| Titel: | Ueber Versuche zur Klarstellung des Wirkungsgrades des Locomotivkessels; von Prof. H. Gollner in Prag. | 
| Autor: | H. Gollner | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 108 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Versuche zur Klarstellung des
                           								Wirkungsgrades des Locomotivkessels; von Prof. H. Gollner in Prag.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 1 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									1 und 2.
                        Gollner, Klarstellung des Wirkungsgrades des
                           								Locomotivkessels.
                        
                     
                        
                           
                              Die Ermittelung des absoluten Wirkungsgrades des
                                 										Locomotivkessels.
                              
                           Der absolute Wirkungsgrad einer Dampfkesselanlage ist
                              									eine Function ihrer constructiven Durchführung (Art und Gröſse) sowie der gewählten
                              									Betriebsverhältnisse (Heizer, Brennstoff, Dampfmenge); nachdem in dem vorliegenden
                              									Falle sämmtliche maſsgebenden Verhältnisse im Voraus bestimmt sind, so ist auch nur ein bestimmter,
                              									absoluter Wirkungsgrad zu erreichen, um dessen Sicherstellung es sich nun handelt.
                              									Es wird dieser Wirkungsgrad nur dann mit dem ökonomisch günstigsten Wirkungsgrad der
                              									Kesselanlage übereinstimmen können, wenn für diese die Summe der Zinsen der
                              									erforderlichen Kapitalsanlage und der jährlichen Betriebskosten ein Minimum wird;
                              									nachdem beide Summanden wieder Functionen der Gröſse (Art, Lage) der Heiz- und
                              									Rostfläche, sowie der Betriebsart des Kessels sind und diese beiden Hauptgröſsen für
                              									den Locomotivkessel nur bis zu einer gewissen oberen Grenze entwickelt und
                              									angeordnet werden können, im Allgemeinen sogar in ihrer Entwicklung durch
                              									unveränderliche äuſsere Verhältnisse beschränkt werden müssen, endlich noch die
                              									Folgen des periodischen Betriebes des Locomotivkessels gleichfalls ungünstig sind,
                              									so ergibt sich, daſs zwischen dem absoluten und öconomisch günstigsten Wirkungsgrade
                              									des Locomotivkessels im Allgemeinen eine bedeutende Differenz bestehen muſs, welche
                              									für stationäre Kesselanlagen wesentlich verringert werden kann, wenn überhaupt die
                              									oben erwähnten maſsgebenden Verhältnisse sachgemäſs gewählt und ausgenützt werden.
                              									Der absolute Wirkungsgrad einer Dampfkesselanlage überhaupt und daher auch jener
                              									eines Locomotivkessels kann auf analytischem Wege festgestellt werden, wenn eine
                              									Reihe von wichtigen und begründeten Erfahrungszahlen zur Verfügung steht:, diese
                              									können aber nur im Versuchswege von Fall zu Fall ermittelt werden, worin die
                              									besondere Bedeutung des wissenschaftlichen Experimentes für die praktische Theorie
                              									begründet ist. Im vorliegenden Falle wurden die Ergebnisse der Versuche mit der
                              									Rechnung verbunden und derart schlieſslich das Gesammtmaterial für die Theorie des
                              									Locomotivkessels bei Braunkohlenheizung für die
                              									Verhältnisse der Dux-Bodenbacher Eisenbahn gewonnen. Bezeichnet nun im
                              									folgenden:
                           
                              
                                 Die totale Heizfläche des Loco-   motivkessels
                                 qm
                                 
                                    
                                    Ft
                                    
                                 Die Verdampfungswärme für 1k  
                                    											gesättigten, trockenen Kessel-   dampf
                                 Cal.
                                 (λ – q0)
                                 
                              
                                 Die totale Rostfläche
                                 „
                                 
                                    R
                                    
                                 Die Anstrengung der Heiz-   fläche Ft
                                 AF  =
                                 
                                    \frac{M_t}{F_t}
                                    
                                 
                              
                                 Die in der Bruttofahrzeit derProbezüge erzeugte Gewichts-menge
                                    											Dampf (trocken)
                                 k
                                 
                                    
                                    
                                    Mt
                                    
                                 Die Anstrengung der Rost-   fläche R
                                 AR =
                                 
                                    \frac{B}{R}
                                    
                                 
                              
                                 Die in gleicher Zeit hierfür   verbrauchte Gewichtsmenge  
                                    											Brennstoff
                                 k
                                 
                                    
                                    
                                    B
                                    
                                 Den Wirkungsgrad des Feuer-   raumes für den Beharrungs-  
                                    											zustand während der effec-   tiven Fahrzeit
                                 
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    ηf
                                    
                                 
                              
                                 Den theoretischen Heizwerth   derselben
                                 Cal.
                                 
                                    
                                    H
                                    
                                 Den Wirkungsgrad der gesamm-   ten Heizfläche für den Be-  
                                    											harrungszustand während der   effectiven Fahrzeit
                                 
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    ηF
                                    
                                 
                              
                                 Die praktische Verdampfung in   derselben Zeit (praktische  
                                    											Verdampfungsziffer Vp)
                                 =
                                 
                                    
                                    \frac{M_t}{B}
                                    
                                 C und ξ Correctionsfactoren von   der
                                    											Bedeutung, daſs (ηfηF) C.
                                 
                                    
                                    ξ
                                    
                                 
                                 
                              
                                 Die theoretische Verdampfung   (theoretische Verdampfungs-  
                                    											ziffer Vt)
                                 =
                                 
                                    
                                    \frac{H}{\lambda-q_0}
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 den absoluten Wirkungsgradder Kesselanlage während desfür die
                                    												Nettofahrzeit bestehen-den mittleren
                                    											Beharrungszu-standes wird. Den absolutenWirkungsgrad der
                                    											Kesselan-
                                 
                                 
                                    lage für den Beharrungszu-   stand während der NettofahrzeitDen summarischen Wärmever-   lust für
                                    												1k Brennstoff in Folge   Anlage
                                    											und Betrieb des Kes-   sels
                                 Cal.
                                 
                                    
                                    ηt
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    ΣW
                                    
                                 
                              
                           so ist dann (H – ΣW) = ΔW = Wn die für 1k Brennstoff erzeugte Nutzwärme in Calorien; es
                              									kann sonach der absolute Wirkungsgrad der Kesselanlage ausgedrückt werden durch:
                           I)
                              										\eta_t=(\eta_f\,\eta_F)\,\xi.C=\frac{V_p}{V_t}=\frac{\left(\frac{M_t}{B}\right)}{\left(\frac{H}{\lambda-q_0}\right)}=\left(\frac{A_F}{A_R.V_t}\right).\left(\frac{F_t}{R}\right)=\left(1-\frac{\Sigma\,W}{H}\right)
                           Die Gleichungen 2, 3 und 4 sind identisch und nur formal verschieden. Die Möglichkeit
                              									ihrer Benützung zur Ermittelung von ηt hängt von der
                              									Kenntniſs des Wärmeverlustes in Folge der Dampfnässe ab, durch welchen der
                              									Verhältniſswerth (Mt :
                              										Mn) bestimmt wird.
                              									Die letzte Gleichung 5 eignet sich am rationellsten für die Ermittelung von ηt und liefern die Glieder für den Summenwerth ΣW zugleich das Material für die Lösungen der übrigen
                              									vier Gleichungen. Wird in Gleichung 4 x = AF, Z = AR, ferner für den vorliegenden Fall (Ft : R.Vt) = a = Const. und
                              									endlich y = ηt gesetzt, so
                              									ergibt sich die allgemeine Beziehung:
                           y=a\,\left(\frac{x}{Z}\right), oder
                              										y.\left(\frac{Z}{x}\right)=a=\mbox{Const.}
                           Diese Gleichung entspricht der gleichseitigen Hyperbel, deren
                              									Spezialisirung an späterer Stelle erfolgen wird.
                           Wird AF als die mittlere
                              									Anstrengung der gesammten Kesselheizfläche (Ft) aufgefaſst, von welcher die direkte
                              									Heizfläche (Fd) wegen
                              									Erzeugung von (Md)k Dampf, die indirekte Verdampffläche (Fi) wegen Erzeugung
                              									von (Mi)k Dampf für die Stunde aus Wasser, welches von der
                              									Vorwärmfläche von (t0)0 auf (w)0 vorgewärmt wurde, eine bezügliche
                              									Anstrengung von (Ad)
                              									und (Ai) erleidet,
                              									bezeichnen ferner (ξd)
                              									und (ξi)
                              									Correctionsfactoren für (Fd) und (Fi) wegen der schädlichen Strahlung dieser Verdampfflächen, s den specifischen Strahlungswerth der direkten
                              									Verdampffläche, sind weiteres Kr und Kw die Wärmedurchgangscoefficienten im Sinne der Hypothesen nach Redtenbacher und Werner,
                              										(Tp – T1
                              									) = ΔT das Temperaturgefälle im Bereiche von Fi, so ist:
                           A_F=\frac{1}{F_t}.(M_d+M_i) oder wegen
                              										M_d=\frac{B.H.\eta_f.s.\xi\,d}{(\lambda-q_w)}
                           und (nach Redtenbacher):
                              									M_i=F_i.\frac{K_r.\xi_i\,\Delta\,T}{(\lambda-q_w)\,log\,C},\
                                 										C=\frac{T_p-w}{T_1-w} sowie (nach Werner):
                              									M_i=F_i\,\frac{K_w.\xi_i\,(T_p-w)\,(T_1-w)}{\lambda-q_w} auch zu
                              									schreiben 
                              									A_F=\frac{1}{F_t}\left[\frac{B.H.\eta_f.s\,\xi\,d}{\lambda-q_w}+F_i\,\frac{K_r\,\xi_i\,\Delta\,T}{(\lambda-q_w)\,log\,C}\right]
                              									nach Redtenbacher, bezieh.
                              										A_F=\frac{1}{F_t}\left[\frac{B.H.\eta_f.s.\xi\,d}{\lambda-q_w}+F_i.\frac{K_w\,\xi_i\,(T_p-w)(T_1-w)}{(\lambda-q_w)}\right]
                              									nach Werner.
                           Nachdem \eta_t=\frac{A_F}{A_R\,V_t}.\left(\frac{F_t}{R}\right) so
                              									ist mit Benützung des Obigen:
                           \eta_t=\frac{\left(\frac{F_t}{R}\right)}{(A_R.V_t)}.\frac{1}{F_t}\,\left[\frac{B\,H\,\eta_f.s.\xi\,d}{\lambda-q_w}+F_i\,\frac{K_r\,\xi_i\,\Delta\,T}{(\lambda-q_w)\,\log\,C}\right]nach Redtenbacher oder
                              										\eta_t=\frac{\left(\frac{F_t}{R}\right)}{(A_R.V_t)}.\frac{1}{F_t}\,\left[\frac{B\,H\,\eta_f.s.\xi\,d}{\lambda-q_w}+F_i\,\frac{K_w.\xi_i\,(T_p-w)\,(T_1-w)}{\lambda-q_w}\right]
                              									nach Werner und wegen
                              										V_t=\frac{H}{\lambda-q_0} und
                              										A_R=\frac{B}{R} nach mehrfachen Umwandlungen:
                           II)
                              										\eta_t=\frac{\lambda-q_0}{\lambda-q_w}\,\left[\eta_f.s.\xi\,d+\left(\frac{F_i}{B\,H}\right).\frac{K_r.xi_i.\Delta\,T}{log\,C}\right]
                              									nach Redtenbacher oder
                              										\eta_t=\frac{\lambda-q_0}{\lambda-q_w}.\left[\eta_f.s.\xi\,d+\left(\frac{F_i}{B.H}\right).K_w\,\xi_i\,(T_p-w)\,(T_1-w)\right]
                              									nach Werner.
                           Hierbei ist: III) \xi\,d=\frac{M_d\,(\lambda-q_w)}{B.G.c\,(T_0-T_p)};\
                                 										\xi_i=\frac{M_i\,(\lambda-q_w)}{B.G.c.(T_p-T_1)}; wenn B.G.c die Wärme der erzeugten Verbrennungsproducte für
                              									1° Temperaturerhöhung und T0 die Initialtemperatur derselben bezeichnet.
                           Die Bedeutung der Gröſsen ξd, ξi in Gleichung III ist,
                              									wie sofort ersichtlich, jene von Correctionsfactoren, welche auf den theoretischen
                              									Werth des Wirkungsgrades der bezüglichen Heizflächen Einfluſs nehmen müssen wegen
                              									der durch die schädliche Strahlung derselben bedingten Wärmeverluste.
                           Die Gleichung II und die Gruppe III der obigen Gleichungen können wohl erst am
                              									Schlusse der vorliegenden Abhandlung specialisirt werden, nachdem die Werthe der in
                              									denselben enthaltenen Gröſsen erst durch die Feststellung des absoluten
                              									Wirkungsgrades der Kesselanlage zu ermitteln sind.
                           Die Gleichung II läſst den Einfluſs der Hauptverhältnisse der Kesselanlage auf die
                              									Gröſse ihres absoluten Wirkungsgrades sofort erkennen. Um ηt möglichst groſs zu erhalten, ist anzuordnen:
                           1) Eine möglichst beschränkte direkte Verdampffläche von
                              									wirksamer Strahlungsfähigkeit bei vorzüglicher Wärmedichtheit ihrer Umgebung, ferner
                              									eine rationelle Feuerung, die sachgemäſs zu erwarten
                              									ist. Hieraus ist zu schlieſsen, daſs zunächst innen
                              									gelegte strahlungsfähige direkte Verdampfflächen von beschränktem Ausmaſse zweckmäſsig sind, solange es gelingt die Bedingungen
                              									für die Anlage einer rationellen Feuerung und deren Wartung zu erfüllen. Die
                              									möglichste Beschränkung
                              									der direkten
                              									Verdampffläche ist erforderlich, um der aus Gleichung II hervorgehenden Bedingung
                              									der Anlage einer groſsen indirekten Verdampffläche Fi, sowie einer
                              									reichlichen Vorwärmfläche Fv bei gegebener Gesammtheizfläche Ft genügen zu können. Sie ist weiteres in
                              									der Bedingung gegründet, den Temperaturabfall ΔT groſs
                              									zu erhalten, was nur durch Erhaltung einer hohen Anfangstemperatur Tp für Fi, d.h. bei reducirter
                              									direkter Verdampffläche Fd zu erreichen ist.
                           2) Eine groſse und werthvolle, d.h. reine und günstig gelegene und vertheilte indirekte Verdampffläche, welche hohe Werthe von Kr bezieh. Kw und einen
                              									bedeutenden Temperaturabfall (Tp – T1
                              									,) erzielen läſst. Letztere Bedingung setzt für groſse
                              									Werthe von (s) hohe Initialtemperaturen To und Tp voraus, welche
                              									auſser kleinen Werthen von Fd auch eine besondere Führung des Feuers, und zwar eine solche
                              									erfordert, welche durch beschränkten Zutritt der Verbrennungsluft charakterisirt
                              									ist. Die indirekte Verdampfungsfläche ist selbstverständlich möglichst wärmedicht zu
                              									halten.
                           3) Eine nach dem Verhältnisse
                              										\left(\frac{\lambda-q_0}{\lambda-q_w}\right) Gröſse nach zu
                              									wählende werthvolle Vorwärmfläche, welche wärmedicht zu
                              									halten ist. Der günstige Einfluſs der Vorwärmfläche auf den Werth ηt wird mit der
                              									Verminderung der Anstrengung der Kesselanlage stetig gröſser.
                           Werden diese für sämmtliche Typen der Dampfkessel maſsgebenden Ergebnisse
                              									insbesondere auf den in Rede stehenden Locomotivkessel angewendet, so läſst sich im
                              									Allgemeinen schon erkennen, daſs derselbe 1) trotz der vorzüglichen Qualität der
                              									angeordneten inneren Verdampf- und Vorwärmflächen wegen
                              									unvermeidlich beschränkter indirekter und der Rostverhältnisse wegen reichlich
                              									entwickelter direkter Verdampffläche, 2) wegen der ungünstigen
                              									Feuerungsverhältnisse, welche ungewöhnlich groſse Wärmeverluste (Auswurf) in Folge
                              									der Einwirkung des Blasrohres trotz der Anlage der Innenfeuerungen bedingen, einen
                              									Kesseltypus repräsentirt, welcher mehrfachen entscheidenden Bedingungen eines hohen
                              									absoluten Wirkungsgrades nicht entsprechen kann und
                              									nachweislich auch nicht entspricht. Behufs Erhöhung des Werthes von ηt müſsten für den in
                              									Rede stehenden Locomotivkessel folgende Bedingungen erfüllt werden:
                           1) Reduction der direkten Verdampffläche, sehr hohe Initialtemperaturen der
                              									Verbrennungsproducte, vorzügliche Wärmedichtheit der ersteren.
                           2) Vergröſserung der indirekten Verdampffläche als Innenröhrenheizfläche.
                           3) Verminderung des Auswurfes in Folge der Blasrohrwirkung.
                           4) Verminderung der Wärmeverluste in Folge Dampfnässe und Wärmestrahlung nach
                              									auſsen.
                           In der Gleichung II drücken sich die schon früher erwähnten, auf den Werth ηt einen wesentlichen
                              									Einfluſs nehmenden Gröſsen, und zwar die Art und Gröſse
                              									der Kesselanlage, ferner das Brennmaterial und die Führung des Feuers, sowie die Intensität des Kesselbetriebes in analytischer Form aus und erscheint es
                              									der speciellen Entwickelung des Werthes ηt wegen nothwendig, für den vorliegenden
                              									Versuchslocomotivkessel die eben bezeichneten Verhältnisse zu erörtern und sicher zu
                              									stellen. Die Art und Gröſse des Versuchskessels ist einerseits durch die schematische
                              									Darstellung in Fig.
                                 										1 Taf. 1 grundsätzlich klar gemacht, andererseits durch die bezüglichen
                              									Daten für den Haupttypus der Versuchslocomotive auſser Zweifel gestellt. Es soll
                              									aber durch Fig.
                                 										5 und 6 Taf. 1 eine vollständigere Darstellung der Kesselconstruction geliefert
                              									werden, zu welcher nunmehr noch die wichtigsten Details, und zwar nach Fig. 2, 3, 4, 7, 8, 9, 11 Taf. 1 die
                              										Feuerungsanlagen, welche für die Probefahrten
                              									ausgenutzt wurden, ferner das Blasrohr sammt Kamin und die Injectoranlage, in gröſserem Maſsstabe gezeichnet, behufs vollständiger
                              									Charakterisirung hinzukommen mögen.
                           Die Fig. 5 und
                              										6 Taf. 1
                              									erfordern zu ihrer Uebersicht keine weitere Bemerkung, daher nur noch folgende
                              									Constructionsverhältnisse für den Versuchskessel hervorgehoben werden mögen:
                           0qm Wasserspiegel im Innern des Kessels für 20
                              									Proc. Steigung, wenn der Wasserstand an der für die Probefahrten angenommenen
                              									Wasserstandmarke eingehalten ist: 5,781.
                           frqm freier Querschnitt der Siederohre an der
                              									vorderen Rohrwand: 0,375.
                           fbqm freier Querschnitt der Blasrohrmündung, von
                              									0,0056 bis 0,0160 einstellbar.
                           fkqm freier Querschnitt des Kamins: 0,1486.
                           Betreffend die für die Probefahrten ausgenutzten Feuerungsanlagen der Locomotive Nr. 28 sei wiederholend bemerkt, daſs eine
                              									Serie Fahrten erledigt wurden, nachdem erstere mit Nepilly's Patentfeuerung versehen war, während für eine weitere Serie von
                              									Versuchsfahrten, unter übrigens gleichen äuſseren Umständen, in die Feuerbox
                              									derselben Locomotive ein Planrost, aus Gruson's
                              									Patentroststäben (Hartguſs) gebildet, eingebaut wurde.
                           Zur Kennzeichnung der Nepilly-Patentfeuerung, wie sie
                              									insbesondere für die Probelocomotive zur Verwendung kam, sei zunächst auf die Fig. 5, 6, 7 und 8 Taf. 1
                              									hingewiesen. Hiernach besteht dieselbe aus einem geneigten Planroste, dessen
                              									guſseiserne Stäbe im vorderen Theile 0m,735 lang,
                              									im hinteren Theile des Rostes 0m,863 lang, oben
                              										12mm (bei 4mm Spaltenbreite) breit und 40mm hoch
                              									gehalten sind, während für den Fall der Anwendung von Schmiedeeisenroststäben diese
                              									die Profildimensionen 50 × 10mm bei einer
                              									Spaltenbreite von 9mm nachweisen. An diesen
                              									Planrost schlieſst sich zuweilen ein sogen. Fallrost (Kipprost, Schlackenrost) in
                              									horizontaler Lage an, welcher mittels eines (übrigens für den Versuchskessel
                              									aufgelassenen) Mechanismus vom Heizerstande aus bethätigt werden kann. Zunächst der
                              									Rohrwand der Feuerbox ist ein feststehender
                                 											„Stehrost“ von 0qm,568 freier
                              									Rostfläche eingebaut, welcher am oberen Ende als Träger des Chamottegewölbes
                              									(Feuerschirm) ausgebildet erscheint, dessen Lage, Form und Dimensionen im
                              									Wesentlichen aus den bezeichneten Figuren zu ersehen sind. Als kennzeichnender
                              									Bestandtheil für diese Feuerungsanlage muſs der feststehende
                                 											„Stehrost“ erkannt werden, welcher den wesentlichen Zweck hat,
                              									den Zutritt der secundären Verbrennungsluft an
                              									passender Stelle des Feuerraumes und in entsprechender Menge zu vermitteln. Zu
                              									bemerken ist, daſs die freie Rostfläche des „Stehrostes“, welcher nach früher
                              									für die Versuchslocomotive mit 0qm,568 erhoben
                              									wurde, von unveränderlicher Gröſse ist. Die Wirkung der secundären Verbrennungsluft
                              									wird wesentlich durch die Anordnung des schon a.a.O. vielfach für Locomotiv- (und
                              									stationäre) Feuerungen verwendeten Feuerschirmes gefördert. Dieser sichert (für den
                              									Beharrungszustand der Feuerung) nämlich die rauchfreie Verbrennung durch seine hohe
                              									Temperatur sowie durch die bedingte Rückflammung bezieh. Wendung des entstandenen
                              									Gasstromes; derselbe vermindert zweifellos den sogen. „Auswurf“ unverbrannter
                              									Brennstofftheile durch das Kamin je nach dem Formate des Brennmateriales in mehr
                              									oder weniger wirkungsvoller Weise.
                           Die Patentfeuerung nach Nepilly rangirt nach ihrer
                              									mechanischen Einrichtung und Wirkungsweise zu den locomotiven Halbgasfeuerungen,
                              									über deren Wirkungsgrad im Folgenden sachgemäſse Aufschlüsse gegeben werden
                              									sollen.
                           Betreffend Gruson's Rost sei noch ergänzend bemerkt,
                              									daſs dessen Roststäbe die aus Fig. 11 Taf. 1
                              									ersichtliche Einrichtung und Dimensionirung zeigen; über den Wirkungsgrad dieser
                              									Feuerungsanlage sollen gleichfalls bei Verbrennung von Nuſskohle II und Mittelkohle
                              									I die ermittelten Werthe angegeben werden.
                           Die (bekannte) Einrichtung des bei der Versuchslocomotive in Verwendung gebrachten
                              									variablen Blasrohres ist desgleichen aus Fig. 2, 3 und 4 Taf. 1 zu
                              									ersehen, die freien Querschnitte seiner Mündung in ihren Grenzwerthen sind schon
                              									erwähnt; hierzu sei noch bemerkt, daſs für gewisse Stellungen jenes Mechanismus,
                              									welcher die Klappen des Blaserohres zu bethätigen bestimmt ist, die freien
                              									Mündungsquerschnitte des Blasrohres durch besondere Messungen ermittelt wurden.
                           Das cylindrische Kamin ist mit 0m,435 lichtem Durchmesser und Funkenfänger
                              									ausgeführt; die Kaminhöhe von der Befestigungsflansche, dem Stutzen des
                              									Rauchkastens, bis zur höchsten Stelle des Funkenfängers beträgt 1m,60, die eigentliche Höhe des Kamins 1m,200.
                           Die Einrichtung und Anordnung des Injecteurs nach System
                              										Anschütz-Schlu ergibt sich endlich nach Fig. 9 Taf. 1;
                              									die Saug- und Druckleitung hinsichtlich Anordnung und Dimensionirung sei wegen ihres
                              									Einflusses auf den Wirkungsgrad der Injectoranlage besonders hervorgehoben.
                           
                           Während der Probefahrten (freie Fahrt) war der kleinere Injector Nr. 7 dauernd im Betriebe und war es dadurch günstiger Weise
                              									möglich, finden Beharrungszustand während der freien Fahrt der Locomotive die
                              									markirte Wasserstandshöhe im Kessel sehr genau einzuhalten; nur ausnahmsweise wurde
                              									der zweite Injector Nr. 9 während des kurzen Aufenthaltes in den Stationen als
                              									Hilfsinjector verwendet.
                           Um die Wirkungsfähigkeit beider Injecteurs hinsichtlich
                              									ihrer quantitativen Leistung sowie der Temperaturerhöhung des Tenderspeisewassers
                              									sicher zu stellen, wurden besondere controlirte Versuche durchgeführt, welche
                              									folgende Resultate ergaben:
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 Injector Nr.
                                 7
                                 9
                                 
                              
                                 Effective Kesselspan-   nung in at
                                 8,0
                                 8,5
                                 9,0
                                 9,5
                                 10,0
                                 8,0
                                 8,5
                                 9,0
                                 9,5
                                 10,0
                                 
                              
                                 Temperatur des Tender-   wassers in ° C.
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 25
                                 
                              
                                 Temperatur des vom   Injector gelieferten   Wassers
                                    											in ° C.
                                 69,2
                                 70,3
                                 73,4
                                 75,2
                                 77,4
                                 67,1
                                 70,2
                                 73,4
                                 74,5
                                 76,4
                                 
                              
                                 Temperatur-Differenz
                                 44,2
                                 45,3
                                 48,4
                                 50,2
                                 52,4
                                 42,1
                                 45,2
                                 48,4
                                 49,5
                                 51,4
                                 
                              
                                 Gewichtsmenge Wasser   vom Injector für 1''  
                                    											gefördert
                                 1,13
                                 1,18
                                 1,22
                                 1,23
                                 1,25
                                 1,57
                                 1,65
                                 1,72
                                 1,79
                                 1,87
                                 
                              
                           Auſser den beiden Injecteurs muſste noch der Einspritzhahn für die Hauchkammer hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit
                              									erprobt werden, um jene Wassermengen bemessen zu können, welche bei mehreren
                              									Probefahrten in die Rauchkammer eingespritzt werden muſsten, um die daselbst
                              									angehäuften glühenden Verbrennungsrückstände zu löschen. Diese derart verwendeten
                              									Wassermengen von der Dampftemperatur (w) sind als
                              									Verluste bezüglich jener Speisewassermenge anzusehen, welche dem Kessel zum Zwecke
                              									der Dampfbildung während der Bruttofahrzeit zugeführt wurde. Die bezüglichen
                              									mehrfach durchgeführten Specialversuche ergaben folgende Resultate:
                           Tabelle II.
                           
                              
                                 Effective Kesselspannung   in at
                                 8,5
                                 9,0
                                 9,5
                                 10,0
                                 –
                                 
                              
                                 Gewichtsmenge Wasser   in k für 1''
                                 0,60
                                 0,61
                                 0,62
                                   0,63
                                 –
                                 
                              
                           Die Art und Gröſse des Dampfkessels der Versuchslocomotive sammt den eben besonders
                              									hervorgehobenen Detailseinrichtungen war für sämmtliche Versuchsfahrten,
                              									gleichgültig, ob sie als Instructions- oder Control- oder endlich als entscheidende
                              									Fahrten Geltung hatten, unverändert dieselbe, ausgenommen die Feuerungsanlagen, deren Charakteristik schon an
                              									früherer Stelle gegeben wurde und welche auch zum Motive für die Gruppirung der
                              									entscheidenden vier Versuchsfahrten wurden, über welche
                              										allein in der Folge
                              									die gewonnenen Schluſsergebnisse vorgeführt werden sollen.
                           Zur Kennzeichnung des Brennmateriales übergehend,
                              									welches für die vier der Berechnung unterzogenen
                              									Probefahrten verfeuert wurde, und die bei Ausnutzung der Nepilly-Patentfeuerung fortan mit A
                              									(Nuſskohle II) und B (Mittelkohle I), bei Verwendung
                              									der gewöhnlichen Planfeuerung mit Gruson-Rost, mit C (Nuſskohle II) und D
                              									(Mittelkohle I) bezeichnet werden sollen, muſs zunächst auf die mechanischen
                              									Eigenschaften desselben hingewiesen werden. Nach zahlreichen unmittelbaren
                              									Beobachtungen bei Verwendung der „Nuſskohle II“
                              									(Herbertzeche) ergab sich, daſs diese in Stücken von 1 bis 3cc Inhalt verfeuert wurde. Die Kohle selbst zeigt
                              									eine gleichmäſsige tiefbraune Farbe, bei dichtem Gefüge und schwach muscheligem,
                              									erdigem, frischem Bruche, welcher schwachen Fettglanz erkennen läſst. Die einzelnen
                              									Kohlenstücke zeigen eine geringe Festigkeit gegen Bruch und weisen selten staubige
                              									Beimengungen auf. In der Feuerbox wurde wegen sehr dichter Lagerung des Brennstoffes
                              									eine mäſsig hohe Schichtenhöhe eingehalten. In den meisten Fällen der Verwendung
                              									dieses Brennstoffes wurde trotz der lebhaften Wirkung des Blaserohres keine vollkommene Verbrennung erzielt, indem sich
                              									Kohlenoxydgas in den Rauchgasen nachweisen lieſs. Diese Braunkohle auf dem Roste der
                              										Nepilly-Feuerung verbrannt, liefert einen
                              									geringeren „Auswurf“, bei fast vollständig geschwundenem Funkenwurf; die
                              									Bewegungen der leichteren Brennmaterialstückchen auf dem Roste unter dem Einflüsse
                              									der Blasrohrwirkung sind gering. Der gebildete Rauch ist nach frischer Aufgabe des
                              									Brennstoffes dunkelbraun gefärbt; eine rauchlose Verbrennung ist nicht erzielbar. Die Verbrennung derselben Braunkohle
                              									auf dem gewöhnlichen Planroste ist wesentlich ungünstiger wegen des reicheren
                              									Auswurfes und Funkenwerfens bei geringerer Vollkommenheit des
                              									Verbrennungsprozesses.
                           Die Stücke der verwendeten „Mittelkohle I“
                              									erreichen etwa Faustgröſse. Sie sind tief braun gefärbt, zeigen einen entschieden
                              									muscheligen, schwach fettglänzenden Bruch bei meist dichtem Gefüge. In der Feuerbox
                              									wurde eine hohe Brennstoffschichte bei lebhaftem Grundfeuer erhalten. Auf Nepilly-Rösten verfeuert, entsteht ein geringerer
                              									Auswurf in den Rauchkasten, es findet eine sehr nahe vollkommene Verbrennung bei
                              									hoher Anfangstemperatur statt. Die Verbrennung auf gewöhnlichem Planroste liefert
                              									bedeutendere Mengen von in der Rauchkammer angesammelten glühenden Rückständen, zu
                              									deren Löschung das Einspritzen von Kesselwasser in dieselbe erforderlich wurde. Die
                              									Rauchbildung war lebhaft, der Rauch dunkel gefärbt, der Funkenwurf entschieden
                              									vermehrt.
                           Die chemische Zusammensetzung derselben Brennstoffe wurde im chemisch-technischen
                              									Laboratorium der k.k. deutschen technischen Hochschule zu Prag ermittelt und ergaben
                              									die einschlägigen Elementaranalysen für die zu den 4 Versuchsfahrten A, B, C, D verwendeten
                              									Brennstoffe folgende Resultate:
                           Tabelle III.
                           
                              
                                 Art der Feuerung
                                 Nepilly-Feuerung
                                 Gewöhnliche Plan-feuerung
                                 
                              
                                 Zeichen der Versuchsfahrt
                                 A
                                 B
                                 C
                                 D
                                 
                              
                                 Brennmaterial (Braunkohle)
                                 Nuſskohle II(Herbert-zeche)
                                 Mittelkohle I(Johanna-schacht)
                                 Nuſskohle II(Herbert-zeche)
                                 Mittelköhle I(Johanna-schacht)
                                 
                              
                                 Kohlenstoff in Proc.
                                 
                                    C
                                    
                                 47,66
                                 51,14
                                 48,73
                                 49,84
                                 
                              
                                 Wasserstoff  „    „
                                 
                                    H
                                    
                                   3,71
                                   4,31
                                   3,90
                                   3,96
                                 
                              
                                 Sauerstoff    „    „
                                 
                                    O
                                    
                                 13,45
                                 13,77
                                 14,16
                                 15,88
                                 
                              
                                 Hygroscopisches Wasser in   Proc.
                                 
                                    
                                    H
                                    2
                                    O
                                    
                                 29,58
                                 27,46
                                 29,40
                                 27,89
                                 
                              
                                 Asche in Proc.
                                 
                                    A
                                    
                                   5,57
                                   3,30
                                   3,79
                                   2,42
                                 
                              
                                 Theoretischer Heizwerth
                                 H Cal.
                                 4369
                                 4856
                                 4481
                                 4536
                                 
                              
                           Die Ergebnisse der Tabelle III lassen zunächst erkennen, daſs die chemische
                              									Zusammensetzung der 4 vorgeführten Brennstoffe keine wesentlichen Unterschiede
                              									zeigt, was sich endlich auch in den für die theoretischen Heizwerthe gefundenen
                              									Zahlenwerthen ausdrückt, daher eine etwaige bedeutende Differenz in den Werthen von
                              										ηt nicht im
                              									entscheidenden Maſse auf die benützten Brennmaterialien zurückzuführen sein wird.
                              									Nicht ohne Wesenheit ist noch die Mittheilung, daſs das für die chemische Analyse
                              									bestimmte Brennmaterial durch Abnahme von geringen grusigen und körnigen Partien
                              									sowie von gröſseren Stücken desselben von jeder für die Feuerung bestimmten mit
                              									Braunkohle gefüllten Schaufel zusammengebracht wurde, wodurch eine verläſsliche
                              									Probe behufs Ermittelung der durchschnittlichen Zusammensetzung, sowie des
                              									theoretischen Heizwerthes gesichert war.
                           Betreffend die Führung der Feuerung, welche nach früher
                              									gleichfalls einen wesentlichen Einfluſs auf den Werth des absoluten Wirkungsgrades
                              									der zu untersuchenden Kesselanlage hat, kann constatirt werden, daſs auf dieselbe
                              									von keiner Seite irgend ein Einfluſs genommen wurde und es dem Maschinenpersonale
                              									völlig überlassen blieb, nach der bisher unter analogen Verhältnissen geübten und
                              									auch bewährten Methode die Feuerung zu warten. Es wurde dieser Grundsatz für
                              									sämmtliche Probefahrten eingehalten und trat in der That auch für die entscheidenden
                              									4 Versuchsfahrten betreffend dieses wichtigen Umstandes keinerlei Störung ein.
                           Die Art der Führung des Feuers während der entscheidenden Versuchsfahrten erhellt
                              									wohl am besten aus den in Tabelle IV eingestellten Ergebnissen von Beobachtungen,
                              									welche, ohne Wissen des Maschinenpersonales durchgeführt, sich auf die Anzahl der
                              									eingeführten gefüllten Kohlenschaufeln, ferner auf die Zeit bezog, während welcher
                              									die Heizthür zu Feuerungszwecken während der Bruttofahrzeit offen gehalten werden
                              									muſste. Die Ergebnisse dieser Sonderbeobachtungen sind:
                           
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 Art der Feuerung
                                 Nepilly-Feuerung
                                 Gewöhnliche Plan-feuerung
                                 
                              
                                 Zeichen der Versuchsfahrt
                                 A
                                 B
                                 C
                                 D
                                 
                              
                                 Zugbelastung in t
                                 
                                    Z
                                    
                                 214,4
                                 214,4
                                 214,4
                                 214,4
                                 
                              
                                 Brutto-Fahrzeit in Minuten
                                 
                                    Tb
                                    
                                   77,0
                                   84,0
                                   93,5
                                   82,0
                                 
                              
                                 Netto-Fahrzeit   „       „
                                 
                                    Tn
                                    
                                   69,5
                                   70,0
                                   77,5
                                   64,0
                                 
                              
                                 Differ. gegen norm. 68,0 Min.
                                 
                                    ΔT
                                    
                                 – 1,5
                                  – 2,0
                                  – 9,5
                                  + 4,0
                                 
                              
                                 Zahl der aufgegebenen Schau-   feln
                                 
                                    
                                    s
                                    
                                 203
                                 140
                                 305
                                 181
                                 
                              
                                 Zeit in Minuten, während der   die Heizthür behufs
                                    											Heizens   offen war
                                 
                                    
                                    
                                    th
                                    
                                     8,1
                                     5,7
                                     9,9
                                     7,7
                                 
                              
                                 Zeit in Proc. der Brutto-   Fahrzeit
                                 Proc.
                                 10,5
                                     6,9
                                     9,6
                                     9,4
                                 
                              
                           Die in der vorletzten Horizontalcolonne der Tabelle IV eingestellten Werthe,
                              									betreffend die absolute Zeitdauer, während welcher die Heizthüre behufs Aufgabe des
                              									Brennstoffes für die Bruttofahrzeit offen gehalten werden muſste, lassen die Annahme
                              									rechtfertigen, daſs durch diese Verhältnisse eine Störung des Beharrungszustandes
                              									der Feuerung, und zwar durch überreiche Zuführung von secundärer Verbrennungsluft
                              									eintritt, welche sich schlieſslich auch durch die niederen Temperaturen der
                              									Verbrennungsproducte in der Feuerbüchse nachweisen lassen wird. Der Feuerschirm der
                              										Nepilly-Feuerung vermindert zweifellos einerseits
                              									den schädlichen Einfluſs dieser eintretenden oxydirenden Verbrennungsluft auf die
                              									rückwärtige Rohrwand (Kupfer) und auf die in diese gelegten Rohrverbindungen, und
                              									vermittelt andererseits vermöge seiner eigenen hohen Temperatur eine rasche und
                              									intensive Erwärmung derselben eintretenden Luft, worin weitere Vortheile der
                              									Anordnung des Chamottegewölbes im Feuerraume begründet sind.
                           Nach Sicherstellung jener Umstände, welche nach früherem den Werth ηt wesentlich zu
                              									beeinflussen geeignet sind, kann nunmehr auf die Entwickelung dieses Werthes
                              									übergegangen werden.
                           Nach Gleichung I ist
                           
                              \eta_t=1-\left(\frac{\Sigma\,W}{H}\right)=1-\left[\frac{W_1+W_2+.\ .\
                                 										.\ W_9+W_{10}}{H}\right]
                              
                           wobei also ΣW die Summe der
                              									Werthe W1, W2 ... W9 + W10 bedeutet, welche
                              										je einen Wärmeverlust, ausgedrückt in Calorien und
                              									reducirt auf die Gewichtseinheit Brennstoff, darstellen. Die Bedeutung der einzelnen
                              									Wärmeverluste ergibt sich aus Folgendem:
                           W1 Wärmeverlust in Folge
                              										unvollkommener Verbrennung; darin begründet, daſs
                              									die nach jeder Versuchsfahrt im Aschenkasten des Locomotivkessels vorgefundenen
                              									Gewichtsmengen Verbrennungsrückstände einen theoretischen Heizwerth Ha > 0
                              									nachweisen lassen und gleichzeitig von der Initialtemperatur To auf die Lufttemperatur (t) ohne nützliche Wärmeabgabe abkühlen; schädliches
                              									Temperaturgefälle daher ΔTo = (To –
                                 										t).
                           W2, W3 Wärmeverluste in
                              									Folge unvollkommener Verbrennung, nachdem auch die am
                              									Roste (Feuerbox) und in der Rauchkammer vorgefundenen Gewichtsmengen
                              									Verbrennungsrückstände bezieh. einen theoretischen Heizwerth Hb > 0 und Hr > 0 finden
                              									lassen und gleichzeitig von der Temperatur Tp ohne nutzbare Wärmeabgabe auf die
                              									Temperatur t abkühlen; für die Rückstände in der
                              									Feuerbox wie in der Rauchkammer besteht ein schädliches Temperaturgefälle von ΔTp = (Tp – t), da Tp die niederste
                              									Temperatur in der Feuerbox bezieh. die Anfangstemperatur der Rauchgase für Fi bezeichnet.
                           W4 Wärmeverlust in Folge
                              											„Auswurfes“ groſser Mengen von
                              									Verbrennungsrückständen unter dem Einflüsse der Wirkung des Blasrohres durch das
                              									Kamin, welche Rückstände den theoretischen Heizwerth Hr > 0 nachweisen lassen.
                              									(„Auswürf“-Verlust.)
                           W5 Wärmeverlust in Folge
                              										unvollkommener Verbrennung, wenn in den gasigen
                              									Verbrennungsproducten CO u.s.f. nachgewiesen werden
                              									kann.
                           W6 Wärmeverlust in Folge
                              										Entweichens der gasigen Verbrennungsproducte mit
                              									der Temperatur T2 am
                              									Ende der Vorwärmfläche in die Esse. („Essen“-Verlust.)
                           W7 Wärmeverlust in Folge
                              										schädlicher Wärmestrahlung seitens der
                              									Kesselwandungen nach auſsen. Dieser Wärmeverlust wird von der Kühlfläche des Kessels
                              										(Oqm) sowie von
                              									dem Temperaturgefälle (w – t) = Δ, weiters von dem resultirenden Strahlungscoefficienten Ks Cal. für Δ = 1, O = 1 und Tb = 1 abhängig sein.
                              									Der Werth W7 > 0
                              									bedingt einen Correctionsfactor ξs für den resultirenden absoluten Wirkungsgrad ηt.
                           W8 Wärmeverlust in Folge
                              										Dampfnässe. Die specifische Dampf-nasse (x) ist eine Function der Abkühlung der
                              									Kesseloberfläche sowie der Anstrengung der Kesselheizfläche, aus welcher sich wieder
                              									eine gewisse Anstrengung des Wasserspiegels im Inneren des Kessels, etwa AW=(Mt : W) ergeben
                              									muſs. Der Werth W8 ist
                              									von W7 abhängig; aus
                              										W8 ergibt sich
                              									wieder ein Correctionsfactor ξn für ηt.
                           W9 der Wärmeverlust in
                              									Folge Verwendung eines Injectors für die
                              									Kesselspeisung. Dieser Wärmeverlust ist ein zweifacher, und zwar entsteht derselbe
                              									a) in Folge Abkühlung und b) in Folge Arbeitsverrichtung seitens des Dampfes durch
                              									den Injector; der bezügliche Correctionscoefficient ist ξJ.
                           W10 der Wärmeverlust in
                              									Folge Verwendung heiſsen Kesselwasser zum Einspritzen in die
                                 										Rauchkammer zum Löschen der daselbst angehäuften glühenden
                              									Verbrennungsrückstände; der bezügliche Correctionsfactor ist mit ξ10 bezeichnet.
                           Die mittel- oder unmittelbare Bestimmung der Verlustgröſsen W1
                              									bis W10 erforderte eine
                              									Reihe von besonderen Beobachtungen und Specialversuchen, welche nur nach
                              									Durchführung von gewissen Vorbereitungen am Versuchskessel selbst möglich waren. Von
                              									diesen wird an späterer Stelle mitgetheilt werden und handelt es sich zunächst um
                              									die Sicherstellung gewisser Hauptdaten für die
                              									entscheidenden Versuchsfahrten A bis D, sowie um die Darstellung jener Methoden,
                              									nach welchen dieselben gefunden wurden. Diese Daten beziehen sich a) auf den Effectiven Speisewasserverbrauch (Mnk), b) auf den Brennstoffverbrauch (Bk) für jede der 4 Versuchsfahrten bei Förderung
                              									der gegebenen (constanten) Zugbelastung auf die 15km,3 lange Bergstrecke Bodenbach-Kleinkahn; diesen Hauptwerken sollen in
                              									der folgenden Tabelle V noch eine Reihe von Beobachtungsdaten angeschlossen werden,
                              									welche sich auf die Verkehrverhältnisse und Bruttobelastung der Probezüge beziehen,
                              									ad a) Die verläſsliche Bestimmung der effectiven
                                 										Speisewassermenge Mnk für 1 Versuchsfahrt verursachte die relativ
                              									gröſsten Schwierigkeiten und war es erst nach mehrfachen Beobachtungen und Messungen
                              									anläſslich der schon früher erwähnten Instructionsfahrten möglich, zu bestimmen, welche Meſsmethode zu den verläſslichsten Resultaten
                              									führen werde. – Die gröſste Schwierigkeit lag in der Sicherstellung und
                              									Gröſsenermittelung der Wasserverluste. Als solche wurden folgende in Betracht
                              									gezogen, und zwar in Folge:
                           1) des sogen. „Spuckens“ der Maschine bei zu hohem Wasserstande;
                           2) der Anwendung des Injectors (Wasser- und Ueberlaufhahn):
                           3) der Anwendung des Hahnes zum Löschen der Rückstände in der Rauchkammer;
                           4) des Dampfhaltens bei der Thalfahrt (Kleinkahn-Bodenbach);
                           5) des Abblasens der Sicherheitsventile; weiters
                           6) in Folge weniger, unvermeidlicher, allerdings unbeträchtlicher Undichtheiten.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
