| Titel: | Ueber Versuchsergebnisse betreffs Dampfcondensation mittels bewegter Luft; nach einem Vortrage von Josef Popper. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 161 | 
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                        Ueber Versuchsergebnisse betreffs
                           								Dampfcondensation mittels bewegter Luft; nach einem Vortrage von Josef Popper.Nach einem uns gütigst übersandten Sonderabdruck aus der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins.
                                    										1888 Nr. 10.
                           							
                        Ueber Versuchsergebnisse betreffs Dampfcondensation.
                        
                     
                        
                           Der Vortragende berichtete über eine Reihe von Versuchen, die er im Sommer des Jahres
                              									1887 in der Maschinenfabrik der Herren C. Lenz und
                                 										Comp. durchgeführt hat. Der Oberflächencondensator hatte eine
                              									Gesammtkühlfläche von 17qm,5 und befand sich im
                              									Kesselhause in der Nähe des kälteren Endes des mit 3at,5 betriebenen Dampfkessels; ein Bläser von ungefähr 600mm Durchmesser mit wagerechter Drehachse wurde von
                              									1 oder 2 Mann mittels einer Uebersetzung betrieben, die es ermöglichte, demselben
                              									bis 450 Umdrehungen in der Minute zu geben.
                           Die Messungen selbst setzten sich aus drei getrennt durchgeführten Reihen von
                              									Messungen zusammen; nämlich der Messung der bei verschiedenen Umdrehungen des
                              									Bläsers in der Stunde condensirten Dampfmengen, sodann jener der für diese
                              									verschiedenen Umdrehungszahlen nöthig gewesenen Arbeiten in Secundenmeterkilogramm
                              									und ferner die der Wärmegrade der ein- und austretenden Luft und deren
                              									Geschwindigkeit.
                           Betreffs der angewendeten Instrumente und Methoden sei folgendes bemerkt: Die
                              									Luftgeschwindigkeit wurde mittels eines dynamischen Anemometers gemessen, das vor
                              									Beginn der Versuche geaicht wurde und dessen Coefficienten in der bekannten Formel
                              									nach der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt worden waren.
                           Die Umdrehungszahlen des Bläsers wurden sowohl mittels Abzählung der Umdrehungen des
                              									Kurbelkreises mit Rücksicht auf die jeweilige Uebersetzung, als auch unmittelbar
                              									mittels eines an das Achsenmittel angehaltenen Umdrehungszählers bestimmt.
                           Die für die verschiedenen Umdrehungszahlen nöthige Arbeit wurde in der Weise
                              									gemessen, daſs verschiedene Gewichte, die mittels einer Schnur das Getriebe und den
                              									Bläser in Drehung versetzten, längs eines 4m hohen
                              									Mastbaumes mit gleichförmiger Geschwindigkeit fallen gelassen wurden; die Zahl der
                              									Umdrehungen des Bläsers, die Fallzeit und das eben angewendete Gewicht ergaben die
                              									betreffende Secundenarbeit.
                           
                           Die Versuche begannen mit der Ermittelung, wie viel Kilogramm Dampf auf 1qm des Condensators condensirt werden, wenn nur
                              									eine freiwillige Kühlung stattfindet, d.h. wenn der Bläser nicht gedreht wird.
                              									Sodann wurde untersucht, in welchem Verhältniſs die aufgewendete Arbeit steht in den
                              									beiden Fällen, wo der Bläser als Centrifugalventilator oder, wo er als Schraubenrad
                              									arbeitete. Ferner wurde untersucht, wie die Leistung des Schraubenrades bezüglich
                              									der Dampfcondensation sich verhielt, wenn bei gleicher Umdrehungszahl das eine Mal
                              									saugend und das andere Mal blasend gearbeitet wurde. Diejenigen Versuche, die als
                              									für die Praxis maſsgebend zu betrachten waren, wurden mittels Anwendung des
                              									saugenden Schraubenrades angestellt und diese Versuche wurden bei abgeänderten
                              									Umdrehungszahlen in solcher Anzahl durchgeführt, daſs sich mit Beruhigung aus den
                              									gewonnenen Ergebnissen Schlüsse für die Praxis ziehen lassen.
                           Aus den zu einer Tabelle zusammengestellten Versuchszahlen ist zu entnehmen, wie viel
                              									bei einer Lufttemperatur, die jener bei den Versuchen herrschenden ziemlich nahe
                              									steht, Kilogramme Dampf von atmosphärischer Spannung für 1qm und 1 Stunde condensirt werden, wenn man immer
                              									andere Secundenarbeitsgröſsen für den Betrieb des Bläsers anwendet, d.h. es ergab
                              									sich eine Doppelreihe von Gröſsen, von denen die einen die Zahl der aufzuwendenden
                              									Pferdekräfte und die anderen die stets zugehörige specifische Kühlkraft der Luft
                              									wiedergeben.
                           Werden diese durch Beobachtung gewonnenen Zahlenreihen noch etwas über die
                              									ausgeführten Messungen hinaus erweitert, indem man zu diesem Zwecke die hier
                              									geltenden mathematischen Beziehungen zwischen Umdrehungszahlen des Bläsers,
                              									aufzuwendender Arbeit und specifischer Kühlkraft der Luft der Rechnung zu Grunde
                              									legt, so erhält man eine Uebersicht über die praktischen Ergebnisse bei Anwendung
                              									der Luftoberflächencondensatoren im Allgemeinen und bei Dampfmaschinen
                              									insbesondere.
                           Es wurden nun Dampfmaschinen von 4, 20, 50 und 200  angenommen, letztere
                              									beiden als Condensationsmaschinen vorausgesetzt, und berechnet, wie viel
                              									Kühloberfläche für jede Nutzpferdekraft in diesen vier verschiedenen Fällen nöthig
                              									sein würde. Hierbei fand sich nun ein sehr merkwürdiges Ergebniſs, welches nicht nur
                              									für Condensation mit bewegter Luft, sondern auch für die gewöhnliche Condensation
                              									mit Kühlwasser bemerkenswerth ist und dessen Verfolg uns eine vermehrte Einsicht in
                              									die hier obwaltenden Umstände gewährt- die Sache ist nämlich folgende:
                           Wenn eine gegebene Dampfanlage, die den Dampf frei in die Atmosphäre auspufft, für
                              									die Leistung einer bestimmten Zahl von mechanischen Pferdekräften, also effectiver
                              									Nutzleistung, eine gewisse Dampfmenge für Pferd und Stunde braucht, so wird sie,
                              									falls man das Speisewasser durch die Dampfcondensation mittels eines
                              									Oberflächencondensators wieder gewinnen will, für dieselbe effective Nutzleistung, die wir die
                              										„effective Netto-Pferdekraft“ nennen wollen, offenbar mehr Dampf für die
                              									Stunde und Pferdekraft benöthigen, weil ja der Betrieb der Kühlwasserpumpe oder des
                              									Bläsers für sich eine neue Menge Dampf braucht.
                           Nun ist es selbstverständlich, daſs die specifische Kühlkraft eines
                              									Oberflächencondensators desto gröſser ist, je mehr Arbeit man auf Pumpe oder Bläser
                              									verwenden will; daraus würde man dann, wenigstens beim ersten Ueberschlag, folgern,
                              									daſs die für die Nutzpferdekraft nöthige Kühloberfläche desto kleiner sein wird, je
                              									gröſser die erlaubte Kühlarbeit angenommen wird, oder daſs wenigstens die
                              									Verhältnisse bei kleinen und groſsen Maschinen einander entsprechend bleiben
                              									werden.
                           Die ausgerechnete Tabelle zeigte nun aber, zu nicht geringer Ueberraschung, daſs dies
                              									nicht der Fall sei, sondern daſs bei Dampfmaschinen von geringen absoluten
                              									Leistungen ein Mindestmaſs der Kühloberfläche bestehe, so daſs bei gewünschter noch
                              									gröſserer specifischer Kühlkraft des Condensators die Oberfläche desselben wieder
                              									wachsen müsse; bei Maschinen von groſsen absoluten Leistungen zeigte sich hingegen
                              									in der Tabelle eine solche Minimumstelle nicht, sondern die Oberfläche nahm stets
                              									ab, wenn man eine stets gröſsere specifische Kühlkraft, also auch eine stets
                              									gröſsere Kühlarbeit voraussetzte.
                           Die nähere Betrachtung dieser aus den Messungen sich ergebenden Beziehungen macht
                              									eine übersichtliche mathematische Darstellung des ganzen Kühlvorganges nothwendig,
                              									die in Folgendem kurz wiedergegeben ist.
                           Nennt man W die bei einem Versuche von irgend einem
                              									Oberflächenkühler in der Stunde condensirte Dampfmenge (in Kilogramm) und N die hierbei angewendete Umdrehungszahl der Pumpe
                              									(Centrifugalpumpe) oder des Bläsers, so ergibt sich aus physikalischen Gründen und
                              									auch aus den angestellten Beobachtungen:
                           W = c + d . n, wobei c und
                              										d constante Groſsen sind und
                              										n=\frac{N}{100} behufs Vereinfachung der Formeln statt N eingesetzt wurde.
                           Ferner ergibt sich aus physikalischen Gründen und wurde durch die Messungen
                              									bestätigt, daſs, wenn A die Secundenarbeit (in
                              									Meterkilogramm) des Ventilators (oder der Pumpe) bedeutet:
                           A = an + bn3 ist, wo a und b ebenfalls constante Coefficienten sind. Nennt man
                              									daher a die Zahl der Pferdekräfte, die bei diesem
                              									bestimmten Condensator behufs Condensation von W
                              									Kilogramm Dampf für 1 Stunde verbraucht wurden, so ist:
                           
                              \alpha=\frac{A}{75.W}
                              
                           Ist ferner D die Zahl des stündlichen Dampfverbrauches
                              									(in Kilogramm) für eine effective Pferdekraft bei einer Dampfmaschine, die den Dampf frei auspufft
                              									und D1 jener stündliche
                              									Dampfverbrauch für 1 effective Netto-Pferdekraft (also Nutzpferdekraft) derselben
                              									Maschine, falls dieselbe aber ihren gesammten Dampf durch mechanische
                              									Ventilationsarbeit niederschlagen muſs, so muſs stattfinden:
                           
                              D_1=\frac{D}{1-\alpha\,D}
                              
                           wobei D aus den zahlreichen
                              									Erfahrungen bei den verschiedenen Maschinenarten und Gröſsen ziemlich genau im
                              									Vorhinein bekannt ist.
                           Heiſst ferner w das auf 1qm condensirte Dampfgewicht und F die
                              									Oberfläche des eben zu Messungen benutzten Condensators, so ist:
                           
                              w=\frac{W}{F}
                              
                           Will man nun wissen, wie groſs die Oberfläche O (in
                              									Quadratmeter) eines Condensators für 1 effective Netto-Pferdekraft sein müsse, unter
                              									der Voraussetzung, daſs die Kühl versuche mit dem bestimmten Condensator von der
                              									Oberfläche F der Berechnung für andere Fälle zu Grunde
                              									gelegt werden sollen und dürfen, so findet sich die Grundbeziehung:
                           
                              O=\frac{75\,F.D}{75.c+(75\,d-\alpha\,D)n-b\,D\,n^3}
                              
                           Und aus dieser Formel sieht man sofort, daſs es für O
                              									ein Minimum geben müsse, nämlich für
                           
                              n=\sqrt{\frac{25\,d}{b\,D}-\frac{\alpha}{3\,b}}
                              
                           wobei n, wie oben gesagt, den
                              									100. Theil der Umdrehungszahl des Bläsers in der Minute bedeutet.
                           Demnach sehen wir überzeugend, daſs bei dem ganzen Vorgang solcher Condensationen in
                              									der That eine Minimumlage vorhanden ist; man sieht aber auch ferner, daſs dieses
                              									Kühlflächenminimum bei um so kleineren Umdrehungszahlen eines und desselben Bläsers
                              									stattfindet, je gröſser der Dampfverbrauch für 1 effective Pferdekraft ist, weil ja
                              										D im Nenner steht- und da eben kleine Maschinen
                              									einen gröſseren specifischen Dampfverbrauch haben, und die oben erwähnte erweiterte
                              									Tabelle nicht über eine verhältniſsmäſsig geringe Umdrehungszahl hinaus gerechnet
                              									wurde, weil man sich nicht allzuweit von den angestellten Beobachtungen entfernen
                              									durfte, wenn man noch brauchbare Zahlen erringen wollte, so ist es leicht
                              									einzusehen, warum jene erwähnte Minimumgröſse der Kühlfläche nur bei den kleinen
                              									Maschinenarten und nicht auch bei den groſsen bei Besichtigung der Tabelle
                              									wahrgenommen werden konnte.
                           Nebenbei sei bemerkt, daſs nach Einsetzung der bei den Versuchen gewonnenen
                              									Zahlenwerthe für a, b, c u.s.w. der Werth des Minimums
                              									von O sich aus der obigen Formel genau übereinstimmend
                              									mit der Zahl in der aus den Versuchen aufgebauten Tabelle ergab.
                           
                           Als eine für die Praxis bemerkenswerthe Folgerung aus dem Gesagten und der Formel für
                              										n ergibt sich ferner unmittelbar, daſs die
                              									überhaupt noch praktisch anwendbaren Umdrehungszahlen der Centrifugalpumpen für
                              									Oberflächencondensation mit Wasserkühlung bei den Schiffsmaschinen, die ja stets
                              									groſse absolute Leistungen besitzen, stets weit unter jener Zahl sein werden, die
                              									dem Kühlflächenminimum entspricht.
                           Zum anschaulicheren Verständniſs der Beziehungen bei Bläsern sei noch angeführt, daſs
                              									für das bei den Versuchen benutzte Schraubenrad sich mittels der Methode der
                              									kleinsten Quadrate aus den ziemlich zahlreichen Messungen ergab:
                           Amk = n + 0,15.n3
                           Eine fernere Folgerung aus der obigen Formel für O ist
                              									die, daſs für bestimmte Werthe von a, b, c, d und
                              									irgend einem angenommenen n stets ein D besteht, für welches die Condensation des gesammten
                              									Dampfes unmöglich wird, weil nämlich O unendlich groſs
                              									ausfiele: so z.B. ergab sich aus den angestellten Messungen, daſs bei Anwendung des
                              									Versuchsventilators, und zwar mit 1000 Umdrehungen in der Minute, eine
                              									Dampfmaschine, die 43k Dampf für 1 effective
                              									Pferdekraft beim freien Auspuff braucht, auch bei Anwendung eines noch so groſsen
                              									Condensators ihr Speisewasser nicht mehr vollständig zurückgewinnen kann.
                           Was nun die Anwendbarkeit und Nützlichkeit der Luftoberflächencondensation für die
                              									Praxis betrifft, so ergab sich aus den durchgeführten Messungen, in Kürze,
                              									folgendes:
                           Wenn man die Lufttemperatur so hoch voraussetzt, wie sie an den heiſsesten Tagen des
                              									Hochsommers vorhanden ist, wenn man ferner annimmt, daſs alle Constructionen, und
                              									zwar sowohl jene des Bläsers als auch jene der Transmission und der Condensatorhülle
                              									nicht vollkommener ausgeführt wären, als bei den oben erwähnten Versuchen des
                              									Vortragenden der Fall war, so kann man mit voller Beruhigung rechnen, daſs
                           1) die chemische Reinigung eines mittelschlechten, stets neu geförderten
                              									Speisewassers zwei- bis dreimal mehr kostet, als der Betrieb des Bläsers für die
                              									Condensation des Dampfes behufs Wiedergewinnung des Speisewassers;
                           2) daſs die Arbeit einer Pumpe, welche Kühlwasser für den Oberflächencondensator mit
                              									guten Vacuum aus einer Tiefe von 12 bis 15m (oder
                              									aus einer gleichwertigen Entfernung) herbeischaffen muſs, schon ebenso groſs ist,
                              									als jene des Bläsers, der mittels Luft kühlt und nur ein schwaches Vacuum
                              									hervorbringt, wobei vorausgesetzt ist, daſs man nur eine mittlere, also keine gar zu
                              									groſse specifische Kühlkraft des Condensators in Anwendung bringen will, demnach die
                              									Oberfläche nicht übermäſsig groſs oder klein anwendet.
                           Und eine Vergleichung der direkten mit der indirekten Luftkühlung, d.h. mit jener,
                              									wobei das Kühlwasser nach seinem Entweichen vom Condensator abgekühlt wird, um
                              									wieder als Kühlflüssigkeit verwendet werden zu können, wobei aber das Speisewasser stets frisch
                              									gefördert werden muſs, ergibt folgendes:
                           Nennt man Ve die für
                              										1k zu condensirenden Dampfes nöthige Luftmenge
                              									in Cubikmeter, te und
                              										ta die Temperaturen
                              									der ein-, bezieh. austretenden Luft, die stets, als mit Wasserdunst gesättigt,
                              									vorausgesetzt wird, se
                              									und sa die
                              									Spannungsmaxima des Wasserdunstes in Millimeter Quecksilber für die Temperaturen te und ta, so findet man, wie
                              										Wellner in den „Technischen Blättern“ des Jahres 1882 darlegte,
                           
                              V_e=3,46\,\frac{273+t_c}{s_a-s_e}
                              
                           Dieser Ausdruck liefert für te = 18° und ta = 34°.. Ve = 41,6, aber für eine herrschende Lufttemperatur, wie sie bei
                              									den Versuchen des Vortragenden statthatte, nämlich im Mittel von 30° und bei
                              									derselben, durch das Vacuum bedingten, Austrittstemperatur von 34° schon nahe an
                              										130cbm Luft und bei 34° selbst, also an sehr
                              									heiſsen Tagen des Hochsommers, wäre überhaupt keine Abkühlung mehr möglich; daraus
                              									folgt, daſs eine gewisse Zeit des Jahres hindurch der Betrieb nach dieser Methode
                              									wegen der groſsen Arbeit der Luftbeschaffung sehr unwirthschaftlich oder gänzlich
                              									undurchführbar wäre.
                           Da es sehr wünschenswerth ist, das Speisewasser rein in die Kessel zu bringen, so
                              									wird es offenbar angezeigt sein, bei der indirekten Luftkühlmethode statt eines
                              									Einspritzcondensators einen nassen Oberflächencondensator anzuwenden und die durch
                              									Verdunstung verlorene Wassermenge nur dem Kühlkasten, bezieh. seinen groſsen Flächen
                              									zuzuführen; diese Verfahrungsweise wollen wir auch von nun an in den folgenden
                              									Auseinandersetzungen voraussetzen, dürfen aber nicht vergessen, daſs sie etwas mehr
                              									Luft als die Einspritzmethode benöthigt, weil ja das Kühlwasser weniger erwärmt aus
                              									dem Oberflächencondensator als aus dem Einspritzcondensator austritt.
                           Würde man nun auf einem sehr guten Vacuum, z.B. 1/10, wie oben bei der indirekten Methode
                              									angenommen wurde, auch bei der direkten Methode bestehen, so träte der erwähnte
                              									Uebelstand der groſsen Luftmenge nur noch mehr hervor; jedoch ist das Verhältniſs
                              									der in beiden Fällen zu beschaffenden Luftmengen durchaus nicht so ungünstig für die
                              									direkte Kühlung, wie man meistens voraussetzt; theoretisch würde unter Beibehaltung
                              									der obigen Temperaturzahlen wohl eine 3 bis 3½ mal gröſsere Luftmenge nöthig sein;
                              									bedenkt man jedoch, daſs bei der letzteren die Luftströmung senkrecht auf die
                              									Kühlflächen, bei der gemischten Methode jedoch, der Natur der Construction nach, nur
                              									parallel zu derselben geführt werden kann, und daſs ferner der nasse
                              									Oberflächencondensator bald unreine Kühlflächen erhalten muſs, so dürfte kaum mehr
                              									ein praktisch belangreicher Unterschied in der Bläserarbeit vorhanden sein.
                           Beide Methoden würden verbessert werden, wenn man kein so starkes Vacuum herstellen und
                              									dafür, behufs Brennstoffersparniſs sehr hoch gespannten Kesseldampf anwenden würde;
                              									dann ist aber die direkte Luftkühlung der indirekten überhaupt vorzuziehen, denn
                              									jene braucht nicht zwei Kühlkörper, keine Wasserpumpe und keine Röhrenleitung,
                              									stellt also nicht die Betriebsstörungen, wie sie bei der indirekten Methode
                              									vorkommen, in Aussicht.
                           Noch vielseitiger anwendbar wird die direkte Luftcondensation, wenn ein Theil des
                              									nothwendigen Kühlwassers vorhanden ist und man die Kühlluft nur zur Ergänzung, zum
                              									Ersatz des fehlenden Kühlwassers verwendet; ein Fall, der sehr häufig vorkommen wird
                              									und bei dem sich eine sehr zweckmäſsige Anordnung durchführen läſst, auf die hier
                              									einzugehen nicht der Platz ist.
                           Unabhängig aber von der Frage nach Herstellung eines Vacuums ist die
                              									Dampfcondensation durch Luft in vielen Fällen von höchster Wichtigkeit, wenn es sich
                              									bloſs darum handelt, reines Speisewasser zu erzielen, Herbeischaffung von
                              									Speisewasser überhaupt (bis auf einen kleinen Bruchtheil) umgehen zu können, ferner
                              									das Geräusch des auspuffenden Dampfes und das Benässen von Nachbargebäuden durch
                              									denselben zu beseitigen, also Bedingungen zu erfüllen, die zu Lebensfragen für die
                              									Errichtung von Dampfanlagen werden können. Dann steht der direkten Luftcondensation
                              									keinerlei Bedenken im Wege und sie erscheint wegen dieses Anwendungsgebietes allein
                              									schon als ein höchst wichtiges Ziel der Verbesserung unserer Dampfmaschinenanlagen.
                              									Man hat dann nur nöthig, den Brennstoff von auſsen zuzuführen, sonst ist die ganze
                              									Anlage in sich abgeschlossen, es ist kein Brunnen zu graben, keine Rohrleitung
                              									anzulegen u.s.w. und daher nur nöthig, der eigentlichen Construction einer solchen
                              									Condensatoranlage selbst die nöthige Aufmerksamkeit zuzuwenden; sie muſs in ihrer
                              									Art klein, wohlfeil, leicht zugänglich und, etwaiger Ausbesserungen wegen, schnell
                              									ausschaltbar sein, ferner muſs dafür gesorgt werden, daſs die vom Dampfe
                              									mitgerissenen Schmieröle nicht wieder zurückgefördert werden.
                           Diese Bedingungen glaubt der Vortragende durch eigenthümliche Anordnungen bereits
                              									auch für den Fall eines Arbeitens mit theilweisem Vacuum im Condensator erfüllt zu
                              									haben, jedoch werde er auf diese Sache erst dann zurückkommen, nachdem sie durch
                              									einen praktischen Betrieb im Groſsen erprobt sein werde.
                           Die Zahlenergebnisse will der Vortragende bei einer weiteren Gelegenheit mittheilen.
                              									(Vgl. 1888 267 585.)