| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | Stammer | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 275 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 221
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildung.
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           H. Leplay (Bulletin de l'Association des chimistes, Bd.
                                 									5 Nr. 8 S. 306) hat einen Apparat für Anstellung von OsmoseversuchenOhne des früher (1878) von Maumené zu demselben
                                    											Zwecke empfohlenen Erwähnung zu thun (Zeitschrift
                                       												für die Rübenzuckerindustrie, Bd. 28 * S. 744).
                              									angegeben und Osmometer genannt. Derselbe hat die in
                              									nebenstehender Figur dargestellte Einrichtung.
                           Den Haupttheil bilden zwei hohle kupferne, verzinnte Scheiben AA1 von gleicher Gröſse und gleichem
                              									Rauminhalt und etwa 3cm Tiefe. Am Rande sind sie
                              									mit Flanschen und Bolzen versehen, um auf einander geschraubt und gedichtet zu
                              									werden. Ein Blatt des zu prüfenden Pergamentpapieres wird zwischen die Scheiben
                              									eingelegt und dann die Schraube angezogen. Man erhält so einen Hohlraum, welcher in
                              									zwei gleiche Zellen durch das Papier o. dgl. getheilt ist, und zwar befindet sich
                              									letzteres zwischen zwei in die Scheiben eingelegten Metallsieben in senkrechter
                              									Stellung gehalten.
                           Textabbildung Bd. 268, S. 275Oben auf jeder Scheibe befindet sich ein Rohransatz B und B1 und
                              									in diesem, durch Schraube und Gummiring gedichtet, je eine in halbe Cubikcentimeter
                              									getheilte Glasröhre CC1
                              									mit etwa 200 Theilstrichen auf 36cm Höhe. Endlich
                              									sind unten an den Scheiben die Ablaſshähne DD1 angebracht.
                           Wenn man eine der beiden Zellen, z.B. die linke, mit destillirtem Wasser füllt, so
                              									findet man, daſs, so lange der Versuch auch dauern mag, kein Wasser durch das
                              									Pergamentpapier in den rechten Raum übergeht; das Pergamentpapier ist also
                              									undurchlässig für Wasser.
                           Wenn man die eine Zelle statt mit Wasser mit Zuckerlösung füllt, so geht ebenfalls,
                              									wie lange auch der Versuch dauern mag, nicht das Geringste durch das Pergamentpapier
                              									hindurch, ein Beweis dafür, daſs dieses auch für Zuckerlösung undurchlässig ist.
                           Hat man nun z.B. die rechte Zelle mit Zuckerlösung gefüllt und bringt man dann in die
                              									linke so viel destillirtes Wasser, daſs beide Flüssigkeiten in den Glasröhren gleich
                              									hoch, z.B. beim 100. Strich stehen, so tritt unverweilt der Dutrochet'sche endosmotische Strom ein: die Zuckerlösung rechts steigt und
                              									das Wasser links fällt. Diese Vermehrung der Zuckerlösung geht ununterbrochen
                              									weiter, bis die Lösung das obere Ende der rechten Röhre, d.h. den Nullpunkt
                              									erreicht; das Wasser
                              									nimmt in demselben Verhältniſs ab. Leert man in diesem Augenblicke beide Zellen, so
                              									findet man, daſs die Zuckerlösung verdünnt worden ist, z.B. von 30° B. auf 27°, und
                              									daſs das Wasser in der linken Zelle Zucker aufgenommen hat und von 0° beispielsweise
                              									auf 0,8° gekommen ist.
                           Dies beweist, daſs der doppelte Strom Dutrochet's
                              									eingetreten ist, nämlich der starke oder endosmotische vom Wasser zur dichteren
                              									Zuckerlösung, und der schwache oder exosmotische in umgekehrter Richtung.
                           Wenn man auf die Glasröhre der rechten Zelle noch eine Röhre von 2 oder sogar 3m fest und dicht aufsetzt, und die beiden
                              									vorherigen Versuchsflüssigkeiten wieder in die Zellen bringt, dann so viel Wasser in
                              									die linke zugieſst, bis der Nullpunkt wieder erreicht wird, so steigt die
                              									Zuckerlösung in der rechten Röhre von Neuem, während das Wasser in der linken bis
                              									zum Grunde der Röhre sinkt. Füllt man hier weiterhin Wasser zu, so steigt die
                              									Zuckerlösung links immer mehr, bis endlich, wenn der Versuch lange genug gedauert
                              									hat, die Flüssigkeiten ihren Stand nicht weiter verändern, obwohl derselbe in den
                              									beiden Röhren bis zu 3m verschieden ist.
                           Der Versuch kann dann noch weiter fortgesetzt werden. Man leert die linke Zelle und
                              									ersetzt die Zuckerlösung in derselben durch Wasser, welches man wieder bis zum
                              									Nullpunkt einfüllt. Dann beginnt das Steigen der Zuckerlösung im rechten Rohre von
                              									Neuem und dauert so lange, bis die Dichtigkeit beider Lösungen wieder die gleiche
                              									ist. Man kann nun nochmals die Lösung in der linken Zelle durch Wasser ersetzen, und
                              									zugleich die Dichtigkeit der Lösung in der rechten durch Einfüllen von feinem Zucker
                              									von oben in die Röhre erhöhen. Der endosmotische Strom beginnt dann sofort wieder
                              									und es steigt die Flüssigkeit rechts immer weiter, so lange bis die Dichtigkeiten
                              									wieder gleich sind, ganz wie dies zu Anfang des Versuches stattgefunden hat. Ein
                              									derartiger Versuch brachte die Höhe der Zuckerlösung bis zu 10m.
                           Endlich aber tritt ein Punkt ein, wo die Flüssigkeit nicht weiter steigt, trotz der
                              									verschiedenen Dichte und des verschiedenen Gehaltes der beiden Lösungen. Alsdann
                              									stellt sich das Gleichgewicht durch Filtration her, d.h. unter dem Einfluſs des
                              									Druckes der Flüssigkeitssäule in der rechten Röhre wird der endosmotische Strom
                              									aufgehalten, das Pergamentpapier wird für die dichtere Lösung durchlässig, und die
                              									Flüssigkeit rechts bleibt stillstehen, wenn man den Apparat sich selbst
                              									überläſst.
                           Diese Versuche können noch weiter fortgesetzt und mehrfach abgeändert werden. Sie
                              									dienen dazu, die bisher noch nicht nach allen Seiten beleuchteten Erscheinungen der
                              										Melassenosmose zu studiren, und die Bedingungen
                              									ausfindig zu machen, unter welchen diese Arbeit die lohnendsten Erfolge geben kann;
                              									der Apparat soll in einem Worte die Gesetze dieser Osmose finden lassen, und zwar
                              									besonders dazu dienen:
                           
                           1) Die Schnelligkeit der Osmose oder des Durchganges durch das
                              									Pergamentpapier für jeden Bestandtheil der Melasse, einzeln oder in der Melasse, zu
                              									bestimmen.
                           2) Durch genaue Versuche den Grad der Osmosirbarkeit für jede
                              									Melasse oder anderen Syrup im Zusammenhang mit jener Schnelligkeit zu messen.
                           3) Den Einfluſs der Dichte der Osmoseflüssigkeiten auf die
                              									Geschwindigkeit der Osmose zu ermitteln.
                           4) Den Einfluſs dieser Dichten auf den Zuckerverlust zu
                              									finden.
                           5) Den Einfluſs der Wärme zu bestimmen.
                           6) Ebenso den der verschiedenen Papiere, wie auch
                           7) denjenigen des Wassers.
                           8) Ueberhaupt wird man mit diesem Osmometer durch genaue Versuche
                              									die Bedingungen und Einflüsse kennen lernen, unter denen die Osmose mit dem besten
                              									Erfolge angewandt werden kann.
                           Ein Verfahren und Apparate zum Osmosiren von Melasse und
                                 										anderen Flüssigkeiten wurde für Wilh.
                                 										Middendorf in Schöningen, Braunschweig, patentirt (* D.R.P. Nr. 41323 vom
                              									16. December 1886). Dieses Verfahren besteht im Gegensatz zu dem in Zuckerfabriken
                              									allgemein üblichen Verfahren der continuirlichen Osmose darin, daſs man jedesmal
                              									eine bestimmte Menge erwärmter Melasse in Arbeit nimmt und dieselbe so oft und so
                              									lange mit ganz beliebiger Geschwindigkeit durch die Melasserahmen eines von heiſsem
                              									Wasser durchströmten Osmoseapparates und das sie enthaltende Gefäſs hindurchcirculiren oder zwischen beiden hin und zurück strömen läſst, bis sie den gewünschten
                              									Reinheitsgrad erlangt hat. Hierbei wird also die Melasse einer ganzen Reihe auf
                              									einander folgender schwacher Osmosen unterworfen, die eine zwar sehr langsame, aber
                              									stetig fortschreitende Verbesserung ihrer Reinheit bewirken, mit welcher eine
                              									Volumenvergröſserung in Folge von Wasseraufnahme verbunden ist.
                           Zur Ausführung dieses Osmosirverfahrens dienen entweder gewöhnliche Osmoseapparate
                              									der bekannten Construction, welche mittels einer Pumpe oder eines in gleicher Weise
                              									wirkenden Flüssigkeitshebers mit dem die Melasse enthaltenden Gefäſse verbunden
                              									werden, oder sogen. „Osmosatoren“, bestehend aus einem Osmosekörper, welcher
                              									nur Wassercirculationskanäle, dagegen keine Melassecirculationskanäle, statt
                              									derselben aber Schlitze oder Oeffnungen beliebiger anderer Form in den Melasserahmen
                              									besitzt und innerhalb des die Melasse enthaltenden Geläſses angeordnet, also
                              									vollständig von Melasse umgeben ist.
                           J. Stuchly (Seelowitz) versuchte, den Werth der Knochenkohle-Filtration ziffermäſsig
                              									festzustellen (Zeitschrift für Zuckerindustrie in
                                 										Böhmen, 1887 Bd. 12 H. 2 S. 81).
                           Es wurde nur der Dicksaft filtrirt und die aufgestellten Vergleiche gelten also nur
                              									für Dicksaft-, nicht für Dünnsaftfiltration. Der Erfolg wurde an dem Gemenge des
                              									filtrirten Dicksaftes mit den entsprechenden
                              									Absüſswässern, die von gleichzeitig mit demselben Safte laufenden Filtern stammten,
                              									bestimmt. Der Verfasser ist der Ansicht (s. unten), daſs die Trennung der Süſswasser
                              									auf die Gesammtausbeute keinen erheblichen Einfluſs habe und die Filtrationswirkung nur nach der
                              									Aufbesserung des Reinheitsquotienten des gesammten Filtrates, also einschlieſslich
                              									der Absüſswasser beurtheilt werden solle.
                           Es wurden 2 12stündige Filtrationsversuche durchgeführt. Das Gewicht der verwendeten
                              									Knochenkohle betrug etwa 30 Proc. des Dicksaftgewichtes, was beiläufig 8 Proc. der
                              									verarbeiteten Rübe entspricht. Beim ersten Versuch wurde ein gutes Betriebsspodium
                              									mit 5½ bis 6 Proc. Kohlenstoffgehalt verwendet, zum zweiten Versuch wurde zur Hälfte
                              									neues, noch unverwendetes Spodium genommen. Jedem Behälter unfiltrirten Dicksaftes
                              									wurde nach guter Durchmischung eine abgemessene Probe entnommen, und die
                              									zusammengegossenen Proben während der Dauer des Versuches heiſs erhalten. Der dem
                              									bemusterten unfiltrirten Dicksaft entsprechende filtrirte Dicksaft wurde, mit den
                              									entsprechenden Abwässern vermengt, zu einem Sud vereinigt und von der so erzielten
                              									Füllmasse ein möglichst genaues Durchschnittsmuster genommen. Die Absüſsung der
                              									Filter wurde heiſs und bis zu einem Zuckergehalt von 0,25 Proc. des trockenen
                              									Spodiums durchgeführt, wobei das letzte Absüſswasser annähernd den Melassequotienten
                              									65 hatte. Uebrigens hat in gewissen Grenzen der Grad der Aussüſsung keinen
                              									wesentlichen Einfluſs auf das Resultat des Filtrationsversuches, da einem gröſseren
                              									Zuckergehalt der Knochenkohle ein höherer Reinheitsquotient des Filtrates
                              									entspricht.
                           Ein Theil des Durchschnittsmusters vom unfiltrirten Dicksaft wurde über Leinwand,
                              									welche früher gut ausgekocht worden war, filtrirt, und das Filtrat dieser
                              										„mechanischen Filtration“ ebenfalls untersucht.
                           Die Analyse der so erzielten Proben ergab folgende Resultate, wobei zu bemerken ist,
                              									daſs die Veraschung unter Zusatz von Schwefelsäure vorgenommen wurde:
                           I. Versuch.
                           
                              
                                 
                                 Zucker
                                 Wasser
                                 Asche
                                 org.Nichtz.
                                 wirkl.Rquoz.
                                 
                              
                                 Unfiltrirter Dicksaft
                                 42,94
                                 52,48
                                 1,62
                                 2,96
                                 90,36
                                 
                              
                                 Ueber Leinwand filtrirter Dicksaft
                                 43,01
                                 52,48
                                 1,57
                                 2,96
                                 90,50
                                 
                              
                                 Füllmasse aus dem über Spodium   filtr. Dicksaft u. den
                                    											Absüſswässern
                                 87,14
                                   4,38
                                 2,87
                                 5,61
                                 91,13
                                 
                              
                           Es ist hier der Reinheitsquotient des über Knochenkohle filtrirten Productes
                              									gegenüber demjenigen des unfiltrirten Dicksaftes um 0,77, und gegenüber demjenigen
                              									des über Leinwand filtrirten Dicksaftes um 0,63 höher.
                           II. Versuch.
                           
                              
                                 
                                 Zucker
                                 Wasser
                                 Asche
                                 org.Nichtz.
                                 wirkl.Rquoz.
                                 
                              
                                 Unfiltrirter Dicksaft
                                 42,02
                                 53,05
                                 1,76
                                 3,17
                                 89,50
                                 
                              
                                 Ueber Leinwand filtrirter Dicksaft
                                 42,08
                                 53,04
                                 1,70
                                 3,18
                                 89,61
                                 
                              
                                 Füllmasse aus dem über Spodium   filtr. Dicksaft u. den
                                    											Absüſswässern
                                 86,80
                                   3,93
                                 3,31
                                 5,96
                                 90,35
                                 
                              
                           Demnach ist der Reinheitsquotient des über Knochenkohle
                              									filtrirten Productes um 0,85 höher als derjenige des unfiltrirten Dicksaftes und um
                              									0,74 höher als derjenige des über Leinwand filtrirten Dicksaftes.
                           
                           Wie man sieht, ist die Aufbesserung des Reinheitsquotienten.) wenn man die
                              									Absüſswässer mit in Betracht zieht, eine verhältniſsmäſsig geringe, jedenfalls aber
                              									2 bis 3 mal geringer, als sie beim filtrirten Dicksaft, dem keine Absüſswässer
                              									beigemischt sind, zu sein pflegt; und es entsteht angesichts dieses Resultates die
                              									Frage, ob die durch diese Aufbesserung bedingte Mehrausbeute an Zucker hinreichend
                              									groſs ist, um die Spodiumfiltration noch als vortheilhaft erscheinen zu lassen.
                           Zur Beantwortung dieser Frage hat nun Stuchly den Werth
                              									bestimmt, welchen die Füllmassen haben, die aus demselben unfiltrirten Dicksaft
                              									stammen, dessen einer Theil über Knochenkohle, der andere über Leinwand filtrirt
                              									wurde. Es wurden dabei die Resultate benützt, welche der erste mit gewöhnlichem
                              									Betriebsspodium angestellte Versuch lieferte, da das beim zweiten Versuch benützte
                              									Quantum neuer Knochenkohle in der Regel zu verwenden nicht möglich wäre.
                           Bei der Berechnung wurde angenommen, daſs die Füllmassen einen Trockensubstanzgehalt
                              									von 96 Proc. haben, daſs ihre Ausbeutung bis zum dritten Product durchgeführt wird,
                              									und der gesammte so gewinnbare Rohzucker bei einem Rendement von 88 einen
                              									Reinheitsquotienten von 96,7 und einen Trockensubstanzgehalt von 98,5 Proc. besitzt
                              									– entsprechend der Zusammensetzung 95,25 Zucker, 1,50 Wasser, 1,45 Asche, 1,80
                              									organischem Nichtzucker – während der Quotient des letzten Ablaufsyrupes (Melasse)
                              									65 und seine Trockensubstanz 80 Proc. beträgt. Auf eine eventuelle
                              									Melasseentzuckerung konnte selbstverständlich keine Rücksicht genommen werden.
                           Die Ausbeute an Rohzucker und Syrup aus der Füllmasse, wenn die wirklichen
                              									Reinheitsquotienten dieser drei Producte bekannt sind, wurde nun berechnet und es
                              									ergibt sich der Geldwerth der beiden Füllmassen, unter der den jetzigen
                              									Verhältnissen entsprechenden Annahme eines Rohzuckerpreises von fl. 24 und fl. 5
                              									(österr. Währung) für den (unosmosirten) Melassesyrup wie folgt:
                           100k Füllmasse, welche aus über
                              									Leinwand filtrirtem Dicksaft abstammt, geben:
                           
                              
                                 78,39k Rohzucker v.
                                    											88 Rdmt.
                                 zu
                                 fl.
                                 24
                                 = fl. 18,81
                                 
                              
                                 23,47k Syrup von 65
                                    											Quot.
                                 „
                                 „
                                   5
                                 = „    1,17
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                   fl. 19,98
                                 
                              
                           100k Füllmasse aus über
                              									Knochenkohle filtrirtem Dicksaft, dem die entsprechenden Absüſswässer beigemengt
                              									wurden, geben:
                           
                              
                                 80k,34
                                    											Rohzucker v. 88 Rdmt.
                                 zu
                                 fl.
                                 24
                                 = fl. 19,28
                                 
                              
                                 21k,08
                                    											Syrup v. 65 Quot.
                                 „
                                 „
                                 5
                                 = „    1,05
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                   fl. 20,33
                                 
                              
                           Es hat demnach die mit Benützung von Knochenkohle erzeugte Füllmasse einen Mehrwerth
                              									von 35 kr. für 100k, was bei einem
                              									Füllmasse-Quantum von 400q täglich fl. 140
                              									entspricht.
                           Diesem Mehrwerth der Füllmasse sind nun die täglichen Filtrationskosten
                              									gegenüberzustellen, welche nach Aufstellung des Verfassers zu 117 fl. anzunehmen
                              									sind, so daſs dann bei den angenommenen Zuckerpreisen nur ein täglicher Gewinn von 23
                              									fl. übrig bleibt. Natürlich ist hier nur auf die Menge des Gesammtnichtzuckers,
                              									nicht auf die mehr oder minder die Krystallisation beeinträchtigende Beschaffenheit
                              									der einzelnen Bestandtheile Rücksicht genommen; ebenso ist die, in Geldwerth nicht
                              									auszudrückende Entfärbung nicht in Betracht gezogen
                              									worden, sowie auch noch andere, vom Verfasser hervorgehobene Momente
                              									unberücksichtigt bleiben muſsten.
                           Wenn nun hiernach Stuchly zu dem Ergebniſs kommt, daſs
                              									der Knochenkohlefiltration ein sehr geringer Werth zukomme und dieselbe also besser
                              									zu unterlassen sei, so müssen wir vielmehr eine Verallgemeinerung eines solchen
                              									Schlusses gerade aus den vorliegenden Beobachtungen als unstatthaft bezeichnen. Wenn
                              									andere Verhältnisse der Filtration nicht herzustellen, als die in dem der Berechnung
                              									zu Grunde gelegten Fall, so war diese Berechnung wohl ganz überflüssig, denn nach
                              									Allem, was wir über die Wirkungsweise der Knochenkohle wissen, war ein günstiger,
                              									oder überhaupt ziffermäſsig aufzustellender Erfolg in keiner Weise zu erwarten.
                           Mehrere Punkte sind in dieser Beziehung gleich einfluſsreich. Erstens ist nur die
                              									Filtration mit Dicksaft ausgeführt worden, und wenn auch dieser aus unfiltrirtem
                              									Dünnsaft stammte, so ist es doch feststehend, daſs die. Wirkung der Knochenkohle mit
                              									zunehmender Concentration der Säfte sehr rasch abnimmt, und es ist somit gerade die
                              									Hauptwirkung der Knochenkohle auſser Benützung geblieben. Zweitens war die Menge der
                              									Knochenkohle, nämlich 8 Proc. der Rüben, eine so geringe, daſs eine bemerkenswerthe
                              									Verbesserung der Säfte gar nicht zu erwarten war, und drittens hätten die Süſswasser
                              									getrennt verarbeitet werden müssen. Es hätte in jeder Hinsicht die anerkannt beste Arbeitsweise angewandt werden müssen, das ist
                              									aber durchaus nicht der Fall gewesen und wenn der Verfasser trotz alledem dennoch zu
                              									einem ziffermäſsig zu bestimmenden Vortheil gelangt, selbst ohne die Entfärbung mit
                              									heranzuziehen, so ist dies gewiſs als ein Beweis für,
                              									nicht gegen die fühlbare Wirksamkeit der Knochenkohle anzusehen. Man hätte es unter
                              									den gegebenen Umständen gewiſs gar nicht erwarten können, daſs ein so
                              									ausgesprochener Unterschied in der Beschaffenheit der Füllmassen sich herausstellen
                              									würde.
                           Stammer.