| Titel: | Das Engel'sche Heissluftmaschinen-System. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 193 | 
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                        Das Engel'sche
                           								Heiſsluftmaschinen-System.
                        Patentklasse 46. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 13.
                        Das Engel'sche Heiſsluftmaschinen-System.
                        
                     
                        
                           Eine groſse Unvollkommenheit der bisher in die Praxis eingeführten Heiſsluftmaschinen
                              									lag in deren mangelhafter Geschwindigkeitsregulirung.
                           Die ohnehin nur für kleinen Kraftbedarf geeigneten Verdrängermaschinen bedürfen der
                              									Bremsregulirung, so daſs diese Motoren bei jeder Beanspruchung den
                              									Brennstoffverbrauch für volle Kraftleistung erfordern.
                           Für die Maschinen nach den Systemen von Belou, Hock,
                                 										Roper u.A. hat man es mit anderen Regulirungen versucht, indes ohne
                              										Erfolg.Vgl. Hock 1880 237 *
                                    											94.
                           Bei dem Hock'schen Motor beeinfluſste der Regulator ein
                              									Ventil, welches comprimirte, aber noch unerhitzte Luft aus der Maschine auslieſs,
                              									sobald deren Gang sich zu sehr beschleunigte. Diese Regulirung wirkte nun zwar,
                              									abgesehen von dem aus dem Abblasen gespannter Luft entstehenden ziemlich erheblichen
                              									Arbeitsverlust, wärmesparend; aber es war doch nicht zu vermeiden, daſs der Druck
                              									der Luft bei geringer Beanspruchung der Maschine stark herabsank – bis auf 0at,1 Ueberdruck – und daſs, wenn die Maschine von
                              									geringer auf volle Beanspruchung, zu welcher 0at,5
                              									Ueberdruck erforderlich waren, übergehen sollte, die fehlende Kraft für einige
                              									Umdrehungen dem Schwungrade entnommen werden muſste, so daſs diese Motoren bei
                              									wechselnder Beanspruchung unregelmäſsig liefen.
                           An die Construction von geschlossenen Hochdruckmaschinen durch Einschalten eines
                              									geschlossenen Kühlraumes zwischen den Aus- und Einlaſsventilen eines offenen Motors
                              									war unter diesen Umständen nicht zu denken; denn bei solchen Maschinen würden sich
                              									ja alle Uebelstände der offenen Motoren in erhöhtem Maſse zeigen.
                           Das in Deutschland durch * D.R.P. Nr. 41139 vom 26. Oktober 1886 geschützte Engel'sche System scheint das Problem einer im
                              									Verhältnisse der Kraftleistung wärmesparenden Regulirung bei regelmäſsigem Gange der
                              									Maschine auch für wechselnde Beanspruchung zu lösen.
                           Der Grundgedanke dieses Systemes ist der, den Druck in den offenen Maschinen sowohl
                              									als die Drucke im Heizraum und Kühlraum der geschlossenen Maschinen nach dem System
                              										Belou u.s.w. gleichbleibend zu erhalten und nun
                              									einen gleichmäſsigen Gang der Maschine dadurch zu erzeugen, daſs die Luftpumpe
                              									gleichen Hubraum wie der Treibcylinder erhält, aber je nach der Kraftleistung
                              									veränderliche Füllung, so daſs bei zu schnellem Gange der Maschine das Diagramm der
                              									Luftpumpe gleich dem Diagramm des Treibcylinders wird, also die Kraftleistung völlig
                              									aufhört, während bei langsamerem Gange noch unerhitzte und nicht gepreſste Luft in
                              									die Atmosphäre oder bei geschlossenen Maschinen in den Kühlraum wieder ausgestoſsen
                              									wird. Diese Wirkung kann
                              									leicht durch eine einfache variable Steuerung des Einlaſsventiles der Luftpumpe
                              									erreicht werden, und eine solche Steuerung erfordert, weil dieses Ventil während des
                              									Einsaugens der Luft nicht belastet ist, nur sehr wenig Kraftaufwand.
                           Wegen der veränderlichen Füllung der Luftpumpe wird natürlich auch die Zufuhr
                              									gepreſster Luft in den Erwärmungsraum und die damit in unmittelbarem Zusammenhange
                              									stehenden Räume veränderlich sein. Soll nun, wie vorausgesetzt, der Druck in der
                              									Maschine unverändert bleiben, so muſs auch die Erwärmung dieser eingepumpten Luft
                              									eine veränderliche sein.
                           Wenn die Maschine volle Kraft leistet, und die Luftpumpe also sehr wenig unerhitzte
                              									Luft comprimirt, muſs die Luft gleich wie bei den bisherigen Motoren auf den
                              									höchsten zulässigen Wärmegrad erhitzt werden. Wird dagegen bei Leergang eine
                              									erheblich gröſsere Menge kalter Luft in die Maschine eingeführt, so darf dieser Luft
                              									nur sehr wenig Wärme zugeleitet werden, wenn der Druck nicht steigen soll.
                           Diese mehr oder weniger starke Erwärmung der Luft regelt ein unmittelbar vom
                              									Luftdruck beeinfluſster Regulator, welcher ein Register, durch welches die aus der
                              									Luftpumpe kommende Luft streichen muſs, entsprechend einstellt, so daſs die Luft
                              									bald durch den Heizraum, bald ohne Erwärmung durch einen Vorraum geleitet wird.
                           Es sind also zwei zusammengehörige Einrichtungen, durch welche die gewünschte Wirkung
                              									erreicht wird: die veränderliche Füllung der Luftpumpe und das vom Luftdruck
                              									beeinfluſste Register.
                           Die Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 13
                              									zeigen einen geschlossenen Motor dieses Systemes nebst den Armaturen einer Maschine
                              									für gröſsere Kraftleistung.
                           Die Luft wird aus dem Kühlraum K durch das veränderlich
                              									gesteuerte Ventil c eingesaugt in die von Kühlwasser
                              									umgebene Luftpumpe (auch der Kolben ist gekühlt), welche hier passend mit dem
                              									Treibcylinder zu einem einzigen Cylinder C vereinigt
                              									ist. Die Luft gelangt durch die Klappe d in einen
                              									Vorraum M und von hier je nach der Stellung des
                              									Registers f entweder durch r1, den Heizraum H und r2 oder
                              									direkt und unerhitzt zum Einlaſsventil a des Cylinders,
                              									um von dort nach geschehener Expansion nach dem Kühlraum K zurückzukehren-
                           Die Einstellung des Registers f besorgt der Regulator
                              										E, in welchem der Luftdruck des Heizraumes
                              									einerseits und der Luftdruck des Kühlraumes andererseits auf einen nach dem
                              									Verhältniſs der gewünschten Drucke getheilten Hebel einwirken, welcher sich bei
                              									unrichtigem Verhältniſs dieser Drucke entweder nach der einen oder der anderen Seite
                              									überlegt und dadurch bei Ueberwiegen des Druckes in H
                              									die Erhitzung der eingepumpten Luft verhindert und das Umgekehrte bei Ueberwiegen
                              									des Druckes in K veranlaſst. Das Gewicht am längeren
                              									Hebelarme gleicht die Differenz des auf den Kolbenflächen lastenden atmosphärischen
                              									Luftdruckes aus.
                           
                           Weil bei Druckschwankungen Luft aus H nach M übertritt, so wird die Verbindung zwischen dem
                              									unteren Theile von M und dem Register f durch ein von Wärmeschutzmasse umgebenes Rohr W vermittelt, während die etwa aus r1 zurücktretende,
                              									bereits erhitzte Luft im oberen Theile von M
                              									verbleibt.
                           Für die Ventile gibt Fig. 2 (Auslaſsventil b
                              									Fig. 1) eine
                              									Construction mit Wasserkühlung, welche höchste Betriebsdauer sichert und
                              									Luftverluste verhindert.
                           Letztere könnten nur an der Stopfbüchse der Kolbenstange vorkommen, und um hier die
                              									Reibung nicht unnöthig zu vermehren, ist oberhalb der Stopfbüchse ein
                              									Flüssigkeitsbehälter eingeschaltet, welcher aus dem seitlich angebrachten, unter dem
                              									Ueberdruck aus M stehenden Behälter O leicht gefüllt werden kann.
                           Als Heizraum kann jede Vorrichtung zum Dampfüberhitzen dienen. Die in Fig. 1 gegebene Anordnung
                              									sucht eine zu starke Erhitzung bezieh. ein Erglühen der Wandungen des Heizraumes
                              									durch Zumischen kalter Luft zu den Feuergasen zu verhindern.
                           Fig. 3 gibt
                              									eine Ansicht der Steuerung, welche wohl etwas umständlich erscheint. Es ist nämlich
                              									noch eine Vorrichtung zum Stillsetzen der Maschine beigefügt, welche durch dauerndes
                              									Offenhalten der Ventile b und c und dauernden Schluſs des Ventiles a
                              									erreicht wird, so daſs die Drucke in H und K unverändert bleiben und der Motor ohne Weiteres
                              									wieder in Gang gesetzt werden kann.
                           Einfacher wäre letzteres durch ein in das von f nach a führende Rohr einzuschaltendes Absperrventil zu
                              									erreichen. Würde man letzteres langsam schlieſsen, so würde der Widerstand der Luft
                              									die Maschine alsbald bei gleichfalls unveränderten Drucken in H und K zum Stillstand
                              									bringen. Auch würde dann bei Anwendung von zwei Cylindern ein Anlassen aus dem
                              									Stande möglich sein.
                           Bei diesen Maschinen ist der Umsatz von Wärme in Arbeit bei jeder Beanspruchung ein
                              									gleich günstiger wegen der unveränderten Höhe der Compression und Expansion nach der
                              									adiabatischen Curve der permanenten Gase. Die Maschine verbraucht also Wärme nur der
                              									Kraftleistung entsprechend.
                           Was die Maximalleistung dieser Motoren anbelangt, so ist dieselbe für offene
                              									Maschinen natürlich gleich derjenigen der bisherigen offenen Motoren bei gleichen
                              									Druck- und Wärmeverhältnissen. Erhöht man aber den Druck und erniedrigt die Wärme,
                              									was bei den Motoren des neuen Systemes thunlich ist, so nimmt die Kraft der Maschine
                              									durchaus nicht ab. So z.B. leistet eine offene Maschine bei 0at,5 Ueberdruck und 530° noch eben so viel Arbeit,
                              									als eine Maschine von gleicher Dimension des Treibcylinders bei 2¼at Ueberdruck und 300°.
                           Geschlossene Maschinen leisten bei 6at,5 absolutem
                              									höchsten Druck, 200° im Heizraum und 30° im Kühlraum das gröſste Maſs von Arbeit,
                              										wenn sich die Drucke
                              									im Heizraum und Kühlraum verhalten wie 1,77 : 1, was durch dementsprechende
                              									Eintheilung des Hebels am Regulator E (Fig. 1) leicht zu
                              									erreichen ist. Die geleistete Arbeit beträgt dann nominell bei einem Hubvolumen von
                              										1cbm etwa 5750mk.
                           Rechnet man hiervon nur die Hälfte als effective Leistung, so bleiben effectiv etwa
                              										2850mk, also etwa 38  bei 60
                              									Umdrehungen in der Minute.
                           Textfig. 1 und 2
                              									zeigen die Diagramme für volle Kraft und Leergang; defg
                              									ist das Diagramm des Treibcylinders und abcd bezieh.
                              										gbcd dasjenige der Luftpumpe. Die bei den
                              									geschlossenen Maschinen vorkommenden Luftverluste werden durch eine in der Zeichnung
                              									nicht angeführte Luftersatzpumpe ausgeglichen, welche in Thätigkeit tritt, sobald
                              									der Druck im Kühlraum unter das festgesetzte Maſs sinkt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 268, S. 196
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 268, S. 196
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
