| Titel: | Ueber die Corrosion von Wasserleitungsröhren aus Blei. | 
| Autor: | P. Naef | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 186 | 
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                        Ueber die Corrosion von Wasserleitungsröhren aus
                           								Blei.
                        Ueber die Corrosion von Wasserleitungsröhren aus Blei.
                        
                     
                        
                           Carnelly und W. Frew
                              									beschreiben im Journal of the Society of Chemical
                                       										Industry, 1888 Bd. 7 S. 15, Versuche über den Einfluſs von gelöschtem Kalk,
                              									Kalkstein, Sand, Calciumsilicat und anderen Stoffen auf Blei. Gewogene Stücke von
                              									glänzendem Blei wurden in einen aus der betreffenden Substanz mit wenig Wasser
                              									angemachten Teig gelegt und nach 2 bis 4 Wochen der Gewichtsverlust durch abermalige
                              									Wägung bestimmt. Sämmtliche Versuche wurden doppelt ausgeführt, und zwar ein Mal in
                              									einem offenen Becherglas bei Luftzutritt, das andere Mal in einer geschlossenen
                              									Flasche.
                           Von den Schlüssen, welche Carnelly und Frew aus ihren zahlreichen Versuchen ziehen, seien hier
                              									die wichtigsten erwähnt:
                           1) In fast allen Fällen wird das Blei bei Luftzutritt mehr angegriffen als bei
                              									Luftabschluſs. Dieser Unterschied tritt besonders bei den Stoffen hervor, welche die
                              									gröſste Wirkung auf Blei zeigen. Thonerdehydrat und blauer Thon wirken ausnahmsweise
                              									etwas mehr bei Luftabschluſs. Bei Calciumcarbonat, altem Mörtel, Calciumsilicat oder
                              									einer Mischung von Calciumcarbonat und Kalk verursacht Zutritt oder Abschluſs von
                              									Luft fast keinen Unterschied. Kaliumnitrat dagegen zeigt ein merkwürdiges Verhalten;
                              									bei Luftzutritt wirkt es beinahe so stark auf Blei wie Wasser allein, bei
                              									Luftabschluſs aber vermindert es die Corrosion so stark wie Calciumsilicat.
                           2) Die Wirkung von Wasser auf Blei wird bei Luftzutritt durch die Gegenwart von
                              									Ammoniumnitrat oder gelöschtem Kalk, bei Luftabschluſs durch Calciumsulfat sowie
                              									auch durch eine Mischung von gelöschtem Kalk und Sand bedeutend erhöht. Alle anderen
                              									untersuchten Stoffe, sogar auch Kaliumnitrat, vermindern bei Zutritt und auch bei
                              									Abschluſs von Luft die Wirkung von Wasser auf Blei.
                           
                           3) Gelöschter Kalk wirkt in allen Fällen viel mehr corrodirend als Wasser allein, und
                              									wenngleich durch die Gegenwart von Sand diese Wirkung vermindert wird, zerstört doch
                              									frischer Mörtel Bleiröhren, die mit ihm in Berührung sind, sehr bald. Alter Mörtel
                              									dagegen wirkt, wie Calciumsilicat und Carbonat und im geringen Maſse Torf,
                              									schützend.
                           4) Von sehr groſser Wichtigkeit ist die Beobachtung, daſs Sand, Calciumcarbonat,
                              									alter Mörtel, Calciumsilicat und eine Mischung von Sand und Calciumcarbonat einen
                              									bedeutenden schützenden Einfluſs auf das Blei ausüben. Schon Crookes, Odling und Tidy haben gezeigt, daſs
                              									die Wirkung von weichem Wasser auf Blei durch den Kieselsäuregehalt beeinfluſst
                              									wird, und daſs beim Leiten des Wassers durch eine Mischung von Quarz und Kalkstein
                              									die Corrosion von Bleiröhren vermindert werden kann. Aus den Versuchen von Carnelly und Frew geht nun
                              									weiter hervor, daſs eine Mischung von Kalkstein und Sandstein bedeutend wirksamer
                              									ist, als die beiden Stoffe getrennt für sich. Die Verfasser glauben dieses auf die
                              									Bildung von Calciumsilicat zurückführen zu müssen, und in der That zeigten auch die
                              									Versuche, daſs Calciumsilicat als solches oder in altem Mörtel bedeutend gröſseren
                              									schützenden Einfluſs ausübt, als sowohl Calciumcarbonat oder Kieselsäure für sich
                              									allein.
                           5) Calciumsilicat verhindert die corrodirende Wirkung von Kalium und Ammoniumnitrat
                              									völlig, so daſs das Blei nicht mehr angegriffen wird als von Wasser, welches
                              									Calciumsilicat allein enthält. Sand und eine Mischung von Sand und Calciumcarbonat
                              									wirken ähnlich, doch nicht so stark schützend bei Gegenwart von salpetersaurem Kali
                              									und salpetersaurem Ammoniak.
                           6) Die schützende Wirkung von Calciumcarbonat scheint nicht von der Gegenwart von
                              									Kohlensäure und der Bildung von Bicarbonat abzuhängen.
                           7) Magnesia verhindert die Corrosion ebenso stark wie Calciumsilicat (vgl. G.v. Knorre 1887 266
                              									220).
                           P. Naef.