendung ganz des gleichen Destillationsapparates wie bisher, nur daſs die
                              									Windungen des Separationskühlers die doppelte Höhe besaſsen (Gesammtlänge des
                              									Separators 1m,5). Die Residuen waren die gleichen
                              									wie bei dem früheren Versuch (specifisches Gewicht 0,923).
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Ausbeute
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Spec. Gew.
                                 aus 100 Th.Residuen
                                 auf 100 Th.Rohöl berechnet
                                 
                              
                                 Dünnes
                                 Schmieröl
                                 A
                                 0,906
                                 39,7
                                 28,4
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 B
                                 0,895
                                 28,7
                                 20,5
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 C
                                   0,8825
                                   9,4
                                   6,7
                                 
                              
                                 Mischöl
                                 
                                 D
                                 0,859
                                   6,9
                                   4,9
                                 
                              
                                  Koksrückstand und Verlust
                                 –
                                 15,3
                                 11,0
                                 
                              
                           Diese Oele zeigten nach ihrer chemischen Reinigung mit Schwefelsäure, Natronlauge und
                              									Wasser in früher beschriebener Weise die folgenden Eigenschaften:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Viscositätsgrad
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Spec.Gew.
                                 Entfl.-pkt.
                                 Entz.-pkt.
                                 Wasser = 1
                                 Rüböl = 1
                                 
                              
                                 20°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 20°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 A
                                 0,904
                                 170°
                                 207°
                                 8,65
                                 2,65
                                 1,73
                                 1,27
                                 0,67
                                 0,58
                                 0,91
                                 0,88
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 0,891
                                 151°
                                 182°
                                 4,77
                                 1,86
                                 1,30
                                 –
                                 0,37
                                 0,40
                                 0,70
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 C
                                 0,8785
                                 108°
                                 148°
                                 2,90
                                 1,48
                                 –
                                 –
                                 0,22
                                 0,32
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Mischöl
                                 D
                                 0,8550
                                   42°
                                   45°
                                 1,65
                                 –
                                 –
                                 0,13
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                                 
                              
                           Die Destillation von 100cc (also Oel A = 90,4, B =
                              									89,1, C = 87g,85) ergab:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Beginn desSiedens
                                 bis 300°
                                 300 bis 320°
                                 über 320°
                                 Koks und Verlustg
                                 
                              
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 A
                                 305°
                                 –
                                 –
                                 5
                                    3,8
                                 91
                                 79,8
                                 6,8
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 270°
                                     7,5
                                 5
                                    3,5
                                 3
                                 86
                                 76,3
                                 5,2
                                 
                              
                                 „
                                 C
                                 210°
                                 28
                                 22,9
                                 8
                                    5,8
                                 62
                                 55,8
                                   2,75
                                 
                              
                           In Bezug auf Kältebeständigkeit übertreffen sie die dickeren Schmieröle der ersten
                              									Serie noch bedeutend. Doch wenn sie auch in dieser Hinsicht, sowie in Bezug auf
                              									Entflammbarkeit und in der Siedeprobe den Anforderungen guter Schmieröle
                              									entsprechen, so sind sie, wie die Resultate der Viscositätsmessungen zeigen, mit
                              									Ausnahme vielleicht des Oeles A, zu dünnflüssig, um für irgend schwerere Maschinen
                              									in Gebrauch genommen werden zu können. Die Oelheimer Residuen sind also ein selten
                              									gutes Rohmaterial für Erzeugung von Schmierölen der verschiedensten Consistenz und
                              									von vorzüglichen Eigenschaften. Das bei der Destillation erhaltene vierte Product
                              									dient entweder als Gasöl oder aber man verarbeitet es durch Rectification zu
                              									ungefähr gleichen Theilen auf Solaröl und einen Rückstand, der entweder als Gasöl
                              									oder als dünnes Schmieröl verwendet werden kann.
                           3) Darstellung von Schmieröl aus Oelheimer Residuen ohne
                                 										Destillation. a) Direkte Anwendung als Schmiermittel. Bei dem geringen
                              									Gehalte des Oelheimer Erdöles an asphaltartigen Theilen und an Paraffin ist eine
                              									direkte Verwendung derselben zu Schmierzwecken nicht ausgeschlossen, dürfte sich
                              									vielmehr bei niedrigen Preisen der mineralischen Schmieröle in erster Reihe
                              									empfehlen. Man hat es dabei in der Hand, durch Zurücklassen wechselnder Mengen der
                              									unmittelbar unter 300° siedenden Theile des Brennöles bezieh. also auch durch
                              									Ausbeutung wechselnder Mengen von Brennöl, Rückstände von beliebiger Viscosität zu
                              									erzeugen. Denn läſst man gröſsere Mengen der höchstsiedenden Fraction der Brennöle
                              									(250 bis 300°) bei dem Rückstand, so ist er entsprechend dünnflüssiger.
                           Um dies darzuthun, wurden zwei Versuche angestellt; bei dem ersten wurde das gesammte
                              									bis 300° übergehende Destillat (Leuchtölfraction), bei dem zweiten nur die Hälfte
                              									davon übergetrieben.
                           Die Rückstände, welche nach Uebertreiben der gesammten Leuchtölfraction (bis 300°)
                              									zurückbleiben, betragen rund 70 Proc. vom Gewicht des Rohöles und zeigten in
                              									ungereinigtem Zustand folgende Eigenschaften:
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 
                                 Viscositätsgrad(Wasser =1)
                                 
                              
                                 
                                 
                                 bei 50°
                                 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 
                                 
                                    ––––
                                 ––––
                                 –––
                                 
                              
                                 0,923
                                 tropft
                                 langsam
                                 2,3
                                 1,5
                                 
                              
                           
                           Bei 0° nehmen die rohen Residuen Schmalzconsistenz an und behalten diese bis etwa
                              									10°, von wo ab allmählicher Uebergang in Butterconsistenz erfolgt. Für viele Zwecke,
                              									wo ein leichtes Reinigen der Schmiervorrichtungen möglich ist, lassen sich nach
                              									diesen Eigenschaften die Residuen der Oelheimer Leuchtöldestillation direkt als
                              									Schmiermittel verwerthen. Nur die etwas zu dicke Consistenz bei gewöhnlicher
                              									Temperatur und noch bei 50° steht hinderlich im Wege. Die Farbe ist dunkelbraun,
                              									doch ist beim Verlaufen auf einer Glasplatte bei durchfallendem Licht zu erkennen,
                              									daſs keine festen Asphalttheilchen darin suspendirt sind, auch lösen sie sich klar
                              									in Petroleumäther auf.
                           Die Rückstände, welche nach Uebertreiben der Hälfte des
                                 										Leuchtöles hinterbleiben. Solche Rückstände werden aus manchen
                              									ausländischen schweren Erdölen behufs Gewinnung eines leichten Brennöles und so
                              									dünnflüssiger Residuen gewonnen, daſs letztere den Anforderungen guter
                              									Maschinenschmieröle entsprechen. Man treibt das Brennöl dabei meist mit Dampf ab
                              									(Apparat S. 41). Die Ausbeute beträgt alsdann rund 85 Proc. Residuen und 14 Proc.
                              									Brennöl; erstere besitzen die folgenden Eigenschaften:
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 Viscosität (Wasser = 1)
                                 Entflamm.-pkt.
                                 Entzünd.-pkt.
                                 
                              
                                 bei 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 0,917
                                 2,6
                                 1,5
                                 132°
                                 168°
                                 
                              
                           Auch dieses Oel flieſst bei 50° nicht mehr genügend, um auf Viscosität geprüft zu
                              									werden und es ist wider Erwarten selbst bei 150° die Viscosität etwas gröſser als
                              									bei ersteren Rückständen 80 gegen 77 Secunden, was sich bei Umrechnung auf Wasser in
                              									der ersten Decimale nicht mehr markirt, daher bei beiden 1,5. Noch gröſser ist der
                              									Unterschied bei 100° (2,6 gegen 2,3, Wasser = 1). Diese auffallende Erscheinung,
                              									daſs die Rückstände, aus welchen nur die Hälfte Leuchtöl abdestillirt ist,
                              									dickflüssiger sind, als diejenigen, welche keine Theile der Leuchtölfraction mehr
                              									enthalten, erklärt sich nur dadurch, daſs im ersteren Falle (Abdestilliren der
                              									Hälfte Leuchtöl) mit Wasserdampf gearbeitet wurde und daſs dabei
                              									Dissociationserscheinungen, die wahrscheinlich schon beim Erhitzen auf freiem Feuer
                              									bis 300° auftreten, in Wegfall kommen, das Oel also seine ursprüngliche Consistenz
                              									mehr erhält.
                           b) Die bloſs chemisch gereinigten Rückstände (nicht destillirt) zeichnen sich im
                              									Allgemeinen vor den rohen Rückständen durch die Abwesenheit der asphaltartigen
                              									Beimischungen, die den Schmierwerth beeinträchtigen, aus. Obgleich gerade die
                              									Oelheimer Oele nur wenig Asphalttheile enthalten, glaubte Engler doch in Rücksicht auf die Verbesserung des äuſseren Aussehens eine
                              									solche Reinigung vornehmen zu sollen. Es wurde in der schon beschriebenen Weise mit
                              									Schwefelsäure (davon wurden hier 10 Proc. genommen) und Natronlauge gewaschen,
                              									zuletzt getrocknet. Das Product erscheint beim Verlaufen auf der Glasplatte etwas
                              									heller, immer aber noch stark braun gefärbt und ergab:
                           
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 Viscosität (Wasser = 1)
                                 Entflamm.-pkt.
                                 Entzünd.-pkt.
                                 
                              
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 0,921
                                 27,8
                                 2,8
                                 1,5
                                 163°
                                 192°
                                 
                              
                           Specifisches Gewicht und Viscosität haben sich sonach nicht nennenswerth verändert.
                              									Es liegt ein dickes für ganz schwere Maschinen und in der Wärme noch sehr
                              									brauchbares Schmiermaterial vor. Für Cylinder ist der Entflammungspunkt zwar etwas
                              									niedrig, doch läſst er sich durch das sogen. Dämpfen des Oeles leicht erhöhen. Die
                              									Farbe ist etwas heller geworden. Bei 0° ist es ebenfalls von Schmalzconsistenz und
                              									wird erst bei – 20° butterartig. Der Verlust bei der chemischen Reinigung betrug im
                              									vorliegenden Falle 29 Proc. vom Gewicht der Rückstände. Doch arbeitet man im
                              									Groſsbetrieb mit erheblich geringerem Verlust.
                           Wenn man noch mehr Schwefelsäure anwendet oder mit Knochenkohle entfärbt, so läſst
                              									sich auch der nicht destillirte Rückstand in beliebig heller Farbe herstellen, doch
                              									erhöhen sich dabei die Herstellungskosten dermaſsen, daſs die Arbeit kaum mehr
                              									lohnend sein kann.
                           Der Koksrückstand, der bei allen Darstellungen
                              									destillirter Schmieröle aus den Erdölresiduen hinterbleibt, kann verbrannt werden,
                              									falls er nicht noch in so plastischem Zustand zu erhalten ist, daſs man ihn wie das
                              									Steinkohlentheerpech als Bindemittel bei Herstellung von Briquettes oder für
                              									künstlichen Asphalt verwenden kann. Er stellt, falls man mit Dampf destillirt, eine
                              									schwarze pechartige Masse dar- anderenfalls nimmt er eine blasig-poröse
                              									Beschaffenheit an.
                           
                        
                           Die Verarbeitung der Pechelbronner Rückstände.
                           Es können hierbei nur die Rückstände der Springquellenöle in Betracht kommen, denn
                              									das Schachtöl ist schon so dick, daſs es nicht auf Leuchtöl verarbeitet werden kann
                              									und an und für sich schon eine Art von Residuum darstellt. Die Verarbeitung dieses
                              									dicken Oeles soll im Anschlusse an die Beschreibung der Versuche mit den
                              									Pechelbronner Leuchtöl-Residuen besprochen werden.
                           1) Versuch der Gewinnung dickflüssiger Oele und von Paraffin
                                 										aus den Pechelbronner Leuchtöl-Residuen. Wenn man die Residuen, welche nach
                              									Abtreiben des Leuchtöles bis auf 300° hinterbleiben, in gleicher Weise, wie dies bei
                              									den Oelheimer Residuen durchgeführt wurde, einer Destillation mit überhitztem
                              									Wasserdampf und unter Anwendung des kurzen Separationskühlers unterwirft, so
                              									resultiren zwar auch drei sehr dicke, geruchlose Oelfractionen, dieselben werden
                              									jedoch in Folge hohen Paraffingehaltes schon bei gewöhnlicher Temperatur talgartig
                              									und sind bei 0° völlig fest. Da sich eine Ausscheidung des Paraffins aus den
                              									Einzelfractionen aus praktischen Rücksichten nicht empfiehlt, so wurde eine
                              									Gesammtdestillation der Rückstände mit Unterstützung von Wasserdampf ausgeführt und
                              									dabei nur der leichtest siedende Theil beseitigt. Er kann als Gasöl verwendet
                              									werden, auch kann man noch einen Theil Solaröl daraus gewinnen. Das nach diesem Vorlauf
                              									übergehende schwere Oel scheidet bei schwacher Abkühlung (in der Winterkälte von
                              									selbst) Paraffin aus, welches sich wegen seiner schmierigen Beschaffenheit nur
                              									schwer durch gewöhnliche Filtration, leichter mittels Filterpresse von dem Oel
                              									scheiden läſst. Das von dem Rohparaffin abgepreſste Oel kann als gewöhnliches
                              									Schmieröl oder als Gasöl direkt verwerthet werden, seiner Verwerthung dagegen als
                              									Schmieröl zu guten Preisen steht der Gehalt an weichen Paraffinen hinderlich im
                              									Wege. Die Beseitigung dieser Weichparaffine aus dem an und für sich dicken Oele
                              									durch Abkühlen und Abpressen bietet zu groſse Schwierigkeiten und ist zu theuer,
                              									insbesondere weil durch das zu gewinnende sehr weiche Paraffin eine Compensation
                              									nicht geboten wird. Selbst die Verarbeitung des aus dem Rohdestillat zuerst
                              									ausgeschiedenen härteren Paraffins hat sich in Rücksicht auf die geringe Menge
                              									desselben und die Geringwerthigkeit des nebenbei gewonnenen Schmieröles nicht
                              									rentirt. Die Schwierigkeit liegt immer an der Unterbringung des Schmieröles, an
                              									welches bei den jetzt im Handel zu billigen Preisen zu habenden vorzüglichen
                              									kaukasischen Schmierölen so hohe Anforderungen in Bezug auf Viscosität und
                              									Kältebeständigkeit gestellt werden, daſs solchen ohne unverhältniſsmäſsige Umstände
                              									und Kosten bei dem Pechelbronner Oele nicht entsprochen werden kann. Immerhin
                              									erschien mir eine Bearbeitung dieser Frage in Rücksicht auf zu gewinnendes Paraffin
                              									von Interesse zu sein, da sich bei hohen Paraffinpreisen eine Gewinnung desselben
                              									vielleicht doch lohnen könnte.
                           Die Ausbeute an Rohparaffin beträgt etwa 2 Proc. vom Gewicht des Rohöles. Es ist von
                              									schmieriger Beschaffenheit, kann aber nach folgender Methode auf ein reines
                              									Hartparaffin umgearbeitet werden. Man schmilzt es unter Erwärmung mit 10 bis 15
                              									Proc. Benzin zusammen, filtrirt auf einem Warmwasserbad-Filter von den beigemischten
                              									kohligen Ausscheidungen ab und gieſst das Filtrat auf kaltes Wasser. Es erstarrt
                              									hier zu einem Kuchen, den man gut auspreſst. Dieses einmal umkrystallisirte Paraffin
                              									wird noch zweimal in gleicher Weise behandelt, nur daſs man das Schmelzgemisch von
                              									Paraffin mit 10 Proc. Benzin vor dem Aufguſs auf kaltes Wasser nicht mehr zu
                              									filtriren braucht. Nach der dritten Pressung erfolgt ein nur noch gelblich gefärbtes
                              									Product, aus dem man den Rest des Benzins durch Hindurchleiten von gespanntem
                              									Wasserdampf abtreibt. Man trennt das geschmolzene Paraffin von dem heiſsen
                              									Condensationswasser und behandelt es in geschmolzenem Zustande mit etwa 5 Proc.
                              									Thierkohle oder Entfärbungspulver (aus Blutlaugensalz-Fabriken), worauf noch durch
                              									Papier filtrirt werden muſs, um das Paraffin nach Erkalten in schön weiſsem Zustande
                              									zu erhalten. Aus den Preſsölen kann man nach Uebertreiben der flüchtigeren Oele
                              									(auch des Benzins), bis die Destillate beim Abkühlen zu erstarren beginnen, nochmals
                              									Rohparaffin übertreiben und dieses in gleicher Weise auf ein geringeres Quantum
                              									fertiges Paraffin verarbeiten. Letzteres besitzt den Schmelzpunkt 57°.
                           Das nach beschriebener Methode aus dem Pechelbronner Rohparaffin erhaltene
                              									Hartparaffin (I. Product) besitzt den Schmelzpunkt 58° (Methode der sächsischen
                              									Fabrikanten durch Erstarrung eines Tropfens geschmolzenen Paraffins auf Wasser und
                              									Bestimmung der Temperatur des Wassers im Moment des Erstarrens).
                           Aus 1200g Rohparaffin wurden 279g Hartparaffin erhalten, was einer Ausbeute von
                              									23,3 Proc. gleichkommt. Im Groſsbetrieb würde sich jedoch die Ausbeute durch weitere
                              									Verarbeitung der Preſsöle des zweiten Productes, auch durch im Uebrigen günstigeres
                              									Arbeiten, ohne Zweifel gegen 30 Proc. stellen. Auf das Rohöl berechnet, beträgt dies
                              									etwa ⅔ Proc.
                           2) Darstellung von dünnflüssigen Schmierölen aus den
                                 										Pechelbronner Residuen. Um zu prüfen, ob vielleicht eine Destillation auf
                              									dünnere Schmieröle zu besseren Resultaten führt, als die Arbeit auf dicke Oele,
                              									wurden im gleichen Apparat, jedoch unter Einschaltung des gröſseren
                              									Separationskühlers, Residuen der Destillation mit überhitztem Wasserdampf
                              									unterworfen. Dabei resultirten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Spec. Gew.
                                 100 Th. Residuenergaben
                                 auf 100 Th. Rohölberechnet
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 A
                                 0,909
                                 43,5
                                 33,9
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 0,900
                                 18,8
                                 14,7
                                 
                              
                                 „
                                 C
                                 0,871
                                   6,3
                                   4,9
                                 
                              
                                 „
                                 D
                                 („Mischöl“)
                                   7,6
                                   5,9
                                 
                              
                                 Koks und Verlust
                                 –
                                 23,8
                                 18,6
                                 
                              
                           Nach Vornahme der chemischen Reinigung in schon mehrfach beschriebener Weise mit
                              									Schwefelsäure und Natronlauge zeigten die drei ersteren Oele das folgende
                              									Verhalten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Viscositätsgrad
                                 
                              
                                 
                                 Sp. Gew.
                                 Entfl.-pkt.
                                 Entz.-pkt.
                                 
                                 Wasser = 1
                                 
                                 
                                 Repsöl = 1
                                 
                                 
                              
                                 bei 20°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 20°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 A
                                 0,905
                                 165°
                                 202°
                                 –
                                 3,1
                                 1,5
                                 1,25
                                 –
                                 0,7
                                 0,8
                                 0,9
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 0,894
                                 139°
                                 170°
                                 7,6
                                 3,6
                                 1,3
                                 –
                                   0,58
                                 0,8
                                 0,7
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 C
                                 0,866
                                   90°
                                 124°
                                 2,5
                                 1,5
                                 –
                                 –
                                 0,2
                                   0,33
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die Destillationsprobe ergab mit je 100cc Oel:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Beginn desSiedens
                                 200 bis 250°
                                 250 bis 300°
                                 300 bis 320°
                                 über 320°
                                 
                              
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 A
                                 300
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 11
                                 8,5
                                 85
                                 82,5
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 274
                                 –
                                 –
                                 11,5
                                   8,5
                                   4
                                 3,4
                                 81
                                 69,8
                                 
                              
                                 „
                                 C
                                 204
                                 18,5
                                 14,4
                                 21,5
                                 17,2
                                   7
                                 5,2
                                 51
                                 44,8.
                                 
                              
                           Die Oele sind durchweg von heller Farbe (je leichter, desto heller), durchsichtig,
                              									doch leider auch wenig kältebeständig, so daſs sie schon über 0° schmalz- bis
                              									butterartig erstarren. Sie können also auch in diesem Zustande der Verdünnung mit
                              									den im Handel zur Verfügung stehenden billigen dünnen Mineralölen nicht in
                              									Concurrenz treten, müssen zum mindesten zu sehr reducirten Preisen abgegeben werden.
                              									– Das oben aufgeführte „Schmieröl“ D kann theilweise auf Solaröl, theilweise
                              									auf Gasöl verarbeitet werden.
                           
                           Nach diesen Resultaten läſst sich eine lucrative Verwerthung für die aus den
                              									Pechelbronner Springquellenölen erhaltenen Residuen nicht auffinden. Es bleibt nur
                              									übrig, dieselben entweder durch Ueberdruckdestillation in leichte Brennöle
                              									umzuwandeln, oder aber sie direkt als Gasöl oder ganz billiges Schmiermaterial zu
                              									verkaufen, oder endlich sie als Heizmaterial zu benutzen. Wohl läſst sich durch
                              									Abtreiben der noch vorhandenen leichten Oele aus dem Gesammtdestillat ein Rückstand
                              									erhalten, welcher durch Bleichen mit Schwefelsäure in Vaselin umgewandelt werden
                              									kann. Der Verbrauch an solchem ist aber nicht bedeutend genug, um davon groſse
                              									Massen unterbringen zu können, besonders da auch noch die deutsche Pharmacopöe die
                              									Anwendung eines durch Mischen von Vaselinöl mit Ceresin bereiteten Vaselines
                              									vorschreibt.
                           3) Darstellung von Schmieröl aus Pechelbronner Residuen ohne
                                 										Destillation, a) Die direkte Anwendung der Residuen als Schmiermittel ist
                              									in Folge des hohen Asphaltgehaltes nur für ganz gewöhnliche Zwecke und zu sehr
                              									billigen Preisen denkbar. Ein Vergleich der Menge des Koksrückstandes, welchen
                              									Residuen verschiedener Abstammung hinterlassen und der einen Anhaltspunkt für die
                              									Menge des den Rohölen beigemischten Asphaltes abgibt, läſst dies sofort erkennen. In
                              									kleinem Glaskölbchen, in dessen kurzen Hals ein Entbindungsröhrchen zur Fortführung
                              									der Oeldämpfe, aber auch zur Abhaltung der Luft eingeschliffen war, der trockenen
                              									Destillation bis zum Glühen des Rückstandes unterworfen, wurden mit Residuen
                              									verschiedener Rohöle die folgenden Koksmengen in Gew.-Proc. erhalten:
                           
                              
                                 Brennöl-Residuen aus Rohöl
                                    											von
                                 
                              
                                 Pechelbronn
                                 Oelheim
                                 Baku
                                 Pennsylvanien
                                 
                              
                                 7 bis 9,5
                                 4,5 bis 5,5
                                 2 bis 2,5
                                 1 bis 1,25
                                 
                              
                           Hiernach sind die Pechelbronner Residuen zur direkten Verwendung als Schmiermittel
                              									die geringwerthigsten, was auch den damit gemachten Erfahrungen entspricht.
                           Die hohe Viscosität, welche diese Residuen auch noch in höherer Temperatur aufweisen
                              									(4,0 bei 100 und 1,9 bei 150), rührt mit von dem hohen Asphaltgehalt her und ist
                              									deshalb bedeutungslos. Das specifische Gewicht derselben beträgt 0,954, der
                              									Entflammungspunkt 151°, der Entzündungspunkt 199°, erreicht also trotz ungemein
                              									dicker Consistenz nicht denjenigen guter Cylinderöle. Bei gewöhnlicher Temperatur,
                              									noch über 10°, sind dieselben so fest, daſs sie nicht flieſsen, dunkel gefärbt und
                              									lassen in dünner Schicht schwarze Suspensionen (Asphalt, Kohle) erkennen.
                           b) Die chemisch gereingten (nicht destillirten) Rückstände zeigen durch die bei der
                              									Behandlung mit Schwefelsäure stattfindende Abscheidung des Asphaltes weit bessere
                              									Eigenschaften. Das specifische Gewicht geht bei dieser Raffination von 0,954 auf
                              									0,922 zurück; das Product ist noch unter der mittleren Zimmertemperatur flüssig, bis
                              									10° schmalzartig und nimmt erst unterhalb 15° allmählich feste Form an. Auch sind die schwarzen
                              									Suspensionen verschwunden, und das Material ist zwar noch stark braun gefärbt, doch
                              									in dünner Schicht durchsichtig. Seine Viscosität beträgt bei 50° = 11,7, bei 100° =
                              									2,2 (Wasser = 1).
                           c) Destillirt man nur die Hälfte des Leuchtöles mit Wasserdampf fort, so hinterbleibt
                              									ein Rückstand, dessen direkter Verwendung als Schmieröl auch wieder der
                              									Asphaltgehalt im Wege steht. Chemisch gereinigt qualificirt er sich jedoch weit
                              									besser für Schmierzwecke, wie die folgenden Eigenschaften zeigen:
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 ViscositätWasser = 1
                                 Entflammungs-punkt
                                 Entzündungs-punkt
                                 
                              
                                 
                                 100°
                                 150°
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,927
                                 2,8
                                 1,5
                                 136°
                                 161°
                                 
                              
                           Bei 0° besitzt dieses Material Butterconsistenz, desgleichen noch bei – 50, bei – 10°
                              									ist es talgartig erstarrt. Für Zwecke der Verwendung bei höherer Temperatur dürfte
                              									sich ein weiteres Abdämpfen der leichteren Oeltheile behufs Erhöhung des
                              									Entflammungspunktes empfehlen.
                           Nach diesen Resultaten zu urtheilen, lassen sich die Pechelbronner
                              									Springquellenöl-Residuen noch am besten zu Schmierölen umarbeiten durch bloſse
                              									chemische Reinigung, also ohne Destillation. Die Destillation bedingt immer die
                              									Bildung sehr paraffinreicher Oele, die schon bei 0° fest sind, während die bloſs
                              									chemisch gereinigten Rückstände ihre flüssige Consistenz beim Abkühlen weit besser
                              									beibehalten. Nur der Aufwand an Schwefelsäure, von der wegen des hohen
                              									Asphaltgehaltes mindestens 10 Proc. nothwendig sind, ist ein groſser, und es ist
                              									eine Frage der jeweiligen Preise der Säure und der Schmieröle, ob sich bloſse
                              									chemische Reinigung der Residuen behufs Gewinnung von Schmieröl rentirt oder nicht.
                              									Anderenfalls bleibt die Verwendung als Gasöl und als Heizmaterial. In guten Brennern
                              									mit Dampf zerstäubt, brennen die Erdölrückstände mit einem Heizeffect gleich dem
                              									Doppelten der Steinkohle, im Allgemeinen mit 12 bis 15facher Verdampfung von Wasser.
                              									Daſs an eine Verarbeitung der Rückstände durch trockene Destillation auf aromatische
                              									Rohstoffe für Farbenfabrikation bei den heutigen Preisen des Steinkohlentheeres und
                              									seiner Producte nicht zu denken ist, wurde schon weiter oben ausgeführt.
                           Was in Bezug auf die Verarbeitung der Pechelbronner Rückstände gesagt wurde, gilt
                              									auch für diejenigen des Erdöles von Ohlungen und von Biblisheim. Die Ohlunger
                              									Residuen enthalten vielleicht etwas mehr Paraffin. Da aber auch bei Ausscheidung des
                              									letzteren – und sie müſste dann nur mit Zuhilfenahme einer Eismaschine geschehen –
                              									immer geringwerthige Schmieröle entstehen, so ist es sehr zweifelhaft, ob sich eine
                              									Verarbeitung auf Paraffin lohnt.
                           
                        
                           C. Das Pechelbronner Grubenöl.
                              								
                           Dieses Oel wird in Pechelbronn noch heute in bedeutender Menge (1886: 1700000k) durch Schachtbetrieb gefördert. Es ist von
                              									dunkelbraunschwarzer Farbe, sehr dickflüssig und sein specifisches Gewicht schwankt zwischen 0,95 und
                              									0,96, steigt ausnahmsweise auch auf 0,97. Da es erst über 200° siedet, so ist an
                              									eine Verarbeitung auf Leuchtöl nicht zu denken. Dagegen ist dasselbe sowohl schon an
                              									sich ein vorzügliches Schmiermaterial für gewöhnliche, weniger feine Maschinen, als
                              									auch stellt es insbesondere ein Rohmaterial zur Darstellung ganz ausgezeichneter
                              									raffinirter Schmieröle dar.
                           Bei der Destillation mit überhitztem Wasserdampf liefert dasselbe im Mittel die
                              									folgenden Rohproducte:
                           
                              
                                 Paraffin haltiges Oel
                                 10 bis 12
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 Dickes Schmieröl
                                 51
                                 „
                                 
                              
                                 Dünnes Schmieröl
                                 10
                                 „
                                 
                              
                                 Gasöl
                                   2
                                 „
                                 
                              
                                 Koks-Rückstand und Verlust
                                 25 bis 27
                                 „
                                 
                              
                           Das Paraffin haltige schwarze Oel kann man durch Filtration von der Paraffinschmiere,
                              									deren Aufarbeitung sich jedoch nicht lohnt, trennen und als gewöhnliches Schmieröl
                              									(Wagenschmiere u.s.w.) verkaufen. Das zweitschwerste dicke Oel behandelt man zur
                              									Gewinnung eines Maschinenschmieröles mit Schwefelsäure und Natronlauge in schon
                              									mehrfach beschriebener Weise, und wenn man dabei genügende Mengen Schwefelsäure (20
                              									Proc.) anwendet, resultirt ein helles, dickes Maschinenschmieröl Nr. I von
                              									vorzüglicher Qualität. Auf dieselbe Weise erhält man aus dem dünneren Destillat ein
                              									leichtes Maschinenöl Nr. III, doch reichen dabei 5 Proc. Schwefelsäure aus.
                           Die Verluste, die bei der chemischen Reinigung eintreten, betragen bei Oel Nr. I 20
                              									Proc., bei Oel Nr. III nur 5 bis 10 Proc. Nimmt man zur Reinigung weniger
                              									Schwefelsäure, so ist auch der Verlust ein geringerer, nur das Oel dunkler. Durch
                              									Vermischung von Nr. I und III kann man sich ein Oel von mittlerer Consistenz,
                              									Schmieröl Nr. II, herstellen. Es folgt hieraus, daſs das Pechelbronner Schachtöl aus
                              									einer Mischung sehr schweren dicken Oeles mit wenig leichtem besteht. Ganz leichtes,
                              									für Brennöl geeignetes Destillat wird überhaupt nicht erhalten, bloſs ein ganz
                              									geringes Quantum (2 Proc.) Gasöl. Selbstverständlich kann man durch anders geleitete
                              									Separation der Dämpfe auch Producte anderer Consistenz erzeugen.
                           Die oben erwähnten Schmieröle besitzen folgende Eigenschaften:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Viscositätsgrad
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Spec. Gew.
                                 Wasser = 1
                                 Rüböl = 1
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 20°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 20°
                                 50°
                                 100°
                                 150°
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 I
                                 0,920
                                 26,6
                                 6,7
                                 1,7
                                 1,2
                                 2,0
                                 1,5
                                 0,9
                                 0,8
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 0,905
                                   7,3
                                 2,7
                                 1,4
                                 1,2
                                 0,6
                                 0,6
                                 0,7
                                 0,8
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 0,891
                                   2,2
                                 1,6
                                 1,2
                                 1,0
                                 0,2
                                 0,5
                                 0,6
                                 0,7
                                 
                              
                           Bei Abkühlung auf 0° nimmt Oel Nr. I schmalzartige Consistenz an, welch letztere erst
                              									bei – 20° in Butterconsistenz übergeht; talgartige Festigkeit wurde durch stärkstes
                              									Abkühlen nicht erreicht. Noch kältebeständiger ist Oel Nr. III, welches noch bei –
                              									15° dickflüssig ist und erst bei – 20° Schmalzconsistenz annimmt. Sowohl in Bezug
                              									auf Viscosität, als auch
                              									auf Kältebeständigkeit liegen hiernach in den Schmierölen aus Pechelbronner
                              									Schachtöl ganz ausgezeichnete Marken vor. Selbstverständlich kann Nr. III nur als
                              									Spindelöl, als Verdünnungsöl für Nr. I oder andere dicke Oele benutzt werden.
                           Mit dem Pechelbronner Schachtöl nahe verwandt ist in Bezug auf Qualification für
                              									Schmierzwecke das neuerdings bei Wietze erbohrte Erdöl. Nach Vorversuchen liefern
                              									die Rückstände Schmieröle ganz vorzüglicher Qualität.
                           
                        
                           D. Verarbeitung der Rückstände durch
                                 										Ueberdruckdestillation auf leichte Oele. (Brennöle u.s.w.).Vgl. die Anmerkung auf S. 597 Bd. 267.
                              								
                           Bei der Thatsache, daſs der Schwerpunkt der Verwerthung der meisten deutschen Erdöle
                              									in Folge ihres geringen Leuchtölgehaltes auf eine geeignete Aufarbeitung der
                              									Rückstände gelegt werden muſs und da ferner der Verwerthung derselben als Schmieröl
                              									theils ihre eigene chemische Natur, theils aber auch die immer mächtiger auftretende
                              									Concurrenz der vorzüglichen kaukasischen Schmieröle hinderlich im Wege stehen, muſs
                              									an eine anderweitige lucrative Verwerthung derselben gedacht werden. Als solche
                              									bietet sich in neuester Zeit die Destillation derselben unter Ueberdruck nach dem
                              									Patent von Dr. Krey.1887 264 336.
                           Bei Destillation der Residuen unter Ueberdruck müssen sich im Wesentlichen dieselben
                              									Producte bilden, wie bei einer trockenen Destillation bei ganz mäſsiger Temperatur.
                              									In letzterer Beziehung sind schon seit Jahren Versuche, jedoch ohne praktisches
                              									Ergebniſs, im Gange gewesen. So hat Vohl 1865 schon
                              									nachgewiesen, daſs sich beim Durchleiten der Dämpfe von schweren Oelen aus
                              									Bogheadkohle, Torf, Erdöl u.s.w. durch auf 500 bis 550° erhitzte Röhren leichte, auf
                              									Brennöl zu verarbeitende Oele bilden. Leider nur stellte sich das Verfahren als zu
                              									theuer heraus, und von bleibendem Interesse bei Vohl's
                              									Untersuchungen ist nur der Nachweis, daſs in den von ihm dargestellten Oelen
                              									(Fraction 200°) die Kohlenwasserstoffe C13H28, C14H30, C15H32 enthalten sind. Aehnliches hat Hayes bei amerikanischem Erdöl beobachtet und Willard (daselbst) hat auf Grund dieser Beobachtungen
                              									einen Apparat construirt, um die schweren Mineralöle unter Druckvermehrung bei
                              									höherer Temperatur zu destilliren. Die Genannten legten aber jeweils das
                              									Hauptgewicht auf die Erhöhung der Temperatur.
                           Ein völlig neues Prinzip hält Krey bei seinen Versuchen
                              									fest. Derselbe hat beobachtet, daſs bei Destillation der schweren Mineralöle unter
                              									Druck wieder leichte Oele entstehen, und daſs man durch Variation des Druckes es
                              									völlig in der Hand hat, leichte Oele von beliebiger Beschaffenheit herzustellen.
                           Dr. Krey hat in seinem Apparat einige Partien von
                              									Residuen aus Oelheimer
                              									und aus Pechelbronner Rohöl der Druckdestillation unterworfen, dabei resultirten
                              									unter einem Druck von 2 bis 5at:
                           
                              
                                 Aus Residuen
                                 Gew.-Proc.Rohdestillat
                                 Spec. Gew.
                                 Koks-Rückstand
                                 Gasverlust
                                 
                              
                                 von Oelheim
                                 75
                                 0,800
                                 17
                                 8
                                 
                              
                                 von Pechelbronn
                                 60
                                 0,785
                                 31
                                 9
                                 
                              
                           wozu bemerkt werden muſs, daſs die in der Destillirblase
                              									zurückgebliebenen Koksrückstände der Oelheimer Residuen vollständig verkohlt,
                              									diejenigen der Pechelbronner dagegen bloſs asphaltartig erschienen, so daſs die
                              									Ausbeute aus letzteren durch Fortsetzung der Destillation noch etwas hätte
                              									gesteigert werden können.
                           Eine mit 100cc, also mit 80 (Oelheim) bezieh. 78g,0 (Pechelbronn), nach früher beschriebener
                              									Methode durchgeführte fractionirte Destillation ergab die folgenden Resultate:
                           
                              
                                 Ueberdruckölaus Residuenvon
                                 BeginndesSied.
                                 bis 100°
                                 100–150°
                                 150–200°
                                 200–250°
                                 250–300°
                                 über 300°
                                 
                              
                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
                                 cc
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                                 cc
                                 g
                                 cc
                                 g
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                                 g
                                 
                              
                                 Oelheim
                                 45°
                                 11,3
                                 8
                                 14
                                 10,4
                                 22,7
                                 17,8
                                 24,7
                                 20,3
                                 13,7
                                 11,7
                                 13,6
                                 11,8
                                 
                              
                                 Pechelbronn
                                 45°
                                 11,0
                                 7,4
                                 19
                                 14,7
                                 23
                                 17,7
                                 28,3
                                 23,3
                                 11,3
                                   9,8
                                   7,4
                                   5,6
                                 
                              
                           Im Ganzen enthielten dieselben in den drei Hauptfractionen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 unter 15°
                                 150 bis 300°
                                 über 300°
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 V.-Proc.
                                 G.-Proc.
                                 V.-Proc
                                 G.-Proc.
                                 V.-Proc.
                                 G.-Proc.
                                 
                              
                                 Ueberdrucköl
                                 von
                                 Oelheim
                                   25,3
                                 23
                                 61,1
                                 62,3
                                 13,6
                                 14,7
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Pechelbronn
                                 30
                                   28,2
                                 62,6
                                 64,7
                                   7,4
                                   6,1
                                 
                              
                           In dem nach oben beschriebener Methode erhaltenen Producte liegt sonach ein Gemisch
                              									von leichten Essenzen mit sehr viel Brennöl und nur wenig Schwerölen vor.
                           Die zur Verfügung stehende Menge war nicht ausreichend, um durch fractionirte
                              									Destillation einzelne Kohlenwasserstoffe zu isoliren; um jedoch einen Anhaltspunkt
                              									für Beantwortung der Frage zu gewinnen, ob das Ueberdruckdestillat vorwiegend aus
                              									ungesättigten (CnHn,
                              									aromatischen) Kohlenwasserstoffen bestehe, wurden je drei Hauptfractionen desselben
                              									dreimal hinter einander, das erste Mal kalt, die beiden folgenden Male bei 40°, mit
                              									je drei Volumen englischer Schwefelsäure durchgeschüttelt, welche 20 Proc. rauchende
                              									Säure enthielt. Es ergab sich dabei eine Abnahme der Oelschicht, ausgedrückt in
                              									Vol.-Proc., von:
                           
                              
                                 
                                 Fraction:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Druckdestillat von
                                 100 bis 150°
                                 150 bis 200
                                 200 bis 250°
                                 
                              
                                 Oelheimer Residuen
                                 27
                                 40
                                 40
                                 
                              
                                 Pechelbronner  „
                                 25
                                 37
                                 38
                                 
                              
                           Da bei dem letzten Behandeln mit Schwefelsäure eine nennenswerthe Abnahme nicht mehr
                              									stattfand, dürfen die Differenzen gegen 100 als gesättigte Kohlenwasserstoffe,
                              									theilweise vielleicht auch als Hexahydrüre, angesprochen werden, und es bestehen
                              									demnach auch die Ueberdrucköle der Hauptsache nach aus solchen. Hiermit stimmt auch
                              									das geringe specifische Gewicht dieser Oele, wenigstens der niedriger siedenden
                              									Fractionen überein. Es wurden die folgenden specifischen Gewichte (bei 16°)
                              									gefunden:
                           
                           
                              
                                 aus Residuen
                                 Fractionunter 100°
                                 100 bis 150°
                                 150 bis 200°
                                 200 bis 250°
                                 250 bis 300°
                                 
                              
                                 Oelheim
                                 0,6965
                                 0,7460
                                 0,7865
                                 0,8315
                                 0,8590
                                 
                              
                                 Pechelbronn
                                 0,6970
                                 0,7535
                                 0,7805
                                 0,8250
                                 0,8570
                                 
                              
                           Auffallend bei diesen Resultaten ist die groſse Differenz der specifischen Gewichte
                              									der am niedrigsten und am höchsten siedenden Fractionen. Worauf dies zurückzuführen
                              									ist, kann erst die weitere chemische Untersuchung dieser Oele lehren.
                           Um die Ueberdrucköle auf ihren Werth als Leuchtmaterial zu prüfen, ist zunächst der
                              									Entflammungspunkt des gesammten unter 300° siedenden Destillates ermittelt worden
                              									und da dieser zu niedrig, erheblich unter 21°, ausfiel, wurden die unter 125°
                              									siedenden Oele aus der „Leuchtölfraction“ (alles unter 300° siedende)
                              									abdestillirt. Der dadurch bedingte Verlust beträgt etwa die Hälfte der unter 150°
                              									siedenden Theile, so daſs die Leuchtölausbeute bei beiden Ueberdruckölen rund 75
                              									Proc. beträgt. Die derart durch Destillation gewonnenen und alsdann chemisch
                              									gereinigten Brennöle zeigen die Entflammungspunkte 22,5° (aus Oelheimer Residuen)
                              									und 26,5 (aus Pechelbronner Residuen). Je nach Ausfall der photometrischen Prüfung
                              									dürfte übrigens auch noch ein kleiner über 300° siedender Theil des Oeles mit zu dem
                              									Brennöl genommen werden können. Selbstverständlich lassen sich auch die als
                              									Nebenproduct gewonnenen, unter 125° siedenden leichten Essenzen als Ligroin, Benzin,
                              									Petroleumäther sehr gut verwerthen, und der Rückstand dient als Brennmaterial.
                           Ein auf gleiche Weise aus Residuen von Baku unter einem Druck von 4at dargestelltes Ueberdrucköl ergab in
                              									Gewichtsprocenten:
                           
                              
                                 Ausbeute
                                 Spec. Gewicht
                                 Koksrest
                                 Gasverlust
                                 
                              
                                 76
                                 0,836
                                 14
                                 10
                                 
                              
                           Das Rohdestillat lieferte nach chemischer Reinigung mit Schwefelsäure und Natronlauge
                              									durch Destillation ein Brennöl mit
                           
                              
                                 Ausbeute
                                 Spec. Gewicht
                                 Entflammungspunkt
                                 
                              
                                 61 Gew.-Proc.
                                 0,818
                                 34°
                                 
                              
                           Dieses Brennöl war, ebenso wie die aus Residuen von Oelheim und Pechelbronn,
                              									wasserklar und leichtbeweglich und ergab bei fractionirter Destillation von 100°
                              									nach bisheriger Methode die folgenden Hauptfractionen in Vol.-Proc:
                           
                              
                                 bis 150°
                                 150 bis 200°
                                 200 bis 250°
                                 250 bis 285°
                                 Rest
                                 
                              
                                 12
                                 38
                                 39
                                 8
                                 3
                                 
                              
                           Es liegt also auch hier ein, seinen Fractionstheilen nach, recht gutes Brennöl vor.
                              									Inwieweit es bei praktischem Gebrauch diesen Erwartungen entspricht, muſs die
                              									photometrische Prüfung ergeben, doch ist an einem günstigen Resultat kaum zu
                              									zweifeln.
                           In dieser von Krey angebahnten Verarbeitungsweise liegt
                              									eine für die Verwerthung unserer meist sehr schweren deutschen Erdöle und
                              									insbesondere derjenigen Residuen, die sich für Umarbeitung auf Schmieröl nicht
                              									eignen, wie z.B. fast sämmtliche elsässische, wohl zu beachtende Neuerung.